Newsletter Nr. 02 2009 - Österreichischer Astrologenverband

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news
Newsletter des Österreichischen Astrologenverbandes
02 / 2009
Einzelpreis: € 2,50
Schiff ahoi!
oeav-Tagesausflug nach Dürnstein
Mag. Andrea Kahr
Am Sonntag, 14. Juni 2009 um
8:00 Uhr traf sich eine illustre
Runde von Astrologinnen und Astrologen des oeav samt Freunden
und Familie zum Tagesausflug in
die Wachau.
Vom Schiffsanlegeplatz an der
Wiener Reichsbrücke ging es los:
Mit der MS Admiral Tegetthoff fuhren wir über Korneuburg, Tulln und
Krems nach Dürnstein.
Es war ein wunderschöner Sommertag, für viele schon fast zu
heiß, um am Oberdeck in der
Sonne zu sitzen. Nur ein paar
Sonnenanbeter trauten sich mit viel
Sonnencreme und Kopfbedeckung
an die frische Luft. Aber auch im
Restaurantbereich im Inneren des
Schiffes war es sehr gemütlich –
ein großer Tisch war für den oeav
reserviert.
Gleich zu Beginn bekamen wir von
unserer oeav-Präsidentin Mag.
Maria Luise Mathis eine kleine
Aufgabe gestellt: Wir sollten das
Ereignishoroskop der Reise interpretieren. Eine spannende Sache,
passte das Horoskop doch sehr gut
auf den gesamten Tag, wie sich im
Nachhinein herausstellte...
In Dürnstein um ca. 14:30 Uhr angekommen, machten wir uns auf
zum Stift Dürnstein. Die ca.
1-stündige Führung war sehr interessant. Einen Schreckmoment
gab es jedoch, als zum Schluss
Foto © Ignaz Krebs-Reisner
Sonntag, 14. Juni 2009 – die MS Admiral Tegetthoff ist bereit für den Ausflug.
eine unserer Astrologinnen versehentlich im Kreuzgang eingesperrt wurde. Kurios war, dass ein
solches Ereignis eigentlich schon
im Vorhinein aus dem Ausflugshoroskop
herauszulesen
war:
Mond in Fische im 8. Haus –
jemand geht verloren...
Wieder zurück am Schiff starteten
wir dann mit dem von Mag. Andrea
Kahr erfundenen Spiel „Astrobingo“: Es ging darum, die persönlichen Planeten in Tierkreiszeichen und den AC in einer vorgedruckten Radix einzutragen.
Dann wurden von der Spielleiterin
nach der Reihe aus verschiedenen
„Töpfen“ (Sonne, Mond, Merkur ...)
die Konstellationen gezogen (z.B.
„Sonne in Stier“). Hatte man eine
aufgerufene
Konstellation
in
seinem eigenen Horoskop, durfte
man diese „abhaken“. Derjenige,
der als erster alle Konstellationen
abgehakt hatte, rief „Bingo“. Der
Hauptpreis war ein Büchergutschein im Wert von 50 Euro, 2.
und 3. Preis waren ebenfalls Büchergutscheine, 4. Preis eine Flasche Wein und 5. Preis Schokolade. Das Spiel kam gut an – und
die Gewinner waren glücklich. Als
erste durfte die kleine Soma
Gnagni, die Nichte von Karoline
Plasonig, jubeln – sie gewann den
Hauptpreis.
Als wir um 21:00 Uhr wieder in
Wien ankamen, waren wir alle
müde, aber glücklich, diesen schönen Tag gemeinsam verbracht zu
haben. Wir freuen uns schon auf
den nächsten oeav-Ausflug!
express *** express *** express *** express *** express *** express *** express
Seite 3:
Tibetische Astrologie
Bericht über den
Vortrag von Tsering
Choezom, Astrologin
des Dalai Lama
Seite 4:
Wie präzise sind
Prognosen?
2. Teil der Betrachtung
von astrologischen
Vorhersagungen.
Seite 7:
Plutos
Namensgeberin ist tot
Wie Pluto in den
Dreißigern zu seinem
Namen kam.
Seite 10:
Zwillinge
Im letzten Teil der
Serie berichtet Mag.
Maria Luise Mathis über
astrologische Zwillinge.
2
news 02 / 2009
astro-schifffahrt
Fortsetzung von Seite 1
Ein paar Eindrücke vom oeavSchiffsausflug nach Dürnstein:
Foto © Ignaz Krebs-Reisner
Foto © Ignaz Krebs-Reisner
Foto © Ignaz Krebs-Reisner
Foto © IMag. Maria Luise Mathis
Foto © Ignaz Krebs-Reisner
Foto © Ignaz Krebs-Reisner
Foto © I.z Krebs-Reisner
Foto © Mag. M. L. Mathis
Foto © Ignaz Krebs-Reisner
Foto © I. Krebs-Reisner
Foto © I. Krebs-Reisner
Foto © Ignaz Krebs-Reisner
Foto © Ignaz Krebs-Reisner
Foto © Ignaz Krebs-Reisner
Foto © Ignaz Krebs-Reisner
Foto © Ignaz Krebs-Reisner
Foto © Ignaz Krebs-Reisner
tibetische astrologie
Die tibetische Astro-Wissenschaft
Mag. Andrea Kahr
Am 30. März 2009 veranstaltete
das Internationale Institut für
Höhere Tibetische Studien (Hüttenberg, Kärnten) einen Vortrag der
tibetischen
Astrologin
Tsering
Choezom in Wien. Sie ist SeniorAstrologin am Tibetischen Medizinund Astroinstitut Seiner Heiligkeit
des Dalai Lama und vermittelt ihr
umfassendes Wissen in Europa,
den USA, Australien und Japan.
Gastgeber in Wien war die Österreichische Astrologische Gesellschaft unter der Leitung von
Brigitte Strobele.
Zu Beginn erklärte Frau Choezom
Allgemeines über die Bedeutung
der Astrologie in der tibetischen
Kultur – spielt sie doch dort eine
große Rolle im täglichen Leben.
Sogar bei kleinen Entscheidungen
suchen die Tibeterinnen und
Tibeter Astrologen auf. Wird ein
Kind geboren, wird sofort ein
Geburtshoroskop erstellt, kommt
es ins heiratsfähige Alter, werden
Hochzeitshoroskope für mögliche
Paar-Kombinationen erstellt. Natürlich wird auch bei Krankheiten der
Astrologe konsultiert. Das Todeshoroskop wird allerdings nur im
Nachhinein analysiert, meist um
der verbliebenen Familie Aufklärung zu geben.
Für die Ausbildung tibetischer
Astrologinnen und Astrologen ist
der astronomische Teil basierend
auf
diversen
mathematischen
Berechnungen von großer Bedeutung. Dieser muss genau beherrscht werden, stehen ja nicht
immer Computer zur Verfügung,
die auf Knopfdruck eine Radix
auswerfen. Man bezieht die 7
inneren Planeten sowie AC und DC
in die Berechnungen mit ein. Die
Positionen von Sonne und Mond
werden sehr genau und oft,
während die anderen Planeten
meist nur etwa 4x pro Monat
berechnet werden.
Berücksichtigt
werden
weiters
5 Bereiche, nämlich Wind, Wasser,
Feuer, Erde und Raum sowie 12
Häuser und 12 Tierkreiszeichen.
Während
in
der
westlichen
Astrologie das solare System im
Vordergrund steht, ist in der
tibetischen Astrologie das lunare
System
dominierend,
insbesondere, da der zunehmende
Mond als wichtig für alle Aktivitäten
angesehen wird.
Die
5
tibetisch-astrologischen
Elemente sind Holz, Wasser,
Feuer, Erde und Metall. Die Tierkreiszeichen sind Maus, Ochse,
Tiger, Hase, Drache, Schlange,
Pferd, Schaf, Affe, Vogel, Hund
und Schwein. Jedes Element
regiert für 2 Jahre, jedes Tier für
ein Jahr. 2008 war z.B. das Jahr
der „Erde“ und der „Maus“, 2009 ist
das Jahr der „Erde“ und des
„Ochsen“.
Weiters
werden
9 magische Quadratsummen und
8 Diagramme verwendet.
Es sind aber nicht immer nur reine
mathematische
Berechnungen
ausschlaggebend: Gute tibetische
Astrologen können an 3 Fingern
der linken Hand die individuelle
Kombination des Horoskopeigners
von Element und Tier ablesen. Als
Zeitpunkt der Geburt gilt in Tibet
übrigens jener Zeitpunkt, bei dem
die Nabelschnur abgeschnitten
wird. Und ist einmal bei der Geburt
keine Uhr zur Hand, wird anhand
eines speziellen Holzstäbchens der
Sonnenstand abgelesen, der dann
die Basis für die Horoskopberechnung bildet.
Bild:
Folder Internationales Institut für Höhere Tibetische Studien
Mathematik der Sterne
news 02 / 2009 3
Generell ist in Tibet das Studium
der
Medizin
und
Astrologie
miteinander
verbunden
(„Heilkünste“) und dauert mehrere Jahre.
Für die gute Betreuung seiner
Kunden braucht ein guter Astrologe
laut Frau Choezom „Wissen,
Erfahrung und die Liebe zu den
Mitmenschen“.
Ein
spiritueller
Zugang ist für die Astrologen in
Tibet unerlässlich. So spiegelt die
Radix die karmische Situation
wider, sie beeinflusst aber das
Schicksal nicht. „25% ist Karma,
75% ist in deiner eigenen Hand“,
sagt Frau Choezom.
Tsering Choezom zeigt ein Tuch,
auf dem die unterschiedlichen astrologischen
Kombinationen zu sehen sind.
(Foto © Mag. Andrea Kahr)
Internationales Zürcher Symposium für Astrologie
28. / 29. November 2009
Wie soll sich unsere Zukunft gestalten – im Licht der Mundanen und
Psychologischen Astrologie
- Vorträge und Workshops über psychologische und mundane
Astrologie und deren Forschungsmethoden.
- Direkter Kontakt mit den profilierten Referenten aus dem In- und
Ausland
- TeilnehmerInnen werden auf Wunsch in das Geschehen mit
einbezogen (Horoskope auf Folien zum Symposium mitbringen und
diese bei den Workshops deuten lassen).
- Prognosen sowie Synthesen zwischen Astrologie und anderen
Fachgebieten werden beim Symposium eine große Bedeutung
zugemessen.
- Zielgruppe: Laien, Anfänger, ausgebildete Astrologen und Profis.
- Vortragende: Dr. Harald Thurnher (A), Friedel Roggenbuck (GR), Dr.
Christoph Schubert-Weller (D), Christoph Odendahl (D), Holger Fass
(D), Verena Bachmann (CH), Henning P. Schäfer (D), Wolfhard König
(D), Heidi Dohmen(CH), Rolf Baltensperger (CH), Heidi Treier (D),
Margarethe Laurent-Cuntz (D).
Info: Beatrice Ganz, Eierbrechtstrasse 68, CH-8053 Zürich,
Tel: 0041 (0)79 642 99 68, [email protected],
www.zuercher-symposium.ch
4
prognose
news 02 / 2009
„Prognostische Astrologie“
Wie präzise sind Vorhersagen?
2. Teil
Dr. Edith Altmann
Astrologie beinhaltet den Schlüssel
zu universellem Wissen und so
werden wir viel an Hintergrundinformationen über Universalgenies
finden, oder auch, wenn wir selber
uns ständig um universelle Bildung
bemühen. Astrologie weist über die
sichtbare Welt hinaus, und sprengt
unsere Vorstellungskraft. Demnach
wären alle Ansätze Astrologie beweisen zu wollen, nichts anderes,
als das Bestreben in das Mysterium des Lebens ein zu dringen,
was aber immer nur zu einem Teil
gelingen kann. Jedem von uns
kann immer nur soviel offenbart
werden, als dem Grade seiner
Reife entspricht, und so werden wir
immer nur einen Teil des großen
1
Ganzen erkennen . Und dass da
etwas ist, was wir uns nicht vorstellen konnten, genau um das
geht es im Laufe unseres Lebens,
wir leben um über unsere bisherigen Grenzen hinaus zu wachsen.
Das Universalgenie Johann Wolfgang von Goethe war Mitglied eines Geheimverbandes, die so genannten Freimaurer (= freie Maurer, Zirkel, Winkel und die 7 Planeten sind Freimaurersymbole,
Abb. 2).
Abb. 2: Symbol für die Freimaurer
Geheim deshalb, weil sich durch
die Verbreitung ihrer Kosmologien
die katholische Kirche und der
1
Staat gefährdet fühlten. Kosmologisches Wissen gibt Macht, sonst
wäre dieser Verband doch keine
Gefahr gewesen? Heute können
sich Freimaurer zu erkennen geben, denn die gegenwärtige Ideologie hält Kosmologien für ungefährlich (?!). Dass sich Goethe mit
Kosmologien befasste, geht aus
seinem literarischen Schaffen eindeutig hervor. In seinem Roman
„Die Wahlverwandschaften“ werden durch die Erschaffung eines
Gartens und der Gebäude die freimaurerischen Richtlinien zum zentralen Thema. Unzählige freimaurerische Anspielungen kommen darin
vor, etwa die „quadratischen
Steine“, als Symbol für Ordnung
und Regelmäßigkeit, oder der
Kalkmörtel, der als eine Art sozialer
Zement zwischen den Menschen
wirken solle.
Abb. 4: Die Große Sphinx von Gizeh
Abb. 3: Die Pyramiden
Ein anderes Beispiel freimaurerischer Baukunst wäre der Wiener
Stephansdom. Als Vorbild für
„kosmologische Bauwerke“ gelten
die Ägypter. Die Pyramiden (Abb.
3) und die große Sphinx von Gizeh
sollen unter den Hauptsternen des
Oriongürtels erbaut worden sein,
wobei der Nil die Milchstraße darstellen sollte. Zur Tag und Nachtgleiche blickte die Sphinx auf das
Sternbild des Löwen (Abb. 4), dies
wäre auch eine Erklärung für ihr
Aussehen: Löwenkörper mit Menschenkopf (zumindest damals,
2
denn Fixsterne wandern). Die Pyramiden von Gizeh zählten zu den
sieben Weltwundern. Sie dienten
nicht nur als Grabstätten der Pharaonen, sondern vor allem als
steinerne Rechen – Instrumente,
die klare Bezüge zur Stellung der
Gestirne und zu den Maßen unseres Planeten aufweisen. Die
Ägypter fanden auch, welchem
Gotte, welcher Monat und welcher
Tag gehört, und was jedem
2
1
Harwood Jeremy, Die Freimaurer, 2006.
Foto © Dr. Edith Altmann
Lange Kurt, Pyramiden, Sphinxe,
Pharaonen, München 1952
Menschen nach dem Tage, an dem
er geboren ist, im Leben begegnen
wird.
Im Schlangenbuch des Hermes
Trismegistos (2./3. Jh.) gibt es
einen Dialog, indem wird berichtet,
dass dessen Großvater die Tempel
in Ägypten erbaut habe, um in
ihnen zeitlos gültiges Wissen nieder zu schreiben und um universelles Wissen über die Sintflut hin3
überzuretten. Bis heute hat sich
keine Technik gefunden, die es
möglich machen würde, die Pyramiden nachzubauen – der „universelle Schlüssel“ ist also doch nicht
ganz überliefert?
Goethe hat uns auch einen sehr
schönen Gruß an die Planeten
hinterlassen:
Wie an dem Tag, der dich der Welt
verliehen,
die Sonne stand zum Gruße der
Planeten,
bist alsobald und fort und fort gediehen
nach dem Gesetz nachdem du
angetreten.
3
Hornung Erik, Das esoterische Ägypten,
München 1999
prognose
So musst du sein, dir kannst du
nicht entfliehen,
so sagten schon Sybillen, so Propheten;
und keine Zeit und keine Macht
zerstückelt
geprägte Form, die lebend sich
entwickelt.
Können wir unser Schicksal beeinflussen? Der Mensch ist in seinem
Werdegang an die Bewegung der
Gestirne gebunden; sowohl die
Sterne wie das irdische Leben haben teil an der Weltseele und stehen durch das Gesetz der Analogie
in gegenseitiger Beziehung. Die
Geburt eines Menschen ist für das
Schicksal prägend. Die körperlichen Eigenschaften, Charakterzüge sowie Lebensbedingungen, in
die er geboren oder die er im Laufe
seines Lebens vorfinden wird, sind
astrologisch determiniert. Die gegenwärtige Astrologie meint zum
Thema „Schicksal“, dass der „höhere Intellekt“ frei sei, und durch
Vernunft und Weisheit die Schicksalsvoraussage
eingeschränkt
werden könne. Bei Menschen, die
wir sehr gut kennen, kann das Verhalten in bestimmten Situationen
ziemlich genau eingeschätzt und
4
somit vorhergesagt werden. Astrologie lehrt sich zu empfinden und
sich als Glied eines sinnvollen
Ganzen, innerhalb einer bestimmten Bahn wie die der Planeten, einzufügen. Vielleicht ist Schicksal
nicht ein Verhängnis, sondern eher
Fügung?
Generell wird angenommen, dass
freier Wille etwas ist, über das wir
verfügen, aber stimmt das?
Wer kann wissen, ob er das, was
er tut auf Grund der Gene, der Ahnen, der Sterne …usw. tut? Wer
will wissen, was vorbestimmt war
und wirklich frei zustande kam?
Und man sollte sich immer vor Augen führen, dass man im Leben
nur das auswählen kann, was einem angeboren bzw. ermöglicht
wird. Ich beobachte eher Angst vor
der Freiheit – Wie verhalten sich
doch die meisten Menschen, kaum
geschieden, kommt schon die
Frage und wann kommt der
nächste?
Wer sich bindet an jemand oder
etwas ist nicht frei, sind wir das
nicht alle irgendwo? Astrologie
kann uns keinen freien Willen ver4
5
Volmer Ulrike, Hover Detlev (Hrg.),
Astrologie und Prognose, Tübingen 2001
schaffen, aber sie kann uns die
innere Realität einer Situation klarer vor Augen führen. Artur Schopenhauer meint: „Der Mensch
könne tun, was er will, aber er
könne nicht wollen, was er will.“
Wie eng Astrologie mit alchemistischen Prozessen verbunden ist,
lehren zahlreiche Bilder symbolischer Art. Die Astrologie sagt dem
Alchemisten, zu welchem Zeitpunkt
der Prozess zu beginnen hat und
belehrt über die Eigenschaft der zu
verwendenden Materialien und
deren Kombinationsmöglichkeiten.
Astrologie, Alchemie und Magie
sind Geheimlehren:
Astrologie = Naturlehre, der Einbezug des Menschen in die Gesamtheit des Kosmos
Alchemie = Evolutionslehre, die
Verwandlung des Niedrigen in das
Höhere
Magie = Ethik, die Lehre von der
Lenkung der Kräfte.
Betrachten wir die Darstellung
eines Hermaphroditus (Abb. 5) von
Jamsthaler, aus Viatorium spagyricum, 1625.
Abb. 5. Hermaphrodit
Unten sehen wir eine Erdkugel, sie
symbolisiert den irdischen Bereich,
dort soll ein alchemistischer Prozess stattfinden. Die Flügel seitlich
bedeuten, dass das Problem mittels Merkur zu lösen ist (Flügelschuhe). „43“, die „4“ als Hinweis
auf die Quadratur im Tierkreis, die
„3“ auf die Trigone und die gestrichelten Linien ergeben die Oppositionen. Der Drache liegt auf der
Erdkugel, er ist das Geheimsymbol
der Alchemie, der Sieger und Bezwinger. Auf dem Rücken des Drachen steht Hermaphroditus, eine
Figur mit zwei Köpfen, eine weibliche Seite (Mond), eine männliche
Seite (Sonne) und in der Mitte ein
Stern mit dem Symbol des Merkur,
was heißt, dass nur mittels seiner
Hilfe es erreicht werden könne. Am
Brustschild der Figur lesen wir
news 02 / 2009 5
„REBIS“, „Re“, vom lateinischen
„res“, das Ding, die Sache; „BIS“
heißt
zwei,
zweifach,
zweigeschlechtlich, das doppelte Ding,
aus denen sich die Substanz zusammensetzt. In der linken Hand
wird ein Winkelmaß (= Genauigkeit) und in der rechten Hand ein
Zirkel (= Ordnung) gehalten. In den
Sternen seitlich sind Planetensymbole eingetragen: Venus und Mars,
Saturn und Jupiter.
Vor dem Rationalismus gab es
eine ganz andere Fächeraufteilung
an den Universitäten, so dass ein
Mediziner oder Musiker den Einfluss der Planeten mindestens als
Wahlfach studieren musste. Die 4
Fachbereiche an den Universitäten
bis zur Renaissance (Blütezeit der
Astrologie) waren:
Philosophie – Jurisprudenz –
Medizin – Theologie,
„4“ die Zahl als Symbol für Himmelsrichtungen, Kardinaltugenden,
Körpersäfte ..
„7“ „septem artes liberales“, d.h.
„die 7 freien Künste“: 7 Planeten,
7 Tage, 7 Tonstufen …
„4“ Quadrivium: Geometrie – Astronomie – Arithmetik – Musik, z.
B. Hauptphasen des Mondes, Jahreszeiten …
„3“ Trivium: Rhetorik – Grammatik
– Dialektik eingeteilt, z. B. Trinität,
Auge Gottes
Der „Liber Hermetis“ (2./3. Jh.) war
ein wichtiger Lehrtext, der bis zur
Renaissance unter Gelehrten, studiert wurde. Die hermetischen Lehren sind beeinflusst von der jüdischen Schule des Philon von Alexandrien, platonischer Philosophie,
ägyptischer Kosmologie und Seelenlehre. In einem Fragment heißt
es:
„…Horchet in euch selbst und blickt
in die Unendlichkeit des Raumes
und der Zeit. Von da erklingt der
Gesang der Sterne, die Sprache
der Zahlen, die Harmonie der
Sphären. Jede Sonne ist ein Gedanke Gottes und jeder Planet eine
Form dieses Gedankens. Um die
Erkenntnis des göttlichen Gedankens zu erlangen, oh Seelen, steigt
ihr mühsam hinab und herauf, den
Weg der sieben Planeten und ihrer
sieben Himmel. Was tun die
Sterne? Was sagen die Zahlen?
Was offenbaren die Sphären? Sie
sagen – sie singen – sie offen5
baren
euer
Schicksal!
5
Mertz Bernd A., Also sprachen für die
Astrologie, Zitate berühmter Persönlichkeiten,
Wettswil 1995, S. 10
6
news 02 / 2009
garten & astrologie
Garten und Astrologie
Krebs – Löwe – Jungfrau
DI Isabella Burtscher-Pap
Krebs und der
Einfühlsamkeit
Garten
Löwe und
Entfaltung
der
Garten
der
der
Was zeichnet einen Garten der
Einfühlsamkeit aus? Auf jeden
Fall Wasserstellen, ergänzt mit
pflanzlichen
„Weichzeichnern“
wie Reit-, Woll- und Federgräsern, die
Besucher des
Gartens verträumt stimmen. Wie
wäre es mit einem malerischen
Pavillon, der auf einer Insel im
Seerosenteich „schwimmt“ –
geeignet als Rückzugsort, um
sich Kulissen für eine Hochzeit
im Garten herbei zu phantasieren; oder mit einem mondgestaltigen Sitzplatz in Weiß und
Silber, der als Ort zum Erzählen
von Märchen von Generation zu
Generation einlädt? Einfühlsamkeit bedeutet bedingungsloses
Einlassen auf die Erzählungen
des Gegenübers und auf jene
Geborgenheit im
Krebs-Garten
(Foto ©
DI Isabella
Burtscher-Pap)
Geschichten, die aus den Tiefen
der eigenen Seele kommen –
auch im Garten ist Bedingungslosigkeit
und
Hingabe
im
Gedeihen an jeder Ecke anzutreffen. Dieser Blütenüberfluss im
Juli, diese berauschenden Düfte,
die romantisch stimmen; wie
eben Krebsmenschen.
Was will der Krebs? Er will ein
geborgenes Nest für Familie und
Freunde schaffen, um sie (und
sich
selbst)
vor
Angstmachendem zu schützen. Seine
Quelle ist die Heimat und sein
instinktsicheres Gefühl.
Was ist die Absicht dieses
Themas? Mit Einfühlsamkeit
kann man augenblicksbezogen
das Gemüt und die Stimmung
eines
Menschen,
Tages,
Raumes
wahrnehmen.
Zu
poetisch? Nun, es fruchten im
Sinne dieses Krebszeichens
große Werke und Worte wie jene
von Rilke, der sich sogar
wünscht, hinein zu treten in eine
„Welt, die monden ist“...
Was zeichnet einen Garten der
Entfaltung aus? Es ist ein Ort, an
dem Talente der Welt präsentiert
werden können; geeignet ist
etwa ein zentraler Stadtplatz mit
großen
gelbund
goldschimmernden
Natur-Pflastersteinen, an dem mobile Pflanztröge, mit Palmen bepflanzt, eine
Stern- oder Strahlenform markieren; wo sich Liebespaare und
die „Who is Who-Gesellschaft“
flanierend in der Öffentlichkeit
zeigen. Wie wäre es im
Privatgarten mit einem halbrunden Amphietheaterchen, um
an Sommerabenden Rollen für
das beginnende Schul- und
Studienjahr zu probieren; umrahmt von einem „Hofstaat“ an
Odermenig,
Rittersporn
und
Nachtkerzen?
Piazza del
Campo in
Siena
(Bildquelle:
Internet)
Entfaltung
heißt
großzügige
Gestaltung mit den eigenen
Möglichkeiten und sich damit in
den Mittelpunkt stellen – auch im
Garten ist Großzügigkeit im
Verteilen der Gaben, Farben,
Früchte zu sehen; wie es eben
Löwemenschen gern tun. Was
will der Löwe? Er will mit seiner
mitreißenden Freude anstecken,
voll einen Augenblick, eine Pose
auskosten. Was ist die Absicht
dieses Themas? Mit Entfaltung
kann man erfolgsgewiss der
schöpferischen Intelligenz Ausdruck verleihen und körperliche
Schönheit im Selbst und im
Umfeld entdecken. Zu herkulesartig? Was entfaltet ist, wird zu
einem der kostbarsten Besitztümer und zugleich zu einer
verwundbaren Stelle. Doch wo
man verwundbar ist, wird man
offen für die Menschen und
reagiert sensibel, wenn SIE ihre
Verwundbarkeit preisgeben.
Jungfrau und der Garten der
Emsigkeit
Was zeichnet einen Garten der
Foto © DI Isabella Burtscher-Pap
Emsigkeit aus? Es ist ein Ort, an
dem Nützliches von Unnützem
unterschieden wird; geeignet ist
ein überschaubarer Gartenfleck,
etwa in geometrischer Form, in
dem ein kleines Nutztiergehege
ebenso Platz findet wie ein Acker
zum Anbau von Gemüse und
(Tier-)Futter; wo Kinder aus der
Stadt den Beitrag der Tiere an
unserem Komfortleben, pädagogisch wertvoll aufbereitet,
erleben. Es könnten Heilkräuter
gezogen werden, die zu prophylaktischer Anwendung dienen
und vor dem Haus wird alles mit
perfektem Verhandlungsgeschick
verkauft. Wie wäre es mit der
Kreation einer neuen KräuterMedizinmarke mit einem Heidekraut-Logo?
Heidekraut:
eine
JungfrauPflanze
(Bildquelle:
Internet)
Emsigkeit bedeutet, Organismen
ausreichend zu betreuen und zu
schützen – auch im Garten
belohnt der detailhafte Schutz
jedes Organismus den fleißigen
Gärtner und gibt ihm im
Gegenzug stets das Optimum
preis; wie es eben Jungfraumenschen tun. Was will die
Jungfrau? Sie will mit praktischem Engagement zufriedenstellende, nachweisbare Ergebnisse liefern. Was ist die Absicht
dieses Themas? Mit Emsigkeit
kann
man
sicher
Chaos
bekämpfen, könnte dabei jedoch
den großen Wurf „übersehen“.
Zu farblos? Wer emsig und
detailhaft handelt, hat vielleicht
eine magische Scheu, in jedem
Fall jedoch ein wirklichkeitsnahes
Kalkül zum Begleiter. Wissend,
dass man auf dem Weg von der
Wurzel bis zur Spitze der Welt
einen Dienst erweisen kann.
pluto
news 02 / 2009 7
Plutos Namensgeberin ist tot
Eine Geschichte zum Zwergplaneten
Mag. Andrea Kahr
Vor 79 Jahren hat ein kleines
elfjähriges Mädchen Pluto seinen
Namen gegeben. Nun ist die
Engländerin
Venetia
Phair
verstorben. Was bleibt, ist Plutos
Name – den Planetenstatus hat er
längst verloren, welch Ironie der
Geschichte.
Wie kam es zur Namensgebung?
Am 14. März 1930 frühstückte
Venetia
Burney
mit
ihrem
Großvater. Der Bibliothekar im
Ruhestand las gerade in der
„Times" über die Entdeckung des
neuen Planeten, der aber noch
ohne Namen war. Venetia war
schon
in
ihrem
Alter
von
Astronomie
und
griechischer
Mythologie fasziniert und sagte:
„Warum nennen wir ihn nicht
Pluto?"
Ihr Großvater gab den Vorschlag
an den Astronomen Herbert Hall
Turner von der Oxford University
weiter, der gerade ein Treffen der
Royal
Astronomical
Society
besuchte, auf dem potentielle
Namen für den neuen Planeten
diskutiert wurden. Der Rest ist
Geschichte: Am 1. Mai 1930 wurde
„Pluto“ als Name offiziell bekannt
gegeben. Im Mai 2009 ist Venetia
Phair (so hieß sie seit ihrer Hoch-
zeit im Jahr 1947), im hohen Alter
von 90 Jahren in ihrem Haus in
Epsom
südlich
von
London
gestorben. Ihre Begeisterung für
die Naturwissenschaften war über
ihr ganzes Leben bestimmend: Sie
studierte Mathematik an der
University of Cambridge und
arbeitete dann als Lehrerin für
Mathematik und Wirtschaft, bis sie
in den achtziger Jahren pensioniert
wurde.
Phair musste dann im Jahr 2006
miterleben, wie Pluto der Planetenstatus aberkannt wurde. Die
International Astronomical Union
(IAU) hatte eine neue Planetendefinition beschlossen. Seitdem
gibt es nur noch acht Planeten in
unserem Sonnensystem – und
nicht zwölf, wie viele vor der
Abstimmung im August 2006
erwartet hatten. Pluto wurde zum
Verhängnis, dass er seine Nachbarschaft nicht wie gefordert von
anderem kosmischen Material frei
geräumt hat. Der BBC sagte Phair
später, dass sie es gern gesehen
hätte,
wenn
Pluto
seinen
Planetenstatus behalten hätte. Die
hitzige Debatte aber habe sie
weitgehend kalt gelassen. Gegen
den Beschluss der IAU bildete sich
bald Widerstand – allerdings
vergeblich.
Venetia Burney (Bild: www.ias.as)
Die Diskussion um Pluto war damit
jedoch noch nicht vorbei: Seit 2008
ist er das Vorbild für die neue
Himmelskörper-Klasse „Plutoiden“.
Kampagne gegen die Aberkennung
des Planetenstatus
(Bild: Screenshot saveplanetpluto.org)
Planetenstatus oder nicht: Für uns
Astrologen verkörpert Pluto ein
wichtiges
Prinzip, dem
kein
anderer Planet Ausdruck verleihen
kann. Pluto bleibt daher weiterhin
ein wichtiger Bestandteil bei der
Interpretation von Horoskopen.
oeav beim
Family-Day
Clyde Tombaugh, der Entdecker Plutos (Fotoquelle: www.spiegel.de)
Zielpunkt-
Am 7. Juni 2009 lud Zielpunkt alle
MitarbeiterInnen Österreichs in
die „Pyramide“ in Vösendorf zu
ein:
einem
Riesenspektakel
Neben Ständen mit gratis Verköstigung und Produktproben war
eine große Showbühne aufgebaut, auf der Künstler – u.a. die
EAV – auftraten. Als besonderes
Service bot Zielpunkt seiner
Belegschaft an, bei vier Tischen
des oeav gratis Kurzhoroskope
erstellen und besprechen zu
lassen. Andrang und Interesse
waren sehr groß, das Feedback
positiv.
Wir hoffen, mit Aktionen wie
dieser weiterhin der professionell
ausgeführten Astrologie zu einem
besseren Image in der Öffentlichkeit zu verhelfen.
8
news 02 / 2009
wissenschaftliche betrachtung
Fortsetzung
3. Teil
Volker H. Schendel
Astrologie kann mit mindestens
ebenso großer Berechtigung gelten
wie andere Beschreibungen der
Wirklichkeit. Zurzeit will die Gesellschaft dem Astrologen als Vertreter
einer offiziell überholten, primitiven
Wissensform (eines Relikts aus
„finsterer Urzeit") keinen Status,
keine wirkliche Anerkennung zubilligen. Doch zur astrologischen
Tätigkeit
gehört
es
mit
Notwendigkeit
dazu,
auch
Außenseiter,
Waldschrat
oder
vielleicht
sogar
Kräuterhexe,
nomadisierende Zigeunerin zu sein
– gerade in solch materialistischer,
atheistischer Epoche.
Der Astrologe muss Einzelgänger,
statuslos sein, damit seine Kanäle
zum Transzendenten, Überpersönlichen geöffnet bleiben, seine
Verbindung zu den Symbolen, zu
Bedeutung und Sinn bestehen
bleibt. Er ist „Sprachrohr der
Götter", ein Übersetzer, Mittler
zwischen Himmel und Erde.
Wenn
er
sich
verweltlicht,
materiellen Werten und Versuchungen erliegt, „reißt" sein
„Draht nach oben", gehen ihm
seine Fähigkeiten abhanden. Es ist
sogar von enormem Vorteil,
außerhalb der Gesellschaft zu
stehen, d.h. nicht abhängig zu sein,
sich gerade nicht einbinden, geistig
normieren,
maßregeln
oder
korrumpieren zu lassen – auch
nicht von der eigenen Herde / der
Bezugsgruppe, dem astrologischen
Berufsstand. Denn wer etwas zu
verlieren hat, und sei es nur seinen
guten Ruf, ist nicht mehr frei die
Wahrheit zu sagen.
Die klassisch naturwissenschaftliche, polarisierende Sicht greift
nicht bei der viel älteren Astrologie.
Begriffe wie Theorie und Empirie
werden ihr nicht gerecht. Als
eigenständige Kosmologie entzieht
die
Astrologie sich
fremden
Schemata bzw. Kategorisierungen.
Sie ist sowohl subjektiv wie
objektiv, theoretische Aussagen
sind in ihr mit empirischen
Beobachtungen verwoben. Sie ist
weder das eine noch das andere,
steht als Wissensgebiet vielmehr
jenseits dieser Trennung. Sie ist
umfänglicher, ganzheitlicher, eingebettet in ihren eigenen weltanschaulichen Kontext. Astrologie
existierte schon lange vor der
abendländischen Geistesspaltung,
sie ist archaischer – und in
gewissem Sinne auch moderner.
Von der Gesellschaft und den
Medien wird verkannt, dass heute
viele nicht „noch", sondern „wieder"
an
die
Astrologie
glauben.
Astrologie muss kein „primitiver
Kinderglaube" – an finstere,
verflossene Gottheiten - sein,
sondern ist auch zu sehen als eine
bewusste, durch Krisen gereifte
Überzeugung des Eingeordnetseins in größere Sinnzusammenhänge.
Die neuerliche Hinwendung zur
Astrologie ist Teil einer spirituellen
Bewegung, die sich individuell wie
kollektiv
gegen
Sinnlosigkeit,
Atheismus
und
Materialismus
wendet.
Das wiedererwachte Interesse an
der Astrologie ist auch ein Ergebnis
der generellen gesellschaftlichen
Psychologisierung, d.h. des verstärkten individuellen wie kollektiven Prozesses der Selbstbeobachtung, -kritik und infragestellung, der zunehmenden Selbstbewusstwerdung.
Das Phänomen zeigt Parallelen zur
naturnahen Lebensweise, welche
heute nicht mehr instinktiv, sondern
bewusst, begründet erfolgt: angesichts der zu befürchtenden ökologischen Katastrophe begreift man
sich wieder als integralen Teil des
Ganzen.
Aus
wissenschaftstheoretischer
Sicht besitzt Astrologie einerseits
eine
empirische
Grundlage,
nämlich die konkreten Beobachtungen, Erfahrungen mit den
Auswirkungen von Konstellationen;
andererseits verfügt sie auch über
eine theoretische Verankerung –
vor allem über die Überlieferungen,
was eine Konstellation abstrakt, als
Idee, Bild bedeutet.
Astrologische Erkenntnis umfasst
gewissermaßen beide Ebenen,
Theorie wie Empirie.
Bildquelle: www.dav-astrologie.de
Astrologie – Königin der Wissenschaften oder Schmuddelkind
der Gesellschaft?
Die urtypischen Bilder, Symbole
lenken als geistige Kategorien die
Wahrnehmung, sie dienen uns als
Begriffsstrukturen zur Einordnung
und
Bewertung
konkreter
Gegebenheiten – etwa in dem
Sinne, wie Plato vom „Wissen als
Wiedererinnern"
sprach
oder
Rudolf
Steiner
von
seiner
Geisteswissenschaft
als
dem
„Wiederfinden geistiger Inhalte in
der physischen Welt".
Astrologisches Erkennen ist sowohl
deduktiv, theoriegeleitet, als auch
induktiv,
aus
Beobachtungen
schließend.
Der Erkenntnisprozess bewegt sich
von beiden Polen zugleich vorwärts
bzw. nähert sich im Nacheinander,
Wechsel dieser Ebenen allmählich
der Wahrheit an.
In der Astrologie spielen die offiziell
verpönten Erkenntniswege der
Medialität, Evidenz oder Intuition
eine zentrale Rolle. Wer diese
Erkenntniswege von vornherein in
der Bereich des Vor- oder Unwissenschaftlichen verweist, verschließt sich wesentlichen Quellen.
Denn diese Methoden müssen
keine mystischen Erscheinungen,
keine
unerklärlichen,
„übernatürlichen" Vorgänge bleiben. Sie
sind der bewussten Analyse,
näheren
Untersuchung
und
Erforschung durchaus zugänglich;
sie sind weiter differenzier- und
spezifizierbar, geisteswissenschaftlich ausbaufähig. Die sogenannten
dunklen, okkulten, Pfade des
Wissens sollen und müssen vom
Licht des Bewusstseins durchdrungen, allgemeiner zugänglich,
verständlicher werden.
Die naturwissenschaftliche Haltung
des Prüfens, Hinterfragens, der
Kritik und Selbstkritik ist zeitgemäß, für uns heute richtig und
notwendig. Zusammen mit der
Entwicklung
des
Ichs,
der
Individualisierung, ist sie in der
wissenschaftliche betrachtung
psychologischen und kulturellen
Evolution die wichtigste Errungenschaft der vergangenen Jahrhunderte. Diese kritische Haltung
überwand die mittelalterliche Naivität, die romantische Schwärmerei,
unsere Gefangenschaft im Mythos,
unser blauäugiges „Nur-Glauben".
Doch sollten Form und Inhalt nicht
verwechselt, das Kind nicht mit
dem Bade ausgeschüttet werden.
Naturwissenschaftliche
Denkmethodik ist nicht gleichbedeutend
mit einem halsstarrigen, materialistischen Leugnen der Existenz
geistiger Welten – sondern ließe
sich gerade auch auf so genanntes
Mystisches
oder
Archaisches
anwenden.
Die Methoden des Beschreibens,
Vergleichens, Zergliederns und
Abstrahierens
könnten
die
„geheimnisvollen Gegenstände und
Gestalten" der geistigen Welt
genauer und klarer fassen.
Als moderne Geisteswissenschaft
hätte
die
Astrologie
jedoch
zuvorderst
ihre
größtenteils
unbewussten Voraussetzungen zu
klären. Sie hätte sich ihrer
historischen
wie
inhaltlichen
Verwurzelung im Magischen und
Medialen bewusst zu werden, sie
müsste ihre okkulte Vergangenheit,
ihr archaisches, mystisches Erbe
und Wesen annehmen.
Täuschung und Selbsttäuschung
lassen sich auf diesem Gebiet nicht
vermeiden, doch dies ist bei den
angeblich „objektiven" Wissenschaften nicht anders.
Auch Intuition, Medialität und
Evidenz sind gangbare Erkenntniswege, ja, eigentlich sogar näher
dran an den im Unbewussten
verankerten Urbildern, dabei nicht
ohne regelhafte Voraussetzungen,
Bedingungen, derlei Methoden
bedürften jedoch der kritischrationalen Kontrolle.
Jede Geisteswissenschaft setzt die
Existenz von abstrakten, ideellen
Gegenständen voraus.
Die in der Astrologie so zentrale
Methode des Analogieschlusses
verweist
auf
noch
höhere,
transzendente Wirkebenen und
Prinzipien.
Von diesem Jenseitigen, Übersinnlichen bzw. Überirdischen kann
die Himmelsschrift nicht sinnentstellend isoliert oder abgekoppelt werden.
Astrologie ist älter als die Spaltung
in Subjekt und Objekt bzw. Theorie
und Empirie, älter, d.h. dem
ursprünglichen Zustand der Einheit
näher als künstlich trennende
Logik.
Historisch war die Sternenkunde
immer eingebettet in einen metaphysischen Zusammenhang, kurz:
eine religiöse Kosmologie.
Dort liegen ihre Wurzeln, findet
sich ihre Identität.
Auch
heute
ergänzen
sich
Astrologie und Glaube. Konzepte
wie Vorsehung, Karma, und die
Sternenweisheit passen nahtlos
ineinander.
Der Astrologe war von altersher ein
„Sprachrohr der Götter", ein Mittler
zwischen den Welten.
Anstatt blind drauflos zu forschen,
nach Beweisen zu suchen bzw.
reihenweise
Statistiken
zu
produzieren, wäre zuvorderst die
erkenntnistheoretische Basis zu
sichten bzw. Grundlagenforschung
zu betreiben.
news 02 / 2009 9
schaftstheoretischen
urteilt werden.
Mitteln
be-
Die Astrologiewissenschaft wird
also vor eine der ältesten Fragen in
der Erkenntnistheorie gestellt: Wie
können wir mit ausreichender
Sicherheit angeben, wann allgemeine
astrologiewissenschaftliche Sätze, die den Gültigkeitsanspruch
erheben,
als
begründet anzusehen sind? Dabei
geht es nicht darum, aus der
Astrologiewissenschaft
eine
wissenschaftstheoretische Disziplin
zu machen. Was Astrologiewissenschaft anzustreben hat, ist, wie
sich das Gesagte begründen lässt
gegebenenfalls mittels des Argumentationsmusters der Evidenz. In
der Erkenntnistheorie bezeichnet
Evidenz eine Einsicht, die nicht
methodologisch vermittelt wurde.
Mit der Idee der Wissenschaft
verbindet sich die Idee der
Rationalität,
und
zwar
der
unteilbaren Rationalität, die keine
Privilegien für einzelne, fachspezifische Wissenschaften kennt
und so die ungeteilte Wissenschaftskultur hervorbringt.
Warum wird in der Wissenschaft
überhaupt
bewiesen?
Die
Verbindung zwischen Wissenschaft, Tatsache und Beweis gilt
als selbstverständlich. Wir beweisen unsere Behauptungen, weil
sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts
in den Naturwissenschaften das
Ideal
und
das
Ethos
der
aperspektivischen
Objektivität
durchgesetzt hat.
Mit anderen Worten, es hat sich die
Vermutung behauptet, dass ein
glaubwürdiger Beweis von allen
Absichten des Menschen frei sein
müsse.
In der Astrologiewissenschaft lässt
sich aber auf diese Weise nichts
beweisen. Die Astrologiewissenschaft zählt vielmehr zu den
anthropologisch-empirischen Wissenschaften, die als Beweismethode die unvollständige Induktion anwenden.
Man ist dabei darauf angewiesen,
mit endlich vielen singulären
Tatsachen zu kalkulieren, die sich
aufgrund dessen nicht in eine
Verallgemeinerung
überführen
lassen, sondern nur auf eine
empirische Hypothese. Diese muss
ihrerseits wieder mit wissen-
Symbolik zur Erkenntnistheorie
(Bild: www.wikipedia.de)
Man unterscheidet in der Regel
zwischen der objektiven und der
subjektiven Form von Evidenz. Die
subjektive Evidenz ist typisch für
mystische
Erkenntnisund
Rationalitätstypen
und
heißt
ungefähr
so
viel
wie
das
unmittelbare Sehen des Wahren
und Wirklichen. Beweisen läßt sich
mit Evidenz nichts, mit Ausnahme
dessen, dass die Tatsachen da
sind.
Der letzte Teil dieser Serie folgt
in den nächsten oeav-news!
Nachruf: Werner Mraz
Am Ostersonntag 2009 verstarb
Werner Mraz im 69. Lebensjahr
nach langer Krankheit. Den
meisten von uns war er bekannt
als Entwickler des hervorragenden Astrologieprogramms
„Vienna*Star“.
Unser Mitgefühl gilt allen, die
seinem Herzen nahe waren.
Susanne Cerncic, im Namen
der Mitglieder des oeav.
10
spezialthema
news 02 / 2009
Zwillinge
Die astrologische Interpretation von Mehrlingsgeburten
5. Teil: Astrologische Zwillinge
Mag. Maria Luise Mathis
Als letztes Beispiel will ich ihnen
noch
„Astrologische
Zwillinge“
vorstellen. Die Horoskope sind fast
ident, die beiden Personen haben
aber nichts miteinander zu tun. Sie
kennen einander gar nicht. In
diesem Falle kann man die
Combin-Methode nicht anwenden.
Aber durch das gleiche Horoskop
stellt sich die Frage, ob ihr
Schicksal Ähnlichkeiten aufweist?
Meine Untersuchungen haben
erstaunliche Parallelitäten ergeben.
stellungen ihres Chefs zu erfüllen,
erntete aber sehr oft Kritik, Merkur
Quadrat Saturn. Ihre subjektive
Sichtweise, Merkur in Konjunktion
mit Sonne in Skorpion, führt
einerseits zu ständigen Machtkämpfen, andererseits zu einer
totalen
Verunsicherung
der
eigenen Person, Sonne Konjunktion Neptun. Die ungelöste
Vaterproblematik, Sonne Konjunktion Neptun-Quadrat Saturn,
drückt sich aber nicht nur in der
Arbeit, sondern auch auf der
gesundheitlichen
Ebene
aus,
schließlich steht Saturn in 6. Da die
Sonne aber durch zwei Sextile von
Pluto und Uranus aus dem 1. Haus
unterstützt wird, besitzt sie eine
erstaunliche
Regenerationskraft
und neigt dazu, Probleme auf
drastische Weise, aber vor allem
durch Veränderungen zu lösen.
Eine
meiner
Schülerinnen,
Susanne, entdeckte im Internet
ihre
astrologische
Zwillingsschwester, die noch dazu eine
Berühmtheit
war.
Neugierig
verfolgte sie den Lebenslauf der
„Zwillingsschwester“ und stellte mit
Schrecken fest, dass diese schon
verstorben ist. Ich konnte sie
beruhigen, indem ich den kleinen,
aber wesentlichen
Unterschied
herausarbeitete, den ich ihnen hier
vorführen möchte.
als autoaggressive Krankheiten
ihren
Ausdruck
finden.
Der
Herrscher des 10. Hauses, Venus,
steht ebenso im 4. Haus, die
berufliche Verwirklichung könnte
mit der Mutter in Zusammenhang
stehen und auf künstlerische Art
und Weise ausgedrückt werden.
Als sie durch einen Konflikt im
Arbeitsbereich längere Zeit arbeitslos war, erinnerte sie sich daran,
dass sie schon als Kind auf der
Bühne gestanden ist. Sie reanimierte sozusagen ihr schauspielerisches und künstlerisches
Talent und begann vorerst auf
Laienbühnen auf zu treten. Mittlerweile kann sie schon einige
Engagegements aufweisen.
Die
im
Internet
gefundene
Zwillingsschwester heißt Lena
Zavaroni, und ist am selben Tag
(um 0:45h) aber in Schottland
geboren. Ihr AC liegt auf 2°32 in
Jungfrau und der MC auf 21° Stier.
Wir sehen, die Achsen sind nur um
1 Grad verschoben, aber dadurch
kommen Mars Quadrat AC und
Saturn
Quadrat
MC
in
Achsenbindung!
Lena Zavaroni, die schottische
Entertainerin, ist ebenso eine
Perfektionistin. Die Betonung des
dritten Hauses zeigt auch den
Drang zur Selbstdarstellung. Der
Vater spielte Gitarre und die Mutter
sang dazu, so lag es nahe, dass
Der Mond in Zwillinge im 10. Haus
betont nochmals die ehrgeizige
Veranlagung
und
auch
ihr
sprachliches Talent. Der Mond wird
unterstützt durch Jupiter und
Saturn, d.h. es gelingt ihr sehr gut,
ihre ehrgeizigen Pläne, ans Licht
zu kommen, umzusetzen. Andererseits ist dieser Mond auch
eingespannt in ein geschlossenes
Quadrat zwischen Uranus, Pluto,
Mars und Chiron. Eine dominante
Mutter erzeugt Aggressionen, die
aber – Mars im 4. Haus – eher
nach innen gerichtet werden und
Der AC liegt auf 1°00 in Jungfrau,
der MC auf 22°55 in Stier. Sie ist
dem AC in Jungfrau entsprechend
eine fleißige, leistungsorientierte
Persönlichkeit, mit einem leichten
Hang zur Perfektion.
Als Sekretärin, Merkur, Herrscher
des 1. Hauses in 3 in Skorpion,
bemühte sie sich sehr, die VorMC
MC
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Radix Susanne: 4.11.1963 um 0:27h MEZ in Pfaffstätten,
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Erstellt mit Astroplus, © 2000-2008 by Astrocontact, Linz
Radix Lena Zavaroni: 4.11.1963 um 0:45h GMT in Rothesay,
Schottland
spezialthema
sie ebenso ihre Stimme erprobte.
Ihr Talent wurde schon im
Kindesalter entdeckt und mit dem
Song, „Ma, he is making eyes at
me“,
gewann
sie
mehrere
Musikwettbewerbe und landete in
den Charts auf den vordersten
Rängen. Mit Mond in 10 wurde sie
praktisch über Nacht berühmt, das
Wunderkind wurde im Alter von 11
Jahren
nach
Los
Angeles
eingeladen, um gemeinsam mit
Frank Sinatra und Liza Minnelli
aufzutreten. Mit 15 Jahren wirkte
sie in einer Fernsehreihe, „Lena
Zavaroni und ihre Musik“, mit. Auch
in diesem Horoskop sind beide
Lichter, wie oben beschrieben,
nicht nur positiv aspektiert, sondern
auch durch Spannungsaspekte
schwer verletzt. Je größer der
Erfolg wurde, umso mehr geriet sie
unter seelischen Druck, Saturn
bestrahlt auch den MC, den Punkt
des Erfolges, im Quadrat. Als sie
bei einem Auftritt feststellen
musste, dass ihr die kindlichen
Roben, in denen sie ja so
erfolgreich
war,
nicht
mehr
passten, weil sie sich langsam vom
news 02 / 2009 11
Mädchen zur Frau entwickelte,
begann sie schon im Alter von 13
Jahren an Magersucht zu leiden.
Sie erlag ihrer Krankheit nach
einem mehr als 20 Jahre
dauernden Kampf.
das Quadrat zu Sonne und
regressivem Mars geschwächt und
der regressive MC auf 16 Grad
Widder berührt erneut Saturn, der
schon in der Radix den MC durch
ein Quadrat verletzt. Sie sehen,
dass nicht nur beide Lichter verletzt
sind, sondern auch beide Achsen
mit den Planeten Mars und Saturn
in Berührung gekommen sind.
Betrachten wir die Sekundärdirektion, das Regressiv, von Lena
am Tag ihres Todes, dem
15.10.1999. Die Sonne, das
Zeichen der Vitalität, und Merkur,
der Herrscher des 1. Hauses, der
den Körper symbolisiert, ist durch
den
regressiven
Mars
in
Konjunktion
angegriffen.
Der
regressive Mond, der in diesem
Horoskop Hyleg – den Lebensspender – verkörpert, ist über
Saturn im 6.Haus gelaufen und
wird ebenso durch den regressiven
Mars verletzt. Diese Konstellationen finden wir dann auch im
Horoskop von Susanne. Die
folgenden Aspekte sind aber nur
mit diesen Achsen angezeigt. Die
regressive Sonne, Herrscher von
12,
bestrahlt
den
MC
im
Eineinhalbquadrat. Der regressive
AC ist auf 10 Grad Löwe und durch
11
Bilden wir die Sekundärdirektion,
das Regressiv, von Susanne für
den gleichen Ereignistag, so sehen
wir auch hier die Sonne und den
regressiven Mond durch Mars
schwer verletzt. Die regressive
Sonne, Herrscher von 12, bildet
aber keinen gradgenauen Aspekt
zum MC. Ihr regressiver AC
befindet sich auf 7 Grad Löwe und
der MC auf 19 Grad Widder, sind
also nicht gleichzeitig verletzt wie
im Horoskop von Lena. Susanne
litt zu dieser Zeit an schweren
Depressionen und auch körperlichen Leiden, konnte diese aber
überwinden und erfreut sich heute
bester Gesundheit.
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Erstellt mit Astroplus, © 2000-2008 by Astrocontact, Linz
Lena Zavaroni: Regressiv vom 15.10.1999
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Erstellt mit Astroplus, © 2000-2008 by Astrocontact, Linz
Susanne: Regressiv vom 15.10.1999
Impressum:
News des Österreichischen Astrologenverbandes, Erscheinungszeitraum: vierteljährlich
Herausgeber und Verleger: Österreichischer Astrologenverband, vertreten durch Mag. Maria Luise Mathis und Mag. Gabriela Steiner;
eingetragener gemeinnütziger Verein, ZVR 301914806
2344 Maria Enzersdorf, Riemerschmiedgasse 5a/4, Tel.: +43 (0)676 930 41 35
Mail: [email protected]
Website: www.astrologenverband.at
Chefredaktion: Mag. Andrea Kahr
Layout:
Mag. Andrea Kahr
Autoren:
Dr. Edith Altmann, DI Isabella Burtscher-Pap, Susanne Cerncic, Mag. Andrea Kahr, Mag. Maria Luise Mathis,
Volker H. Schendel
Die Artikel und Berichte sind persönliche Sichtweisen und Erfahrungswerte und liegen im Verantwortungsbereich des jeweiligen Autors.
Die jeweiligen Quellen wurden bei den Fotos vermerkt. Sollten sich Personen in ihrem Urheberrecht verletzt sehen, bitten wir um
Kontaktaufnahme unter [email protected].
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news 02 / 2009
serie
Die Richtungen der Astrologie
Mag. Maria Luise Mathis
Ganzheitliche Astrologie ist ein
modernes und zeitgemäßes Konzept der Horoskopinterpretation,
das vor allem der Persönlichkeitsentwicklung dient.
Der Begriff „ganzheitlich“ bedeutet
alles umfassend, nichts ausschließend. Ganzheitliche Astrologie drückt sich in einer umfassenden, weitsichtigen und auch vorausschauenden
Vorgangsweise
aus. In ihr fließen die unterschiedlichsten astrologischen Blickrichtungen ineinander, sie bedingen
bzw. ergänzen einander. Eine Astrologie, die diese Bezeichnung
verdient, schließt ein, stellt Zusammenhänge her und vernetzt die
verschiedenen
Vorgangsweisen
über ein und dasselbe Thema.
Die ganzheitliche Astrologie ist sich
ihres esoterischen Ursprungs bewusst und sie betrachtet alle astrologischen Fachrichtungen wie
z.B. die klassische Astrologie, die
psychologische und die spirituelle
Astrologie als eine Einheit. Bereits
in den Schriften von Hermes
Trismegistos
(der
„dreimal
Größte“),
dem
altägyptischen
Priester, finden wir in der Lehre der
Entsprechung von Makro- und
Mikrokosmos Hinweise auf einen
ganzheitlichen Ansatz der Astrologie. Auch Platon schlug vor, die
Welt als Ganzheit zu verstehen. Er
ist von einem Eingebettet sein in
einer Weltenseele ausgegangen
und war davon überzeugt, dass
alles mit allem zusammenhängt.
Plato
(Bild: www.etc.usf.edu/clipart)
Die neuesten Erkenntnisse der
Quantenphysik bestätigen dies und
nach dem so genannten Bellschen
Theorem
(„Alles ist untrennbar
miteinander verbunden.“) beeinflusst der Zustand des kleinsten
Teilchens den Zustand des gesamten Universums. Diese ganzheitliche Verflechtung aller Erscheinungsformen hat für uns alle
weitreichende Folgen, bedingt
förmlich ein ganzheitliches Weltbild
und damit auch eine ganzheitliche
Astrologie.
In der ganzheitlichen Astrologie
besteht keine Divergenz zwischen
der Determiniertheit des Menschen
und seinem freien Willen. „Sowohl
als auch“ – heißt die ganzheitliche
Lösung. Der Mensch ist teilweise
vorbestimmt und teilweise frei. Die
ganzheitliche Horoskopinterpretation erlaubt es dem einzelnen, sein
vergangenes Leben zu verstehen.
Durch das Einbeziehen der persönlichen Geschichte und Kultur,
des Elternhauses, der Zeitepoche
und des Landes, in das jemand
„hinein geboren“ wird, kann ein
wesentlicher Persönlichkeitsanteil
bewusst gemacht werden. Und
durch das Aufzeigen des persönlichen Entwicklungspotentials aus
dem Horoskop wird er sich seiner
Entscheidungs- und Gestaltungsfreiheit bewusst. Dadurch wird die
Autonomie und Entscheidungsfähigkeit des Klienten gestärkt. Es
geht auch darum, die Zusammenhänge zwischen bestimmten astrologischen Konstellationen und
vergangenen, wie auch zukünftigen
Ereignissen ersichtlich zu machen.
Der verantwortungsvolle Umgang
mit der Metagnose (Rückschau)
und Prognose (Vorschau) dient
dazu, die Sichtweise des Klienten
zu erweitern und seinen Handlungsspielraum zu vergrößern. So
kann die Verantwortung für jedwede Handlung beim Klienten bleiben und er wird in seinem Gestaltungswillen bestärkt. Bei dieser
Form der Astrologie steht die Förderung der Entwicklungsfähigkeit
des Menschen zu einem freien,
selbstbewussten, eigenverantwortlichen, ethisch und moralisch hoch
stehenden Individuum im Vordergrund.
Foto © Mag. Maria Luise Mathis
Ganzheitliche Astrologie
Ganzheitliche Astrologie bedeutet
natürlich auch, dass die Horoskopinterpretation mit dem entsprechenden Einfühlungsvermögen in
die innere Welt des Klienten verläuft. Die soziale und die individuelle Wirklichkeit des Menschen
werden in Form von ganzheitlicher
Wahrnehmung berücksichtigt, indem das Horoskop in Relation zum
konkreten Leben gesetzt wird. Dies
hilft dem Menschen dabei, genau
das zu verwirklichen, was in ihm
angelegt ist und was er am besten
kann.
Dem graduierten Psychologen,
Opernsänger und Astrologen Noel
Jan Tyl, Pennsylvania, USA, ist es
mit seinem Werk „Ganzheits-Astrologie“ (Ebertin Verlag) gelungen,
einen Wandel in der Horoskopinterpretation herbei zu führen.
Noel Jan Tyl
(Bild: www.espelhodevida.blogspot.com)
Maria Luise Mathis gilt als Pionier
der ganzheitlichen Astrologie in
Österreich. In letzter Zeit werden
auch Seminare des international
anerkannten Astrologen Robert
Hand – wer kennt nicht sein Standardwerk „Das Buch der Transite“
(Hugendubel Verlag) – als „Ganzheitliche Astrologie“ angepriesen.
Fortsetzung folgt! Im letzten Teil
dieser Serie wird die vedische
Astrologie beschrieben.
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