GENETIK NUTZTIERE Für jeden die passende Rasse feiert 2015 das 125-jährige Bestehen . Das Jubiläum bietet Gelegenheit, die Genetik des Rindviehzuchtverbands näher anzuschauen. Aufgrund SWISSHERDBOOK der Leistungseffizienz haben Herdenbuchtiere der Rassen Holstein und Red Holstein in den vergangenen Jahren zugenommen. Aber auch Simmentaler und Swiss Fleckviehkühe verfügen - gerade mit der aktuellen Agarpolitik - über viel Potenzial. swissherdbook vertritt als grösster Der Begriff Holstein (rot oder schwarz) ist Synonym einer grossrahmigen, leistungsstarken Milchkuh. Die Rasse Holstein stammt ursprünglich aus dem Gebiet Nordholland und war bereits in den ersten Jahren des 19. Jahrh underts für hohe Milchleistungen bekannt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden über 7500 Tiere nach Nordamerika exportiert. Dort wurde die Rasse züchterisch stark weiterentwickelt. Die Schweizer Red Holstein (RH) Kühe verdanken ihre Herkunft der Einkreuzung von Red Holstein und Holstein Stieren aus dem Import in die Simmental beziehungsweise in die Schwarzfteckvieh Population der Schweiz ab dem Jahr 1969. Die Importgenetik stammte vorwiegend aus Nordamerika. aber auch aus Holland und Deutschland. Die heutige RH-Population profitiert vom Einftuss der Holsteinzucht, konserviert aber einige Vorzüge der Simmental Rasse. Di e Herkun ft beeinftusst auch die geografische Fellfarbenverteilung innerhalb der Schweiz. So findet man die meisten ro· ten 8estände im Mittelland und die schwarzen im Kanton Freiburg. Die Plattery Savard Renita, Grande Champion ne Red Holstein an der Swiss Expo 2015. Die Gewinnerin der Swiss Flecl<vieh Abteilung 8 an der Swiss Expo 2015: Fambe. Spezi ,, ~ i ~~~_ _ _...., ,..._ _ _ _ _...., Rindviehzuchtverband in der Schweiz die Interessen von über 11000 aktive n Viehzüchtern und bietet diesen eine grosse Palette an Dienstleistungen. Entstanden im Jahr 1890 ist swissherdbook heute ein Zu- sammenschluss von Genossenschaften und Vereinen. swissherdbook unterstützt mit seinen Di enstl eistungen die Zucht verschiedener Milchviehrassen. Diese Rassen decken das Spektrum von der klassischen Zweinutzungsrasse bis hin zur typischen Milchrasse ab. Die M ilchviehhalter kön nen ihre Genetik aufgrund der betrieblichen Bedingungen frei auswählen. Holstein 60 für Höchstleistungen Holstein und Red Holstein Tiere sind die effizientesten in der Umsetzung von Futter in Milch . Sie arbeiten am besten unter intensiven Fütterungsbedingun· gen, welche es ihnen erlauben, die Frühreife und das volle M ilchleistungspotenzial auszuschöpfen. Es muss also nicht uberraschen, dass sich das Haupt· zuchtgebiet mit der Westschweiz, dem Mittelland und dem Kanton Freiburg in besten Futterbaugrund lagen befindet. Alle Merkmale. welche die Wirtschaftlichkeit der Kühe steigern, werden in der Schweizer Population berücksich· tigt. Im M ittelpunkt steht die Leistungssteigeru ng, welche auf Ki logramm Eiweiss und Kilogramm Fett basiert. Merkmale wie die Körperkapazität und ein milchbetontes Exterie ur sind bei· spielsweise Grundlage für ei nen hohen Futterverzehr und hohe Milchleistungen. während hohe und straff aufgesetzte Euter die Eutergesundheit, Melkbarkeit und Langlebigkeit positiv J 2015 . UFA-REVUE GENETII< NUTZTIERE Arbeit leistete und Milch und fleisch bester Qualität produz·ierte. Im 19. Grafik: Weibliche Herdentiuchtiere nach Rasse ~_ _- - " " " : ' - - - -_ _~ Jahrhundert wurden Simmentaler Tiere Red Holstein nach Süddeutsch land, Österreich und 109024 Stand 2014 bis nach Russland exportiert. Der Export hat sich ab 1930 ausgeweitet. Swiss Fleckvieh Heute ist die Rasse Simmental auf allen 67619 Erdteilen zu Hause. Simmentaler sind in über 30 Ländern auf allen Kontinenten zu finden. Die Reinzucht, so wie sie in der Schweiz stattfindet, ist einzigar- UFA ist Partner von Swisscow 2015. tig. Die mittelgrossen I<ühe verfügen über einen kräftigen Körperbau und eine gute Bemuskelung. Die Rasse zeigt beste metabolische Stabilität und Ge- beeinflussen . Bei günstigen Fütterungs- sundheitsparameter. Durch eine starke kunft. Die Rasse ist durch die Einkreu- bedingungen sollten ausgewachsene Anpassungsfähigkeit an die erschwer- zung von Red Holstein Stieren in die Tiere in der dritten Laktation 10000kg ten fütterungs- und Haltungsbedin - Schweizer Simmental Rasse entstan- Milch mit über 3.8 % fett (Optimum gungen, welche man in den Bergen den. Das eigene Zuchtprogramm be- 4 %) und mehr als 3.3% Eiweiss (Opti- findet, weisen Simmentaler zufrieden- gann· durch den Zukauf von Swiss Fleckvieh Stieren bei der künstlichen mum 3.5 %) in einer Standardlaktation steIlende Milchleistungen auf. Ausge- von 305 Tagen produzieren. Die Zell- wachsene Kühe kommen bei optimaler Besamung in den 70er Jahren . Die zahl (in 1000/ml) sollte unter 100 blei- fütterung Blutanteile der heutigen Swiss fleck- ben. Aufgrund der Lei stungseffizienz Milch . Die Mil ch zeigt besonders hohe vieh Population entsprechen zirka zu und der günstigen M elkeigenschaften Fett- und Eiweissgehalte. Zudem ist in zwei Dritteln Holstein - und einem Drittel Simmentalblut. Trotz der ähnlichen problemlos auf 7000 kg hat sich die Rasse in den letzten Jahren der Population das günstige Kappa-Ka- vermehrt auch in der Zentral- und Ost- sein Allel B verbreitet, was Vorteile be- Herkunft mit der Schweizer Red Hol- schweiz durchsetzen können. züglich Gerinnungsfähigkeit und Aus- stein Population sind die Schwerpunk- beute bei der Produktion von Käse Simmental für Milch und Fleisch garantiert. Die männlichen Nachkom- te bei Swiss Fleckvieh anders gesetzt. Grundsätzliches Ziel ist die Kombinati- Simmentaler sind eine Schweizer Zwei - men eignen sich perfekt für die Mast; on der wirtschaftlichen Vorteile beider nutzungsrasse und sie erlauben - unter besten Bedingun - Herkunftsrassen. Angestrebt wird eine fleischproduktion. Die Rasse hat ihren gen - Tageszuwächse von über 1500g mittelrahmige, milchbetonte Zweinut- für die Ursprung .im Simmental Milch- Berner pro Tag und werden somit zu besseren zungskuh . Ausgewachsene Kühe 5011- Oberland. Die Verbreitung in die ganze im Preisen vermarktet. Das Fleisch ist be- ten eine Grösse von etwas mehr als Schweiz begann bereits im 18. Jahr- kanntlich von hoher Qualität. Simmen- 140cm und Milchleistungen von über hundert. Die damalige Dreinutzungs- taler Tiere weisen eine besonders gute 8000kg Milch mit 4 % fett und 3.5 % kuh war an die Familienlandwirtschaft Fruchtbarkeit auf. Eine kurze Zwischen - Eiweiss sowie gute Persistenz errei - angepasst, indem sie hervorragende kalbezeit ist die grundsätzliche 8edin - chen. Stark ausgeprägte Fitnessmerk- Amarone Vreni, Miss Simmental am I 2015. gung für die bei der Alpwirtschaft nöti- male werden angestrebt. Bezüglich Eu- ge Strategie der saisonalen Abkalbung. tergesundheit Das Hauptzuchtgebiet befindet sich im 100000 pro Milliliter nicht überschrei- Berner Oberland. Simmental Bestände ten. Beste Fruchtbarkeit und eine Ziel- sind als Minderheit auch in der übrigen zwischenkalbezeit von 365 Tagen ma- sollte die Zellzahl Schweiz verbreitet. Häufiger als im chen diese Tiere langlebig und wirt- flachland sind solche Betriebe auf je- schaftlich. . den fall im Berggebiet zu finden , wo dürfte sich Bezüglich fleischleistung der Tageszuwachs von Simmentaler ihre Fähigkeit, unter er- männlichen Tiere der Marke 1400g pro schwerten Bedingungen zu produzie- Tag - unter günstigen Produktionsbe- ren, besser ausnutzen können. Sim- dingungen - problemlos annähern kön - mentaler Tiere erfüllen besonders gut nen. Die gut ausbalancierten Tiere eig- die Ziele der Agrarpolitik (z.B. GMf) nen als gesunde, genügsame Grundfutter- Weidenutzung und somit für viele verwerter. Schweizer Betriebe mit graslandbasier- sich für die Grünland- und ter Produktion. Das Hauptzuchtgebiet Swis~ UFA-REVUE· J 2015 Fleclevieh, die Graslandlcuh befindet sich im Kanton Bern mit star- Swiss Fleckvieh ist eine milch betonte ker Verbreitung in der westlichen und Zweinutzungsrasse mit Schweizer Her- nördlichen Schweiz. • Autor Alex Barenco, M. Sc. Agrw. ETHZ, Proj ektleiter Genetik, Swissherdbook, 3052 ZolJikofen , www.swissherdbook.ch INEO BOl< www ufarevue.ch 3 • 15 61