Was ist ein PAC – evolutionärer SPS-Nachfolger oder Marketing-Gag?

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Automatisierungsgeräte
Was ist ein PAC – evolutionärer
SPS-Nachfolger oder Marketing-Gag?
Mario Schwartz und Rainer Drath,
ABB Forschungszentrum, Deutschland
Dieser Beitrag erläutert die Technologie hinter dem Begriff
„Programmable Automation Controller“, kurz PAC. Der PAC
wird von der ARC Advisory Group und verschiedenen Anbietern als evolutionärer Nachfolger der SPS propagiert und
vermarktet. Was sich tatsächlich dahinter verbirgt, ist in der
Industrie jedoch kaum bekannt. Durch diverses Marketingmaterial entsteht der Eindruck, dass ein PAC die SPS mühelos
ersetzen und das Automatisierungssystem um wesentliche
Funktionen erweitern kann. Dies verunsichert sowohl Hersteller traditioneller SPSn als auch deren Anwender. Dieser
Beitrag evaluiert qualitativ und quantitativ am Markt befindliche PAC-Lösungen und stellt eine allgemeine PAC-Definition
vor. Weiterhin werden seine Potentiale in Abgrenzung zur
klassischen SPS herausgestellt.
Programmable Automation Controller (PAC) /
Industrielle Steuerung / Industrie-PC (IPC) /
Speicherprogrammierbare Steuerung (SPS)
1. Einleitung
1.1 Hintergrund, Gerüchte und Fragen:
Was ist ein PAC?
Ein neuer Begriff drängt auf den Markt: der „Programmable
Automation Controller“-PAC. Er wird als evolutionärer Nachfolger der SPS beworben, doch eine klare und belastbare
Definition ist derzeit nicht verfügbar. Sein Ziel: domänenübergreifende Vereinigung von Automatisierungseinrichtungen. Doch was bedeutet das?
Zum Hintergrund: die Automatisierung von Maschinen
und Anlagen ist unabdingbar mit industriellen Steuerungen
verbunden. Allerdings haben sich im Rahmen von Differenzierungsprozessen vielfältige technische Lösungen für Steuerungen herausgebildet, die sich jeweils auf unterschiedliche Aufgabenstellungen und Anforderungen an die
Automatisierungstechnik spezialisiert haben.
Die wohl bekannteste technische Umsetzung einer Steuerung ist die SPS, die ursprünglich für die logische Verknüpfung binärer Signale entwickelt wurde. Die SPS wird
vornehmlich in der Fertigungsindustrie und im Maschinen-
34
What is a PAC – Evolutionary PLC Successor or Just Marketing?
This contribution explains the technology that is promoted as
“Programmable Automation Controller”, short PAC. The PAC is
promoted by the ARC advisory group and several vendors as
evolutionary successor of the PLC. s it is quite unknown to many
engineers what this really means. Thus the picture of replacing
every PLC easily by a PAC and even implementing new functionality by the PAC replacement arises. This contribution evaluates
PAC solutions available on the market in a qualitative and
quantitative manner and gives a common PAC definition. Furthermore, its potentials regarding classic PLCs are discussed.
Programmable Automation Controller (PAC) /
Industrial Control System (ICS) / Industry PC (IPC) /
Programmable Logic Controller (PLC)
bau eingesetzt. Darüber hinaus findet sie in zunehmendem
Maße auch in der Prozessindustrie Anwendung, die jedoch
nach wie vor überwiegend von Prozesscontrollern beherrscht
wird. Sind verteilte Steuerungen erforderlich, werden üblicherweise DCSn (engl. „Distributed Control System“) eingesetzt.
Weitere verbreitete Formen von Automatisierungstechniken sind Industrie-PCs (IPCs), SCADA-Systeme oder Embedded-Systems, sowie spezielle Robotersteuerungen und
Motion Controller, welche ebenfalls eigenständige Systeme
darstellen und häufig mit anderen Automatisierungsgeräten
kombiniert werden.
Der „Programmable Automation Controller“, kurz PAC,
reklamiert die evolutionäre Zusammenführung und somit
den Ersatz dieser Systeme. Hierdurch sollen angeblich Kosten und Zeit für Entwicklung, Spezifikation und Inbetriebnahme gesenkt werden. Ist der PAC eine automatisierungstechnische „eierlegenden Wollmilchsau“? Kann ein PAC die
Technologien hinter SPSn, IPCs oder DCSn tatsächlich vereinen und sie somit verdrängen?
Es ist bekannt, dass die Grenze zwischen den genannten
Steuerungstechniken zunehmend verschwimmt: Prozessatp 3.2009 www.atp-online.de
Automatisierungsgeräte
1.2 Auswirkungen einer unklaren
Definition des PAC
Die Verwirrung um den Begriff PAC wirkt bis in die Analyse
von Markttrends hinein. Selbst Berichte der ARC Advisory
Group verwenden den PAC unterschiedlich: einer Studie von
ARC zufolge wird der Markt für SPS und PAC weiter wachsen
[1], wobei der SPS-Markt 2011 ein Volumen von ca. 12 Milliarden Dollar umfassen soll, bei einem jährlichen Wachstum
von ca. 7,3%. Der PAC-Markt wird demnach lediglich auf ein
Gesamtvolumen von mehr als 1 Milliarde Dollar geschätzt,
jedoch mit einem jährlichen Wachstum von 15–20 %. Eine
andere und aktuellere Studie, ebenfalls von ARC, verwendet
den Begriff PAC bereits synonym für High-End SPSn oder
Steuerungen mit vergleichsweise großem Funktionsumfang
[2]. Dort wird behauptet, dass der PAC bereits 40 % des SPS
Marktes beherrscht - auf der Grundlage, dass auch High-End
SPSn und Steuerungen als PAC betrachtet werden. Ursache
dieser unterschiedlichen Ergebnisse ist ein unzureichendes
Verständnis über die Definition eines PAC. Dies verunsichert
sowohl Hersteller als auch Anwender traditioneller Steuerungssysteme und erschwert die Vergleichbarkeit sowie die
Bewertung der alten und neuen Technik.
Bei der Vermarktung des PAC ist weiterhin bemerkenswert, dass dies bisher nur in Amerika und Asien erfolgreich
gelingt, während in Europa nur eine sehr geringe Präsenz
vorliegt. Unternehmen, welche einen PAC erfolgreich in ihre
Produktlinie integriert haben (z. B. Schneider oder Rockwell),
bestätigen in Interviews, sie würden ihre Geräte in Amerika
www.atp-online.de atp 3.2009
als PAC vermarkten, da dort mit dem Begriff eine erweiterte
Funktionalität assoziiert wird. In Europa hingegen würden
dieselben Geräte als SPSn vertrieben, da hier nicht zwischen
SPS und PAC differenziert wird [1]. Siemens oder B&R beispielsweise verzichten bisher vollständig auf die Vermarktung
von PACs.
Die Fachliteratur lässt eine klare Abgrenzung zwischen
PAC und SPS nur am Rande erkennen. So werden Systeme
mit großem Funktionsumfang kurzerhand als PAC bezeichnet, obwohl sie nicht als solche vermarktet werden. Auch
dies unterstreicht den Bedarf nach einer klaren Definition.
2. Stand der Technik –
Anforderungen an einen PAC
Im Folgenden werden unterschiedliche Definitionen und
Informationen aus einer Auswahl von Literaturstellen und
Internetseiten in Form eines Überblicks zusammengefasst
und analysiert.
2.1 Einfache Definition
Die einfachste Definition des PAC ist die Kombination aus
SPS und IPC [3]. Die SPS als zuverlässiges und robustes Steuerungssystem wird mit ihrem Fokus auf die Verarbeitung
binärer Signale vornehmlich in rauen Fabrikumgebungen
eingesetzt. Zusätzlich ist die SPS echtzeitfähig und für zeitkritische Anwendungen einsetzbar. Ihr Nachteil liegt in der
relativ geringen Flexibilität, zumeist fehlender Redundanz
sowie der Begrenzung auf kleine und mittelgroße Automatisierungseinrichtungen.
Der IPC hingegen ist wesentlich flexibler als die SPS. Die
Software ist üblicherweise modular aufgebaut, zumeist
basierend auf MS Windows Systemen. Dadurch kann der IPC
leichter erweitert und funktional angepasst werden. Durch
die fehlende Echtzeitfähigkeit ist der IPC jedoch für zeitkriti-
Flexibilität & Funktionalität
Controller und SPSn nähern sich derzeit in Funktionalität
und Per formance aneinander an, zugleich rücken prozessnahe und prozessferne Systeme enger zusammen. Ist der
PAC die Brücke zwischen beiden Welten? Welche technologische Innovation und welchen Vorteil bringt der PAC tatsächlich mit sich? Ist er der neuartige, evolutionäre Ansatz,
wie bereits von ARC und Rockwell propagiert, oder stellt er
lediglich eine kleine schrittweise Erweiterung bestehender
Systeme um neue Funktionalitäten dar?
Anbieter wie Rockwell, SIEMENS, Schneider Electric oder
ABB bieten bereits vielfältige und bewährte SPS-Lösungen
an, angefangen bei Kleinststeuerungen als Remote Terminal
Unit-Ersatz bis hin zum IPC Ersatz. Wozu also braucht der
Markt zusätzlich einen PAC?
Der PAC soll den Trend der Annäherung fortsetzen und
ein hybrides System bilden, welches für Maschinen- und
Anlagenautomatisierung in der Fertigungs- und Prozessautomatisierung gleichermaßen verwendet werden kann.
Dadurch soll die Automatisierung nicht nur aus einer Hand,
sondern auch in einem Gerät realisiert werden. Dennoch
bleibt eine klare technische Definition des PACs offen.
Dieser Beitrag analysiert die Funktionalität des PAC und
ordnet sie den klassischen Steuerungstechniken zu. Dies
erfolgt zum einen durch Zusammenstellung von Anforderungen auf der Basis verschiedener Veröffentlichungen in einschlägigen Zeitschriften und Onlineforen, zum anderen auf
Basis einer Analyse von am Markt erhältlichen Produkten.
Daraus wird eine priorisierte Definition der Anforderungen
an einen PAC abgeleitet und vorgestellt.
PAC
IPC
SPS
Robustheit & Zuverlässigkeit
Bild 1: Einfache PAC Definition.
35
Automatisierungsgeräte
sche Applikationen nur beschränkt anwendbar. Da IPCs
zudem auf Standard-PC-Hardware basieren, ist ihre Robustheit und Zuverlässigkeit für kritische Systeme nicht ausreichend. Dies begrenzt ihre Einsatzmöglichkeiten.
Bild 1 veranschaulicht, wie der PAC beide Systeme gemäß
dieser Definition kombiniert und Echtzeitfähigkeit mit flexibler Software und Hardware vereint. Er soll dabei die Vorteile
beider Systeme vereinen und gleichzeitig deren Nachteile
eliminieren.
Diese einfache Definition ist eine gute Grundlage, bleibt
aber zu allgemein. Es werden keine Anwendungsbereiche
oder Techniken festgelegt. ARC definiert hierzu weitere
Anforderungen, welche im folgenden Abschnitt erläutert
werden.
2.2 PAC Anforderungen nach ARC
Die Erfinder des Begriffes PAC stellen fünf grundlegende
Anforderungen an einen PAC [4]:
1. ein PAC besitzt domänenübergreifende Funktionalität,
inklusive Logik-, Motion-, Antriebs- und Prozesssteuerung
sowie Regelung,
2. ein PAC verfügt über eine interdisziplinäre Entwicklungsumgebung, welche eine Datenbank zum Erfassen globaler Daten beinhaltet,
3. ein PAC unterstützt eine Programmiersprache, welche die
Entwicklung eines „Flusses“ zwischen verschiedenen
Maschinen oder „Einheiten“ darstellt,
4. ein PAC unterstützt de facto IT Standards, wie z. B. XML,
SQL oder HTTP und
5. ein PAC verfügt über integrierte, modulare, skalierbare
und flexible Hardware.
Diese zum Teil bereits konkreten Anforderungen lassen
noch immer hinreichend Spielraum für Interpretationen. Die
Mehrzahl der untersuchten Beiträge über den PAC sind von
Anbietern auf ihr System zugeschnitten – bzw. die generelle
Definition von ARC wird verfeinert, um speziellen Systemen zu
genügen. Hierdurch entsteht eine unübersichtliche Verständnisvielfalt, die im Rahmen dieses Artikels konsolidiert wird, um
eine allgemeingültige Definition des PAC abzuleiten.
Zusätzlich erschwerend wirken sich die unvollständige
Darstellung der Automatisierungsdisziplinen und die
Mischung aus Netzwerkprotokollen, Kommunikationsprotokollen, Programmiersprachen und Datenaustauschformaten
unter dem Oberbegriff „IT-Standards“ aus. Der folgende
Absatz gibt beispielhaft die Definition eines Herstellers wieder, welche einige über die Definition von ARC hinausgehenden Automatisierungsdisziplinen und -techniken einführt.
2.3 PAC-Anforderungen von Advantech
Definitionen diverser Fachzeitschriften und Onlineforen
basieren zumeist auf der ARC-Definition. Aufbauend auf den
oben genannten fünf Grundanforderungen werden eigene,
spezifische Definitionen erstellt, die auf ein entsprechendes
Zielsystem zugeschnitten sind und dessen Merkmale einbeziehen [6]. Advantech beispielsweise erweitert die ARC Definition um:
36
1. einfache Anbindung an das ERP System
2. Verwendung von Standardhardware
3. integrierte Mensch-Maschine Schnittstelle
Die genannten Punkte resultieren aus den bereits angebotenen Systemen von Advantech. Der ADAM-5550KW und
der AMAX 2050KW basieren auf einem Windows CE Betriebssystem und Standard AMD Hardware. Zusätzlich bieten die
Controller VGA Schnittstellen, um kleine Displays direkt an
das Gerät anzuschließen.
Um eine vollständige Definition der Anforderungen zu
generieren, werden im Folgenden verschiedenen Literaturbeiträge zusammengefasst und dadurch um weitere Automatisierungsdisziplinen ergänzt. Zusätzlich werden neue
benötigte Technologien beschrieben.
Um weitere Anhaltspunkte für eine allgemeine Definition
zu erhalten, werden zudem verschiedene Realisierungsmöglichkeiten in Betracht gezogen.
2.4 PAC-Realisierungsvarianten
Den Herstellern stehen drei unterschiedliche Ansätze zur
Entwicklung eines PACs zur Verfügung:
쐌 Entweder werden vorhandene IPC Lösungen um
Funktionalitäten aus der SPS Welt erweitert oder
쐌 vorhandene SPS Lösungen werden um IPC-Funktionalitäten ergänzt und somit flexibler gestaltet oder
쐌 es erfolgt eine Neuentwicklung.
Hierdurch lassen sich vorhandene Geräte kategorisieren
und auf spezielle Merkmale untersuchen.
Bei IPC-basierten PACs wird meist ein nicht echtzeitfähiges Standardbetriebssystem mit einer Standardhardware
kombiniert (z. B. Windows CE) und zusätzlich eine SoftSPS
installiert. Damit wird SPS Funktionalität und zumindest
„weiche“ Echtzeitfähigkeit integriert. Das resultierende System kann zwar keine Antwortzeiten garantieren, aber für
„genügend langsame“ Prozesse kann dies ausreichen.
Bei SPS-basierten Lösungen werden neben der SPS
Standard-IT-Protokolle, z. B. HTTP (Webserver), in Form von
Modulen (Hardware oder Software) bereitgestellt. Das SPSübliche Echtzeitbetriebssystem wird beibehalten und somit
„harte“ Echtzeitfähigkeit erreicht. Diese Kategorie stellt die
Mehrheit der am Markt erhältlichen PACs dar.
Die Neuentwicklungen decken meist spezielle Anwendungsgebiete ab, die auf einen definierten Markt abzielen.
Ein Beispiel dafür ist der Compact Vision Controller von National Instruments. Das System besitzt Firewire-Ports zur
Anbindung von Kameras. Spezielle Software ermöglicht die
Bildverarbeitung direkt auf dem Gerät und im Feld.
Auch daraus lassen sich wichtige Anforderungen ableiten. Diese fließen in Abschnitt 3 in die hier vorgestellte allgemeine PAC-Definition ein.
2.5 Schlussfolgerung
Eine hinreichende Beschreibung zum Stand der Technik eines
PAC ist derzeit nicht verfügbar. Unterschiedliche Hersteller
definieren ihre Systeme entsprechend der verfügbaren Funkatp 3.2009 www.atp-online.de
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tionen und der verwendeten Technik ihrer Geräte. Die ARCDefinition ist eine gute Basis, muss jedoch weiterentwickelt
werden, um einen Anforderungskatalog für PACs zu erhalten.
Es bedarf folglich einer klareren Definition. Erst dies erlaubt
PACs untereinander sowie mit heutigen Standardsystemen
vergleichen zu können. Im folgenden Abschnitt wird eine
allgemeine PAC-Definition vorgeschlagen.
3. PAC Anforderungen
Im Folgenden wird eine allgemeine PAC-Definition in Form
eines Anforderungskatalogs zusammengestellt, der die fünf
von ARC vorgegebenen Kategorien konkretisiert.
3.1 Automatisierungsdisziplinen
Die erste und wohl wichtigste Kategorie zur Charakterisierung eines PAC sind die unterstützten Automatisierungsdisziplinen. Der PAC als interdisziplinäre Plattform soll mindestens zwei der folgenden Automatisierungsdisziplinen unterstützen.
Eine wesentliche Automatisierungsdisziplin ist die binäre
und digitale Logik, bekannt und meistens gelöst durch
Kleinst-SPSn. Hier wird ein effizientes Einlesen, Verarbeiten
und Ausgeben binärer Eingänge realisiert. Außerdem muss
für viele Anwendungen in diesem Bereich harte Echtzeitfähigkeit garantiert werden. Zusätzlich sollte eine einfache
Programmiersprache wie der Funktions- oder Kontaktplan
zum Programmieren verwendet werden.
Mittels Motion-Control werden Antriebe bzw. Achsen
gesteuert. Eine typische Anwendung ist die digitale, softwarebasierte Regelung einer Achse. Beide bereits genannten Disziplinen kommen hauptsächlich in der Fertigungsautomatisierung und im Maschinenbau vor.
Die Prozesssteuerung und -regelung wird zumeist durch
verteilte Systeme (DCS) realisiert, welche analoge sowie
binäre Ein- und Ausgänge gleichermaßen verarbeiten können. Charakteristisch ist hierbei eine zuverlässige und
schnelle Abarbeitung der Signale, was z. B. durch Redundanzkonzepte erreicht wird.
Darüber hinaus werden einige Automatisierungsdisziplinen in der ARC Definition nicht genannt. Dazu zählen unter
anderem: Messungen, Datenaquirierung und Datenhaltung.
Hierfür werden vorwiegend SCADA Systeme eingesetzt und
die Steuerung wird lediglich als Brückenkopf zur Datenaufnahme verwendet. Ein PAC hingegen sollte Möglichkeiten
zur eigenen Datenauswertung bereitstellen, wie z. B. Integrale oder Filter funktionen, bekannt von Softwaresystemen
wie Matlab. Zur Datenhaltung muss der Steuerungsspeicher
ausreichend groß sein und zusätzlich die Möglichkeit zur
externen Speichererweitung bestehen.
Eine weitere Disziplin ist die Visualisierung. Diese sollte auf
dem System selbst und PC unabhängig ausgeführt werden.
Hierfür kann z. B. eine VGA- oder DVI-Schnittstelle direkt am
Gerät verwendet werden.
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mat. Ebenso sind abgewandelte Formen einsetzbar, wie z. B.
High-Graph oder CFC von SIEMENS oder MSFC, bekannt aus
der Automobilindustrie. Generell ist auch eine andere Programmierung möglich, da IEC 61131-3 Konformität beachtlicherweise keine Anforderung für PACs darstellt.
3.4 Unterstützung von „IT-Standards“
Bild 2: Ethernet Protokolle.
Mit den genannten Disziplinen können die meisten Automatisierungsaufgaben auf einem Controller gelöst werden
– unabhängig von der Domäne und unabhängig von PC
Systemen.
3.2 Interdisziplinäre Entwicklungsumgebung
Um eine einfache Entwicklung über die Automatisierungsdisziplinen hinweg zu ermöglichen, benötigt der PAC eine
einheitliche und interdisziplinäre Engineeringumgebung.
Das Engineering des PAC soll auf einer einzigen Entwicklungsplattform geschehen. Dazu muss vom Hersteller eine
integrierte, interdisziplinäre und flexible Entwicklungsplattform bereitgestellt werden. Diese Plattform soll aus einer
datenbankähnlichen Verzeichnisstruktur [4, 5, 6] bestehen,
in der alle globalen Datenpunkte gespeichert sind. Dies
erhöht die Übersichtlichkeit und vereinfacht das interdisziplinäre Engineering. Eine PAC-Entwicklungsumgebung soll,
wenn die Visualisierung einen globalen Datenpunkt verändert, diesen in allen anderen Bereichen der Entwicklungsumgebung automatisch auf den aktuellen Stand bringen.
Neue Datenpunkte müssen ebenfalls über die gesamte Plattform hinweg verteilt und aktualisiert werden können.
3.3 Programmiersprache für das Entwickeln
eines Kontrollflusses
Zusätzlich zur Entwicklungsumgebung soll ein PAC eine spezielle Programmiersprache verwenden, welche die Entwicklung eines Kontrollflusses der zu steuernden Maschinen
oder Fabrikeinheiten ermöglicht. Hierfür bietet die IEC
61131-3 mit der Ablaufsprache bereits ein geeignetes For-
38
Das Engineering eines PAC soll u. a. die Anbindbarkeit an ein
übergeordnetes ERP System ermöglichen. Hierfür sollen
standardisierte Protokolle verwendet werden. Mittlerweile
haben sich einige „IT-Standards“ als hilfreich für die Automatisierung von Anlagen und Maschinen erwiesen. Eine SPS
verwendet typischerweise proprietäre Protokolle, welche
eine interdisziplinäre Aufgabenbewältigung erschweren.
Eine Programmiersprache, die üblicherweise zur Datenbankanbindung verwendet wird, ist SQL. Diese wird zur
Manipulation, Erstellung und Auswertung von Datenpunkten verwendet. Dafür wird eine ODBC Schnittstelle zur
Datenbank benötigt. Insbesondere für die Datenhaltung ist
dieses Feature für PACs interessant. PACs sollten folglich eine
ODBC Schnittstelle integrieren, um auf dem Gerät gespeicherte Daten mit Hilfe von SQL auswerten zu können.
Eine Technik zum gesicherten und effizienten Datenaustausch bietet XML. Mit Hilfe von XML können Engineeringdaten von Programmiersystem zu Programmiersystem transportiert und portiert werden. Ein zugrundeliegendes XMLSchema stellt die syntaktische Korrektheit der Daten sicher.
PAC Entwicklungsplattformen sollten die Möglichkeit zum
Austausch von Daten durch XML bieten.
Die wichtigste Schnittstelle für den PAC ist Ethernet, das
zahlreiche Möglichkeiten zum Datenaustausch bietet, siehe
Bild 2. Die meist verwendeten Protokolle in PACs sind TCP/IP
und die darauf basierenden HTTP, FTP und SMTP. Durch
deren Verwendung wird die Kommunikation mit dem ERP
stark vereinfacht. Proprietäre Protokolle werden nicht mehr
benötigt und zusätzlich wird in einem gewissen Maße
Herstellerunabhängigkeit erreicht. Dies stellt einen Investitionsschutz für den Anwender dar.
3.5 Hardware
Neben den bisher genannten Softwareanforderungen lassen sich eine Reihe von Hardwareanforderungen an einen
PAC formulieren. Einerseits soll der PAC so robust wie eine
SPS sein, andererseits so flexibel und skalierbar wie ein IPC.
Um Flexibilität sicherzustellen, soll der PAC zudem modular
aufgebaut sein. Dadurch wird dem Nutzer die Möglichkeit
gegeben, das System schnell und einfach zu erweitern oder
auf neue Bedürfnisse anzupassen. Die Geräte von GE Fanuc
bieten beispielsweise Hot-Swappable Module und somit
einfache Erweiterbarkeit während des Betriebs.
Eine weitere Anforderung ist Echtzeitfähigkeit, welche
durch unterschiedliche Maßnahmen erreicht werden kann.
Eine Möglichkeit besteht in der Verwendung von Mikrocontrollern mit Echtzeitbetriebssystem. Aber auch andere
Ansätze, z. B. spezielle Hardwaremaßnahmen, können in
Betracht gezogen werden. Einige Hersteller verwenden Standard MS Windows CE mit SoftSPS, wobei hier die Echtzeitfäatp 3.2009 www.atp-online.de
Automatisierungsgeräte
higkeit auf bestimmte Problemstellungen begrenzt ist und im Wesentlichen
durch „genügend Performance“ erreicht
wird.
Echtzeitfähigkeit ist nicht nur für das
Gerät selbst wichtig, sondern muss für
das gesamte System durchgängig realisiert werden. Hierfür werden industrielle Bussysteme benötigt. Standard
Ethernet mit CSMA/CD Buszugriffsverfahren kann Echtzeit nicht garantieren.
Wenn also Ethernet verwendet werden
soll, muss zusätzlich ein echtzeitfähiges
Busprotokoll, z.B. ProfiNet, eingesetzt
werden.
Prozesssteuerung
Regelung
Antriebe
Antriebe
Antriebe
Ethernet
Ethernet Schnittstelle
Schnittstelle
Ethernet Schnittstelle
Bewegungssteuerung
OPC, SQL, XML
Logik
Modulare,
Modulare, flexible
flexibleund
undskalierbare
skalierbare
Hardware
Hardware
Modulare, flexible und skalierbare Hardware
4. Ergebnis: eine allgemeine
PAC-Definition
4.1 Anforderungen an einen
PAC
Messauswertung
Datenakquise
Visualisierung
Ausgehend von der ursprünglichen Bild 3: Zusammenfassung der PAC-Funktionalität.
PAC-Definition wird die Vielzahl der diskutierten Funktionen im Folgenden
anhand eines Anforderungskatalogs zu einer PAC-Definition wichtig? Repräsentative Marktanforderungen liegen in der
zusammengefasst. Diese Anforderungen müssen nicht alle Literatur nicht vor. Unter der Annahme, dass die vermarktevollständig umgesetzt werden – eine entsprechende Priori- ten PACs bereits auf Marktanforderungen zugeschnitten sind,
verfolgten die Autoren den Ansatz, die bereits umgesetzten
sierung erfolgt im nachfolgenden Abschnitt.
Anforderungen quantitativ auszuwerten und qualitativ zu
priorisieren. Namhafte Hersteller wie Rockwell oder SchneiDefinition eines PAC:
1. Ein PAC unterstützt mindestens 2 der folgenden Automati- der Electric haben PACs bereits erfolgreich in ihre Produktlisierungsdisziplinen: diskrete Logik, Motion/Drive-Control, nien integriert – von den Eigenschaften dieser Geräte ausgeProzesssteuerung bzw. -regelung, Datenakquise, Daten- hend, lassen sich ihre Anwendungsgebiete und -domänen
haltung, Messwertverarbeitung und PC-unabhängige ableiten.
Zu diesem Zweck wurden 23 verschiedene Geräte von 11
Visualisierung.
2. Ein PAC besitzt eine interdisziplinäre und einheitliche Ent- Herstellern für einen Vergleich ausgewählt und die
Integration der definierten Anforderungen untersucht. Dies
wicklungsumgebung.
3. Die PAC-Entwicklungsumgebung unterstützt eine Pro- bildet die Grundlage für eine Priorisierung. Die Produktpalette reicht von Micro-PAC bis hin zu High-End Geräten.
grammiersprache zur Definition des Kontrollflusses.
4. Ein PAC unterstützt mehrere der folgenden „IT-Standards“: Einige Hersteller bieten lediglich ein oder zwei PAC-Modelle
Die Programmiersprache SQL, das Datenaustauschformat an. Außerdem entsteht eine Varianz zwischen bereits häufig
XML, OPC als Kommunikationsprotokoll und mehrere verwendeten PACs, bspw. Rockwell ControlLogix, und neuen
Netzwerkprotokolle, z.B. UDP/IP, TCP/IP, HTTP, FTP oder Geräten, bspw. Schneider Modicon M340. Hinzu kommen
die auf spezielle Anwendungsgebiete ausgerichteten PACs,
SMTP.
5. Die Hardware eines PAC sei robust, kompakt, skalierbar, diese werden jedoch zur quantitativen Auswertung der
modular, echtzeitfähig und bietet Unterstützung für Definition nicht in Betracht gezogen. Nach Anwendung dieser Auswahlkriterien verbleiben 18 PACs von 8 Herstellern,
Ethernet und industrielle Feldbusse.
welche der Definition weitestgehend entsprechen.
Tabelle 1 zeigt die anonymisierte Auswertung der verschieDie Anforderungen sind zusammenfassend in Bild 3
denen Anforderungen. Da der PAC PC-unabhängig sein soll,
dargestellt.
werden nur die Funktionen in Betracht gezogen, die direkt auf
dem Controller realisiert sind.
4.2 Priorisierung der Anforderungen
Tabelle 1 verdeutlicht, dass einige der Anforderungen
Die vorgestellte allgemeine Definition der PAC-Anforderun- durchgängig implementiert werden. Hierzu zählt diskrete
gen beschreibt verschiedene Techniken, Anwendungsberei- Logik oder TCP/IP. Andere Anforderungen werden nur von
che und Eigenschaften. Doch was ist für den Anwender sehr wenigen Geräten direkt auf dem Controller realisiert.
www.atp-online.de atp 3.2009
39
Automatisierungsgeräte
4
Industrielle Feldbusse
8
18 17 18 18
Ethernet
Robust/kompakt
15
Echtzeitfähigeit
Skalierbarkeit
10 8
Modularität
5
Hardware
3
5
HTTP
17
FTP
XML
3
5
SMTP
OPC
18 18
SQL
UDP
TCP
PAC Programmiersprache
IT-Standards und Technologien
PAC Entwicklungsumgebung
15 11 10 13 15
5
Visualisierung
8
5
Prozesssteuerung
Messauswertung
Diskrete Logik
Regelungen
16 14 18
Datenakquise/Datenhaltung
Direkt auf Controller realisiert
Benötigt einen PC
Muss von Nutzer implementiert
werden
Genannt in Werbung, jedoch keine
allgemeinen Informationen über
Realisierung gefunden
Motion-Control
Automatisierungsdisziplinen
Tabelle 1: Anzahl der Funktionsrealisierungen in PACs.
2 2
1
2
1
2
1
Hierzu zählen SQL und XML, die jeweils auf weniger als 25 %
der Geräte integriert sind.
Der hier verfolgte Priorisierungsansatz erfolgt durch einen
Vergleich der Häufigkeit der Implementierungen auf den
Geräten. Bild 4 stellt die Ergebnisse graphisch dar.
Die abgebildete Prioritätenhierarchie kann bei vergleichenden Betrachtungen zwischen verschiedenen Gerätetypen sinnvoll genutzt werden. Häufig implementierte Funktionen lassen auf breite Relevanz für den Anwender schließen und besitzen demzufolge eine hohe Priorität. Selten
implementierte Features hingegen deuten auf Spezialanwendungen hin und besitzen gemäß der hier vorgeschlagenen PAC-Definition nur eine niedrige Priorität für den
breiten Einsatz.
Ca. 80 % aller SPS-üblichen Aufgaben können mit weniger
als 20 Kontaktplan-Instruktionen gelöst werden [7]. Für solche Aufgaben wird die Micro-SPS weiterhin Anwendung finden. Für zunehmend komplexere Aufgaben werden jedoch
leistungsfähigere Systeme benötigt, um neben der performanten Abarbeitung der Automatisierungsaufgaben den
Gesamtaufwand in allen Lebenszyklusphasen und über die
gesamte Automatisierungspyramide hinweg zu verringern.
Moderne SPSn leisten dabei schon heute gute Dienste – es
werden Systeme benötigt, die eine einfache Handhabung
gewährleisten, einen Großteil der Aufgaben abdecken und
eigenständig eine gewisse Datenmenge halten und verarbeiten können. Die SPS wird hinsichtlich dieser Funktionalität
gerne unterschätzt. Moderne SPSn bieten bereits häufig
Motion-Control-Funktionalität oder haben eine integrierte
Fließpunkteinheit, wodurch auch analoge Prozesssignale
4.3 Vergleich zur SPS
performant verarbeitet werden können. Das Angebot reicht
Da der PAC als evolutionärer Nachfolger der SPS vermarktet von Mikro-SPSn bis hin zu High-End Steuerungen. Im Gegenwird, liegt es nahe, diese Technologie mit heutigen SPSn zu satz zur klassischen Definition einer SPS als Binärverarbeivergleichen.
tungssystem bieten moderne SPSn heute bereits nahezu
identische Funktionalität wie ein PAC.
Ein interessanter Aspekt ist ein Verx < 25%
Priorit ät44
Priorität
gleich der Leistungsfähigkeit. Die unter(sehr niedrig)
suchten PACs verwenden Mikrocontroller mit einer durchschnittlichen Taktfrequenz von 400 MHz. Dies liegt im
XML, SQL
Bereich von High-End SPSn. Bezüglich
der Speicherkapazität besitzt ein PAC
typischerweise 100 MB Arbeitsspeicher,
25% < x < 50%
Priorit ät33
Priorität
Skalierbarkeit,
wohingegen der Speicher von HighHTTP (Webserver),
(niedrig)
SMTP (Mailserver), Datenaquise
Datenaquise
End SPSn mit ca. 4–16 MB vergleichsweise niedrig ausgestattet ist. Dieser
50% < x < 75%
Priorit ät22
Priorität
FTP, Visualisierung,
FTP,
Visualisierung,
Aspekt rückt jedoch immer weiter in
Prozesssteuerung,
(mittel)
(mittel)
PAC
PAC Engineering Umgebung
Umgebung
den Hintergrund, da viele SPSn und
PACs Erweiterungsmöglichkeiten für
x > 75%
Priorit ät11
Priorität
Industrielle
IndustrielleFeldbusse,
Feldbusse,Ethernet,
Ethernet,Echtzeitf
Echtzeitfähigkeit,
ähigkeit,
externen Speicher bieten und Speicherrobuste und kompakte
kompakte Struktur, Modularität,
Modularit äOPC,
t, OPC,
UDP,
UDP,
(hoch)
TCP,
TCP, PAC
PACProgrammiersprache,
Programmiersprache,Messwertverarbeitung,
Messwertverarbeitung,Logik,
Logik,
platz günstig verfügbar ist.
Regelung, Bewegungssteuerung
Bewegungssteuerung
Die für SPSn und DCSn relevante IEC
61131-3 stellt für PACs keine generelle
Bild 4: Priorisierte Features und Techniken der PAC.
40
atp 3.2009 www.atp-online.de
Automatisierungsgeräte
Zusammenfassung und Ausblick
PAC
PAC
PAC
Die verschiedenen Automatisierungsdisziplinen, Technologien, Geräte und die einzelnen Lebenszyklusphasen werProzessden aufgrund komplexer Automatisierungsaufgaben, steiindustrie
gendem Zeitdruck und dem zunehmenden Ingenieurmangel immer weiter zusammenwachsen. Der PAC ist ein
Ergebnis dieser Anforderungen und ist somit ein natürlicher
Entwicklungsschritt zur Harmonisierung bislang domänenPAC
spezifischer Technologien. Der vorliegende Beitrag gibt
Fertigungseine allgemeine Definition des Begriffes „PAC“. Hierzu wurBewegungsden die ursprünglichen ARC-Definition, Interpretationen
industrie
steuerung
der Fachliteratur sowie eine Untersuchung verfügbarer
PAC-Produkte zugrunde gelegt. Die hier vorgestellte PACDefinition ermöglicht eine bessere Vergleichbarkeit zwischen PAC-Produkten und klassischen Steuerungsgeräten Bild 6: Der PAC als Technologiebrücke.
und erleichtert sowohl Anwendern als auch Anbietern die
Navigation in einer komplexen Produktlandschaft.
Einige vorhandene und gut erprobte Techniken, wie z. B.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der PAC als industrielle Feldbusse, rücken dabei tendenziell in den Hin„leistungsfähige und kommunikationsfreudige High-End- tergrund. Als Standardkommunikationsbus wird hauptSPS“ charakterisiert werden kann. Die rein technologische sächlich Ethernet verwendet in Kombination mit ProtokolDifferenz zu modernen High-End-SPSn ist inhaltlich nur len wie z.B. ProfiNet oder EtherCat, um zumindest „weiche“
gering. Die zusätzlichen Kommunikationsschnittstellen Echtzeit zu garantieren. Dadurch kann ein Austausch von
werden hauptsächlich zur Anbindung an in der Automati- Daten direkt über das normale Netzwerk stattfinden. Bild 7
sierungspyramide höher liegende Systeme verwendet. Des beschreibt den PAC als Kommunikationszentrale zwischen
Weiteren ist der PAC bei Kompaktanwendungen mit lokaler prozessnahen und prozessfernen Komponenten.
Visualisierung und Ausführung klassischer prozessferner
Zusätzlich können aus der IT längst bekannte und verVerarbeitungsfunktionen wie Beobachten, Optimieren und wendete Technologien, Webserver, Mailserver oder Datenbei der Datenauswertung direkt im Gerät vorteilhaft. Pro- bankschnittstellen, auch für die Automatisierungstechnik
zessnahe und prozessferne Funktionen rücken somit verwendet werden. Durch Integration von kleinen Datenzusammen. Der Nutzen eines PAC erschließt sich erst aus banken, realisiert durch bspw. MS SQL Mobile Server, köneinem solchen Einsatzgebiet. Im Umkehrschluss ist der nen kleinere Datenmengen direkt auf der Steuerung gespeiEinsatz eines PACs innerhalb eines klassischen Automati- chert und verarbeitet werden. Dadurch nähert sich der PAC
sierungssystems nicht immer sinnvoll.
dem ERP System an, die Kommunikationslücke beginnt sich
Der PAC stellt eine Verbindung verschiedener verfügba- zu schließen. Eine Kommunikation kann über die beschrierer Techniken dar und bezieht seine Innovation aus deren benen Protokolle und Technologien ohne teure Middleware
Kombination (siehe Bild 6). Insofern stellt der PAC selbst oder proprietäre Protokolle hergestellt werden.
Weitere Technologien wie WLAN werden künftig in den
keine neue Technologie dar. Während SPSn, DCSn, Motion
Controller und IPCs bisher domänenspezifisch separierte PAC Einzug halten und sowohl Planung als auch Betrieb
Lösungen darstellten, kann ein PAC domänenübergreifend von Automatisierungstechnik weiter vereinfachen. Die
eingesetzt werden. Er bildet dabei nicht nur die technologi- Zukunft bleibt spannend.
sche, sondern auch eine mentale Brücke zwischen den AnwendungsgebieBetriebsebene
Betriebsebene
Server
Server
PCs
/Datenbank
Datenbank
PCs
Betriebsebene
ServerPCs
PCs/ /Datenbank
PCsPCs PC:
ten. Dies trägt der technologischen
Ethernet, SQL, XML, flexibel,
skalierbar, etc.
Weiterentwicklung der SPS Rechnung,
deren heutiger Funktionsumfang für
Kommunikationsloch
-Keine Standards
weitergehende Anwendungen durch-Teure Middleware
-Langsam
aus genügen würde, jedoch aus histo-Hoher Wartungsaufwand
rischen Gründen dafür nicht immer
wahrgenommen wird.
System
System
bzw.
System- --bzw.
bzw.
SPS
SPS
DCS
//IPC
/ IPC
SPS///DCS
DCS
IPC
Neu ist die Integration von IT-StanZellebene
Zellebene
SPS:
Zellebene
Industrielle Feldbusse,
dards. Standard- und Micro-SPSn verEchtzeit, IEC 61131 -3,
Steuerungs
Steuerungs
und
und
wenden zumeist keine IT-Standards
Modularitt,
robust, kompakt,
Steuerungs - und
SPS
SPS
/
/
RTU
RTU
/
NC
/
NC
/
CNC
/
CNC
SPS / RTU / NC / CNC
etc.
Prozessebene
Prozessebene
Prozessebene
zum Datenaustausch. Bei High-EndSPSn werden allerdings ebenfalls
Sensoren
Sensoren
Aktoren
Aktoren
immer mehr dieser Standards inteBild 7: Der PAC adres-Temperatursensor
-Temperatursensor
-Antriebe
-Antriebe
griert, wodurch sich in diesem Gebiet
-Widerstand
-Widerstand
-Ventile
siert die Kommunikati-Etc.
-Etc.
-Etc.
onslücke.
SPS und PAC weiter annähern.
www.atp-online.de atp 3.2009
41
Automatisierungsgeräte
FUP
10
Proprietäre Sprachen
KOP
8
ST
6
C#
4
2
C++
AS
0
AWL
C
Java / Java Script
PHP
Perl
Visual Basic
Bild 5: Verteilung der verwendeten Programmiersprachen.
Anforderung mehr dar und rückt in den Hintergrund. Die
meisten PACs nutzen jedoch nach wie vor diesen Standard
und stellen zumindest die drei Sprachen Funktionsplan,
Kontaktplan und Strukturierter Text zur Verfügung. Andere
lassen sich nur noch in Hochsprachen, z. B. VB.NET, C++ oder
C#, programmieren. Hierdurch lassen sich auch auf Entwicklerebene komplexe Aufgaben mit einem Gerät, ohne
die zusätzliche Verwendung von PCs, realisieren. Inwiefern
sich dieser Ansatz durchsetzen wird, bleibt derzeit offen. Ein
ebenfalls vielfach verwendeter Ansatz ist die Verwendung
einer proprietären Programmiersprache. Fast die Hälfte der
Geräte nutzt eine herstellerspezifische Programmiersprache.
Bild 5 zeigt die Verteilung der verwendeten Programmiersprachen über die untersuchten Geräte. Trotz Abkopplung
von der IEC61131 ist der Schwerpunkt auf FUP, KOP und ST
unübersehbar.
Ein vielfach beschriebener Vorteil des PAC liegt in der
engen Integration von Hardware und Software. Während bei
SPSn zumeist nur Grundfunktionen zur Programmierung der
Hardware zur Verfügung stehen, bieten manche PACs die
Möglichkeit, Applikationen direkt auf der Hardware unter
Verwendung der CPU oder deren Timer zu entwickeln. Damit
wird das System offener, der Nutzer kann verschiedene Tasks
unabhängig vom zyklischen Verhalten entwickeln. Bekannte
Funktionen aus Echtzeitbetriebssystemen, z. B. Semaphoren
oder Queues, welche auf SPS-Plattformen nur eingeschränkt
zugänglich sind, können zur Lösung komplexer Automatisierungsaufgaben verwendet werden. Der Trend zur Öffnung
der Hardware wird jedoch auch bei SPSn ersichtlich. Es gibt
bereits SPSn, welche über eine Engineeringumgebung mit
eben den beschriebenen Funktionen verfügen.
Als tatsächliche Abgrenzung zwischen SPS und PAC verbleibt hauptsächlich die Integration von „IT-Standards“. In der
SPS Welt haben sich bislang nur sehr wenige „IT-Standards“
etabliert. Webserver werden meist nicht angeboten, Daten-
42
bankanbindungen werden über proprietäre Protokolle oder
OPC realisiert. Das bedeutet, dass die Verbindung zwischen
prozessnahen und prozessfernen Komponenten entweder
über teure Middleware oder proprietäre Protokolle realisiert
werden muss, wodurch die Automatisierungsaufgaben an
zusätzlicher Größe und Komplexität gewinnen. Hier bietet
der PAC einen entscheidenden Vorteil. Durch die Standardisierung der IT Protokolle ist ein ERP System einfacher an die
prozessnahe PAC anbindbar. Dies ist ein natürlicher Schritt,
der sich früher oder später auch bei SPSn durchsetzen wird.
Ein besonders propagierter Vorteil des PAC gegenüber
der SPS liegt in der anwendungsübergreifenden Einsetzbarkeit. Sowohl Anlagen als auch Maschinen können mit PACs
automatisiert werden. Dies ermöglicht einen flexiblen Einsatz sowohl in der Prozess- als auch in der Fertigungsindustrie.
Während SPSn und DCSn als domänenspezifisch betrachtet
werden, wurde der PAC explizit mit domänenübergreifender
Intention entwickelt. Diese Untersuchung zeigt jedoch, dass
die tatsächliche technologische Differenz zu modernen
High-End-SPSn inhaltlich nur gering ist.
Literatur
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großer Wirkung. Elektro Automation 01/2005.
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inside a PAC. The Industrial Ethernet Book 10/2007.
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find their niche... Everywhere! White paper.
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Walter, Todd: Welcome PAC - Moving on to the next generation controller. ISA 01/2005.
Manuskripteingang: 3.11.08
Dipl.-Ing. (FH) Mario Schwartz (24) ist Mitarbeiter der
Gruppe „Automation Engineering“ in der Abteilung
„Industrial Software and Applications“ des ABB Forschungszentrums Deutschland. Sein Hauptinteresse
gilt der Entwicklung neuer und innovativer Automatisierungskonzepte, unter anderem im Bereich sicherheitsgerichteter Steuerungen.
Adresse: ABB AG, Forschungszentrum, Wallstadter
Str. 5, D-68526 Ladenburg, Tel. +49 6203 71-6266,
Fax -6253, E-Mail: [email protected].
Dr.-Ing. Rainer Drath (37) ist Senior Principal Scientist
in der Gruppe „Automation Engineering“ in der
Abteilung „Industrial Software and Applications“ des
ABB Forschungszentrums Deutschland. Sein Hauptinteresse gilt der Entwicklung neuer Konzepte und
Methoden zur Verbesserung des Engineerings von
Automatisierungssystemen. Er wirkt maßgeblich an
der Entwicklung und Normierung von Datenaustauschformaten wie CAEX und AutomationML mit.
Adresse: ABB AG, Forschungszentrum Deutschland,
Wallstadter Str. 59, D-68526 Ladenburg, Tel. +49
6203 71-6471, Fax -6253, E-Mail: rainer.drath@de.
abb.com.
atp 3.2009 www.atp-online.de
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