Unterschiede des Laufens mit einem Laufschuh

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Unterschiede des Laufens mit einem Laufschuh gegenüber dem
Barfußlaufen im Bezug auf die Belastung der Muskulatur zur
Stabilisierung des Sprunggelenkes
T. Reith1 , L. Ruff1 , P. Schrey1 , S. Sindinger1 , G. Sohlmann1 und P. Wittmann1
31. Mai 2014
1
FH Technikum Wien, Wien, AUT
Zusammenfassung
Der Laufsport zählt weltweit zu den beliebtesten Sportarten. Besonders der geringe Kostenaufwand
und die einfache Durchführung machen diesen Sport einer großen Anzahl an Menschen zugängig. Seit
einiger Zeit werden jedoch vermehrt kontroverse Diskussionen über das optimale Schuhwerk beim
Laufen geführt. Die Meinungen der Wissenschaftler gehen auseinander, ob das Barfußlaufen oder ein
Laufen mit einem Laufschuh gesünder ist. Eines der Hauptargumente für das Barfußlaufen ist das
Training der Muskulatur, welche das Sprunggelenk stabilisiert. Beim Laufen mit Laufschuhen wird die
Funktion der Stabilisation vom Schuh noch zusätzlich unterstützt. Dieses Projekt vergleicht daher die
Aktivität der Muskulatur zur Stabilisierung des Fußes während des Barfußlaufens mit der beim Laufen
mit Laufschuhen. Die Analyse der Bewegung wurde mit Hilfe der Elektromyographie durchgeführt,
wobei hier die Aktivität des M. tibialis anterior und des M. peroneos longus gemessen wurde. Die
Hypothese bestand darin, dass beim Barfußlauf eine höhere Aktivität der Muskulatur entsteht. Die
Ergebnisse haben dies bestätigt, jedoch sind mehr Probanden notwendig, um eine allgemein gültige
Aussage zu treffen.
1
Einleitung
Wie in vielen Ländern zählt auch in Österreich
das Laufen zu einer der beliebtesten Sportarten. 13 Prozent der Österreicher gehen mindestens einmal wöchentlich laufen (MarktforschungsgesmbH (2012)). Ein Grund für diese Popularität dieser Sportart ist vermutlich die einfache
Ausführung, welche ohne außergewöhnliche technische Fähigkeiten möglich ist. Weiter kann ein
Lauf nahezu überall durchgeführt werden, ohne
dass der Sportler dazu spezielle Sportstätten aufsuchen muss. Beides ermöglicht einem Großteil der
Menschen einen einfachen Zugang zu dieser Art der
Bewegung, sodass es meist nicht mehr als ein passendes Schuhwerk sowie der Motivation sich zu Bewegen bedarf. Das Schuhwerk stellt somit häufig
die einzig kostenintensive Anschaffung dar und soll
den Fuß des Sportlers stabilisieren und schützen.
Zahlreiche verschiedene Varianten von Laufschu-
hen sollen es dem Sportler ermöglichen einen auf
seine Laufgewohnheiten und körperlichen Voraussetzungen passenden Schuh zu finden. Bei pathologischen Fußfehlstellungen, wie beispielsweise einer erhöhten Pronationsstellung, sollen stützende
Elemente im Schuh den Fuß beim Laufen wieder
in eine physiologische Stellung bringen und somit
vor allem Langzeitfolgen vermeiden. Weiter soll die
Erhöhung der Ferse den Stoß bei jedem neuen Fersenkontakt dämpfen und das Abrollen des Fußes
unterstützen. Diese Auswirkungen von Laufschuhen auf den physiologischen Lauf des Menschen
werden in den letzen Jahren jedoch vermehrt diskutiert. Ein Anstoß für diese Diskussion stellt die
fehlende Evidenz über diese positiven Effekte, die in
kaum einer Studie bis jetzt belegt werden konnten.
Hingegen konnte eine Studie erhöhte Drehkräfte
auf die Gelenke der unteren Extremität beim Laufen mit Laufschuhen gegenüber Barfußlaufen aufzeigen (Kerrigan (2009)). Diese Erhöhung betrug in
Knie und Hüfte über 30 Prozent und würde für eine erhöhte Belastung der Gelenke durch das Tragen
von Laufschuhen sprechen. Vermehrt wird ebenfalls
der durch den Laufschuh unterstützte fersenbetonte Laufstil diskutiert. Dies ist der bei den meisten
übliche Laufstil, bei dem der Läufer beim ersten
Bodenkontakt des Fußes (Initialkontakt) mit der
Ferse aufkommt und anschließend über den ganzen
Fuß abrollt(Abb.:1(a)). Bei einer Vorfuß betonten
Art des Laufens, wie beim Sprinten und beim Barfußlaufen häufig zu beobachten, setzt der Läufer bereits beim Initialkontakt mit dem Vorfuß auf und
nutzt die dämpfende Wirkung durch das Sprunggelenk(Abb.:1(b)).
und Körperstellung(Götz (2008)). Eine Schwäche
äußert sich durch Fußfehlstellungen, welche meist
eine erhöhte Belastung der weiter kranial liegenden
Gelenke mit sich führt. Aus diesem Grund ist eine
gut trainierte Fußmuskulatur eine wichtige Voraussetzung für eine gesunde Körperhaltung und könnte
ein positiver Effekt vom Barfußlaufen gegenüber
dem Laufen mit Laufschuhen stellen. Dazu müsste
jedoch eine erhöhte Anforderung an diese Muskulatur bedingt durch das Laufen ohne Schuhe gezeigt
werden. In diesem Projekt soll daher die Aktivität
der Muskulatur zur Stabilisierung des Fußes beim
Laufen mit Laufschuhen und dem Barfußlaufen verglichen werden. Somit könnte diese Arbeit einen
Beitrag zur Fragestellung, ob das Laufen mit oder
ohne Laufschuhen gesünder ist, beitragen.
2
2.1
(a) Fersen- oder Rückfußlauf (b) Ballen- oder Vorfußlauf
Abbildung 1: verschiedene Laufstile
Dieser Bewegungsablauf entspricht dem eigentlich
physiologischen Laufstil und stellt eine gesündere
Art der Fortbewegung dar(Liebermann (2012)). All
dies wirft nun die Frage auf, ob ein Laufen mit
einem Laufschuh wirklich sinnvoller ist, als das
Barfußlaufen. Die ersten Schuhhersteller reagieren
auf diese Thematik mit sogenannten Barfußschuhen, welche durch eine dünne und flexible Sohle
möglichst geringen Einfluss auf den natürlichen Fuß
haben und somit dem Barfußlaufen sehr ähneln sollen. Neben dem Effekt eines durch diese Schuhe bewirkten natürlichen Laufstils auf dem Vorfuß wird
vor allem mit einer vermehrten Aktivität der den
Fuß stabilisierenden Muskulatur geworben, wie es
auch beim Barfußlaufen der Fall sein soll (QUELLE UNTEN! (Vivobarefoot)). Während ein Laufschuh dem Fuß einen Großteil der Stabilisierung
abnehmen soll, wird der Fuß beim Barfußlaufen gezwungen eben diese Muskulatur vermehr zu trainieren. Die Muskulatur des Sprunggelenkes stellt eine
wichtige Voraussetzung für die Stabilität des Fußes und damit die Basis der physiologischen Bein-
Methoden
Versuchsanordnung
Zur Analyse der Muskulatur, welche das obere
Sprunggelenke (OSG) stabilisiert, wurden der M.
peroneus longus und der M. tibialis anterior ausgewählt. Die Funktion des M.peroneus longus ist
neben der dorsal Extension vor allem die Pronation
im OSG. Der M.tibialis anterior bewirkt die plantare Flexion und die Supination und stellt somit
den Antagonisten des M. peroneus longus. Beide
Muskeln haben somit entscheidenden Anteil an der
Stabilisierung des OSG. Aus diesem Grund wurden diese stellvertretend für alle an der Stabilisierung des OSG beteiligten Muskeln ausgewählt.
Die Messungen wurden jeweils nur am rechten Bein
der Probanden durchgeführt, da von einer nahezu
gleichen muskulären Anspannung beider Beine bei
einem physiologischen Laufstil ausgegangen wurde
und eine beidbeinige Messung den Umfang dieses
Projektes gesprengt hätte.
Die Analyse der Bewegung wurde mit Hilfe
der Elektromyographie (EMG) durchgeführt. Dazu wurden pro Messung jeweils fünf monopolare Oberflächenelektroden des Typs Ambu Blue
Sensor P (Ambu A/S, Ballerup, Dänemark) verwendet. Die aufgenommenen Signale wurden mittels Differentialverstärker 1000fach verstärkt, ADgewandelt, durch eine Funksendeeinheit (Telemyo
Bezeichnung
Sex
IV Radiotelemetry Transmitter, Neurodata, WiProband 1
male
en, Österreich) mit 433[MHz] zur Empfangseinheit
Proband 2
male
(Telemyo IV Radiotelemetry System, Neurodata,
Tabelle 1:
Wien, Österreich) gesendet. Weiters wurden die
Daten durch ein BNC-Interface (Neurodata, Wien, Österreich) an einen AD-Wandler (USB 6211, sen (Abb.: 3).
National Instruments Corporation, Austin, USA)
übermittelt und über eine USB-Schnittstelle mit
dem PC verbunden. Die ermittelten Daten wurden
mit dem Programm LabVIEW (National Instruments Corporation, Austin, USA) eingelesen und
mit Hilfe von Matlab (MathWorks, Natick, USA)
ausgewertet. (Abb.: 2)
Alter
25 Jahre
21 Jahre
Größe
1,80m
1,80m
Trainingszustand
Hobbyläufer
Hobbyläufer
Angaben zu den Probanden
Abbildung 3: Applizierung der Elektroden, 1 = M. peroneus
longus, 2 = M. tibialis anterior
Abbildung 2: Messkette
Die Durchführung der Messdurchgänge wurde mittels einer HTC-One mini Smartphonekamera (High
Tech Computer Corporation, Taoyuan, Taiwan) gefilmt (Framerate 30fps). Um eine Synchronisation
der Video- und Messdaten zu gewährleisten, wurde eine Schaltung mit Lichttrigger verwendet, welche im Signal eine steigende Flanke erzeugt. Jeweils zwei der fünf Oberflächenelektroden wurden
nach Richtlinien des Seniam European Recommendations for Surface ElectroMyoGraphy (Hermens
(1999)) um die Motor Points des M. tibialis anterior und des M. peroneus longus appliziert. Die
fünfte Elektrode wurde am Vertebra prominens
(C7) befestigt, da an dieser Stelle ein guter Kontakt zum Stützgewebe hergestellt werden kann, um
das Nullpotential möglichst ungestört abnehmen
zu können. Die Kabel wurden mit Klebeband so
am Probanden befestigt, dass sie die Bewegung bei
der Messdurchführung möglichst wenig beeinflus-
Der Lauf wurde auf einem Laufband (Mercury,
h/p/cosmos, Nussdorf-Traunstein, Deutschland)
durchgeführt um eine einheitliche Geschwindigkeit der Probanden (Tab.: 1), sowie innerhalb der
Messdurchläufe zu gewährleisten. Weiters wurden
somit die äußeren Einflüsse möglichst weit minimiert, um eine Beeinflussung der Messung zu vermeiden. Um einen natürlichen Laufstil der jeweiligen Probanden zu gewährleisten sollte das Lauftempo einer für beide Probanden üblichen Geschwindigkeit entsprechen.
Durch eine ungewohnte Geschwindigkeit würde es
eventuell zu Abweichung vom normalen Laufstil
und somit zu einer Beeinflussung der Messergebnisse führen. Dennoch sollte eine einheitliche Geschwindigkeit ausgewählt werden, um eventuelle
Messunterschiede auf Grund von verschiedenen Geschwindigkeiten der jeweiligen Probanden auszuschließen. Beide Probanden sollten somit vor der
eigentlichen Messdurchführung auf dem Laufband
ohne jegliche Messapparatur laufen. Dabei wurde
von einem Mitglied des Messteams die Geschwindigkeit stetig gesteigert und der Proband aufgefordert bei dem von ihm subjektiv als angenehm
empfundenen Lauftempo ein Zeichen zu geben.
Proband 1 wählte eine Geschwindigkeit von 7,4
km/h aus, während Proband 2 8,2 km/h wählte.
Diese beiden Werte wurden gemittelt und damit
eine Laufgeschwindigkeit von 7,8 km/h und keine Steigung ausgewählt. Die Messung an beiden
Probanden wurde mit einem einheitlichen Laufschuh ASICS Typ T904N in der Größe 43,5(EUR)
(ASICS Corporation, Köbe, Japan) durchgeführt,
um Messunterschiede aufgrund von verschiedenem
Schuhwerk zu vermeiden. Die Analyse des Laufstils mit Schuhen sollte anhand eines möglichst
handelsüblichen Laufschuhes durchgeführt werden,
weshalb dieses Schuhmodell gewählt wurde.
2.2
Versuchsdurchführung
Vor der Durchführung auf dem Laufband wurde eine MVC-Normalisierung (Maximum Voluntary Contraction) beider zu messenden Muskeln
durchgeführt um die später gemessenen Werte in
Relation zu dem maximalen EMG-Signal setzen
zu können. Dazu wurden beide Muskeln 3-5 Sekunden maximal willkürlich angespannt und ihr
EMG-Signal gemessen. Um ein maximales Signal
zu erhalten wurden die Probanden für die MVCNormalisierung des M. tibialis anterior aufgefordert
diesen maximal in dorsal Extension und Pronation
anzuspannen. Anschließend sollte der M.peroneus
longus maximal in plantare Flexion und Supination angespannt werden (Abb.: 4).
Dabei sind das Einhalten einer Mittelposition des Gelenksbewegungsbereiches sowie eine
bestmögliche Fixierung aller involvierten Segmente wichtig. Die Widerstände wurden jeweils manuell
durch ein Mitglied des Projektteams erbracht. Zum
Start der Messung auf dem Laufband hatte jeder
Proband eine zehn minütige Eingewöhnungsphase,
um sich einzulaufen und aufzuwärmen, gefolgt von
einer fünf minütigen Pause. Anschließend wurden drei Messdurchgänge mit jeweils 30 Schritten
durchgeführt. Vor jeder Messung sollte sich der
Proband eine Minute lang einlaufen, sodass der
Proband das gewünschte Lauftempo und seinen
physiologischen Laufstil eingenommen hat. Die er-
Abbildung 4: MVC-Normalisierung M.peroneus longus
sten drei Messdurchgänge erfolgten am Proband 1
mit Laufschuhen, gefolgt von Proband 2 mit Laufschuhen. Anschließend führte erst Proband 1 und
dann danach Proband 2 die drei Messdurchgänge
ohne Schuhe durch.
2.3
Versuchsauswertung
Die Auswertung der Daten erfolgte mit Matlab.
Das bipolare Signal wurde als erstes gleichgerichtet, um später Amplitudenparameter wie Mittelwert und Maximum berechnen zu können. Das
EMG-Signal ist stochastischer Natur. Um die signalimmanente Variabilität zu minimieren, wurde eine digitale Glättung mittels Moving Average (Movag) der Fensterbreite 30ms durchgeführt,
wodurch nicht reproduzierbare Amplitudenspitzen
eliminiert werden. Die Glättung wurde forwardreverse durchgeführt, um eine Phasenverschiebung
aufgrund des gleitenden Mittelwertes zu verhindern. Die Zyklustrennung erfolgte automatisiert
mit Hilfe eines Matlabalgorithmus, wobei ein Zyklus als die Dauer von einem im Signal periodisch
wiederkehrenden Minimum zum Darauffolgenden
festgelegt wurde. Die einzelnen Zyklen wurden auf
die gleiche Länge Interpoliert (Zeitnormalisiert),
gemittelt und die jeweilige Standardabweichung
berechnet. Informationen zu den Zeitpunkten des
Heel Contact und Toe Off wurden durch die Inspektion des Videomaterials gewonnen. Zeitpunkte von
jeweils 5 Schritten pro Messung wurden im Signal-
verlauf der Average Rectified Values (AVR) markiert. Nach der Zyklentrennung und deren Zeitnormalisierung wurden die Zeitpunkte gemittelt und
deren Standardabweichung gebildet. Als Referenzwert für die Amplitudennormalisierung, wurde die
höchste Signalportion (Dauer 500ms) der MVCMessung gemittelt. Das Signal wurde anschließend
in Bezug zu dem MVC-Wert gesetzt. Das Maximum der gemittelten Kurve und dessen Zeitpunkt
sowie die gemittelten Zeitpunkte des Heel Contact
und des Toe Off wurden tabellarisch festgehalten.
3
Ergebnisse
Abb.: 5(a) zeigt den Aktivierungszustand vom M.
peroneus longus des ersten Probanden während
dem Laufen mit Laufschuhen (rot) und Barfuß
(blau). Die gestrichelte grüne Linie bei 45% der
Bewegung stellt den Zeitpunkt des Heel Contacts
(Zeitpunkt der Berührung des Fersenbereichs des
Schuhs mit dem Boden) dar und die Zweite den
Toe Off (Zeitpunkt an dem der Zehenbereich des
Schuhs den Boden verlässt). Beide Kurven beginnen bei einer Aktivierung von 3% der Maximalaktivierung. Diese verhalten sich bis zum Heel Contact simultan und steigen nicht über einen Wert
von 7%. Beim Heel Contact steigt die Kurve des
Laufschuhs stärker an und erreicht früher das Maximum von 70% bei 78% der Bewegung. Die rote
Kurve fällt ebenso früher ab und ist bei 100% wieder auf dem Anfangswert. Die Kurve des Barfußlaufs erreicht das Maximum (73%) erst bei 81% der
Bewegung und fällt bis zum Ende der Bewegung auf
den Anfangswert zurück.
jedoch früher das Maximum von 61% bei 80% der
Bewegung. Die rote Kurve fällt früher ab und ist
bei 100% wieder auf dem Anfangswert. Die Kurve
des Barfußlaufs erreicht das Maximum (67%) erst
bei 83% der Bewegung und fällt bis zum Ende der
Bewegung auf den Anfangswert zurück.
Abb.: 6(a) zeigt den Aktivierungszustand vom M.
tibialis anterior des ersten Probanden während dem
Laufen mit Laufschuhen (rot) und Barfuß (blau).
Die gestrichelte grüne Linie bei 49% der Bewegung
stellt den Zeitpunkt des Heel Contacts dar und die
Zweite den Toe Off. Beide Kurven beginnen bei einer Aktivierung von 2% der Maximalaktivierung.
Diese verhalten sich bis zum Heel Contact nahezu simultan. Sie steigen bis 25% der Bewegung auf
einen Aktivierungszustand von 26% an und fallen
bei 40% noch einmal auf einen Wert von 22% ab.
Ab diesem Wert steigt die Kurve des Laufschuhs
auf einen Wert von 65% bei 58% der Bewegung
an und sinkt danach auf 15% ab (72% der Bewegung). Die Kurve des Barfußlaufs steigt etwas
später auf sein Maximum von 66% bei 59% der Bewegung an und fällt danach ebenso wie die rote
Kurve auf einen Wert von 15% ab (73% der Bewegung). Ab 70% der Bewegung verhalten sich beide
Kurven nahezu gleich. Bis 80% steigen diese noch
einmal auf 29% des Aktivierungszustand an (80%
der Bewegung) und fallen bis zum Ende wieder auf
den Anfangswert zurück.
Abb.: 6(b) zeigt den Aktivierungszustand vom M.
tibialis anterior des zweiten Probanden während
dem Laufen mit Laufschuhen (rot) und Barfuß
(blau). Die gestrichelte grüne Linie bei 45% der Bewegung stellt den Zeitpunkt des Heel Contacts dar
und die Zweite den Toe Off. Beide Kurven beginnen
bei einer Aktivierung von 3% der MaximalaktivieAbb.: 5(b) zeigt den Aktivierungszustand vom M. rung. Bis zum Heel Contact steigt die rote Kurve
peroneus longus des zweiten Probanden während auf ein lokales Maximum von 31% bei 21% der Bedem Laufen mit Laufschuhen (rot) und Barfuß wegung und fällt danach auf 15% zurück (40% der
(blau). Die gestrichelte grüne Linie bei 44% der Be- Bewegung). Die blaue Kurve steigt nicht so stark
wegung stellt den Zeitpunkt des Heel Contacts dar und besitzt ihr lokales Maximum (28%) ebenso bei
und die Zweite den Toe Off. Beide Kurven beginnen 21% der Bewegung. Bis zum Heel Contact geht die
bei einer Aktivierung von 5% der Maximalaktivie- Aktivierung jedoch noch weiter zurück (12% der
rung. Diese verhalten sich bis zum Heel Contact Maximalaktivierung). Nach dem Heel Contact ernahezu simultan, wobei beim Barfußlauf hier ein reicht die rote Kurve ihr absolutes Maximum (43%)
höherer Wert von 13% erreicht wird, während die bei 56% der Bewegung. Ab diesem Punkt sinkt die
Kurve des Laufschuhs hier nur bis 11% der Maxi- Aktivierung auf 16% und hält sich dort im Zeitmalaktivierung geht. Beim Heel Contact steigt die raum von 68% bis 82% der Bewegung. Am Ende
Kurve des Laufschuhs etwas schwächer an, erreicht fällt die Kurve auf den Anfangswert zurück. Die
(a) Proband 1
(b) Proband 2
Abbildung 5: Verlauf des Musculus peroneus longus während eines Zyklus. Die rote Linie zeigt den Verlauf des Muskels
während des Laufens mit Laufschuhen und die Blaue während des Barfußlaufens. Die erste grün strichlierte Linie zeigt den
Zeitpunkt des Hell Contacts und die Zweite des Toe Offs.
(a) Proband 1
(b) Proband 2
Abbildung 6: Verlauf des Musculus tibialis anterior während eines Zyklus. Die rote Linie zeigt den Verlauf des Muskels
während des Laufens mit Laufschuhen und die Blaue während des Barfußlaufens. Die erste grün strichlierte Linie zeigt den
Zeitpunkt des Hell Contacts und die Zweite des Toe Offs.
blaue Kurve steigt ab dem Heel Contact auf ein absolutes Maximum von 61% bei 61% der Bewegung.
Der Aktivierungszustand reduziert sich danach auf
12% und verharrt dort von 73% bis 87% der Bewegung. Bis zum Ende fällt die Aktivierung auf den
Anfangswertzurück.
Abbildung 8: Leistungen (inkl. Standardabeichungen) der
gemessenen Muskeln beider Probanden während des Laufens
mit Laufschuhen, bzw. Barfuß
4
Abbildung 7: Muskelaktivitäten (inkl.
Standardabweichungen) beider Probanden
Abb.: 7 stellt die verschiedenen Muskelaktivitäten
während dem Laufen bezogen auf den Maximalaktivierungszustand dar. Aufgeteilt ist das Diagramm
in jeweils vier Balken zu Proband 1 und Proband
2. Diese vier Balken werden dann jeweils noch in
die Aktivität des M. peroneus longus (links: Laufschuh; rechts: Barfuß) und des M. tibialis anterior (links:Laufschuh, rechts: Barfuß) aufgeteilt. Die
schwarzen Striche stellen die Standardabweichung
dar. Es ist zu erkennen, dass die Muskelaktivität
beim Barfußlauf stets größer ist, wie die des Laufens mit dem Laufschuh.
Abb.: 8 zeigt die Leistung der gemessenen Muskeln
während des Laufens mit Laufschuhen, bzw. Barfuß. Es sind nahezu die gleichen Werte zwischen
Laufschuh- und Barfußlaufens zu erkennen. Leichte Unterschiede gibt es beim Probanden 1 beim M.
tibialis anterior und beim Probanden 2 beim M. peroneus longus da diese beim Barfußlauf etwas mehr
Leistung verrichten.
Diskussion
Unsere Hypothese, dass die Muskelaktivität beim
Barfußlaufen höher ist als beim Laufen mit Laufschuh konnte durch die Auswertung bestätigt werden. Beim Musculus peroneus longus und beim
Musculus tibialis anterior des ersten Probanden ist
die Muskelaktivität beim Barfußlauf um ca. 2-3%
höher als beim Laufen mit Laufschuh. Dies könnte
wie erwartet dadurch zustande kommen, dass der
Laufschuh Dämpfungseigenschaften und Stabilisationseigenschaften der Muskeln unterstützt und somit entlastet. Beim zweiten Probanden liegt die
Muskelaktivität beim Musculus peroneus longus
beim Barfußlauf um ca. 5% höher als beim Laufen mit Laufschuh. Die Muskelaktivität des Musculus tibialis anterior liegt allerdings um 20%
höher, dass möglicherweise auf Messungenauigkeiten zurückzuführen ist. Der Heel Contact ist beim
Musculus peroneus longus bei ca. 45% der Bewegung und danach beginnt der eigentliche Arbeitsbereich des Muskels bis zum Toe Off bei ca.95% der
Bewegung. In der Schwungphase hat der Musculus
peroneus longus keine Stabilisationsarbeit, sondern
nur in der Standphase, da er hierbei im Sprunggelenk stabilisieren muss. Der Heel Contact beim
Musculus tibialis anterior liegt bei ca. 47% der Bewegung, der Toeoff bei ca. 95%. Der Musculus tibialis anterior arbeitet sowohl in der Schwungphase,
als auch in der Standphase. In der Schwungphase
muss er den Fuß nach vorne führen und ist dadurch
aktiviert. In der Standphase ist er gemeinsam mit
dem Musculus peroneus longus an der Stabilisation
des Sprunggelenks beteiligt. Um den automatisierten Ablauf der Auswertung sowie die Qualität der
Ergebnisse in zukünftigen Versuchen zu steigern,
kann die Trennung der Zyklen optimiert werden.
In diesem Fall wurden die Zeitpunkte für die einzelnen Zyklen mit einem auf Amplitudenparametern
des EMG-Signals basierendem Algorithmus durchgeführt. Hierbei kann es aufgrund der stochastischen Charakteristik des EMG-Signals zu Problemen bzw. Ungenauigkeiten kommen. Weitere Ungenauigkeiten können bei der Detektion des Heel
Contact (HC) und Toe Off (TO), durch die relativ
geringe Framerate der Kamera im Vergleich zur Hohen Aufnahmefrequenz der des EMG-Systems entstanden sein. Durch die Zeitnormalisierung unterschiedlich langer Zyklen kann es ebenfalls zu einer
Abweichung der im Signal markierten Zeitpunkte
gekommen sein. Der Automatisierungsgrad der Erhebung von HC und TO kann ebenfalls verbessert
werden: Ein Pattern-Matching Algorithmus wurde
in Erwägung gezogen, schlussendlich aber aufgrund
von Instabilität und minderer Qualität der Kamera nicht umgesetzt. Deswegen wurden Zeitpunkte
in diesem Versuch manuell dem Videomaterial entnommen. Da es zu zeitkonsumierend gewesen wäre,
dies bei allen Zyklen durchzuführen, wurde aus jeweils 15 Zyklen (von 90 Zyklen) der mittlere Zeitpunkt errechnet. Aufgrund des geringen Stichprobenumfangs, Abweichungen durch Interpolation sowie durch die geringe Framerate der Kamera, ist
der errechnete Wert nur als grober Anhaltspunkt
zum Zeitpunkt von HC und TO zu sehen. Durch
die Verwendung einer Kamera mit höherer Framerate und der Applikation von Markern an Ferse und
Zehen des Probanden, kann die Auswertung der Ergebnisse erheblich verbessert werden. Mittels Bewegungsanalysesoftware oder Matlab Trackingalgorithmen könnten Initial Contact und TO bestimmt und direkt als Referenzpunkte für die Trennung der Zyklen (Schritte) dienen. Als Erweiterung
hätte man Elektroden an beiden Beinen anbringen können, um Unterschiede zwischen linkem und
rechtem Bein herauszufinden, sowie eine Vermessung von mehreren Probanden, um die Vergleichbarkeit zu verbessern und mögliche Messfehler zu
reduzieren.
Literatur
Götz, M. (2008). Aufrecht durch das leben - die
füße als basis unserer haltung und bewegung.
Hermens (1999). Seniam European Recommendations for Surface ElectroMyoGraphy.
Kerrigan, D. (2009). The effect of running shoes on
lower extremity joint torques.
Liebermann, D. (2012). Foot strike patterns and
collision forces in habitually barefoot versus shod
runners.
MarktforschungsgesmbH, S. (2012). Laufen und
nordic walking: Beeindruckende konstanz über
viele jahre.
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