Romantik in Dresden - dem «Deutschen Florenz» 1 Einleitung „In dem schönen Dresden erwachte zuerst mein jugendliches Gefühl, da sah ich die ersten Kunstwerke, da war ich mehrere Jahre ununterbrochen vertieft in das Studium des Altertums, und da lebte ich oft und noch zuletzt die glücklichsten Tage unter Menschen, bei denen ich mich einheimischer fühlte, als bei allen anderen.“ – Friedrich Schlegel bei seinem ersten Besuch in Dresden Gliederung 1 2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 3 4 5 Einleitung Romantiker und ihre Zeit in Dresden Heinrich von Kleist Caspar David Friedrich Friedrich Schlegel Carl Maria von Weber Ludwig Tieck Carl Gustav Carus Weitere Vertreter und ihre Werke Auswirkungen auf Dresden War Dresden ein Zentrum der Romantik? - Frage an Schüler Quellen 2 Romantiker und ihre Zeit in Dresden 2.1 Heinrich von Kleist - - - - - - - insgesamt 4x in Dresden 1800 erstes Mal für nur wenige Tage nach Dresden, nachdem Studium in Leipzig abgebrochen die wenigen Tage reichten ihm, um folgende Eindrücke an seine brandenburgische Verlobte zu schreiben: „Aber überhaupt steht der Sachse auf einem höheren Grad der Kultur als unsre Landsleute. Du solltest einmal hören, mit welcher Gewandtheit ein solches sächsisches Mädchen auf Fragen antwortet. Unsere (maulfaulen) Brandenburgerinnen würden Stunden brauchen, um abzutun, was hier in Minuten abgetan wird.“ Besuch in der Gemäldegalerie und ein Besuch in Tharandt regen ihn zum Wiederkommen an ¾ Jahr später – im Frühjahr 1801 kehrt er mit seiner Stiefschwester Ulrike nach Dresden zurück – befand sich hier in einer schwergeistigen Krise Æ Dresdner Kunstschätze lieferten ihm neuen Mut und setzten Kleists Dichtertum frei „Die Bildergalerie, die Gipsabgüsse, das Antikenkabinett, die Kupferstichsammlung, die Kirchenmusik in der katholischen Kirche, das alles waren Gegenstände, bei deren Genuß man den Verstand nicht braucht, die nur allein auf Sinn und Herz wirken. Mir wahr so wohl bei diesem ersten Eintritt in diese für mich ganz neue Welt voll Schönheit.“ – so lässt er seine Verlobte wissen 4 Wochen später befindet er sich in Paris und schreibt von dort an seine Verlobte: „Ja, liebe Freundin, aus einem fernen fremden Lande fliegt der Geist eines Freundes zu Ihnen zurück, und versetzt das holde, freundliche Tal von Dresden, das mehr seine Heimat ist, als das stolze, ungezügelte, ungeheure Paris.“ – von Dresden sehr angetan kehrt deshalb im April 1803 nach Dresden zurück, jedoch als Heimatloser, der seine Verlobte verlassen und alle Sicherheiten eines bürgerlichen Lebens verloren hat – nur das Dichten war zu dieser Zeit für ihn wichtig – verfasste daher in dieser Zeit Werke wie „Robert Guiskard“ und „Amphitryon“ als er Ende August 1807 nach seiner französischen Gefangenschaft nach Dresden zurückkehrt, wollte er eine Verlagshandlung gründen – scheiterte - deshalb Veröffentlichung des Kunstjournals „Phöbus“ - Bild rumgeben - sehr umstritten - daher bereits nach einem Jahr wieder eingestellt – dennoch anspruchsvollste Zeitschrift, die je in Dresden erschienen ist – versuchte die romantische Kunst in Dresden sichtbar zu machen weitere Werke von Kleist - in Dresden verfasst: „Das Kätchen von Heilbronn“, „Die Marquise von O...“, das patriotische Drama „Die Hermannsschlacht“ sowie die 1.Fassung von „Michael Kohlhaas“ und das Schauspiel „Prinz Friedrich von Hardenberg“ – diese Werke innerhalb von 2 Jahren verfasst 2.2 Caspar David Friedrich - - - - Dresden – Heimat ab 1798 – schrieb später an den sächsischen König, weshalb es seine Heimat geworden war: „in der Nähe der trefflichsten Kunstschätze und umgeben von einer schönen Natur meine artistischen Arbeiten“ fortsetzen zu können. „... in einer Stadt, die man mit Recht das deutsche Florenz nennt, und unter einem biedern Volke, das sich durch seine, Religiosität wie durch seinen Kunstsinn auszeichnet, habe ich einen beträchtlichen Teil meines Lebens zugebracht, und so ist Sachsen mein zweites Vaterland und seine Bewohner meine geliebten Landsleute geworden, zu denen ich, nach jeder Reise in andre Staaten, mit neuer Liebe und Anhänglichkeit zurückkehrte.“ Zeichnete viele Landschaftsbilder in Dresden – z.B. „Mein Begräbnis“, „Der Abendstern“, „Ausblick ins Elbtal“ und viele andere Jedoch nicht als topographische Raum - oder Hintergrunddarstellung, sondern als „vielschichtige Möglichkeit für die künstliche Gestaltung psychischer Regungen und weltanschaulicher Sinngehalte“ – Bilder rumgeben Ab 1807 beginnt er Ölbilder zu malen, dabei vor allem Landschaftsbilder in und um Dresden wie das „Kreuz im Gebirge“ 1813 zieht er sich wegen des Krieges in Sachsen nach Krippen zurück 1816 wird er Mitglied der Dresdner Akademie zieht sich jedoch ab 1819 mehr und mehr zurück, da er missachtet und nicht akzeptiert wird daher malt er nach dem Verbot von Tragen von altdeutschen Kleidern (Rückblick auf das Mittelalter), das Bild „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“ als weitere Provokation Æ verkraftet die Missachtung jedoch nicht und bekommt psychische Probleme am 7. Mai 1840 stirbt er war bedeutendster Maler, der mit Dresden verbunden war 2.3 Friedrich Schlegel – Bild rumgeben - - - - - ließ sich im Januar 1794 in Dresden nieder, um philosophische und literarische Studien durchzuführen da hochverschuldet – konnte Stadt nicht verlassen Æ besuchte oft die Dresdner Sammlungen Æ brachten ihm Einsichten, die in die Abhandlung „Über das Studium der griechischen Poesie“ eingingen erst im Sommer 1796 konnte er Großteil der Schulden abbezahlen Æ ging mit seinem Bruder August Wilhelm Schlegel nach Jena Æ erster Schritt der ihn zur lockernden „Terra incognita“ führte, er hatte neue Menschen-, Welt- und Kunstansichten gewonnen August 1798 – Treff vieler junger Leute in der Dresdner Gemäldegalerie zum ersten Frühromantikertreffen, um über teils kontroverse Fragen zu debattieren- Friedrich Schlegel darunter Im Dezember 1828 kam er wieder nach Dresden, nachdem er viele Reisen durch Europa unternommen hatte, um wieder einmal Vorlesungen über die Philosophie der Sprache und des Wortes zu halten 11. Januar 1829 ereilt ihn ein tödlicher Schlaganfall hat in Dresden die geistigen Grundlagen der Romantik geschaffen und ist damit für die Romantik sehr bedeutend 2.4 Carl Maria von Weber – Bild rumgeben - - 13. Januar 1817 – Webers Heimat wird Dresden bedeutendstes Stück, welches er in Dresden am 13. Mai 1820 vollendet hat, ist der Freischütz mit der Uraufführung am 18. Juni 1821 in Berlin und der Dresdner Premiere am 26. Januar 1822 Æ Lieblingswerk des Dresdner Publikum damals, wie auch noch heute im Jahre 1823 ging er nach Wien, wo der das bereits in Dresden angefangene Werk „Euryanthe“ vollendete und aufführte danach wurde sein Gesundheitszustand immer schlechter und er plagte über Halsleiden und Schwindsucht Kur im böhmischen Marienbad im Sommer 1824 brachte keine Besserung 1826 führt er in London die Oper „Oberon“ auf, Schwellenwerk der Opergeschichte des 19. Jahrhunderts und gleichzeitig sein Abschiedswerk Premiere des Stückes war am 12. April 1826 und wurde von 2500 Zuschauern beobachtet Danach führt er die Oper noch 10 mal auf, bevor er am 5. Juni 1826, kurz vor seiner geplanten Rückkehr nach Dresden, aufgrund seines Keuchhustens stirbt Aufgrund seiner großen Beliebtheit in Dresden beschließt man seinen Leichnam nach Dresden zu überführen und in hier zu beerdigen 2.5 Ludwig Tieck – Bild rumgeben - - im Juli 1819 kommt Tieck nach Dresden und wird kurz darauf Dramaturg am Hoftheater von Dresden und genießt Aufmerksamkeit er war jedoch auch als Dichter tätig und schrieb vor allem Novellen wie „Die Gemälde“, „Die Reisenden“, „Musikalische Leiden und Freuden“ u.v.a. außerdem veröffentlichte er Werke von Schlegel und Kleist, welche die Zeit der Romantik prägten bis dahin nennt man ihn auch den König der Romantik, doch schon kurz darauf wird er mehr und mehr kritisiert, wie auch von Heinrich Heine: „In Dresden sah ich einen Hund, Der einst gehörte zu den bessern, Doch fallen ihm jetzt die Zähne aus, Er kann nur bellen und wässern.“ Tieck erkennt, dass seine Zeit um ist und geht 1842 nach Berlin, wo er im Frühjahr 1853 stirbt 2.6 Carl Gustav Carus – Bild rumgeben - - - ein weiterer wichtiger Vertreter der Romantik in Dresden war Carl Gustav Carus er war Arzt, Naturwissenschaftler, Psychologe, Philosoph, Kunsttheoretiker, Schriftsteller und Maler, der von den romantischen Grenzüberschreitungen zwischen Wissenschaften und Künsten betroffen war Grenzen akzeptierte er nicht, er praktizierte die Medizin als Künstler und die Malerei als Therapeut – er bekannte sich zum Romantiker Am 2. November 1814 begann sein Schaffen in Dresden Er wurde Professor für Geburtshilfe an der Medizinisch-Chirurgischen Akademie, später Leibarzt des Königs von Sachsen, malte Dresdner Landschaftsbilder (Bild rumgeben), schrieb Bücher über die Zootomie, Anatomie, Physiologie, Psyche und Entwicklungsgeschichte der Seele - insgesamt verfasste er über 70 Bücher Besonders bekannt ist er jedoch wegen seiner Erfolge in der Medizin, daher ist auch das heutige Universitätsklinikum nach ihm benannt Carus starb am 28. Juli 1869 in Dresden 2.7 Weitere Vertreter und ihre Werke - E.T.A. Hoffmann („Der Magnetiseur“, „Iphigenie auf Tauris“) - Musik - Richard Wagner („Der fliegende Holländer“ , „Tannhäuser“) - Musik - Robert Schumann („Genoveva“, „Manfred“) - Musik - Ludwig Richter („Heimkehrende Harfner“, „Überfahrt über die Elbe am Schreckenstein“) Malerei 3 Auswirkungen auf Dresden - Dresden erhielt in dieser Zeit viele Werke der Romantik, welche noch heute zu bewundern sind neue Erkenntnisse in der Medizin waren nur ein Gesichtspunkt der Romantik in Dresden auch die Opernmusik und die Malerei prägten das „Deutsche Florenz“ in dieser Zeit Æ Konzentration auf Bildung und Kunstverständnis 4 War Dresden ein Zentrum der Romantik? - - Dresden war Zentrum der Romantik, obwohl es in Darstellungen dieser Epoche nur selten auftaucht – Grund dafür ist, dass in Dresden keine romantischen Schulen gegründet wurden sind, sondern sich die romantischen Künstler nur hier niedergelassen haben Dresden war für viele Malern, Musiker, Philosophen, Sänger, Ärzte und Schauspieler für lange Zeit ein Kommunikationszentrum Die Gemäldegalerie gilt als Vorratskammer indirekter Reize aller Art, so der Dichter Novalis, die „Sixtinische Madonna“ von Raffael reizt besonders, aber auch die Antikensammlung, der Zwinger, die Kirchenmusiken und die deutschen Opern 5 Quellen Romantik in Dresden - Gestalten u. Begegnungen - Klaus Günzel - Insel Verlag 1997 Leipzig