Krieg in Afghanistan

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Krieg in Afghanistan seit 2001
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US-amerikanische und britische Truppen in
der Provinz Helmand, 2007
Der Afghanistan-Krieg der Vereinigten Staaten und ihrer Verbündeten im Jahr 2001 war
der erste Militärschlag im weltweiten Krieg der USA gegen den Terrorismus. Er richtete
sich neben der für die Anschläge verantwortlichen Terrororganisation al-Qaida auch
gegen das seit Mitte der 1990er Jahre in Afghanistan herrschende
islamisch-fundamentalistische Taliban-Regime, das der Beherbergung und Unterstützung
Osama bin Ladens und anderer hochrangiger Mitglieder von al-Qaida bezichtigt wurde.
Die Hauptphase des Krieges endete mit dem Fall der Hauptstadt Kabul und der
Provinzhauptstädte Kandahar und Kunduz im November und Dezember 2001. Es folgten
die Einsetzung einer Interimsregierung unter Präsident Hamid Karzai auf der parallel
stattfindenden ersten Petersberger Afghanistan-Konferenz sowie die Erteilung eines
Mandats zur Unterstützung des Wiederaufbaus an die von NATO-Staaten und mehreren
Partnerländern gestellte International Security Assistance Force (ISAF) durch den
UN-Sicherheitsrat im Dezember 2001.
Inhaltsverzeichnis
1 Vorgeschichte
2 Deutscher Beitrag
3 Nach-Taliban-Ära
4 Opferzahlen
5 Einsätze
6 Verweise
6.1 Literatur
6.2 Weblinks
6.3 Einzelnachweise
Vorgeschichte
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Der Frontverlauf vor der
US-geführten Intervention
im Oktober 2001
Nach dem Sieg der Mudjahedin über die sowjetischen Besatzer und den danach zwischen
den einzelnen Mudschahedin-Gruppierungen ausgebrochenen militärischen
Auseinandersetzungen griff 1995 die radikalislamische Bewegung der Taliban in den
Konflikt ein. Von Pakistan aus erzielte sie gegen die durch interne Konflikte
geschwächten übrigen Gruppierungen schnell Erfolge. Nach der raschen Einnahme von
Kabul im Jahr 1996 übernahmen sie in weiten Teilen des Landes die Herrschaft. Nur im
nordöstlichen Teil des Landes gab es Regionen, die unter Kontrolle des
Anti-Taliban-Bündnis der Vereinigten Front, in den Medien oft Nordallianz genannt,
verblieben. Die Vereinigte Front stellte weiter die formal von den meisten Staaten sowie
den Vereinten Nationen anerkannte Regierung unter Burhanuddin Rabbani.
Die Taliban setzten ihre radikalen Interpretationen islamischer Gesetze mit großer
Brutalität durch. Das Hören von Musik, Radio, Fernsehen war verboten, meist auch
Kinderspielzeug. Zuwiderhandlungen ahndeten die Taliban häufig mit körperlicher
Züchtigung, Amputationen oder der Todesstrafe. Internationale
Menschenrechtsorganisationen berichteten von anhaltenden weiteren gravierenden
Menschenrechtsverletzungen.
Insbesondere die Unterdrückung der Frauen in allen Lebensbereichen kennzeichnete die
Taliban-Herrschaft. Das klassische Bild von Frauen unter der Burka wurde ein Symbol
für deren Politik. Sowohl der Analphabetismus als auch die Kindersterblichkeit stiegen
enorm; hinzu kam, dass die Taliban internationalen Hilfsorganisationen die effektive
Unterstützung der notleidenden Bevölkerung (beispielsweise bei der Hungerkatastrophe
2001) verwehrte.
Außerdem zerstörten die Taliban viele Kulturgüter, die sie als dem Islam
widersprechende Darstellung lebender Wesen ansahen: jahrtausendealte Kunstwerke aus
der Gandhara-Epoche aus den Museen des Landes, wie etwa auch historische
Filmaufnahmen aus dem Afghanistan des frühen 20. Jahrhunderts. Sie sprengten sogar die
1500 Jahre alten Buddha-Statuen von Bamiyan, die zum UNESCO Weltkulturerbe
zählten. Trotz des offenen und verdeckten Widerstandes vieler Afghanen vernichteten die
Taliban in diesen Jahren einen Großteil des unersetzbaren kulturellen Erbes des Landes.
Trotz ihrer weitgehenden Isolation in der Staatengemeinschaft genossen die Taliban
stetigen Zulauf von radikalen Islamisten. Zudem gewährten sie Terroristen der Qaida
Unterschlupf, die das Land zielstrebig zur Operationsbasis in ihrem religiös-ideologischen
Kampf für die Wiederherstellung des Kalifatstaates ausbauten. Unter anderem errichtete
al-Qaida eine Reihe von Ausbildungslagern, in denen tausende Islamisten aus
verschiedenen Ländern eine militärische Schulung durchliefen.
Im Jahre 1998 ließ der damalige Präsident der Vereinigten Staaten Bill Clinton als
Reaktion auf die Terroranschläge auf die Botschaften der Vereinigten Staaten in Kenia
und Tansania bekannte und mutmaßliche Ausbildungslager der Qaida in Afghanistan mit
Cruise Missiles beschießen.
Am 11. September 2001 verübten 19 Angehörige der al-Qaida die Terroranschläge in den
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Vereinigten Staaten, welche die Regierung der Vereinigten Staaten unter der Führung
ihres damaligen Präsidenten George W. Bush zur militärischen Intervention in
Afghanistan veranlassten. Die Taliban verweigerten eine Auslieferung Osama bin Ladens
an die USA, boten jedoch an, ihn in Afghanistan vor Gericht zu stellen.
Karte amerikanischer
Großeinsätze in
Afghanistan
Nach der strategischen Vorbereitung stationierten die Vereinigten Staaten die Task Force
Dagger auf einem ehemaligen sowjetischen Luftwaffenstützpunkt nahe Karshi Kandabad
im Süden Usbekistans. Die Taskforce setzte sich aus Mitgliedern von Spezialeinheiten
zusammen und bildete die Speerspitze des amerikanischen Krieges in Afghanistan.
Vertreter der TF Dagger gewannen die mit den Taliban konkurrierende Vereinigte Front
als Verbündete für das kommende militärische Engagement der Streitkräfte der
Vereinigten Staaten. Hierzu nahmen sie mit den militärischen Führern der wichtigsten
Gruppierungen innerhalb der Nordallianz Verbindung auf: Abdul Raschid Dostum von
der Dschonbesch-e Melli sowie Mohammed Fahim und Mohammed Daoud von der
Dschamiat-e Eslami. Diese stimmten dem Vorschlag zu, vor Einbruch des Winters eine
militärische Kampagne unter amerikanischer Führung gegen die Taliban zu eröffnen. Um
den Anführern politische Gleichberechtigung untereinander zu signalisieren, bemühte sich
die TF Dagger, ihre Einsatzkräfte möglichst gleichmäßig unter den Territorien der
rivalisierenden Gruppierungen zu verteilen. Militärische Angriffe verzögerten sich
dadurch stellenweise um mehrere Tage.
Die offiziellen Kampfhandlungen begannen am 7. Oktober 2001. Die Vereinigten Staaten
bombardierten Ziele in ganz Afghanistan mit Marschflugkörpern, Kampfflugzeugen und
B-2-Langstreckenbombern. Die Angriffe dauerten 44 Stunden und stellten damit die bis
dahin längste Einzeloperation der amerikanischen Luftstreitkräfte dar.
Trotz der massiven amerikanischen Luftunterstützung gelang es den Truppen der
Vereinigten Front jedoch vorerst nicht, die Linien der Taliban zu durchbrechen. Erst
nachdem die Luftschläge Anfang November auf die Frontstellungen der Taliban
konzentriert wurden, begannen deren Linien zu bröckeln. Am 9. November eroberte die
Vereinigte Front mit Mazar-e Scharif die erste größere Stadt von den Taliban und erlangte
damit die Kontrolle über die Versorgungslinien über Land zu den nördlichen
Nachbarländern, vor allem Usbekistan. Die Offensive erreichte am 13. November mit der
kampflosen Besetzung von Kabul ihren Höhepunkt. Die Talibanhochburgen wurden
dagegen erbittert umkämpft und erst in den folgenden Wochen eingenommen (Kunduz
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am 25. November und Kandahar am 7. Dezember).
Deutscher Beitrag
Der damalige Bundeskanzler Schröder (SPD) sprach von „uneingeschränkter Solidarität
mit den USA“ und „Deutschlands neuer Verantwortung auch an weltweiten
Militäreinsätzen“. Am 7. November 2001 beantragte die Bundesregierung beim
Bundestag die Zustimmung zum Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan. [2] Die
Abstimmung über den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr im Bundestag verknüpfte
Schröder mit einer Vertrauensfrage, um eine eigene Parlamentsmehrheit zu erhalten.
Mögliche Abweichler sollten damit beeinflusst werden. Daraufhin verließ die
baden-württembergische SPD-Abgeordnete Christa Lörcher [3] die Fraktion, da sie dem
Krieg aus Gewissensgründen nicht zustimmen wollte. Aus der Grünen-Fraktion
verweigerten am Ende vier der ursprünglich acht Abweichler die Zustimmung. Da die
Fraktionsgemeinschaft der CDU/CSU den Einsatz der Bundeswehr zwar bejahte,
Bundeskanzler Schröder aber nicht das Vertrauen aussprechen wollte, sprach der
Bundestag mit gerade einmal zwei Stimmen mehr als benötigt Schröder das Vertrauen aus
und bewilligte gleichzeitig den Bundeswehreinsatz in Afghanistan.
Bundesverteidigungsminister Peter Struck bejahte ausdrücklich eine Verteidigung
Deutschlands bereits am Hindukusch.
Nach-Taliban-Ära
Kanadische Soldaten auf
der Suche nach Talibanund al-Qaida-Kämpfern im
Juli 2002
US-Soldaten des 141.
Infanterieregiments [4] in
der Nähe von Bagram
(Afghanistan) im Juni 2005
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Ein afghanischer Junge
beobachtet passierende
niederländische
ISAF-Truppen
Nach der Einnahme weiterer Teile des Landes durch die Vereinigte Front begannen
Einheiten der westlichen Verbündeten, darunter auch das Kommando Spezialkräfte der
Bundeswehr, mit der Suche nach Terroristen, vor allem nach Osama bin Laden. Es war
das erklärte Ziel der Operation, Trainingscamps von Terroristen sowie ihre
Infrastrukturen zu zerstören und al-Qaida-Mitglieder zu fassen und terroristischen
Aktivitäten in und aus Afghanistan ein Ende zu setzen. Auch der Sturz der Taliban sollte
erreicht werden, da man diesen vorwarf, die al-Qaida zu unterstützen und zu schützen.
Die Operation sollte weiterhin die humanitäre Situation in Afghanistan wesentlich
verbessern und die Grundlagen für eine, wie auch immer geartete, „Demokratisierung“
schaffen. Es ist umstritten, ob dieses Ziel erreicht ist. Zwar fanden im Herbst 2005
allgemeine Wahlen statt, jedoch ist die Sicherheitslage weiterhin prekär. Die
Menschenrechtssituation ist schwierig; insbesondere die Lage der Frauen und die
Situation in den Gefängnissen sowie die fortgesetzte Bekämpfung der Taliban durch die
USA und Koalitionstruppen, die auch zivile Opfer fordert, werden kritisiert.
Gefangene Taliban und mutmaßliche al-Qaida-Terroristen wurden teilweise von den
US-Streitkräften, völkerrechtlich umstritten und begleitet von Protesten durch
Menschenrechtsorganisationen, auf den US-Stützpunkt Guantanamo auf Kuba
verschleppt. Die Bagram Air Base in der Provinz Charikar diente dabei als eine Art
Durchlaufstation, unter Militärs auch Screening point genannt. Seit im Herbst 2004 die
damalige US-Regierung entschieden hat keine weiteren Häftlinge mehr nach Guantánamo
zu verlegen, hat sich die Anzahl der Häftlinge in Bagram vervielfacht.
Laut einem im November 2007 publizierten Bericht des International Council on Security
and Development (ICOS), früher unter dem Namen Senlis Council bekannt, der über
einen eigenen Beobachterstab in Afghanistan verfügt, haben die Taliban inzwischen in
über der Hälfte des Landes eine ständige Präsenz etabliert. Sie kontrollieren außerdem
inzwischen Zentren von Distrikten sowie wichtige Verkehrsverbindungen, Teile der
Wirtschaft und der Energieversorgung.[5]
Opferzahlen
Bisher kamen insgesamt über 1.000 Koalitionssoldaten ums Leben, darunter 30 Soldaten
der Bundeswehr.[6][7] Außerdem starben eine unbekannte Zahl afghanischer Soldaten und
Aufständischer.
Offizielle Angaben zu zivilen Opfern liegen nicht vor, Schätzungen sind sehr
unterschiedlich:
Laut Marc W. Herold's [8] kamen über 3.600 Zivilisten bei US-Bombardierungen
ums Leben.
Jonathan Steele nannte im „The Guardian“ ein Zahl zwischen 20.000 bis 49.600
Menschen, welche als Konsequenz durch die Invasion starben.
Eine Studie der Los Angeles Times nannte eine Zahl von ca. 1.000 zivilen Opfern
Laut der ARD-Tagesschau [9] haben Ende Juli 2008 einhundert afghanische und
internationale Hilfsorganisationen des Dachverbandes ACBAR in Kabul erklärt,
dass bis dahin allein in diesem Jahr bereits 2500 Menschen ums Leben kamen,
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davon 1000 Zivilisten, und dass für zwei Drittel der Opfer Aufständische
verantwortlich seien.
Einsätze
Operation Achilles
Operation Adler
Operation Anaconda
Operation Falcon Summit
Operation Harekate Yolo
Operation Karez
Operation Medusa
Operation Mountain Fury
Operation Mountain Thrust
Operation Mongoose
Operation Pickaxe-Handle
Operation Rock Avalanche
Operation Tornado
Operation Veritas
Operation Volcano
Literatur
Kristin Platt: Krieg in Afghanistan. Fink, 2005, ISBN 3-7705-3743-2
Wolf Wetzel: Krieg ist Frieden. 2002, ISBN 3-89771-419-1
Winfried Wolf: Afghanistan, der Krieg und die neue Weltordnung. Konkret, 2002,
ISBN 3-89458-209-X (Rezension)
Hans Krech: Der Afghanistan-Konflikt 2001. Ein Handbuch. Verlag Dr. Köster,
Berlin 2002. (Bewaffnete Konflikte nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes, Bd.
9).
Hans Krech: Der Afghanistan-Konflikt (2002-2004). Fallstudie eines
asymmetrischen Konflikts. Verlag Dr. Köster, Berlin 2004. (Bewaffnete Konflikte
nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes, Bd. 15).
Conrad Schetter: Intervention in einem Bürgerkriegsland - das Beispiel
Afghanistan. In: Stephan Conermann (Hg.): Asien heute: Konflikte ohne Ende.
Hamburg-Schenefeld 2007, S. 175-199.(Bonner Asienstudien, Bd. 2).
Weblinks
International Council on Security and Development (ICOS) - regelmässig
umfangreiche Situationsanalysen über die Konfliktsituation (englisch)
Center for Military History: Operation Enduring Freedom - The United States
(englisch)
Informationen der deutschen Bundesregierung zum Einsatz der Bundeswehr in
Afghanistan
Fischer, Christian, und Fischer-Lescano, Andreas: Enduring Freedom für
Beteiligung an Maßnahmen gegen den internationalen Terrorismus
Liste der gefallenen deutschen Soldaten in Afghanistan
Wikinews: Afghanistan – Nachrichten
Einzelnachweise
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ab
Ulrich Fastenrath: Ein Verteidigungskrieg lässt sich nicht vorab begrenzen.
Die Verfassung, das Völkerrecht und der Einsatz der Bundeswehr im Kampf gegen
den Terrorismus. In: FAZ. 12. November 2001, S. 8
Antrag der Bundesregierung vom 7. November 2001 im Wortlaut
Angaben aus der Biografie beim Deutschen Bundestag
Siehe bei texasmilitaryforcesmuseum.org, Zugriff am 05. August 2008
Senlis Afghanistan (The International Council on Security and Development,
ICOS), auf Offizielle Webseite: Stumbling into Chaos: Afghanistan on the Brink,
November 2007 (online), abgerufen am 5. März 2009
Siehe http://icasualties.org/oef/
Höchste Zahl an zivilen Opfern in Afghanistan seit sieben Jahren auf Berliner
Umschau
Dossier on Civilian Victims of United States' Aerial Bombing
2500 Tote durch Anschläge und Luftangriffe in Afghanistan
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Krieg_in_Afghanistan_seit_2001“
Kategorie: Krieg in Afghanistan seit 2001
09.03.2009 11:00
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