Diagnose Milchgang Soor: „Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren, liebe IBCLC-Kolleginnen Mein Name ist Renate Merkelbach. Ich bin Krankenschwester, Still-und Laktationsberaterin IBCLC und arbeite auf einer integrativen Wochenstation eines Koblenzer Krankenhauses. Im Herbst 2008 hatten wir innerhalb kurzer Zeit 3 stillende Frauen, die ambulant zur Vorstellung kamen, mit der typischen Schmerzsymptomatik von Brennen, Stechen, Schneiden, teilweise tief in der Brust, meist längere Zeit nach dem Stillen anhaltend, somit dem Verdacht auf Soor der Milchgänge. Leider mussten 2 dieser Frauen die Medikamente(die wir ja nur per Privatrezept aufschreiben können) in der Apotheke selber bezahlen, da sie kein Kassenrezept ihres Gynäkologen erhielten. Ich finde das sehr bedauerlich, da nicht jede Frau in der Lage ist, sich so teure Medikamente selber zu finanzieren. Im Oktober 2008 besuchte ich den „Internationaler Stillkongress von VELB / ILCA“ in Wien. Dort hörte ich einen Vortrag von Frau Dr. Birgit Streiter, in dem über die Diagnostik und Therapie des Brustsoor in den Milchgängen referiert wurde. Frau Streiter stellte dabei eine Studie von Morill vor (Detecting Candida albicans in Human Milk, J Clin. Microbiologie 2002, 41:475478) (http://jcm.asm.org/cgi/content/full/41/1/475) dem es gelungen war, durch Zusatz von Eisensulfat zur Muttermilchprobe, die Soor-Keime nachweisbar zu machen, mit einer 2-3mal höheren Erfolgsquote. Durch das Laktoferrin der Muttermilch, das die Keime an sich „bindet“, ist sonst ein Nachweis des Soor sehr schwierig, fast unmöglich, da man sie nach einem Abstrich unter dem Mikroskop nicht sehen kann. Mit Hilfe einer Kollegin und unseres Laborleiters haben wir aus dieser Studie herausgefunden, dass man zu 1ml Muttermilch 300Mikrogramm Eisensulfat zusetzen muss. Die Probe muss dann 96 Stunden (4Tage) bei 37°C bebrütet werden. Die Kosten für dieses Verfahren sind relativ gering: 250 Gramm Eisensulfat kosten ca. 17,- Euro. Bei 300 Mikrogramm pro Probe verschwindend wenig. Die Kosten für die Krankenkasse für diese Laboruntersuchung belaufen sich auf ca. 5,- Euro (bei gesetzlicher Kasse) bis maximal 10,- Euro (bei Privatkassen). Mein Anliegen an Sie ist, Sie zu bitten, bei Verdacht auf Brustsoor der Milchgänge dieses Verfahren durch ein Labor anzuwenden. Natürlich muss mit dem Labor vorher Rücksprache gehalten werden, denn nicht jedes Labor hat Eisensulfat auf Vorrat. Zudem sollte mit dem Labor ausgehandelt werden, was genau auf dem Anforderungsschein stehen muss, damit die Muttermilch entsprechend behandelt wird. Als Anregung ist evtl. hilfreich, dass wir uns mit dem zuständigen Labor auf die Formulierung: „Pilzkultur inklusive Eisensulfat- Vorbehandlung“ geeinigt haben. Vielleicht gelingt es uns gemeinsam, die Diagnostik eines Brustsoor in den Milchgängen zu ermöglichen und den betroffenen Frauen ein schmerzfreies Weiterstillen durch die entsprechende Therapie zu ermöglichen. Therapievorschlag vom VELB/ILCA-Kongress: Fluconazol 1.Tag 300 –400mg, dann 150-200mg tgl. bis 2 Wochen nach Symptomfreiheit. Zur Rezidivprophylaxe kann es in vielen Fällen sinnvoll sein, noch für 1-2 Wochen eine Nachbehandlung mit einer Tagesdosis von 50mg anzuschließen. Ketoconazol und Itraconazol sind weniger teuer, aber auch weniger gut verträglich als Fluconazol. Dank der geringen Toxizität des Fluconazol (es wird bei Bedarf ja auch zur Behandlung von Früh- und Neugeborenen eingesetzt) ist das Weiterstillen unproblematisch. Trotzdem muss die Indikation zur Therapie, wie immer in der Stillzeit, streng gestellt werden. Zur äußerlichen Anwendung auf den Mamillen und der Areola eignen sich Clotrimazolsalbe, Nystantinsalbe, Miconazolsalbe. Die Salbe kann zum Stillen auf der Brust belassen werden. Weiterstillen ist auf jeden Fall möglich! Das Kind sollte durch den Kinderarzt mit Nystatin lokal oder Fluconazol oral 3 bis 6 mg/kg Körpergewicht mitbehandelt werden, auch wenn es keine Symptome zeigt, um einen Ping-PongEffekt zu vermeiden. Genauso macht es umgekehrt Sinn, die Frau prophylaktisch mit zu behandeln, wenn das Kind einen Soor hat. Darüber hinaus sind folgende nichtmedikamentösen Maßnahmen empfohlen: Da Milchreste an der Brust als Nährboden für den Pilz dienen, sollten sie nicht antrocknen, sondern mit Wasser abgespült werden. Eine eventuelle vaginale Infektion der Mutter oder eine Windeldermatitis beim Kind müssen mitbehandelt werden. Bekleidung und Handtücher sollten täglich gewaschen werden. Muttermilch, die während einer Soorinfektion abgepumpt und eingefroren wurde, darf nicht verfüttert werden. Für unser Haus habe ich mich mit dem Laborleiter darauf geeinigt, Muttermilchtropfen auf eine AgarPlatte für Candida zu geben, vorsichtig steril zu verstreichen und 48 Stunden zu bebrüten. Wir hoffen, dadurch ein positives Ergebnis zu erzielen. Zeitgleich schicke ich die Frauen zu einem Gynäkologen, der sich nach einem Informationsgespräch mit mir bereit erklärt hat, die Diagnostik über das Großlabor zu unterstützen. Diese Informationen werde ich an viele Gynäkologen, Hebammen, Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC weiterleiten und hoffe, zum Vorteil der stillenden Mütter, Ihr Interesse geweckt zu haben. Für Nachfragen und Kontakte nenne ich Ihnen die E-Mail-Adresse von Frau Dr. Cramer/Gynäkologin, IBCLC und 2.Vorsitzende des BDL ( Berufsverband deutscher Laktationsberaterinnen) , die mich sehr unterstützt, und meine eigene Adresse. Wenn jemand von Ihnen schon Erfahrungen mit der Diagnostik des Brustsoor in den Milchgängen gemacht hat, evtl. sogar positive Ergebnisse erzielt hat, würden wir uns über eine Rückmeldung von Ihnen per E-mail sehr freuen. Weiterhin möchte ich Sie bitten, diese Information an Kollegen/innen weiter zu leiten, in der Hoffnung, viele interessierte „Mitstreiter“ zu finden. Für Ihr Interesse an meiner Arbeit und Ihre Unterstützung bedanke ich mich herzlich und verbleibe mit freundlichen Grüßen“ Renate Merkelbach E-Mail Frau Dr. Cramer :: [email protected] (hinter elke steht ein Unterstrich) E-Mail R.Merkelbach : [email protected]