programmheft - Ensemble Kontraste

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Freitag 24.4.2015, 20 Uhr
Tafelhalle
Querköpfe … Wunderkinder … Außenseiter
Werke von Martin Smolka, Ludwig van Beethoven und Max Reger
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Tafelhalle.
Das ensemble KONTRASTE wird gefördert durch die Stadt
Nürnberg, den Bezirk Mittelfranken und den Freistaat Bayern.
Ludwig van Beethoven
(1770 - 1827)
Klavierquartett Es-Dur op.16 für Klavier und Streicher (1796)
Grave. Allegro ma non troppo
Andante cantabile
Rondo. Allegro ma non troppo
Martin Smolka
(geb. 1959)
Geigenlieder für Ensemble (2001)
1. Auf dem Fliegenplaneten
2. Kuh beim Fressen
3. Der Schaukelstuhl auf der verlassenen Terrasse
4. Die zwei Wurzeln
5. Fisches Nachtgesang
6. Das Wasser
- Pause -
Max Reger
(1873 - 1916)
Klarinettenquintett A-Dur op.146 (1915)
Moderato ed amabile
Vivace
Largo
Poco allegretto
Anke Trautmann, Flöte
Günter Voit, Klarinette/Sopransaxofon
Paul Meiler, Trompete
Sarah Rempe, Schlagzeug
Pawel Zalejski, Violine I/Sprecher
Makiko Odagiri, Violine II
Christian Sauer, Viola
Cornelius Bönsch, Violoncello
Stefan Danhof, Klavier
Querköpfe … Wunderkinder … Außenseiter
Beethoven –
ein unabhängiger und freischaffender Komponist
Beethoven war einer der ersten unabhängigen, freischaffenden Musiker.
Anders als noch etwa Haydn verdiente er seinen Lebensunterhalt nicht in
einer festen Hofanstellung. Er lebte von seiner Musik und, wie man heute
sagen würde, auch von der Förderung durch Sponsoren. So konnte er, los­
gelöst von den Vorstellungen eines „Arbeitgebers“ und dem Geschmack
seiner Zeit, kompromisslos seinen eigenen Stil entwickeln und Revolutio­
näres schaffen. Seine Werke wurden Vorbild – manchmal auch belasten­
des – und Herausforderung für viele nachfolgende Komponisten.
Die Entstehung des Klavierquartetts op. 16 fällt in Beethovens erste Wiener
Jahre. 1792 war er, gefördert durch den Mozart liebenden Kurfürsten Ma­
ximilian Franz, aus Bonn hierher gekommen, sollte „Mozarts Geist aus
Haydns Händen“ empfangen. Zu diesem Zeitpunkt hatte der junge
Beethoven, ein musikalisches Wunderkind, schon eine ansehnliche beruf­
liche Laufbahn hinter sich: mit sieben erster öffentlicher Auftritt als Pia­
nist, mit vierzehn festangestellter Organist und Mitglied der Hofkapelle
als Cembalist und Bratscher. Er hatte allerdings auch schon familiäres Un­
glück erlebt: Tod der Mutter, Entlassung des Vaters wegen Alkoholismus,
die Bürde der Verantwortung für die minderjährigen Brüder.
In Wien angekommen, überschlugen sich die Ereignisse, denn die Beset­
zung des Rheinlandes durch französische Truppen und die Flucht des kur­
fürstlichen Kölner Hofes vereitelten seine eigentlich geplante Rückkehr
nach Bonn. Doch er fand bald Unterstützung adeliger Musikliebhaber, die
ihm halfen in Wien Fuß zu fassen.
Eine besondere Rolle spielte Fürst Karl Lichnowsky. Er war es, der ihm die
Grundlage für seine unabhängige künstlerische Existenz schuf – mit ei­
nem festen jährlichen Gehalt und zeitweiligem Bereitstellen einer Woh­
nung in seinem Haus. Hier knüpfte Beethoven die so wichtigen Kontakte
zu Musikerkreisen.
Vom Bläserquintett zum Klavierquartett
„Mozarts Geist“ ist in besonderer Weise bei Beethovens Opus 16 zu spü­
ren. Beethoven hat sicherlich Mozarts Quintett für Klavier und Bläser KV
452 gekannt, das Initialstück einer ganzen Gattung, denn dieses hatte
einen regelrechten Boom für Klavier-Bläsermusik ausgelöst. Beethovens
Bläserquintett Opus 16 weist äußere Ähnlichkeiten mit Mozarts Werk auf,
nicht nur, weil es die gleichen Instrumente verwendet. Es hat die gleiche
Satz- und Tonartenfolge, die langsame Einleitung des ersten Satzes und
Anderes mehr. Doch Beethoven setzt eigene Akzente, seine Musik ist
schroffer, kennt abrupte Lautstärkenwechsel, Bläser und Klavier treten
sich klanggruppenartig gegenüber.
Beiden Werken ist allerdings gemein, dass sie sowohl in der Fassung mit
Bläsern, aber auch als Klavierquartett, also Klavier mit Streichtrio, popu­
lär wurden. Nur hatte Beethoven im Gegensatz zu Mozart sein Opus 16
gleich selbst auch in der Quartettfassung herausgegeben, um einer, wie er
meinte, dilettantischen Bearbeitung durch andere Musiker vorzubeugen.
Oft war Beethoven auch Interpret seiner eigenen Werke, seine Erfolge als
Komponist hingen in den ersten zehn Wiener Jahren eng mit seiner Karrie­
re als Klaviervirtuose zusammen. Er war berühmt für seine Improvisatio­
nen am Klavier. So hat er etwa bei einer Aufführung seines Opus 16 im
Hause des Fürsten Lichnowsky aus einem Solo heraus einfach weiter im­
provisiert – das Publikum war entzückt, seine Mitmusiker weniger. Von
der Improvisationskunst anderer hingegen war Beethoven nicht ganz so
begeistert. Sein Schüler Czerny musste vor versammelter Zuhörerschaft
einen Rüffel einstecken, als er sich bei einer Aufführung eben dieses Wer­
kes gleichfalls Freiheiten herausnahm. Am nächsten Tag entschuldigte
sich Beethoven aber brieflich beim Gescholtenen: „Ich platzte gestern so
heraus, es war mir sehr leid, als es geschehen war, allein das müssen Sie
einem Autor verzeihen, der sein Werk lieber gehört hätte, gerade, wie es
geschrieben, so schön Sie auch übrigens spielten.“
Improvisationen des Pianisten sind bei der heutigen Aufführung nicht zu
erwarten, aber er ist durchaus gefordert: Das Werk ist von einem großen
Pianisten geschrieben, es wird vom Klavier dominiert – auch dies ein Un­
terschied zu Mozarts Komposition.
Die Grave-Einleitung klingt mit ihren punktierten Rhythmen und den Stac­
cato-Sechzehntel-Noten wie eine Vorstudie zur langsamen Einleitung der
ersten Sinfonie. Immer wieder löst sich das Klavier solistisch von den übri­
gen Instrumenten. Im folgenden Allegro ma non troppo spürt man den
neuen Tonfall des jungen Beethoven: schroffe Sforzati, überraschende
Modulationen, krasse Dynamikwechsel. Im Andante cantabile gibt das
Klavier eine wunderschöne gesangliche Melodie vor, die geradezu
schwelgerisch von den Streichern übernommen wird. Das Finale ist jenes
Rondo, bei dem sich Beethoven kühn improvisierend dem
Konzertpublikum präsentiert hatte. Es hat einen besonderen Reiz, das
durchaus klassisch-konventionell anmutende Thema in immer neuen
Farben und Variationen zu hören.
Martin Smolka – Geigenlieder
Ist der 55-jährige Prager Komponist Martin Smolka ein Querkopf? Man
wird diese Frage mit Ja beantworten, wenn man die Kompromisslosigkeit
betrachtet, mit der er von Anfang an seinen musikalischen Weg ging: 1983
war er Mitbegründer und künstlerischer Leiter des Ensemble Agon, das
zum bedeutendsten Mittler musikalischer Avantgarde in Tschechien wur­
de, mit ihm als Spezialisten für präpariertes Klavier. Später stürzte er sich
auf „bizarre“ Instrumentaltechniken, verwendete von alten Grammopho­
nen bis zu Eisenbahngeräuschen alles, was er um sich herum und in der
Natur hörte – „Schallphotographien“ nannte er es. Häufig arbeitet er mit
gezieltem Manipulieren, absichtsvollem „Verstimmen“ herkömmlicher In­
strumente, und mit Mikrointervallen, d.h. Tonschritten, die kleiner sind als
die Halbtöne unseres üblichen Tonsystems. Die Technik dient bei ihm der
Intensivierung des emotionalen Gehalts tonaler Dreiklänge, er will durch
Deformation gewissermaßen ihre ursprüngliche Wirkung erwecken, ihnen
„Duft“ einhauchen: „Ich stoße eine Terz oder eine Quinte an und ziehe sie
dann in eine zauberhafte Schieflage“ – die Betonung liegt auf zauberhaft,
denn der emotionale Gehalt der Musik, Schmerz, Melancholie, Nostalgie,
all dies ist ihm bei aller Neigung zu dissonanten filmartigen Schnitten und
scharfen Kontrasten durchaus wichtig.
Als „kompromissloser Avantgardist“ war er dementsprechend häufig auf
Festivals moderner Musik vertreten, etwa bei den Donaueschinger
Musiktagen. Seit dort 1992 sein Stück Regen, ein Fenster, Dächer, Kamine,
Tauben usw. ... und auch Eisenbahnbrücken uraufgeführt wurde, als
musikalische Schilderung Prags hörbar, ist er in Deutschland höchst
erfolgreich, aber auch weit darüber hinaus. Ein Gang durch sein
umfangreiches und vielseitiges Oeuvre reicht von einer schlichten
lateinischen Messe bis zur in Tschechien höchst erfolgreichen EishockeyOper Nagano, in der sogar der Expräsident Havel und der Dichter Hašek
(„Der brave Soldat Schweijk“) zu Opernfiguren werden – auch Ironie und
Provokation sind dem Komponisten nicht fremd: „Der Kunstfurzerei und
dem abgehobenen Anspruch der zeitgenössischen Musik zum Trotz habe
ich verschiedentlich auf der Bühne musikalische Akte des Rowdytums
begangen!“
Das ensemble KONTRASTE hat seit langem eine enge Beziehung zu Smol­
ka, erst vor kurzem war, vielbeachtet, im Rahmen der StummFilmMusik­
Tage seine Musik zum Lubitsch-Film „Die Puppe“ hier zu hören. Die heuti­
gen Geigenlieder sind als Auftragsarbeit des ensemble KONTRASTE
entstanden. Der Titel Geigenlieder ist doppeldeutig, er spielt einerseits auf
die „Galgenlieder“ des Dichters Christian Morgenstern an, von dem die
meisten der vertonten Texte stammen, und andererseits darauf, dass der
Geiger hier gleichzeitig der Rezitator bzw. Sänger der Texte ist. Die Presse
schrieb über eine Aufführung: „ ... dabei machen die „Kontraste“ ihrem
Namen alle Ehre: Nomen est omen, schriller könnte der Gegensatz kaum
sein. Heiser kreischende Holzbläser, scharrende Streicher und eine sin­
gende Säge. Von Idylle ist, wie die Geigenlieder vermuten lassen könnten,
keine Spur. Zur dissonanten Klangkulisse raunt der Geiger apokalyptische
Texte. Ein beschwörerischer Abgesang auf den Menschen, eine Apologie
an die Natur und schließlich eine verstummende Welt: „Schweigt“, sagt
der postmoderne Barde am Ende des Stücks.“
Max Reger – der Außenseiter
Max Reger hatte kein einfaches Leben, denn er war kein einfacher
Mensch. Vielmehr war er, glaubt man zeitgenössischen Schilderungen,
eine zerrissene Persönlichkeit mit hochgestimmten, äußerst schaffens­
starken, aber auch depressiven und selbstkritischen Phasen, voller Intel­
lektualität aber auch rustikaler Derbheit.
Aufgewachsen ist Reger in der oberpfälzischen Stadt Weiden. Nach einem
Besuch der Bayreuther Festspiele beschloss der Fünfzehnjährige Kompo­
nist zu werden, gegen den Widerstand des Vaters. Zehn Jahre später, nach
Studium und Lehrtätigkeiten, erlitt Reger als Folge von Militärdienst und
beruflichen Rückschlägen einen nervlichen und physischen Zusammen­
bruch und kehrte 1898 ins Elternhaus zurück, hochverschuldet,
alkoholabhängig und krank. In dieser Phase vertiefte er sich ganz ins
Komponieren von Orgelmusik. Drei Jahre später, einigermaßen
wiederhergestellt, zog er nach München. Hier, musikalisch in
Gegenposition zur vorherrschenden „Neudeutschen Schule“, blieb Reger
zunächst heftig umstritten, obwohl er als Interpret eigener Werke
zunehmend gefragt war und auch im Ausland gefeiert wurde. 1907 folgte
er einem Ruf ans Konservatorium in Leipzig – seine legendäre
Kompositionstechnik und seine unangepasste Persönlichkeit zogen eine
große Schülerschar an. 1911 wurde er Leiter der berühmten Meininger
Hofkapelle. Eine exzessive Konzerttätigkeit, die Komponieren nur noch in
der Sommerpause zuließ, führte Anfang 1914 zum Zusammenbruch und
zur Aufgabe des Meininger Amts. Vom Kriegsdienst befreit – der Erste
Weltkrieg hatte angefangen – begann er mit seiner Vaterländischen
Ouvertüre und fast gleichzeitig mit einem monumentalen Requiem für die
Gefallenen, das er aber abbrach. Die damit verbundene Krise überwand er
erst mit der Übersiedlung nach Jena. Aus den Werken der Jenaer Jahre, zu
denen das Klarinettenquintett op. 146 gehört, sprechen Resignation und
Weltabkehr. Nach einer letzten anstrengenden Konzertsaison 1914/15
starb Reger nach einem Herzanfall am 11. Mai 1916 – gerade einmal 43
Jahre alt. In seinem Hotelzimmer lagen aufgeschlagen die
Korrekturabzüge seiner Motette Der Mensch lebt und bestehet nur eine
kleine Zeit.
Max Reger ist einer der großen Komponisten des beginnenden 20. Jahr­
hunderts, er war seinerzeit genau so berühmt wie Richard Strauss. Weil er
aber bewusst seinen ganz eigenen Weg suchte, blieb er Außenseiter in der
Musikszene – bis heute. Seine Musik ist zugleich vorwärts und rückwärts
gerichtet, sie steht zwischen Tradition und Modernismus, sie ist sehr dicht
und komplex, harmonisch anspruchsvoll, schwierig zu spielen und zu hö­
ren.
Regers letztes Werk – Klarinettenquintett A-Dur op. 146
In den Jahren nach seinen „Sturm- und Trankjahren“ – es sollten seine
letzten werden – bemühte sich Reger um eine Vereinfachung des Satzes,
zugunsten größtmöglicher Klarheit und Subtilität, und er deklarierte sei­
nen Personalstil nun als „freien Jenaischen Stil“. In diese Schaffensperi­
ode fallen seine bekanntesten Werke, so auch das Klarinettenquintett ADur op. 146, sein letztes vollendetes Werk.
Ahnte der Komponist, dass er keine Zeit mehr haben würde? Nur wenige
Tage nachdem er das Werk an seinen Verleger Simrock geschickt hatte,
starb der gesundheitlich labile Komponist. Als sein Freund, der damalige
Thomaskantor Karl Straube, Regers Nachlass sichtete, schrieb er:
„Darunter ein Klarinetten-Quintett (op. 146), das von solch unerreichter
Schönheit ist, dass Regers Hingehen wie ein Durchschneiden einer Ent­
wicklung zur höchsten Meisterschaft erscheint. Dieses Quintett zeigt klar
und deutlich, welch unersetzbarer Verlust nicht nur wir Deutschen, son­
dern die ganze musikalische Welt erlitten hat.“
Regers „Schwanengesang“ ist von stiller, introvertierter Haltung und zar­
tem, fast entrückt wirkendem Grundton – wie ein versöhnlicher Abgesang
einer heftig durchlebten Musikerbiographie. Anklänge an Mozarts und
Brahms´ Klarinettenquintette, wenn auch verfremdet durch die Regersche Harmonik, sind immer wieder hörbar, wie schon Straube bei der
Durchsicht der Partitur feststellte.
Der musikantische erste Satz erscheint insgesamt wie eine Huldigung an
die beiden großen Vorbilder. Der zweite Satz bietet einen Dialog zwischen
Viola und Klarinette in einem gespenstisch huschenden Scherzo, ganz ge­
gensätzlich dann das ländlerartige Trio. Der dritte Satz beginnt – wie die
langsamen Sätze bei Mozart und Brahms – als ruhiger hoher Gesang der
Klarinette, gefolgt von heftigen Agitato-Ausbrüchen. Hier entfaltet Re­
gers motivische Kombinatorik ihren größten Reichtum. Im Finale mit sei­
nem heiteren, liedartigen Thema und dessen phantasievollen Variationen
verwebt Reger virtuos Klarinette und Streicher.
R. und M. Felscher
Liedtexte
Martin Smolka: Geigenlieder
1. Auf dem Fliegenplaneten (Morgenstern)
Auf dem Fliegenplaneten,
Da geht es dem Menschen nicht gut:
Denn was er hier der Fliege,
Die Fliege dort ihm tut.
An Bändern voll Honig kleben
Die Menschen dort allesamt,
Und andre sind zum Verleben
In süßliches Bier verdammt.
In einem nur scheinen die Fliegen
Dem Menschen vorauszustehn:
Man bäckt uns nicht in Semmeln,
Noch trinkt man uns aus Versehn.
2. Kuh beim Fressen (Brecht)
Sie wiegt die breite Brust an holziger Krippe
Und frisst. Seht, sie zermalmt ein Hälmchen jetzt!
Es schaut noch eine Zeitlang spitz aus ihrer Lippe
Sie malmt es sorgsam, dass sie’s nicht zerfetzt.
Ihr Leib ist dick, ihr trauriges Aug bejahrt;
Gewöhnt des Bösen, zaudert sie beim Kauen
Seit Jahren mit emporgezognen Brauen –
Die wundert’s nicht, wenn ihr dazwischenfahrt!
Und während sie sich noch mit Heu versieht
Entzieht ihr einer Milch. Sie duldet stumm
Dass seine Hand an ihrem Euter reißt:
Sie kennt die Hand. Sie schaut nicht einmal um.
Sie will nicht wissen, was mit ihr geschieht
Und nützt die Abendstimmung aus und scheißt.
3. Der Schaukelstuhl auf der verlassenen Terrasse (Morgenstern)
Ich bin ein einsamer Schaukelstuhl
Und wackel im Winde,
Im Winde.
Auf der Terrasse, da ist es kuhl,
Und ich wackel im Winde,
Im Winde.
Und ich wackel und nackel den ganzen Tag
Und es nackelt und rackelt die Linde.
Wer weiß, was sonst wohl noch wackeln mag
Im Winde,
Im Winde,
Im Winde.
4. Die zwei Wurzeln (Morgenstern)
Zwei Tannenwurzeln, groß und alt
Unterhalten sich im Wald.
Was droben in den Wipfeln rauscht,
Das wird hier unten ausgetauscht.
Ein altes Eichhorn sitzt dabei
Und strickt wohl Strümpfe für die zwei.
Die eine sagt: knig. Die andre sagt: knag.
Das ist genug für einen Tag.
5. Fisches Nachtgesang (Morgenstern)
6. Das Wasser (Morgenstern)
Ohne Wort, ohne Wort
Rinnt das Wasser immerfort;
Andernfalls, andernfalls
Spräch´ es doch nichts andres als:
Bier und Brot, Lieb und Treu, –
Und das wäre auch nicht neu.
Dieses zeigt, dieses zeigt,
Dass das Wasser besser schweigt.
***
TRADITION DER NEUGIERDE
„Originalität ist nicht die Erfindung, sondern der Umgang damit,
nicht das Was, sondern das Wie.“
Wilhelm Killmayer
Das ensemble KONTRASTE
(eK) ist seit nahezu einem
Vierteljahrhundert wichtiger
Impulsgeber und fester Be­
standteil der Nürnberger
Kulturlandschaft.
Der Name ist Programm,
Vielfalt das Resultat, mitrei­
ßende, intensive und in jeder
Hinsicht außergewöhnliche
Konzerte sind unser Marken­
zeichen. Sei es mit Kammeroder Ensemblemusik, klas­
sisch oder zeitgenössisch, al­
lein oder in Verbindung mit
Schauspiel, Puppentheater,
Videokunst, Film, Literatur,
Bildender Kunst – kluge und
raffinierte
Programmkon­
zepte machen Veranstaltun­
gen mit dem eK zum Erlebnis
für Musiker und Publikum.
Das Rückgrat des eK-Programms bildet die KonzertreiheKONTRASTE –
Klassik in der Tafelhalle. Unkonventionell wie der Spielort sind die Kon­
zerte, mit eigener dramaturgischer Linie, alle Sparten des klassischen Mu­
sikangebots umfassend und längst kein Geheimtipp mehr. Ein großer
Abonnentenstamm schätzt das vielfältige Angebot: kontrastreiche Kon­
zerte, Bühnen-, Film- oder Videoproduktionen, das florierende Dichtercafé
mit seiner Mischung aus Lesung und Musik, 2003 mit dem Schriftsteller
und Übersetzer Hans Wollschläger ins Leben gerufen, dazu EducationProgramme und thematische Extrareihen, wie beispielsweise in der Saison
2014/15 „Erz und Feinde".
ensemble KONTRASTE begegnet in seiner künstlerischen Arbeit Altem
mit Respekt und Neuem ohne Avantgarde-Attitüde, unser aufgeschlosse­
nes Publikum weiß beides zu honorieren. Aus unserer großen Leiden­
schaft für neue und neueste Musik sind zahlreiche Werke – vielfach in di­
rekter Zusammenarbeit mit den Komponisten – entstanden, u.a. von
Heinz Winbeck, Martin Smolka, Klaus Ospald, Michael Obst, András Ha­
mary, Leo Dick und Marcus Maria Reißenberger .
Unterstützung hierfür fand das eK u.a. durch die Ernst von Siemens Mu­
sikstiftung, den Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, den Bayerischen
Musikfonds, den Bayerischen Kulturfonds, die Zukunftsstiftung der Spar­
kasse Nürnberg, den Fonds Darstellender Künste und den Deutschen Mu­
sikrat.
Neben dem Freistaat Bayern und dem Bezirk Mittelfranken unterstützt die
Stadt Nürnberg eK finanziell mit einer eigenen Haushaltsstelle.
Zahlreiche Preise würdigten die Arbeit des Ensembles: Wolfram-vonEschenbach-Förderpreis (1999), Kultur-Förderpreis der Stadt Nürnberg
(2004), Friedrich-Baur-Preis der Bayerischen Akademie der Schönen
Künste (2007), Kulturpreis der E.ON Bayern AG (2010).
Über die Nürnberger Konzerttätigkeit hinaus spielt das eK in vielen euro­
päischen Metropolen: Luxemburg (Philharmonie), Wien (Konzerthaus),
Paris (Louvre-Museum), Berlin (Volksbühne), Athen (Concerthall), Lissa­
bon (Nationaltheater). Es erhielt Einladungen zu den Wiener Festwochen,
den Schwetzinger Festspielen, dem Chopin-Festival Warschau, der Berli­
nale, den Salzburger Festspielen, dem Schleswig-Holstein-Musikfestival
und dem Musikfest Nara in Japan.
Wichtigste Medienpartner sind der Bayerische Rundfunk und ZDF/Arte.
Konzertvorschau
Sonntag, 10.05.2015 · 11 Uhr
Tafelhalle Theatercafé, Nürnberg
Dichtercafé zum Muttertag
mit Michael Nowack
„Der Muttertrieb ist stärker als die Atombombe“
Text Kurt Tucholsky, Erich Kästner u. a.
Musik Charleston, Jazz und Mahagonny
Textauswahl und Lesung Michael Nowack
ensemble KONTRASTE
***
Do 09.07., Fr 10.07., Sa 11.07.2015 · 21.30 Uhr
Katharinenruine, Nürnberg
Zauberflöte - Eine Prüfung
Musikalisches Volkstheater mit Pappe, Puppe, Projektion
Countertenor Daniel Gloger
Thalias Kompagnons
ensemble KONTRASTE
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