Vortrag Prof. Ingo

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Kopfschmerzen:Aktueller Stand der Wissenschaft
Prof.Dr.I.W.Husstedt
Neurowissenchaftliche Begutachtung
Schmerz-Consulting
Klinik Maria Frieden-Telgte
[email protected]
Bei Lychen, Brandenburg 6/2003
Papyrus Eber, Ägypten
ca.1650 vor Chr. Für das
Museum der Stadt Leipzig
1872 vom Ägyptologen
C. Eber erworben. Umfangreiche Darstellungen
über die Funktion des
Herzens. Älteste Beschreibung der Migräne,
die hier durch Einreibungen mit Fischöl
behandelt werden soll.
Nationalmuseum
Kopenhagen 7000 v.Chr.
Vernarbtes Residuum einer
Schädeltrepanation.Nekropo le von
Taforalt (Nordafrika), ca.10.000
v.Chr.
Die Trepanation des Schädels wird als eine
frühzeitliche Behandlungsmethode der Migräne
und anderer neurologischer Erkrankungen
angesehen
Villalón C et al.:An Introduction to Migraine: from
Ancient Treatment to Functional Pharmacology
2002.
Epidemiologie von Schmerzsyndromen
Lokalisation in den letzten 7 Tagen (AUSZUG)
(Berger 2002)
(Berger 2002)
Männer
Frauen
36 %
21 %

Kopf

Gesicht
9%
5%

Nacken
33 %
18 %

Schultern 28 %
19 %

Rücken
39 %
31 %

Unterleib 10 %
10 %

Bauch
15 %
8%

Füße
15 %
9%
Epidemiologie von Schmerzsyndromen

ca. 5.000.000 chronische Schmerzpatienten in
Deutschland

ca. 10 % der Konsultationen bei Neurologen,
Internisten und Allgemeinmedizinern erfolgen wegen
chronischer Schmerzen

USA: 73 % der Bevölkerung mind. 1 mal/Jahr Kopfschmerzen, 5 % leiden an mehr als 100 Tagen/Jahr


Deutschland:  3.000.000 Pat. mit erheblicher
Beeinträchtigung durch Kopfschmerzen
München: 43 % der Bevölkerung im Alter zwischen
19-70 J. hat Kopfschmerzen, davon 15 % Migräne
Unterteilung von Schmerzen
 Nozizeptiv: mechanische,
chemische, thermische Noxen
induzieren Flucht - und Schutzreflexe
 Neuropathisch: Dysfunktion oder
Läsion des zentralen und /oder des
peripherenund zentralen Nervensystems
 Psychogen: Somatoforme
Schmerzstörung, Depressive Störung,
Schizophrenie
 Mixed Pain: Nozizeptiv und
neuropathisch zugleich
Migräne und psychiatrische
Erkrankungen
- Historische Aspekte
• Migräne als hysterische
Erkrankung (nur der
Frau) von Charcot
beschrieben
• Sigmund Freud: (eigene)
Migräne als
Konversionssymptom
• Migräne als
neurotische/dissoziative
Störung in Kunst und
Literatur
Kopfschmerzklassifikation: Geschichte
 1962: Ad-hoc Committee des National
Institute of Neurological Diseases;
Beispiele:
 Gemeine/klassische Migräne
 Muskelkontraktionskopfschmerz
 Vaskulärer Kopfschmerz
 Kombinationskopfschmerz
Gerste mit Claviceps purpurea, was Ergotamin enthält.
 Triptane sind signifikant besser
wirksam als Ergotamintartrat
 ET ist sehr langen Migräneattackttacken und mehrfacher
 Recurrence vorbehalten
 Patienten, die ihre Migräneattacke erfolgreich mit einem
Mutterkornalkaloid behandeln
und keine Nebenwirkungen
oder keine Dosissteigerung
haben, können ET behalten.
 Einnahmefrequenz auf maximal
zehn Tage pro Monat und an
Ergotamin ist eines der ältestmaximal drei aufeinander
en Medikamente, das bei
 folgenden Tagen begrenzt
chronischem Gebrauch
werden
Kopfschmerzen auslöst, wird
seit 1925 zur Therapie eingesetzt  Risiko vaskulärer Ereignisse bei
der Einnahme von ET höher
Eletriptan - Cafergot Vergleichsstudie
Funktionelle Besserung nach 2 h
Responderrate
% Responder
100
n = 635
80
*†
60
Therapeutischer Gewinn
% Responder minus Plazeboresponse
50
*†
62 %
52 %
40
39 %
40
31 %
29 %
30
20
23 %
20
0
10
Placebo Cafergot Eletriptan Eletriptan
40 mg
80 mg
0
8%
Cafergot
*P < 0,001 vs. Plazebo; †P < 0,001 vs. Cafergot
Eletriptan
40 mg
Eletriptan
80 mg
Reches (1999)
Kopfschmerzklassifikation der
Internationalen Headache Society
Primäre oder
anlagemäßige
Kopfschmerzen 60%
1) Migräne
2) Kopfschmerz vom
Spannungstyp
3) Clusterkopfschmerz, chr.paroxysmale Hemikranie
4) Andere Kopfschmerzen
ohne strukturelle Läsion
Sekundäre oder
symptomatische
Kopfschmerzen 5%
5) Schädeltrauma
6) Gefäßstörungen (HI-Infarkt)
7) Intrakranielle Störungen (z. B.
Hydrozephalus
8) Substanzeinwirkung (z. B.
Medikamentenabusus)
9) Infektion nicht im Kopfbereich
(z. B. viral)
10) Stoffwechselstörungen
(z.B.Dialyse)
11) Erkrankungen des Schädels,
Halses
12) Kopf- u. Gesichtsneuralgie
13) Nicht klassifizierbar
 Bevölkerungsbezogene Lebenszeitprävalenz 10%-12%
 Ca. 1% chronische Migräne (>15 d/Monat)
 Geschlechtsverhältnis 2,5 (w) zu 1 (m); bei Kindern
ausgeglichen
 Durchschnittliche Frequenz 1,2/Monat und Dauer 24 h
 10% überwiegend mit Aura, >30% gelegentlich mit Aura
 30% in ärztlicher Behandlung
Epidemiologie der Migräne
Migräne ist häufiger als Arthritis, Asthma oder
Diabetes
USA
15
12,1
Gelb:USA
12,7
Deutschland, Frankreich, UK,
Blau:Europa
Italien, Spanien
9,2
10
Prävalenz
(%)
5,4 5,8
8,6
6,3
7
5
0,6 0,7
0
Migräne
Asthma
Typ-IIDiabetes
Rheumatoide
Arthritis
Erkrankung
Daten der Centers for Disease Control and Prevention, des US Census Bureau und der Arthritis Foundation.
Prävalenz der Migräne [%] nach Alter und Geschlecht
Prävalenz [%]
30
25
20
weiblich
männlich
15
10
5
0
10
20
30
40
50
60
70
80 Alter (Jahre)
H.C. Diener, Migräne, Taschenatlas spezial, Thieme 2002 .
Kopfschmerz durch Medikamentenübergebrauch
Soziopolitische Faktoren (Kavuk et al. 2006)
Prävalenz von Kopfschmerzen bei Deutschen/Türken
Deutsche
(n=194)
1. Gen.
Türken
(n=97)
2. Gen.
Türken
(n=180)
Migräne
15,5 %
15,5 %
16,1 %
Spannungskopfschmerz
23,2 %
47,4 %
25,0 %
Chronischer
täglicher KS
3,6 %
23,7%
2,2 %
KS durch
1,5 %
Übergebrauch
16,5 %
1,1 %
Genetik der Migräne
 Zwillingsstudien weisen auf Heredität hin
 Familiäre hemiplegische Migräne:
 Gendefekt auf Chromosom 19 und 1
 Chromosom 19 kodiert einen überwiegend
zerebral exprimierten Kalziumkanal.
 Migräne stellt mit großer Wahrscheinlichkeit eine
Ionenkanalerkrankung dar.
 Höchste Dichte des Kalziumkanals im Hirnstamm
(Schmerzmodulation) und okzipital
Pathophysiologie der Migräne Die genetische Grundlage
• Migräne ist eine genetisch
determinierte Erkrankung
• Gendefekte auf den
Chromosomen 1 und 19 bei der
FHM identifiziert
• Gendefekte sind für eine
Änderung der
Ionenkanalfunktion zuständig
• Nicht heilbar, aber gut
behandelbar
FHM=familiäre hemiplegische Migräne.
Abbildung mit freundlicher Genehmigung von AHS Ambassadors Program. Ophoff RA et al. Cell. 1996;87:543-552.
Pathophysiologie der Migräne
Die genetische Grundlage
P/Q-Typ-Ca++-Kanal
 Mutation Chromsom 19
 ‚gain-of-function‘
 14 Mutationen
identifiziert
 cerebrale Gefäße
 Okzipitaler Kortex
 Nucleus trigeminus
caudalis, Hirnstamm
Na-K-ATP-Pumpe
Mutation Chromosom 1
‚loss-of-function‘
Abbildung mit freundlicher Genehmigung von AHS Ambassadors Program.
Welch KMA et al.. Neurol Clinics. 1990;8:817-828.
Ophoff RA et al. Cell. 1996;87:543-552. De Fusco M et al. Nat Genet. 2003;33:192-196.
PET in der Migräneattacke – Hirnstammaktivierung inbesondere im antinozizeptiven acquaeductalen Grau (Weiller et al.1995)
Pathophysiologie der Migräne
Blutfluss während der Aura und der Kopfschmerzphase
CBF=zerebraler Blutfluss.
Cutrer et al.. Ann Neurol. 1997.
In der Migräne
Aura tritt eine
Veränderung
des regionalen
cerebralen
Blutflusses, des
regionalen
cerebralen
Blutvolumens
ein. Diese
Veränderungen
stehen im
Zusammenhang
mit der Cortical
spreading
depression,
einer sich
fortsetzenden
Depolarisationswelle
Pathophysiologie der Migräne
erhöhte kortikale Erregbarkeit des Gehirns
 Wahrscheinlich infolge:
 Migränepatienten besitzen eine niedrigere Schwelle für die
Erregung des okzipitalen Kortex als „gesunde“ Patienten
 Störung der Habituation auf repititive Reize
 Hyperaktivität der exzitatorischen Neurotransmission
 Na+-, Ca++-Kanäle, Glutamat
 Niedriger Aktivität der inhibitorischen
Neurotransmission GABA
Schoenen et al, Biomed Pharmacother.
1996;50(2):71-8.
Pathophysiologie der Migräne
Bildgebung der kortikalen Spreading-Depression (CSD)
Aura entspricht der tierexperimentellen „Cortical spreading depression/CSD bezeichnet wird.
Wahrscheinlich wird die Aura durch ein übermäßiges Feuern von Neuronen eingeleitet wird. Es
folgt mit 2-3 mm/min eine länger anhaltende Hemmung der neuronalen Aktivität, die mit einer
reduzierten Durchblutung verbunden ist Die Ausbreitung der Aura begann im unteren
Gesichtsfeld und stellte sich dort am systematischsten dar und wurde unregelmäßiger, als sie
wanderte und sich im oberen Gesichtsfeld darstellte.
Hadjikhani N et al. Proc Natl Acad Sci USA. 2001;98:4687-4692.
Aspekte zur Pathopysiologie der Migräne
 Anlage zur Migräne
 Dysfunktion des
Hirnstamms
 Modulation des
nozizeptiven Inputs
 Zentrale Sensibilisierung
obere Zervikalnerven und
Trigeminuskerne
 Freisetzung von
neuroinflammatorischen
Neuropeptiden
 Vaskuläre Hyperpathie und
Allodynie
 Als Resultat entsteht der
typische Kopfschmerz bei
Migräne
25
Wie sicher sind Antikörper gegen Migräne?
 Humanisierte Anti-CGRP-Antikörper, eine neue
Ära in der Migränetherapie einleiten.
 Der Antikörper ALD403 wurde entwickelt, um die
Konzentration des „Calcitonin-Gen verknüpften
Peptids“ (CGRP) zu verringern, was auch die
Schmerzattacken verstärkt.
 Nach einmaliger intravenöser Gabe des
Antikörpers ALD403 nahm die Zahl der
Migränetage geringfügig, aber statistisch
signifikant stärker ab als unter einem
Scheinmedikament“,
 Die Wirksamkeit des Antikörpers beträgt etwa 3
Monate. In Woche 5 bis 8 nach dieser Intervention
hatte sich der Antikörper als signifikant
wirksamer erwiesen.

Dodick DW et al; Lancet Neurol. 2014 Nov;13(11):1100-7.
Revidierte IHS-Kriterien für die
chronische Migräne 1
 Die chronische Migräne ist oft eine Komplikation der
Migräne ohne Aura und tritt zunehmend auf
 Hiervon ist der ebenfalls chronische Kopfschmerz bei
Medikamenteneinnahme abzugrenzen
 A: Kopfschmerz (Kopfschmerz vom Spannungstyp
und/oder Migräne) an > 15 Tage/Monat über
mindestens 3 Monate*
 B: Patient hatte mindestens 5 Kopfschmerzattacken,
die die Kriterien 1.1 Migräne ohne Aura erfüllten.
 C: Kopfschmerz erfüllt die Kriterien C1 und/oder C2 an
≥8 Tagen/Monat über mindestens 3 Monate, d.h. die
Kriterien der Migräne ohne Aura hinsichtlich Schmerz
und Begleitsymptome
27
Revidierte IHS-Kriterien für die
chronische Migräne 2
 C 1: Der Kopfschmerz weist mind. zwei der Charakteristika a-d auf
a) einseitige Lokalisation
b) pulsierende Charakter
c) mittlere oder starke Schmerzintensität
d) Verstärkung durch körperliche Routineaktivitäten
 und während des Kopfschmerzes besteht mindestens eines:
a) Übelkeit und/oder Erbrechen b) Photophobie und Phonophobie
 C 2: Besserung durch Triptane oder Ergotamine vor der erwarteten
Entwicklung der unter C1 aufgeführten Charakteristika
 Kein Kopfschmerz bei Medikamentenübergebrauch, nicht auf eine
andere Erkrankung zurückzuführen
 Die diagnostische Einordnung von häufigen Kopfschmerzen bedarf
eines Kopfschmerzkalenders, der täglich über mindestens einen Monat
Kopfschmerzen und Begleitsymptome erfasst
28
Aspekte zur Pathophysiologie des Kopfschmerzes
vom Spannungstyp
 Ältere Auffassung, dass psychische Anspannung diese
Kopfschmerzerkrankung bedingt
 Einfluss genetischer Faktoren gilt als sehr unwahrscheinlich
 Regionaler zerebraler Blutfluss nach bisherigen Untersuchungen
nicht verändert.
 Biochemische Untersuchungen spärlich und widersprüchlich
 Emotionale Theorien, suboptimale Lösung unbewusster
Konflikte, Diskrepanz der Wahrnehmungen aus Körper und
Umwelt
 Hinweise, dass kontinuierlicher Stress KS vom Spannungstyp
auslöst
 Bei chronischen Muskelschmerzen Größenzunahme von
Muskelfasern
Schmerzmessung mittels Druckalgesiometrie
Verteilung der Schmerzempfindlichkeit der perikranialen Muskulatur bei Gesunden, Patienten mit einer Migräne und Patienten
mit Kopfschmerz vom Spannungstyp. Es zeigt sich eine deutlich
erhöhte Variabilität der perikranialen Schmerzempfindlichkeit
beim Kopfschmerz vom Spannungstyp
Die exterozeptive Suppression der Aktivität des M. temporalis ein antinozizeptiver Reflex
Reflexantwort bei
Auslösung der
exterozeptiven Suppression. Die Pfeile
markieren den Zeitpunkt
der Applikation des
Schmerzreizes an der
Lippenkommissur.
Darstellung von 10
repetitiven Stimuli im
Abstand von 2 Sekunden
Konsistent verkürzte Dauer der späten Suppressionsperiode tritt beim chronischen Kopfschmerz vom Spannungstyp signifikant häufiger auf als bei Kontrollpersonen auf.
Keine Hinweise darauf, das die Suppressionsperioden bei
Migräne im kopfschmerzfreien Intervall Veränderungen
aufweisen.
Neuronale Verbindungen
zwischen dem N. trigeminus,
dem Nucleus caudalis des N.
trigeminus und den oberen
zervikalen Segmenten;
neuronale Netzwerk ist verantwortlich dafür, dass bei Kopfschmerz vom Spannungstyp
der Schmerz im Bereich des
Nackens und der Schulter
verspürt wird. Dies ist auch
der Grund, warum die häufige
Fehlannahme steht, dass
Kopfschmerz vom Spannungstyp durch die Halswirbelsäule entsteht.
Diagnose idiopathischer Kopfschmerzen
 Bei idiopathischen
Kopfschmerzen ist kein
krankheitsspezifischer
physischer oder psychischer
Befund zu erheben!
 Entscheidend die für
Diagnose ist die Anamnese
der Anfallscharakteristika!
 Andere Maßnahmen sind
lediglich Ausschlußdiagnostik!
Kopfschmerz -Diagnosefindung
 Es gibt bis heute kein technisches Verfahren, mit dem in
der Praxis idiopathische Kopfschmerzen zu diagnostizieren
sind
 Patient sammelt selbst Informationen über seine
Kopfschmerzen
 Diese Informationen sind für die Diagnosefindung
essentiell
 Eine strukturierte Anamnese erlaubt es, bei 90% aller
Kopfschmerzpatienten eine klare diagnostische Zuordnung
zu treffen und eine adäquate Therapie einzuleiten
 Ständige Überprüfung der Diagnose und Therapie im
Verlauf
Kopfschmerz -Diagnosefindung
Apparativen Zusatzuntersuchungen wird
von Patienten viel zu große Bedeutung
beigemessen. Die vergebliche Suche nach
der eigentlichen Ursache idiopathischer
Kopfschmerzen durch apparative,
konventionelle Verfahren (EEG, CT, NMR)
beruht auf der Desinformation Arzt/Patient.
Kopfschmerzbehandlung - Anspruch des
Patienten
Eine Heilung von idiopathischen Kopfschmerzen ist nicht möglich, konsequente,
adäquate Behandlung nach DMKG-Qualitätskriterien vermag jedoch eine erhebliche
Attenuation der Kopfschmerzen und damit
eine Verbesserung der Lebensqualität zu
bewirken.
Kopfschmerzbehandlung - EEG
Nach eingehender
Literaturrecherche ergibt
sich, dass ein
Elektroenzephalogramm
nicht zur routinemäßigen
Diagnostik von Patienten
mit Kopfschmerzen
notwendig ist.
Gronseth et al: Neurology (2005) 45: 1263-7
Kopfschmerzen - Volkswirtschaft: CT/ NMR
l
Bei Erwachsenen mit Migräne exklusive denen mit
Aura ohne Änderung der klinischen Symptomatik,
ohne epileptischen Anfälle oder fokal-neurologische
Ausfälle sind neuroradiologische Untersuchungen
nicht erforderlich. Bei Patienten mit atypischen
Kopfschmerzen, epileptischen Anfällen oder
neurologischen Ausfällen ist ein CT oder NMR
indiziert. In den USA 112.000 $, um unter Patienten
mit Migräne einen mit pathologischem NMR
herauszufinden. In den USA 21.000 $, um bei
Patienten mit unspezifischen Kopfschmerzen einen
pathologischen Befund zu erheben.
Kopfschmerz als Notfall Warnsymptome
 Plötzlicher Beginn
 Meningismus
 Fokalneurologische Symptome
 Semiologie nicht typisch für primären Kopfschmerz
 Erstmaliges Auftreten ab dem 40. Lebensjahr
 Fokalneurologische Symptome
 Änderung in Semiologie oder Ansprechen auf Therapie
 CCT, LP, Angiographie (immer bis Ausschluss der
Diagnose)
 DD:Subarachnoidalblutung! In Schweden beinhalten
40 % aller Verfahren gegen Neurologen eine nicht
diagnostizierte Hirnblutung!
Schamane und Sprecher
der Yanomani-Indianer
Arzt in Europa,
Tablette in die
Kamera haltend
Sprechende Medizin ist ein
Schlagwort im Rahmen der
aktuellen Gesundheitspolitik und
beschreibt den Anteil der
Behandlung von Patienten
„durch heilende Worte“ , bereits
von Sokrates beschrieben. Die
Sprechende Medizin (Narrativebased Medicine) ist eine
wesentliche Ergänzung der
Apparatemedizin vor dem
Hintergrund evidenzbasierter
Medizin. Durch den Mangel an
von Krankenkassen finanziertem
Zeitaufwand für zwischenmenschlichen Kontakt und heilsame
Worte in der Arzt-PatientBegegnung stellt dieser Bereich
ein aktuelles Problem in der
Gesundheitspolitik dar.
Wikipedia 2015
Kopfschmerzsyndrom und Differentialdiagnose
Parameter Schmerzqualität

Pulsierend, pochend:
Migräne mit und ohne Aura

Stechend wie ein heißes Eisen:

Clusterkopfschmerz

Dumpf, drückend:

Spannungskopfschmerz,
Analgetikakopfschmerz

Heftigst, stechend, elektrisch:

Trigeminusneuralgie

Kopfschmerzsyndrom und Differentialdiagnose
Parameter Schmerzlokalisation
l
l
l
l
l
Halbseitig temporal, frontal:
Migräne mit und ohne Aura
Halbseitig retroorbital:
Clusterkopfschmerz
Diffus frontal, parietal beidseitig:
Spannungs-, Analgetikakopfschmerz
Bitemporal frontal:
Arteriitis temporalis
Unilateral V2, V3:
Trigeminusneuralgie
Kopfschmerzsyndrom und Differentialdiagnose
Bedeutung der klinischen Angaben
(Rasmussen 2001)

Migräne %
Spannungskopfschm.%

Pulsierend
78
18

Leicht
17
78

Drückend
1
41

Stark
85
1

Einseitig
62
11

Beidseitig/wechselnd
38
90

Verst. durch Aktivität
96
25

Übelkeit
82
4

Erbrechen
50
0

Appetitlosigkeit
82
18

Lichtscheu
83
10
The Disparity in Access to New Medication by Type of
Health Insurance – Lessons from Germany*




n = 367 allgemeinmedizinische Praxen 2 Jahre nach Einführung des
„Macrobudgets“ 1993
n = 7703 gesetzlich Versicherte
n = 470 privat Versicherte
Vergleich der Verschreibung von Sumatriptan/andere Therapie
In Deutschland werden neue,
moderne, spezifische
Migränemedikamente
gesetzlich Versicherten
weniger verschrieben. Im
Schnitt wurde Sumatriptan
gesetzlich Versicherten 1,5
Jahre später im Vergleich zu
privat Versicherten
verschrieben.
Wieviele Patienten erhalten eine
Migräneprophylaxe?
53 % der Migränepatienten erfüllen
die Kriterien
für eine Prophylaxe aufgrund von
Beeinträchtigung und Häufigkeit
Weniger als 5 % der
Migränepatienten
führen eine Prophylaxe durch
25%
Häufigkeit
28%
Beeinträchtigung
Lipton RB et al. Headache. 2001;41:646-657; Lipton RB et al. Neurology. 2002;58:885-894.
DAK Report 2013
 Die DAK-Bevölkerungsbefragung von 3.000 Erwerbstätigen
ergab, dass ein Drittel der Migräne-Betroffenen mäßig bis
schwer in ihrer Leistungsfähigkeit im beruflichen und privaten
Bereich eingeschränkt sind
 Mäßig bis schwer beeinträchtigte Migränebetroffene gehen zwar
zur Arbeit, bei 60 % ist aber in einem Zeitraum von drei
Monaten die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz an bis zu neun
Tagen eingeschränk
 In der Gruppe der weniger Beeinträchtigten, die keinen Tag am
Arbeitsplatz aufgrund der Migräne gefehlt haben (N=196), ist die
Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz bei fast 40 % an bis zu neun
Tagen eingeschränkt.
 Quantitativ am bedeutendsten für Fehlzeiten am Arbeitsplatz
aufgrund von Kopfschmerzen ist mit einem Anteil von 42,6 %
die Diagnose „Migräne“. 41,4 % aller Fehltage entfallen auf
„Nichtklassifizierbaren Kopfschmerz“, 7,5 % der AU-Tage
resultieren aus dem Vorliegen „Kopfschmerz vom
Spannungstyp“.
47
Der Präsident der Deutschen Migräne- und
Kopfschmerzgesellschaft, A. Straube zur
Versorgung von Kopfschmerzpatienten in
Deutschland
Der Präsident der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft, Andreas Straube, sieht eine
Ursache dafür in wirtschaftlichen Zwängen, in denen
sich etwa Krankenhäuser befänden. Da die Häuser sich
ökonomisch ausrichten müssten, würden sie vor allem
jene Erkrankungen behandeln, "die für sie durch die
Fallpauschalen lukrativ sind". Kopfschmerz bringe "nicht
genug Fallpauschale" und werde deshalb unzureichend
behandelt. Daher fehle das entsprechende Wissen auch
in der Weiterbildung von Ärzten.
In Sachen
Kopfschmerz
Management schafft
es Deutschland auf
Platz 2 . Das zeigt
der 2012 Euro
Kopfschmerz Index,
in dem zum ersten
Mal ein europaweiter
Vergleich von
Kopfschmerz und
Migräne
Behandlungen
gemacht wird.
Getragen wird dieses
gute Ergebniss
durch „Germany, the
runner-up, is famous
for its “pains clinics”
where headache and
migraine patients are
treated.
Dieses gute Ergebnis wird durch Zentren getragen, nicht durch die
allgemeine Versorgung!
Vielen
Dank für
Ihre
Aufmerksamkeit!
Cordoba/Spanien 2004 © IWH
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