Es gibt natürliche Feinde

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München Süd
„Es g ibt natürlic he Fe inde “
Ge rhard Kraus vo n de r Lande s ans talt für Landwirts chaft e rklärt s e ine n Kampf ge ge n de n Laubholzboc kkäfe r
Neubiberg – Die Laubbäume in Neubiberg sind weiterhin stark mit dem Asiatischen Laubholzbockkäfer befallen. Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) hat bei den 400
im Februar und März gefällten Bäumen bei 60 Gehölzen Spuren des Käfers festgestellt. Die Zahlen sind erschreckend: Es wurden 22 Larven, 130 Ausbohrlöcher und 2600
Eiablagen gefunden. Die Gehölze waren abgeholzt worden, da sie im Umkreis von 100 Metern um die 30 befallenen Bäume standen, die bereits im Herbst gefällt worden
waren. Gerhard Kraus, Gebietsbeauftragter für die Bekämpfung des Schädlings in Neubiberg erklärt, welche Gefahren vom Asiatischen Laubholzbockkäfer ausgehen und
wie er bekämpft wird.
SZ: Sind angesichts der Zahlen Sorgen angebracht?
Gerhard Kraus: Nein. Das war zu erwarten, dass bei entsprechendem Befall durch den Asiatischen Laubholzbockkäfer diese Symptome gefunden werden. Es werden ja
nicht Bäume gefällt, dass man nichts findet. Üblicherweise weisen etwa sieben bis zehn Prozent der Bäume bei Befall Symptome auf. Jetzt waren es knapp 14 Prozent.
Das ist ein Zeichen dafür, dass wir die richtigen Bäume ausgewählt haben. In der nächsten Fällrunde werden die Zahlen wieder sinken, weil wir davon ausgehen, dass wir
den Kern des Gebiets erkannt haben.
Ist die hohe Zahl der gefundenen Eiablagen jahreszeitlich bedingt?
Nein. Es sind Eiablagen eingerechnet, die schon vor mehreren Jahren erfolgten, aber eindeutig dem Käfer zuzurechnen sind. Und es sind frische dabei.
Zuletzt waren in Neubiberg 400 Bäume und Gehölze gefällt worden, nachdem 30 Bäume befallen waren. Jetzt sind 60 Bäume betroffen. Müssen nun 800 potenzielle
Wirtspflanzen gefällt werden?
Wir haben das Baumkataster noch nicht komplett fertiggestellt. Wenn man aber von einer etwa gleichen Bewuchsdichte ausgeht, könnte es in etwa zu dieser Zahl
kommen. Es können 800 sein, es können 900 sein, es können aber auch 700 sein. Jedenfalls sind unter den Gehölzen sehr viele, die noch sehr jung sind, also einen
Durchmesser von höchstens zehn Zentimeter haben. Oft sind es auch Sämlinge, die in einer Hecke aufgekommen sind.
Auch die Quarantänezone dürfte sich ausweiten. Können Sie schon beziffern, wie weit das Gebiet reicht?
Die Quarantänezone reicht 2,2 Kilometer rund um den Befallsherd. Man hat nun etwas außerhalb der 100 Meter um die 30 gefällten Bäume, also die ursprünglichen
Befallszone, lebende Larven und Entwicklungsgänge des Käfers gefunden. Dadurch erweitert sich der Fällbereich. Die Quarantänezone wird nur im Westen eine
geringfügige Ausbuchtung von ein paar Metern bekommen. Wir sind noch am Überlegen, ob wir die Allgemeinverfügung überhaupt ändern.
Zu den Wirtsbäumen zählen alle Gattungen von Ahorn, Birke, Esche, Pappel, Rosskastanie, Weide, Baumhasel und Vogelbeere. Wie verbreitet sind diese Pflanzen?
Müssen wir befürchten, dass ganze Gärten abgeholzt werden oder wir bald in Biergärten ohne Kastanien sitzen?
Man braucht nicht gleich befürchten, dass alles in der Region baumfrei wird. Die betroffenen Bäume sind oft Gehölze, die strauchartig wachsen. Bei den 400 gefällten
waren nur rund 80 Bäume mit einer großen Krone dabei. Dass einmal eine ganze Kastanien- oder Ahornallee gefällt werden muss, ist natürlich nicht auszuschließen.
Wenn in einem Biergarten nur eine Kastanienart stünde, könnte das auch sein, dass man einmal ohne Blätterdach dasitzt. Das ist aber beides in Neubiberg nicht der Fall.
Pflanzenschutzmittel gegen den Käfer sind in Deutschland nicht zugelassen. Kann der Krabbler mit natürlichen Mitteln bekämpft werden oder hat er natürliche Feinde?
Es gibt selbstverständlich natürliche Feinde. Der Specht zum Beispiel knackt gerne abgelegte Eier und holt sich die Junglarven. Deshalb sind trotz der 2600 Eiablagen
auch nur relativ wenige Larven gefunden worden. Es gibt auch andere Tiere wie Schlupfwespen, die die Larven des Käfers parasitieren. Sie legen ihre Eier in den Larven
ab, darin entwickelt sich dann das andere Insekt und die Larve wird von innen zerstört. Daniela Bode
Für Fragen zum Laubholzbockkäfer wurde eine Hotline eingerichtet: 08 161/71 57 30.
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Quelle: Süddeutsche Zeitung, Dienstag, den 26. Mai 2015, Seite 7
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