Buchzusammenfassung Nordamerika

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 Buchzusammenfassung Nordamerika Geschichte und Gesellschaft seit dem 18. Jahrhundert
Grandner, Margarete; Gräser, Marcus (Hg., 2009). Nordamerika. Geschichte und Gesellschaft seit dem 18. Jahrhundert. (= Edition Weltregionen 18). Wien: dia. Buchzusammenfassung Nordamerika
Inhaltsverzeichnis Sven Beckert Globalgeschichte der USA ...................................................................................................................... 3 Thomas Fröschl Die Entstehung der USA und Kanadas im Zeitalter der Atlantischen Revolution 1760 bis 1815 ........... 5 Marcus Gräser Der Bürgerkrieg und das amerikanische 19. Jahrhundert ...................................................................... 7 Frank Schumacher The American Way of Empire Die USA im Zeitalter des Imperialismus, 1865 – 1914 ......................... 10 Axel Jansen Der Kriegseintritt 1917 als Scharnierstelle des U.S.‐amerikanischen >Nation Building< ..................... 12 Margarete Grandner Wohlfahrtsstaat zwischen New Deal und Great Society ...................................................................... 14 Axel R. Schäfer Die USA im Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg ............................................................................. 16 Jürgen Wilzewski Hegemoniale Macht und Empire Die USA in der Weltpolitik seit dem Ende des Kalten Krieges ........ 21 Brigitta Bader‐Zaar Citizenship im multikulturellen Kontext Grundrechte und ethnische Pluralität in den Vereinigten Staaten und Kanada vom späten 18. bis zum 20. Jahrhundert ................................................................................ 24 Christian Lammert Zwischen Einheit und Desintegration Geschichte Kanadas seit 1867 .................................................. 29 Hans‐Jürgen Puhle Die Mythen der >New Nation<............................................................................................................. 31 Ursula Prutsch Lateinamerika und die USA – eine konfliktreiche Beziehungsgeschichte (1823 – 2008) ..................... 32 2
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Sven Beckert Globalgeschichte der USA •
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Änderungen in der Geschichtsschreibung Ö Transnationale Geschichte ist zu einer Mode geworden Ö amerikanische Geschichte ist nicht mehr die Geschichte allein des Nationalstaats o Begriffe: Weltgeschichte, vergleichende Geschichte, internationale Geschichte, Bemühungen um eine Transnationalisierung bestimmter Nationalgeschichten, Globalgeschichte, new global history 2 Wege der breiteren Perspektive: 1. GlobalhistorikerInnen integrieren Nordamerika in ihre Erzählungen ƒ Interesse: an globaler Vernetzung, nicht Nordamerika selbst 2. Breitere Einbettung von Erzählungen in Darstellung transnationaler Netzwerke ƒ Interesse: Narrativ über Nordamerika Kein Widerspruch zwischen transnationalen Ansätzen und Auseinandersetzung mit nationaler Identität und Nationalgeschichte Das Transnationale und das Nationale konstituieren sich gegenseitig o Folgen von Entwicklungen in den USA auf den Rest der Welt Beispiele für transnationale Orientierung: • Kolonialzeit ÖÖkonomische Zusammenhänge ‐ Handel • Sklaverei Ö Verbindung zu Afrika, Karibik, Lateinamerika, Europa • Politische Ideen Ö z.B. Geschichte der Unabhängigkeitserklärung • Amerikanischer Bürgerkrieg Ö das „nationale“ Ereignis par excellence, trotzdem wichtige transnationale Aspekte o Europäische Diplomatie, Netzwerk der Baumwollmärkte, neue Kriegstechnologien, internationaler Diskurs über Nationalismus und Staatsbildung • Soziale Bewegungen Ö Mobilisierung und Vernetzung von Frauen, AbolitionistInnen, ArbeiterführerIn‐
nen • Etc Beispiel: Geschichte der Baumwolle: • 19. Jahrhundert • Expansion von Anbau, Verarbeitung, Konsumtion Ö wirklicher Massenmarkt, Kaufleute, aufstrebende Industrielle, technisch qualifizierte ArbeiterInnen, Staatsbeamte, SklavInnen, SpinerInnen, WeberInnen Ö technische Innovationen, organisatorische Veränderungen, Erfindung der Fabrik o in GB, USA, Brasilien, Japan große Wanderbewegungen vom Land in die Stadt o Zwangsmigration 100.000er von SklavInnen o Kolonisation neuer Gebiete • Effizienzsteigerungen Ö Verschiebung des industriellen Zentrums von Asien nach Westeuropa und in die USA • Mit dieser Suche nach Arbeitskräften, Kapital und Land verwoben diese KapitalistInnen verschiedene Re‐
gionen des Globus miteinander. 3
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Veränderungen von Bekleidungsgewohnheiten, Hygiene, Etc Räumliche Organisation der globalen Baumwollwirtschaft o Integration sehr unterschiedlicher gesellschaftlicher Systeme in ein einziges großes globales Netz‐
werk Ö fortschreitende Ausdehnung der Baumwollplantagen bei regionaler Verlagerung (z.B. von Anatolien nach Brasilien wegen leichterer Veränderbarkeit der Sozialstruktur) Wettbewerbsvorteil der USA? o Ab 1793 auch Produktion für Export, davor nur für Eigenbedarf o Bis 1850: absoluter Weltmarktführer (60‐über 90% der in Europa und Russland verarbeiteten Baumwolle kam aus den USA) o Urbares, leeres Land o Massenhaft ungebundene Arbeitskraft o Keine wirkungsmächtige alte Sozialstruktur, die erst beseitigt werden musste o Indigene Bevölkerung mit Gewalt vertrieben o Arbeitskräfte mit Gewalt herbeigeschafft Sklaverei: o Integraler Bestandteil des globalen Kapitalismus o Soziale Errungenschaften der EuropäerInnen und AmerikanerInnen im 19. Jhdt. beruhten stark auf Sklaverei in den USA Niederlage des Südens im Bürgerkrieg Ö Umwandlung von politischer Ökonomie des Atlantikhandels zu pol. Ök. der Industrialisierung im Inland Ö Bruch mit britischer Vormundschaft Zusammenfassung Globalgeschichte der Baumwolle: o Entscheidender Faktor für Entfaltung des Industriekapitalismus o Beruhte maßgeblich auf Sklaverei Übergang Sklaverei zu Freiheit nach 1865: o Emanzipation in den USA o Revolutionärer Bruch in Produktionsbedingungen Ö Reconstruction o Weltweite Auswirkungen & globaler Einfluss auf USA ƒ Warenproduktion für Export Ù Freiheitsbestrebungen ländlicher ProduzentInnen • Wollten Kontrolle über eigene Arbeit und Land er/behalten Ö weltweite Auseinandersetzung von LandbesitzerInnen, Imperialbürokratie, KapitalistInnen in Metropolen, Intelektuellen mit dieser Frage ƒ Weiter bestehender Bedarf metropolitaner Ökonomien an billigen und massenhaften land‐
wirtschaftlichen Gütern aus der Peripherie Ù neue Formen der Arbeit Ö Diskurs unter KapitalistInnen und BürokratInnen ƒ Unterschiedlichen Interessensgruppen lernten gegenseitig aus Erfahrungen, verfolgten Emanzipation mit Angst/Hoffnung Neue Arbeitsregime zu Beginn des 20. Jahrhunderts o Herausbildung der Grundpfeiler der landwirtschaftlichen Produktion & globaler pol. Ök. o Baumwollbauern und –bäuerinnen: Eigentum an Land, aber v.a. Naturalpacht, Vorfinanzierung der Ernten, mächtige lokale Kaufleute Ö weltweit schwer verschuldet, arm, Weltmarktfluktuationen hilflos ausgesetzt, Arbeitsverträgen und Wanderungsbeschränkungen unterworfen, politisch mar‐
ginalisiert 4
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Thomas Fröschl Die Entstehung der USA und Kanadas im Zeitalter der Atlantischen Revolu­
tion 1760 bis 1815 Der Kampf um Nordamerika war eine Auseinandersetzung zwischen 2 unterschiedlichen europäischen Kolo‐
nialmächten (Frankreich vs. Großbritannien), zwei untersch. Religionen (Katholizismus vs. Protestantismus) und zwei unterschiedlichen politschen Systemen (Monarchie vs. Republik). Ziel von GB war ein Empire unter GB‐Herrschaft. 1754: beginnen die Zusammenstöße zwischen Frankreich und GB im Ohiotal. 1759/60: fand die entscheidende Schlacht um Nordamerika statt die zu Gunsten von GB ausging. 1763: gab es einen Friedensvertrag zwischen GB, Frkr., Spanien und Portugal. Bestimme die Abtretung Neu‐
frankreichs an GB. Von nun an teilten sich GB und Spanien Nordamerika. Frankreich erhielt „nur“ einige Ka‐
ribikinseln. Jedoch verstärkte sich mit dem Einfluss von GB auch der Konflikt zwischen NA und GB. Der Höhepunkt dieses Konfliktes fand 1773 – Boston Tea Party – statt. Die zentrale Frage dieses Konfliktes war, ob das Britische Parlament weiterhin höchste gesetzgebende Instanz für NA bleiben soll. Jedoch war man sich in NA nicht darüber einig, so dass keine der karibischen Länder einer Unabhängigkeit von GB zu‐
stimmen wollte. Daher bildeten sich 13 Kolonien zu einer Union (Nordstaaten). 1775: erklärt Nordamerika die Unabhängigkeit und der Unabhängigkeitskrieg zwischen GB und NA beginnt. Mit Hilfe von Frankreich konnte NA jedoch den Krieg 1781 gewinnen. 3.11.1783 kam es dann zum Friedensvertrag zw. NA und GB, in der GB die Unabhängigkeit anerkannte. Die künftige USA konnte auf den Erfahrungen (Aufklärung, Demokratie, Gesellschaft, etc) der letzten Jahr‐
tausende aufbauen. Ziel war es eine geeinte Nation entstehen zu lassen die demokratische Grundsätze – und Grundrechte berücksichtigt. Jedoch gab es Meinungsverschiedenheiten zwischen dem „konservativeren“ Süden und dem „aufgeschlossenen“ Norden. Die Unabhängigkeit beinhaltete auch den Gleichheitsgrundsatz, was ein Widerspruch in sich war, wenn man an die verbreitete Sklaverei denkt. Diese war offensichtlich davon ausgenommen. Priester wollten die Sklaverei nicht akzeptieren und prangerten sie an, weshalb der Süden verstärkt für eine Trennung von Staat und Kirche eingetreten ist. Denn dadurch ist die kirchliche Rhetorik gegen die Sklaverei aus der Öffentlichkeit verdrängt. Probleme: Norden: gegen Expansion von Sklaverei, Süden: für das Beibehalten der Sklaverei 2.7.1776: Unabhängigkeit beschlossen! – Freiheit und Gleichheit für Alle, jedoch Sklaverei ausge‐
nommen. Hier ist wichtig zu erwähnen, dass die Rassismusdebatte aus Europa importiert wurde, da in dieser Zeit führende europäische Philosophen die Gleichheit der „Neger“ an‐
zweifelten. 5
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4.7.1776: 1788: Abgrenzung von GB: United States of America (USA) George Washington wird erster Präsident der USA (er war auch Führer der Streitkräfte im Unabhängigkeitskrieg) Jefferson (Außenminister) – Sympathisant von GB Hamiltion (Finanzminiser) – Sympathisant von Frkr. Im Zuge der Unabhängigkeit wurde auch die künftige Verfassung diskutiert. Eine der zentralen Fragen war, ob man die Sklaven als BürgerInnen zählen sollte, was dem Süden mehr Plätze im Kongress bringen würde. Man einigte sich darauf, dass ein Sklave 3/5 zu einem Weißen zählt. Dadurch war der Süden stärker reprä‐
sentiert. 1800: Washington wird zur Bundeshauptstadt. 2. Präsident wurde John Adams der sich vor allem für den „Sediction Act“ einen Namen machte. Dieser be‐
hinderte die freie Meinungsäußerung. Weiters war er für die „Zivilisierung der Indianer“, die ihr Land abtre‐
ten oder weiterziehen sollten. 4. Präsident: James Madison. Gilt als „Vater der Verfassung“. 1812 kommen erneute britische Truppen ins Land und setzen Washington in Brand. 1814 kam es wieder zu einem Friedensvertrag der die Gegebenheiten nicht änderte. Es blieb also der Status Quo. British Nordamerika, 1759‐1815 Im heutigen kanadischen Teil waren Katholiken die Minderheit. DA ihnen von GB die freie Religionsausübung gesichert wurde, waren sie kronloyal. Das feudale System blieb in Kanada aufrecht. Québec wurde in einen katholischen und protestantischen Teil geteilt. Die politische Situation brachte auch 2 unterschiedlich pol Systeme (Kanada und USA) Union – republikanisch, demokratisch Kanada – blieb kronloyal und monarchistisch. (näheres im Kanadatext) 6
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Marcus Gräser Der Bürgerkrieg und das amerikanische 19. Jahrhundert Der Bürgerkrieg gilt als Schlüsselereignis des amerikanischen 19. Jahrhunderts und zeigt was sie geeint und was getrennt hat. Die Kohäsion des amerikanischen Nationalstaates: Ein wesentlicher Reibepunkt zwischen Nord und Süd war die Sklaverei, wobei sie auch im Norden v.a in New Jersey und New York verbreitet war. Nur war die Anzahl der Sklaven aufgrund ökonomischer Bedingungen im Vergleich zum Süden (Baumwolle, Tabak, Reis) eher gering. Daher konnte die Sklaverei im Norden auch ohne Probleme (ohne Widerstand) abgeschafft werden. Dennoch war die Sklaverei nicht das entscheidende Thema gewesen. Bsp: verzichte der Norden auf geschichtliche heroische Anhimmelung und Tradition (diese wurde eher als europäisch gesehen) Norden wollte die Nation mit Fortschritt und nicht dem Vergangenen voranbringen. Die südlichen Sklaven und Plantagenbesitzer waren eher traditionell ausgerichtet. Dennoch sahen sie eine Chan‐
ce bei den Nordstaaten. Nämlich ihre westliche Ausdehnung. Man erhoffte sich, dass auch die Sklaverei in den Westen ausgedehnt werden könnte (Westexpansion), was jedoch der Norden verneinte. Die Ambivalenz der Westexpansion Die Westexpansion beginnt mit dem Kauf von Louisiana von Frankreich im Jahr 1803 (Verdoppelung des amerik. Staatsgebietes) Der von den USA provozierte mexikanische Krieg (1846‐48) brachte eine weitere beachtliche Vergrößerung. Mexiko musste große Teile an Nordamerika abtreten. Northwest‐Ordinance (Wendepunkt): • Herstellung der Staatlichkeit im Raum nördlich und östlich vom Ohio River. • Erweiterung der Union. • Man wurde gefördert, wenn man sich im Westen ansiedelte. • Abschaffung der Sklaverei im Nordwestlichen Territorium • im Süden blieb Sklaverei weiterhin bestehen Im Hinblick auf die Sklavenhaltung waren die Demokraten gespalten. Das Verhältnis der Länder stand 15:15 (keine Sklaverei versus Beibehaltung der Sklaverei) Der Supreme Court war mehrheitlich für die Sklaverei. Aufstieg der Republikanischen Partei: War ein Zusammenschluss von nordstaatlichen Demokraten, Sklavereigegner unter den Whigs und Vertre‐
tern des Free Soil Movements. Ziel: freie Arbeit. 7
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Lincoln war Spitzenkandidat, der jedoch nicht für die Abschaffung der Sklaverei war sondern gegen die Ex‐
pansion der Sklaverei. Norden: freie Lohnarbeit, Industrialisierung Süden: Expansion der Sklaverei Die Entstehung der Rep. Partei aufgrund der gespaltenen Haltung der Demokraten und der Befürwortung zur Sklaverei des Supreme Courts. Der Konflikt spitzte sich zu und Florida, South Carolina, Mississippi, Alabam, Texas,… erklärten den Austritt aus der Union und schlossen sich 1861 zu den „Conferderate States of America“ zusammen. Später zur Con‐
federacy. Ausgangspunkt für die Sezession war South Carolina, der als erster Staat aus der Union austrat. Weiters betrachtete der Süden die Union als Übereinstimmung einzelner Staaten der Norden als amerikani‐
sche Nation. (also unterschiedliche Vorstellungen) Der Bürgerkrieg war ein Krieg zum Erhalt der Union! Die Nordstaaten betrachteten die Confederacy als Rebellenstaaten und wollten eine Abspaltung militärisch verhindern. Der Bürgerkrieg: Lincoln glaubte an einen raschen Sieg gegen die südlichen Staaten, jedoch war der Widerstand der Confede‐
racy stark. •
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17. September 1862 – Schlacht beim Fluss Antietam. Zahlreiche Verluste auf beiden Seiten. Schlacht von Gettyburg – gingen die Unionstruppen als Sieger hervor. Entscheidende Schlacht in Virgina. Hauptstadt wurde von der Union erobert und am 9. April 1865 kapitulierte. Ursachen für den Erfolg des Nordens: •
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bessere Versorgung der Truppen technischer und industrieller Vorsprung zahlenmäßige Überlegenheit Hintergrund für den Krieg war auch die Angst, dass Europa die Confedaracy Staaten anerkennen könnte, was jedoch nicht passierte. Vielmehr war die Confedaracy außenpolitisch isoliert. Zudem versicherten die Nordstaaten den in den Süden lebenden Sklaven, dass sie befreit werden würden, wenn sie die Nordstaaten unterstützen. (=radikale Kriegsführung) Die Emanzipation der Sklaven war also ein Instrument der Kriegsführung. Der Krieg war also auch ein Krieg gegen gesellschaftliche Verhältnisse. Sklaven wurden der soziale Aufstieg und die Demokratie versprochen. 8
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Lincoln hatte das Ende des Krieges nur wenige Tage erlebt. Er wurde am 14. April 1865 in einem Theater in Washington ermordet. Das Ziel der dauerhaften Emanzipation von Sklaven und Schwarzen wurde nicht erreicht. Nach dem Ende des Bürgerkrieges wurden Schwarze im Süden in das Parlament gewählt. Die alten Eliten wollte dies nicht akzeptieren und der Süden wurde in 5 Besatzungszonen aufgeteilt. Die Partizipation der Schwarzen ließ den Ku Klux Klan entstehen. Der Supreme Court entschied in einem Ur‐
teil, dass Schwarze „separate but equal“ wären. Die Reconstruciton war gescheitert. Der dauerhafte gesell‐
schaftliche Umbau (Gleichberechtigung der Schwarzen gegenüber Weißen) scheiterte. Die Gleichstellung von Schwarzen gegenüber Weißen konnte erst Jahrhunderte Jahre später durch den Civil Right Act gewährleistet werden. 9
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Frank Schumacher The American Way of Empire Die USA im Zeitalter des Imperialismus, 1865 – 1914 Unmittelbar nach dem Sieg der Nordstaaten untergrub die Regierung die Rechte der Indianer. Die US‐
Regierung ging militärisch gegen Widerstand vor und setzte ihre Kolonisierung weiter fort. Territoriale Ambition + Expansionsdynamik = Aufstieg der USA Der Wert von US‐Waren stieg stetig und das BIP der USA verdreifachte sich in nur wenigen Jahren. Weiters waren der • Ausbau der Eisenbahn • Ausländische Investionenen, • territoriale Ausdehnung • europäische‐amerikanische Besiedelung und vor allem • die Beherrschung der Weltmeere für den Aufstieg der USA verantwortlich. Zudem wollte man wirtschaftlichen Einfluss auf Asien (China, Korea, Japan) nehmen, weshalb es zu Han‐
delsabkommen kam. Hawaii war strategisch und geopolitisch eine wichtige Insel, weshalb die USA die Annexion durch Europa mit dem Angebot der Handelserleichterung, verhinderte. Weiters verhinderte die USA eine eigenständige Regie‐
rung auf Hawaii. In weiterer Folge eroberte man nach und nach Mittelamerika und die Karibik (Kuba, Puerto Rico, Panama, etc.) Durch die Expansion von Büchern und Printmedien gewann die USA an enormer Popularität auch bei den Eurpäern welche in Scharen in die USA reisten. Letzlich kam es zu einem imperialen Lebensstil. Motive für die Kolonisierung: • Strategische Überlegung • Wirtschaftliche Interessen • Gesellschaftliche Verunsicherungen Die Kolonisierung hat auch eine geschlechterspezifische Deutung. (Kolonisierung=männlich) Kuba war eine Kolonie Spaniens. 1889 kommt es zum „splendid little war“ zwischen USA und Spanien der nur wenige Monate andauerte. Die USA gingen als Sieger hervor und drängten Europa endgültig zurück. (Wendepunkt) Die Kolonien der USA hatten jedoch unterschiedliche Herrschaftsansätze. • Hawaii: Mitglied der Union (jedoch wurden chin. Und jap. BürgerInnen unterdrückt) • Kuba: Militärverwaltung • Puerto Rico: Besatzung der USA 10
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Die Haltung zur Kolonialisierungspolitik der USA war gespalten. Die einen begrüßten sie und sahen sie als Fortschritt bzw. als Notwendigkeit zur Stabilisierung politischer und gesellschaftlicher Verhältnisse. Andere verabscheuten sie. Zunächst verfolgte man das europäische (britische) Kolonialprinzip, das ausschließlich auf Ausbeutung aus‐
gerichtet war. Später brachte die USA ihre Kolonalisierung in Verbindung mit „Aufklärung“ und „Entwick‐
lungsarbeit“ Man verstand sich als überlegene Zivilisation und schickte Missionare etc. aus. Ziel war auch die Marginalisierung der indigenen Bevölkerung. Fazit: Kolonierung zunächst nach britischem Vorbild. Später interpretierte man sie als Entwicklungsarbeit bzw. als Notwendigkeit für die politische und soziale Stabilisierung dieser Länder. 11
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Axel Jansen Der Kriegseintritt 1917 als Scharnierstelle des U.S.­amerikanischen >Nation Building< •
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Kriegseintritt 1917 = Anfang vom Ende des amerikanischen „Isolationismus“ Gleichzeitig politische Konsolidierung nach innen Stufen der Konsolidierung des amerikanischen Nationalstaats •
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Orientierungspunkt für amerikanische Politik seit Staatsgründung = o Erschließung des Kontinents o Isolationismus, Introvertierung = Monroe Doktrin (1820er) ƒ Tradition seit G. Washington – keine gegenseitige Einmischung zwischen Europa und USA ƒ Entsprach nicht immer Realität; auch wirtschaftliche und politische Interessen Ende 19. Jahrhundert: o „Besiedlungsphase“ ging zu Ende o Krieg gegen Spanien 1898 ƒ Idealistische nicht imperiale Interessen Ö trotzdem Philippinen als Kolonie übernommen • Widerspruch zu antikolonialistischer Tradition! o Trotzdem keine Änderung des Isolationismus ƒ Kuba und Philippinen als amerikanische Angelegenheit betrachtet Interne Änderungen: o „nationale Phase“ des Progressivism: ƒ Wachsende Bedeutung städtisch‐bürgerlicher Schichten und der Industrie ƒ Regierung in Washington sollte eingreifen, um ein von Staatlichkeit „unabhängiges“ Leben mit Hilfe des Staates zu schützen Ö Vorgehen gegen Trusts oder Kartelle, wirtschaftsregula‐
tives Handeln, VerbraucherInnenschutz, leicht progressive Einkommenssteuer, etc Ö Ziel: besserer Wettbewerb, bessere Integration von EinwanderInnen, Wahlrecht für Frauen Die Phase der amerikanischen Neutralität, 1914‐1917 Mangelnde Integration: • Sichtbar anhand von europäischen MigrantInnen bei Kriegsausbruch • „dominant minority“ = „Elite“ des Landes, städtisch‐bürgerliches Milieu plus Verlage, Hochschulen, … o Wollte stärkere Integration ƒ Voraussetzung für politische (& soziale) Integration sind gemeinsame Ziele, an deren Umset‐
zung diejenigen, die integriert werden sollen, gleichberechtigt partizipieren können o 2 historische Beispiele für Integrationsversuche 1. Amerikanische Freiwillige für Krieg in Europa (v.a. Frankreich) vor US‐Kriegseintritt • Netzwerk amerikanischer Organisationen – Ambulanzen, Krankenhäuser, … • Teilnahme am Krieg = persönliche Bewährungsprobe Ö verwies mythologisch auf Westerschließung der USA 12
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• Großes kulturelles Gewicht, aber kein Interesse an US‐Kriegseintritt Ö einmalige Frankreichbegeisterung 2. „Prepardeness Campaign“ = Forderung nach nationaler Aufrüstung • Wollten damit nationalstaatliches Gemeinschaftsgefühl erzeugen, nicht sich vor akuter Kriegsgefahr schützen • Private Militärlager ƒ In beiden Fällen nur für Wohlhabende Ö verfehlten Ziel der Integration ƒ Aber: Erneuerung der Legitimation als „Elite“ Ö erfüllten „pioneer spirit“ Der Kriegseintritt 1917 •
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Während Phase der Neutralität wurde Krieg kulturell aber nicht als politisches Phänomen gesehen Anfang 1917: D versucht U‐Boot Verkehr zwischen GB und USA stark zu beeinträchtige Ö 6. April 1917: US‐Kriegserklärung an D o Neuer Legitimationsschub für Krieg in Europa Ö davor nur mehr Wunsch der Vergeltung Wilsons Vierzehn‐Punkte‐Programm o Bereits am 22. Januar 1917 skizziert o Selbstbestimmungsrecht der Völker, Freiheit der Meere, Gründung eines Völkerbundes als zukünf‐
tiger Garant des Friedens o Betonung der universalistischen Rolle der USA Ö wollte im Krieg keine partikularen Interessen ver‐
folgen o Unterstützung der Alliierten = „Schulterschluss der westlichen Demokratien“ Ö Krieg für die „Be‐
freiung der Völker“ o Universalismus statt Isolationismus Militärische Unterstützung (4 Millionen AmerikanerInnen) für GB und F weniger relevant Moralische und ideologische Unterstützung wichtiger Aber vor allem: wirtschaftliche und finanzielle Versorgung Ö USA wurde zum Gläubiger Europas! o US‐Finanzierung durch wenig staatlichen Druck in USA, sondern Versuch der Überredung Ö gegen Kriegsende aber auch Verstaatlichung (Eisenbahnunternehmen) und strenge Auflagen Integration, Umgang mit Grundrechten: o Wilson 1917: „with a firm hand of stern repression“ gegen Illoyalität o Einschüchterungspolitik, Erzwingung kultureller Konformität ƒ Gegen deutsche MigrantInnen, aber auch gegen Gewerkschaften, syndikalistische Orgs. o Prohibition Act – Alkoholverbot (1919) Kriegsende: Universalismus führt nach innen und außen zu Problemen o US Interessen (Wilson) Ù Interessen der Alliierten ƒ Ö 14 Punkte scheiterten fast komplett o Kongress ratifizierte Friedensvertrag nicht, weil er mit Völkerbundbestimmung verknüpft war 13
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Margarete Grandner Wohlfahrtsstaat zwischen New Deal und Great Society Die Politik der USA setzte sich immer für die Fürsorge ein. Man wollte zumindest die schlimmste Armut be‐
seitigen. Das Pensionssystem war ausschließlich für Kriegsveteranen als moralische Verpflichtung vorgesehen. Unfallversicherungsgesetze waren eher als Schutz für Unternehmen, um vor etwaigen Schadensersatzforde‐
rungen geschützt zu sein. Arbeitszeitbeschränkungen gab es nur für Frauen die in Wäscherein arbeiteten. Es gab/gibt keine allgemeine Krankenversicherung (!), weil sich Ärzte und Privatversicherungen dagegen auflehnten. Weiters wurde der Schutz von Privateigentum und Lohnungleichheit als „natürlich“ angesehen. Durch die Weltwirtschaftkrise wurden gewerkschaftliche Organisationen gestärkt. Von der Weltwirtschafts‐
krise waren auch Bauer sehr stark betroffen, weil dies „überproduziert“ haben. Vor allem aber war die Ar‐
beitslosigkeit in dieser Zeit ernorm hoch. Daher traf der damalige Präsident Roosevelt Gegenmaßnahme – NEW DEAL. Der New Deal beinhaltete: • Ausbau der Infrastruktur • Arbeitsbeschäftigung • Umweltpolitik • Kollektivverträge • Usw. Der Staat trat selbst als Unternehmer auf. Die Bauer wurden ebenfalls gefördert, wenn sie ihre Überproduk‐
tion einstellten. Weiters wurde ein koperatistisches Gesetz verabschiedet, das beinhaltete, dass Löhne zwi‐
schen Interessensorganisationen und Unternehmer ausverhandelt werden müssen. Wichtige Errungenschaft des New Deals: nationale Sozialversicherungsgesetz der USA (14.81935) 1937 entstand jedoch eine Krise in der Krise weshalb Roosevelts Politik verstärkt kritisiert wurde. Der New Deal konnte die Krise nicht lösen – dies schaffte erst dir Kriegswirtschaft. Die Kriegswirtschaft als Überwin‐
dung der Krise. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurden die Ansätze eines Sozialstaates in den Hintergrund gedrängt. Der Nachfolger von Roosevelt war Truman der den „FAIR DEAL“ ins Leben rief. Dieser war dem New Deal ähnlich, wobei auch hier keine allgemeine Krankenversicherung verabschiedet werden konnte. Wieder einmal waren Ärzte und Privatversicherer dagegen und hatten die bessere Loby. 14
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Kennedy widmete sich später der „ungelösten Frage zwischen Arm und Reich“. Sein Programm „New Fron‐
ter“ hob die Mindestlöhne an und baute Wohnprogramme aus. Johnson – „GREAT SOCIETY“ – beruht auf Wohlstand und Freiheit für Alle unabhängig von deren „Rasse“. Johnson knüpfte am New Deal an und setzte sich eine medizinische Versorgung für alle über 65 durch. Un‐
ter seiner Amtszeit wurde auch der „Civil Rights Act (der die Gleichheit zwischen Schwarzen und Weißen festlegte und keine weiteren Ausgrenzungen im öffentlichen Leben aufgrund von Hautfarbe etc. vorsah) „Aufhebung der Rassentrennung“ verabschiedet. Weiters wurde die Wohnbeihilfe ausgebaut und der Na‐
turschutz. Nixon brachte eine andere Rhetorik jedoch war seine Politik ähnlich der von der Great Society. Ronald Reagan brachte den Wendepunkt im Hinblick auf den Ausbau des Wohlfahrtsstaates. Reagan kün‐
digte den „Krieg gegen den Wohlfahrtsstaat“ an. Bush – drängte die Sozialprogramme weiter zurück. Clinton – weiterer Rückgang des Wohlfahrtsstaates, jedoch war er für den Ausbau von Kinderbetreuungs‐
stätten, so dass mehr Frauen am Arbeitsmarkt sind. Keiner der bisherigen US‐Präsidenten konnte eine allgemeine Krankenversicherung verabschieden. Die Ärzte und Versicherungslobby sind sehr stark. Bis heute wird darüber diskutiert. Früher war die Idee einer allg. KV. Als eine preußische Idee verklärt worden. Heute wünscht sich die Mehrheit der Bevölkerung eine solche. Fazit: • New Deal – Roosevelt als Antwort auf Weltwirtschaftskrise (Krise jedoch durch Kriegswirtschaft auf‐
gehoben) • Fair Deal – Truman war dem New Deal ähnlich. • New Frontier – Kennedy widmete sich der ungelösten Frage zwischen Arm und Reich • Great Society – Johnson, erreichte zumindest die med. Versorgung für über 65jährige und verab‐
schiedete den Civil Right Act (Aufhebung der Rassentrennung) Danach wurde die Idee des Wohlfahrtsstaates nach und nach zurück gedrängt. Zu einer allgemeinen Krankenversicherung ist es bis heute nicht gekommen. 15
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Axel R. Schäfer Die USA im Zweiten Weltkrieg und im Kalten Krieg Zwischen Isolation und Intervention •
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Entscheidender Wendepunkt WWII (world war) = Kriegseintritt USA o Erfahrungen WWI & Weltwirtschaftskrise Ö geringe Bereitschaft zu Eintritt in USA o Präsident Franklin Delano Roosevelt (FDR) wollte es verhindern, traf aber realistische Einschätzung ƒ Ö 3 Hauptziele: 1. Neutralitätsverpflichtung aushebeln oder abschwächen 2. Militärische Aufrüstung unter eigene Kontrolle bringen – durch Exekutivverfügungen aus WWI 3. Heimliche Unterstützung der Alliierten Isolationistische Stimmung in USA: o Breite öffentliche Unterstützung der Neutralität Hilfe für die Alliierten: o 1939: Aufhebung Waffenembargo und Cash‐and‐Carry‐Klausel Ö leichtere Versorgung GBs o 1940: Zerstörer‐Basen‐Abkommen: alte US‐Schlachtschiffe für GB o Beschränkte Wehrpflicht = erste Aushebung in Friedenszeiten Wahl 1940: dritte Amtszeit für FDR (einziges Mal in Geschichte, danach 2 Amtszeiten festgeschrieben) FDR hält daran fest Krieg nicht zu erklären Ö USA als „Arsenal der Demokratie“ o Waffen für jene, die für „4 Freiheiten“ (= Rede‐ & Religionsfreiheit, Freiheit von Mangel & Furcht) 1941: Atlantik Charta (FDR + Churchill): Kriegsziele und Vision globaler Nachkriegsordnung o Kein Streben nach Territorialgewinnen o Grenzberichtigungen nur nach Wünschen der betroffenen Völker o Recht auf Selbstbestimmung o Freihandel o Wirtschaftliche Zusammenarbeit der Staaten o Zerstörung der Kriegsmaschinerie der Aggressorländer o Allgemeine Abrüstung nach dem Krieg Pearl Harbor und der Krieg im Pazifik •
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7. 12. 1941: Angriff japanischer Jagdflieger auf US‐Marinebasis Pearl Harbor in Hawaii = „Tag der Schan‐
de“ Ö sofortige Kriegserklärung gegen Japan durch Kongress o Nicht gegen Deutschland Wusste US von Angriffsplänen? o Ja, aber nicht von Ziel Ö Nicht in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt Ö schwere Verluste FDR hatte sich auf Europa konzentriert Ö moralisches aber nicht wirtschaftliches Embargo gegen Japan Pearl Harbor Ö Japan statt D als Hauptgegner für Öffentlichkeit o Aber FDR: „Germany first“ Politik o Ö Feindseligkeiten, Rassismus, Stereotypisierung gegen JapanerInnen; Kriegsführung im Pazifik grausamer als in Europa o Internierung japanisch‐stämmiger AmerikanerInnen (StaatsbürgerInnen!) 16
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Die Auswirkungen des Krieges auf Wirtschaft und Politik •
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Militarisierung o Ö militärisch‐industrieller Komplex o Beschädigung demokratischer Institutionen o Ausgangspunkt für beispiellose Ausweitung des staatlichen Überwachungsapparates in Nachkriegs‐
zeit o Liberale Instrumentarien zur Erreichung autoritärer Ziele „Imperiale Präsidentschaft“ o 1941/2 Kriegsermächtigungsgesetze: Befugnisse für FDR über militärische Produktion, Kriegsämter und Zensur o Verzahnung von Kriegsnotwendigkeit mit kapitalistischen Marktmechanismen ƒ Freiwillige Anstrengungen statt Staatsintervention o Schaffung von Ämtergewirr 3 Politikansätze der Kriegszeit: 1. Kriegsmobilisierung Ö führte aus wirtschaftlicher Depression ƒ Steigende Modernisierung und Mechanisierung Ö USA erzeugen 1945 ½ der Weltindustrie‐
produktion ƒ „Kanonen und Butter“ realisiert 2. Zusammenhang Wirtschaftswachstum Ù Ausweitung staatlicher Ausgaben ƒ Massives Haushaltsdefizit ƒ Kriegsanleihen, Kredite, höhere Einkommenssteuern zur Finanzierung 3. Festigung der Beziehung zwischen Staat und Großindustrie ƒ 70% der Lieferverträge an 100 Großunternehmen (GM, Ford, Boeing, Lockheed Martin, …) ƒ Auch personelle Verflechtungen ƒ „Was für das Land gut ist, ist auch gut für General Motors, und umgekehrt“ Ö Konsensliberalismus (= Korporatismus oder Wohlfahrtskapitalismus) des Kalten Krieges o Meinungsänderung der Öffentlichkeit: Notwendigkeit von gewisser wirtschaftlicher Planung, staat‐
licher Intervention, schuldenfinanzierten Staatsausgaben o Wachstumspolitik: ƒ Truman und Eisenhower: Ausweitung von konsumorientierter kapitalistischer Wirtschaft durch Subventionen, Steuererleichterungen, Vollbeschäftigungsprogramme, schuldenfinan‐
zierte Ausgaben o Verwaltungsstaat: ƒ Zentralisierung der Steuereintreibung ƒ Aber Implementierung von Ausgabenprogrammen durch nicht‐staatliche AkteurInnen o Außenwirtschaftspolitik: ƒ Marshall‐Plan, internationale Hilfsprogramme Ö stabiles Investitionsklima für multinationale amerikanische Unternehmen ƒ Export von Freihandel und Marktwirtschaft Ö Juli 1944 Bretton Woods Institutionen (Welt‐
bank und Internationaler Währungsfond) o Militärausgaben: ƒ Sicherung strategischer und politischer Ziele ƒ Ö in den USA: Machtverlagerung von Ostküste in den Süden und Westen („Kanonengürtel“) 17
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Liberalismus erlebte Erfolge und Rückschläge Ö aber auf lange Sicht wurde „linke“ Politik diskreditiert Soziale Umbrüche und Bürgerrechte •
Krieg legte Fundament für gesellschaftliche, kulturelle und politische Umbrüche: „Rassenfrage“: • Beziehungen zwischen Weißen und AfroamerikanerInnen • Wirtschaftsaufschwung Ö Arbeitskräftemangel Ö Wanderungen in Städte des Nordens Ö höhere Löh‐
ne, bessere Wohnungen/Gesundheitsversorgung, niedrigeere Sterblichkeitsraten, … • AfroamerikanerInnen in Gewerkschaften, als wichtiger Block von WählerInnen, in städtischen Religions‐
gemeinschaften • Ö Bürgerrechtsbewegungen o NAACP – National Association for the Advancement of Colored People o “Marsch auf Washington” • Rassenkrawalle und Rassendiskriminierung Ö kein „doppelter Sieg“ (über Achsenmächte und Rassismus in USA) o Obwohl über ½ Million AfroamerikanerInnen gedient hatte Geschlechterbeziehungen: • Gegen Ende des Krieges 36% der Arbeitskräfte weiblich • Gespaltene Darstellung: „Rosie the Riveter“ Ù sexuelle Zügellosigkeit, Vernachlässigung der Familie o Steigende Jugendkriminalität und Scheidungen wurden Frauen angelastet • Diskriminierung: Lohnunterschiede, Sexismus, … • „domestic containment“: o Idealisierung der amerikanischen Familie im Zentrum des demokratischen Kapitalismus Ö Haushalt = natürliche weiblich Sphäre Ö Rechtfertigung von Massenentlassungen von Frauen weil auf zivile Produktion umgestellt wurde ArbeiterInnenbewegung: • Erfolge und Niederlagen • Stark gewachsen, Radikalisierungsprozess, gleichzeitig Vollbeschäftigung und steigende Löhne • Konformistischer Druck Ö neue Einschränkungen o Einfrieren von Löhnen und Streikverzicht zur Inflationsbekämpfung • Ö explosive Situation: wilde Streiks, Kohlestreiks 1943 • Ablehnung des New Deal durch Koalition von RepublikanerInnen und SüdstaatendemokratInnen Ö zu‐
nehmende Stärke konservativer Kräfte Internierung japanisch‐stämmiger US‐StaatsbürgerInnen •
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W. Wilson: „Krieg ist autokratisch“ (1917) Verordnung 9066 (19. Februar 1942) Ö ~ 120.000 Personen japanischer Abstammung in 10 Auffanglager in den Hochwüsten der Weststaaten deportiert Begründung: Zuschreibung einer Kollektivschuld von Spionage & Sabotage Ö real kein einziger Fall! Beraubung von Freiheit und Eigentum Ö Entschuldigung und Wiedergutmachung erst in 1980ern 18
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Antikommunismus in Politik und Gesellschaft • FDR weckte unerfüllbare Hoffnungen, obwohl ihm Expansionismus der SU bewusst war • Ausschuss für unamerikanische Aktivitäten (Repräsentantenhaus) bereits während des Krieges o Führung von „Loyalitätsakten“ o 1947: Schaffung von Verteidigungsministerium, Nationalem Sicherheitsrat, Nationalem Büro für Si‐
cherheitsressourcen und CIA • FDR stirbt Ö Truman neuer Präsident Ö Hexenjagden und Säuberungen, aber auch Versuch der Ein‐
dämmung, Truman scheitert aber daran • Senator Joseph McCarthy: o Liste von 205 angeblichen KommunistInnen im Außenministerium Ö immer abenteuerlichere An‐
schuldigungen Ö Vorwurf: Armee würde KommunistInnen Unterschlupf bieten Ö Anhörungen im Fernsehen übertragen o Ö Antikommunismus wurde von Ideologie am rechten Rand zu Hauptströmung des Kalten Krieges! • Angst vor der „roten Gefahr“ als Ausdruck soziokultureller Verunsicherung, ausgelöst durch Wandel in Rassen‐ & Geschlechterbeziehungen Ö Kalter Krieg = auch Moral‐ & Kulturkampf o Antikommunismus war zum Teil verschlüsselter Rassismus ƒ FBI Direktor Herber Hoover ging z.B. gegen Homosexuelle und Alkoholiker als Teil der Kom‐
munismusabwehr vor • Schwächung des demokratischen Wahlbündnisses: 1. Angebliche Verfehlungen „liberaler Elite“ Ö Antikommunismus als Vorläufer konservativ republi‐
kanischer „Moralitätspolitik“ 2. „etatistische Wende“ Ö für Rückzug des Staates, aber gleichzeitig steigende Haushaltsdefizite OK ƒ Grundlage des „Konservatismus des starken Staates“ der Republikanischen Partei 3. Unterminierung fortschrittlicher Politikansätze der Depressionszeit Ö Marginalisierung linker Poli‐
tikansätze ƒ Ö „Liberale“ befürworten Freihandel, Deregulierung, … aber gleichzeitig für liberale „Identi‐
tätspolitik“ (Feminismus, Bürgerrechte, …) Der lange Schatten der Atombombe • Amerikanisches Vertrauen in technologische Stärke • Manhattanprojekt seit 1941 o Winter 44: Zusicherung, dass Bombe vor Kriegsende fertig sei Ö Firmen wollten Wirksamkeit se‐
hen, WissenschafterInnen Ergebnisse umgesetzt, Bürokratie wollte nachweisen, dass es keine Geldverschwendung war, für KriegsstrategInnen logische Fortsetzung des Luftkriegs – „gute Waffe“ um unnötige US‐Opfer zu ersparen, PolitikerInnen fürchteten Kritik, wenn sie sie nicht einsetzten • In engem Zusammenhang mit Aufstieg des militärisch‐industriellen Komplexes • Trivialisierung durch Medien und Popkultur Ö Furcht und Entfremdung, gleichzeitig Verniedlichung • Kontext: rassistischer Diskurs im Pazifikkrieg muss bedacht werden o „In Japan gibt es keine Zivilisten“ o Friedensangebote wurden aufgrund antijapanischer Einstellungen nicht Ernst genommen o Auswahl der Abwurfziele Hiroshima und Nagasaki: Dramatisierung der Wirkung durch Städte, die bis dahin nicht bombardiert worden waren ƒ Bombardierung Tokios und Dresdens zerstörte Moral der Bevölkerung nicht wirklich und schädigte Industrieproduktion auch nicht maßgeblich 19
Buchzusammenfassung Nordamerika
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ƒ US Strategic Bombing Survey 1946: Japan hätte auch ohne Atombombenabwurf kapituliert Einsatz als politisches Druckmittel in den Nachkriegsära Ö „amerikanisches Jahrhundert“ begann mit Massenvernichtungsakt o Abwurf = letzter Akt WWII & erster Akt Kalter Krieg Ö klarer internationaler Vormachtsanspruch Ö verhinderte langfristig wirksamere Politik die auf kollektiver Sicherheit, internationaler Kontrolle der Atomenergie und Ächtung des Krieges als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln hätte beruhen können 20
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Jürgen Wilzewski Hegemoniale Macht und Empire Die USA in der Weltpolitik seit dem Ende des Kalten Krieges Weltmacht in der Krise: Die amerikanische Weltpolitik zu Beginn der Ära Obama •
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„Empire of Debt“ – höchstes Haushaltsdefizit der Geschichte „Post‐American World“ (Fareed Zakaria)? o US‐Führungsrolle global immer unerwünschter – Wahrnehmung als “Rogue Superpower” ƒ Setzt sich über völkerrechtliche Normen und internationale Organisationen hinweg ƒ Strategie = Hegemonialer Internationalismus 9/11 – US Grand Strategy = globaler Unilateralismus Obama: „neuer Weg“ basierend auf wechselseitigen Interessen und gegenseitigem Respekt – „smart power“ Weltmacht ohne Gegner: Die Weltpolitik der USA am Ende des Ost‐West‐Konfliktes • Cold War Consensus = Bekenntnis zur weltweiten Eindämmung der SU o Tendenz zu Double Standards: z.B. Vorgehen gegen demokratisch gewählte Regierungen (Iran 1953, Chile 1973, Nicaragua 1984) o Widerspruch zu Überzeugung der außergewöhnlichen moralischen Rolle Amerikas • Containment‐Strategie: o Idee: Einflussgewinn der SU = Verlust der USA o Domino‐Theorie: wenn Vietnam fällt, gibt es einen Flächenbrand, alles wird kommunistisch o Militarisierung der US‐Außenpolitik o Fall Saigons 1975 Ö Grenzen für Containment Ö Breakdown of Consensus • Bill Clinton – erst grundlegende Neuausrichtung der US Weltpolitik seit Truman: o Fokus auf Innenpolitik: „It’s the economy stupid“ Ö Gesundheits‐/Bildungsreformen, Kriminalitäts‐
bekämpfung, … o „Engagement & Enlargement“: ƒ Multilateralisierung und Demokratisierung Ö “assertive multilateralism” ƒ Förderung von Demokratie und internationaler Kooperation durch pluralistische Sicherheits‐
gemeinschaften • Wilson: „USA = one of the champions of the rights of mankind” o GegnerInnen: Vorwurf “foreign policy as social work”, Kritik an UN, gegen friedenssichernde Ope‐
rationen und US‐SoldatInnen unter Blauhelm‐Kommando Ö kein Konsens mit Kongress o „konservative Revolution“ – RepublikanerInnen haben Mehrheit in Kongress Ö hegemonialer In‐
ternationalismus ƒ Revitalisierung militärischer Stärke der USA: NATO‐Erweiterung, Bau von landesweitem Ra‐
ketenabwehrsystem (Missile Defense Act führte zu starker Belastung von Rüstungskontroll‐
ansatz), Ablehnung von Comprehensive Test Ban Treaty (nuklearer Teststoppvertrag), … 21
Buchzusammenfassung Nordamerika
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George W. Bush: o Unilateraler Internationalismus Weltmacht vor neuer Bedrohung: Die Weltpolitik der USA nach den Terrorangriffen des 11. September •
Tiefe Traumatisierung der amerikanischen Gesellschaft Ö Analogien zu Pearl Harbor bemüht Ö „Rallying Around the Flag“ Ö massive Unterstützung für Präsidenten auch durch Kongress Ö weitreichende Voll‐
machten für Bush o 18.09.01 Resolution: „to use all necessary and appropriate force against those nations, organiza‐
tions, or persons he determines planned, authorized, committed, or aided the terrorist attacks that occurred on September 11, 2001, or harbored such organizations or persons, in order to prevent any future acts of international terrorism against the U.S. by such nations, organizations or persons.” o War Powers Resolution von 1973: Präsident muss sich vor Entsendung von Streitkräften mit Kon‐
gress beraten, Verwicklung in Kampfhandlungen binnen 48 Stunden anzeigen und diese nach 60 Tagen beenden – für alles Weitere Ermächtigung durch Kongress nötig (Kriegserklärung, weitere 60 Tage, o.ä.) ƒ Kongress hatte Bush aber eigentlich bereits Blanko‐Vollmacht ausgestellt Weltmacht im Alleingang: Die Weltpolitik der USA, die Bush‐Doktrin und der Präventivkrieg gegen den Irak •
„proaktive“ Außen‐ & Sicherheitspolitik o Ausrichtung strikt an nationalen Interessen o Auf militärischer Macht basierend o Leitmotiv = Prävention (Angriff ist die beste Verteidigung) o Drastische Erhöhung der Rüstungsausgaben (alleine zw. 2002‐03 Steigerung um 100 Mio.USD) Bush‐Doktrin: • Antizipatorisches Recht auf Selbstverteidigung = größtmögliches Maß an nationaler Handlungsfreiheit steht über Bindungskraft internationaler Verträge, Institutionen, Normen o Kündigung ABM‐Vertrag mit Russland (Begrenzung von Raketenabwehrsystemen), Rückzug aus In‐
ternationalem Strafgerichtshof (ICG), keine Zustimmung zu Kyoto‐Protokoll, keine weiteren Rüs‐
tungskontrollverträge • Renaissance des hegemonialen Internationalismus • „Achse des Bösen“: Irak, Iran, Nordkorea = „Schurkenstaaten“ o Verletzen internationale Abkommen, wollen Massenvernichtungswaffen, unterstützen Terrorismus • USA = außergewöhnliche Nation und unentbehrliche Ordnungsmacht in der Welt o Leuchtendes Vorbild der Demokratie Ö Recht auf aktive weltweite Förderung von liberal‐
demokratischen gesellschaftlichen Wertvorstellungen = „Enlightened Self‐Interest“ o „America is a nation with a mission that comes from our most basic beliefs“ Ö Ziel = „democratic peace – founded upon the dignity and rights of everz man and woman“ Ö „global democratic revo‐
lution“ 22
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Irak – Preventive War: • Vorwurf: illegale Entwicklung von Massenvernichtungswaffen und Unterstützung von Terrorismus o Tatsächlich: substanzlos ƒ Nachrichtendienste folgten offenbar politisch gewünschten Vorgaben des Weißen Hauses • Irak war bereits vor 9/11 ins Blickfeld der Bush‐Administration geraten • Schwerste außenpolitische Krise seit Vietnam o Iraq Study Group: bis inkl. 2006 … ƒ 2900 US‐SoldatInnen gefallen, rund 21.000 verwundet (meistens schwer) ƒ 400 Mrd. UDS für Krieg; insg. 2 Billionen USD Kosten (Versorgung von SoldatInnen, etc) ƒ Stationierung von 140.000 SoldatInnen ƒ 3.000 ermordete irakische ZivilistInnen pro Monat; 3 Millionen Flüchtlinge • Trotzdem keine Stabilisierung im Irak erzielt • Ö Scheitern der Bush‐Doktrin – militärisch und innergesellschaftlich o „US foreign policy cannot be successfully sustained without the broad support of the American people“ Ö innenpolitisch massiver Widerstand gegen enorm hohe Kosten Preventive Detention: • 2001, Executive Order: weltweite Inhaftierung und Aburteilung des Terrorismus verdächtiger, nicht‐
amerikanischer StaatsbürgerInnen angeordnet Ö Schaffung (geheimer) Gefangenenlager auch außer‐
halb der USA; Einrichtung von Militärkommissionen zur Aburteilung der Gefangenen • Guantanamo Bay: o Gebiet auf Kuba, von USA besetzt, wird aber als exterritorial betrachtet Ö Habeas Corpus gelte nicht (Recht auf Überprüfung der Gesetzmäßigkeit des Gefangenenstatuses durch US‐Gerichte) o „The rules of war permit the capture and detention of the enemy without trial, because the pur‐
pose of detention is to remove combatants from action” Ö bis zu 900 Gefangene in Guantanamo o Genfer Konvention treffe nicht zu Ö gelte nicht für nicht‐staatliche Terrororganisationen Ö hätten keinen Kombattantenstatus (nach III. Genfer Abkommen) Ö auch keine Gefangenenrechte • Folterskandal von Abu Graib: o Waterboarding, etc o Öffentliche Stimmung verändert Ö 2006 Military Commissions Act Ö es post Schaffung rechtlicher Grundlage für Anklage und Verurteilung von Enemy Combatants ƒ Unterscheidung zwischen „lawful“ und „alien unlawful enemy combatants“ • Bei zweitem Status: weder Habeas Corpus noch Genfer Abkommen gültig • Oberster Gerichtshof: mehrere Entscheidungen Ö alles verfassungswidrig: o Inhaftierungen in Guantanamo, Entzug von Habeas Corpus und Genfer Abkommen! • Bis Ende Amtszeit Bush aber keine Änderungen Weltmacht im Niedergang? Die Obama‐Administration und die Zukunft der Weltpolitik der USA • USA sind in den Augen der Öffentlichkeit zur Rogue Superpower gewordenund haben ihre Glaubwürdig‐
keit im Kampf der Ideen größtenteils verspielt: o Irak, Folter, Afghanistan, … • Obama: sturdy alliances and enduring convictions statt Macht (power) alleine 23
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Brigitta Bader­Zaar Citizenship im multikulturellen Kontext Grundrechte und ethnische Pluralität in den Vereinigten Staaten und Kana­
da vom späten 18. bis zum 20. Jahrhundert •
Citizenship = 1. Status von StaatsbürgerInnen ÖGrundrechte und Pflichten 2. Identitätsstiftendes Moment Ö Staat nutzt Rechte zur Gestaltung der sozialen Ordnung um Mit‐
gliedschaft in politischer Gemeinschaft im Sinne des nation‐building zu fixieren o Ö Fragen nach Inklusion / Exklusion: Schicht/Klasse, Geschlecht, Ethnizität, race Grundrechte: • USA: o Unabhängigkeit von GB Ö rights of men Ö v.a. 1791: 10 Amendments (Zusätze) zur Verfassung ƒ Religions‐, Meinungs‐, Presse‐, Versammlungsfreiheit, Petitionsrecht, Recht Waffen zu tra‐
gen, Schutz vor beliebiger Einquartierung von Soldaten, Schutz vor willkürlicher Strafverfol‐
gung, ungerechten Gerichtsverfahren, Enteignung von Privateigentum ohne entsprechende Kompensation, überhöhten Bürgschaften, grausamen und unüblichen Strafen o Sklavenemanzipation 1865, Bürgerrechte für AfroamerikanerInnen 1868 & 70, Frauen (Wahlrecht 1920), judicial review (richterliches Prüfrecht) • Kanada o Allmähliche Ablösung von GB Ö Selbstverwaltung als Dominion 1867 Ö Staatsangehörigkeit erst ab 1870 (mit Geburt britische UntertanInnen) Ö 1906 Einbürgerung von ImmigrantInnen, aber keine Staatsbürgerschaft Ö 1931 Kanada darf eigene Gesetze erlassen Ö 1947 National Citizenship Act = Staatsbürgerschaft für alle Staatsangehörigen Ö erst 1960 eigene Bill of Rights, aber nicht in Ver‐
fassungsrang Ö erst 1982 vollständige verfassungsrechtliche Unabhängigkeit = Verfassung inkl. Grundrechtserklärung (Canadian Charter of Rights and Freedoms) Native Americans / First Nations Historischer Wandel: o Anerkennung als souveräne, aber verdrängte Nationen Ö hierarchische Unterordnung und Assimi‐
lationsversuche Ö Zuerkennung der Staatsbürgerschaft bei Gewährung autonomer Selbstverwal‐
tung o Beispiele: ƒ Anerkennung: Friedensverträge, Landverläufe, … ƒ Unterordnung, Bevormundung: • USA: Stämme = „domestic dependant nations“ – sind unter Vormundschaft der USA, Stämme sind Mündel • Kanada: 1839 wurde alles indianische Land zu Kronland = Abhängigkeit ƒ Verdrängung und Assimilation: • USA: Indian Removal Act – Zwangsumsiedelungen; Assimilation durch Schulbildung • Beide: Stämme sind unabhängige politische Gemeinschaften, aber Staaten griffen durch Verträge und Gesetze in Verwaltung ein 24
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Staatliche Interventionen: • Kanada o Assimilationsangebot 1857: ƒ Staatsbürgerschaft plus Land und Vermögen = Verlust des Rechtes in Reservatsgemeinschaft zu leben Ö wurde fast nicht angenommen o Verbot spezifischer kultureller Praktiken o Schulpflicht 1930 Ö Möglichkeit indianische Kinder zum Besuch von Internaten zu zwingen o Abkehr von Assimilation erst 1951 Ö Novellierung Indian Act o 1956: Staatsbürgerschaft, 1960: Wahlrecht für alle Indigenen (davor durften manche) o Ende 1960er: Versuch Terminationspolitik Ö Widerstand von Indigenen o 1985: Festlegung wer zu Stamm gehört erfolgt durch Stamm o Anerkennung, indigener Landrecht vor Besiedelung – aber bereits verjährt o 1998: Regierung bedauert Zwangsbesiedelung o 1999: 14 First Nations erhalten volle Kontrolle über Verwaltung von Reservatsland & Ressourcen ƒ Seitdem auch weitere Nationen • USA o Major Crimes Act 1885 ƒ Bundesrecht gilt bei schweren Vergehen (Mord, Raub, …) auch in Reservaten o Indian Citizenship Act (=Snyder Act) 1924 ƒ Indigene = BürgerInnen der USA, des jeweiligen Einzelstaates und ihres Stammes ƒ = Teil der staatlichen Assimilationspolitik o Diskriminierende Bedingungen für Wahlrecht (z.B. Lese‐, Schreibtests, …) o 1920er Gegentrend zu Assimilation Ö Erhalt indianischer Kultur und Schutz indianischer Rechte ƒ Indian New Deal, Indian Reorganization Act 1924 Ö politische & wirtschaftliche Selbstver‐
waltung der Stämme, Stammesverfassungen, gewählte Stammesräte, ‐vorsitzende o 1950er termination policy – sollte Verantwortung der Bundesregierung für Indigene beenden Ö Eingliederung in amerikanische Gesellschaft ƒ Verbot von Alkohollieferungen aufgehoben, durften Feuerwaffen kaufen, mussten Steuern zahlen (nicht für Stammesland), Einbindung in Bildungs‐ & Gesundheitsprogramme o Terminationspolitik 1970 offiziell beendet – viele Fehler o Self‐determination ƒ Finanzielle Unterstützung, Sozialprogramme, etc aber gleichzeitig rechtliche Selbstbestim‐
mung in gewissem Umfang • Indian Civil Rights Act – schreibt Stammesregierungen anderen Grundrechtekatalog wie Rest der USA vor (z.B. fehlt Schutz des Lebens, Verbot der Staatskirche, etc) • Schwächung der Stammesorganisation Ö zunehmende Abhängigkeit vom Staat (Bildung, Gesundheit, …) • Schwierigkeit: Erhalt der Stammesautonomie Ù Schutz vor ihrem Missbrauch AfroamerikanerInnen •
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Ende 18. Jahrhundert – Oberkanada und nördliche US‐Bundesstaaten schaffen Sklaverei schrittweise ab 1833: Kanada – Ende Sklaverei im gesamten British Empire Ö Kanada als Zufluchtsort für US‐SklavInnen o Aber auch bis 1960 (Grundrechtsgesetz) Diskriminierung und Segregation 25
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USA • Gesetzliche Restriktionen: o Eheverbote zwischen „Schwarzen“ und „Weißen“, segregierte Schulen, Verbot der Zeugenaussage gegen „Weiße“, … • 1857: Dred Scott v. Sandford – AfroamerikanerInnen ≠ citizens Ö keine Staatsbürgerschaft • 1865: Lincoln – 13. Amendment = Aufhebung Sklaverei in gesamten USA • 1866: AfroamerikanerInnen = BürgerInnen Ö Recht auf Verträge, Zeugenaussagen, zu erben, kaufen, pachten, besitzen, Genuss gleicher Gesetze und Schutz der Person und Eigentum • 1868: 14. Amendment = Staatsbürgerschaft • 1870: 15. Amendment = Wahlrecht (nicht für Frauen) unabhängig von Rasse, Hautfarbe, vorheriger Ver‐
sklavung Ö de facto aber Einschüchterung, Gewalt, Wahlmanipulation, Lese‐, Schreibtests, … • „Jim Crow Laws“ – Diskriminierung und Segregation Ö Ende 19. Jhdt. Sogar Lynchjustiz • Supreme Court 1896: „separate but equal“ Ö Gleichheit vor dem Gesetz angestrebt, aber Unterschiede, die auf Hautfarbe beruhen, sollen nicht aufgehoben werden • Bürgerrechtsbewegung nach WWI: o Zahlreiche Klagen o V.a. 1954: Brown v. Board of Education of Topeka Ö Aufhebung „separate but equal“ o 1963: Marsch auf Washington o 1964: Abschaffung Diskriminierung bei Wahlen; Aufhebung Segregation an öffentlichen Schulen, Diskriminierungsverbote am Arbeitsplatz o 1967: Aufhebung Eheverbote • Ab 1970ern: affirmative action Chinesische und japanische MigrantInnen •
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Massive Einwanderung wegen Goldrausch und Eisenbahnbau ab 1850ern Ö Konkurrenzdruck, wirt‐
schaftliche Depression Ö Ablehnung, rassistische Übergriffe 1882: Chinese Exclusion Act = Unterbindung chinesischer Einwanderung in die USA o 1923 – 1947 auch in Kanada o 1907/08 – Gentlemen’s Agreements von USA & Kanada mit Japan mit demselben Ziel USA: ius soli = Staatsbürgerschaft durch Geburt auf Territorium der USA, aber Einbürgerung möglich o Zunächst nur freie „weiße“ Personen und zusätzliche Auflagen (Treueid auf Verfassung, etc) Ö 1870 Naturalisierung auch bei afrikanischer Abstammung Starke Diskriminierung: o Sondersteuern, ‐bestimmungen, Verbot von Grundbesitz für Landwirtschaft, … o Trotz Vertrag mit China 1868 über Gleichbehandlung wenig Änderung 1886: Yick Wo v. Hopkins Ö Anwendung des Gleichheitsgrundsatzes für Minderheiten und AusländerIn‐
nen in USA Kanada: o Kein Wahlrecht (aktiv und passiv), wirtschaftliche Diskriminierung o Verbot von Diskriminierung bzgl. Wahlen 1898 Ö trotzdem de facto weiterhin Japanische EinwanderInnen: o Diskriminierungen ab 1900 26
Buchzusammenfassung Nordamerika
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Ab WWII: o Allianz mit China Ö Recht auf Einbürgerung 1943, Aufhebung Chinese Exculsion Act o Internierung von JapanerInnen; konnten erst ab 1952 Staatsbürgerschaft erwerben Sprachenrechte •
USA: zunächst viele zweisprachige Schulen oder Unterricht in anderer Muttersprache Ö Gegenbewe‐
gung Ö erst 1968 Bilingual Education Act = Bundesgelder für zweisprachige Unterrichtsformen Kanada ‐ Quebec • 1774: Garantie, dass französischer code civil, katholische Religionsausübung und feudales Seigneurs‐
system (Landrechte, etc) gelten (neben englischem Strafrecht) • 1867: Verfassung der kanadischen Konföderation: Englisch und Französisch im Parlament, vor Gericht • Aber: Canada First (protestantisch anglophon) Ù Ultramontanes (katholisch frankophon) • 1960er: gegen anglophone Dominanz o Säkularisierung, englische Minderheiten mit Englischer Unterrichtssprache, freie Schulwahl Ö Front de libération du Québec – Bombenanschläge, Entführungen Ö Forderung: unabhängiges und sozialistisches Quebec • 1969: offizielle Zweisprachigkeit Ö Politik des Multikulturalismus (1971) • 1977: Quebec – Französische = Amtssprache • 1982: Quebec akzeptiert neue kanadische Verfassung nicht Ö will separate Gesellschaft • 1988: Canadian Multiculturalism Act: ethnische & kulturelle Vielfalt = Bereicherung, Bewahrung & Förde‐
rung kulturellen Erbes, Maßnahmen gegen Rassismus und Diskriminierung, Sprachkurse an Schulen, … • 1995: Referendum über Souveränität Quebec scheitert Ö 2006: Quebec = eine Nation innerhalb eines geeinten Kanadas Ö Einheit & Integrität des Staates = oberstes Interesse Fazit •
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Angloamerikanische Mehrheitskultur = Norm Ö wurde mit Ansprüchen von Minderheiten konfrontiert o Umgang mit UreinwohnerInnen o Tiefgehender Rassismus Ö Ausschluss von AfroamerikanerInnen und asiatischen MigrantInnen von Grundrechten Citizenship Ù kulturelle Minderheitenrechte o Anerkennung von Minderheitensprachen als ein Knackpunkt Kanada: ausdrücklicher Multikulturalismus USA: Betonung der kulturellen Einheit 27
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Christian Lammert Zwischen Einheit und Desintegration Geschichte Kanadas seit 1867 Einleitung Kanada hatte im Gegensatz zur USA bis 1931 keine Unabhängigkeitserklärung und war von GB abhängig. Dadurch war Kanada lange Zeit britisch beeinflusst. Der Zusammenschluss der Provinzen Kanadas war der Wunsch des British Empire. Verfassungsänderungen waren bis 1982 Zeit nur mit Zustimmung des englischen Parlaments möglich. Das politische System ist dem der USA ähnlich. Es handelt sich um ein 2‐Kammern System (House of Com‐
mons; Sitze nach Bevölkerungsanzahl) und (Senat; Sitz nach Regionen) Hauptgesetzgeber ist das House of Commons. Durch die transkontinentale Expansion (Ausdehnung bis zur Ostküste) konnte das Land mehr oder weniger geeint werden. Es gab in den Provinzen jedoch unterschiedliche politische Strömungen die diverse Vorstel‐
lungen eines künftigen politischem System hatten. Zunächst setzten sich die konservativen Kräfte durch und die Infrastruktur – vor allem die Eisenbahn – wurde ausgebaut. Dadurch förderte man die Immigration, die sich zunächst aus europäischer Zuwanderung definierte und später asiatisch und lateinamerikanisch wurde. Zudem setzte in den Städten die Industrialisierung ein. D.h. Zuwanderung wurde gebraucht. (Kanada ist seit den 70er Jahren international multikulturell anerkannt) Die Zuwanderung brachte jedoch auch sichtbare Probleme mit sich. Konflikt zwischen Anglophonen und Frankophonen (zentraler Konflikt), der auch militärisch ausgetragen wurde. Dh. Protestantische Anglophone versus katholische Frankophone. Die katholischen Frankophonen bildeten zugleich die Minderheit und ist bis heute ein gesellschaftlicher Rei‐
bepunkt in den USA. Es entstand ein „nach innen gerichteter Nationalismus“ bei den Frankophonen, dessen Ziel die Erhaltung der französischen Sprache, war. Die Mehrheit bildeten die Anglophonen, die auch die französische Sprach in öffentlichen Schulen etc. verboten. Als einzig katholisch‐französischer „Ort“ galt: Québecs. Kanada war also nach innen gespalten. Die Gefahr einer Teilung bestand immer wieder. 1931 – Unabhängigkeit Kanadas erklärt Nach dem 2. Weltkrieg begann ein Prozess in Richtung Multikulturalität. 29
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TRUDEA – Konzept der multikulturellen Politik mit den Zielen: • kulturelle Gruppen zu unterstützen • verstärkter Dialog • Sprachausbildung für Immigranten • kulturelle Barrieren überwinden 1982 wurde unter dem Protest der Québec Bevölkerung, die Verfassung „heim geholt“. Ab diesem Zeitpunkt waren Verfassungsänderungen nicht mehr vom britischen Parlament abhängig. Fazit: Kanada als Vorbild multikultureller Politik, weil Konflikte meist friedlich gelöst wurden und die Abspal‐
tung der französischen‐katholischen Minderheit (Quebec) verhindert wurde. Die innerpolitischen Konflikte zwischen Anglophonen und Frankophonen wurden meist im Dialog gelöst und können daher als Vorbild für Europa im Hinblick auf Integrationspolitik interpretiert werden. 30
Buchzusammenfassung Nordamerika
Hans­Jürgen Puhle Die Mythen der >New Nation< 31
Buchzusammenfassung Nordamerika
Ursula Prutsch Lateinamerika und die USA – eine konfliktreiche Beziehungsgeschichte (1823 – 2008) Die USA hatten die Befürchtung, dass Europa lateinamerikanische Länder übernehmen könnten. (=Monroe Doktrin) USA provozierte einen Krieg mit Mexiko, weshalb Mexiko große Teile an die USA abtreten musste. USA verstand sich als kulturell überlegenes Land. Im Vordergrund standen jedoch die ökonomischen Inte‐
ressen, wobei man die Kolonisierung mit „gemeinsamen Werten“ begründete. Der Spanisch‐Amerikanische Krieg verdrängte die europäische Einmischung aus der US‐Politik endgültig. Man verbreitete, dass Südamerika v.a. korrupt und ungebildet sei. Man wollte derartige Probleme mit Fort‐
schritt und Technik lösen. Die USA fühlten sich ökonomisch und kulturell überlegen. Ihre Werte waren De‐
mokratie, Recht auf Eigentum, Parlament etc. Gleichzeitig war jedoch das Solidaritätsgefühl zwischen den LA‐Länder kaum vorhanden! Roosevelt brachte einen Wendepunkt im Hinblick Kulturdiplomatie. Denn bei Kriegseintritt benötigte die USA Hilfe von den südamerikanischen Ländern. Vor allem Brasilien war strategisch wichtig. Zudem wurden Waffenlieferungen notwendig. Es kam zu einer Kooperation mit Brasilien, die Brasilien eine militärische Vorherrschaft in Südamerika brachte. Weitere Legitimierungen bezüglich der Kolonialisierung wurden mit dem Kampf gegen Eurofaschismen, Dik‐
taturen etc. begründet. Dies war ein Widerspruch zwischen Rhetorik und politischer Praxis, denn in Südame‐
rika gab es zahlreiche Diktaturen die von den USA unterstützt wurden. Andererseits wurde von den USA die OAS – Organization of American States – gegründet, deren Aufgabe es war, die Einhaltung der Demokratie und Solidarität zu gewährleisten. Gleichzeitig wurde mit Hilfe der United Fruit Company der Sturz des gewählten guatemaltekischen Präsiden‐
ten durchgeführt und Militärdiktaturen unterstützt. Später begründete sich der Kolonialismus im Kampf gegen den Kommunismus. Der Unabhängigkeitskampf Kubas (Revolution) und die anschließende Stationierung von Sowjetraketen brachte die Welt am Rande eines Atomkrieges. In den 90ern kommt in die Nord‐Süd Beziehungen Bewegung. Charvez übernimmt die Schulden Argentiniens und unterstützt Kuba. Das kann durchaus als Zeichen der verstärkten Solidarität gedeutet werden. Fazit: Kolonalisierungen zunächst mit dem Argument der kulturellen Überlegenheit und politisch Stabilität begründet. Jedoch immer ambivalent: für Demokratie, jedoch Diktaturen unterstützt. Solidarität zwischen den Lateinamerikanischen Ländern gering. Wendepunkt womöglich Charvez, weil Unterstützung Kubas, Schuldenübernahme Argentiniens. – neue Dynamik in den lateinamerikanischen Ländern. 32
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