Die Krankheiten der Birne

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Feuerbrand
ein aktuelles Thema oder Schnee
von gestern ?
DI Ulrike Persen
[email protected]
Institut für Nachhaltige Pflanzenproduktion
Int. Streuobstkongress Birnenleben
Zeillern, 22.08.2015
Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH
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Befallsentwicklung in Österreich
• 1993 erster Feuerbrandnachweis in Österreich
(Vorarlberg)
• Seither Ausbreitung von Westen nach Osten
• Seit 2001 Feuerbrand in allen Bundesländern
2007 war bisher schlimmstes Feuerbrandjahr, in vielen
Gebieten flächiger Befall
2008 Aufhebung des Schutzgebietsstatus für die südlichen
und östlichen Bundesländer
seither trat vergleichsweise wenig Feuerbrand auf
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Niederösterreich 2014
113 Feuerbrandfälle (d.h. 1892 Pflanzen) v.a. Weißdorn in
Windschutzgürteln
4 Fälle im Streuobst
3 Fälle im Erwerbsobst (243 Pflanzen, fast nur Äpfel)
Meiste Fälle in Bezirken:
Mistelbach, Krems,
Hollabrunn
Kein Feuerbrand in:
Baden, Horn, Korneuburg,
Lilienfeld, Mödling, Tulln, WU,
Wr. Neustadt
2015 bisher 28 Fälle
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Stand des Wissens
• E. amylovora überwintert
Bakterien besiedeln die Oberfläche
der Blüten (v.a. Narben und Griffel)
•1 000 000 Bakterien pro Blüte ist wahrscheinlich
•Wenn Feuchtigkeit vorhanden
Infektion
• Bei Triebinfektionen gelangen die Feuerbrandbakterien über
natürliche Öffnungen in Blättern oder Rinde oder nach Verletzungen
(z.B. Schnittmaßnamen, Hagelschlag) in die Pflanze.
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Sehr schnelle Verbreitung
innerhalb Pflanze; Ausbildung
von NEKROSEN
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Verbreitung
•Größere Entfernungen:
•verseuchtes Pflanzmaterial
• kontaminierte Gegenständen
•Zugvögel (Stare, Drosseln)
•
Nahbereich:
•Regen, Wind, Insekten und Schnittwerkzeuge.
•Mechan. Verletzungen (Hagelschlag !)
•Während der Vegetationszeit breitet sich Feuerbrand besonders bei
feucht-warmem Wetter (>18°C, >70% Luftfeuchtigkeit) sehr rasch aus.
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Gesetzliche Regelungen
Richtlinie 2000/29/EG des Rates
Richtlinie über Maßnahmen zum Schutz der Gemeinschaft
gegen die Einschleppung und Ausbreitung von
Schadorganismen der Pflanzen und Pflanzenerzeugnisse
in Österreich: Pflanzenschutzgesetz und Verordnungen auf
Bundes- und Landesebene
(z.B. NÖ Pflanzenschutzverordnung 2012)
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Wirtspflanzen des Feuerbrandes
Familie der Rosengewächse (Rosaceae)
• Zwergmispel (Cotoneaster bullatus, C. dammeri, C.
lacteus, C. lucidus, C. moupinensis, C. salicifolius, C.
x wateri)
• Vogel- und Mehlbeere, Eberesche, Speierling,
• Apfel (Malus sp.)
• Birne (Pyrus sp.)
• Quitte (Cydonia sp.)
(Sorbus)
• Lorbeermispel, Glanzmispel (Stranvaesia / Photinia)
• Weiß- od. Rotdorn (Crataegus)
• Feuerdorn (Pyracantha)
•
•
•
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•
Zierquitte (Chaenomeles japonica)
Mispel (Mespilus germanica)
Wollmispel (Eriobotrya japonica)
Apfelbeere (Aronia)
Felsenbirne (Amelanchier)
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Schadbilder
Bei unverholzten Trieben kommt es zu einer
hakenförmigen Verkrümmung der Triebspitze.
© AGES
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© AGES
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Unter der Rinde ist das Holz rotbraun
verfärbt, erkrankte Rindenpartien
sinken ein.
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Unterlagenbefall
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Allgemeine Maßnahmen Sanierung
• Rodung bzw. großzügiger Rückschnitt so rasch als möglich
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•
durchführen (am besten innerhalb weniger Tage nach Feststellen des
Feuerbrandbefalles)
sofortige Verbrennung der gerodeten bzw. abgeschnittenen befallener
Pflanzen(teile)
größere Schnittstellen verschließen / abflammen
Pflanzenmaterial nicht liegen lassen !!!
Verletzungen gesunder Bäume vermeiden !
bei starker Schleimbildung Sanierung aufschieben
bei starkem Befall keine mechanischen Maßnahmen wie Formierung ,
Schnitt (wegen großer Verbreitungsgefahr der Bakterien)
grundsätzlich Schnittwerkzeug immer gründlich desinfizieren bzw.
abflammen
• Besondere Gefahren für Weiterverbreitung der Krankheit:
• Regen, Hagel, Wind (verursacht kleine Wunden)
• Werkzeug, Schuhe, Hände, Kleidung, Reifen von Maschinen
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Intensivobstanlagen
• Vorbeugung:
• Inokulum soweit als möglich vor der Blüte entfernen,
daher im Winter Canker kontrollieren ggf. entfernen)
•weiter beobachten !!!
• Unterlagenbefall nicht übersehen !!
• Umgebung auf befallene Wirtspflanzen kontrollieren (z.B.
Hochstämme, Zierpflanzen)
• Wo Prognosemodelle vorhanden sind sollten nach
eingetretenen Infektionsterminen regelmäßige Kontrollen
auf Symptome erfolgen
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Intensivobstanlagen
• Nach Befall
• Befall kann sehr rasch fortschreiten
• Quitten und Birnen immer roden (die betroffenen
Pflanzen)
• Schnellmaßnahme bei einzelnen befallenen Triebspitzen in
Apfelanlagen: Markierung der Bäume; Abriss der
befallenen Triebe großzügig (mind. 40-50 cm ins gesunde
Holz, bei schlanken Baumformen bis zum Stamm
entfernen) nur dann möglich, wenn wöchentliche
Kontrollen gewährleistet sind !!!
• Später Bäume samt Wurzel roden, Bäume in
unmittelbarer Nähe je nach Baumgröße /Abstand auch
roden
• Handausdünnung nur in sanierten Anlagen
• Feuerbrand-Wirtspflanzen in der Umgebung genau
kontrollieren
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Hochstämme, Streuobst
• Bei Birnen und bekannt anfälligen Sorten Rodung bevorzugt, ebenso
in der Umgebung von Intensivobstanlagen
• Festlegung der notwendigen Maßnahmen durch Sachverständige vor
Ort !
In Niederösterreich ist das Auspflanzen der Sorte Speckbirne (syn.
• Bei Neuauspflanzungen Feuerbrand-robuste Sorten wählen
Oberösterreichische Weinbirne, Zitronengelbe) verboten !!
•
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Bekämpfung
• Feuerbrand lässt sich mit Pflanzenschutzmitteln nur
vorbeugend bekämpfen
• Maßnahmen der Vorbeugung und Sanierung sind
besonders wichtig !!
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Untersuchung von
Sortenanfälligkeiten
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3000 Pflanzen im Glashaus / Klimakammer
getestet
10.11.2011, U. Persen
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Feuerbrandsymptome an Trieben
unterschiedliche Entwicklung der Symptome
bei verschiedenen Sorten
Läsionslänge in % der
Trieblänge, 1-5 Wochen
nach Inokulation
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Ausprägung von
Feuerbrandsymptomen
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Birnensorten mit geringer
Feuerbrandanfälligkeit
•Alexander Lucas
•Bayrische Weinbirne
•Dorschbirne
•Harrow Sweet
•Kirchensaller Mostbirne
•Rote, Grüne Pichlbirne
•Gellerts Butterbirne
•Gemeine Kochbirne
•Kieffers Sämling
•Metzer Bratbirne
•Palmischbirne
•Rote Winterbirne
•Schweizer Wasserbirne
•Wahlsche Schnapsbirne
•Welsche Bratbirne
•Weiße Kochbirne
•Weiße Pelzbirne
•Wilde Eierbirne
Tafelobst
Tafelobst
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Symptomloser Befallsfortschritt
•Die Triebanfälligkeitstests im Gewächshaus zeigen, dass sich die Symptome
nicht bei jeder Sorte gleich schnell ausbreiten. Auch gibt es deutliche
Sortenunterschiede in der sichtbaren Läsionslänge. Symptomausprägung war
bei Apfeltrieben geringer als bei Birnentrieben.
•Dies bedeutet jedoch nicht, dass in den symptomlosen, grünen Pflanzenteilen
nicht bereits Bakterien vorhanden sind. In weiteren Versuchen konnte gezeigt
werden, dass die Feuerbranderreger auch im scheinbar gesunden Gewebe z.T.
in sehr großer Menge nachzuweisen sind.
•Distanz der Erregerausbreitung und Erregermenge ins symptomlosen Gewebe
ist bei Birnen größer als bei Apfel (außer in Neuaustrieben).
10.11.2011, U. Persen
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Voraussetzungen für Infektionen
Umweltfaktoren
messbar über Wetterstationen
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Ist der Erreger vorhanden ?
Blütenmonitoring
Probenahme von Blüten ist
zeitintensiv und kann nur
stichprobenartig erfolgen
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Bienenmonitoring
In Versuchen werden Bienen als Helfer bei der Feuerbrandprognose
eingesetzt.
Befinden sich in ihrem Flugradius Feuerbranderreger auf Blüten, so
werden sie von den Bienen zum Stock mitgenommen und die Menge der
abgelegten Bakterien kann im Labor festgestellt werden.
Damit können Infektionsherde festgestellt werden.
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Bienenstöcke mit Röhrenkollektoren
Bienen nehmen beim
Blütenbesuch Feuerbrandbakterien mit und streifen sie auf
Folie in den Kollektoren ab
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Erstellung einer Bekämpfungsstrategie
Auslöser
•Epidemisches Feuerbrand-Auftreten im Jahr 2007
Aktionen
• Erstellung eines Maßnahmenpaketes zur Bekämpfung des
Feuerbrandes 2008
• Gründung der Task Force Feuerbrand
• Entwicklung einer gesamtheitlichen
Bekämpfungsstrategie 2009, 2014
Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH
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Danke für Ihre Aufmerksamkeit !
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