Natur – Leben – Liebe „Der Fagott wird anjetzt nicht nur bey solcher Musik, die bloß aus Blasinstrumenten bestehet, zum Vortrage der Grundstimme, und bey vollen Orchesterstücken zur Ausführung einer Füllstimme, oder auch zur Verstärkung des Basses, sondern auch zum Vortrage einer Solostimme gebraucht. Als Soloinstrument ist ihm besonders der Charakter des Sanften am angemessensten; er wird daher auch von einigen das Instrument der Liebe genannt.“ Glaubt man Heinrich Christoph Koch und seinem Musikalischen Lexikon von 1802, so wären Fagottkonzerte erst gerade erfunden. Doch spätestens seit Vivaldi und dessen 39 (!) Konzerten für dieses Instrument ist dieses fest verankert. Erst in der Zeit der romantischen Virtuosen gerät das Blasinstrument als Solist wieder in den Hintergrund. Wolfgang Amadeus Mozart hat sein KV 191 in Salzburg geschrieben. 1774 war eine Zeit mit wenig Reisen und vielen Kompositionen – durchaus sehr fruchtbar für den gerade 18-Jährigen! Dass das Fagott bei ihm eine besondere Rolle spielt, ist auch in nahezu allen grossen Sinfonien, Klavierkonzerten und Opern zu sehen: Es tritt nicht nur als Bass- oder Füllstimme auf. Mozart ist sich dessen auch bewusst, wenn er 1884 über drei frisch entstandene Klavierkonzerte schreibt, dass sie „ganz mit blasinstrumenten obligirt“ seien. Gründlich hat Mozart im Fagottkonzert die Möglichkeiten des Instrumentes ausgelotet: die liebevolle Kantabilität genauso wie die lebhafte Virtuosität! Natur – Leben – Liebe: mit diesen Themen komponierte Antonín Dvořák drei Ouvertüren. Neben unserem op. 91 waren es die Ouvertüren Carnival op. 92 und Othello op. 93. Dass er sie zu seinen besten Orchesterstücken zählte, ist auch daran ersichtlich, dass er sie in der Carnegie Hall programmierte, kurz nachdem er 1892 nach New York ausgewandert war. So konnte er in Amerika zu grossen Themen neue Werke aus der alten Welt präsentieren. Vielmehr als Ouvertüren im engeren sind sie Tondichtungen oder -bilder im weiteren Sinne. „In der Natur“ weist durchaus grosse Ähnlichkeiten zur sechzehn Jahre früher entstandenen Sinfonie Nr. 5 auf. Die gemeinsame Tonart F-Dur, die herrliche Melodik, die Weite in den Entwicklungen – pastoral und ländlich kommen beide Werke daher. Kein Wunder, dass die Sinfonie op. 76 oft auch die „Pastorale“ von Dvořák genannt wird! Aber bei beiden Werken ist die Auffassung des Natur-Programms sehr modern: Es geht nicht darum, die Natur in Tönen abzubilden, sondern vielmehr mit Tönen den Gefühlen in der Natur nachzuspüren.Beethoven hatte zu seiner „Pastoralen“ geschrieben: „Mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei“. Dvořák hat seine Sinfonie im Sommer 1875 auf dem Landsitz in Vysoká geschrieben. In dieser idyllischen Atmosphäre entstanden während zwanzig Jahren unzählige Kompositionen, unter anderem die Oper Rusalka, welche Namensgeberin für den See in Vysoká werden sollte. Während der Komposition der 5. Sinfonie erhielt der Mittdreissiger staatliche Stipendien, welche es ihm erlaubten, neben seiner Tätigkeit an einer privaten Musikschule und als Organist viel Zeit mit Komponieren zu verbringen. In der Kommission, welche die Werke beurteilte und die Stipendien neu vergab, waren Eduard Hanslick und auch Johannes Brahms, welcher ihm dann zum wirklich grossen Durchbruch als Komponisten verhalf. Erst 1879 wurde die 5. Sinfonie uraufgeführt. Wir laden Sie, liebes Publikum, nun ein, mit uns gemeinsam in diese drei grossen Themen einzutauchen: öffnen Sie Ohren und Herzen für Natur, Leben und Liebe! © 2014 Matthias Kuhn Diego Chenna studierte am Turiner Musikkonservatorium bei V. Menghini (M. Lessona Preis 1989 als bester Abschluss) sowie bei Sergio Azzolini an der Stuttgarter Musikhochschule. Zu dieser Zeit war er auch Mitglied des Gustav Mahler Jugendorchesters und des European Union Youth Orchestra unter Claudio Abbado. 1998 gewann er den ersten Preis beim Internationalen Fernand Gillet Wettbewerb in den USA. Dies war der Beginn seiner internationalen Karriere als Solist und Kammermusiker, solistische Auftritte hatte er u.a. mit Rai Orchestra Nazionale della Radiotelevisione Italiana, Orchestra da camera di Mantova, Camerata Bern, Camerata Zürich, Moscow Soloists, European Union Chamber Orchestra, Georgian State Symphony Orchestra, Kammerakademie Potsdam, Beethoven Academie (Antwerpen), Bieler Sinfonieorchester, Orchestra Mozart Bologna. Im Mozartjahr 2006 spielte er das Fagottkonzert KV191 mit der Kremerata Baltica. Er spielte als Solofagottist sowohl im Chamber Orchestra of Europe, SWR Stuttgart, Orchestra del Teatro alla Scala di Milano, World Orchestra for Peace dirigiert von Valery Gergiev, als auch im Orchestra Mozart in Bologna (C. Abbado). Als Kammermusikpartner von Künstlern wie H. Holliger, G. Kremer, Al. Lonquich, Y. Bashment, J. Zoon, M. Bourgue oder P. Moraguès war er Gast bei zahlreichen internationalen Festivals, (Lucerne Festival, Praha Frühling, Festival du Périgord Noir, Feldkirche, Elba Isola Musicale d’Europa, Murten Classics, Sommersprossen Rottweil, Les museïques Basel, Società del Quartetto di Milano usw). Chenna ist ein unermüdlicher Forscher nach neuem Repertoire für sein Instrument. Einen grossen Teil seines Interesses widmet er der Aufführung bislang vergessener Werke für Fagott sowie der zeitgenössischen Musik und der Entwicklung neuer Aufführungstechniken und dem Gebrauch von live Elektronik in seinen Konzerten. Zahlreiche Komponisten haben ihm Werke gewidmet. Er ist seit 2008 Professor an der Musikhochschule in Freiburg i.B. und Gastdozent für Zeitgenössische Musik an der Musikhochschule Luzern . “…finally, the bassoon gets opportunity to star…his sound is warm, rich and expansive...; a bassoonist with the “gentle sway” of Lester Young…” (Garreth Smith, The Daily Star) Matthias Kuhn ist Musiker. Als Dirigent und Cellist führen ihn Auftritte ans Menuhin Festival Gstaad, an die Biennale Zagreb, ans Theaterspektakel Zürich und Festival MESS Sarajevo sowie nach Polen zum Międzynarodowy Festiwal Sopot Classic. Zahlreiche Projekte realisierte er aber auch in Bern, wo er neben seinen langfristigen Engagements beim ensemble proton bern, bei La Strimpellata und beim Medizinerorchester auch das Symphonieorchester, das Kammerorchester und die Camerata leitete. Als Gastdirigent war er beim Kammerorchester und Sinfonieorchester Basel, in Zürich beim Collegium Novum, dem Kammerorchester und dem Akademischen Kammerorchester und ausserdem bei der Prague Philharmonia, dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim und der Polska Filharmonia Kameralna Sopot tätig. Er war Gastdozent der Hochschule der Künste Bern HKB, unterrichtet Cello, Dirigieren und Kammermusik. Seine Leidenschaft für Kammermusik übt er mit verschiedenen musikalischen Partnern, vor allem aber mit dem TRIORARO aus. Das Medizinerorchester Bern wurde 1968 von einer Gruppe Medizinstudierender gegründet. Über die Jahre ist es zu einem Sinfonieorchester mit über 50 Musizierenden herangewachsen. Die Mitwirkenden sind leidenschaftliche Amateurinstrumentalisten; zum Teil auch aus nichtmedizinischen Berufen. Einige professionelle Musiker und Musikerinnen verstärken das Bläserregister. Die eigenen Konzertveranstaltungen des Medizinerorchester Bern finden jeweils im Januar und Juni statt. Zusätzlich spielt das Medizinerorchester regelmässig bei festlichen Anlässen der Universität Bern und begleitet gelegentlich Chorwerke. In den vergangenen Jahren wirkte es mehrfach bei Benefizkonzerten zu Gunsten von Stiftungen in medizinischen oder paramedizinischen Bereichen mit. Erstmals in seiner über vierzigjährigen Geschichte trat das Medizinerorchester Bern im Juni 2012 im Ausland auf, im Petit Palau de la Música Catalana in Barcelona. Das Medizinerorchester Bern freut sich über jede Besucherin, jeden Besucher. Leitung: Matthias Kuhn Fagott: Diego Chenna Antonín Dvořák (1841-1904) V přírodě (in der Natur) Konzertouvertüre op. 91 Wolfgang Amadé Mozart Konzert für Fagott und Orchester B-Dur KV 191 Gerne verweisen wir auf unsere nächsten Konzerte: Sonntag 21.06.2015, 17.00 Uhr, Kirche Luterbach SO Dienstag, 23. 06.2015, 20.00 Uhr, Französische Kirche Bern Solist: Christian Holenstein, Horn Werke von Brahms, Mahler, Strauss Antonín Dvořák (1841-1904) Sinfonie Nr. 5 in F-Dur op. 76 (1756-1791)