Premiere | Donnerstag, 9. Juli 2015 | 20.30 Uhr | URAUFFÜHRUNG Puschkinhaus Freitag, 10. Juli 2015 | 20.30 Uhr | Puschkinhaus Das Bauchrednertreffen // The Ventriloquists Convention von Dennis Cooper in Zusammenarbeit mit dem Ensemble in einer Übersetzung von Klaus Händl Konzept, Regie und Bühnenbild: Gisèle Vienne Jedes Jahr findet in Kentucky das größte internationale Bauchredner-Treffen der Welt statt; direkt neben dem Vent Haven Museum, das der Bauchrednerkunst gewidmet ist und gewissermaßen zum Puppen-Friedhof geworden ist. Denn hier werden die Puppen aufbewahrt und ausgestellt, mit denen nicht mehr gespielt wird, oft infolge des Todes ihres Bauchredners. Dieses Treffen ist für Bauchredner aus den Vereinigten Staaten sowie aus der ganzen Welt die Gelegenheit, sich zu begegnen, dem gemeinsamen Interesse zu frönen und Kontakte zu knüpfen. Die Teilnehmer, die aus den verschiedensten soziologischen und beruflichen Kontexten stammen, teilen diese merkwürdige, ja verdächtige Leidenschaft und finden in Kentucky ihre «Familie». Für „Das Bauchrednertreffen // The Ventriloquists Convention“ steht der Bauchredner/ Marionettenspieler im Fokus unserer Recherche. Das Stück besteht aus dokumentarischem Material - hauptsächlich dem Treffen in Kentucky - sowie aus fiktivem Material. Ausgehend von diesem Stoff versteht sich das Stück als freie Rekonstruktion mit besonderem Augenmerk auf die Motivation der Bauchredner, auf das, was sie zu diesem Tun veranlasst hat und wie ihre Tätigkeit von ihrem Umfeld wahrgenommen wird. Das Stück setzt sich aber auch mit Fragen auseinander, die im Zusammenhang mit Gender, Identität und weiteren Aspekten dieser kuriosen Charaktere stehen. Unser Interesse gilt nicht zuletzt im weitesten Sinne der Gestalt der Marionettenspieler und der Bauchredner selbst, so wie sie in unserer Vorstellung verankert sind und wie sie dargestellt werden, insbesondere in Literatur und Film. Wir beziehen uns auf wiederkehrende Merkmale, die für diese Gestalten als typisch gelten, die oft als psychologisch verdächtig, seltsam, ja beunruhigend dargestellt werden. „Das Bauchrednertreffen // The Ventriloquists Convention“ ist eine Fiktion von großem Realismus, eine imaginierte Rekonstruktion des Jahrestreffens in Kentucky. Sie wird von neun Bauchredner-Puppenspielern interpretiert und stellt die verschiedenen Momente dar, die ein solches Treffen kennzeichnen: von der Vorführung des Sketchs/der Nummer bis hin zu den Sorgen- beruflicher wie privater Natur- die sich aus dieser Tätigkeit ableiten. In einem Bühnenraum mit vielen Stühlen, auf denen die Teilnehmer Platz nehmen, ist der Zuschauer einer von ihnen. Das Stück- es mutet auf den ersten Blick verhältnismäßig einfach an- entwickelt sich nach dem Muster einer Partitur, die auf die multiplen Stimmen der Protagonisten aufbaut, deren komplexe Psychologie sich durch Hervorhebung verschiedener Dialogschichten manifestiert: es gibt zum einen die Stimme des Bauchredners selbst – sei es als Privatperson oder als Spieler – ferner die Stimme seiner Marionette oder Marionetten und schließlich die Ungewöhnlichste, die wir als « dritte Stimme » bezeichnen werden. Letztere meldet sich als Bauchrednerstimme zu Wort ohne aber irgendeinen Bezug zu einer physischen Person zu haben, die sie verkörpert, wodurch sie gespenstisch wirkt. Jede Stimme – ob verstellt oder natürlich – ist einzigartig und unterscheidet sich mühelos von den anderen, indem sie sich durch ihr Timbre und den Körper, mit dem sie verbunden ist, abhebt. Wenn wir als Selbstverständlichkeit die Theaterkonvention akzeptieren, die uns glauben macht, dass es sich um verschiedene Personen handelt, selbst wenn sie von nur einer Person dargestellt werden, heben diese Stimmen auf subtile Weise die verschiedenen Facetten hervor, die die Psychologie des Bauchredners ausmachen, und die Schizophrenie, die daraus resultiert. Da es sich um ein internationales Bauchredner-Treffen handelt, scheint es plausibel und natürlich, dass sich die Marionetten untereinander unterhalten, sich an ihren oder an andere Puppenspieler wenden, aber auch, dass es das gibt, was wir als die “dritte Stimme” bezeichnen – das Bauchreden ohne physische Verkörperung – die sich auch an den Bauchredner oder an die Marionette adressiert. So drücken sich die verschiedenen Schichten aus, aus denen sich der Dialog zusammensetzt, d.h. was gesagt, was gedacht, was aus dem Unbewussten, dem Subtext und dem Unausgesprochenen kommt, wird mit lauter Stimme, abwechselnd vom Bauchredner, seiner Marionette oder seiner « dritten Stimme » interpretiert. Daraus entwickelt sich eine Dramaturgie, die sowohl Verrücktheit und Normalität dieses Austauschs widerspiegelt und scheinbar einfache Beziehungen in ein psychologisches Labyrinth verwandelt. Dennis Cooper schrieb diese raffinierte Partitur, die als neue Form gelten darf, die für mindestens 27 Stimmen konzipiert wurde und von neun BauchrednerMarionettenspielern interpretiert wird. Mit dieser Bauchredner-Portraitserie setzen wir unsere Auseinandersetzung mit den Beziehungen zwischen Körper und Stimme mittels verschiedener Darstellungen von Verkörperung und Dissoziation fort, die es ermöglichen, die multiplen Schichten unserer Psyche zu beobachten, sowie den Platz und die Form der Worte innerhalb dieser Schichten, sowohl unter individuellen als auch kollektiven Gesichtspunkten. Dank an: Carena Schlewitt, Laure Fernandez, Vent Haven Museum and Vent Haven Convention, Francesca Spinazzi, Zachary Farley, Jean-Paul Vienne, Dorothéa Vienne-Pollak. Koproduktion: Nanterre-Amandiers / Festival d’Automne à Paris / Les Spectacles Vivants - Centre Pompidou / Centre Dramatique National OrléansLoiret-Centre / Le TJP, Centre Dramatique National d’Alsace - Strasbourg / Le Maillon, Théâtre de Strasbourg / La Bâtie, Festival de Genève / Internationales Sommerfestival, Hamburg / Kaserne, Basel / Le Parvis, Scène nationale de Tarbes - Pyrénées / Theater Freiburg / Fidena Festival, Bochum Mit Unterstützung von: Kulturstiftung des Bundes, Pro Halle e.V., Saalesparkasse, Bureau du théâtre et de la danse - Institut Français d‘Allemagne, Fachausschuss BS/BL Tanz und Theater, Institut Français in the frame of »Théâtre export«, Cultural Services of the French Embassy New-York Gefördert durch: Mit freundlicher Unterstützung vom Bureau du Théâtre et Danse/ Institut français Deutschland und der Association Beaumarchais-SACD Paris im Rahmen des Produktionsförderungsprogramms. Die Company DACM wird von DRAC DMCA Elsass / Ministerium für Kultur und Kommunikation, Alsace & der Stadt Straßburg unterstützt und bekommt regelmäßig die Unterstützung des Instituts Français-Außenministerium für seine internationalen Tourneen. Gisèle Vienne ist assoziierte Künstlerin im Theater Nanterre-Amandiers in 2014. Gisèle Vienne ist assoziierte Künstlerin, Scène Nationale de Tarbes Pyrénées seit 2012. Produktionsleitung: Projektleitung in Halle: Production and booking: Administration : Puppentheater Halle und DACM Katja Podzimski Anne-Lise Gobin, Alix Sarrade & Pauline Civard Etienne Hunsinger Konzept, Regie und Bühnenbild Gisèle Vienne Musik KTL (Stephen O'Malley und Peter Rehberg) Licht Patrick Riou Übersetzung eng./ frz. Jean-René Etienne Accessoires, Bühnenbild und Kostüme Gisèle Vienne in Zusammenarbeit mit Angela Baumgart Bühne und Bühnenassistenz Yana Zschiedrich Bühnenassistenz auf Tour Anne Mousselet Puppenkonzeption Gisèle Vienne Puppenbau Hagen Tilp Kerstin Daley-Baradel wurde eingekleidet von José Enrique Oña Selfa Make-up und Perücken Mélanie Gerbeaux Bauchredner-Workshop I Marcus Geuß Bauchredner-Workshop II Michel Déjeneffe Technische Leitung/ Einrichtung Daniel Schreiner Beleuchtungsmeister Henryk Drewniok Jonathan Capdevielle Alternativbesetzung f. J. Capdevielle Christian Sengewald Kerstin Daley-Baradel (Gast) Nils Dreschke Sebastian Fortak Lars Frank Uta Gebert Vincent Göhre Ines Heinrich-Frank Katharina Kummer