Übergang zur NS-Zeit Lesen Sie den Text und machen Sie eine Tabelle von den im Text erwähnten Wahlen. Schreiben Sie ein paar Stichworte zu den Wahlergebnissen. Welche Wahl? Wann? Wahlergebnisse? Die Zeit der Weimarer Republik kann man in drei Phasen einteilen: die Krisenjahre, die “Goldener Zwanziger” und die Untergangsphase der Republik. Der erste Abschnitt von 1919 bis 1923 ist von Unruhen, politischen Morden und Hyperinflation geprägt. Außenpolitische Erfolge, Belebung der Wirtschaft und kulturelle Blüte kennzeichnen den zweiten Abschnitt bis 1929. Die Endphase bis 1933 wurde geprägt von Weltwirtschaftskrise, Regieren ohne Parlament und Aufstieg der Nazis. Schon während der Krisenjahre sprach man von einer “Demokratie ohne Demokraten”. In den “Goldener Zwanzigern” war die Wahl des monarchistisch gesinnten Generalfeldmarschalls Paul von Hindenburg zum Reichspräsidenten im Jahr 1925 eine Niederlage für die Demokratie. In der Endphase der Republik radikalisierte sich die Gesellschaft immer mehr. Im Oktober 1929 starb Außenminister Gustav Stresemann, einer der bedeutendsten Politiker der Zeit. Drei Wochen danach brach die Weltwirtschaftskrise aus, die Deutschland sehr hart traf. Im März 1930 zeigte sich, dass man keine mehrheitsfähige Regierungskoalition finden konnte. Die Konservativen hatten immer mehr Einfluss auf den Reichspräsidenten und konnten seine weitreichenden Vollmachten ausnutzen. Hindenburg konnte einen Reichskanzler seiner Wahl ernennen. Solange der Reichstag zustimmte, ging es gut. Fall er nicht zustimmte, regierte dieser “Präsidialkanzler” mit Hilfe der Notverordnungen des Reichspräsidenten. Der Reichstag konnte immer aufgelöst werden und danach musste man einen neuen Reichstag wählen. Das war wieder der Fall im September 1930. Die SPD blieb bei den Wahlen im September 1930 zwar die größte Partei (143 Sitze), aber die Wahl führte zum großen Wahlsieg der Nationalsozialisten (107 Sitze). Der Stimmenanteil der NSDAP stieg von 2,6 auf 18,3 Prozent. Im Jahr 1928 waren die Nationalsozialisten mit ihren 810 000 Wählern eine recht kleine Partei. In der Bundesrepublik wäre die Partei wegen der Fünfprozentklausel nicht mal in den Bundestag gekommen. Im Jahr 1930 wählten aber schon 6,4 Millionen Menschen die Partei. Zweiter Sieger waren die Kommunisten mit ihren 77 Mandaten (13,1 Prozent der Stimmen). Fast ein Drittel der Wähler hatte sich ganz links oder ganz rechts entschieden. Seit dieser Wahl 1930 war Hitler ein bedeutender Machtfaktor zwischen den Demokraten (den Anhängern des parlamentarischen Regierungssystems) und den Konservativen (den Vertretern des alten Regimes) . Der Reichskanzler regierte mit den Notverordnungen des Reichspräsidenten. Das Parlament spielte als Gesetzgeber kaum noch eine Rolle. Die SDP bekämpfte die Kommunisten und die Nazis in gleicher Weise als Feinde der Republik. Für die Kommunisten waren die Sozialdemokraten “Sozialfaschisten” und als Verräter der Arbeiterklasse gefährlicher als die Nazis. Im Kampf gegen die Weimarer Republik konnten die NSDAP und die KPD manchmal sogar eine gemeinsame Basis finden. Im April 1932 wurde Hindenburg wiedergewählt: Hinderburg 53,0 %, Hitler 36,8% und Thälmann (KPD-Kandidat) 10,2 Prozent der Stimmen. Hindenburg wurde von Demokraten, seinen Gegnern, wiedergewählt, damit Hitler nicht Reichspräsident würde. Nach der Auflösung des Reichstages fand im Juli 1932 wieder eine Wahl statt. Die NSDAP wurde zur stärksten Partei. Mit dem Stimmenanteil von 37,3 Prozent stieg die Zahl der NS-Abgeordneten von 107 auf 230. Das war der größte Wahlsieg, den Hitler in freien Wahlen erringen konnte. Die Nationalsozialisten hatten die größte Fraktion im Reichstag und außerdem stellten sie den Reichstagspräsidenten. Die Nazis und Kommunisten waren zusammen stärker als alle anderen Parteien. Zusammen konnten sie jede Regierung stürzen. Aber der Reichstag wurde sofort wieder aufgelöst. Im November 1932 mussten die Deutschen erneut zu den Wahlurnen gehen. Hitler verlor eine Million Stimmen, aber mit dem Stimmenanteil von 33,1 Prozent blieb die NSDAP die größte Partei im Reichstag. Am 29. Januar 1933 versammelten sich 100 000 SPD-Anhänger zu einer großen Kundgebung im Berliner Tiergarten unter dem Motto “Berlin bleibt rot!”. Ein Tag danach ernannte Reichspräsident Hindenburg Hitler zum Reichskanzler. In der Regierung waren nur drei nationalsozialistische Minister. Die Konservativen dachten, dass sie wieder im Besitz der Staatsmacht wären, die sie 1918 verloren hatten. Doch sie unterschätzten den neuen Kanzler. Die Gegner der NSDAP brachten keine gemeinsame Aktion gegen die Nazis zustande. Am Abend des 30. Januar 1933 marschierten die Nazis durch das Brandenburger Tor und Hitler grüßte die jubelnde Menge aus dem Fenster der neuen Reichskanzlei in der Wilhelmstraße in Berlin. Literatur: Weimarer Republik (Informationen zur politischen Bildung Heft 261) Eberhard Jäckel: Das deutsche Jahrhundert