Kompetenzzentrum P F E R D Baden-Württemberg PRESSEMITTEILUNG Equine Infektiöse Anämie – glücklicherweise nur sporadisch in unseren Breiten (KoPF BW). Die Equine Infektiöse Anämie (EIA) ist eine weltweit verbreitete ansteckende Virus-infektion der Equiden. Sie tritt in Deutschland selten auf, verläuft aber für die angesteckten Pferde fatal. Virusverbreitung Obwohl das Virus global verbreitet ist, kommt die Infektion regional unterschiedlich häufig vor. In nord- und mitteleuropäischen Ländern kommt es nur sporadisch zu Erkrankungen, vermehrt jedoch im süd- und südosteuropäischen Raum (Italien, Ungarn, Rumänien). In Deutschland ist das Virus nicht heimisch. Ausbrüche treten aber immer wieder vereinzelt auf. In der jüngeren Vergangenheit wurden auch in BadenWürttemberg, Bayern, Sachsen, Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Hessen infizierte Pferde festgestellt. Auslöser waren meist importierte Pferde aus Südosteuropa. In Baden-Württemberg waren immer nur einzelne Pferde betroffen und es kam nicht zu einer Ausbreitung der Infektion. Ansteckung und Übertragung Nach einer Ansteckung können betroffene Pferde perakut erkranken und verenden oder die Erkrankung kann einen milderen, teilweise einen inapparenten Verlauf ohne Krankheitssymptome nehmen. Dabei kommt es bei den betroffenen Pferden zu einer Persistenz des Virus. Das heißt, die Pferde beherbergen das Virus lebenslang, können es verbreiten und stellen ein ständiges Ansteckungsrisiko für andere Pferde dar. Infizierte Pferde scheiden das Virus mit allen Körperflüssigkeiten und Ausscheidungen aus und können es durch direkten Kontakt und Tröpfcheninfektion, v.a. aber durch blutsaugende Insekten auf andere Pferde übertragen. Die Übertragung durch blutsaugende Insekten stellt den wichtigsten Infektionsweg dar. Insekten nehmen, wenn sie bei einem infizierten Pferd Blut saugen, Virus mit den Mundwerkzeugen auf und können das Virus bei einer folgenden Blutaufnahme auf ein anderes Pferd übertragen. In den Insekten vermehrt sich das Virus nicht und bleibt nur wenige Stunden infektiös, sodass keine Verbreitung über weite Distanzen erfolgt. Entsprechend der Übertragungsart tritt die Erkrankung gehäuft in insektenreichen Sumpfgebieten im Spätsommer und frühen Herbst auf. Voraussetzung für die Etablierung des Virus in der Pferdepopulation ist eine hohe Dichte an stechenden, Virus tragenden Insekten. Zur Ansteckung durch Aufnahme von Virus mit der Nahrung oder über die Schleimhäute kommt es selten. Die Übertragung durch den Deckakt ist jedoch möglich. Fohlen können bereits während der Trächtigkeit in der Stute infiziert werden. Die Folge sind Fehlgeburten oder die Geburt lebensschwacher Fohlen. Infizierte Stuten können ihre Fohlen auch mit der Milch anstecken. Die Fohlen erkranken meist innerhalb von einigen Wochen und gehen ein. Kompetenzzentrum PFERD BW; Am Dolderbach 11, 72532 Gomadingen-Marbach 07385-96902-22, www.pferde-bw.de Kompetenzzentrum P F E R D Baden-Württemberg PRESSEMITTEILUNG Krankheitsmerkmale Die Inkubationszeit, das heißt die Zeitspanne zwischen der Ansteckung und dem Auftreten von Erkrankungserscheinungen, beträgt wenige Wochen bis zu drei Mona-ten. Es kommen unterschiedliche klinische Verlaufsformen vor. Bei perakutem Verlauf verenden die Pferde plötzlich ohne vorhergehende Krankheitserscheinungen. Bei der akuten Verlaufsform zeigen die Pferde wiederkehrende Phasen hohen Fiebers bis 42°C, blasse Schleimhäute durch Blutarmut oder Gelbsucht durch die Auflösung der roten Blutkörperchen und punktförmige Blutungen v.a. auf Schleimhäuten. Die Pferde können innerhalb von wenigen Tagen verenden oder es kommt zu einem verzögerten Verlauf mit Konditions- und Gewichtsverlust, Schläfrigkeit und Schwäche mit schwankendem Gang, gelblichen Schleimhäuten mit punktförmigen Blutungen sowie Ödemen an Unterbauch und Gliedmaßen. Gelegentlich treten auch Störungen des Zentralen Nervensystems, Koliksymptome, Entzündungen der Nieren und HerzKreislauf-Schwäche auf. Entweder die Tiere verenden nach mehreren Fieberphasen oder die Erkrankung geht in ein chronisches Stadium über. Dieses ist durch längere fieberfreie Intervalle und wesentlich schwächer ausgeprägte Krankheitssymptome gekennzeichnet. Dieser chronische Erkrankungsverlauf kann sich über Jahre hinziehen. Das Virus kann nicht aus dem Körper eliminiert werden. Infizierte Tiere bleiben lebenslang Virusträger. Antikörper-positive Tiere sind daher stets als Virusträger zu betrachten. Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung Die klinischen Erscheinungen sind nicht spezifisch und erlauben lediglich eine Verdachtsdiagnose, die durch eine Labordiagnose, den sogenannten Cogginstest, mit dem Antikörper gegen EIA-Virus nachgewiesen werden, bestätigt werden muss. Die Feststellung der Erkrankung sowie bereits der Verdacht sind anzeigepflichtig, d.h. sie müssen dem Veterinäramt gemeldet werden. Die Equine Infektiöse Anämie ist in allen EU – Staaten eine anzeigepflichtige Tierseuche und wird durch veterinärpolizeiliche Maßnahmen bekämpft. Tiere, bei denen unklare Krankheitsanzeichen auftreten, sollten sofort dem Hoftierarzt vorgestellt werden. Besteht der Verdacht auf das Auftreten der infektiösen Anämie, ist das zuständige Veterinäramt zu benachrichtigen. Eine Therapie der Erkrankung oder eine Impfung sind nicht möglich. Infizierte Pferde, bei denen EIAAntikörper nachgewiesen wurden, müssen eingeschläfert werden. werden. Betroffene Betriebe werden gesperrt, es dürfen in die Betriebe oder aus den Betrieben keine Pferde verbracht werden. Kontakttiere von erkrankten Pferden müssen auf amtliche Anordnung hin durch Blutentnahme und Cogginstest untersucht werden. Die Sperrung des Betriebes wird erst aufgehoben, wenn das Erlöschen der Infektion amtlich bestätigt wurde. Kompetenzzentrum PFERD BW; Am Dolderbach 11, 72532 Gomadingen-Marbach 07385-96902-22, www.pferde-bw.de Kompetenzzentrum P F E R D Baden-Württemberg PRESSEMITTEILUNG Neben allgemeinen hygienischen Maßnahmen zur Verhinderung der Übertragung von Krankheitserregern sollten Brutstätten von Insekten in der Umgebung von Pferden saniert werden. Aus gefährdeten Gebieten importierte Pferde müssen in Quarantäne gehalten werden und dürfen erst nach einem Cogginstest mit negativem Ergebnis eingestallt werden. Hengste in Besamungsstationen müssen nach dem Gesetz regelmäßig darauf untersucht werden, dass sie frei von infektiöser Anämie sind. Unter dem Link http://www.tsk-bw.de/Tiergesundheitsdienste/pgd.php sind weitere Informationen zur Infektiösen Anämie erhältlich. Kompetenzzentrum PFERD BW Dr. Klaus Banzhaf Tierseuchenkasse Baden-Württemberg - Pferdegesundheitsdienst Aulendorf Talstr. 17, 88326 Aulendorf Kompetenzzentrum PFERD BW; Am Dolderbach 11, 72532 Gomadingen-Marbach 07385-96902-22, www.pferde-bw.de