Kinderrheumatologie im Fokus

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Kinderrheumatologie im Fokus
D
ie Kinder- und Jugendrheumatologie befasst sich mit
entzündlichen und nicht-entzündlichen Erkrankungen
der Gelenke, des Bindegewebes und der Gefäße im Kindes- und Jugendalter. In Deutschland erkranken im Jahr
etwa 1400 Kinder unter 16 Jahren an einer juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA), der häufigsten rheumatischen
Erkrankung im Kindes- und Jugendalter. Zur Klassifikation
der unterschiedlichen JIA-Subgruppen werden bestimmte
Befundkonstellationen herangezogen: Hierzu zählen das
jeweilige Gelenkbefallsmuster (Anzahl, Beteiligung des
Achsenskeletts oder der Sehnenansätze), laborchemische
Parameter (Nachweis von Rheumafaktor, antinukleären
Antikörpern, HLA B 27), Assoziation zu anderen Krankheiten (Schuppenflechte, Regenbogenhautentzündung
des Auges) sowie generalisiert auftretende klinische Symptome wie Fieber, Hautausschläge und Lymphknotenvergrößerungen über einen definierten Zeitraum (Arthritis
unklarer Ursache an einem bis maximal 4 Gelenken von
mindestens 6 Wochen Dauer bei einem Kind < 16 Jahre;
Klassifikation der International League of Associations for
Rheumatology, ILAR). Die Diagnose „Rheuma“ lässt sich
demnach nicht mit einem einfachen Labortest stellen,
sondern bedarf einer ausführlichen Anamnese, körperlichen Untersuchung und der Dokumentation eines definierten Zeitverlaufs der entsprechenden Symptome. Nach
Ausschluss anderer möglicher Erkrankungen, die bspw.
eine Kniegelenkschwellung auch erklären könnten (Verletzung, Infektion, Tumorerkrankung), kann schließlich
die Diagnose einer JIA gestellt werden.
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ie Betreuung von Kindern mit rheumatischen Erkrankungen erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen
verschiedenen Fachdisziplinen. So werden Kinder mit Gelenkerkrankungen häufig von Orthopäden zu uns geschickt
oder müssen im Rahmen der Abklärung einer Regenbogenhautentzündung (Iritis) zum Augenarzt. Bei der definitiven Diagnosestellung einer Schuppenflechte brauchen
wir die fachärztliche Einschätzung der Dermatologen. Bei
Kindern und Jugendlichen mit Schmerzsyndromen ist die
Unterstützung durch Psychologen und Schmerztherapeuten essenziell. Die Zuweisung in unsere Ambulanz erfolgt
neben den oben genannten Fachkollegen hauptsächlich
durch Kinderärzte, Allgemeinmediziner oder hausärztlich
tätige Internisten.
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it der Zulassung des TNF-Rezeptor-Antagonisten Etanercept für Kinder ab vier Jahren im Jahre 2001 ist
im letzten Jahrzehnt eine deutliche Neuausrichtung der
Therapie des kindlichen Rheumas mit beeindruckenden
Therapieerfolgen eingetreten. Die sogenannten Biologica,
die hochselektiv in die Entzündungskaskade einwirken,
haben die Lebensqualität der Patienten aber auch die
Therapieziele der behandelnden Therapeuten verändert.
So lautet das gegenwärtige Ziel unserer Behandlung stets,
dass rheumakranke Kinder und Jugendliche die gleichen
Alltagstätigkeiten und Sportarten wie ihre gesunden Altersgenossen betreiben können sollen. Neben diesen neueren Medikamenten stehen weiterhin „alte Bekannte“ wie
nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), das Chemotherapeutikum Methotrexat sowie Kortikosteroide im Mittelpunkt unserer Therapien. Gleichwertig zur medikamentösen Therapie des kindlichen Rheumas sind Physio- und
Ergotherapie, um Funktion und Bewegungsmuster der Gelenke und Muskeln zu verbessern und zu erhalten.
I
n unserer kinderrheumatologischen Ambulanz in Düsseldorf behandeln wir über 150 Kinder und Jugendliche mit einer Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis im Jahr. Am Anfang steht häufig die Zuweisung
eines niedergelassenen Kollegen, der ein Kind mit Gelenksymptomen, Hautausschlägen, Augenentzündungen
oder wiederkehrenden, unklaren Fieberschüben betreut.
Nach Diagnosestellung mithilfe differenzierter laborchemischer (z.B. Mikroskopie, Autoimmun-Labor, genetische
Untersuchungen) und bildgebender Verfahren (Gelenkultraschall, Röntgen, MRT) behandeln wir die Kinder nach
den aktuellen Leitlinien der Gesellschaft für Kinder- und
Jugendrheumatologie (GKJR). Dies schließt u.a. Gelenkpunktionen mit intraartikulärer Cortisongabe ein, die wir
in altersgerechtem Umfeld, meist in einer Kurznarkose
in unserer Ambulanz durchführen. Neben der juvenilen
idiopathischen Arthritis gehören ins Spektrum der Kinder- und Jugendrheumatologie aber auch folgende weitere Krankheitsbilder:
Autoimmunerkrankungen (Dermatomyositis, Sklerodermie, Vaskulitis, systemischer Lupus erythematodes),
Vaskulitiden (rheumatische Gefäßentzündungen), rheumatische Augenentzündungen (Uveitis), periodische
Fiebersyndrome (z.B. familiäres Mittelmeerfieber), nichtbakterielle Osteitiden sowie idiopathische Schmerzverstärkungssyndrome. Ein besonderer Arbeitsschwerpunkt
unserer Ambulanz besteht in der Betreuung von Kindern
mit periodischen Fiebersyndromen.
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arüber hinaus werden die im UKD vorhandenen Fachressourcen eingebunden, die für die interdisziplinäre
Diagnosestellung wichtig sind. Dies ermöglicht auch die
nahtlose Weiterbetreuung jugendlicher Rheumapatienten,
die das Erwachsenenalter erreichen, durch unsere internistischen Kollegen der Klinik für Rheumatologie im UKD.
Die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit rheumatischen Erkrankungen erfolgt hauptsächlich ambulant;
differenziertere Abklärungen oder speziellere Therapien
finden dann im Rahmen stationärer Kurzaufenthalte in
unserer Kinderklinik statt.
Für Fragen steht Ihnen unser Team der KA02-Ambulanz
gerne zur Verfügung.
Dr. Prasad T. Oommen
Abb. 1: Kleeblatt-förmige Synchechien bei chronisch-rezidivierender Regenbogenhautentzündung (Iridozyklitis) bei Patient mit JIA
Abb. 2: Sonographische Darstellung eines Hüftgelenkergusses links mit Synoviaverdickung und 0,5 cm Ergußsaum
Kontakt / Tel.: 0211 81-18297 / [email protected]
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