Records in Contexts (RiC) Entwurf des archivsches Erschliessungsstandards (RiC) INTERNATIONAL COUNCIL ON ARCHIVES EXPERTS GROUP ON ARCHIVAL DESCRIPTION Übersetzung eines Auszuges der Präsentation anlässlich der Vorstellung des Standards in Seoul im September 2016 durch die Arbeitsgruppe Normen und Standards des Verein Schweizer Archivarinnen und Archivare ICA Experts Group on Archival Description Records in Contexts Experts Group on Archival Description (EGAD) • Die Expertengruppe wurde 2012 von der Programmkommission des ICA ernannt • Partieller Nachfolger des Committee on Best Practices and Standards (CBPS) • Mandat 2012-2016 • Beauftragt mit der Entwicklung eines konzeptuellen Modells für die archivische Erschliessung o Gestützt auf die vier gegenwärtigen ICA-Erschliessungstandards o Einsatz formaler Techniken zur Informationsmodellierung ICA Experts Group on Archival Description ICA Standards for Archival Description 1988-2008 Standard Ausgabe Principles Entwicklung Publikation (1988) 1989-1992 1992 ISAD 1. 1990-1993 1994 ISAAR 1. 1993-1995 1996 ISAD 2. 1996-2000 1999 ISAAR 2. 2000-2004 2004 ISDF 1. 2005-2007 2007 ISDIAH 1. 2005-2008 2008 ICA Experts Group on Archival Description Archivische Prinzipien: Records in Contexts • Provenienzprinzip • Respect des fonds • Die von einer Person oder Organisationseinheit erstellten, gesammelten und verwendeten Unterlagen (Records) sind zusammenzuhalten und nicht mit Unterlagen aus anderen Quellen zu vermischen • Respekt der ursprünglichen Ordnung • Die durch die Entstehungszusammenhänge begründete Ordnung der Unterlagen ist wesentlich für das Verständnis der inneren Zusammenhänge und liefert Belege für ihre Verwendung • Prinzip allgemein anerkannt • Allerdings historische und kulturelle Unterschiede im Verständnis • Records in Contexts • Verkörpert beiden Facetten des Prinzips • Jedoch erweitertes Verständnis von Provenienz • Basierend auf einer konzeptionellen und praktischen Kritik der archivischen Erschliessung • Unterlagen und die Akteure, welche sie erstellen, verwalten und nutzen existieren nicht voneinander isoliert, sondern in komplexen Schichten von miteinander verbundenen, voneinander abhängigen Kontexten ICA Experts Group on Archival Description Historischer Kontext Seit mindestens Mitte des 19. Jahrhunderts, überdenken Gedächtnisinstitutionen die Erschliessung ihrer Bestände in Bezug auf neue und kommende Kommunikationstechniken • Aktuell • Separierung der einzelnen Verzeichnungselemente • Möglichkeit der effizienten Erstellung herkömmlicher Zugriffswerkzeuge (Buchkataloge, Findmittel) • Gleichzeitig Möglichkeit der Neukombinierung der einzelnen Komponenten und damit neue Werkzeuge und Perspektiven für Findmittel • Die vier bestehenden ICA-Standards verkörpern dieser Trend • Die Separierung und die neuen Perspektiven wurden allerdings nicht erreicht ICA Experts Group on Archival Description Gegenwärtige und zukünftige Technologielandschaft • Vernetzung – natürlich –, Markup (XML) und Datenbanken (SQL) … • XML und SQL haben bisher dominiert aber… • Aufkommen graphenorientierter Technologien: RDF, Semantische Technologien und Linked Open Data o Mehr Gestaltungsmöglichkeiten, aber auch eine grössere Herausforderung bezüglich Komplexität und Qualität der Daten • Chancen: Separierung, Rekombination, Verknüpfbarkeit, Öffnung von Fachbereichsgrenzen, neue Perspektiven, neue Wege ... • Die Archivcommunity muss sich neu orientieren, um diese Chancen zu ergreifen ICA Experts Group on Archival Description Die RiC-Produkte • Konzeptionelles Model für die archivische Erschliessung (RiC-CM) • Das Modell verbindet die gegenwärtigen ICA-Standards • Dokumentiert die wichtigsten Entitäten der archivischen Erschliessung und ihre Eigenschaften • Diagramme illustrieren, wie die einzelnen Komponenten für die Erschliessung miteinander verbunden werden • Stellungnahme zum Entwurf von RiC-CM bis 31. Dezember 2016 • Onthologie für die archivische Erschliessung (RiC-O) • Basiert auf RiC-CM • Ausgedrückt mit Hilfe von W3C OWL • Verbindet die archivischen Erschliessungskonzepte mit verwandten Konzepten anderer Gedächtnisinstitutionen um einen gemeinsamen Zugang auf die historische Überlieferung zu ermöglichen • Ermöglicht eine Teilnahme der Archivwelt «on its own terms» • Entwurf wird Ende 2016 zur Verfügung stehen ICA Experts Group on Archival Description Von ISAD(G) • Heute vorherrschende Form der archivischen Verzeichnung • • • • • • Hierarchische Beschreibung einzelner Bestände (top-down) Beschreibung des Ganzen, seiner Teile und Teile der Teile Weitgehend in sich geschlossen d.h. nicht mit weiteren Kontexten verbunden Alles ist in einem einzigen Apparat ISAD(G) ist ein Modell dieses Ansatzes, EAD eine Methode seiner Vermittlung ICA Experts Group on Archival Description zu RiC • Zur Wiederholung • Records in Context • Erweitertes Verständnis von Provenienz • Unterlagen und die Akteure, welche sie erstellen, verwalten und nutzen existieren nicht voneinander isoliert, sondern in komplexen Schichten von miteinander verbundenen, voneinander abhängigen Kontexten ICA Experts Group on Archival Description zu RiC: Grundlegende Änderungen • Unterlagen und Unterlagengruppen werden als zwei unterschiedliche Entitäten behandelt • Records (Dokumente) • Record Sets (Dossiers, Serien, Bestände) • Im Laufe seines Bestehens kann ein Record ein Teil mehrerer Record sets sein, dies u.U. auch zur gleichen Zeit • Mehrstufige Erschliessung • Mehrstufige hierarchische Erschliessung ist eine von verschiedenen möglichen Verzeichnungsmethoden • Mehrstufige Erschliessung ist vorherrschend – das wird sie in näherer Zukunft auch bleiben: gut verständlich und ökonomisch • Mehrdimensionale Erschliessung • Umfasst mehrstufige Beschreibung • In einem Netzwerk von miteinander verknüpften Unterlagen, Fonds, Aktenbildner... Kontexte in Kontexten • Ermöglicht eine flexiblere Verzeichnung (relational und graphenorientiert) der komplexen Realitäten der Unterlagen als sie in einer einzigen hierarchischen Verzicht möglich ist • Archvische Erschliessung verstanden als «vast social-document network» ICA Experts Group on Archival Descriptio Ein ‹konzeptuelles› Model? Das konzeptuelle Modell ist ein Dokument, dass: • Schlüsselkonzepte archivischer Erschliessung beschreibt: – Entitäten (Record, Agent, Function etc.) – Ihre Eigenschaften (id, name, description etc.) – Die Beziehung zwischen beiden (Record ‹was created by › Agent) • Eine allgemeine Sicht auf die archivische Erschliessung, ersetzt nicht – detaillierte logische und physische Datenmodelle – Katalogisierungsregeln (z.B. DACS und andere nationale Regeln) – XML-Schema zur Datenvermittlung (z.B EAD3 oder MARC) Ein ‹konzeptuelles› Model? Das konzeptuelle Modell ist ein Dokument, dass • Aktuelle Praktiken, Systeme und Verfahren respektiert und gleichzeitig eine Grundlage für kommende Entwicklungen bietet • Einen Beitrag zu den kontinuierlich laufenden professionellen Diskussionen, zu Aus- und Weiterbildung leistet • Uns in die Lage versetzt mit anderen «Information Professionals» zusammenzuarbeiten • Sicherstellt, dass die Archive den ihnen zustehenden Platz in der digitalen Welt einnehmen Vergleich verschiedener Modelle Resultate: • Unterschiede in der Perspektive aufgrund der unterschiedlichen Kontexte der verschiedenen Modelle • RiC repräsentiert einen weitgehenden Konsens o Schlüsselentitäten für Archivare: Record, Agent und Organisationseinheiten o Kontextentitäten, die mit anderen geteilt werden: Orte, Daten, Gegenstände, Ereignisse etc. o Signifikante Eigenschaften der Entitäten und ihrer Beziehungen Record Entities: Momentan gibt es drei Record entities in RiC Record: Dauerhaft sprachlich, symbolisch oder grafisch repräsentierte Information, unabhängig von Methode, Form oder Trägermedium, entstanden im Laufe der Aktivität einer natürlichen Person oder einer Organisationseinheit. Entspricht der Stufe Dokument in ISAD (G) Record Set has member / is member of Record • Record Component: Teile aus denen sich ein Record zusammensetzt has part/ is part of • Record Set: Gruppen oder Aggregationen von denen ein Record Teil sein kann Record Component has part / is part of Record Component Record Set Records zusammengebracht durch einen Agenten auf der Grundlage gemeinsamer Eigenschaften um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen: Provenienz, Gegenstand, Ort usw. Stellt man mehrere Records sets in einer Hierarchie kann die traditionelle mehrstufige proveninenzbasierte Erschliessung auf Stufe Bestand, Serie usw. erreicht werden. Erlaubt es Aktenbildnern, Archivarinnen und Benutzern Records anderweitig zu gruppieren, gleichzeitig oder in zeitlicher Abfolge.