Epidemiologie – Zahlen, Entwicklungen, Tendenzen Lutz Gürtler HIV ist im Wesentlichen eine sexuell übertragbare Krankheit und als solche wie die anderen STD nicht eliminierbar, wenn kein Impfstoff vorhanden ist. Ein Impfstoff ist weiterhin in sehr weiter Ferne. Eine erfolgreiche Behandlung der HIV Infektion führt zu einer Verminderung der HIV Produktion, somit zu einer Verminderung der Konzentration der HIV Menge im genitalen Sekret und somit auch zu einer Minderung der HIV Übertragungsfrequenz. Der zweit-häufigste Weg der HIV Übertragung ist der über Drogenkonsum, der auch in Mecklenburg-Vorpommern (MV) vorhanden ist. Alle Drogen können in diesem Land erworben werden. Die Abhängigkeit vom Stoff führt zu Leichtsinn im Erwerb und Gebrauch und somit ist auch dieser Weg nicht eliminierbar, vielleicht verminderbar. Weltweit gibt es etwa 45 Millionen HIV Infizierte, in Deutschland etwa 59.000, verstorben sind an dieser Infektionskrankheit seit Beginn 1980 etwa 26.000. Auch in MV sind in den städtischen Regionen um Rostock, Schwerin, Greifswald und Neubrandenburg die Mehrzahl der HIV Infizierten zu finden. Die beobachtete Zunahme von HIV Übertragungen seit 2002 in Deutschland geht im Wesentlichen auf die Infektionen von jungen homosexuellen Männern (MSM) zurück und dieser Trend ist bis heute nicht gebrochen. Täglich infizieren sich in Deutschland etwa 7 Menschen neu. Die Mehrzahl der Neu-Infizierten wird durch Partner infiziert, die ihre Infektion erst jüngst erworben haben, also in der Phase der Seroconversion sich befinden, in der die HIV-Menge in Blut und Genitalsekret besonders hoch ist. Nachdem die HIV Prävalenz in Deutschland seit 1997 ansteigt und über 550.000 HIV Infizierte in spätestens 10 Jahren behandlungsbedürftig sind, kommt auf das Gesundheitssystem eine erhebliche finanzielle Bürde zu. Aus ethischen und medizinischen Gründen muss dem HIV Infizierten eine Therapie angeboten werden. Ein Drittel bis ein Viertel der HIV Infizierten weiß von der Infektion nichts, und verhält sich folglich nicht präventiv, um die Übertragung zu vermeiden. Richtige Aufklärung kann zur Verminderung der HIV Übertragung führen. Die Mutter-Kind Übertragung ist in Deutschland sehr niedrig, im Gegensatz zu anderen Ländern, in denen die Kurzzeit-Therapie mit Nicht-Nukleosid-Reverse-Transcriptase-Inhibitoren bei HIV-1 Subtyp C zu schneller Resistenz-Entwicklung führt. Medikamenten-resistente Viren werden auch wieder nach Deutschland importiert. Mit der Zulassung des ersten Integrase-Inhibitors wird Ende 2007 gerechnet. Raltegravir wird zu einer bedeutenden Verbesserung der HIV Therapie bei multiresistenten Viren führen, jedoch wie die anderen Mittel nach wenigen Jahren Resistenzen induzieren. Seit 25 Jahren hat sich HIV in der deutschen Bevölkerung etabliert. Die epidemiologischen Daten zeigen, dass die Verhinderung von HIV Neu-Infektionen oberstes Ziel ist und um dieses zu erreichen, sollten alle Wege eingeschlagen werden, die die Ethik nicht verlassen. Korrespondenzadresse: Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. habil. Lutz Gürtler Institut für Mikrobiologie Universität Greifswald M.-Luther-Str. 6 17475 Greifswald E-Mail: Gü[email protected]