Skript zur Vorlesung Statistik Dietrich Baumgarten « 2. April 2012 Inhaltsverzeichnis 1 Mengen, Zahlen und Funktionen 1 1.1 Mengen 1 1.2 Aussagen und Aussageformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.3 Zahlenmengen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.3.1 Intervalle 4 1.3.2 Dezimalbruchentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.3.3 Teilbarkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.3.4 Wissenschaftliche Darstellung einer Zahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 1.4 Mächtigkeit von Mengen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 1.5 Relationen von Mengen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 1.6 Verknüpfungen von Mengen 1.6.1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Venn-Diagramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 1.7 Beispiele zu den Relationen und Verknüpfungen . . . . . . . . . . . . . . 10 1.8 Zusammenfassung der Rechengesetze 1.9 Die Potenzmenge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 1.10 Kartesisches Produkt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.10.1 Das kartesische Koordinatensystem 13 . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 1.11 Relationen und Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 1.12 Funktionen 1.12.1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Hintereinanderausführung von Funktionen . . . . . . . . . . . . . 19 1.13 Spezielle Eigenschaften mancher Funktionen . . . . . . . . . . . . . . . . 19 iii Abbildungsverzeichnis 1.1 Die Zahlengerade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1.2 Venn-Diagramme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Die Potenzmenge von x, y, z als Hasse-Diagramm 1.4 Das kartesische Koordinatensystem 1.5 Kartesisches Produkt, Relationen und Funktionen . . . . . . . . . . . . 16 1.6 Graph einer reellen Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 1.7 Bijektive Funktion und Inverse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 10 . . . . . . . . . . . . . 13 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 v Tabellenverzeichnis 1.1 Rechengesetze für Mengenoperationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 vii 1 Mengen, Zahlen und Funktionen In der Mathematik bildet das Konzept der Menge die Grundlage einer einheitlichen, knappen und anschaulichen Beschreibung von Objekten, die durch eine gemeinsame Eigenschaft zusammengehören. Diese Objekte heiÿen Elemente der Menge. Der Mengenbegri ist grundlegend für alle Zweige der Mathematik und erleichtert die mathematische Modellbildung. Für die Untersuchung von Mengen werden bestimmte Begrie und Operationen eingeführt und daraus Gesetzmäÿigkeiten hergeleitet, die man als Mengenlehre bezeichnet. 1.1 Mengen Die Mengenlehre wurde von den Mathematikern Georg Cantor und Richard Dedekind entwickelt. Die Denition von Georg Cantor lautet wie folgt: Denition 1.1. Eine Menge ist eine Zusammenfassung bestimmter wohlunterschiedener Objekte unserer Anschauung oder unseres Denkens, welche die Elemente der Menge genannt werden, zu einem Ganzen. Diese Denition ist nicht widerspruchsfrei und führt zu Paradoxien wie die Menge aller Mengen, die sich selbst als Element enthalten müsste. Trotzdem ist diese Denition ausreichend für ein solides Fundament der meisten Zweige der Mathematik. Eine Menge kann nur dann verwendet werden, wenn es eine klare Entscheidung darüber gibt, ob ein bestimmtes Element zu ihr gehört oder nicht. Mengen werden auf zwei Weisen gebildet, und zwar entweder durch Aufzählung oder durch eine Beschreibung der Elemente. Das wird jetzt genauer festgehalten: Mengen werden meistens mit groÿen Buchstaben und die Elemente mit kleinen Buchstaben bezeichnet. Die Zugehörigkeit eines Elementes Beim aufzählenden Verfahren stehen die Elemente in einer geschweiften Klammer x zu einer Menge M wird durch das Symbol ∈ angezeigt, also x ∈ M . Durch y ∈ / M wird ausgedrückt, dass y kein Element der Menge M ist. Sei etwa V die Menge aller Vokale, so gelten a ∈ V und b ∈ / V. und sind durch Komma getrennt, wie etwa die Menge M = { 2, 5, 7 }. Bei unendlichen Mengen werden einige Elemente angegeben, die das Bildungsgesetz zeigen und der Rest durch drei Pünktchen angedeutet, wie etwa die Menge der natürlichen Zahlen N = { 1, 2, 3, 4, . . . }. 1 1 Mengen, Zahlen und Funktionen Beim beschreibenden Verfahren geht man von einer bereits denierten Menge aus und schränkt nach einem Längsstrich die Elemente durch eine Eigenschaft ein wie etwa M = {x ∈ N | x ist Primzahl }. Mengen dürfen aus beliebigen Elementen bestehen wie etwa K = { CDU, 3, Hut }, erge- ben sich aber meistens durch gemeinsame Eigenschaften der Elemente. Die Buchstaben M = { S, T, A, I, K }. Die Elemente der Menge M könnte, muss aber nicht in der geord- des Wortes STATISTIK bilden die Menge Menge müssen nicht geordnet sein, die neten Weise M = { A, I, K, S, T } geschrieben werden. Auÿerdem wird jedes Element einer Menge nur einmal aufgeführt. Eine besondere Rolle spielt die sogenannte leere Menge, die keine Elemente hat, daher die Beschreibung leer. Die leere Menge wird mit {} oder mit ∅ gekennzeichnet. Die leere Menge ist nicht immer sofort zu erkennen und tarnt sich beispielsweise wie folgt: L = { x ∈ R | x2 + 1 = 0 }. Hier soll L die Menge aller reelle Lösungen der Gleichung x2 + 1 = 0 sein, die aber leer ist, da die Gleichung keine reellen Lösungen hat. Die Einführung der leeren Menge ermöglicht es also Mengen zu beschreiben, die möglicherweise gar keine Elemente haben, d.h. man muss diesen Fall nicht als Sonderfall ausschlieÿen, da auch die leere Menge als Menge gilt. 1.2 Aussagen und Aussageformen Eine Aussage A ist die Darstellung eines Sachverhalts, der entweder wahr oder falsch ist. Enthält die Aussage mindestens eine Variable wie sageform A(x). x, so spricht man von einer Aus- Der Satz Die USA haben mehr Einwohner als China ist eine Aussage, da man die Richtigkeit nach allgemein anerkannten Verfahren entscheiden kann. Der Satz Die Regierung der USA ist mehr um das wohl der Menschheit bemüht als die Regierung von China ist keine Aussage, da man die Richtigkeit nur dann überprüfen könnte, wenn allgemein gültige Kriterien für das Kümmern um das Wohl der Menschheit vorlägen. 2 Eine Aussageform ist etwa: A(x) : x ≥ x, x ∈ N. Setzt man an die Stelle der Variablen einen Wert wie x = 1 ein, so entsteht eine Aussage. Mengen werden sehr oft durch Aussageformen festgelegt, etwa M = { x ∈ N | x2 > x }. Diese Menge besteht aus allen natürlichen Zahlen ist, also aus der Menge Eine Aussage wahr, wenn A A A man die Operatoren 2 wofür die Aussageform A(x) wahr N \ { 1 }. kann negiert werden. Die Negation wird mit falsch ist und falsch, wenn Zwei Aussagen x, A ¬A bezeichnet. Sie ist wahr ist. und B können durch und und oder verknüpft werden, wofür ∧ und ∨ verwendet. Die Aussage C = A ∧ B ist wahr, wenn sowohl 1.3 Zahlenmengen A als auch oder B B wahr sind, und sonst falsch. Die Aussage D = A∨B ist wahr, wenn A oder beide wahr sind, und sonst falsch, d.h mindestens eine der beiden Aussagen muss wahr sein. Die logischen Operatoren Daneben gibt es noch den Allquantor ∀ ¬, ∧ und und den x steht bei Aussageformen anstelle von Für alle steht für Es gibt ein x, wofür A(x) Quantoren genannt. Existenzquantor ∃. Der Allquantor ∨ gilt werden A(x) und der Existenzquantor gilt. Durch die beiden letzten Quantoren werden Aussageformen oft zu einfachen Aussagen. Beispiel 1.1. Die Aussageform A(x) : x2 > x wird durch den Allquantor zu einer Aussage ∀x ∈ N gilt A(x), was eine falsche Aussage ist, da die Aussageform für x=1 falsch ist. Dagegen ist die Aussage ∃x ∈ N x = 1 tatsächlich ¬A(x) richtig. richtig weil es mit ist, und damit mit ¬A(x) einen Wert gibt, für den die Aussage A(x) falsch 1.3 Zahlenmengen Die wichtigsten Mengen sind Zahlenmengen wie die Menge der natürlichen Zahlen Zahlenmengen werden auf der sogenannten Zahlengeraden N. veranschaulicht. Darauf wer- den willkürlich zwei Punkte gewählt, der linke repräsentiert die Zahl 0, der rechte die Zahl 1, der Abstand zwischen beiden Punkten wird ebenfalls als 1 bezeichnet. Die nächste natürliche Zahl 2 liegt rechts von der 1 im Abstand 1. Hängt man nach diesem Prinzip an die jeweils zuletzt erzeugte natürliche Zahl sich die nächste natürliche Zahl n nach rechts den Abstand 1 an, ergibt n+1. Dieser Vorgang kann unendlich oft wiederholt wer- den, also gibt es unendlich viele natürliche Zahlen und die Zahlengerade ist nach rechts unendlich lang. Wie bei einem Thermometer werden die negativen ganzen Zahlen spiegelbildlich zur Zahl 0 abgetragen, d.h. für 0 den Abstand n. Auf n∈N −n links von der Z = { 0, 1, −1, 2, −2, 3, −3, . . . } hat die negative Zahl diese Weise ergibt sich die Menge der ganzen Zahlen. Wie bei vielen unendlichen Mengen verwendet man auch hier drei Punkte ... um anzudeuten, dass es immer so weiter geht. Die Zahlengerade ist nach rechts und links unbeschränkt, was durch je einen Pfeil links und rechts angedeutet wird. Der Doppelstrich wird für alle wichtigen Zahlenmengen benutzt, wie auch für die Menge der rationalen Zahlen wird, wobei q 6= 0 Q, die durch Brüche p/q von ganzen Zahlen p und q gebildet gelten muss. Die rationalen Zahlen liegen so dicht verpackt auf der Zahlengeraden, dass zwischen je zwei rationale Zahlen immer noch unendlich viele weitere rationale Zahlen liegen. Trotzdem füllen die rationalen Zahlen die Zahlengerade nicht √ aus, es bleiben Lücken wie etwa für die Zahl Zahlen dieser Art werden als irrational 2, die man nicht als Bruch darstellen kann. bezeichnet. Die irrationalen Zahlen ergänzen die rationalen Zahlen zur Menge der reellen Zahlen R, womit dann alle Punkte der Zahlen- geraden erfasst sind. Zwei Zahlen mit gleichem Abstand von der Zahl 0 unterscheiden 3 1 Mengen, Zahlen und Funktionen sich jeweils nur im Vorzeichen, wie etwa 1 und -1, zwei derartige Zahlen nennt man genzahlen Betrag . Der Betrag wird und ihren Abstand zum Nullpunkt den (absoluten) durch zwei Striche symbolisiert, etwa | − 2, 1| = 2, 1 = |2, 1|. Ge- Der Betrag einer positiven Zahl ist stets die Zahl selbst, der Betrag einer negativen Zahl x ist gleich −x. In der Abbildung 1.1 sehen Sie die Zahlengerade und drei besonders berühmte irrationale Zahlen mit ihren Gegenzahlen, nämlich und √ 2 = 1, 41421356 . . ., e = 2, 71828182 . . . π = 3, 14159265 . . . -π -e -√2 √2 -4 -3,5 -3 -2,5 -2 -1,5 -1 -0,5 0 0,5 1 1,5 e π 2 2,5 3 3,5 4 Abbildung 1.1: Die Zahlengerade 1.3.1 Intervalle Intervalle sind zusammenhängende Teilmengen von durch seine untere Grenze a und seine obere Grenze R. Ein beschränktes Intervall wird b festgelegt, wobei jede der beiden Grenzen zum Intervall gehören darf, aber auch ausgeschlossen sein kann. Es gibt also vier Formen von beschränkten Intervallen. Ein beschränktes Intervall ist abgeschlossen , oen , wenn beide Grenzen nicht enthalten sind. Ein beschränktes Intervall heiÿt links halboen , wenn a nicht dazu gehört, aber b doch. Ein beschränktes Intervall heiÿt rechts halboen , wenn b nicht dazu gehört, aber wenn es beide Grenzen a a und b enthält, und doch. Man verwendet für Grenzen, die zum Intervall gehören, eckige Klammern und runde Klammern für Grenzen, die nicht zum Intervall gehören. Statt der runden Klammern werden auch nach auÿen gewendete (gespiegelte) eckige verwendet. Im Folgenden werden beide Schreibweisen gezeigt und der Mengenschreibweise gegenübergestellt: Abgeschlossenes Intervall (enthält a und b): [a, b] = { x ∈ R | a ≤ x ≤ b }. Oenes Intervall (enthält weder a noch b): (a, b) =]a, b[= { x ∈ R | a < x < b }. Linksoenes Intervall (enthält nicht a, aber b): (a, b] =]a, b] = { x ∈ R | a < x ≤ b }. 4 1.3 Zahlenmengen Rechtsoenes Intervall (enthält nicht b, aber a): [a, b) = [a, b[= { x ∈ R | a ≤ x < b }. Es wird auch der Fall zugelassen, dass ein Intervall nach links oder rechts unbeschränkt ist. Bei nach rechts unbeschränkten Intervallen fehlt die Obergrenze b. Die gewohnte b = ∞ gesetzt wird. EntIntervall a = −∞ gesetzt. Wieder Schreibweise kann beibehalten werden, wenn in diesem Fall sprechend wird bei einem nach links unbeschränkten gibt es vier mögliche unbeschränkte Intervalle: Rechtsseitig unendliches abgeschlossenes Intervall (enthält a): [a, ∞) = [a, ∞[= { x ∈ R | a ≤ x < ∞ }. Rechtsseitig unendliches oenes Intervall (enthält a nicht): (a, ∞) =]a, ∞[= { x ∈ R | a < x < ∞ }. Linksseitig unendliches abgeschlossenes Intervall (enthält b): (−∞, b] =] − ∞, b] = { x ∈ R | −∞ < x ≤ b }. Linksseitig unendliches oenes Intervall (enthält b nicht): (−∞, b) =] − ∞, b[= { x ∈ R | −∞ < x < b }. Zur Vermeidung von Verwechslungen mit dem Dezimalkomma wird als Trennzeichen manchmal das Semikolon (;) verwendet. Beispiel 1.2. [2, 3]: Ich gebe jetzt einige Beispiele von Intervallen an. alle reellen Zahlen zwischen 2 und 3, einschlieÿlich von 2 und 3. (2, ∞): alle reellen Zahlen, die echt gröÿer als 2 sind. [2, ∞): alle reellen Zahlen, die gröÿer gleich 2 sind. [2, 3; 3, 3]: alle reellen Zahlen zwischen 2,3 und 3,3, einschlieÿlich von 2,3 und 3,3. (2, 3; 3, 3]: alle reellen Zahlen zwischen 2,3 und 3,3, ohne 2,3, aber mit 3,3. 5 1 Mengen, Zahlen und Funktionen 1.3.2 Dezimalbruchentwicklung Mit Hilfe der Dezimalbruchentwicklung kann man jeder reellen Zahl eine Folge von Ziern in der Form ±zm zm−1 . . . z0 , z−1 z−2 . . . z−n . . . (m ∈ N zi ∈ {0, . . . , 9}) zuordnen. Bei einer beliebigen reellen Zahl bricht die Folge nach dem Komma nicht ab. Der Wert der Dezimalbruchentwicklung ist Z=± −∞ X zi · 10i . i=m z−k = 0 für ∀k > n gilt, spricht p/q mit q 6= 0 ist genau dann ein Wenn die Folge nach dem Komma endlich ist, also man von einem Dezimalbruch . Dezimalbruch, wenn q Eine rationale Zahl das Produkt ist von Faktoren, die nur die Werte 2 oder 5 haben. Man kann q dann zu einer Potenz von 10 erweitern. Sei etwa r = 3/40, so ist 40 23 · 5, man muss also Zähler und Nenner mit 25 = 52 erweitern und erhält r = 3/40 75/1000 = 0, 075. Wenn q die genannte Bedingung nicht erfüllt, ergibt sich für p/q = = eine periodische De- zimalbruchentwicklung, d.h. eine Zier oder eine Folge von Ziern wiederholen sich nach dem Komma unendlich oft. Alle rationalen Zahlen, und nur diese, haben eine periodische Dezimalbruchentwicklung. Man unterscheidet rein periodische Dezimalbrüche, bei denen die Periode sofort nach dem Komma beginnt, wie etwa 0,1111. . . und gemischt periodische Dezimalbrüche, bei denen nach dem Komma zunächst eine Vorperiode steht, bevor die Periode beginnt, etwa 0,2313131. . . . Anstatt der drei Pünktchen werden die Perioden durch einen Überstrich angedeutet, also 0, 142857 oder 0, 231. 1.3.3 Teilbarkeit Bei natürlichen Zahlen spielt die Teilbarkeit eine groÿe Rolle. Man nennt eine natürliche q Teiler q ohne Rest teilbar ist. Man schreibt dann q|n und sagt n ist durch q teilbar oder q teilt n. Für 5|10 kann man sagen: Zahl einen der natürlichen Zahl n, wenn n durch 5 teilt 10< oder 10 ist durch 5 teilbar<. Wenn zwei Zahlen nur den trivialen Teiler 1 gemeinsam haben, werden sie Jede natürliche Zahl n teilerfremd genannt, wie etwa 10 und 21. hat zwei triviale Teiler, nämlich 1 und die Zahl selbst. Alle anderen Teiler werden echte Teiler genannt. Die Menge aller Teiler einer natürlichen Zahl n wird mit T (n) bezeichnet, somit ist etwa Eine natürliche Zahl p heiÿt Primzahl , T (4) = { 1, 2, 4 }. wenn sie nur durch 1 und durch sich selbst teilbar ist, wobei die 1 selbst nicht als Primzahl gilt. Somit sind die Primzahlen alle Zahlen mit genau zwei Teilern. 1.3.4 Wissenschaftliche Darstellung einer Zahl Bei sehr groÿen oder sehr kleinen Zahlen wird häug die sogenannte wissenschaftliche Darstellung einer Zahl verwendet. Dabei wird eine Zahl durch eine Mantisse und eine 6 1.4 Mächtigkeit von Mengen Potenz von 10 dargestellt, wobei die Mantisse genau eine Stelle vor dem Komma hat n 6 und statt 10 der Ausdruck En verwendet wird, etwa 1, 23 E 6, womit die Zahl 1, 23 · 10 gemeint ist. Für die normale Darstellung wird das Komma in der Mantisse um so viele Stellen nach rechts verschoben, wie der Exponent angibt, wobei leeren Stellen zuvor mit Nullen auüllen zu sind. Somit gilt 1, 23 E 6 = 1, 230000 E 6 = 1, 230000 106 = 1.230.000. Umgekehrt lautet wissenschaftliche Darstellung von 12345678 somit 1, 2345678 E 7, da das Komma um sieben Stellen nach rechts verschoben wurde. Bei sehr kleinen Zahlen werden negative Zehnerpotenzen eingesetzt, aber die Mantisse hat auch jetzt genau eine Stelle vor dem Dezimalkomma. Für die normale Darstellung werden bei einem negativen Exponenten E −n nach dem Komma n−1 Nullen gesetzt und dann folgen ohne Komma die Ziern der Mantisse. Somit gilt 1, 23 E −6 = 0, 00000123. Hier sind 5 = 6 − 1 Nullen nach dem Komma nötig, dann folgen die Ziern der Mantisse. Umgekehrt sucht man bei der normalen Darstellung die erste von 0 verschiedene Zier und nennt die Stellenzahl n. Die Mantisse wird von den Ziern ab der Stelle n gebildet, wobei die Zier der n-ten Stelle vor dem Komma steht. Somit lautet die wissenschaftliche Darstellung von 0,00000001234 somit 1, 224 E −8, da die erste von 0 verschiedene Zier an der achten Stelle steht. In der wissenschaftlichen Darstellung lassen sich Zahlen leicht miteinander multiplizieren und dividieren, und zwar werden beim Multiplizieren die beiden Mantissen miteinander multipliziert und die Exponenten addiert, während man beim Dividieren die beiden Mantissen dividiert und die Exponenten subtrahiert. 1, 2 E −6 · 2, 345 E 8 = 2, 814 E 2 1, 2 E −6 : 2, 345 E 8 = 0, 511727079 E −14 = 5, 11727079 E −15 1.4 Mächtigkeit von Mengen Denition 1.2. Unter der Mächtigkeit einer endlichen Menge Anzahl ihrer Elemente. Man schreibt dafür M versteht man die |M |. Die Mächtigkeit der leeren Menge wird 0 gesetzt, da sie kein Element hat. Bei allen nicht leeren endlichen Mengen ist die Mächtigkeit eine natürliche Zahl. Die Menge { 1, 2, 3 } hat die Mächtigkeit Denition 1.3. Zwei Mengen wenn jedem Element von ein Element von A A A= |A| = 3. A und B (A ∼ B), von B genau heiÿen gleichmächtig, symbolisch genau ein Element von B und jedem Element zugeordnet werden kann. 7 1 Mengen, Zahlen und Funktionen Zwei endliche Mengen A und B sind genau dann gleich mächtig, wenn sie dieselbe An- zahl von Elementen besitzen, also und B = { a, b, c } |A| = |B| A = { 1, 2, 3 } C = { 1, 2 }. Bei endli- gilt. Somit sind die Mengen A gleich mächtig, nicht aber die Mengen und chen Mengen kann eine echte Teilmenge niemals so mächtig sein wie ihre Obermenge, bei unendlichen Mengen ist das erstaunlicherweise schon möglich. Seien dazu die Mengen N der natürlichen Zahlen und die Menge Obwohl G eine echte Teilmenge von Element von N N G der geraden natürlichen Zahlen betrachtet. ist, kann man jedem Element von zuordnen, und zwar über die Vorschrift G genau ein n ↔ 2n. Mengen mit gleicher Mächtigkeit wie die natürlichen Zahlen sind in der Mathematik besonders wichtig, da sie die einfachsten nicht endlichen Mengen sind. Man führt für diese Mengen einen eigenen Begri ein. Denition 1.4. Eine Menge A heiÿt abzählbar, wenn sie endlich oder gleichmächtig zur Menge N der natürlichen Zahlen ist. Nicht endliche abzählbare Mengen werden abzählbar unendlich genannt. 1.5 Relationen von Mengen Wie für Zahlen gibt es auch für Mengen bestimmte Beziehungen, die man durch Operatoren knapp und zweckmäÿig beschreiben kann. Zunächst wird untersucht, wie man Mengen vergleichen kann. (1) Gleichheit A = B. Die einfachste Beziehung zwischen zwei Mengen A und B ist die Gleichheit, die genau dann gilt, wenn beide Mengen dieselben Elemente enthalten. Man drückt dies durch den Operator = aus. Zum Beispiel gilt { 1, 2, 3 } = { 3, 1, 2 }, da bei Mengen die Reihenfolge der Elemente keine Rolle spielt. A 6= B . Mengen A (2) Ungleichheit Wenn zwei (3) B nicht A 6= B und Man schreibt dafür kurz gleich sind, werden sie als ungleich bezeichnet. B , A ⊆ B bzw. B ⊇ A. A als Teilmenge der Menge B , wenn jedes Element der Menge A auch Element der Menge B ist. Der entsprechende Operator ist ⊆. Wenn A eine Teilmenge von B ist, nennt man B die Obermenge von A. Die leere Menge ∅ ist Teilmenge jeder Menge A und jede Menge A ist Teilmenge von sich selbst also ausgedrückt durch Operatoren ∅ ⊆ A und A ⊆ A. A ist Teilmenge von Man bezeichnet eine Menge (4) A ist echte Teilmenge von Man nennt mit B A eine B, A ⊂ B echte Teilmenge B ⊃ A. B , wenn A bzw. von Teilmenge von übereinstimmt. Der entsprechende Operator ist B ist, aber nicht ⊂. Die Menge aller Vokale ist eine echte Teilmenge der Menge aller Buchstaben und die Menge aller Primzahlen eine echte Teilmenge von 8 N. 1.6 Verknüpfungen von Mengen 1.6 Verknüpfungen von Mengen Aus Grundmengen A und B lassen sich weitere Mengen bilden, auch für die Darstellung dieser Verknüpfungen werden Operatoren verwendet. A ∩ B. (1) Durchschnitt von Mengen A und B ist die Menge aller Elemente, die sowohl A als auch zur Menge B gehören. Die Durchschnittsmenge wird mit A∩B Der Durchschnitt zweier Mengen zur Menge gekennzeichnet. Somit gilt A ∩ B = {x | x ∈ A Daher ist der Durchschnitt von B, A und B und x ∈ B }. A eine Teilmenge sowohl von als auch von also A ∩ B ⊆ A, A ∩ B ⊆ B. A ∩ B = B ∩ A. Auch Die Durchschnittsbildung kann vertauscht werden, d.h. es gilt wenn man den Durchschnitt von mehr als zwei Mengen bildet, spielt die Reihenfolge keine Rolle. Haben zwei Mengen A und B kein gemeinsames Element, so nennt man sie elementfremd (disjunkt), die Durchschnittsmenge ist dann die leere Menge, also sind A und B genau dann disjunkt, wenn eine Teilmenge von B, wenn A∩B =A A ∪ B. A (2) Vereinigung von Mengen Die Vereinigung zweier Mengen A genau A ∩ A = A. gilt. Weiter ist ist. Insbesondere gilt B und A∩B =∅ dann ist die Menge aller Elemente, die zu einer der beiden Mengen gehören. Selbstverständlich schlieÿt dies auch die Elemente mit ein, die zu beiden Mengen, also dem Durchschnitt gehören. Die Vereinigungsmenge wird mit A∪B gekennzeichnet. Somit gilt A ∪ B = {x | x ∈ A Somit sind beide Mengen A und B oder x ∈ B }. Teilmenge ihrer Vereinigung, also A ⊆ A ∪ B, B ⊆ A ∪ B. Die Vereinigungsbildung kann vertauscht werden, d.h. es gilt A ∪ B = B ∪ A. Auch wenn man die Vereinigung von mehr als zwei Mengen bildet, spielt die Reihenfolge A genau A ∪ A = A. keine Rolle. Weiter ist Insbesondere gilt dann eine Teilmenge von B, wenn A∪B = B ist. A\B Die Dierenzmenge A \ B ist die Menge aller Elemente von A, die nicht zu B gehören. (3) Die Dierenzmenge Somit gilt A\B = {x | x ∈ A Die Dierenzmenge dann mit A A\B überein, wenn und x∈ / B }. ist natürlich eine Teilmenge von A und B A und stimmt genau disjunkt sind. Die Dierenzmenge dagegen genau dann die leere Menge, wenn A eine Teilmenge von B A\B ist ist. 9 1 Mengen, Zahlen und Funktionen (4) Die Komplementärmenge Ā. Fast immer sind Mengen Teilmengen einer Grundmenge, die in der Statistik meist Ω heiÿt. Die Komplementärmenge Ā ist dann gleich Ā = { x | x ∈ Ω Ω \ A. und x∈ / A }. Ac oder mit Die Komplementärmenge wird oft auch mit Somit gilt A0 bezeichnet. 1.6.1 Venn-Diagramme Die vier Verknüpfungen lassen sich grasch durch sogenannte Venn-Diagramme veranschaulichen. Das äuÿere Rechteck stellt die Grundmenge die Mengen A und A Ω dar, die inneren Rechtecke B. B A B (a) A∩B A B (b) AUB A (d) Ac (c) A\B Abbildung 1.2: Venn-Diagramme 1.7 Beispiele zu den Relationen und Verknüpfungen Im folgenden Beispiel wird als Grundmenge G, U angenommen. Weiter seien mit und P Ω die Menge der Primzahlen bezeichnet. Die Menge 12, also die Menge { 2, 3, 4, 6 }. ist das Komplement von N ist die Vereinigung von Die leere Menge Der Durchschnitt von ∅ U, G also T (12) bezeichne die echten Teiler von und G = Ū = N \ U . U, also N = G ∪ U. ist der Durchschnitt von G N Es gelten dann u.a. folgende Beziehungen. G die Menge der natürlichen Zahlen die Menge der geraden und ungeraden sowie und P G ist die Menge und U, { 2 }, also ∅ = G ∩ U. { 2 } = P ∩ G, da 2 die U ∪ P = { 2, 3, 5, 7, . . . }, also alle also einzige gerade Primzahl ist. Die Vereinigung von U und P ist die Menge ungeraden Zahlen und die Zahl 2, da 2 die einzige gerade Primzahl ist. 10 1.8 Zusammenfassung der Rechengesetze Der Durchschnitt von Der Dierenz von P P und und T (12) T (12) ist die Menge P ∩ T (12) = { 2, 3 }. ist die Menge P \ T (12) = { x ∈ P | x ≥ 5 }. 1.8 Zusammenfassung der Rechengesetze In der folgenden Tabelle werden die wichtigsten Gesetzmäÿigkeiten für das Rechnen mit Mengen zusammengefasst. Tabelle 1.1: Rechengesetze für Mengenoperationen Gesetz ∩ ∪ Idempotenz A∩A=A (A ∩ B) ∩ C = A ∩ (B ∩ C) A∩B =B∩A A ∩ (B ∪ C) = (A ∩ B) ∪ (A ∩ C) A∩∅=∅ A∩Ω=A A ∩ B = Ā ∪ B̄ A∪A=A (A ∪ B) ∪ C = A ∪ (B ∪ C) A∪B =B∪A A ∪ (B ∩ C) = (A ∪ B) ∩ (A ∪ C) A∪∅=A A∪Ω=Ω A ∪ B = Ā ∩ B̄ Assoziativ Kommutativ Distributiv Leere Menge Grundmenge de Morgan Beispiel 1.3. Die Distributivgesetze und die Regeln von de Morgan seien für folgenden Fall erläutert: Ω = { x ∈ N | x < 10 }, A = { 1, 2, 4 }, B = { 1, 2, 8, 9 } und C = { 1, 3, 5, 7 }. A ∩ (B ∪ C) = (A ∩ B) ∪ (A ∩ C) Hier sind B ∪ C = { 1, 2, 3, 5, 7, 8, 9 } und somit A ∩ (B ∪ C) = { 1, 2 }. Umgekehrt sind A ∩ B = { 1, 2 } und A ∩ B = { 1 } und daher auch (A ∩ B) ∪ (A ∩ C) = { 1, 2 }. A ∪ (B ∩ C) = (A ∪ B) ∩ (A ∪ C) Hier sind B ∩ C = { 1 } und somit A ∪ (B ∩ C) = { 1, 2, 4 }. Umgekehrt sind A ∪ B = { 1, 2, 4, 8, 9 } und A ∪ C = { 1, 2, 3, 4, 5, 7 } und daher auch (A ∪ B) ∩ (A ∪ C) = { 1, 2, 4 }. A ∩ B = Ā ∪ B̄ Hier sind A ∩ B = { 1, 2 } und somit A ∩ B = { 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 }. Weiter sind Ā = { 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 } und B̄ = { 3, 4, 5, 6, 7 } und folglich Ā ∪ B̄ = { 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9 }. A ∪ B = Ā ∩ B̄ Hier sind A ∪ B = { 1, 2, 4, 8, 9 } und somit A ∪ B = { 3, 5, 6, 7 }. Weiter sind Ā = { 3, 5, 6, 7, 8, 9 } und B̄ = { 3, 4, 5, 6, 7 } und folglich Ā ∩ B̄ = { 3, 5, 6, 7 }. 11 1 Mengen, Zahlen und Funktionen 1.9 Die Potenzmenge In der Statistik geht man oft von einer meist Ω genannten Grundmenge aus und be- trachtet die Elemente der Menge als Ausgänge etwa bei einem Fuÿballspiel 0 für ein Unentschieden, 1 für einen Sieg der Heim- und 2 für einen Sieg der Auswärtsmannschaft. Die Grundmenge ist hier beschreiben, etwa { 0, 1 }, Ω = { 0, 1, 2 }. Die Teilmengen lassen sich ebenfalls was für ein Unentschieden oder einen Sieg der Heimmann- schaft steht. Die Teilmengen einer Menge sind so wichtig, dass man sie selbst zu einer Menge zusammenfasst, der sogenannten Potenzmenge, einer Menge also, deren Elemente Mengen sind. Ich halte das in einer Denition fest. Denition 1.5. Potenzmenge P(Ω) einer Menge Ω versteht man die Menge Unter der ihrer Teilmengen. Dabei ist zu beachten, dass die leere Menge ∅ und die Grundmenge ebenfalls dazu zählen. Eine beliebige Teilmenge der Potenzmenge heiÿt über Ω Mengensystem Ω. Ω = { 0, 1, 2 }. Zur Potenzmenge gehören alle Teilmengen, also auch die leere Menge und Ω selbst. Weiter gibt es drei Teilmengen mit nur einem Element, nämlich { 1 }, { 2 } und { 3 }, sowie drei Teilmengen mit je zwei Elementen, und zwar { 0, 1 }, { 0, 2 } und { 1, 2 }. Die Potenzmenge P(Ω) und das Mengensystem Z aller Mengen mit genau zwei Elementen sind somit Betrachten wir als Beispiel die Menge P(Ω) = { ∅, { 0 }, { 1 }, { 2 }, { 0, 1 }, { 0, 2 }, { 1, 2 }, { 0, 1, 2 } }, Z = { { 0, 1 }, { 0, 2 }, { 1, 2 } } Beachten Sie bitte den Unterschied zwischen 2, dem Element von welche eine Teilmenge von Ω 2 ∈ Ω, Die Potenzmenge von Ω und ein Element von { 2 } ⊂ Ω, hat P(Ω) { 2 } ∈ P(Ω), 8 = 2|Ω| = 23 Ω und der Menge { 2 }, ist, also Z ⊂ P(Ω). Elemente. Das ist kein Zufall, wie der folgende Satz zeigt. Satz 1. Es sei X eine endliche Menge mit n Elementen. Dann besteht die Potenzmenge P(X) aus 2n Teilmengen. Die Anzahl der Elemente einer Menge wird Mächtigkeit genannt und mit |X| bezeichnet. Somit hängt für endliche Mengen die Mächtigkeit von X und mit der von P(X) wie folgt zusammen: |P(X)| = 2|X| . (1.1) n Elementen in der X = { x1 , x2 , . . . , xn } schreiben. Bei jeder Teilmenge kann entschieden werden, ob das Element xi dazu gehört oder nicht. Somit gehört zu jeder Teilmenge genau eine Folge (z1 , z2 , . . . , zn ), wobei zi den Wert 1 hat, wenn xi zur Menge gehört und sonst den n Wert 0 annimmt. Es gibt aber genau 2 Folgen dieser Art. Der Beweis sei angedeutet. Man kann jede endliche Menge mit Form Man kann die Teilmengen als Graph so anordnen, dass die leere Menge ganz unten und die Grundmenge ganz oben steht und die restlichen Teilmengen dazwischen. Zwei 12 1.10 Kartesisches Produkt Teilmengen werden durch einen Pfeil verbunden, wenn die tiefer stehende Menge selbst Teilmenge der oberen Menge ist; man spricht von einem Hasse-Diagramm. Die folgende Abbildung ist auch aus dem deutschen Wikipedia und zeigt die Potenzmenge von { x, y, z } als Hasse-Diagramm. Abbildung 1.3: Die Potenzmenge von x, y, z als Hasse-Diagramm 1.10 Kartesisches Produkt Denition 1.6. Das Mengenprodukt A × B := { (a, b) | a ∈ A, b ∈ B } . ist die Menge aller geordneten Paare Menge als kartesisches Produkt (a, b) mit a∈A b ∈ B . Man von A und B . und (nach René Descartes) Beim kartesischen Produkt wird also jedes Element von Geschrieben wird es als A × B, bezeichnet diese A mit jedem von B kombiniert. gelesen als A kreuz B. Beispiel 1.4. Wir bilden das Mengenprodukt C = A×B von den Mengen A = { a, b, c } und B = { 1, 2 }. Da jedes Element von A mit jedem von B verbunden wird, ergibt sich C = A × B = { (a, 1), (a, 2), (b, 1), (b, 2), (c, 1), (c, 2) }. Beim kartesischen Produkt kommt es auf die Reihenfolge an, das Produkt D = B×A ist die folgende Menge D = B × A = { (1, a), (1, b), (1, c), (2, a), (2, b), (2, c) }. Bei den Elementen von A×B wie etwa (a, 1) steht an erster Stelle ein Element von A B . Bei den Elementen von B × A wie etwa (1, a) steht erster Stelle ein Element von B gefolgt von einem Element von A. Die Reihenfolge wesentlich, da die Paare geordnet sind und somit (a, 1) 6= (1, a) gilt. gefolgt von einem Element von an ist 13 1 Mengen, Zahlen und Funktionen Man kann das kartesische Produkt auch von zwei identischen Mengen bilden. Mit den Bezeichnungen vom vorigen Beispiel ergeben sich E = A × A = { (a, a), (a, b), (a, c), (b, a), (b, b), (b, c), (c, a), (c, b), (c, c) }, F = B × B = { (1, 1), (1, 2), (2, 1), (2, 2) }. Statt A×A schreibt man meistens A2 . Das kartesische Produkt lässt sich auch von mehr als zwei Mengen bilden. Denition 1.7. n Y Das Mengenprodukt Ai = A1 × A1 · · · × An := { (a1 , a2 , . . . , an ) | ai ∈ Ai , i = 1, . . . , n} i=1 (a1 , a2 , . . . , an ) ist die Menge aller geordneten n-Tupeln mit ai aus Ai . Ai leer, dann ist auch das kartesische Produkt A, schreibt man auch hier vereinfacht An , d.h. Ist eine der Mengen Sind alle Ai gleich n A := n Y die leere Menge. A. i=1 Nun wird untersucht, wie viele Elemente die Produktmenge hat. Dabei bestehe das |A1 |, |A1 |, . . . , |An |. Die ersA besetzt, und dafür gibt es |A1 | Möglichkeiten. An der zweiten Stelle stehen die Elemente von A2 , wofür es |A2 | Möglichkeiten gibt, in der Kombination ergeben sich |A2 | · |A2 | Möglichkeiten. Da man Produkt nur aus endliche Mengen mit den Mächtigkeiten te Position des n-Tupels wird von den Elementen von diese Überlegung fortführen kann, folgt für die Mächtigkeit des kartesischen Produkts die folgende Aussage: Sind A1 , A2 , . . . , An endlich viele endliche Mengen. Dann ist auch ihr kartesisches Produkt eine endliche Menge, und die Anzahl seiner Elemente ist gleich dem Produkt der Mächtigkeiten der Ai | n Y Ai | = i=1 Wenn alle Mengen gleich A n Y |Ai |. i=1 sind, gilt: |An | = n Y |A| = |A|n . i=1 Dieses Ergebnis rechtfertigt die Bezeichnung Produktmenge. A und B wie im Beispiel 1.4 die Mengen { a, b, c } |A × A| = 9, |A × B| = |B × A| = 6 und |B × B = 4|. Seien mit so gilt 14 und { 1, 2 } bezeichnet, 1.11 Relationen und Funktionen Abbildung 1.4: Das kartesische Koordinatensystem Kartesisches Koordinatensystem 2 y-Achse (Ordinate) I. Quadrant II. Quadrant 1 x-Achse (Abszisse) 0 -3 -2 -1 0 1 2 3 -1 III. Quadrant IV. Quadrant -2 1.10.1 Das kartesische Koordinatensystem Auf René Descartes (1596 - 1650) selbst geht das kartesische Produkt zurück, wobei R2 = R × R die Menge der reellen Zahlen bezeichnet, die man sich auf der Zahlen2 gerade vorstellen kann. Das kartesische Produkt R veranschaulicht man sich als eine R Ebene mit einem rechtwinkligen (kartesischen) Koordinatensystem. Die waagrechte Achse wird meist als oder Ordinate . x-Achse oder Abszisse y-Achse Ursprung des bezeichnet, die senkrechte Achse heiÿt Die Achsen schneiden sich in einem Punkt, den man als Koordinatensystems bezeichnet. Die Bezeichnungen x- und y-Achse sind zwar weit verbreitet, aber man darf natürlich auch andere Symbole verwenden. Die geordneten Paare (a, b), a, b ∈ R lassen sich dann als die Koordinaten eines Punktes in der Ebene deuten, wobei der Ursprung die Koordinaten denn der Wert von (0, 0) hat. Dabei ist die Reihenfolge wesentlich, a wird waagrecht und der Wert von b wird senkrecht abgetragen. Die Koordinatenachsen teilen die Ebene in vier Quadranten ein. Die Nummerierung erfolgt im Gegenzeigersinn. In der Abbildung 1.4 sehen Sie ein kartesisches Koordinatensystem mit den üblichen Bezeichnungen und den Punkten (−2, −1), (2, 1), (−2, 1), (−2, −1) sowie die in den vier Quadranten liegen. 1.11 Relationen und Funktionen Sehr häug stehen bestimmte Elemente Für zwei Zahlen x und nennt man Beziehungen oder ⊂ x und y x∈A in einer Beziehung zu Elementen kann etwa die Beziehung x>y y ∈ B. bestehen. In der Mathematik Relationen und führt für wichtige Relationen Operatoren wie > ein. Wenn bestimmte Elemente in einer Beziehung zueinander stehen, sagt man y erfüllen die Relation R oder stehen in der Relation R und schreibt xRy . Die 15 1 Mengen, Zahlen und Funktionen Paare (x, y), die eine Relation erfüllen, bilden eine Teilmenge des kartesischen Produkts A×B ihrer Mengen A und B . Die Menge aller Paare (x, y) mit x > y bildet beispielsweise 2 die Menge aller Punkte im R , die unterhalb der Winkelhalbierenden liegen. Der Begri der Relation wird also auf den Mengenbegri zurückgeführt, wie die folgende Denition zeigt. Denition 1.8. Seien mit A A und B zwei Mengen. Dann heiÿt jede Teilmenge R des karteA × B eine Relation . Für (x, y) ∈ R schreibt man manchmal xRy . Seien sischen Produkts und B wieder die Mengen { a, b, c } und { 1, 2 } bezeichnet. Zur Veran- schaulichung wird das kartesische Produkt durch ein Rechteck angedeutet, wobei die A Elemente von auf der Abszisse und die Elemente von B auf der Ordinate abgetragen werden. In der Abbildung 1.5 sehen Sie das kartesische Produkt und fünf Relationen. Die Relation R = { (a, 1), (a, 2), (b, 1), (b, 2), (c, 1) } hat fünf Elemente und ist im zweiten Teilbild der Abbildung zu sehen. Relationen lassen sich leicht auf den Fall erweitern, dass mehr als zwei AusgangsmenQn gen vorliegen. Eine Relation ist eine Teilmenge des kartesischen Produkts i=1 Ai der Grundmengen Ai . Zeile ein n-Tupel Solche Relationen werden durch Tabellen dargestellt, wobei in jeder (a1 , a2 , . . . , an ) mt ai ∈ Ai steht. Die meisten Datenbanken bestehen solchen Tabellen und werden daher relationale Datenbanken genannt. In der Abbildung 1.5 sind auch die Tabellen der fünf Relationen zu sehen. Kartesisches Produkt Relation R Relation S 2 2 2 1 1 1 a b c a Relation T b c a Funktion f 2 2 1 1 1 b c a b c c Funktion g 2 a b a b A a a b b c R B 1 2 1 2 1 f A B a 1 b 1 c 1 A a b b S B 1 1 2 T A B a 1 c 1 g A B a 1 b 2 c 1 c Abbildung 1.5: Kartesisches Produkt, Relationen und Funktionen Wie Sie sehen, werden an Relationen nur geringe Anforderungen gestellt. Manche Elemente von A oder B stehen mit mehreren Elementen der anderen Menge in einer Beziehung, andere halten sich ganz zurück. Eine bestimmte besonders wichtige Klasse von Relationen erfüllt aber weitere Bedingungen, die sogenannten Funktionen. 16 1.12 Funktionen 1.12 Funktionen Bestimmte Relationen sind besonders wichtig und werden als Funktion bezeichnet. Bei einer Funktion muss jedes Element von A mit genau einem Element von Beziehung stehen, wobei aber zwei verschiedene Elemente b∈B zum gleichen Element a1 und a2 von B in einer A durchaus in Beziehung stehen dürfen. Bei Funktionen spricht man auch nicht mehr von Beziehung oder Relation, sondern man sagt, dass dem Element a∈A b∈B das Element Denition 1.9. jedem Element Seien x∈D zugeordnet wird. Das führt zu folgender Denition. D und W zwei Mengen. Eine Funktion ist eine Vorschrift, die y ∈ W zuordnet. Diese Zuordnung wird durch y = f (x) (lies: f von x) symbolisch ausgedrückt. y = f (x) ist, verwendet man folgende Bezeichnungen genau ein Element ein Funktionszeichen wie f in der Form Unter der Voraussetzung, dass x : unabhängige Veränderliche (Variable) oder Argument bzw. Urbild von y : abhängige Veränderliche (Variable) oder Funktionswert oder Bild von D W : : Denitionsbereich Wertebereich x der Funktion der Funktion G : { (x, f (x)) | x ∈ D } nennt man den Oft kann man die Vorschrift f : D → W, x 7→ f (x). y f (x) Graph der Funktion durch eine Formel angeben. Man schreibt dann Beachten Sie den kleinen senkrechten Strich am zweiten Pfeil. Am bekanntesten sind natürlich Funktionen einer reellen Veränderlichen. Dabei sind Denitionsbereich D W Teilmengen von R und für die Zuordnung 2 etwa y = 2x − x + 1. Man schreibt dafür f : R → und Wertebereich gibt es eine Funktionsgleichung, wie R, x 7→ f (x) = x3 + x2 − 9(x + 1). Manchmal schreibt man Funktionen in zwei Zeilen in der folgenden Form f: R→R x 7→ f (x) = x3 + x2 − 9(x + 1). In der ersten Zeile stehen also Denitions- und Wertebereich, in der zweiten Zeile die Funktionsformel. Der Graph dieser Funktion ist in der Abbildung 1.6 zu sehen. Bei f : D → W ist das Bild bzw. die Bildmenge oder der Bildbereich einer Teilmenge M ⊆ D des Denitionsbereichs die Menge der Werte aus dem Wertebereich W , die f auf M tatsächlich annimmt, d.h. einer Funktion f (M ) := { f (x) | x ∈ M }. Das Bild von f f (D) des ganzen Denitionsbereichs genannt und mit Bild(f ) D wird das (1.2) Bild oder der Bildbereich bezeichnet. Manchmal werden aber die Bezeichnungen Wertebereich und Bildbereich genau umgekehrt benutzt. Da der Bildbereich nicht immer 17 1 Mengen, Zahlen und Funktionen y 20 y = x^3 + x^2 - 9x - 9 15 10 5 0 -4 -3 -2 -1 x 0 1 2 3 4 -5 -10 -15 -20 Abbildung 1.6: Graph einer reellen Funktion leicht zu bestimmen ist, gibt man für den Wertebereich Sicherheit das Bild f (D) W eine Menge an, die mit umfasst. In vielen Problemen möchte man zu bestimmten Teilmengen des Wertebereichs die Menge der Elemente bestimmen, die in Diese Menge wird das Urbild von B f eingesetzt, ein Element aus −1 genannt und mit dem Symbol Diese Menge ist immer eine Teilmenge des Denitionsbereichs D f (B) B B ergeben. bezeichnet. und lässt sich wie folgt beschreiben f −1 (B) := { x ∈ D | f (x) ∈ B }. (1.3) Dadurch wird eine Funktion deniert, die jeder Teilmenge des Wertebereichs eine Teilmenge des Denitionsbereichs zuordnet. f und g der Abbildung 1.5. Beide sind { a, b, c } → { 1, 2 }. Der Bildbereich f (A) ist die Menge { 1 }, der Bild−1 bereich g(A) ist die Menge { 1, 2 }. Die Urbilder der Menge B = { 2 } sind f (B) = ∅ −1 −1 und g (B) = { b }. Die Urbilder der Menge C = { 1 } sind f (C) = { a, b, c } und g −1 (C) = { a, c }. 3 2 Betrachten wir jetzt die Funktion f (x) = x + x − 9(x + 1) der Abbildung 1.6 und bestimmen zunächst das Bild des Intervalls [−1, 0], also aller reellen Zahlen zwischen -1 und 0. Am Graphen kann man ablesen, dass das Bild das Intervall [−9, 0] ist. Das Urbild der Menge aller nichtnegativen reellen Zahlen setzt sich aus dem Bereich x ≥ 3 und dem Intervall [−3, −1] zusammen. Bilder und Urbilder sind i.a. schwierig zu bestimmen. Die Bestimmung des Bilds des Intervalls [−3, −1] erfordert die Berechnung des MaxiUntersuchen wir zunächst die Funktionen Funktionen von malwerts, wofür man Methoden der Dierentialrechnung benötigt. Falls Sie das schon können, sollten Sie als Bild von [−3, −1] das Intervall [0, 5, 049042476] erhalten. Eine besonders wichtige Funktion ist die sogenannte identische Funktion oder Identität idD , die jedes Element des Denitionsbereichs D auf sich selbst abbildet, also idD (x) = x. Oft schreibt man vereinfacht nur id. Zu jeder Teilmenge A ⊆ D kann man eine reelle Funktion IA : D → R bilden, die genau dann den Wert 1 annimmt, wenn x ∈ A liegt und sonst den Wert 0 annimmt. 18 1.13 Spezielle Eigenschaften mancher Funktionen Diese Funktion hebt also die Elemente von A durch den Wert 1 hervor und wird als In- dikatorfunktion der Menge A bezeichnet. Für die Indikatorfunktion IĀ des Komplements von A gilt IĀ = 1 − IA . Beispiel 1.5. Seien D = { u, v, w, y } und A = { uy } sowie Ā = { v, w }. Es gelten idD (u) = u, idD (v) = v, idD (w) = w, idD (y) = y. IA (u) = 1, IA (v) = 0, IA (w) = 0, IA (y) = 1. IĀ (u) = 0, IĀ (v) = 1, IĀ (w) = 1, IĀ (y) = 0. 1.12.1 Hintereinanderausführung von Funktionen Man kann unter bestimmten Umständen zwei Funktionen f und g verknüpfen, in dem f (x) in die Funktion g eingesetzt wird. Das ist aber nur möglich, wenn der Wertebereich von f eine Teilmenge des Denitionsbereichs von g ist. Sei beispielsweise √ √ die Funktion x 7→ ln( x − 1 + 2) betrachtet. Hier wird die Funktion f : x 7→ x − 1+1 in die Funktion g : y 7→ ln(y) eingesetzt. Der gröÿtmögliche Denitionsbereich von f ist das Intervall Df = [1, ∞) mit dem Bild Bild(f ) = [2, ∞). Der Wertebereich der Funktion g = ln(y) ist die Menge der positiven Zahlen Dg = (0, ∞), also gilt der Wert von Wf ⊆ Dg . Immer wenn diese Grundbedingung gilt, kann die Funktion g : Dg → Wg (1.4) f : Df → Wf in die Funktion eingesetzt werden. Es ergibt sich eine zusammengesetzte Funktion h : Df → W g x 7→ h(x) = g(f (x)). Man nennt die so denierte Funktion h die Hintereinanderausführung (1.5) (1.6) oder Kompostion g und f und verwendet das Symbol ◦, schreibt also h = g ◦ f . Die h = g ◦ f erfolgt von rechts nach links: Zunächst wird f (x) bestimmt Wert in g eingesetzt. der Funktionen Ausführung von und dieser 1.13 Spezielle Eigenschaften mancher Funktionen Bei allgemeinen Funktionen muss nicht jedes Element des Wertebereichs ein Urbild haben, aber manche Elemente des Wertebereichs können mehrere Urbilder haben. Die Funktion f der Abbildung 1.5 nimmt den Wert 2 nicht an, aber der Wert 1 hat drei Urbilder. Bei der Funktion g dagegen hat jedes Element des Wertebereichs mindestens ein Urbild. Solche Funktionen heiÿen bei g surjektiv . Die Urbilder sind aber weder bei f noch eindeutig. Es gibt aber Funktionen, wo jedes Element des Wertebereichs höchstens ein Urbild hat, oder anders gesagt, wo jedem Element des Wertebereichs ein eigenen Wert zugewiesen wird, der sonst nicht mehr angenommen wird. Eine Funktion mit dieser Eigenschaft heiÿt injektiv . Die stärkste Forderung erfüllen bijektive Funktionen, die 19 1 Mengen, Zahlen und Funktionen sowohl injektiv als auch bijektiv sind. Die genaue Denition der drei Eigenschaften sieht so aus. Denition 1.10. Eine Funktion surjektiv, wenn für alle y injektiv, wenn zu jedem Jedes Element aus bijektiv, wenn f W f aus y von W aus heiÿt mindestens ein W höchstens ein x aus x D aus mit D y = f (x) x aus D mit Sind sowohl der Denitionsbereich f: D →W dann kann eine Funktion existiert. y = f (x). existiert mit hat also genau ein oder kein Urbild. sowohl injektiv als auch surjektiv ist. Jedes Element also genau ein Urbild D→W D y aus W hat y = f (x). als auch der Bildbereich W endliche Mengen, nur dann höchstens so viele Elemente wie D hat, es gilt also |D| ≤ W mindestens so viele Elemente wie D hat, es gilt also |D| ≥ W genauso viele Elemente wie surjektiv sein, wenn W |W |. injektiv sein, wenn |W |. bijektiv sein, wenn D hat, es gilt also |D| = |W |. Bitte beachten Sie, dass es sich dabei um notwendige nicht um hinreichende Bedingungen handelt. Quälen wir ein weiteres Mal die Funktionen f f und g der Abbildung 1.5. Die Funktion g surjektiv, aber nicht injektiv ist. Da die Mächtigkeiten der Denitionsmenge A = { a, b, c } und des Wertebereichs B = { 1, 2 } die Werte 3 und 2 haben, kann es keine injektive Funktion von A → B geben, ist weder injektiv noch surjektiv, während die Funktion wohl aber surjektive Funktionen. Umgekehrt kann es keine surjektiven Funktionen von B → A geben, wohl aber injektive, etwa die Funktion h mit h(1) = a und h(2) = b. Diese Funktion ist aber nicht bijektiv, da c kein Urbild hat. 3 2 Die Funktion f : R → R, f (x) = x + x − 9(x + 1) der Abbildung 1.6 ist surjektiv, da jeder Wert mindestens einmal angenommen wird, aber nicht injektiv, da z.B. der Wert 0 drei Urbilder hat. g : R → R, x 7→ y = mx + b ist für m 6= 0 bijektiv, da jeder y ∈ R genau einmal angenommen wird, das Urbild von y ist x = (y − b)/m. Da −1 jedem y ein eindeutiger Wert x zugeordnet wird, ergibt sich eine Funktion g :R → R, x 7→ y = (x − b)/m. Diese Funktion nennt man die Umkehrfunktion von g . Allgemein Jede lineare Funktion Wert deniert die Umkehrfunktion für bijektive Funktionen wie folgt. Denition 1.11. Sei f eine bijektive Funktion von D → W . Die Umkehrfunktion oder inverse Funktion oder kurz die Inverse ist die Funktion, die jedem Element y ∈ W sein eindeutig bestimmtes Urbildelement x ∈ D zuweist. Die Umkehrfunktion wird mit dem −1 Symbol f bezeichnet und hat W als Denitionsbereich und D als Wertebereich. 20 1.13 Spezielle Eigenschaften mancher Funktionen Eine Funktion, deren Umkehrfunktion existiert, wird auch als invertierbar bezeichnet. −1 Für invertierbare Funktionen gelten die Formeln f (f (x)) = x und f (f −1 (y)) = y für −1 alle x ∈ D bzw. für alle y ∈ W . Natürlich ist f wieder die Umkehrfunktion von f . Das hochgestellte machung von f. Beispiel 1.6. −1 ist also nicht als Potenz zu deuten, sondern als die Rückgängig- Betrachten wir zum Abschluss noch ein weiteres Beispiel. Seien zunächst die Mengen D = { 1, 2, 3, 4 } und W = { 6, 7, 8, 9 } beD × W , die keine trachtet. In der Abbildung 1.7 sehen Sie ganz links eine Relation auf Funktion ist, denn der Wert 1 hat zwei Zuordnungen, der Wert 4 dagegen keine, also gleich zwei Verletzungen der Anforderungen an eine Funktion. Im mittleren Bild ist der x ∈ D ist genau ein y ∈ W −1 zugeordnet. Im nächsten Bild sehen Sie dann den Graph der Umkehrfunktion f . Ganz Graph einer bijektiven Funktion f: D →W zu sehen. Jedem rechts folgen dann die Wertetabellen der beiden Funktionen. Funktion f Keine Funktion 9 9 4 8 8 3 7 7 2 1 2 3 4 f-1 y x 6 2 7 1 8 4 9 3 1 6 6 f x y 1 7 2 6 3 9 4 8 Inverse f^-1 1 2 3 6 4 7 8 9 Abbildung 1.7: Bijektive Funktion und Inverse Eine injektive Abbildung von M nach P(M ) ist f (x) := { x }. 21 Index Abszisse, 15 Allquantor, 3 Aussage, 2 Aussageform, 2 Betrag, 4 Bild, 17 Bildbereich, 17 Bildmenge, 17 Dezimalbruch, 6 Dezimalbruchentwicklung, 6 Elemente, 1 Existenzquantor, 3 Funktion bijektive, 19 Denition, 17 irrationale Zahlen, 3 kartesisches Produkt, 13 Menge, 1 Aufzählung, 1 Beschreibung, 1 Mengensystem, 12 Obermenge, 8 Ordinate, 15 Potenzmenge, 12 Primzahl, 6 Quantor, 3 Relation, 16 Relationen, 15 Denitionsbereich, 17 Teiler, 6 injektive, 19 teilerfremd, 6 inverse, 20 Teilmenge, 8 surjektive, 19 echte, 8 Wertebereich, 17 Umkehrfunktion, 20 Gegenzahlen, 4 Urbild, 18 Graph, 17 Ursprung, 15 Hintereinanderausführung, 19 x-Achse, 15 Indikatorfunktion, 19 y-Achse, 15 Intervall abgeschlossenes, 4 Zahlengerade, 3 links halboenes, 4 oenes, 4 rechts halboenes, 4 Inverse, 20 23