PDF - Kölner Philharmonie

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Konzertant 3
Hans Werner Henze
Phaedra
Mittwoch 14. Januar 2009 20:00
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Bitte beachten Sie: Ihr Husten stört Besucher und Künstler. Wir halten daher für Sie an der Garderobe Ricola-Kräuterbonbons bereit und händigen
Ihnen Stofftaschentücher des Hauses Franz Sauer aus.
Sollten Sie elektronische Geräte, insbesondere Handys, bei sich haben:
Bitte schalten Sie diese zur Vermeidung akustischer Störungen aus.
Wir bitten um Ihr Verständnis dafür, dass Bild- und Tonaufnahmen aus
urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet sind.
Wenn Sie einmal zu spät zum Konzert kommen sollten, bitten wir
Sie um Verständnis dafür, dass wir Sie nicht sofort einlassen können. Wir
bemühen uns, Ihnen so schnell wie möglich Zugang zum Konzert zu gewähren. Ihre Plätze können Sie spätestens in der Pause einnehmen.
Sollten Sie einmal das Konzert nicht bis zum Ende hören können, helfen
wir Ihnen gern bei der Auswahl geeigneter Plätze, von denen Sie den Saal
störungsfrei und ohne Verzögerung verlassen können.
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Konzertant 3
Hans Werner Henze
Phaedra
Natascha Petrinsky Mezzosopran (Phaedra)
Marlis Petersen Sopran (Aphrodite)
John Mark Ainsley Tenor (Hippolyt)
Axel Köhler Altus (Artemis)
Lauri Vasar Bariton (Minotaurus)
Ensemble Modern
Michael Boder Dirigent
Mittwoch 14. Januar 2009 20:00
19:00 Einführung in das Konzert durch Jens Schroth
Keine Pause
Ende gegen 21:15
Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V.
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Hans Werner Henze *1926
Phaedra (2007)
Konzertoper in zwei Akten nach einem Text von Christian Lehnert
Konzertante Aufführung in deutscher Sprache
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Das Libretto
Erster Akt: Am Morgen
I. Das Labyrinth
Dunkel. Maske und Tanz des Minotauros
Hippolyt, Artemis, Phaedra, Aphrodite
Echos jagen durch das Labyrinth, im Gestein
ohne Ausweg, gefangen in erdwarmen Röhren, trifft
ein Schrei auf sich selbst: MINOTAUROS!
Schwarz und der Widerhall von Schlägen,
Schwarz und der hochgehetzte Puls verschwimmen,
eindringende Nacht: MINOTAUROS!
Er kniete nackt vor dem Krampf des Tieres,
hier war die blutgetränkte Schwelle, hier kehrte
das Echo zurück zu sich selbst: THESEUS!
Tief war er in die Felsengänge gestiegen.
Er barg sich in Grotten, leckte das tropfende
Wasser von den Wänden und kroch,
nach Gehör, auf den dunklen Atem zu, das Grollen:
BIST DU ES NOCH? MINOTAUROS?
Nie hätte er heimkehren können aus der Einsamkeit.
Nie hätte er heimkehren können aus dem Töten.
Er trank die Kühle, lag auf dem Bauch und trank
gierig den Tau in der innersten Höhle.
Der Sieger Theseus, in seiner Hand das Haupt
des Minotauros, steht er, wie ein Name, in Stein
gemeißelt, in einer toten Sprache, in einem neuen Text.
Echos hallen über den leeren, zerfallenen Schächten: Phaedra.
Echos wehen über die Trümmer des Labyrinths: HIPPOLYT.
II. Waldrand
Früher Morgen. Geröll. Phaedra und Hippolyt, ohne einander zu begegnen.
1) Schatten
Hippolyt (zieht aus zur Jagd)
Ich trete in die Schatten der Akazienbäume,
in ihre ersten langgestreckten Schatten am Morgen,
um meinen Fluchtpunkt zu finden: den fließenden
Atem des Waldes und die Gerade des Pfeils.
Ich laufe über das Gras und spüre die Blicke
der Göttin mir folgen, sie schaut mich an
von allen Seiten, und ich taste mich vorwärts,
als hätte ich bei jedem Schritt Angst, Augen
zu zertreten: Augen des Baumes, der seine Wurzeln
ineinander krümmt, Augen des Ginsters,
des eingerollten Farns ... Sie stehen still und staunen
über ihre Schatten im ersten Sonnenlicht.
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Phaedra (irrt umher. Aphrodite folgt ihr wie ein Schatten)
Strahlt das Licht zu grell oder ist es zu dunkel? Ich höre
den Ostwind über die Akazienbäume wehen
wie das leise Sirren eines Pfeils, und kann nichts sehen:
Wo ist der Jäger? Kalter Flügel, der mein Gesicht streift.
Ist es die Sonne, die mich blendet? Nein, es ist Nacht.
Es ist Tag, man hat mich aufgebahrt in seidenem
Gewand, das Haar gekämmt, wie einer Toten
ihren Schmuck und Blumen beigegeben.
Seht diese Arme: kalte, weiße Vipern.
Seht diese Krallen, die mich kratzen, greifen.
Ich habe mein Gesicht einer hungrigen
Krähe zugeworfen, die es zerhackt. So leicht
scheint es plötzlich, eine Sehnsucht zu beenden:
nur eine Frage des Werkzeugs und der Anatomie.
(Phaedra versucht sich mit einer Scherbe die Pulsadern aufzureißen.)
Aphrodite (hält Phaedra fest)
Zwei im gleichen Augenblick auf der Welt:
Hast du dein Du vergessen? Die Augen,
die dich lehrten, nichts zu sagen und, Pupille
in Pupille, eins mit ihm zu sein, zu träumen,
von einer dunkelblauen Iris umfangen
wie vom nächtlichen Meer. Die sanften Schläfen:
Hippolyt! Sein Bild willst du verlöschen lassen?
Phaedra (reißt sich los)
Ist er fern, so bin ich leer und kann doch ruhig atmen.
2) Herbstwind
Phaedra
Ich trieb im frühen Herbst vor seine Füße,
ein Samenkorn mit einem weißen Segel.
Ich weiß den Grund nicht, der mich hierher zwingt,
ob mich ein Spiel nach unbekannter Regel
in seine Nähe setzt, ob ich verschwimme
in einem fremden Traum, wo mir kein Ort,
mich festzuhalten bleibt und keine Stimme.
Er atmet aus: das Samenkorn treibt fort.
3) Aphrodite, das Gurren der Tauben
Aphrodite (zu sich selbst)
Ich liebe Hippolyt, und Phaedra liebt mit meiner Sehnsucht,
meinem Gram, mit feuchten Fingern verreibt sie
ihre Seufzer. Sein Schritt hat mich entmachtet,
eisige Linie ohne Umweg. Ihn lockte nichts an mir,
er folgte Artemis allein, ein Speer, ein atmendes Geschoss.
Er streifte mich, verwundete das Wild, das hechelnd
ins hohe Gras sich duckte. Ich schrie
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nach ihm, ich schrie und schwor ihm,
nach dem alten Ritus der Sehnsucht und der Tötung,
den Untergang durch Liebe, auch wenn er sie nicht fühlt.
Hippolyt
Wem der Tag gnädig ist, der zieht gelassen
durch die Wälder, wie einen Kreisel hält ihn der Tod
im Gleichgewicht.
Phaedra
Flirrende Bläue, flirrendes Gras in Felslöchern:
Alles entfernt sich, wie ein Tropfen Öl
auf einer Wasserlache auseinanderfließt ... Hippolyt!
HIP-PO-LYT ... leere Silben in mir.
(lauscht, richtet sich auf)
Taubengurren ... Es gibt einen Grund zur Hoffnung?
Ich laufe in den Tag und erwarte seine Wunder.
III. Dickicht
Bezirk der Artemis im Wald. Hippolyt sitzt schlafend an einen Felsen gelehnt.
Phaedra, gefolgt von Aphrodite.
4) Hörst du mein Flüstern?
Aphrodite (zu Phaedra, deren Kleider zerrissen sind)
Dickicht, die Wurzeln der Lianen, die Winden
schließen mich ein. Ich friere, fiebrig, suche den Weg ...
(Sie treffen auf den schlafenden Hippolyt.)
Schau weg und flieh, dort schläft er, Hippolyt!
Phaedra (kauert vor dem Schlafenden)
Du schläfst, die Lippen offen und dein Haar
fällt über die rissige Erde.
Hörst du mein Flüstern? ... Ich bin die Gefahr,
die deinen Herzschlag treibt, der Widerhall
deiner Seufzer, bin das Labyrinth,
aus dem dein Atem dringt, ich bin der Traum,
der dich verwirrt, die Blume, die beginnt,
sich dir zu öffnen ...
Hippolyt (erwacht)
Phaedra? Stiefmutter?
Warum bist du nackt? Was suchst du hier?
Phaedra
Vergessen sind die Grenzen meines Namens,
vergessen, was mich zwang zu schweigen:
Dein Blick traf mich einst im Tempel beim Erheben
des Opfers ins Feuer. Ich selbst war verwundet,
bäumte mich auf und schloss die Augen,
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aber es brannte, dein Bild, geätzt
in die Seele, der Rauch ... ein unbekannter Puls
ließ Hass, ließ Liebe wachsen und ersterben: Hippolyt!
Ich hause auf der Halde, auf dem Schutt meines Stamms,
als sei ein Krieg geschehen, eine Dürre.
Ich liebe dich, bin dein Mond, der dich umkreist.
(klammert sich an Hippolyt.)
Artemis (tritt aus dem Hintergrund zu Hippolyt)
Flieh, diese Worte werden dich löschen
wie die Meerswellen die Linien im Sand,
flieh, du wirst deinem Namen
in ihrem Mund nicht entkommen.
Hippolyt
Schwer liegst du und krallst dich an mir fest,
Phaedra, wie im Ozean eine Ertrinkende
an einer Planke? Gebleckte Zähne, die Feuchte
aus den Achselhöhlen, der Scham, und du weinst,
deine Augäpfel treten heraus: so weiß,
ohne zu sehen ... Erkennst du mich?
(Er steht auf und stößt Phaedra mit dem Fuß fort.)
Phaedra (steht taumelnd auf)
Lässt die Liebe die Liebe verlöschen, um über sich
hinaus zu gehen in die Einsamkeit? Was hast du gesagt?
Hippolyt (wendet sich ab)
Ich fühle die glatte Biegung meines Bogens,
den geschliffenen Stein am Speer. Ich spüre
das Zittern der Sehne, sonst nichts ... Phaedra,
ich will gehen und schweigen, Frau des Theseus,
meines Vaters, schweigen von dir.
5) Auslöschen!
Phaedra
Was rede ich?
Phaedra und Aphrodite (sie verschwimmen in ihrer Wut)
Ausweiden, das Unwesen!
Hippolyt! Das feig sich krümmt! Hunger
lasse ihn fiebrig in die Nacht stieren! Seine Asche
verwehe wie klebriger Pollen! Auslöschen:
dass nichts von ihm bleibt als die Seuchenklappe!
Artemis
Geräusch ohne Sinn, wie Schneckenhäuser
zerknacken, wie Schaum zerfällt ...
Hörst du, in welcher Enge
sie ringen um Luft, zu atmen, und enden
in diesem Geröchel. Hippolyt, komm zu mir!
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Hippolyt
Gerader Weg, ich irre nicht. Ich schweige,
ich folge meiner Göttin. Sie allein
ist heilig, Macht, vor der ich mich verneige
und bete: Lass die Welt mir heimisch sein!
Phaedra (greift nach dem Jagdmesser Hippolyts)
Eichenstamm, Artemis Baum, ich ritze meinen Namen
in deine Rinde. Zerschneiden will ich,
was er benennt: Wenn ich verblutet bin,
wird es leichter sein zu spüren, was wirklich ist.
Aphrodite, Artemis, Phaedra, Hippolyt
Leerer Körper, leeres Herz, wie ein Messer kalt!
(Phaedra versucht sich die Pulsadern aufzuschneiden.)
Aphrodite, Artemis
Hippolyt, komm zu mir!
(Hippolyt folgt seiner Göttin Artemis. Sie ziehen tiefer in den Wald.)
Aphrodite (hält Phaedra fest)
Nicht allein die Liebe führt Fleisch und Fleisch
zusammen: Hab Geduld mit dem Tod.
IV. Die Schlinge
Palast des Theseus. Die Fenster verdunkelt. Phaedra, in ihrer Nähe Aphrodite.
6) Der Brief
Phaedra (auf ihrem Lager, schreibt einen Brief)
Ich zeichne die Buchstaben: Alpha wie das Dach
des Palastes, Omega die Schlinge ... Anfang und Ende,
ich schreibe: »... Wie er mich griff
und zu Boden zwang, wie sein heißer Atem
mich berührte, wie seine Hand mein Flehen
erstickte, als er in mich drang ...«
Seitdem blicke ich in einen dunklen Spiegel:
verborgenes Gesicht ... Wer bist du, die schweigt,
wenn ich rede? Die weint, wenn ich lache?
Die von Scham gelähmt ist, wenn ich weiterschreibe?
(liest:)
»Das sollst du wissen Theseus, mein Gemahl,
was dein Sohn getan und was mich zwingt,
vor dir zu fliehen ...«
Phaedra
Ich sehe außer Mauern nur noch Glas zerbrechlich, klar und kalt wie der Gedanke
an Hippolyt: erstarrter Fluss. Ich schwanke
von Wand zu Wand im engen Raum. Ich las
den Brief noch einmal, sah in fremde Züge:
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Hing dort der alte Schleier einer Braut,
an einem Nagel? Falten? Angestaut,
was nie geschah? Die lebenslange Lüge?
Ein Lichtreflex ist alles, was ich liebe,
gebrochene Fragmente: Theseus’ Sohn
verlischt ... ein Feuer unter Null, ein Ton,
den niemand hört? Ein Brief, den niemand schriebe?
Aphrodite
Gebrochene Fragmente: ... Theseus’ Sohn
verlischt ... ein Feuer unter Null ... ein Ton,
den niemand hört ...
7) Ein Vormittag, an dem nichts geschah
Hippolyt (in der Ferne)
Ich schaue zurück und erinnere
die Ereignisse eines Vormittages, an dem nichts geschah:
das emsige Wimmeln der Ameisen auf ihrem Hügel,
mein Puls, der sehr schnell ging,
der endlose Wald, in dem die Wege anfangen
und gleich wieder aufhören,
das Gesicht, das wegschaut im Spiegel
eines Teiches, als fürchte es ein Wiedererkennen,
der Zenit der Sonne und die Erwartung ihres Sinkens,
in der Eiche die Nisthöhle, die leer blieb.
V. Tod des Hippolyt
Im Palast des Theseus.
Artemis
Ich sah den Steilhang, aufgewühlt das Meer.
Das Rollen der Steine, ein Beben, drang
aus der Tiefe, wie die Stimme des Theseus:
»Poseidon, den Unberechenbaren, rufe ich
um Hilfe an, zu häuten, zu zerreißen
das Fleisch von meinem Fleisch, Hippolyt,
der meine Frau sich nahm wie ein Stück Vieh.«
Steine, in gewaltigen Spalten, als würden Köpfe
geboren, vibrierten, sie raunten: »Pulsende Flut,
die Flut, sie naht!« Unbewohnbares Erinnern,
wie eine Wassersäule in den Himmel stieg, Gischt
und Nebel wehten wie Demenz ins Hirn des gehetzten
Hippolyt. Der plötzliche Schmerz
war nicht zu orten. Grollen im Ohr,
rollende Granitbrocken – aus den Wogen brach,
halb Stier, halb Mensch, der Minotauros,
heimzukehren in den Kreislauf des Blutes.
(Die Maske des Minotauros erscheint.)
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Der Wagen Hippolyts zerbrach, die Pferde
scheuten, rasten fort und schleiften ihn,
gefesselt von den Riemen, über das Geröll.
Hippolt taumelt schwer verwundet auf Artemis zu, bricht zusammen.
Schlag einer Falltür, Phaedra hängt an einem Seil.
Aphrodite, Artemis, Phaedra, Hippolyt
(Artemis hält den toten Hippolyt wie auf einem Vesperbild in den Armen.)
Geliebt? Geschunden?
Liebend? Kampf und kommender Kampf
unter dem reglosen Augenlid:
Seht, ein Mensch!
Seht, die von der Flut hinterlassenen Steine!
Zweiter Akt: Am Abend
I. Erinnerst du dich daran, wer du warst?
Tempel am See von Nemi. Artemis, mit dem Zeichen der Mondsichel auf dem Haupt, ihr
stummer Gehilfe und der verwundete Hippolyt.
1) Die Heilung
Artemis (arbeitet an dem Körper Hippolyts, zu ihrem Gehilfen)
Gib mir den Arm! Die Schrauben!
Das Messer! Schau an, ein kleiner Schlauch
und schon beginnt das Herz zu tanzen. Die Sekunden
wachsen zu ihrer ganzen Größe ...
Hippolyt (in einem kurzen zuckenden Reflex)
Die Unruhe der Uhr ist zersprungen!
Artemis
Dem Hirn fehlt Luft, damit es arbeitet, wie ich es will.
Ritze auf der Haut, hineingestreut
das Knochenpulver eines Luchses! Wenn das nicht hilft,
muss ich den Kopf aufbohren und durchsuchen nach Steinen.
Hippolyt (zuckt)
Strahlt das Licht zu grell oder ist es dunkel?
Artemis (zu ihrem Gehilfen)
Merkst du? Nicht umsonst haben wir ihn über das Meer
getragen, hierher in mein Heiligtum nach Nemi!
(packt ihren Gehilfen zu einem Tanz um den Verwundeten)
»Wie die Beinrenke, so die Blutrenke,
so die Gliedrenke: Bein zu Beine, Blut zu Blut,
Glied zu Gliedern, als ob sie aneinandergeleimt seien.«
(zum Gehilfen:)
Den Trichter!
(tröpfelt Flüssigkeiten in die Nase und die Ohren des Verwundeten)
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Wegerichwurzeln, weichgekochte Weizenkörner,
Mispelzweige, Quendel, Habichtskraut und Ysop,
Königskerze, Sanikel, Betonika und Petersilienhonig ...
Kräuter breiten ihre duftenden Schwingen aus
und kreisen über dem toten Körper. Ätherische
Boten aus der Erde ...
Hippolyt
Wer bin ich?
Artemis
Du bist erwacht, in der Obhut deiner Göttin
Artemis. Sie hat dich nachgebildet,
während du auf die Rückkehr der Zeit wartetest.
(Sie beginnt ihm Elektroden aufzukleben. Hippolyt reißt sich los.)
Hippolyt
Sag mir, wer bin ich?
Artemis (legt ihm eine Atemmaske an)
Du atmest meinen Atem.
Ich will dich bei mir haben, wo immer ich bin:
Virbius soll von heute an dein Name sein.
2) Der Käfig
Artemis schiebt Hippolyt in einen großen Käfig, den ihr Gehilfe herbeigebracht hat. Hippolyt
beginnt darin auf und ab zu laufen.
Artemis
Ein gelungener Körper ... Mein Virbius!
Du wirst wissen, wer du bist, wenn du mich ansiehst.
Phaedra (flattert als ein Vogelwesen heran und umkreist den Käfig)
Leer trieb der Kahn über den Fluss, und ich wartete
auf ihn, den Schatten meines Schattens
in der Unterwelt: Hippolyt ...
(lacht)
Er sitzt gezähmt in einem Käfig!
Wo ist das Rad, auf dem du rennst?
Wo ist der Futterautomat?
(Hippolyt versucht sie von innen fortzuscheuchen.)
Die Jagdgöttin ist alt geworden,
jetzt übt sie sich in Käfighaltung:
zwei Quadratmeter Fläche für einen Menschen,
bis er frei gelassen wird zur Schlachtung.
(Hippolyt versucht sie unentwegt fortzuscheuchen.)
Erinnerst du dich daran, wer du warst?
Wie du die Pferde lenktest, Hippolyt?
Jetzt wird getestet, ob du gelungen bist. Funktioniert
dein Hirn korrekt oder kippst du beim Laufen zur Seite?
(Phaedra flattert davon. Hippolyt hockt verstört auf dem Boden.)
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II. Wann nahen dir die Toten, Hippolyt?
Tempel am See von Nemi. Hippolyt in seinem Käfig. Ein Gewitter naht. Phaedra,
das Vogelwesen, pickt im Hintergrund in der Erde.
3) Das Gewitter
Aphrodite (tritt auf im Strahlenkranz der Göttin)
Leicht wie ein Vogel auffliegt und sich niedersetzt
auf einem ferneren Zweig, ohne die Trauer
zu empfinden, das er hinterlässt ... Meinte jemand,
so könnte Hippolyt der Ordnung der Götter entkommen?
Die Götter vermissen dich, Hippolyt, und deinen
zu Tode verwundeten Körper! Du gehörst in die Unterwelt!
(Sie winkt Phaedra heran.)
Holen wir ihn aus seinem Käfig!
Sie umkreisen den Käfig, mal näher, mal ferner. Abwechselnd versuchen sie Hippolyt im Inneren
des Käfigs mit kleinen Leckerbissen zu füttern.
Phaedra
Wann nahen dir die Toten, Hippolyt?
Nachts, wenn du nicht schlafen kannst?
Wenn plötzlich dein Herzschlag nur noch ein Echo
der Geräusche im Dickicht ist? Was liest du
in ihren Gesichtern? Sorge? Drohungen? Angst?
Aphrodite
Gleichen die Züge der Toten noch dem letzten
Anblick, der dir begegnete, bevor sie starben?
Oder sind sie weiter verfallen?
Ausgedünnt? Sind die Blutergüsse
am Hals von der Schlinge verschwunden?
Artemis (kommt zum Käfig, um nach Hippolyt zu schauen)
Locken dich die Toten mit den Farben des Kindheitslandes?
Oder mit dem Rauschen der Götter, in dem Hoffnung und Verlöschen dasselbe meinen?
Phaedra
Sprechen die Toten von der Vergangenheit? Von einem Leben,
für das keine Zeit mehr war? Oder von den Farben
des Lichts über dem See? Vom Nebel?
Erzählen sie, woher sie kommen? Wohin du gehen sollst?
Aphrodite
Und du? Versuchst du zu schweigen?
Gelingt es dir, dich abzuwenden in den Schlaf?
Und dich am Morgen an dich selbst zu erinnern?
Dich zu vergewissern, dass du es bist, der lebt?
Hippolyt
Lasst mich! Haut ab! Moderblasen, Gestalten
aus der Unterwelt! Ich will nichts hören!
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Artemis (springt plötzlich zu dem Käfig, fängt Hippolyt in einem Netz und zerrt ihn fort)
Virbius! Schnell! Ich will dich in einer Höhle verstecken,
wo in der Tiefe eine Quelle ist. Dort
sollst du warten auf das Vergessen, den natürlichen Zustand,
wenn selbst für die Götter nichts mehr zu lesen ist im Staub ...
4) Allein
Hippolyt (geistesabwesend)
Bin ich ein Vogel, der seinen Schwarm verloren hat
und nun allein rastet vom Flug? Ein Vogel,
der seinen Schnabel öffnet, aber da ist kein Laut?
Ich zittere in deiner Hand, Artemis, und fliege nicht mehr fort.
III. Die Höhle
Dunkel der Felshöhle. Hippolyt hockt, noch halb verfangen im Netz, an der Quelle in ihrem
Inneren. Im Hintergrund stehen zwei Statuen: Aphrodite und Artemis.
5) Verschüttet
Hippolyt
Adern aus Stein, ich schmiege mich hinein
wie ein Säugling in die Plazenta.
Ich spüre nur die warmen Flechten, die am Boden
wuchern, dichter hin zum Saum der Quelle.
Artemis, ich liebe dich, wo bist du?
(Er schaut in die Quelle.)
Hippolyt, er ist tot, und ich bin Virbius?
6) Der Traum vom Garten
Hippolyt
Ich sehe Pflanzen vor mir, ich war wie sie ...
War es ein Käfig oder ein Garten, wo ich hauste?
(singt am Klavier)
Ölbäume, gekeimt vor dem Anbruch der Geschichte,
ihre Stämme sind handgeschrieben
vom Westwind. Die Wurzeln, verholzte Wasserfälle,
sickern wie die Marginalien namenloser Kopisten
in den Text, unleserlich, der Erde.
So beginnen im Laub die Erinnerungen, betäubender
Herbst. Der Mandarinenbaum,
orange Inseln im Regen, er rauscht:
Es gibt keinen anderen Garten als den,
den du vergessen hattest, den du in dir trägst.
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Blass blüht die Zeit auf, wandert in einem langen
Stengel aus der Erde und öffnet sich
wie die Augen eines Säuglings, die Augen eines Greisen:
Um was zu sehen, Herbstzeitlose?
Wie der lila Schimmer der Vergänglichkeit vergeht?
Phaedra
(singt zunächst noch unsichtbar zusammen mit Hippolyt, schlendert dann auf ihn zu)
Um was zu sehen, Herbstzeitlose?
Wie der Rauch verweht? Aus der Asche
erwacht ein Lächeln, fleischiger Mund:
Er lockt dich, Geliebter?
Er zuckt? Öffnet sich leicht?
Dein Körper und mein Schatten suchen sich.
Willst du einen Apfel,
der die Spuren meiner Zähne trägt?
Oder eine Zigarette,
die ich zwischen meinen Schenkeln rollte?
(Hippolyt weicht zurück zur Quelle.)
7) Beben
Hippolyt (kauert sich zusammen und starrt ins Wasser.)
Geliebter? Gesicht
wie ein Samenkorn in nasser Erde,
es verlischt und wird leben?
Leben!
Nicht als Machwerk einer Göttin,
kein Schattenwurf fremden Begehrens!
Ich sehe ein Gesicht, das noch niemand kennt.
Ich muss fort von mir.
Phaedra (tritt zu ihm, reißt ihn abrupt von seinem Spiegelbild im Wasser fort und schaut ihm
ins Gesicht.)
Bist du es? Bin ich’s? Trink ein Gläschen
mit mir! Mein Püppchen, dein Püppchen, ich bin
formbar ... Vergiss, was war!
Bist du dir immer noch selbst genug?
Und deiner Göttin? Ein Versuchstier? Ein Glaubender?
Hippolyt
Der Tod nimmt vom Körper die Masse
und rammt sie in die Erinnerung ...
Hippolyt stößt Phaedra fort und versucht, aus der Höhle zu brechen. Die Statuen der Artemis
und Aphrodite, die ihm im Weg stehen, wirft er um. Er kämpft sich durch die Trümmer. Ein
Beben erschüttert den Fels.
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IV. König der Wälder
Stille Stunde am Morgen, kurz bevor die Sonne aufgeht. Hippolyt, auf einen Stock gestützt,
läuft durch den Hain am See von Nemi, ein Waldgott. Im Hintergrund tanzt der Minotauros.
Hippolyt wird von seinem Tanz erfasst.
Minotaurus
Der Tag rinnt über das Gebirge, Erscheinung eines unvollendeten Sees, dunstiger Spiegel.
Hippolyt
Still wohnt die Sonne ein.
Blätter öffnen sich wie grüner Staub im Wind
aufwirbelt.
Das Licht greift über die Berge und lässt ein
Gitter
von Schatten im Schilf am See tanzen.
Ich bin hier an meinem Anfang.
Phaedra
Pulsschlag des Gebirges, wenn die Toten
wandern.
Lawinen ins Tal rollen. In der Rohheit
eines Entwurfs liegt der Wald am Hang.
Die höchsten Äste schillern im Licht,
wo ich unten im Dunkel noch steh.
Artemis
Er ist auferstanden, wahrhaftig auferstanden.
Gäbe es den See nicht, den ruhenden Krater in
den Bergen,
wäre alles ein Strömen.
Aphrodite
Gegrüßt seiest du, König der Wälder!
Hier ist dein heiliger Hain am See!
Ach, er rollt sich zusammen wie ein Kind,
legt seinen Kopf auf die Arme, schaut und wartet.
Noch ist nichts geschehen.
Er trinkt die Kühle, liegt auf dem Bauch.
und trinkt gierig den Tau auf dem Farn.
Minotaurus
Der Tag rinnt über das Gebirge, Erscheinung
eines unvollendeten Sees, dunstiger Spiegel.
Wir sind nackt geboren. Wir dringen
zur Sterblichkeit vor und tanzen.
Wir drehen uns, drehen, wie ein Uhrwerk,
wie ein Vogel kreist,
der den Widerstand
des Todes unter den Schwingen fühlt und schlägt,
singt und schlägt, wilder als alles Vergängliche.
Ende
© Edition Wilhelm Hansen Hamburg (Sikorski)
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Die Handlung
Erster Akt: Am Morgen
I. Das Labyrinth
Echos hallen durch die Trümmer des Labyrinthes, in dessen Tiefe Theseus den Minotauros besiegt hat und werden zu Stimmen einer neuen
Geschichte: Phaedra und Hippolyt.
II. Der Waldrand
Hippolyt ist zur Jagd ausgezogen. Phaedra irrt durch die Morgendämmerung. Sie ist getrieben von Begehren und Scham, von Liebe
zu ihrem Stiefsohn Hippolyt und Selbstekel. Sie sucht den Tod. Als sie
versucht, sich mit einer Scherbe die Pulsadern aufzuschneiden, hält die
Göttin Aphrodite sie zurück. Aphrodite, selbst in Hippolyt verliebt, ist
gekränkt von der Ausschließlichkeit, mit der Hippolyt die Jagdgöttin
Artemis verehrt, und will sich an ihm rächen. Ihr gelingt es, Phaedra zu
beruhigen.
III. Dickicht
Phaedra, begleitet von Aphrodite, trifft bei ihrem ziellosen Streifzug
durch Geröll und Dickicht auf den schlafenden Hippolyt. Sie kniet vor
ihm nieder und singt von ihrer Liebe. Hippolyt erwacht. Phaedra gesteht
ihm offen, was sie fühlt. Artemis tritt aus dem Wald, um Hippolyt zu
warnen. Hippolyt, entrüstet über seine Stiefmutter, stößt sie brutal
von sich. Phaedras Empfindungen verwandeln sich in plötzlichen Hass.
Aphrodite und Phaedra vereinen sich in ihrer Wut. Hippolyt aber hört
nur auf den Ruf der Artemis und wendet sich ungerührt ab. Phaedra
greift nach Hippolyts Messer und versucht erneut, sich die Adern aufzuschneiden. Wieder hält Aphrodite sie zurück.
IV. Die Schlinge
Phaedra liegt auf ihrem Lager im Palast und schreibt einen Brief an
Teseus, in dem sie ihren Stiefsohn verleumdet: Hippolyt hätte sie vergewaltigt, Hippolyt kehrt sorglos von der Jagd heim.
V. Tod des Hippolyt
Artemis tritt in den Palast. Sie berichtet: Theseus schenkte Phaedras
Brief Glauben. Im Entschluss, seinen Sohn zu töten, bat er Poseidon
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um Hilfe. Als Hippolyt mit seinem Pferdegespann an der Küste entlang
fuhr, ließ Poseidon den wieder zum Leben erweckten Minotauros aus
dem Meer steigen. Die Pferde scheuten und schleiften Hippolyt über die
Felsen. Während Artemis singt, taumelt der zu Tode verwundete Hippolyt auf sie zu und bricht zusammen. Man hört den Schlag einer Falltür.
Phaedra hängt an einem Seil. Im Hintergrund tanzt der Minotauros.
Zweiter Akt: Am Abend
I. Erinnerst du dich daran, wer du warst?
Artemis, die Jagdgöttin, hat Hippolyt in ihren Hain nach Nemi in Italien
gebracht. Mit seinem Gehilfen arbeitet sie an Hippolyts Körper, um ihn
wieder zum Leben zu erwecken. Als es gelingt, sperrt sie ihn in einen
Käfig und gibt ihm einen neuen Namen: Virbius. Phaedra, als ein Vogelwesen aus der Unterwelt, flattert um den Käfig und verspottet Hippolyt
als Machwerk und Haustier der Göttin.
II. Wann nahen dir die Toten, Hippolyt?
Ein Gewitter zieht auf den Hain in Nemi zu. Aphrodite tritt im Strahlenkranz auf und fordert das Recht der Götter ein: Hippolyt gehört in
die Unterwelt. Phaedra und Aphrodite umkreisen den Käfig Hippolyts,
um sich seiner zu bemächtigen. Sie singen von den Toten und locken
Hippolyt zugleich wie ein Tier. Artemis fängt Hippolyt in einem Netz ein
und versteckt ihn in einer Höhle.
III. Die Höhle
Hippolyt hockt verstört an einer Quelle in der Höhle. Er betrachtet sein
Spiegelbild im Wasser. Er weiß nicht, wer er war. Er träumt von einem
fernen Garten. Phaedra schlendert wie eine Bardame auf ihn zu, um ihn
in die Unterwelt zu locken. Hippolyt, verängstigt und verwirrt, stößt
Phaedra fort und kämpft sich aus der Höhle. Ein Beben erschüttert sie.
IV. König der Wälder
Hippolyt ist als Waldgott auferstanden. In der Morgendämmerung läuft
er durch den Hain von Nemi. Was war und was wird, verschwimmt in
einem Tanz.
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Hans Werner Henze: Phaedra
»Alles bewegt sich auf das Theater hin und kommt von dort her zurück.«
Mottohaft prangt diese Aussage über dem Œuvre des 1926 in Gütersloh geborenen Komponisten Hans Werner Henze; eine Aussage, die
Henze, Schüler von Wolfgang Fortner und René Leibowitz, einmal selbst
getätigt hat: in dem Vortrag Über Instrumentalkomposition, gehalten im
Januar 1963 an der Technischen Universität Berlin. Eingangszitat und
Titel des Vortrags benennen zusammengelesen wesentliche Aspekte
von Henzes Musik. Diese, gleich ob eigens für die Bühne oder speziell
für den Konzertsaal geschrieben, hat seiner Meinung nach stets kommunikative Prozesse freizulegen und soll geistvolle Unterhaltung (ver-)
schaffen, auch wenn sie keine gesetzt szenischen Anteile aufweist. Es
geht Henze immer um ein imaginäres Theater; ein Theater, das im Kopf
des Publikums entstehen soll.
Seit den 1950er Jahren, seit Henze seinen Wohnsitz von Deutschland nach Italien verlegte, hat er, der bis 1991 Kompositionsprofessor an
der Kölner Musikhochschule war, mehr als zwanzig Musiktheaterwerke
geschaffen, inklusive Ballette mit Handlungen und Bühnenmischformen. Vorwiegend geht es in diesen Formen eines nun konkreten Theaters, sei es Musik mit Sprache und Gestik oder sei es Musik mit Bewegung
allein, um die Liebe, um verschiedenste Ausprägungen, Verhandlungen,
Konstellationen und Möglichkeiten von Liebe und Begehren. Gerne griff
Henze, der auch als Dirigent von Aufführungen meist eigener Werke
hervorgetreten ist, dabei auf Stoffe aus den Weltmythen und Märchen
zurück. Solche auf griechisch-römischen, indischen oder arabischen
Überlieferungen basierenden, von Henze und seinen Librettisten neu
gelesenen, von Heute aus interpretierten und teils weitergedachten
Erzählungen bilden die Grundlage seiner ersten Oper König Hirsch von
1956, seines ersten großen Balletts Undine von 1958, seines Musiktheaters Die Bassariden von 1966, seines Tanzdramas Orpheus von 1979,
seines Bühnenstücks Venus und Adonis von 1997 sowie seines Singspiels
L’Upupa und der Triumph der Sohnesliebe von 2003. All diesen Stücken
gemeinsam ist, dass die Liebe, in welcher Art und Weise sie sich nun im
einzelnen artikuliert, auf die Probe gestellt wird – oder auch in Frage.
Liebe ist ein, wenn nicht das Lebensthema, und gerade die Oper scheint,
nahezu seit ihrer fast fünfhundertjährigen Erfolgsgeschichte, das dazu
geeignete Medium der Erörterung zu sein. Wahrscheinlich ist das auch
der entscheidende Grund ihres bis heute anhaltenden Erfolgs.
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Phaedra – Hans Werner Henzes jüngste Bühnenproduktion, an der
er, mit teils längeren gesundheitsbedingten Unterbrechungen, von
2004 bis 2007, bis kurz vor der Premiere im September 2007 an der
Berliner Staatsoper Unter den Linden, gearbeitet hat – ist ebenfalls ein
Werk der Liebe, ein Stück des Mythos, ein musikalisches Spiel mit imaginären wie konkreten Theaterelementen.
Phaedra, zweite Frau des König Theseus, jüngere Schwester seiner
Jugendliebe Ariadne, begehrt ihren Stiefsohn Hippolyt – vergeblich.
Der einzige Sohn von Theseus und seiner ersten Frau Hippolyte hat sich
ganz der Göttin Artemis verschrieben und durchstreift zusammen mit
ihr die Wälder. Er hat so gar keinen Sinn für Liebe und Erotik (grundlos,
nirgends wird erklärt, weshalb eigentlich). Diese Haltung verletzt die
Liebesgöttin Aphrodite derart, dass sie Rache sucht. So stiftet sie Phaedra an, sich in den Stiefsohn zu verlieben und bekennt ihm ihre Zuneigung, die er schroff von sich weist. Daraufhin bricht sie zusammen,
sieht für sich keine Zukunft mehr und begeht Selbstmord. Zuvor aber
schreibt sie ihrem Gatten einen Abschiedsbrief, in dem sie behauptet,
Hippolyt habe sie vergewaltigt, was nicht der Fall war. Theseus aber
glaubt ihr, ist außer sich vor Schmerz und will den angeblichen Missbrauch rächen. Er bittet den Meeresgott Poseidon um Hilfe. Und dieser
entsendet einen riesigen Stier, der just dann aus dem Wasser steigt,
als Hippolyt mit seinem Streitwagen an der Meeresküste entlangfährt.
Angesichts des Stieres scheuen die Pferde, die Wagenräder zerbrechen,
Hippolyt verfängt sich in den Zügeln, er wird über Sand und Steine
geschleift, bis er tödlich verwundet liegen bleibt. Man findet ihn und
bringt in den Palast, wo er in Theseus’ Armen stirbt; der Vater erkennt
seinen Irrtum zu spät.
So die kurze Zusammenfassung der griechischen Sage, wie sie
Euripides um 428 vor unserer Zeitrechnung in seiner Tragödie Der
bekränzte Hippolytos überliefert hat, die der römische Dichter Seneca
dann kurz vor Beginn unserer Zeitrechnung in seiner Tragödie Phaedra
neu- und weitergeschrieben hat. In der römischen Fortsetzung findet
sich Halbgöttin Artemis nicht mit dem Tod ihres asexuellen Geliebten,
ihres Gefährten Hippolytos ab. Sie wendet sich an den Arzt Asklepios
und gemeinsam mit ihm und mit Hilfe von allerlei Heilkräutern gelingt
es, den Gestorbenen wieder zum Leben zu erwecken. Doch das gefällt
den Göttern ganz und gar nicht: Aus dem Hades darf kein Sterblicher
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zurückkehren. Den Zorn fürchtend, versteckt Artemis den Wiedergeborenen in einer dichten Wolke, lässt seinen Körper aussehen wie den
eines Greisen und bringt ihn nach Italien, wo er, nun unter dem neuen
Namen Virbius, in einer Grotte im Wald am Nemi-See lebt. Hier weiht
der ehemalige Hippolytos der Artemis einen Hain und wird fortan
selbst als Gott und König der Wälder verehrt.
Diese fortgesponnene Erzählung inspirierte dann gut 1500 bis
1700 Jahre später verschiedene Dichter zur dramatischen Neubelebung des Stoffes. Am bekanntesten ist die 1677 verfasste Version
Phaedra von Jean Racine, die Friedrich Schiller 1805 ins Deutsche
übersetzte.
Mit diesen und auch weiteren Quellen haben sich Hans Werner
Henze und sein Librettist, der 1969 in Dresden geborene Dichter und
Religionswissenschaftler Christian Lehnert, intensiv beschäftigt und
sowohl den griechischen als auch den römischen Erzählstrang in eine
zweiaktige Oper gegossen, genauer gesagt: in eine »Konzertoper in
zwei Akten«, wobei der erste (Am Morgen) mit fünf Szenen in griechischer, der zweite (Am Abend), mit vier Szenen, in römischer Umgebung
angesiedelt ist. Der Neologismus, die Setzung der Hybridgattung Konzertoper markiert, dass das Stück auch ohne große Ausstattung realisiert werden kann, aber nicht muss.
Henze und Lehnert – beide Künstler haben nach eigenen Aussagen
sehr gut miteinander und füreinander gearbeitet; übrigens in dieser
Kombination erstmals – haben sich weitestgehend an den mythischen
Plott gehalten, ihn aber um einige Zutaten erweitert, Varianten und
entlegenere literarische Motive eingeflochten. So taucht die Figur des
Minotaurus auf, der in der Vorgeschichte des Phaedra-Sujets mit der
komplizierten Personal-Konstellation verbunden ist, Phaedra erscheint
im zweiten Akt erneut, diesmal als vogelhaftes Gespenst und Aphrodite
ist ebenfalls zugegen. Zudem erscheint gen Ende des Werkes als stummer Mime der Mörder des Königs der Wälder, denn eine Mär will, dass
der jeweilige König der Wälder zu irgendeinem Zeitpunkt von einem
jüngeren Mann aufgesucht wird, der ihn tötet und mit Tat zum neuen
König der Wälder wird, bis irgendwann ein neuer Mann auftaucht, dann
irgendwann wieder ein Neuer und so weiter. Im faszinierenden Finale
von Henzes Phaedra ist allerdings nur ein Nachfolger, der mit dem
blutigen Schwert in der Hand neben dem Toten steht.
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Überhaupt gehören die finalen Szenen der Konzertoper zu den
ergreifendsten und dramatischsten Momenten des Werkes: Hippolytos
spricht »Ich muss fort von mir«; er singt die Worte nicht, er weiß nun,
dass er, wie auch Phaedra, aufgerieben wurde im Machtkampf zwischen
Aphrodite und Artemis; beide erkennen ihre von den Göttern bestimmten Schicksale; der zuvor stumm-mimische Minotaurus singt erstmals in
dem Werk; er, Aphrodite, Phaedra, Artemis und Hippolyt besingen ein
heiteres Leben in der Zukunft: »Wir dringen zur Sterblichkeit vor und
tanzen. Wir drehen uns, drehen, wie ein Uhrwerk, wie ein Vogel kreist,
der den Widerstand des Todes unter den Schwingen fühlt ...«
Henzes Phaedra-Geschichte, die übrigens ohne groß Vorgeschichtliches beginnt, die einsetzt im Labyrinth des Lebens und des Mythos
samt ihrer nachgeschichtlichen Echos, hier begegnen sich Phaedra und
Hippolytos, ist ohne das Ensemble Modern undenkbar. Ziemlich früh
waren die Frankfurter Musikerinnen und Musiker in den Entstehungsprozess des Werkes involviert, und ihre Möglichkeiten und Fähigkeiten haben Henze denn auch beim Komponieren beeinflusst. So stand
ziemlich früh fest, dass sie viele Aufgaben zu übernehmen haben, dass
sie über große Passagen hinweg auswendig spielen müssen, dass sie
vielfach zwischen ihren »Haupt« und »Neben«-Instrumenten wechseln
müssen. Insgesamt stehen den fünf Sängerinnen und Sängern 24 Instrumentalisten zur Seite: zwei Schlagzeuger mit vielen perkussiven
Klangwerkzeugen, darunter viele aus dem nahen und fernen Osten;
zweifach besetzte Bläser (Flöten mit Piccolo und Altflöte; Klarinetten,
auch Bassklarinette, Sopran- und Altsaxophon; Oboe, auch Englischhorn; Fagott, auch Kontrafagott; Hörner, auch Wagnertuben; Posaunen, Alt, Tenor und Bass; Trompeten); einfach besetzte Geige, Bratsche,
Cello, Kontrabass, Harfe, Celesta und Klavier. Zudem verwendet Henze
– er spricht von »Bruitage« – auch zuvor fixierte, elektroakustische
Zuspielaktionen über Lautsprecher; die Sounds von Stürmen und
Gewittern sowie andere Naturlaute erklingen, zudem Geräusche aus
dem Operationssaal.
Gemäß der Idee eines imaginären Theaters, das in der Personage
von Phaedra bereits konkret geworden ist, hat Henze die ausgemachten
Charakterzüge der Protagonisten mit ihm passend erscheinenden Instrumentalfarben und -eigenschaften flankiert. Phaedra (Mezzosopran)
und Aphrodite (Sopran) finden ihre Entsprechung in den Blechbläsern,
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Hippolyt (Tenor) und Artemis (Altus) stehen die Holzbläser zur Seite.
Diese Dualität, die wegen der großen Anzahl verschiedener Blech- und
Holzblasinstrumente mannigfache Schattierungen und Schattenkombinationen erlaubt, lotet Henze aufs Feinste aus, nutzt die Vielfarbigkeit
im Spektrum gleicher Farben. Diese fungieren oft auch als Schatten der
Sänger und Sängerinnen, ihrer Partien; teils führen sie diese aber auch
sprachlos fort oder kommentieren sie – wie ein innerer Monolog. Am
Ende des ersten Akts, als Hippolytos stirbt und auch zuvor als Phaedra
stirbt, klingen, zitathaft als Klangzeichen des Todes, aber auch der Liebe,
Glocken; und kurz, am Ende der dritten Szene im ersten Akt, als Phaedra
erstmals versucht sich die Pulsadern aufzuschneiden, was Aphrodite
aber verhindert, zitiert Henze notengetreu aus Johann Sebastian Bachs
Kantate »O Ewigkeit, du Donnerwort« BWV 60 den Anfang des Schlusschorals »Es ist genug«. »Hab Geduld mit dem Tod« singt, Phaedra festhaltend, Aphrodite.
In Hans Werner Henzes Spätwerk Phaedra lassen sich, so der Hamburger Musikwissenschaftler und Henze-Experte Peter Petersen, kaum
Merkmale eines Alterwerks ausmachen: »Findet man bei Kunstwerken, die in hohem Alter gemacht wurden, häufig Themen um Tod und
Abschied, die Neigung zu Vermächtnis und Bilanz, reflexive und kontemplative Haltungen, religiöse und mythische Themen, der zeichenhafte Umgang mit Konventionen und Traditionen, die Neigung zu Abstraktion und Verallgemeinerung, so dominieren in diesem Fall die Lust
an dramatischen Turbulenzen und ungewöhnlichen Konstellationen.«
Und Henze selbst notierte im April 2004 in seinem Phaedra-Werkbuch,
das er während des Entstehungsprozesses geführt hat und das 2007 im
Klaus Wagenbach Verlag (Berlin) erschienen ist: »[...] wir haben jetzt für
das Schlagwerk ein Instrumentarium zusammengestellt von chinesischjapanischen und ähnlichen exotischen Instrumenten, auch, um meinen
Klangvorstellungen aus der Tradition meines eigenen Schreibens so viel
wie möglich wegzunehmen, in anderen Worten: um Routine zu vermeiden. Es ist die Angst, sich zu wiederholen [...], vielleicht nicht Angst, aber
Unwillen: Das macht man nicht, sich wiederholen, auch wenn es einige
in unserem show business gibt, die gedacht haben, sie seien so doll wie
der alte Bach und sich irrtümlich und pausenlos wiederholen.«
Gleichwohl, und vielleicht ist Phaedra deshalb doch ein nicht allein
an Henzes Alter festzumachendes Alterswerk, ist die Nähe des Sujets
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zur eigenen Lebenssituation unübersehbar. Henzes Wohnsitz liegt in
der Nähe des Nemi-Sees, wo der zweite Akt angesiedelt ist. Es könnte
durchaus sein, dass Henze wegen und in dieser geografischen Nähe
auch die thematische Nähe zu Phaedra und Hippolytos schon lange
gespürt hat. Denn weshalb er gerade auf diesen Stoff kam, als er über
die Story und den Inhalt eines neuen Musiktheaters nachdachte, das
hat er bisher nicht gesagt. Es lag vielleicht einfach in der Luft, in der
Landschaft, deren Beschaffenheit Zeugnis ablegt von urzeitlicher Existenz und Präsenz. Henze hat sie wissend-unwissend über viele Jahre
hinweg gelesen, inhaliert, gedeutet; nun ist sie, mehrfach gefiltert und
destilliert, gestalteter Klang und somit Musikgeschichte geworden.
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Ben S. Dersche
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Natascha Petrinsky
Die in Österreich geborene Sängerin Natascha Petrinsky absolvierte ihr Studium bei Tamar Rachum in Israel und gab ihr Debüt
als Opernsängerin an der New Israeli Opera, wo sie u. a. die Rolle
der Mercédès und die Titelrolle in Carmen sang. Ihre Bühnenpräsenz und ihre musikalische Ausdrucksstärke führen sie seither
regelmäßig in die wichtigsten europäischen Opern- und Konzerthäuser sowie zu international bedeutenden Festivals. So sang sie
u. a. in Bayreuth in Parsifal sowie die Wellgunde (Ring des Nibelungen), die sie auch in Amsterdam sang, die Carmen in Helsinki, Dryad (Ariadne auf Naxos)
am Teatro San Carlo in Neapel, Amneris (Aida), Azucena (Il trovatore) und Marie (Wozzeck)
in Halle, Medea (in Cavallis Giasone) beim Spoleto Festival, die Titelrolle in The Rape of
Lucretia und Baba in The Rake’s Progress in Lausanne. Weitere Engagements umfassen die
Venus (Tannhäuser) in Nancy und Brüssel, Jocaste (Oedipus Rex) an der Opera North und
beim Edinburgh International Festival, Judit in Bartóks Herzog Blaubarts Burg (Nancy
und Amsterdam), Andromache (King Priam) an der Nationalen Reisopera, Varvara (Kát’a
Kabanová) an der Vlaamse Opera, Prokofjews Alexander Nevsky (Nancy), Miranda in Thomas
Ades’ The Tempest (Opéra National du Rhin, Strasbourg), Klementia in Hindemiths Santa
Susannah und Sonyetka in Schostakowitschs Lady Macbeth von Mzensk an der Mailänder
Scala. In der Spielzeit 2007/2008 verkörperte sie die Titelrolle bei der Premiere von Hans
Werner Henzes Phaedra an der Staatsoper Berlin und am Théâtre Royal de La Monnaie
in Brüssel. Als Konzertsängerin sang sie u. a. in Verdis Requiem, in der neunten Sinfonie
und der Missa solemnis von Beethoven, in Mendelssohn Bartholdys Elijah, in Mahlers Des
Knaben Wunderhorn, Das Lied von der Erde sowie in der zweiten und der dritten Sinfonie.
Zu den Orchestern, mit denen Natascha Petrinsky dabei zusammenarbeitete, zählen so
renommierte Klangkörper wie das Königliche Concertgebouworchester Amsterdam, das
London Symphony Orchestra, das BBC Symphony Orchestra und das BBC Scottish Symphony
Orchestra. Die Mezzosopranistin hat an mehreren Einspielungen mitgewirkt, darunter
Aufnahmen von Carmen (unter Giuseppe Sinopoli), Ariadne auf Naxos (unter Gustav Kuhn)
sowie von Wagner- und Schönberg-Szenen mit Deborah Voigt und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Richard Armstrong. Auf dem Podium
der Kölner Philharmonie singt Natascha Petrinsky heute zum ersten Mal.
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Marlis Petersen
Nach ihrem Studium an der Musikhochschule Stuttgart und bei
Sylvia Geszty war Marlis Petersen Preisträgerin verschiedener
renommierter Gesangswettbewerbe. Weiterführende Studien
absolvierte sie mit den Schwerpunkten Oper und Neue Musik sowie
in der Sparte Tanz. Als Ensemblemitglied der Städtischen Bühnen
Nürnberg sang sie Partien wie Ännchen, Blondchen, Adele, Oscar,
Rosina, Lulu und die Königin der Nacht. Gastspiele führten sie
außerdem an die Opernhäuser von Berlin, Bremen, Düsseldorf,
Hannover, Karlsruhe, München, Frankfurt und Wiesbaden. Mit der Spielzeit 1998/99 wurde
sie festes Mitglied der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf. Dort debütierte sie als
Susanna in Mozarts Le nozze di Figaro und sang u. a., Sophie (Der Rosenkavalier), Norina
(Don Pasquale), Viola (Was ihr wollt von Manfred Trojahn), Konstanze (Die Entführung
aus der Serail) und Ophélie (Hamlet). Ihren Einstand an der Wiener Staatsoper gab Marlis
Petersen mit Lulu. Sie sang diese Partie ebenfalls äußerst erfolgreich in der Produktion
von Peter Konwitschny an der Hamburgischen Staatsoper und in einer Neuproduktion in
Athen. Es folgten eine Aufsehen erregende Zerbinetta (Ariadne auf Naxos) am Royal Opera
House Covent Garden London, Oscar (Un ballo in maschera) bei den Bregenzer Festspielen,
die Nachtigall (Die Vögel von Walter Braunfels) in Genf, Adele (Die Fledermaus) an der
Bastille in Paris, der Metropolitan Opera New York und der Chicago Lyric Opera, Elisa (Il
re pastore) bei den Salzburger Festspielen, Konstanze (Die Entführung aus dem Serail) in
Brüssel und beim Festival von Aix-en-Provence, die Uraufführung von Hans Werner Henzes
Phaedra (Aphrodite) in Berlin und weiteren Vorstellungen in Brüssel, Frankfurt und bei den
Wiener Festwochen. Marlis Petersens rege Konzerttätigkeit umfasst auch eine intensive
Zusammenarbeit mit Helmuth Rilling und der Internationalen Bachakademie Stuttgart
(mit Auftritten in Europa und in den USA) sowie mit René Jacobs. Außerdem sang sie u. a.
mit großem Erfolg Konzerte bei der RAI Torino (Die Schöpfung unter Jeffrey Tate) und Santa
Cecilia in Rom. Bei uns sang sie zuletzt im Oktober 2002 in Haydns Die Jahreszeiten mit
dem Freiburger Barockorchester unter René Jacobs.
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John Mark Ainsley
John Mark Ainsley wurde in Cheshire geboren. Er begann seine
Studien zunächst in Oxford und setzte sie später in London bei
Diane Forlano fort. Als vielseitiger Konzertsänger tritt er international mit namhaften Orchestern auf, darunter das London
Symphony Orchestra, das London Philharmonic Orchestra, Les
Musiciens du Louvre, das Cleveland Orchestra, die Berliner Philharmoniker, die Staatskapelle Berlin, das New York Philharmonic,
das Boston und das San Francisco Symphony Orchestra, die Wiener
Philharmoniker und die Academy of St. Martin in the Fields. Dabei sang er unter der
Leitung von Dirigenten wie Sir Colin Davis, Mstislaw Rostropovich, André Previn, Sir
Roger Norrington, Trevor Pinnock, Marc Minkowski, Bernard Haitink, Kurt Masur, Franz
Welser-Möst und Carlo Maria Giulini. Auf der Opernbühne sang er u. a. den Don Ottavio
in Glyndebourne unter Sir Simon Rattle, beim Festival in Aix-en-Provence unter Claudio
Abbado und bei seinem Debüt am Royal Opera House unter Sir Charles Mackerras. Für
Monteverdis Orfeo erhielt er den Preis der Münchener Opernfestspiele. 2003 verkörperte
er in der Uraufführung von Hans Werner Henzes L’Upupa bei den Salzburger Festspielen
die Rolle des Dämons, die er anschließend auch am Teatro Real in Madrid sang. Ebenfalls
in Salzburg sang er im Mozartjahr 2006 den Soliman in Zaide und Belfiore in La Finta
giardiniera. Zu seinen jüngsten Engagements zählen Madwoman in Benjamin Brittens
Curlew River in Frankfurt, Pelleas in Debussys Pelléas et Melisande an der Deutschen Oper
Berlin, Skuratov in Janáčeks Aus einem Totenhaus bei den Festivals in Amsterdam, Wien und
Aix-en-Provence, Hippolyt in Henzes Phaedra bei der Uraufführung in Berlin und in Brüssel
sowie Kapitän Vere in Brittens Billy Budd. John Mark Ainsley hat zahlreiche Aufnahmen
vorgelegt, darunter Einspielungen von Händels Saul unter Sir John Eliot Gardiner, von Brittens A Midsummer Nights Dream unter Sir Colin Davis, Strawinskys Pulcinella unter Bernard
Haitink und Bachs h-Moll-Messe sowie die Matthäus-Passion, in der er den Evangelisten
sang, unter Seiji Ozawa. Eine Reihe von Soloaufnahmen umfasst Werke von Schubert,
Mozart, Purcell, Grainger, Warlock und Quilter. Seine Aufnahme von Vaughan Williams’
On Wenlock Edge mit dem Nash Ensemble wurde für den Gramophone Award nominiert.
Zu seinen jüngeren Aufnahmen zählen Brittens Serenade, Les Illuminations und Nocturne,
der Don Ottavio in Don Giovanni, Händels La Resurezzione, Rameaus Dardanus, Händels
Messiah, Brittens Spring Symphony und L’Heure Espagnole. Zuletzt nahm er die Solo-CD
Remember your lovers mit Iain Burnside auf. John Mark Ainsley wurde 2007 mit dem Royal
Philharmonic Society Singer Award ausgezeichnet. In der Kölner Philharmonie war er
zuletzt im April 2008 zu Gast.
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Axel Köhler
1960 in Schwarzenberg geboren, besuchte Axel Köhler zunächst eine
Spezialmusikschule, später die Hochschule für Musik in Dresden,
wo er Violinpädagogik und Gesang studierte. 1984 engagierte ihn
das damalige Landestheater Halle/Saale (seit 1992 Opernhaus
Halle) als Spielbariton. Den Weg zum Countertenor schlug er auf
Empfehlung von Marianne Fischer-Kupfer in Berlin und Jessica
Cash in London ein. 1987 debütierte er als Eustazio in der legendären Rinaldo-Inszenierung von Peter Konwitschny. Es folgten
Partien in Händel-Opern wie Serse, Saul, Agrippina und Belsazar sowie die Titelpartien in
Giustino, Giulio Cesare in Egitto, Tolomeo und Tamerlano. Inzwischen gastiert Axel Köhler bei
zahlreichen internationalen Festivals und er erhält weltweit Angebote für Konzerte, CD-,
Rundfunk- und Opernproduktionen. Dem Opernhaus Halle blieb er als Ensemblemitglied
verbunden. Bereits 1990 gastierte Axel Köhler erfolgreich in Washington (als Tamerlano),
eine Einladung für Händels Messiah in die New Yorker Carnegie Hall folgte. 1995 debütierte
er am Royal Opera House in London in Alexander Göhrs Arianna. 2001 gab er den Teufel
in Detlev Glanerts komischer Oper Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung bei der
Uraufführung in Halle (ausgezeichnet mit dem Bayerischen Theaterpreis). In Hans Werner
Henzes L’Upupa, 2003 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt, sang Axel Köhler die
Partie des Adschib. 2006/2007 verkörperte er die Titelpartie in Cantor – Die Vermessung
des Unendlichen von Ingomar Grünauer am Opernhaus Halle. Ebenfalls 2007 sang Axel
Köhler den Artemis in Hans Werner Henzes Phaedra, deren Uraufführung an der Berliner
Staatsoper Aufführungen in Brüssel und 2008 in Wien, Frankfurt und Kopenhagen folgten.
Als Konzertsänger arbeitet er mit Ensembles wie Concerto Köln, Musica Antiqua Köln, der
Berliner Lautten Compagney, der Gächinger Kontorei und dem RIAS-Kammerchor Berlin
unter Dirigenten wie René Jacobs, Marcus Creed und Howard Arman. Seine Lied-Programme
»Falsetto grazioso« und »Falsetto amoroso« weisen ihn als ausdrucksvollen Liedinterpreten
aus. Die CD An die ferne Geliebte erntete vielfaches Kritiker-Lob. Axel Köhler ist auch als
Opernregisseur erfolgreich. Nach seinem Regiedebüt mit Monteverdis L’incoronazione di
Poppea im Jahr 2000 am Opernhaus Halle folgten weitere Inszenierungen u. a. bei den
Händel-Festspielen in Halle, für die Bayerische Theaterakademie August Everding, an der
Dresdner Staatsoperette und am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin. Die Stadt
Halle ehrte Axel Köhler 1998 mit dem Preis der Händel-Festspiele. 1999 wurde er zum
Kammersänger ernannt. Bei uns war er zuletzt im Dezember 1994 zu Gast.
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Lauri Vasar
Lauri Vasar wurde in Tallinn, Estland geboren. Nach dem Studium
an der Musikakademie in Tallinn (Diplom für Violine, Bratsche und
Gesang) war er Mitglied im Estnischen Jugendkammerorchester.
1999 beendete er sein Gesangsstudium am Mozarteum in Salzburg. 2006 wurde Lauri Vasar die Eberhard-Wächter-Medaille der
Wiener Staatsoper verliehen. Im Juni 1999 sang der junge Bariton
Ravels Don Qichotte à Dulcinée im Großen Saal des Mozarteums
unter der Leitung von Dennis Russell Davies. Im März 2000 gab
er in Chicago sein USA-Debüt, bei dem er ein Mozart-Opern-Recital, Beethovens Sinfonie
Nr. 9, einen Liederabend mit Werken von Richard Strauss und Sergej Rachmaninoff im
Chicago Symphony Center sowie Bruckners f-Moll-Messe sang. Von 2002 bis 2007 war Lauri
Vasar Ensemblemitglied des Landestheaters Linz und der Staatsoper Hannover, wo er als
Papageno (Die Zauberflöte) und Guglielmo (Così fan tutte), Belcore (L’elisir d’amore), Posa
(Don Carlo), Valentin (Faust), Escamillio (Carmen), Falke (Die Fledermaus), Pantalone in
Prokofjews L’amour des trois Oranges, Lescaut in Puccinis Manon Lescaut sowie als Wolfram
(Tannhäuser) zu erleben war. Im April 2002 debütierte Lauri Vasar am Teatro San Carlo in
Neapel in Richard Strauss’ Capriccio. Im Juli 2003 gab er sein Debüt bei den Salzburger
Festspielen in Egon Wellesz’ Die Bakchantinnen und Verdis Don Carlo. Bei den Salzburger
Festspielen 2003 verkörperte er den Al Kasim in Henzes L’Upupa, eine Partie die er anschließend auch am Teatro Real in Madrid und in Lyon verkörperte. An der Hamburgischen
Staatsoper debütierte Lauri Vasar im März 2006 in Eötvös’ Tri Sestri. Im Juni 2006 gastierte
er erneut am Teatro Real in Madrid, diesmal in Poulencs’ Dialogues des Carmélites in der
Inszenierung von Robert Carsen. In Athen folgte im Herbst 2006 sein Debüt in Dallapiccolas
Il prigioniero in einer Produktion von Christopher Alden. In der Spielzeit 2007/2008 sang
Lauri Vasar den Minotauros in Henzes Phaedra in der Uraufführung an der Staatsoper Berlin
(September 2007) mit Folgevorstellungen am Théâtre Royal de La Monnaie in Brüssel,
Theater an der Wien, Alten Oper Frankfurt und beim Holland Festival in Amsterdam. Zudem
debütiert er 2007/2008 am Teatro del Liceu in Barcelona in Tannhäuser und in Tokio und
tritt in Madrid in Tristan und Isolde auf. An der Hamburgischen Staatsoper singt er in der
Spielzeit 2008/09 den Guglielmo in Così fan tutte. In der Kölner Philharmonie ist er heute
zum ersten Mal zu Gast.
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Ensemble Modern
Das Ensemble Modern (EM) wurde 1980 gegründet; seit 1985 ist es in Frankfurt am Main
beheimatet. Die Gründung des basisdemokratisch organisierten Ensembles geht auf eine
Initiative von Mitgliedern des Bundesstudentenorchesters zurück, um Neue Musik zu
fördern und angemessen aufzuführen. Seit 1987 ist das Ensemble Modern eine GbR mit
den Musikern als Gesellschaftern. Zurzeit vereint das Ensemble 18 Solisten verschiedenster
Herkunft: Argentinien, Bulgarien, Deutschland, Indien, Israel, Japan, Polen und die Schweiz
bilden den kulturellen Hintergrund dieser Formation. Das Ensemble Modern ist bekannt für
seine weltweit einzigartige Arbeits- und Organisationsweise: Es gibt keinen künstlerischen
Leiter; Projekte, Gastmusiker, Koproduktionen und finanzielle Belange werden gemeinsam
entschieden und getragen. Jeder Gesellschafter bringt seine persönlichen Erfahrungen und
Vorlieben in die Planung ein, woraus eine einzigartige und unverwechselbare programmatische Bandbreite resultiert. Diese umfasst Musiktheater, Tanz- und Videoprojekte, Kammermusik, Ensemble- und Orchesterkonzerte. So entstanden außergewöhnliche und oftmals
langjährige Zusammenarbeiten u. a. mit Heiner Goebbels, Frank Zappa, Bill Viola und Steve
Reich. Tourneen führten das Ensemble Modern bereits nach Russland, Südamerika, Japan,
Australien, Indien, Korea, Taiwan und in die USA. Regelmäßig tritt es bei renommierten
Festivals auf, so. u. a. beim Lincoln Center Festival in New York, bei settembre musica in
Turin, beim Festival d’Automne à Paris, bei Ars Musica in Brüssel, beim Holland Festival in
Amsterdam, beim Lucerne Festival, bei den Klangspuren in Schwaz, den Salzburger und
den Berliner Festspielen. Das Ensemble Modern gastiert auch in Deutschland an herausragenden Spielstätten. An der Alten Oper Frankfurt gibt es seit 1985 eine Abonnementreihe
und in Kooperation mit der Oper Frankfurt finden regelmäßig Opernproduktionen sowie
unter dem Titel »Happy New Ears« Werkstattkonzerte statt, innerhalb derer zentrale Werke
der zeitgenössischen Musik vorgestellt und erläutert werden. Eine enge Zusammenarbeit
verbindet das Ensemble Modern mit zahlreichen deutschen Veranstaltern, darunter die Kölner
Philharmonie, das Konzerthaus Berlin, die Philharmonie Essen und das Festspielhaus Baden-
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Baden. Jährlich gibt das Ensemble Modern rund 100 Konzerte. In enger Zusammenarbeit mit
den Komponisten erarbeiten die Musiker jedes Jahr durchschnittlich 70 Werke neu, darunter
etwa 20 Uraufführungen.
Das Ensemble Modern wurde 2003 in die Spitzenförderung der Kulturstiftung des Bundes
aufgenommen. Damit erhält das Ensemble Modern ab 2004 eine auf fünf Jahre befristete
Regelförderung durch den Bund, die zwei wichtige Projekte des Ensemble Modern stützt:
Ensemble Modern Orchestra und Internationale Ensemble Modern Akademie. Das Ensemble
Modern Orchestra (EMO) wurde 1998 eigens für die Aufführung großbesetzter Werke ins
Leben gerufen. Dieses widmet sich als erstes Orchester weltweit ausschließlich der Musik
des 20. und 21. Jahrhunderts. Es arbeitet projektbezogen, d.h. um die Kernformation – die
Solisten des EM – gruppieren sich Spezialisten für Neue Musik und junge MusikerInnen aus
aller Welt ein bis zwei Mal im Jahr.
Die Internationale Ensemble Modern Akademie (IEMA) – eines der für die Zukunft wichtigsten
Projekte des Ensemble Modern – wurde im Sommer 2003 gegründet, um zeitgenössische
Musik in vielfältigster Form in Forschung und Lehre zu erarbeiten sowie die musikalischen
Erfahrungen und Kompetenzen des Ensembles für die junge Generation fruchtbar zu machen.
Die Arbeit der IEMA umfasst IEMA-Stipendien für Musiker aus Deutschland, gefördert von der
Kulturstiftung des Bundes und der Kunststiftung NRW; seit Herbst 2006 wird das Stipendienprogramm gemeinsam mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt als
Masterstudiengang »zeitgenössische Musik« durchgeführt; Meisterkurse bei den Klangspuren
im österreichischen Schwaz und 2005 erstmals auch in Japan und Korea; eine Sommerakademie in Griechenland – in Kooperation mit dem Paxos Spring Festival und das Internationale
Kompositionsseminar, gefördert von der Allianz Kulturstiftung.
Bei uns war das Ensemble Modern zuletzt im November 2007 zu hören.
Das Ensemble Modern wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes sowie über
die Deutsche Ensemble Akademie e.V. durch die Stadt Frankfurt, das Land Hessen, die
GEMA-Stiftung und die GVL.
hr2-Kultur ist Kulturpartner des Ensemble Modern.
www.ensemble-modern.com
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Die Besetzung des Ensemble Modern
Dietmar Wiesner Flöte, Piccolo
Miriam Arnold Flöte, Piccolo, Altflöte
Christian Hommel Oboe
Antje Thierbach Oboe, Englischhorn
Nina Janßen Klarinette, Sopransaxophon,
Altsaxophon, Bassklarinette
Udo Grimm Klarinette, Altsaxophon,
Bassklarinette, Kontrabassklarinette
Lucas Rößner Fagott
Clarens Bohner Fagott, Kontrafagott
Saar Berger Horn, Wagnertuba
Aya Wilde Horn, Wagnertuba
Sava Stoianov Trompete
Valentin Garvie Trompete
Uwe Dierksen Posaune, Altposaune
Michael Büttler Posaune, Tenorposaune,
Bassposaune
Ueli Wiget Klavier
Hermann Kretzschmar Celesta, Sampler
Rumi Ogawa Schlagzeug
Rainer Römer Schlagzeug
Gunnhildur Einarsdottir Harfe
Rafal Zambrzycki-Payne Violine
Patrick Jüdt Viola
Anna Carewe Violoncello
Hans Joachim Tinnefeld Kontrabass
Die Musikerinnen und Musiker des
Ensemble Modern danken der Aventis
Foundation für die Finanzierung eines
Sitzes in ihrem Ensemble.
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Michael Boder
Michael Boder erhielt seine Ausbildung an der Hamburger Musikhochschule und setzte sein Studium in Florenz fort. Noch nicht
30jährig übernahm er als Chefdirigent die musikalische Leitung
der Oper Basel und gastierte bereits während dieser Zeit in
Hamburg, Köln, München, Berlin und an der Royal Opera Covent
Garden in London. Mittlerweile ist Michael Boder regelmäßiger
Gast an den Staatsopern in Berlin (wo er im Januar 2006 die
erfolgreiche Uraufführung von Faust von Dusapin leitete und im
September 2007 großen Erfolg mit der Uraufführung von Henzes Phaedra feierte), Dresden,
Hamburg und Wien. Darüber hinaus dirigierte er an der Oper in San Francisco, der Bayerischen Staatsoper München, der Deutschen Oper Berlin, dem New National Theatre in
Tokyo und der Oper Zürich. Neben seinem großen Einsatz für die zeitgenössische Musik
in der Oper ist Michael Boder auch ein regelmäßiger Gast auf dem Konzertpodium. Er
arbeitet mit den führenden Orchestern, u. a. in Essen, Florenz, Paris, Turin, im Gewandhaus Leipzig, mit dem Tonhalle Orchester Zürich, den Bamberger Symphonikern, den
Berliner Philharmonikern, dem Gürzenich-Orchester Köln, dem Gulbenkian Orchester in
Lissabon, dem NHK Symphony Orchester Tokyo, dem Oslo Philharmonischen Orchester,
der Tschechischen Philharmonie Prag sowie RSO Wien, den Wiener Symphonikern und den
Wiener Philharmonikern. Zukünftige Pläne beinhalten Produktionen in Barcelona, Berlin,
Frankfurt, Kopenhagen und Wien sowie Konzerte u. a. in Japan, Lissabon, mit dem Bundesjugendorchester und den Berliner Philharmonikern. Mit der Spielzeit 2008/09 übernahm er
die Position des Generalmusikdirektors am Liceu in Barcelona. In der Kölner Philharmonie
dirigierte er zuletzt im März 2008 das Bundesjugendorchester.
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KölnMusik-Vorschau
Donnerstag 15. 01. 2009 12:30
Sonntag 18. 01. 2009 11:00
Philharm onieLunch
Kölner Chorkonzerte 4
WDR Sinfonieorchester Köln
Jonathan Stockhammer Dirigent
Adréana Kraschewski Sopran
Rena Kleifeld Sopran
Klaus Schneider Tenor
KölnMusik gemeinsam mit dem
WDR Sinfonieorchester Köln
Eintritt frei
Freitag 16. 01. 2009 20:00
Deutschlandfunk Extra 3
Rundfunk-Sinfonieorchester in der
Kölner Philharmonie
Marie Luise Neunecker Horn
NDR Radiophilharmonie
Eiji Oue Dirigent
Karl Amadeus Hartmann
Sinfonie Nr. 2 »Adagio«
Richard Strauss
Konzert für Horn und Orchester Nr. 2 Es-Dur
Sergej Rachmaninow
Sinfonische Tänze op. 45
Deutschlandfunk gemeinsam mit KölnMusik
Samstag 17. 01. 2009 20:00
Trio 2
Gwilym Simcock Trio:
Gwilym Simcock piano
Yuri Goloubev db
James Maddren dr
KölnChor
Bochumer Symphoniker
Wolfgang Siegenbrink Dirigent
Felix Mendelssohn Bartholdy
Die Hebriden op. 26
Der 42. Psalm »Wie der Hirsch schreit nach
frischem Wasser« op. 42
Lobgesang. Eine Symphonie-Kantate nach Worten der heiligen Schrift op. 52 »Sinfonie Nr. 2«
Arbeitskreis Kölner Chöre
gemeinsam mit KölnMusik
Sonntag 18. 01. 2009 18:00
Kölner Sonntagskonzerte 3
David Lively Klavier
Herrenchor des Theater Bonn
Beethoven Orchester Bonn
Stefan Blunier Dirigent
Ferruccio Busoni
Verzweiflung und Ergebung KiV 248a
Konzert für Klavier und Orchester op. 39
Franz Liszt
Les Préludes S 97
Der Tanz in der Dorfschänke (Erster MephistoWalzer) G 514
New Visions
Mitreißend, aufregend, unerwartet, reich haltig
und wunderbar optimistisch ist die Musik von
Gwilym Simcock. Der 27-jährige Waliser gilt
als einer der talentiertesten und innovativsten
Pianisten und Komponisten der britischen
Jazzszene, wurde mit zahlreichen Preisen
ausgezeichnet und gibt mit Drummer James
Maddren und Bassist Yuri Goloubev sein Debüt
in der Kölner Philharmonie: Hingehen.
19:00 Einführung in die Reihe »Trio«
durch Hartmut Hein
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Montag 19. 01. 2009 20:00
Quartetto 3
Takács Quartet
Joseph Haydn
Streichquartett C-Dur op. 76, 3 Hob. III:77
»Kaiser-Quartett«
Wolfgang Rihm
Neues Werk für Streichquartett
Robert Schumann
Streichquartett a-Moll op. 41, 1
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Mittwoch 21. 01. 2009 20:00
Sonntag 25. 01. 2009 20:00
Maurizio Pollini Klavier
Schubert-Dialog 3
Ludwig van Beethoven
Sonate für Klavier Nr. 17 d-Moll op. 31,2
Alain Billard Bassklarinette
Sonate für Klavier Nr. 23 f-Moll op. 57
»Appassionata«
Bamberger Symphoniker –
Bayerische Staatsphilharmonie
Jonathan Nott Dirigent
Pierre Boulez
Sonate für Klavier Nr. 2
Franz Schubert
Sinfonie Nr. 3 D-Dur D 200
Sinfonie Nr. 4 c-Moll D 417 »Tragische«
Donnerstag 22. 01. 2009 12:30
PhilharmonieLunch
WDR Sinfonieorchester Köln
Semyon Bychkov Dirigent
KölnMusik gemeinsam mit dem
WDR Sinfonieorchester Köln
Eintritt frei
PhilharmonieLunch wird von der KölnMusik
gemeinsam mit dem WDR Sinfonieorchester
Köln und dem Gürzenich-Orchester Köln
ermöglicht. Medienpartner Kölnische
Rundschau.
Bruno Mantovani
Mit Ausdruck für Bassklarinette und Orchester
Johann Sebastian Bach / Anton Webern
Fuga (Ricercata) a 6 voci aus:
Musikalisches Opfer BWV 1079
Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V.
19:00 Einführung in das Konzert durch Michael
Struck-Schloen
Zu diesem Konzert findet in Schulen ein
Jugendprojekt der KölnMusik statt. Gefördert
durch das Kuratorium KölnMusik e.V.
Dienstag 27. 01. 2009 21:00
Museum Ludwig
Sonntag 25. 01. 2009 15:00
Kinder-Abo 3 | Kinderkonzert für Kinder ab 6
Die Schurken:
Stefan Dünser Trompete
Martin Schelling Klarinette
Martin Deuring Kontrabass
Goran Kovacevic Akkordeon
es rieselt, es knistert, es kracht!
Auf in rieselnde, knisternde und krachende
Erlebnisse! Trompete, Klarinette, Akkordeon und
Kontrabass erzählen mit Kompositionen von
Murat Üstün über Gefühle und Stimmungen,
über Bekanntes und Unbekanntes, über die
Suche nach Heimat und Geborgenheit – und
schicken auf eine abenteuerlustige Reise.
Steve Reich
Mitglieder des Ensemble Modern
Steve Reich
Part 1. Für vier Paar gestimmte Bongos aus:
Drumming
Zugang zu dieser Veranstaltung und zur
Ausstellung »Gerhard Richter – Abstrakte
Bilder« ab 20:00 nur mit gültiger Karte für das
Konzert um 22:00 in der Kölner Philharmonie.
Einlass durch die Kölner Philharmonie
KölnMusik gemeinsam mit Museum Ludwig
Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V.
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Dienstag 27. 01. 2009 22:00
Steve Reich Klavier
Synergy Vocals
Ensemble Modern ·
Norbert Ommer Klangregie
Steve Reich
Music for 18 Musicians
Mit der Eintrittskarte erhalten
Konzertbesucher exklusiv ab 20:00 Ein tritt
ins Museum Ludwig zur Ausstellung
»Gerhard Richter – Abstrakte Bilder« und zu
einer Aufführung von »Drumming – Part One«.
KölnMusik gemeinsam mit Museum Ludwig
Donnerstag 29. 01. 2009 12:30
Filmforum
PhilharmonieLunch
Lautstark!5:
Jan F. Kurth Gesang
Matthias Kurth Gitarre
Lutz Adrian Streun Saxophon
Dániel Vedres Horn
Demian Kappenstein Schlagzeug
Aktuelle Kurzfilme mit Live-Musik
PhilharmonieLunch wird von der KölnMusik
gemeinsam mit dem WDR Sinfonieorchester
Köln und dem Gürzenich-Orchester Köln
ermöglicht. Medienpartner Kölnische
Rundschau.
Mittwoch 28. 01. 2009 20:00
Orgel 3
Thierry Mechler Orgel
Julian Evans Klavier
Franz Liszt
Fantasie und Fuge über B-A-C-H S 529
Totentanz (Paraphrase über »Dies irae«) S 126
Fassung für Klavier und Orgel von Thierry
Mechler
Thierry Mechler
6 Metamorphosen über B-A-C-H Opus 14
für Orgel – Uraufführung
Werke und Bearbeitungen von
Johann Sebastian Bach, Maurice Ravel,
Robert Schumann / Claude Debussy
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Donnerstag 29. 01. 2009 20:00
Filmforum
Lautstark!5:
Jan F. Kurth Gesang
Matthias Kurth Gitarre
Lutz Adrian Streun Saxophon
Dániel Vedres Horn
Demian Kappenstein Schlagzeug
Aktuelle Kurzfilme mit Live-Musik
Präsentiert von Choices
KölnMusik gemeinsam mit
Kino Gesellschaft Köln
und Silent Movie Theatre
Sonntag 01. 02. 2009 11:00
Karnevalistische Matinee
zugunsten des Kölner Rosenmontagszuges
KölnMusik gemeinsam mit
dem Festkomitee Kölner Karneval
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Ihre nächsten Abonnement-Konzerte
Montag 02. 02. 2009 20:00
Freitag 06. 02. 2009 20:00
Wang Haijie Klavier
Philharmonie für Einsteiger 4
Junge Philharmonie Köln
Volker Hartung Dirigent
Grigorij Sokolov Klavier
Jean Sibelius
Finlandia op. 26 Tondichtung für Orchester
Edvard Grieg
Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 16
Peer Gynt Suite Nr. 1 op. 46
Peter Iljitsch Tschaikowsky
Der Nussknacker op. 71a
Ludwig van Beethoven
Sonate für Klavier A-Dur op. 2, 2
Ludwig van Beethoven
Sonate für Klavier Es-Dur op. 27, 1
(1800 – 1801)
»Sonata quasi una fantasia«
Franz Schubert
Sonate für Klavier D-Dur op. 53 D 850
Suite für Orchester
Sonntag 24. 05. 2009 20:00
Dienstag 03. 02. 2009 20:00
Piano 3
Piotr Anderszewski Klavier
Johann Sebastian Bach
Partita Nr. 2 c-Moll BWV 826
Englische Suite Nr. 6 d-Moll BWV 811
Ludwig van Beethoven
Sonate für Klavier Nr. 18 Es-Dur op. 31,3
Béla Bartók
Vierzehn Bagatellen op. 6 Sz 38
für Klavier
Konzertant 4
Simone Kermes Sopran (Athalia)
Iestyn Davies Countertenor (Joad)
Sarah Fox Sopran (Josabeth)
Johannette Zomer Sopran (Joas)
James Gilchrist Tenor (Mathan)
Neal Davies Bass (Abner)
Balthasar-Neumann-Chor
Concerto Köln
Ivor Bolton Dirigent
Georg Friedrich Händel
Athalia HWV 52 (1733)
Oratorium in drei Akten
Donnerstag 05. 02. 2009 12:30
PhilharmonieLunch
WDR Big Band Köln
KölnMusik gemeinsam mit
der WDR Big Band Köln
Eintritt frei
PhilharmonieLunch wird von der KölnMusik
gemeinsam mit dem WDR Sinfonieorchester
Köln und dem Gürzenich-Orchester Köln
ermöglicht. Medienpartner Kölnische
Rundschau.
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Philharmonie Hotline +49.221.280280
www.koelner-philharmonie.de
Informationen & Tickets zu allen Konzerten
in der Kölner Philharmonie!
Kulturpartner der Kölner Philharmonie
Herausgeber: KölnMusik GmbH
Louwrens Langevoort
Intendant der Kölner Philharmonie und
Geschäftsführer der KölnMusik GmbH
Postfach 102163, 50461 Köln
www.koelner-philharmonie.de
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Redaktion: Sebastian Loelgen
Textnachweis: Der Text von Ben S. Dersche
ist ein Originalbeitrag für dieses Heft.
Fotonachweise: Michael Löwa S.28
Corporate Design: Rottke Werbung
Umschlaggestaltung: Hida-Hadra Biçer
Gesamtherstellung:
adHOC Printproduktion GmbH
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Sonntag 25.01.2009 20:00
Alain Billard Bassklarinette
Roncalliplatz
50667 Köln
Philharmonie
Hotline
0221.280 280
koelner-philharmonie.de
in der Mayerschen
Buchhandlung
Neumarkt-Galerie
50667 Köln
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Bamberger Symphoniker –
Bayerische Staatsphilharmonie
Jonathan Nott Dirigent
Schubert
Mantovani
Bach/Webern
Tickets pro Konzert € 10,– bis 48,–
Im Abo bis zu 25% günstiger:
€ 45,– bis € 115,–
Foto: Richard Haughton
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