Wie schreibe ich eine Quellenanalyse?

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Wie schreibe ich eine Quellenanalyse?
Der folgende Artikel gibt eine Übersicht über den Aufbau einer Quellenanalyse und zeigt Schritt
für Schritt, nach welchem Schema vorgegangen werden muss. Im Anschluss erhältst du zwei
beispielhafte Quellenanalysen, damit die nächste Klassenarbeit garantiert ein Erfolg wird.
Aufbau Quellenanalyse:
1.) Einleitung:
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Autor des Textes
Titel
Datum & Ort der Veröffentlichung
Textsorte (politische Rede, Tagebucheintrag, Zeitungsartikel usw.)
Adressat und Intention
Quellenart (Primär- oder Sekundärquelle ?)
Thema
2.) Hauptteil:
Inhalt
• Zusammenfassung des Textes (äquivalent zu einer Inhaltsangabe)
Analyse
• Argumentation
• Sprache (rhetorische Mittel, Wortwahl, Schlüsselbegriffe, sonst. Auffälligkeiten)
• Sprachstil
Historischer Kontext
• Einordnung der Quelle in den historischen Kontext (Ursachen, Auslöser, Wirkungen, Folgen)
• innerer historischer Kontext (zum Zeitpunkt der Quelle)
• äußerer historischer Kontext (vor und nach der Quelle)
3.) Schluss:
• Beurteilung (Sachurteil) und Bewertung (Werturteil)
• Darstellung der Bedeutung der Quelle für ihre Zeit
• Darstellung der Bedeutung der Quelle in Bezug auf die Gegenwart
• Historische Relevanz und Glaubwürdigkeit der Quelle
• Persönliche Stellungnahme
Quellenanalyse schreiben - Schritt für Schritt Anleitung
Noch bevor man in den intensiven Bearbeitungsprozess der Quellenanalyse einsteigt, muss etwas
an Vorarbeit geleistet werden. Abhängig vom vorgegebenen Zeitrahmen, sollte die Quelle zwei bis
dreimal vollständig durchgelesen werden. Während des ersten Durchgangs genügt es, sich zuerst
einmal in die Quelle einzufinden und zu orientieren. Sowohl die für die Einleitung relevanten
Formalien, als auch zentrale Begrifflichkeiten können bereits farblich unterstrichen werden.
Daraufhin wird dem Text im zweiten Lesedurchgang eine erste Struktur gegeben. Dazu zählt das
Einteilen in Sinnabschnitte und die Markierung von Thesen und Argumenten. Dabei gilt immer:
Soviel unterstreichen wie nötig und so wenig unterstreichen wie möglich! Die Übersicht geht
schnell verloren, wenn über die Hälfte des Textes verschiedenfarbig angestrichen wird.
Im dritten Lesedurchgang können erste Querverweise geknüpft werden. Wichtige, in Bezug zur
Quelle stehende, Zusammenhänge (z.B. Ursachen, Folgen, konkrete historische Daten) sind neben
den Quellentext zu schreiben, da klar getrennt werden muss zwischen der Auseinandersetzung mit
der Quelle selbst (Analyse), und der Auseinandersetzung mit den historischen Begebenheiten
(relevant für die Einordnung der Quelle in den historischen Kontext). Das erreicht man am besten,
wenn schon in der Vorarbeit verschiedene Ebenen der Quelle differenziert werden.
Die Einleitung der Quellenanalyse muss immer zwingend den Autor, den Titel, die Textsorte, das
Datum und den Ort der Veröffentlichung beinhalten. Diese Informationen sind in aller Regel aus
der Quelle selbst ersichtlich und bedürfen keiner Eigenleistung. Zusätzlich muss die Quellenart
bestimmt werden. Im wesentlichen wird zwischen Primär- und Sekundärquellen unterschieden.
Unter die Primärquellen (lat. primarius = an erster Stelle) lassen sich alle Quellen fassen, die z.B.
von Augenzeugen/Zeitzeugen selbst sind, also unmittelbar aus erster Hand. Dazu gehören
demnach auch politische Reden, Briefe oder Interviews. Sekundärquellen (lat. secundarius = an
zweiter Stelle) beziehen sich auf andere Quellen. Sie sind damit nicht aus erster Hand. Schlicht
gesagt: Eine Rede von Adolf Hitler ist eine Primärquelle. Der Text eines Historikers, der sich mit
dieser Rede beschäftigt, stellt eine Sekundärquelle dar (ausgenommen er war selbst anwesender
Zeitzeuge, denn dann sind seine Informationen wieder "aus erster Hand").
Im übrigen müssen noch Adressat und Intention bestimmt werden. Der Adressat ergibt sich aus
der Textsorte (politische Rede -> Öffentlichkeit; Brief -> Empfänger; Tagebucheintrag -> kein
direkter Adressat) und sollte genau eingegrenzt werden. Bei einer politischen Rede zu schreiben,
dass sich die Ansprache an die Öffentlichkeit richtet, reicht nicht aus. Vielmehr muss ausgeführt
werden, an welche Öffentlichkeit sich der Text richtet (z.B. deutsches Volk, Mitglieder des
Bundestags
oder
Parteifreunde).
Abgeschlossen wird die Einleitung mit der Nennung des Themas (Worüber handelt die Quelle?).
Dieser Satz fungiert auch zugleich als Überleitung in den Hauptteil der Quellenanalyse.
Der Hauptteil der Quellenanalyse besteht mit Inhaltsangabe, Analyse und der Einordnung in den
historischen Kontext aus drei Teilaufgaben, die es strikt in dieser Reihenfolge abzuarbeiten gilt.
Im Rahmen der Inhaltsangabe wird die Quelle auf die wesentlichsten Aussagen zusammengefasst.
Die zu Anfangs herausgearbeiteten Sinnabschnitte können jetzt gewissermaßen als Ansatzpunkt
verwendet werden. Eine Formulierung nach diesem Prinzip wäre zulässig: "Im ersten Abschnitt
(Z.1-10) geht es um (...). Der zweite Abschnitt (Z.10-20) handelt von (...)". Abhängig von der Länge
der Quelle sollte sich der Umfang der Inhaltsangabe maximal (!) im Bereich von einer DinA4 Seite
(ca. 200-250 Wörter) bewegen.
Aufbauend auf der Inhaltsangabe behandelt der Analyseteil der Quellenanalyse den Inhalt der
Quelle im Detail. Argumentation und Sprache sind einer genaueen Prüfung zu unterziehen.
Wie ist die Argumentation aufgebaut? (z.B. linear, aufsteigend, anaphorisch)
Welche Argumentationstypen werden benutzt? (z.B. Scheinargumente, Faktenargumente,
logische
Argumente)
Mit welchen rhetorischen Mitteln versucht der Redner zu überzeugen? (z.B. Metaphern,
Vergleiche
usw.)
Welche Funktion und welche Wirkung haben die sprachlichen Mittel?
Wie ist der Stil der Sprache? (förmlich, appellativ, umgangssprachlich)
Diese Punkte sind jetzt sehr auf eine politische Rede zugeschnitten. Je nach Textsorte muss der
Schwerpunkt der Analyse leicht variiert werden. Ein Brief oder Zeitungsartikel gibt
selbstverständlich andere Möglichkeiten zur Analyse, als eine öffentliche Rede. Aus diesem Grund
muss auch immer im direkten Bezug zur Textsorte analysiert werden. Die Frage danach, was
typisch/untypisch für die jeweilige Textsorte ist, gibt innerhalb der Quellenanalyse immer einen
möglichen Einstieg.
Ganz wichtig ist es, die Zeit der Entstehung des Textes nicht aus den Augen zu verlieren. Bei der
Deutung einer Quelle unter den Prämissen der jeweiligen historischen Umstände spricht man auch
von Hermeneutik. Nie dürfen die typischen Umstände einer Epoche als Ansatzpunkt für eine
Analyse dahingehend verwendet werden, als dass man sie mit der heutigen Zeit vergleicht und so
als sonderbar hinstellt. Ein Text aus dem Mittelalter darf z.B. nicht in Bezug zu seiner
mittelalterlichen Sprache kritisiert werden. Auch wenn diese aus heutiger Sicht untypisch wirkt,
zum Zeitpunkt der Entstehung der Quelle ist sicherlich nichts normaler als eine "mittelalterliche
Ausdrucksweise".
Das schließt die genauere Untersuchung der (für die Zeit typische) Sprache natürlich nicht aus. Nur
eben muss der Bezug zur Zeit (Hermeneutik) bedacht werden.
Die dritte und letzte Teilaufgabe des Hauptteils einer Quellenanalyse besteht in der Einordnung
der Quelle in den historischen Kontext. Unter historischem Kontext versteht man die im Bezug zur
Quelle stehenden Geschehnisse, welche sich grob nach Vergangenheit (vor dem Zeitpunkt der
Entstehung der Quelle), Gegenwart (unmittelbar zum Zeitpunkt der Entstehung der Quelle) und
Zukunft (nach dem Zeitpunkt der Entstehung der Quelle) einteilen lassen. In der Oberstufe wird
nur noch zwischen innerem- (zum Zeitpunkt der Quelle) und äußerem (vor und nach der Quelle)
historischen
Kontext
unterschieden.
Dieser Abschnitt der Quellenanalyse kann nur durch gründliches Lernen gemeistert werden, da er
nicht aus dem Quellentext selbst hervorgeht. Je mehr Geschehnisse (mit Angabe des exakten
Datums!) mit einer direkten oder indirekten Verbindung zur Quelle dargestellt werden können,
desto besser. Das bedeutet im Umkehrschluss jedoch nicht, das viele auswendig gelernte und
aneinander gereihte Ereignisse sofort eine gute Einordnung in den historischen Kontext ergeben.
Es gilt selektiv die wichtigsten sozialen, wirtschaftlichen und politischen Ursachen, Auslöser und
Folgen auszuwählen, und mit der Quelle in Verbindung zu setzen. Man kann entweder
chronologisch vorgehen, indem man den inneren- in den äußeren historischen Kontext einbaut,
oder man zieht den unmittelbar relevanten inneren historischen Kontext vor, und erläutert im
Anschluss die Geschehnisse vor und nach der Entstehung der Quelle. Beide Möglichkeiten sind
legitim.
Der Schluss einer Quellenanalyse wird generell durch die Aufgabenstellung bestimmt und sollte
abhängig der genannten Operatoren bearbeitet werden. In der überwiegenden Anzahl von
Abiturklausuren in Geschichte haben sich "Beurteilen" und "Bewerten" als die am häufigsten
auftretenden
Operatoren
erwiesen.
Im Rahmen einer Beurteilung soll am Ende ein begründetes Sachurteil stehen, dass die Bedeutung
der historischen Sachverhalte in einen Zusammenhang setzt. Die Beurteilung unterscheidet sich
nur dahingehend, dass die eigene Meinung miteinfließen darf, sodass man zu einem Werturteil
gelangt. In jedem Fall müssen beide Vorgänge voneinander getrennt sein, sodass Sachurteil und
Werturteil aus je einer separaten Herleitung gebildet werden.
Quellenanalyse Beispiel
Aufgabenstellung:
1. Analysieren Sie die Quelle
2. Ordnen Sie die Quelle in ihren historischen Kontext ein
Aufgabenbereich I)
Das vorliegende Telegramm vom britischen Premierminister Winston Churchill an den
amerikanischen Präsidenten Harry S. Truman vom 12. Mai 1945 handelt von einer kritischen
Einschätzung Großbritanniens gegenüber der Sowjetunion, die laut Churchill ihren Machtbereich in
Europa droht auszubauen. Diese als eindeutig auszumachende Primärquelle sollte Präsident
Truman vermutlich dazu bewegen, den Rückzug der amerikanischen Truppen (Z.3-4) aus Europa zu
stoppen, damit die Sowjetunion nicht die Kontrolle in Europa erlangt.
Der Text lässt sich aufgrund seiner nummerierten Struktur eindeutig in fünf Abschnitte gliedern. Im
ersten Abschnitt (Z.1-8) geht es um die persönliche Einschätzung Churchills über die Entwicklung
der Lage in Europa. Er rechnet mit Abzügen der amerikanischen (Z.3-4), kanadischen (Z.5), sowie
britischen Armee (Z.4-5), die einen Machtverlust auf dem europäischen Kontinent zur Folge haben
wird.
Der zweite Abschnitt (Z.9-19) handelt von einer kritischen Einschätzung gegenüber Russlands
Einflüssen auf die Ost- und Südosteuropäischen Staaten. Churchill befürchtet eine kommunistische
Expansion (Z.14) auch in Mitteleuropa, der, nachdem die Alliierten Truppen sich weitgehenst aus
Europa zurückgezogen hätten, nichts entgegen zu setzen wäre. Im dritten Abschnitt (Z.20-27) wird
der Begriff des eisernen Vorhangs genannt, der ausdrücken soll, dass die Sowjetunion eine von den
Westmächten distanzierte Politik verfolgte.
Der vierte Abschnitt (Z.28-31) ist im Grunde nur eine Ergänzung, denn er verdeutlicht, dass wenn
sich die westlichen Alliierten zu sehr auf die Bestrafung Deutschlands konzentrieren (Z.28-29), die
Sowjetunion ungehindert "bis an die Küsten der Nordsee und des Atlantik vorbeimarschieren
können." (Z.30-31)
Im letzten Abschnitt (Z.32-39) macht Churchill deutlich, dass eine "Verständigung mit Russland"
(Z.32) unverzichtbar ist und eine Einigung erfolgen muss, bevor die militärische Macht (Z.39) der
westlichen Alliierten geschwunden ist.
Analyse:
Bereits im ersten Satz des Telegramms äußert sich Churchill über seine Sorge über die Entwicklung
in Europa. Diese Beunruhigung definiert er zunächst nicht, sondern er beschreibt die Gründe, die
dazu führen (Abzüge der alliierten Truppen). Geschickt formuliert er mit "Die Zeitungen sind voll
von Nachrichten über den massiven Abzug der amerikanischen Armeen" (Z.3-4) eine
Umschreibung der Truppenrückzuge der Amerikaner und hofft indirekt, dass es in dem Ausmaß,
wie von den Medien beschrieben, nicht vonstatten geht. Letztlich nimmt diese doch vorsichtige
Formulierung einen Teil der Verantwort der Truppenrückzuge von den Amerikanern ab und schiebt
es "nur" auf die Medien. Damit verzichtet Churchill geschickt auf eine Kritik an den Amerikanern
und deren Truppenrückzug und appelliert gleichzeitig, diese wieder rückgängig zu machen. Die
kanadische (Z.5) und die schwache französische (Z.6) Armee nennt er nur beiläufig, weil er nicht
mit deren Hilfe rechnet.
Daraufhin stellt Churchill sich im Hinblick auf Russland die Frage: "Was aber soll denn in Bezug auf
Russland geschehen?" (Z.9) und beatnwortet seine Frage dann auch prompt selbst, indem er zuerst
alle negativen politischen Entscheidungen, wie die "falsche Auslegung der Jalta-Beschlüsse" (Z.10),
die Haltung gegen Polen (Z.11) oder die Einflussnahme auf dem Balkan (Z.11) nennt.
Als "kommunistische Taktik" (Z.14) deklariert er das politische Vorgehen der Sowjetunion und
spielt damit deutlich auf den Unterschied bzw. Unvereinbarkeit der Ideologien an. Darauf folgt eine
rhetorische Frage (Z.16-19), die sich nach den Erläuterungen zur russischen Außenpolitik (Z.10-14)
wie von selbst beantwortet. Indirekt suggeriert er Truman also, dass eine militärische Macht der
westlichen Alliierten unvermeidbar ist, will man nicht, dass der SU diese Gebiete geografisch wie
ideologisch anheim fallen. Als zentralen Begriff spricht er metaphorisch vom "eisernen Vorhang",
der vor der russichen Front nieder gegangen ist (Z.20). Damit wird die Schuld für den Status quo
bewusst auf die Sowjetunion übertragen, deren Politik sich scheinbar gegen die der westlichen
Alliierten sträubt. Churchill stellt es als kaum zu bezweifeln dar, "dass der gesamte Raum östlich
der Linie Lübeck-Triest-Korfu" (Z.21-22) schon bald von der SU besetzt sein wird. Damit baut
Churchill Druck auf die USA auf, denn ein Besitz von ganz Osteuropa für die SU kann für die USA
nicht erstrebenswert sein.
Indirekt appellierend, dass es neben der "Bestrafung Deutschlands" (Z.28) vor allem auch auf eine
Zurückdrängung der SU ankommt, weil sie sonst in "sehr kurzer Zeit bis an die Küsten der Nordsee
und des Atlantik vorbeimarschieren (könnten)". Mit dem Ausspruch "unserer Völker" schafft er ein
Wir-Gefühl und stellt sich, aber vor allem die Amerikaner in die Pflicht, gegen die sowjetische
Expansionspolitik vorzugehen.
Gegen Ende seines Telegrams (Punkt 5) spricht er von einer absoluten Notwendigkeit sich mit der
Sowjetunion baldmöglichst zu verständigen, solange die militärische Macht der Alliierten derer der
SU noch überlegen sei.
Aufgabenbereich II)
Mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht in Reims (7. Mai 1945) und
Berlin-Karlshorst (9. Mai 1945) begann für das ehemals mächtige Deutsche Reich die Zeit der
Besatzung. Bereits in den Konferenzen von Casablanca (Januar 1943, Teilnehmer: USA und
Großbritannien) und Teheran (November 1943; USA, GB, SU) setzten die späteren Siegermächte
ihre Ziele fest, was mit Deutschland nach der Kapitulation passieren sollte. Großbritannien und die
USA waren sich sogar schon in der Atlantik Charta vom 14. August 1941 darüber einig, dass nach
dem Krieg eine neue Weltordnung geschaffen werden musste. Darunter waren Punkte wie Freiheit
der Meere, Zugang zum Welthandel, Verzicht von Gewalt, Liberalisierung des Handels,
Selbstbestimmungsrecht sowie der Verzicht auf territoriale Expansion festgehalten. In der
Konferenz von Jalta (Februar 1945; USA, GB und SU) wurde dann durch Roosevelt, Churchill und
Stalin endgültig beschlossen, Deutschland in Besatzungszonen aufzuteilen. Konkreter wurde es erst
mit der Potsdamer Konferenz (17. Juli - 2. August 1945), an der wie schon in den vorherigen
Konferenzen die USA (Truman und Byrnes), die Sowjetunion (Stalin und Molotow) sowie
Großbritannien (Churchill und Eden) teilnahmen. Die beschlossenen Ziele waren neben der
Festlegung der politischen Grundsätze in Form von Denazifizierung (NSDAP und Mitorganisationen
vernichten, Gesellschaft von rechtsradikalem Gedankengut säubern), Demilitarisierung (Abbau der
deutschen Wehrmacht, Beseitigung des Waffenarsenals), Demokratisierung (Demokratie als
Staatsform, Abschaffung der Nazi-Gesetze und Erlaubung von demokratischen Parteien),
Dezentralisierung (lokale Selbstverwaltung -> Föderalismus) und Demontage (Abbau von Industrie,
speziell Metall- und Schwerindustrie) auch territoriale Entscheidungen, an denen vor allem die
Sowjetunion interessiert war (Oder-Neiße-Linie oder Kaliningrader Gebiet).
Die Besatzungsmächte nahmen Einfluss auf das Bildungswesen (sog. Re-Education; Umerziehung),
die Medien (Neuorganisation des Rundfunks), sowie die politischen Parteien, die erst von den
Besatzungsmächten zugelassen werden mussten. Dies verhinderte die Neugründung von
rechtsradikalen Parteien und förderte, zumindest in den Westzonen, die Entwicklung von
demokratischen Parteien (CDU, CSU, FDP, SPD, Zentrumspartei und weitere).
Das das Potsdamer Abkommen nicht so durchgesetzt werden konnte wie zunächst beschlossen,
zeichnete sich vor allem in den gesellschaftlichen Bereichen ab. Ehemalige Nationalsozialisten
kamen schneller wieder in Amt und Würden, weil sie beim Wiederaufbau gebraucht wurden.
Bereits entlastete Nationalsozialisten stellten ihren Gleichgesinnten sogenannte Persilscheine aus,
mit denen sie ebenfalls entlasten waren. Die Westmächte beobachteten mit Misstrauen, wie die
Sowjetunion in Ost- und Südosteuropa immer mehr an Einfluss gewann und den Machtbereich der
westlichen Staaten auf die Ost- und Südosteuropäischen Staaten zunehmend minimierte. Beide
Seiten vermuteten Expansionsabsichten.
Mit dem Angebot des amerikanischen Präsidenten Harry S. Truman im März 1947 sollte allen vom
Kommunismus bedrohten Staaten, wirtschaftliche und militärische Hilfe zugestanden werden. Die
Truman-Doktrin war speziell an Länder wie die Türkei (Die Sowjetunion stellte Gebietsansprüche)
oder Griechenland (Bürgerkrieg, linksgerichtete Rebellen evrsuchetn die Regierung zu stürzen)
gerichtet, aber im Grunde auch an Deutschland. Häufig wird die Truman-Doktrin mit ihrer
Containment Politik (Eindämmungspolitik) gegen die Sowjetunion als Beginn des Kalten Krieges
gesehen. Im Sinne dieser Eindämmungspolitik entstand der Marshall Plan (auch als European
Recovery Programm bezeichnet). Dieses wirtschaftliche Wiederaufbauprogramm für Europa im
Wert von ca. 12 Milliarden US-Dollar bestand aus Krediten, Lebensmitteln und Rohstoffen, die
nicht nur viele europäische Kinder vor einer kommunistischen Revolution bewahren sollte
(Voraussetzung für eine kommunistische Revolution ist Armut; Der Marshall-Plan verbesserte aber
die Lebensbedingungen und erschwerte somit eine kommunistische Übernahme), sondern auch
den USA einen neuen Absatzmarkt schaffen würde. Die Sowjetunion (und auf deren Druck auch
die osteuropäischen Länder) lehnte/n den Marshall-Plan aus ideologischen Gründen ab. Eine
Annahme wäre für den (russischen) Kommunismus einem Kniefall vor dem (amerikanischen)
Kapitalismus gleichgekommen. So profitierte die sowjetische Besatzungszone nicht von den
Geldern der USA und verfolgte so auch ganz andere Ziele wie die anderen Besatzungsmächte.
Während Frankreich auf Sicherheit bedacht war, Amerika die Demokratie in Europa stärken wollte,
war die SU neben ihrem politischen Hintergrund (den Kommunismus nach Europa zu bringen) vor
allem auf Kriegsentschädigungen in Form von Reparationszahlungen aus. Vom 26. Februar bis zum
6. März tagten die westlichen Besatzungsmächte mit den Benelux-Staaten auf der Londoner
Sechsmächtekonferenz, um den Weg zur BRD zu ebnen. Ziel der Konferenz war es, eine Grundlage
zu schaffen, dass Deutschland auf einer demokratischen und föderalistischen Basis wieder in eine
Völkergemeinschaft eingegliedert wird. Die SU wurde zu dieser Konferenz nicht eingeladen. Mit
der von der USA forcierten Währungsreform (20. Juni 1948), die von der SU nicht angenommen
wurde, schien ein einheitliches Deutschland kaum noch zu realisieren. Die Fronten zwischen West
und Ost verhärteten sich immer mehr. Briten und Amerikaner hatten am 1. Januar 1947 ihre Zonen
zusammengeschlossen, um eine bessere Zusammenarbeit zu gewährleisten. Frankreich schloss
seine Besatzungszone unter den Bedingungen, dass das Saarland wirtschaftlich an Frankreich
angeschlossen wird, im März 1948 zur Bizone dazu. So standen die drei Westmächte der
Sowjetunion gegenüber. All dies veranlasste die SU schließlich zu einer Blockade West-Berlins (24.
Juni 1948 - 12. Mai 1949), die eine Versorgung der Westmächte erschweren sollte. Damit wollte
die UdSSR einen Rückzug der Alliierten aus Berlin erzwingen und gleichzeitig ihre Macht
demonstrieren. Am 12. Mai 1949 gab die SU schließlich mit ihrer Blockade auf (Jessup-Malik
Abkommen), weil die Luftbrücke eine dauerhafte Versorgung garantierte.
Mit der Übergabe der Frankfurter Dokumente am 1. Juli 1948 an die westdeutschen
Ministerpräsidenten, wurde dann ein weiterer Schritt in Richtung souveränes Deutschland getan.
Die Dokumente, die auf der Sechsmächtekonferenz ausgearbeitet wurden, enthielten
Empfehlungen bzw. Bedingungen zur Gründung einer westdeutschen Lösung. So sollte nach den
Frankfurter Dokumenten bis zum 1. September 1948 (Tagung des Parlamentarischen Rates) eine
verfassungsgebende Versammlung einberufen werden, die nach den Vorgaben der
Besatzungsmächte und unter Aufsicht der Militärgouverneure eine Verfassung ausarbeiten sollte.
Am 23. Mai 1949 wurde dann das Grundgesetz verkündet.
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