Quellen zum Investiturstreit - Ernst-Göbel

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Geschichte Oberstufe
C. Warlo
Die Krise der römischen Republik
(aus: Franz-Josef Schütz: Geschichte – Dauer und Wandel. Von der Antike bis zum Zeitalter des
Absolutismus. 1990 Cornelsen Verlag, Berlin; S.66-67)
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[…] Mit der Einverleibung von „Provinzen" wurde Roms Herrschaftssystem kompliziert. Die Stadt
mit ihren italischen Verbündeten bildete wie zuvor den Kern des Staates. Aber die römische
Wehrgemeinschaft hatte sich ausgedehnt, es gab nun Verbündete auch außerhalb Italiens. Die
Provinzen waren in den Augen des Senats und der Römer „Güter des römischen Volkes“, die von
den Römern zum eigenen Vorteil ausgeplündert werden konnten. Freilich war es nicht verboten,
über unredliche Statthalter vor dem Volk und dem Senat Klage zu führen. Aber es war für die
Provinzbewohner nicht leicht, eine gerechte Untersuchung ihrer Beschwerden zu erreichen, es
gelang dies nur wenigen griechischen Städten. […]
Infolge der großen römischen Eroberungen war nicht nur der römische Staat reicher geworden,
auch viele römische Bürger hatten ihren Besitz gewaltig vermehrt. Die wohlhabenden Schichten
strebten nun in die politischen Ämter. Die Führungsschicht setzte sich aber energisch dagegen zur
Wehr, dass Bürger allein aufgrund ihres Reichtums in den Magistrat gewählt wurden. Im 3. und 2.
Jahrhundert sorgte man durch verschiedene Neuerungen dafür, dass der Zusammenhang
zwischen der Vermögens- bzw. Zenturienordnung und dem politischen Einfluss aufgehoben wurde.
„Ritter", ursprünglich die Reiter Roms in der römischen Heeresordnung, in der das politische
Stimmrecht sich nach der militärischen Leistung und Ausrüstung bemaß, wurden 218 v.Chr. durch
ein Gesetz vom Amtsadel getrennt, dem das Geld- und Handelsgeschäft verboten wurde. Die
Nobilität1 sollte allein von der Grundherrschaft, von Ackerbau und Viehzucht, leben. Durch Pacht
oder Ankauf des von Römern eroberten Landes, das mit der Eroberung in römischen Staatsbesitz
übergegangen war, konnte sie ihren Grundbesitz erheblich vergrößern. Die Ritter, die ihren
politischen Einfluss verloren, aber als Steuerpächter, im Geldverleih und im Handel neue Aufgaben
fanden, gewannen bald neues Gewicht.
Die Leidtragenden dieser gesellschaftlichen Differenzierung waren die Bauern, die sowieso schon
durch ihre häufige kriegsbedingte Abwesenheit belastet waren. Die Sklaven auf dem Großgrundbesitz der Nobilität konnten billiger arbeiten und intensiver eingesetzt werden. Die Ritter aber
konnten billiges Getreide aus den Provinzen einführen.
Die Bauern waren daher häufig gezwungen, ihre verschuldeten Güter zu verkaufen, zogen dann
nach Rom und lebten weitgehend von Spenden und Wahlbestechungsgeldern. Sie waren durch
„Brot und Spiele“ leicht käuflich. Die Senatoren bekamen die Möglichkeit, neben der Pacht
eroberten Staatslandes durch den billigen Ankauf vieler kleiner Betriebe riesige Latifundien
(Großgrundbetriebe) mit Weidewirtschaft, Oliven- und Weinanbau zu bilden.
Das Problem der wirtschaftlichen Polarisierung in Wohlhabende und Proletarier (proles = die
Nachkommenschaft) wurde ergänzt und verschärft durch die Frage, wie sich der römische Staat in
Zukunft gegenüber seinen italischen Bundesgenossen oder gar den Provinzbewohnern verhalten
solle: Hatten die einen selbstverständlich die Lasten der Kriege mitzutragen, ohne von den Siegen
zu profitieren, so litten die anderen unter dem Steuer- und Zolldruck privater Gesellschaften, die
die Abgaben einzogen, oder unter den Versuchen der Statthalter, sich in den Provinzen zu
bereichern. […]
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Nobilität = Römische Oberschicht aus Patriziern und reichen Plebejern
RoemischeRepublik_Krise.doc
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