news Newsletter des Österreichischen Astrologenverbandes 02 / 2009 Einzelpreis: € 2,50 Schiff ahoi! oeav-Tagesausflug nach Dürnstein Mag. Andrea Kahr Am Sonntag, 14. Juni 2009 um 8:00 Uhr traf sich eine illustre Runde von Astrologinnen und Astrologen des oeav samt Freunden und Familie zum Tagesausflug in die Wachau. Vom Schiffsanlegeplatz an der Wiener Reichsbrücke ging es los: Mit der MS Admiral Tegetthoff fuhren wir über Korneuburg, Tulln und Krems nach Dürnstein. Es war ein wunderschöner Sommertag, für viele schon fast zu heiß, um am Oberdeck in der Sonne zu sitzen. Nur ein paar Sonnenanbeter trauten sich mit viel Sonnencreme und Kopfbedeckung an die frische Luft. Aber auch im Restaurantbereich im Inneren des Schiffes war es sehr gemütlich – ein großer Tisch war für den oeav reserviert. Gleich zu Beginn bekamen wir von unserer oeav-Präsidentin Mag. Maria Luise Mathis eine kleine Aufgabe gestellt: Wir sollten das Ereignishoroskop der Reise interpretieren. Eine spannende Sache, passte das Horoskop doch sehr gut auf den gesamten Tag, wie sich im Nachhinein herausstellte... In Dürnstein um ca. 14:30 Uhr angekommen, machten wir uns auf zum Stift Dürnstein. Die ca. 1-stündige Führung war sehr interessant. Einen Schreckmoment gab es jedoch, als zum Schluss Foto © Ignaz Krebs-Reisner Sonntag, 14. Juni 2009 – die MS Admiral Tegetthoff ist bereit für den Ausflug. eine unserer Astrologinnen versehentlich im Kreuzgang eingesperrt wurde. Kurios war, dass ein solches Ereignis eigentlich schon im Vorhinein aus dem Ausflugshoroskop herauszulesen war: Mond in Fische im 8. Haus – jemand geht verloren... Wieder zurück am Schiff starteten wir dann mit dem von Mag. Andrea Kahr erfundenen Spiel „Astrobingo“: Es ging darum, die persönlichen Planeten in Tierkreiszeichen und den AC in einer vorgedruckten Radix einzutragen. Dann wurden von der Spielleiterin nach der Reihe aus verschiedenen „Töpfen“ (Sonne, Mond, Merkur ...) die Konstellationen gezogen (z.B. „Sonne in Stier“). Hatte man eine aufgerufene Konstellation in seinem eigenen Horoskop, durfte man diese „abhaken“. Derjenige, der als erster alle Konstellationen abgehakt hatte, rief „Bingo“. Der Hauptpreis war ein Büchergutschein im Wert von 50 Euro, 2. und 3. Preis waren ebenfalls Büchergutscheine, 4. Preis eine Flasche Wein und 5. Preis Schokolade. Das Spiel kam gut an – und die Gewinner waren glücklich. Als erste durfte die kleine Soma Gnagni, die Nichte von Karoline Plasonig, jubeln – sie gewann den Hauptpreis. Als wir um 21:00 Uhr wieder in Wien ankamen, waren wir alle müde, aber glücklich, diesen schönen Tag gemeinsam verbracht zu haben. Wir freuen uns schon auf den nächsten oeav-Ausflug! express *** express *** express *** express *** express *** express *** express Seite 3: Tibetische Astrologie Bericht über den Vortrag von Tsering Choezom, Astrologin des Dalai Lama Seite 4: Wie präzise sind Prognosen? 2. Teil der Betrachtung von astrologischen Vorhersagungen. Seite 7: Plutos Namensgeberin ist tot Wie Pluto in den Dreißigern zu seinem Namen kam. Seite 10: Zwillinge Im letzten Teil der Serie berichtet Mag. Maria Luise Mathis über astrologische Zwillinge. 2 news 02 / 2009 astro-schifffahrt Fortsetzung von Seite 1 Ein paar Eindrücke vom oeavSchiffsausflug nach Dürnstein: Foto © Ignaz Krebs-Reisner Foto © Ignaz Krebs-Reisner Foto © Ignaz Krebs-Reisner Foto © IMag. Maria Luise Mathis Foto © Ignaz Krebs-Reisner Foto © Ignaz Krebs-Reisner Foto © I.z Krebs-Reisner Foto © Mag. M. L. Mathis Foto © Ignaz Krebs-Reisner Foto © I. Krebs-Reisner Foto © I. Krebs-Reisner Foto © Ignaz Krebs-Reisner Foto © Ignaz Krebs-Reisner Foto © Ignaz Krebs-Reisner Foto © Ignaz Krebs-Reisner Foto © Ignaz Krebs-Reisner Foto © Ignaz Krebs-Reisner tibetische astrologie Die tibetische Astro-Wissenschaft Mag. Andrea Kahr Am 30. März 2009 veranstaltete das Internationale Institut für Höhere Tibetische Studien (Hüttenberg, Kärnten) einen Vortrag der tibetischen Astrologin Tsering Choezom in Wien. Sie ist SeniorAstrologin am Tibetischen Medizinund Astroinstitut Seiner Heiligkeit des Dalai Lama und vermittelt ihr umfassendes Wissen in Europa, den USA, Australien und Japan. Gastgeber in Wien war die Österreichische Astrologische Gesellschaft unter der Leitung von Brigitte Strobele. Zu Beginn erklärte Frau Choezom Allgemeines über die Bedeutung der Astrologie in der tibetischen Kultur – spielt sie doch dort eine große Rolle im täglichen Leben. Sogar bei kleinen Entscheidungen suchen die Tibeterinnen und Tibeter Astrologen auf. Wird ein Kind geboren, wird sofort ein Geburtshoroskop erstellt, kommt es ins heiratsfähige Alter, werden Hochzeitshoroskope für mögliche Paar-Kombinationen erstellt. Natürlich wird auch bei Krankheiten der Astrologe konsultiert. Das Todeshoroskop wird allerdings nur im Nachhinein analysiert, meist um der verbliebenen Familie Aufklärung zu geben. Für die Ausbildung tibetischer Astrologinnen und Astrologen ist der astronomische Teil basierend auf diversen mathematischen Berechnungen von großer Bedeutung. Dieser muss genau beherrscht werden, stehen ja nicht immer Computer zur Verfügung, die auf Knopfdruck eine Radix auswerfen. Man bezieht die 7 inneren Planeten sowie AC und DC in die Berechnungen mit ein. Die Positionen von Sonne und Mond werden sehr genau und oft, während die anderen Planeten meist nur etwa 4x pro Monat berechnet werden. Berücksichtigt werden weiters 5 Bereiche, nämlich Wind, Wasser, Feuer, Erde und Raum sowie 12 Häuser und 12 Tierkreiszeichen. Während in der westlichen Astrologie das solare System im Vordergrund steht, ist in der tibetischen Astrologie das lunare System dominierend, insbesondere, da der zunehmende Mond als wichtig für alle Aktivitäten angesehen wird. Die 5 tibetisch-astrologischen Elemente sind Holz, Wasser, Feuer, Erde und Metall. Die Tierkreiszeichen sind Maus, Ochse, Tiger, Hase, Drache, Schlange, Pferd, Schaf, Affe, Vogel, Hund und Schwein. Jedes Element regiert für 2 Jahre, jedes Tier für ein Jahr. 2008 war z.B. das Jahr der „Erde“ und der „Maus“, 2009 ist das Jahr der „Erde“ und des „Ochsen“. Weiters werden 9 magische Quadratsummen und 8 Diagramme verwendet. Es sind aber nicht immer nur reine mathematische Berechnungen ausschlaggebend: Gute tibetische Astrologen können an 3 Fingern der linken Hand die individuelle Kombination des Horoskopeigners von Element und Tier ablesen. Als Zeitpunkt der Geburt gilt in Tibet übrigens jener Zeitpunkt, bei dem die Nabelschnur abgeschnitten wird. Und ist einmal bei der Geburt keine Uhr zur Hand, wird anhand eines speziellen Holzstäbchens der Sonnenstand abgelesen, der dann die Basis für die Horoskopberechnung bildet. Bild: Folder Internationales Institut für Höhere Tibetische Studien Mathematik der Sterne news 02 / 2009 3 Generell ist in Tibet das Studium der Medizin und Astrologie miteinander verbunden („Heilkünste“) und dauert mehrere Jahre. Für die gute Betreuung seiner Kunden braucht ein guter Astrologe laut Frau Choezom „Wissen, Erfahrung und die Liebe zu den Mitmenschen“. Ein spiritueller Zugang ist für die Astrologen in Tibet unerlässlich. So spiegelt die Radix die karmische Situation wider, sie beeinflusst aber das Schicksal nicht. „25% ist Karma, 75% ist in deiner eigenen Hand“, sagt Frau Choezom. Tsering Choezom zeigt ein Tuch, auf dem die unterschiedlichen astrologischen Kombinationen zu sehen sind. (Foto © Mag. Andrea Kahr) Internationales Zürcher Symposium für Astrologie 28. / 29. November 2009 Wie soll sich unsere Zukunft gestalten – im Licht der Mundanen und Psychologischen Astrologie - Vorträge und Workshops über psychologische und mundane Astrologie und deren Forschungsmethoden. - Direkter Kontakt mit den profilierten Referenten aus dem In- und Ausland - TeilnehmerInnen werden auf Wunsch in das Geschehen mit einbezogen (Horoskope auf Folien zum Symposium mitbringen und diese bei den Workshops deuten lassen). - Prognosen sowie Synthesen zwischen Astrologie und anderen Fachgebieten werden beim Symposium eine große Bedeutung zugemessen. - Zielgruppe: Laien, Anfänger, ausgebildete Astrologen und Profis. - Vortragende: Dr. Harald Thurnher (A), Friedel Roggenbuck (GR), Dr. Christoph Schubert-Weller (D), Christoph Odendahl (D), Holger Fass (D), Verena Bachmann (CH), Henning P. Schäfer (D), Wolfhard König (D), Heidi Dohmen(CH), Rolf Baltensperger (CH), Heidi Treier (D), Margarethe Laurent-Cuntz (D). Info: Beatrice Ganz, Eierbrechtstrasse 68, CH-8053 Zürich, Tel: 0041 (0)79 642 99 68, [email protected], www.zuercher-symposium.ch 4 prognose news 02 / 2009 „Prognostische Astrologie“ Wie präzise sind Vorhersagen? 2. Teil Dr. Edith Altmann Astrologie beinhaltet den Schlüssel zu universellem Wissen und so werden wir viel an Hintergrundinformationen über Universalgenies finden, oder auch, wenn wir selber uns ständig um universelle Bildung bemühen. Astrologie weist über die sichtbare Welt hinaus, und sprengt unsere Vorstellungskraft. Demnach wären alle Ansätze Astrologie beweisen zu wollen, nichts anderes, als das Bestreben in das Mysterium des Lebens ein zu dringen, was aber immer nur zu einem Teil gelingen kann. Jedem von uns kann immer nur soviel offenbart werden, als dem Grade seiner Reife entspricht, und so werden wir immer nur einen Teil des großen 1 Ganzen erkennen . Und dass da etwas ist, was wir uns nicht vorstellen konnten, genau um das geht es im Laufe unseres Lebens, wir leben um über unsere bisherigen Grenzen hinaus zu wachsen. Das Universalgenie Johann Wolfgang von Goethe war Mitglied eines Geheimverbandes, die so genannten Freimaurer (= freie Maurer, Zirkel, Winkel und die 7 Planeten sind Freimaurersymbole, Abb. 2). Abb. 2: Symbol für die Freimaurer Geheim deshalb, weil sich durch die Verbreitung ihrer Kosmologien die katholische Kirche und der 1 Staat gefährdet fühlten. Kosmologisches Wissen gibt Macht, sonst wäre dieser Verband doch keine Gefahr gewesen? Heute können sich Freimaurer zu erkennen geben, denn die gegenwärtige Ideologie hält Kosmologien für ungefährlich (?!). Dass sich Goethe mit Kosmologien befasste, geht aus seinem literarischen Schaffen eindeutig hervor. In seinem Roman „Die Wahlverwandschaften“ werden durch die Erschaffung eines Gartens und der Gebäude die freimaurerischen Richtlinien zum zentralen Thema. Unzählige freimaurerische Anspielungen kommen darin vor, etwa die „quadratischen Steine“, als Symbol für Ordnung und Regelmäßigkeit, oder der Kalkmörtel, der als eine Art sozialer Zement zwischen den Menschen wirken solle. Abb. 4: Die Große Sphinx von Gizeh Abb. 3: Die Pyramiden Ein anderes Beispiel freimaurerischer Baukunst wäre der Wiener Stephansdom. Als Vorbild für „kosmologische Bauwerke“ gelten die Ägypter. Die Pyramiden (Abb. 3) und die große Sphinx von Gizeh sollen unter den Hauptsternen des Oriongürtels erbaut worden sein, wobei der Nil die Milchstraße darstellen sollte. Zur Tag und Nachtgleiche blickte die Sphinx auf das Sternbild des Löwen (Abb. 4), dies wäre auch eine Erklärung für ihr Aussehen: Löwenkörper mit Menschenkopf (zumindest damals, 2 denn Fixsterne wandern). Die Pyramiden von Gizeh zählten zu den sieben Weltwundern. Sie dienten nicht nur als Grabstätten der Pharaonen, sondern vor allem als steinerne Rechen – Instrumente, die klare Bezüge zur Stellung der Gestirne und zu den Maßen unseres Planeten aufweisen. Die Ägypter fanden auch, welchem Gotte, welcher Monat und welcher Tag gehört, und was jedem 2 1 Harwood Jeremy, Die Freimaurer, 2006. Foto © Dr. Edith Altmann Lange Kurt, Pyramiden, Sphinxe, Pharaonen, München 1952 Menschen nach dem Tage, an dem er geboren ist, im Leben begegnen wird. Im Schlangenbuch des Hermes Trismegistos (2./3. Jh.) gibt es einen Dialog, indem wird berichtet, dass dessen Großvater die Tempel in Ägypten erbaut habe, um in ihnen zeitlos gültiges Wissen nieder zu schreiben und um universelles Wissen über die Sintflut hin3 überzuretten. Bis heute hat sich keine Technik gefunden, die es möglich machen würde, die Pyramiden nachzubauen – der „universelle Schlüssel“ ist also doch nicht ganz überliefert? Goethe hat uns auch einen sehr schönen Gruß an die Planeten hinterlassen: Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehen, die Sonne stand zum Gruße der Planeten, bist alsobald und fort und fort gediehen nach dem Gesetz nachdem du angetreten. 3 Hornung Erik, Das esoterische Ägypten, München 1999 prognose So musst du sein, dir kannst du nicht entfliehen, so sagten schon Sybillen, so Propheten; und keine Zeit und keine Macht zerstückelt geprägte Form, die lebend sich entwickelt. Können wir unser Schicksal beeinflussen? Der Mensch ist in seinem Werdegang an die Bewegung der Gestirne gebunden; sowohl die Sterne wie das irdische Leben haben teil an der Weltseele und stehen durch das Gesetz der Analogie in gegenseitiger Beziehung. Die Geburt eines Menschen ist für das Schicksal prägend. Die körperlichen Eigenschaften, Charakterzüge sowie Lebensbedingungen, in die er geboren oder die er im Laufe seines Lebens vorfinden wird, sind astrologisch determiniert. Die gegenwärtige Astrologie meint zum Thema „Schicksal“, dass der „höhere Intellekt“ frei sei, und durch Vernunft und Weisheit die Schicksalsvoraussage eingeschränkt werden könne. Bei Menschen, die wir sehr gut kennen, kann das Verhalten in bestimmten Situationen ziemlich genau eingeschätzt und 4 somit vorhergesagt werden. Astrologie lehrt sich zu empfinden und sich als Glied eines sinnvollen Ganzen, innerhalb einer bestimmten Bahn wie die der Planeten, einzufügen. Vielleicht ist Schicksal nicht ein Verhängnis, sondern eher Fügung? Generell wird angenommen, dass freier Wille etwas ist, über das wir verfügen, aber stimmt das? Wer kann wissen, ob er das, was er tut auf Grund der Gene, der Ahnen, der Sterne …usw. tut? Wer will wissen, was vorbestimmt war und wirklich frei zustande kam? Und man sollte sich immer vor Augen führen, dass man im Leben nur das auswählen kann, was einem angeboren bzw. ermöglicht wird. Ich beobachte eher Angst vor der Freiheit – Wie verhalten sich doch die meisten Menschen, kaum geschieden, kommt schon die Frage und wann kommt der nächste? Wer sich bindet an jemand oder etwas ist nicht frei, sind wir das nicht alle irgendwo? Astrologie kann uns keinen freien Willen ver4 5 Volmer Ulrike, Hover Detlev (Hrg.), Astrologie und Prognose, Tübingen 2001 schaffen, aber sie kann uns die innere Realität einer Situation klarer vor Augen führen. Artur Schopenhauer meint: „Der Mensch könne tun, was er will, aber er könne nicht wollen, was er will.“ Wie eng Astrologie mit alchemistischen Prozessen verbunden ist, lehren zahlreiche Bilder symbolischer Art. Die Astrologie sagt dem Alchemisten, zu welchem Zeitpunkt der Prozess zu beginnen hat und belehrt über die Eigenschaft der zu verwendenden Materialien und deren Kombinationsmöglichkeiten. Astrologie, Alchemie und Magie sind Geheimlehren: Astrologie = Naturlehre, der Einbezug des Menschen in die Gesamtheit des Kosmos Alchemie = Evolutionslehre, die Verwandlung des Niedrigen in das Höhere Magie = Ethik, die Lehre von der Lenkung der Kräfte. Betrachten wir die Darstellung eines Hermaphroditus (Abb. 5) von Jamsthaler, aus Viatorium spagyricum, 1625. Abb. 5. Hermaphrodit Unten sehen wir eine Erdkugel, sie symbolisiert den irdischen Bereich, dort soll ein alchemistischer Prozess stattfinden. Die Flügel seitlich bedeuten, dass das Problem mittels Merkur zu lösen ist (Flügelschuhe). „43“, die „4“ als Hinweis auf die Quadratur im Tierkreis, die „3“ auf die Trigone und die gestrichelten Linien ergeben die Oppositionen. Der Drache liegt auf der Erdkugel, er ist das Geheimsymbol der Alchemie, der Sieger und Bezwinger. Auf dem Rücken des Drachen steht Hermaphroditus, eine Figur mit zwei Köpfen, eine weibliche Seite (Mond), eine männliche Seite (Sonne) und in der Mitte ein Stern mit dem Symbol des Merkur, was heißt, dass nur mittels seiner Hilfe es erreicht werden könne. Am Brustschild der Figur lesen wir news 02 / 2009 5 „REBIS“, „Re“, vom lateinischen „res“, das Ding, die Sache; „BIS“ heißt zwei, zweifach, zweigeschlechtlich, das doppelte Ding, aus denen sich die Substanz zusammensetzt. In der linken Hand wird ein Winkelmaß (= Genauigkeit) und in der rechten Hand ein Zirkel (= Ordnung) gehalten. In den Sternen seitlich sind Planetensymbole eingetragen: Venus und Mars, Saturn und Jupiter. Vor dem Rationalismus gab es eine ganz andere Fächeraufteilung an den Universitäten, so dass ein Mediziner oder Musiker den Einfluss der Planeten mindestens als Wahlfach studieren musste. Die 4 Fachbereiche an den Universitäten bis zur Renaissance (Blütezeit der Astrologie) waren: Philosophie – Jurisprudenz – Medizin – Theologie, „4“ die Zahl als Symbol für Himmelsrichtungen, Kardinaltugenden, Körpersäfte .. „7“ „septem artes liberales“, d.h. „die 7 freien Künste“: 7 Planeten, 7 Tage, 7 Tonstufen … „4“ Quadrivium: Geometrie – Astronomie – Arithmetik – Musik, z. B. Hauptphasen des Mondes, Jahreszeiten … „3“ Trivium: Rhetorik – Grammatik – Dialektik eingeteilt, z. B. Trinität, Auge Gottes Der „Liber Hermetis“ (2./3. Jh.) war ein wichtiger Lehrtext, der bis zur Renaissance unter Gelehrten, studiert wurde. Die hermetischen Lehren sind beeinflusst von der jüdischen Schule des Philon von Alexandrien, platonischer Philosophie, ägyptischer Kosmologie und Seelenlehre. In einem Fragment heißt es: „…Horchet in euch selbst und blickt in die Unendlichkeit des Raumes und der Zeit. Von da erklingt der Gesang der Sterne, die Sprache der Zahlen, die Harmonie der Sphären. Jede Sonne ist ein Gedanke Gottes und jeder Planet eine Form dieses Gedankens. Um die Erkenntnis des göttlichen Gedankens zu erlangen, oh Seelen, steigt ihr mühsam hinab und herauf, den Weg der sieben Planeten und ihrer sieben Himmel. Was tun die Sterne? Was sagen die Zahlen? Was offenbaren die Sphären? Sie sagen – sie singen – sie offen5 baren euer Schicksal! 5 Mertz Bernd A., Also sprachen für die Astrologie, Zitate berühmter Persönlichkeiten, Wettswil 1995, S. 10 6 news 02 / 2009 garten & astrologie Garten und Astrologie Krebs – Löwe – Jungfrau DI Isabella Burtscher-Pap Krebs und der Einfühlsamkeit Garten Löwe und Entfaltung der Garten der der Was zeichnet einen Garten der Einfühlsamkeit aus? Auf jeden Fall Wasserstellen, ergänzt mit pflanzlichen „Weichzeichnern“ wie Reit-, Woll- und Federgräsern, die Besucher des Gartens verträumt stimmen. Wie wäre es mit einem malerischen Pavillon, der auf einer Insel im Seerosenteich „schwimmt“ – geeignet als Rückzugsort, um sich Kulissen für eine Hochzeit im Garten herbei zu phantasieren; oder mit einem mondgestaltigen Sitzplatz in Weiß und Silber, der als Ort zum Erzählen von Märchen von Generation zu Generation einlädt? Einfühlsamkeit bedeutet bedingungsloses Einlassen auf die Erzählungen des Gegenübers und auf jene Geborgenheit im Krebs-Garten (Foto © DI Isabella Burtscher-Pap) Geschichten, die aus den Tiefen der eigenen Seele kommen – auch im Garten ist Bedingungslosigkeit und Hingabe im Gedeihen an jeder Ecke anzutreffen. Dieser Blütenüberfluss im Juli, diese berauschenden Düfte, die romantisch stimmen; wie eben Krebsmenschen. Was will der Krebs? Er will ein geborgenes Nest für Familie und Freunde schaffen, um sie (und sich selbst) vor Angstmachendem zu schützen. Seine Quelle ist die Heimat und sein instinktsicheres Gefühl. Was ist die Absicht dieses Themas? Mit Einfühlsamkeit kann man augenblicksbezogen das Gemüt und die Stimmung eines Menschen, Tages, Raumes wahrnehmen. Zu poetisch? Nun, es fruchten im Sinne dieses Krebszeichens große Werke und Worte wie jene von Rilke, der sich sogar wünscht, hinein zu treten in eine „Welt, die monden ist“... Was zeichnet einen Garten der Entfaltung aus? Es ist ein Ort, an dem Talente der Welt präsentiert werden können; geeignet ist etwa ein zentraler Stadtplatz mit großen gelbund goldschimmernden Natur-Pflastersteinen, an dem mobile Pflanztröge, mit Palmen bepflanzt, eine Stern- oder Strahlenform markieren; wo sich Liebespaare und die „Who is Who-Gesellschaft“ flanierend in der Öffentlichkeit zeigen. Wie wäre es im Privatgarten mit einem halbrunden Amphietheaterchen, um an Sommerabenden Rollen für das beginnende Schul- und Studienjahr zu probieren; umrahmt von einem „Hofstaat“ an Odermenig, Rittersporn und Nachtkerzen? Piazza del Campo in Siena (Bildquelle: Internet) Entfaltung heißt großzügige Gestaltung mit den eigenen Möglichkeiten und sich damit in den Mittelpunkt stellen – auch im Garten ist Großzügigkeit im Verteilen der Gaben, Farben, Früchte zu sehen; wie es eben Löwemenschen gern tun. Was will der Löwe? Er will mit seiner mitreißenden Freude anstecken, voll einen Augenblick, eine Pose auskosten. Was ist die Absicht dieses Themas? Mit Entfaltung kann man erfolgsgewiss der schöpferischen Intelligenz Ausdruck verleihen und körperliche Schönheit im Selbst und im Umfeld entdecken. Zu herkulesartig? Was entfaltet ist, wird zu einem der kostbarsten Besitztümer und zugleich zu einer verwundbaren Stelle. Doch wo man verwundbar ist, wird man offen für die Menschen und reagiert sensibel, wenn SIE ihre Verwundbarkeit preisgeben. Jungfrau und der Garten der Emsigkeit Was zeichnet einen Garten der Foto © DI Isabella Burtscher-Pap Emsigkeit aus? Es ist ein Ort, an dem Nützliches von Unnützem unterschieden wird; geeignet ist ein überschaubarer Gartenfleck, etwa in geometrischer Form, in dem ein kleines Nutztiergehege ebenso Platz findet wie ein Acker zum Anbau von Gemüse und (Tier-)Futter; wo Kinder aus der Stadt den Beitrag der Tiere an unserem Komfortleben, pädagogisch wertvoll aufbereitet, erleben. Es könnten Heilkräuter gezogen werden, die zu prophylaktischer Anwendung dienen und vor dem Haus wird alles mit perfektem Verhandlungsgeschick verkauft. Wie wäre es mit der Kreation einer neuen KräuterMedizinmarke mit einem Heidekraut-Logo? Heidekraut: eine JungfrauPflanze (Bildquelle: Internet) Emsigkeit bedeutet, Organismen ausreichend zu betreuen und zu schützen – auch im Garten belohnt der detailhafte Schutz jedes Organismus den fleißigen Gärtner und gibt ihm im Gegenzug stets das Optimum preis; wie es eben Jungfraumenschen tun. Was will die Jungfrau? Sie will mit praktischem Engagement zufriedenstellende, nachweisbare Ergebnisse liefern. Was ist die Absicht dieses Themas? Mit Emsigkeit kann man sicher Chaos bekämpfen, könnte dabei jedoch den großen Wurf „übersehen“. Zu farblos? Wer emsig und detailhaft handelt, hat vielleicht eine magische Scheu, in jedem Fall jedoch ein wirklichkeitsnahes Kalkül zum Begleiter. Wissend, dass man auf dem Weg von der Wurzel bis zur Spitze der Welt einen Dienst erweisen kann. pluto news 02 / 2009 7 Plutos Namensgeberin ist tot Eine Geschichte zum Zwergplaneten Mag. Andrea Kahr Vor 79 Jahren hat ein kleines elfjähriges Mädchen Pluto seinen Namen gegeben. Nun ist die Engländerin Venetia Phair verstorben. Was bleibt, ist Plutos Name – den Planetenstatus hat er längst verloren, welch Ironie der Geschichte. Wie kam es zur Namensgebung? Am 14. März 1930 frühstückte Venetia Burney mit ihrem Großvater. Der Bibliothekar im Ruhestand las gerade in der „Times" über die Entdeckung des neuen Planeten, der aber noch ohne Namen war. Venetia war schon in ihrem Alter von Astronomie und griechischer Mythologie fasziniert und sagte: „Warum nennen wir ihn nicht Pluto?" Ihr Großvater gab den Vorschlag an den Astronomen Herbert Hall Turner von der Oxford University weiter, der gerade ein Treffen der Royal Astronomical Society besuchte, auf dem potentielle Namen für den neuen Planeten diskutiert wurden. Der Rest ist Geschichte: Am 1. Mai 1930 wurde „Pluto“ als Name offiziell bekannt gegeben. Im Mai 2009 ist Venetia Phair (so hieß sie seit ihrer Hoch- zeit im Jahr 1947), im hohen Alter von 90 Jahren in ihrem Haus in Epsom südlich von London gestorben. Ihre Begeisterung für die Naturwissenschaften war über ihr ganzes Leben bestimmend: Sie studierte Mathematik an der University of Cambridge und arbeitete dann als Lehrerin für Mathematik und Wirtschaft, bis sie in den achtziger Jahren pensioniert wurde. Phair musste dann im Jahr 2006 miterleben, wie Pluto der Planetenstatus aberkannt wurde. Die International Astronomical Union (IAU) hatte eine neue Planetendefinition beschlossen. Seitdem gibt es nur noch acht Planeten in unserem Sonnensystem – und nicht zwölf, wie viele vor der Abstimmung im August 2006 erwartet hatten. Pluto wurde zum Verhängnis, dass er seine Nachbarschaft nicht wie gefordert von anderem kosmischen Material frei geräumt hat. Der BBC sagte Phair später, dass sie es gern gesehen hätte, wenn Pluto seinen Planetenstatus behalten hätte. Die hitzige Debatte aber habe sie weitgehend kalt gelassen. Gegen den Beschluss der IAU bildete sich bald Widerstand – allerdings vergeblich. Venetia Burney (Bild: www.ias.as) Die Diskussion um Pluto war damit jedoch noch nicht vorbei: Seit 2008 ist er das Vorbild für die neue Himmelskörper-Klasse „Plutoiden“. Kampagne gegen die Aberkennung des Planetenstatus (Bild: Screenshot saveplanetpluto.org) Planetenstatus oder nicht: Für uns Astrologen verkörpert Pluto ein wichtiges Prinzip, dem kein anderer Planet Ausdruck verleihen kann. Pluto bleibt daher weiterhin ein wichtiger Bestandteil bei der Interpretation von Horoskopen. oeav beim Family-Day Clyde Tombaugh, der Entdecker Plutos (Fotoquelle: www.spiegel.de) Zielpunkt- Am 7. Juni 2009 lud Zielpunkt alle MitarbeiterInnen Österreichs in die „Pyramide“ in Vösendorf zu ein: einem Riesenspektakel Neben Ständen mit gratis Verköstigung und Produktproben war eine große Showbühne aufgebaut, auf der Künstler – u.a. die EAV – auftraten. Als besonderes Service bot Zielpunkt seiner Belegschaft an, bei vier Tischen des oeav gratis Kurzhoroskope erstellen und besprechen zu lassen. Andrang und Interesse waren sehr groß, das Feedback positiv. Wir hoffen, mit Aktionen wie dieser weiterhin der professionell ausgeführten Astrologie zu einem besseren Image in der Öffentlichkeit zu verhelfen. 8 news 02 / 2009 wissenschaftliche betrachtung Fortsetzung 3. Teil Volker H. Schendel Astrologie kann mit mindestens ebenso großer Berechtigung gelten wie andere Beschreibungen der Wirklichkeit. Zurzeit will die Gesellschaft dem Astrologen als Vertreter einer offiziell überholten, primitiven Wissensform (eines Relikts aus „finsterer Urzeit") keinen Status, keine wirkliche Anerkennung zubilligen. Doch zur astrologischen Tätigkeit gehört es mit Notwendigkeit dazu, auch Außenseiter, Waldschrat oder vielleicht sogar Kräuterhexe, nomadisierende Zigeunerin zu sein – gerade in solch materialistischer, atheistischer Epoche. Der Astrologe muss Einzelgänger, statuslos sein, damit seine Kanäle zum Transzendenten, Überpersönlichen geöffnet bleiben, seine Verbindung zu den Symbolen, zu Bedeutung und Sinn bestehen bleibt. Er ist „Sprachrohr der Götter", ein Übersetzer, Mittler zwischen Himmel und Erde. Wenn er sich verweltlicht, materiellen Werten und Versuchungen erliegt, „reißt" sein „Draht nach oben", gehen ihm seine Fähigkeiten abhanden. Es ist sogar von enormem Vorteil, außerhalb der Gesellschaft zu stehen, d.h. nicht abhängig zu sein, sich gerade nicht einbinden, geistig normieren, maßregeln oder korrumpieren zu lassen – auch nicht von der eigenen Herde / der Bezugsgruppe, dem astrologischen Berufsstand. Denn wer etwas zu verlieren hat, und sei es nur seinen guten Ruf, ist nicht mehr frei die Wahrheit zu sagen. Die klassisch naturwissenschaftliche, polarisierende Sicht greift nicht bei der viel älteren Astrologie. Begriffe wie Theorie und Empirie werden ihr nicht gerecht. Als eigenständige Kosmologie entzieht die Astrologie sich fremden Schemata bzw. Kategorisierungen. Sie ist sowohl subjektiv wie objektiv, theoretische Aussagen sind in ihr mit empirischen Beobachtungen verwoben. Sie ist weder das eine noch das andere, steht als Wissensgebiet vielmehr jenseits dieser Trennung. Sie ist umfänglicher, ganzheitlicher, eingebettet in ihren eigenen weltanschaulichen Kontext. Astrologie existierte schon lange vor der abendländischen Geistesspaltung, sie ist archaischer – und in gewissem Sinne auch moderner. Von der Gesellschaft und den Medien wird verkannt, dass heute viele nicht „noch", sondern „wieder" an die Astrologie glauben. Astrologie muss kein „primitiver Kinderglaube" – an finstere, verflossene Gottheiten - sein, sondern ist auch zu sehen als eine bewusste, durch Krisen gereifte Überzeugung des Eingeordnetseins in größere Sinnzusammenhänge. Die neuerliche Hinwendung zur Astrologie ist Teil einer spirituellen Bewegung, die sich individuell wie kollektiv gegen Sinnlosigkeit, Atheismus und Materialismus wendet. Das wiedererwachte Interesse an der Astrologie ist auch ein Ergebnis der generellen gesellschaftlichen Psychologisierung, d.h. des verstärkten individuellen wie kollektiven Prozesses der Selbstbeobachtung, -kritik und infragestellung, der zunehmenden Selbstbewusstwerdung. Das Phänomen zeigt Parallelen zur naturnahen Lebensweise, welche heute nicht mehr instinktiv, sondern bewusst, begründet erfolgt: angesichts der zu befürchtenden ökologischen Katastrophe begreift man sich wieder als integralen Teil des Ganzen. Aus wissenschaftstheoretischer Sicht besitzt Astrologie einerseits eine empirische Grundlage, nämlich die konkreten Beobachtungen, Erfahrungen mit den Auswirkungen von Konstellationen; andererseits verfügt sie auch über eine theoretische Verankerung – vor allem über die Überlieferungen, was eine Konstellation abstrakt, als Idee, Bild bedeutet. Astrologische Erkenntnis umfasst gewissermaßen beide Ebenen, Theorie wie Empirie. Bildquelle: www.dav-astrologie.de Astrologie – Königin der Wissenschaften oder Schmuddelkind der Gesellschaft? Die urtypischen Bilder, Symbole lenken als geistige Kategorien die Wahrnehmung, sie dienen uns als Begriffsstrukturen zur Einordnung und Bewertung konkreter Gegebenheiten – etwa in dem Sinne, wie Plato vom „Wissen als Wiedererinnern" sprach oder Rudolf Steiner von seiner Geisteswissenschaft als dem „Wiederfinden geistiger Inhalte in der physischen Welt". Astrologisches Erkennen ist sowohl deduktiv, theoriegeleitet, als auch induktiv, aus Beobachtungen schließend. Der Erkenntnisprozess bewegt sich von beiden Polen zugleich vorwärts bzw. nähert sich im Nacheinander, Wechsel dieser Ebenen allmählich der Wahrheit an. In der Astrologie spielen die offiziell verpönten Erkenntniswege der Medialität, Evidenz oder Intuition eine zentrale Rolle. Wer diese Erkenntniswege von vornherein in der Bereich des Vor- oder Unwissenschaftlichen verweist, verschließt sich wesentlichen Quellen. Denn diese Methoden müssen keine mystischen Erscheinungen, keine unerklärlichen, „übernatürlichen" Vorgänge bleiben. Sie sind der bewussten Analyse, näheren Untersuchung und Erforschung durchaus zugänglich; sie sind weiter differenzier- und spezifizierbar, geisteswissenschaftlich ausbaufähig. Die sogenannten dunklen, okkulten, Pfade des Wissens sollen und müssen vom Licht des Bewusstseins durchdrungen, allgemeiner zugänglich, verständlicher werden. Die naturwissenschaftliche Haltung des Prüfens, Hinterfragens, der Kritik und Selbstkritik ist zeitgemäß, für uns heute richtig und notwendig. Zusammen mit der Entwicklung des Ichs, der Individualisierung, ist sie in der wissenschaftliche betrachtung psychologischen und kulturellen Evolution die wichtigste Errungenschaft der vergangenen Jahrhunderte. Diese kritische Haltung überwand die mittelalterliche Naivität, die romantische Schwärmerei, unsere Gefangenschaft im Mythos, unser blauäugiges „Nur-Glauben". Doch sollten Form und Inhalt nicht verwechselt, das Kind nicht mit dem Bade ausgeschüttet werden. Naturwissenschaftliche Denkmethodik ist nicht gleichbedeutend mit einem halsstarrigen, materialistischen Leugnen der Existenz geistiger Welten – sondern ließe sich gerade auch auf so genanntes Mystisches oder Archaisches anwenden. Die Methoden des Beschreibens, Vergleichens, Zergliederns und Abstrahierens könnten die „geheimnisvollen Gegenstände und Gestalten" der geistigen Welt genauer und klarer fassen. Als moderne Geisteswissenschaft hätte die Astrologie jedoch zuvorderst ihre größtenteils unbewussten Voraussetzungen zu klären. Sie hätte sich ihrer historischen wie inhaltlichen Verwurzelung im Magischen und Medialen bewusst zu werden, sie müsste ihre okkulte Vergangenheit, ihr archaisches, mystisches Erbe und Wesen annehmen. Täuschung und Selbsttäuschung lassen sich auf diesem Gebiet nicht vermeiden, doch dies ist bei den angeblich „objektiven" Wissenschaften nicht anders. Auch Intuition, Medialität und Evidenz sind gangbare Erkenntniswege, ja, eigentlich sogar näher dran an den im Unbewussten verankerten Urbildern, dabei nicht ohne regelhafte Voraussetzungen, Bedingungen, derlei Methoden bedürften jedoch der kritischrationalen Kontrolle. Jede Geisteswissenschaft setzt die Existenz von abstrakten, ideellen Gegenständen voraus. Die in der Astrologie so zentrale Methode des Analogieschlusses verweist auf noch höhere, transzendente Wirkebenen und Prinzipien. Von diesem Jenseitigen, Übersinnlichen bzw. Überirdischen kann die Himmelsschrift nicht sinnentstellend isoliert oder abgekoppelt werden. Astrologie ist älter als die Spaltung in Subjekt und Objekt bzw. Theorie und Empirie, älter, d.h. dem ursprünglichen Zustand der Einheit näher als künstlich trennende Logik. Historisch war die Sternenkunde immer eingebettet in einen metaphysischen Zusammenhang, kurz: eine religiöse Kosmologie. Dort liegen ihre Wurzeln, findet sich ihre Identität. Auch heute ergänzen sich Astrologie und Glaube. Konzepte wie Vorsehung, Karma, und die Sternenweisheit passen nahtlos ineinander. Der Astrologe war von altersher ein „Sprachrohr der Götter", ein Mittler zwischen den Welten. Anstatt blind drauflos zu forschen, nach Beweisen zu suchen bzw. reihenweise Statistiken zu produzieren, wäre zuvorderst die erkenntnistheoretische Basis zu sichten bzw. Grundlagenforschung zu betreiben. news 02 / 2009 9 schaftstheoretischen urteilt werden. Mitteln be- Die Astrologiewissenschaft wird also vor eine der ältesten Fragen in der Erkenntnistheorie gestellt: Wie können wir mit ausreichender Sicherheit angeben, wann allgemeine astrologiewissenschaftliche Sätze, die den Gültigkeitsanspruch erheben, als begründet anzusehen sind? Dabei geht es nicht darum, aus der Astrologiewissenschaft eine wissenschaftstheoretische Disziplin zu machen. Was Astrologiewissenschaft anzustreben hat, ist, wie sich das Gesagte begründen lässt gegebenenfalls mittels des Argumentationsmusters der Evidenz. In der Erkenntnistheorie bezeichnet Evidenz eine Einsicht, die nicht methodologisch vermittelt wurde. Mit der Idee der Wissenschaft verbindet sich die Idee der Rationalität, und zwar der unteilbaren Rationalität, die keine Privilegien für einzelne, fachspezifische Wissenschaften kennt und so die ungeteilte Wissenschaftskultur hervorbringt. Warum wird in der Wissenschaft überhaupt bewiesen? Die Verbindung zwischen Wissenschaft, Tatsache und Beweis gilt als selbstverständlich. Wir beweisen unsere Behauptungen, weil sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts in den Naturwissenschaften das Ideal und das Ethos der aperspektivischen Objektivität durchgesetzt hat. Mit anderen Worten, es hat sich die Vermutung behauptet, dass ein glaubwürdiger Beweis von allen Absichten des Menschen frei sein müsse. In der Astrologiewissenschaft lässt sich aber auf diese Weise nichts beweisen. Die Astrologiewissenschaft zählt vielmehr zu den anthropologisch-empirischen Wissenschaften, die als Beweismethode die unvollständige Induktion anwenden. Man ist dabei darauf angewiesen, mit endlich vielen singulären Tatsachen zu kalkulieren, die sich aufgrund dessen nicht in eine Verallgemeinerung überführen lassen, sondern nur auf eine empirische Hypothese. Diese muss ihrerseits wieder mit wissen- Symbolik zur Erkenntnistheorie (Bild: www.wikipedia.de) Man unterscheidet in der Regel zwischen der objektiven und der subjektiven Form von Evidenz. Die subjektive Evidenz ist typisch für mystische Erkenntnisund Rationalitätstypen und heißt ungefähr so viel wie das unmittelbare Sehen des Wahren und Wirklichen. Beweisen läßt sich mit Evidenz nichts, mit Ausnahme dessen, dass die Tatsachen da sind. Der letzte Teil dieser Serie folgt in den nächsten oeav-news! Nachruf: Werner Mraz Am Ostersonntag 2009 verstarb Werner Mraz im 69. Lebensjahr nach langer Krankheit. Den meisten von uns war er bekannt als Entwickler des hervorragenden Astrologieprogramms „Vienna*Star“. Unser Mitgefühl gilt allen, die seinem Herzen nahe waren. Susanne Cerncic, im Namen der Mitglieder des oeav. 10 spezialthema news 02 / 2009 Zwillinge Die astrologische Interpretation von Mehrlingsgeburten 5. Teil: Astrologische Zwillinge Mag. Maria Luise Mathis Als letztes Beispiel will ich ihnen noch „Astrologische Zwillinge“ vorstellen. Die Horoskope sind fast ident, die beiden Personen haben aber nichts miteinander zu tun. Sie kennen einander gar nicht. In diesem Falle kann man die Combin-Methode nicht anwenden. Aber durch das gleiche Horoskop stellt sich die Frage, ob ihr Schicksal Ähnlichkeiten aufweist? Meine Untersuchungen haben erstaunliche Parallelitäten ergeben. stellungen ihres Chefs zu erfüllen, erntete aber sehr oft Kritik, Merkur Quadrat Saturn. Ihre subjektive Sichtweise, Merkur in Konjunktion mit Sonne in Skorpion, führt einerseits zu ständigen Machtkämpfen, andererseits zu einer totalen Verunsicherung der eigenen Person, Sonne Konjunktion Neptun. Die ungelöste Vaterproblematik, Sonne Konjunktion Neptun-Quadrat Saturn, drückt sich aber nicht nur in der Arbeit, sondern auch auf der gesundheitlichen Ebene aus, schließlich steht Saturn in 6. Da die Sonne aber durch zwei Sextile von Pluto und Uranus aus dem 1. Haus unterstützt wird, besitzt sie eine erstaunliche Regenerationskraft und neigt dazu, Probleme auf drastische Weise, aber vor allem durch Veränderungen zu lösen. Eine meiner Schülerinnen, Susanne, entdeckte im Internet ihre astrologische Zwillingsschwester, die noch dazu eine Berühmtheit war. Neugierig verfolgte sie den Lebenslauf der „Zwillingsschwester“ und stellte mit Schrecken fest, dass diese schon verstorben ist. Ich konnte sie beruhigen, indem ich den kleinen, aber wesentlichen Unterschied herausarbeitete, den ich ihnen hier vorführen möchte. als autoaggressive Krankheiten ihren Ausdruck finden. Der Herrscher des 10. Hauses, Venus, steht ebenso im 4. Haus, die berufliche Verwirklichung könnte mit der Mutter in Zusammenhang stehen und auf künstlerische Art und Weise ausgedrückt werden. Als sie durch einen Konflikt im Arbeitsbereich längere Zeit arbeitslos war, erinnerte sie sich daran, dass sie schon als Kind auf der Bühne gestanden ist. Sie reanimierte sozusagen ihr schauspielerisches und künstlerisches Talent und begann vorerst auf Laienbühnen auf zu treten. Mittlerweile kann sie schon einige Engagegements aufweisen. Die im Internet gefundene Zwillingsschwester heißt Lena Zavaroni, und ist am selben Tag (um 0:45h) aber in Schottland geboren. Ihr AC liegt auf 2°32 in Jungfrau und der MC auf 21° Stier. Wir sehen, die Achsen sind nur um 1 Grad verschoben, aber dadurch kommen Mars Quadrat AC und Saturn Quadrat MC in Achsenbindung! Lena Zavaroni, die schottische Entertainerin, ist ebenso eine Perfektionistin. Die Betonung des dritten Hauses zeigt auch den Drang zur Selbstdarstellung. Der Vater spielte Gitarre und die Mutter sang dazu, so lag es nahe, dass Der Mond in Zwillinge im 10. Haus betont nochmals die ehrgeizige Veranlagung und auch ihr sprachliches Talent. Der Mond wird unterstützt durch Jupiter und Saturn, d.h. es gelingt ihr sehr gut, ihre ehrgeizigen Pläne, ans Licht zu kommen, umzusetzen. Andererseits ist dieser Mond auch eingespannt in ein geschlossenes Quadrat zwischen Uranus, Pluto, Mars und Chiron. Eine dominante Mutter erzeugt Aggressionen, die aber – Mars im 4. Haus – eher nach innen gerichtet werden und Der AC liegt auf 1°00 in Jungfrau, der MC auf 22°55 in Stier. Sie ist dem AC in Jungfrau entsprechend eine fleißige, leistungsorientierte Persönlichkeit, mit einem leichten Hang zur Perfektion. Als Sekretärin, Merkur, Herrscher des 1. Hauses in 3 in Skorpion, bemühte sie sich sehr, die VorMC MC B C ) k R 55 51 13° 11° k f ) 21° 15° R R 09 b D A 22° 14° 07 40 13° A b D B C 11° 9 1 3 36 4 16° g 02 27° 09 E j 02° 37 09° 15 13° 44 5 3 36 4 l 09 14 I H IC Erstellt mit Astroplus, © 2000-2008 by Astrocontact, Linz Radix Susanne: 4.11.1963 um 0:27h MEZ in Pfaffstätten, Österreich G oR cai n de 6 16° 27° 13° 49 13 02 41 10° 06 10° 15°22°28°06° 1 2 10° 23 7 50 J G 09 h AC 5 F 44 ( 6 2 m R 8 g DC K F 15 9 12 l 13° 52 13 06 43 10° 06 10° 15° 28°06° 22° oR cai n e d H 09° 13° K j 04 10 11 DC I h AC 01° 10° 23 7 J ( m R 8 11 L 10 11 L E 11 12 f R 09 IC Erstellt mit Astroplus, © 2000-2008 by Astrocontact, Linz Radix Lena Zavaroni: 4.11.1963 um 0:45h GMT in Rothesay, Schottland spezialthema sie ebenso ihre Stimme erprobte. Ihr Talent wurde schon im Kindesalter entdeckt und mit dem Song, „Ma, he is making eyes at me“, gewann sie mehrere Musikwettbewerbe und landete in den Charts auf den vordersten Rängen. Mit Mond in 10 wurde sie praktisch über Nacht berühmt, das Wunderkind wurde im Alter von 11 Jahren nach Los Angeles eingeladen, um gemeinsam mit Frank Sinatra und Liza Minnelli aufzutreten. Mit 15 Jahren wirkte sie in einer Fernsehreihe, „Lena Zavaroni und ihre Musik“, mit. Auch in diesem Horoskop sind beide Lichter, wie oben beschrieben, nicht nur positiv aspektiert, sondern auch durch Spannungsaspekte schwer verletzt. Je größer der Erfolg wurde, umso mehr geriet sie unter seelischen Druck, Saturn bestrahlt auch den MC, den Punkt des Erfolges, im Quadrat. Als sie bei einem Auftritt feststellen musste, dass ihr die kindlichen Roben, in denen sie ja so erfolgreich war, nicht mehr passten, weil sie sich langsam vom news 02 / 2009 11 Mädchen zur Frau entwickelte, begann sie schon im Alter von 13 Jahren an Magersucht zu leiden. Sie erlag ihrer Krankheit nach einem mehr als 20 Jahre dauernden Kampf. das Quadrat zu Sonne und regressivem Mars geschwächt und der regressive MC auf 16 Grad Widder berührt erneut Saturn, der schon in der Radix den MC durch ein Quadrat verletzt. Sie sehen, dass nicht nur beide Lichter verletzt sind, sondern auch beide Achsen mit den Planeten Mars und Saturn in Berührung gekommen sind. Betrachten wir die Sekundärdirektion, das Regressiv, von Lena am Tag ihres Todes, dem 15.10.1999. Die Sonne, das Zeichen der Vitalität, und Merkur, der Herrscher des 1. Hauses, der den Körper symbolisiert, ist durch den regressiven Mars in Konjunktion angegriffen. Der regressive Mond, der in diesem Horoskop Hyleg – den Lebensspender – verkörpert, ist über Saturn im 6.Haus gelaufen und wird ebenso durch den regressiven Mars verletzt. Diese Konstellationen finden wir dann auch im Horoskop von Susanne. Die folgenden Aspekte sind aber nur mit diesen Achsen angezeigt. Die regressive Sonne, Herrscher von 12, bestrahlt den MC im Eineinhalbquadrat. Der regressive AC ist auf 10 Grad Löwe und durch 11 Bilden wir die Sekundärdirektion, das Regressiv, von Susanne für den gleichen Ereignistag, so sehen wir auch hier die Sonne und den regressiven Mond durch Mars schwer verletzt. Die regressive Sonne, Herrscher von 12, bildet aber keinen gradgenauen Aspekt zum MC. Ihr regressiver AC befindet sich auf 7 Grad Löwe und der MC auf 19 Grad Widder, sind also nicht gleichzeitig verletzt wie im Horoskop von Lena. Susanne litt zu dieser Zeit an schweren Depressionen und auch körperlichen Leiden, konnte diese aber überwinden und erfreut sich heute bester Gesundheit. 10 11 B C 10 15° 21° 09 ( 11° 2 g 04 h 09° 15 j 13° 44 23 10° 8 7 6 2 36 5 3 16° 4 g 02 27° 09 09 a 6 m R 8 1 3 05° 10 10 e R 10°09 oR cai n de 17° g16° b l 13° 49 13 02 41 10° 06 10° 15° 28°06° 22° oR I H G 7 52 ( 01° 10°52 J e R oR cai n de oR 6 17° 10 11° 11° 4 18 g16° b l 13° 52 13 06 43 10° 06 10° 15° 28°06° 22° f 9 12 G 16° F 36 4 K 14 E E 5 3 10 11 8 H 10° 6 2 27° 13 11° I 15 44 09 a 09 K 09° j 13° 23 7 1 m R 8 50 05° 13° ( 9 R L 9 12 37 L 10 h 3 51 11 1 ( 02° F f 06° 55 11 11 2 k 20 R ) 22° 14° R 01 18° ) J 10° 1 b D 9 07 40 13° 17 12 A b kR ) A D ) B C 03 16° 12 5 Erstellt mit Astroplus, © 2000-2008 by Astrocontact, Linz Lena Zavaroni: Regressiv vom 15.10.1999 4 16 5 Erstellt mit Astroplus, © 2000-2008 by Astrocontact, Linz Susanne: Regressiv vom 15.10.1999 Impressum: News des Österreichischen Astrologenverbandes, Erscheinungszeitraum: vierteljährlich Herausgeber und Verleger: Österreichischer Astrologenverband, vertreten durch Mag. Maria Luise Mathis und Mag. Gabriela Steiner; eingetragener gemeinnütziger Verein, ZVR 301914806 2344 Maria Enzersdorf, Riemerschmiedgasse 5a/4, Tel.: +43 (0)676 930 41 35 Mail: [email protected] Website: www.astrologenverband.at Chefredaktion: Mag. Andrea Kahr Layout: Mag. Andrea Kahr Autoren: Dr. Edith Altmann, DI Isabella Burtscher-Pap, Susanne Cerncic, Mag. Andrea Kahr, Mag. Maria Luise Mathis, Volker H. Schendel Die Artikel und Berichte sind persönliche Sichtweisen und Erfahrungswerte und liegen im Verantwortungsbereich des jeweiligen Autors. Die jeweiligen Quellen wurden bei den Fotos vermerkt. Sollten sich Personen in ihrem Urheberrecht verletzt sehen, bitten wir um Kontaktaufnahme unter [email protected]. 52 7 12 news 02 / 2009 serie Die Richtungen der Astrologie Mag. Maria Luise Mathis Ganzheitliche Astrologie ist ein modernes und zeitgemäßes Konzept der Horoskopinterpretation, das vor allem der Persönlichkeitsentwicklung dient. Der Begriff „ganzheitlich“ bedeutet alles umfassend, nichts ausschließend. Ganzheitliche Astrologie drückt sich in einer umfassenden, weitsichtigen und auch vorausschauenden Vorgangsweise aus. In ihr fließen die unterschiedlichsten astrologischen Blickrichtungen ineinander, sie bedingen bzw. ergänzen einander. Eine Astrologie, die diese Bezeichnung verdient, schließt ein, stellt Zusammenhänge her und vernetzt die verschiedenen Vorgangsweisen über ein und dasselbe Thema. Die ganzheitliche Astrologie ist sich ihres esoterischen Ursprungs bewusst und sie betrachtet alle astrologischen Fachrichtungen wie z.B. die klassische Astrologie, die psychologische und die spirituelle Astrologie als eine Einheit. Bereits in den Schriften von Hermes Trismegistos (der „dreimal Größte“), dem altägyptischen Priester, finden wir in der Lehre der Entsprechung von Makro- und Mikrokosmos Hinweise auf einen ganzheitlichen Ansatz der Astrologie. Auch Platon schlug vor, die Welt als Ganzheit zu verstehen. Er ist von einem Eingebettet sein in einer Weltenseele ausgegangen und war davon überzeugt, dass alles mit allem zusammenhängt. Plato (Bild: www.etc.usf.edu/clipart) Die neuesten Erkenntnisse der Quantenphysik bestätigen dies und nach dem so genannten Bellschen Theorem („Alles ist untrennbar miteinander verbunden.“) beeinflusst der Zustand des kleinsten Teilchens den Zustand des gesamten Universums. Diese ganzheitliche Verflechtung aller Erscheinungsformen hat für uns alle weitreichende Folgen, bedingt förmlich ein ganzheitliches Weltbild und damit auch eine ganzheitliche Astrologie. In der ganzheitlichen Astrologie besteht keine Divergenz zwischen der Determiniertheit des Menschen und seinem freien Willen. „Sowohl als auch“ – heißt die ganzheitliche Lösung. Der Mensch ist teilweise vorbestimmt und teilweise frei. Die ganzheitliche Horoskopinterpretation erlaubt es dem einzelnen, sein vergangenes Leben zu verstehen. Durch das Einbeziehen der persönlichen Geschichte und Kultur, des Elternhauses, der Zeitepoche und des Landes, in das jemand „hinein geboren“ wird, kann ein wesentlicher Persönlichkeitsanteil bewusst gemacht werden. Und durch das Aufzeigen des persönlichen Entwicklungspotentials aus dem Horoskop wird er sich seiner Entscheidungs- und Gestaltungsfreiheit bewusst. Dadurch wird die Autonomie und Entscheidungsfähigkeit des Klienten gestärkt. Es geht auch darum, die Zusammenhänge zwischen bestimmten astrologischen Konstellationen und vergangenen, wie auch zukünftigen Ereignissen ersichtlich zu machen. Der verantwortungsvolle Umgang mit der Metagnose (Rückschau) und Prognose (Vorschau) dient dazu, die Sichtweise des Klienten zu erweitern und seinen Handlungsspielraum zu vergrößern. So kann die Verantwortung für jedwede Handlung beim Klienten bleiben und er wird in seinem Gestaltungswillen bestärkt. Bei dieser Form der Astrologie steht die Förderung der Entwicklungsfähigkeit des Menschen zu einem freien, selbstbewussten, eigenverantwortlichen, ethisch und moralisch hoch stehenden Individuum im Vordergrund. Foto © Mag. Maria Luise Mathis Ganzheitliche Astrologie Ganzheitliche Astrologie bedeutet natürlich auch, dass die Horoskopinterpretation mit dem entsprechenden Einfühlungsvermögen in die innere Welt des Klienten verläuft. Die soziale und die individuelle Wirklichkeit des Menschen werden in Form von ganzheitlicher Wahrnehmung berücksichtigt, indem das Horoskop in Relation zum konkreten Leben gesetzt wird. Dies hilft dem Menschen dabei, genau das zu verwirklichen, was in ihm angelegt ist und was er am besten kann. Dem graduierten Psychologen, Opernsänger und Astrologen Noel Jan Tyl, Pennsylvania, USA, ist es mit seinem Werk „Ganzheits-Astrologie“ (Ebertin Verlag) gelungen, einen Wandel in der Horoskopinterpretation herbei zu führen. Noel Jan Tyl (Bild: www.espelhodevida.blogspot.com) Maria Luise Mathis gilt als Pionier der ganzheitlichen Astrologie in Österreich. In letzter Zeit werden auch Seminare des international anerkannten Astrologen Robert Hand – wer kennt nicht sein Standardwerk „Das Buch der Transite“ (Hugendubel Verlag) – als „Ganzheitliche Astrologie“ angepriesen. Fortsetzung folgt! Im letzten Teil dieser Serie wird die vedische Astrologie beschrieben.