Abiturprüfung 2011 Hinweise zur Korrektur und Bewertung der Abiturprüfungsarbeiten in Biologie als Leistungskursfach Nicht für den Prüfling bestimmt Die Korrekturhinweise enthalten keine vollständige Lösung der Aufgaben, sondern nur kurze Angaben zur erwarteten Schülerleistung. Nicht genannte, aber g l e i c h w e r t i g e Lösungswege und Begründungen sind g l e i c h b e r e c h t i g t. Die den einzelnen Aufgabenabschnitten zugeordneten Bewertungseinheiten bringen das relative Gewicht der einzelnen Aufgabenabschnitte innerhalb einer Aufgabe zum Ausdruck. Die Einschätzung der erbrachten Prüfungsleistungen hat sich an der maximal erreichbaren Zahl von jeweils 40 Bewertungseinheiten (BE) zu orientieren. -2- U Umrechnung der erreichten Bewertungseinheiten in Notenpunkte: Für die Erstellung der Gesamtnote bzw. der Notenpunkte ist folgende Zuordnungstabelle zugrunde zu legen: Bewertungseinheiten Noten mit Notenpunkte Tendenzangabe Intervalle in % 120 ... 115 114 ... 109 108 ... 103 +1 1 1- 15 14 13 15 102 ... 96 ... 90 ... 97 91 85 +2 2 2- 12 11 10 15 84 ... 78 ... 72 ... 79 73 67 +3 3 3- 9 8 7 15 66 ... 60 ... 54 ... 61 55 49 +4 4 4- 6 5 4 15 48 ... 40 ... 32 ... 41 33 25 +5 5 5- 3 2 1 20 24 ... 0 6 0 20 Diese Zuordnungstabelle ist immer nur auf die gesamte Prüfungsaufgabe, nicht aber auf eine Teilaufgabe bzw. einzelne Aufgabenabschnitte anzuwenden. -3- A 1 Morbus Gaucher 1.1 Aminosäuren; Carboxyl- und Aminogruppe bilden die Peptidbindung; Beschreibung der Sekundärstruktur (Faltblatt und Helix) und deren Stabilisierung. [5 BE] 1.2 Herstellung einer Enzymlösung und von Lösungen mit unterschiedlicher Substratkonzentration; Messung der Reaktionsgeschwindigkeit z. B. über die Bildung von Glucose; konstante Bedingungen: z. B. Enzymkonzentration, Temperatur, pH-Wert. [5 BE] 2 Z. B. Bestimmung der Glucocerebrosid-Konzentration in Zellen, Beschreibung dieses Heterozygotentests und Ableitung über Stammbaumanalyse; beide Eltern homozygot dominant: Wahrscheinlichkeit 0 %; Elternteile heterozygot und homozygot: Wahrscheinlichkeit 0 % beide Eltern heterozygot: Wahrscheinlichkeit 25 %. 3.1 Substanz 1 Substanz 2 Substanz 3 Substanz 4 [10 BE] geeignet, da B langsamer gebildet wird geeignet, da B schneller abgebaut wird ungeeignet, da es zur zusätzlichen Anreicherung von B kommt ungeeignet, da es zur zusätzlichen Anreicherung von B kommt [6 BE] 3.2 Bei Miglustat handelt es sich um Substanz 1; kompetitiver Hemmstoff aufgrund struktureller Ähnlichkeit zum Substrat; Diagramm gemäß Lehrbuch. [6 BE] 4 Abbau zu aktivierter Essigsäure: 9 NADH/H + und 9 FADH 2 ; 9 Moleküle aktivierte Essigsäure im Citratzyklus 27 NADH/H + , 9 FADH 2 und 9 ATP; in der Atmungskette: 36 NADH/H + 108 ATP; 18 FADH 2 36 ATP Summe: 153 ATP-Moleküle. 1 P P B B P B P B P TP P B B PT 1 [8 BE] In neueren Lehrwerken der Biochemie (z. B. Stryer: Biochemie. Spektrum-Verlag, Heidelberg 2007, 6. Aufl., S. + 586) findet man als Umrechnungsfaktor für NADH/H in ATP den Wert 2,5 und für FADH 2 den Wert 1,5. Zur + Berechung dieser Aufgabe wurden noch die alten Werte 3 (NADH/H ) bzw. 2 (FADH 2 ) verwendet. In den Schülerlösungen sind beide Möglichkeiten gleichwertig zu behandeln. TP PT P P B P P B B B -4- A 2 Telomerase 1 Mechanismus der semikonservativen Replikation. 2.1 Beschriftete schematische Skizze der Kombination aus DNA- und RNAStrang. [6 BE] 2.2 Telomerase ist eine DNA-Polymerase, da sie DNA-Nukleotide verknüpft; Telomerase bewirkt, dass die Telomere nicht kürzer werden Verlust von Genen wird verhindert (alternativ: Lebensdauer der Zellen wird verlängert). [4 BE] 2.3 Telomerase = Enzym, DNA mit kurzen Telomeren = Substrat, Telomerase mit DNA = Enzym-Substrat-Komplex, DNA mit langen Telomeren = Produkt; Erläuterung: Telomerase bildet mit den Substratmolekülen am Beginn der Reaktion Enzym-Substrat-Komplexe, die dann in Enzym und Produkt zerfallen rasche Abnahme der Substratkonzentration und im gleichen Maße Ansteigen der Produktkonzentration; aufgrund der Bildung des EnzymSubstrat-Komplexes nimmt freie Enzymkonzentration in dem Maße ab, wie Enzym-Substrat-Komplexe entstehen; danach langsamer Anstieg, da aufgrund der abgenommenen Substratkonzentration die Enzyme nicht mehr so häufig auf Substratmoleküle treffen; das ist auch der Grund dafür, dass die Konzentration des Enzym-Substrat-Komplexes mit der Zeit abnimmt. [8 BE] 2.4 Beschriftetes Diagramm: graphische Darstellung der Längenzunahme; Substratzufuhr führt nicht zur Aufhebung der Hemmung; Hemmung kann nicht kompetitiv sein; z. B. allosterischer Hemmstoff, bindet an das allosterische Zentrum, Konformationsänderung am aktiven Zentrum. [6 BE] 2.5 Z. B. Hemmung der Telomerase führt zu einer stark verminderten Aktivität des Enzyms verkürzte Lebenszeit der Krebszellen; Nebenwirkung: z. B. Alterungsprozess gesunder Körperzellen könnte beschleunigt werden. 3 [8 BE] [4 BE] Telomere in „älteren“ (ausdifferenzierten) Körperzellen bereits verkürzt Zahl der noch möglichen Zellteilungen vermindert frühzeitiges Absterben von Zellen Krankheitssymptome treten frühzeitig auf (Begründete in sich schlüssige Alternativlösungen sind ebenfalls zu werten.). [4 BE] -5- B 1 Lactose-Toleranz und Lactose-Intoleranz 1.1 1.2 Phospholipiddoppelschicht; integrierte Lactase mit Lactose; Kanalprotein für Galactose und Glucose. [7 BE] Z. B.: geringe Substratspezifität, da auch Cellulose gespalten wird; Wirkungsspezifität: Spaltung einer bestimmten glycosidischen Bindung. [4 BE] 2.1 Transkription anhand einer beschrifteten Skizze. 2.2 Glycolyse: Abbau der Glucose zu 2 Molekülen Brenztraubensäure; Bildung von 2 ATP und 2 NADH/H + ; Milchsäuregärung: Reduktion der Brenztraubensäure zu Milchsäure mit NADH/H + mit Strukturformeln; Rückgewinnung von NAD + . [6 BE] P P P [7 BE] P P P 3 Beschreibung von Genfrequenzänderungen durch Gendrift. [4 BE] 4 Autosomal-rezessiv; begründeter Ausschluss von autosomal-dominant (Eltern 3 und 4) und X-chromosomal-rezessiv (Eltern 5 und 6). [6 BE] 5 Trinken einer Glucose-Lösung: a) Anstieg Blutzuckerspiegel LactaseInaktivität; b) kein Anstieg verminderte Aufnahmefähigkeit geeignet zur Unterscheidung der beiden Krankheiten; Trinken einer Lactose-Lösung: kein Anstieg Blutzuckerspiegel nicht geeignet zur Unterscheidung der beiden Krankheiten. [6 BE] -6- B 2 Lebensraum See 1 Veranschaulichung der Zonierungen eines Sees anhand einer beschrifteten Skizze. [6 BE] 2 Erläuterung der unterschiedlichen Ausnutzung durch die dargestellten Vogelarten: z. B. zeitliche und räumliche Nahrungsnischen; Konkurrenzausschlussprinzip. [6 BE] 3 Unter natürlichen Bedingungen Wanderung, im künstlichen Becken halten sich die Daphnien am Tag und in der Nacht in den oberen Bereichen des Beckens auf; Begründung: z. B. dort befindet sich das Phytolankton optimale Nahrungsbedingungen; bei Feinddruck tagsüber vermehrt Rückzug in tiefere Bereiche; schlechtere Nahrungsbedingungen aber geringerer Raubdruck (z. B. durch Fische und Insekten); Hypothese: z. B. Daphnien registrieren räuberische Fische anhand von im Wasser gelösten Stoffen, die von den Fischen abgeben wurden (chemische Wahrnehmung); Experiment: z. B. Zugabe von Fischextrakt. [6 BE] 4 Eiweißmolekül wird durch Bakterien in Bruchstücke (Peptide) und anschließend in Aminosäuren gespalten; Abspaltung der Aminogruppe und Umwandlung in Nitrat- (NO 3 - )-Ionen; Nitrat-Ionen als Mineralstoff für Pflanzen zur Herstellung stickstoffreicher Produkte wie z. B. Nukleotide und Aminosäuren. [6 BE] B PB P 5.1 Bedeutung der Phosphat-Ionen für den Eutrophierungsprozess. 5.2 Entschlammung: Entfernung von Biomasse und somit von PhosphatIonen bessere Wasserqualität, aber z. B. Zerstörung von Lebensräumen durch den Maschineneinsatz; Belüftung: Zufuhr von Sauerstoff führt zum aeroben Abbau im Tiefenwasser und somit zur Bindung vom Phosphat-Ionen im Sediment (als FePO 3 ) bessere Wasserqualität, aber z. B. hoher technischer Aufwand. [5 BE] B 5.3 [5 BE] B Maßnahme: Reduzierung des Fischbestandes; je größer der Bestand an planktonfressenden Kleinfischen, umso weniger Zooplankton mit hoher Filtrierleistung ist vorhanden Masse des Phytoplanktons steigt. [6 BE] -7- C 1 Magen und Darm 1.1 Streptococcus thermophilis eignet sich nicht: bereits nach 60 Minuten beträgt die Überlebensrate 0 % stirbt bereits im Magen ab, somit kommen keine lebenden Bakterien im Dünndarm an; Lactobacillus acidophilus ist geeignet: nach 120 Minuten sind noch 60 % der Bakterien am Leben und erreichen folglich den Darm. [4 BE] 1.2 Beschriftetes Diagramm; Erklärung der Phasen. [6 BE] 2.1 Antagonistische Wirkung von Sympathikus (Noradrenalin) und Parasympathikus (Acetylcholin). [4 BE] 2.2 Acetylcholin führt zu einer Depolarisation, die Frequenz der Aktionspotenziale wird erhöht, es kommt zu einer Muskelkontraktion; z. B. Acetylcholin lagert sich an die Rezeptoren auf der Muskelzellmembran an Öffnung der Ionenkanäle und Einstrom von CalciumIonen Depolarisation (Muskel-)Aktionspotenzial; Noradrenalin verhindert Aktionspotenziale, Erschlaffung der Muskulatur; z. B. Noradrenalin besetzt die Rezeptoren ohne Öffnung der Ionenkanäle, keine Depolarisation kein Aktionspotenzial. [9 BE] 2.3 Gift zerstört Membran der Vesikel, der Transmitter bleibt im Endknöpfchen und gelangt nicht in synaptischen Spalt die Ionenkanäle öffnen sich nicht keine Aktionspotenziale keine Magenkontraktion; Folgen: Weitertransport des Nahrungsbreis gestört; Verdauungsstörungen. [5 BE] 3 Benennung: 1: sensibler, afferenter Nerv; 2: motorischer, efferenter Nerv; Darmentzündung: Erregung sensibler Nerv (1) Umschaltung auf motorischen Nerv (2) Kontraktion Bauchmuskel Verspannung (Härte); ebenfalls vom gleichen Ursprungsnerv 1 über zwei Synapsen auf motorischen Nerv, der die Blutgefäße in der Bauchdecke zu stärkerer Durchblutung aktiviert (Rötung!). [6 BE] 4 Beschreibung der Transduktion. [6 BE] -8- C 2 Bakterielle Diversität und Evolution 1.1 1.2 Der biologische Artbegriff definiert Art als natürliche Fortpflanzungsgemeinschaft, die von anderen vergleichbaren Gruppen reproduktiv isoliert ist. Bakterien vermehren sich durch Zellteilung, also ungeschlechtlich. Ein Sexualpartner ist nicht erforderlich und eine echte sexuelle Fortpflanzung existiert nicht. [5 BE] Kriterien: z. B. Ähnlichkeit der DNA-Sequenz, ähnliche Stoffwechselvorgänge; je höher die Ähnlichkeiten, umso näher die Verwandtschaft; Methode: z. B. Sequenzanalyse der DNA, Identifizierung von Stoffwechselprodukten. [5 BE] 1.3.1 Antibiotika als Selektionsfaktor Bakterien, die durch Mutation, Rekombination oder Konjugation eine Resistenz erlangt haben, können dieses Merkmal an die Folgegenerationen weitergeben Antibiotikaresistenz stellt einen Selektionsvorteil dar; vermehrtes Auftreten von Erregern mit Resistenzen an Orten, an denen Antibiotika verabreicht werden; durch Verabreichung unterschiedlicher Antibiotika Auftreten von multiresistenen Erregern. [7 BE] 1.3.2 Z. B. Plasmidaufnahme mit Resistenzgen, Veränderung der Permeabilität der Membran, strukturelle Veränderung des Wirkortes, enzymatischer Abbau des Antibiotikums. 2.1 Codogener Strang: mRNA-Strang: Aminosäuresequenz: 3' ... TTT CTT GTT GTT TTA CGA ... 5' 5' ... AAA GAA CAA CAA AAU GCU …3' Lys Glu Gln Gln Asn Ala. [3 BE] [4 BE] 2.2 Z. B. nonsense-Mutation: Punktmutation im Triplett TTT zu ATT Stoppcodon, eingeführte Stoppcodons führen meist zur Funktionslosigkeit des Proteins und können nur dann ohne Folgen bleiben, wenn sie am relativen Ende des Gens auftreten; stille Mutation: Punktmutation im Triplett TTT zu TTC; Lys bleibt erhalten, keine Veränderung der Funktion, da Struktur gleich bleibt; sinnverändernde Mutation: Punktmutation im Triplett CTT zu CGT Einbau von Ala statt Glu, Konformationsänderungen des Proteins können zur Funktionslosigkeit führen, ohne Folgen bleiben oder sogar die Funktion des Proteins verbessern. [8 BE] 3 Summengleichung der bakteriellen Photosynthese: 6 CO 2 + 12 H 2 S C 6 H 12 O 6 + 12 S + 6 H 2 O; beschriftetes Schema der bakteriellen Lichtreaktionen mit nur einem Photosystem. B B B B B B B B B B B B [8 BE]