ARD-MORGENMAGAZIN – SERVICE 27.09.2013 THEMA: OBST UND GEMÜSE RICHTIG KONSERVIEREN Autor: Hubert Feller EXPERTIN IM STUDIO: YVONNE WILLICKS Funktion: WDR-Haushaltsexpertin Äpfel, Birnen, Tomaten und viele weitere Gemüsesorten gibt es derzeit reichlich. Wer ein wenig Zeit investiert, kann Obst und Gemüse so verarbeiten, dass es auch im Winter noch nach Sommer schmeckt. Ob mit Zucker einwecken oder in Essig oder Öl einlegen: Es gibt viele Tricks, Lebensmittel haltbar zu machen. Die Einmachgläser Zum Abfüllen des Einmachgutes sind Gläser mit Schraubverschluss am besten geeignet, da sie sich rasch luftdicht verschließen lassen. Für Einmachgläser ohne Deckel sind ein spezielles Einmach-Cellophan und ein Gummiband für den luftdichten Verschluss notwendig. Gläser und Deckel müssen unbeschädigt, Einkochringe dürfen nicht brüchig sein, da diese nicht dicht genug schließen oder beim Öffnen reißen. Vor jedem Gebrauch sollten Einkochgläser, passende Deckel und Gummiringe erst mit fettlösendem Spülmittel gereinigt und dann in heißem Wasser klar nachgespült werden. Die Gläser und Deckel nicht abtrocknen, sondern umgedreht auf einem sauberen Geschirrtuch abtropfen lassen. Noch besser ist es, wenn die Gläser und Deckel zum Sterilisieren in einem Topf mit Wasser vorher kurz aufgekocht werden. Stellen Sie die trockenen Gläser auf ein feuchtes Küchentuch, damit Sie nicht zerbrechen, wenn Sie das heiße Einmachgut randvoll einfüllen. Beim Einfüllen sind Verschmutzungen am Rand zu vermeiden. Diese verhindern das luftdichte Schließen und sind "Brücken" für Keime und Schimmelpilze während der Lagerung. Tipp: Nach dem Füllen die geschlossenen Gläser etwa fünf Minuten auf den Kopf stellen, damit auch der Hohlraum im Deckel steril wird. Anschließend die Gläser wieder umdrehen und an einem dunklen Ort trocken, luftig und kühl lagern. Dabei regelmäßig kontrollieren, ob die Gläser noch verschlossen sind. Offene Gläser müssen entsorgt werden, da der Inhalt verdorben ist. Das Einmachgut Zum Einmachen sollte frisches, vollreifes Obst und Gemüse ohne Faul- und Druckstellen verwendet werden. Bereiten Sie nur so viel Obst und Gemüse vor, wie Sie am selben Tag verarbeiten können. Alternativ kann auch tiefgekühltes Obst oder Gemüse verwendet werden. So lassen sich Früchte miteinander kombinieren, die gerade nicht Saison haben. Der Auftausaft ist ohne weiteres mitzuverwenden. Vor dem Zerkleinern sollte das Einmachgut nur kurz unter fließendem Wasser abgespült werden, damit Nährstoffe und Aroma erhalten bleiben. Beerenfrüchte (z. B. Heidelbeeren, die im Spätsommer zahlreich in den Wäldern zu finden sind) sollten nur verlesen, aber nicht gewaschen werden, da sie dabei zu viel Saft und Aroma verlieren. Obst und Gemüse je nach Bedarf entweder grob zerdrücken, pürieren oder mit einer Gemüsemühle (Flotte Lotte) verarbeiten. Für Chutneys werden Obst und Gemüse in kleine Würfel geschnitten. Marmelade, Konfitüre und Gelee Im Gegensatz zu Marmelade enthält Konfitüre noch ganze Fruchtstücke. Beim Gelee wird nur der durch ein Tuch gefilterte Sud verwendet. Das zerkleinerte oder pürierte Obst wird mit Zucker und einer Gelierhilfe wie Pektin gemischt und unter ständigem Rühren langsam zum Kochen gebracht. Auch während des Kochvorgangs sollte ständig gerührt werden, damit sich die Masse nicht ansetzt. Sich eventuell bildender Fruchtschaum sollte mehrmals abgeschöpft werden, da dieser mit seinen Bläschen Luft in das Einmachgut bringt und so die Haltbarkeit beeinträchtigen kann. Die Fruchtmasse sollte solange gekocht werden, bis sie ausreichend eingedickt ist. Das dauert je nach Pektingehalt der Früchte in der Regel 15 bis 30 Minuten. Mit Hilfe der Gelierprobe kann geprüft werden, wann der Kochvorgang abgeschlossen ist. Lassen Sie kurz vor Ablauf der Kochzeit die heiße Masse vom Kochlöffel auf einen Teller tropfen. Wird der letzte Tropfen fest, war die Kochzeit ausreichend. Andern- ARD-MORGENMAGAZIN – SERVICE 27.09.2013 -2- falls verlängern Sie diese um ein bis zwei Minuten. Füllen Sie dann die Masse in die vorbereiteten Gläser und lassen Sie diese auskühlen, am besten über Nacht und ohne sie zu bewegen. Der Zuckergehalt liegt normalerweise pro Kilogramm Früchte bei ca. einem Kilogramm Zucker. Wer sparen möchte, kann Gelierzucker im Verhältnis zwei zu eins oder drei zu eins verwenden. Mit Spezialgeliermitteln aus Johannisbrotkernmehl oder Agar-Agar können sogar zuckerfreie Marmeladen hergestellt werden. Gesüßt wird in diesem Fall mit kalorienarmen Süßstoffen, allerdings sinkt die Haltbarkeit dann auf etwa zwei Monate. Solche Marmeladen und Konfitüren sollten daher nach dem Öffnen kühl gelagert und rasch verbraucht werden. Pektin ist ein natürlicher Ballaststoff im Obst, der das Andicken und Gelieren fördert. Dies gelingt am besten, wenn gleichzeitig Fruchtsäure und Zucker vorhanden sind. Pektin wird auch zur Herstellung von Gelierzucker und -pulver verwendet, um die Kochzeit des Fruchtmuses zu verringern. Halten Sie sich unbedingt an die Angaben auf der Verpackung, wenn Sie Gelierhilfen verwenden. Chutney und Relish Chutneys werden so lange gekocht, bis die Flüssigkeit verdampft ist und die Zutaten weich sind und zerfallen. Je nach verwendeten Zutaten schmecken die dickflüssigen Würzmarmeladen fruchtig, süßsäuerlich, pikant oder auch scharf. Chutneys passen hervorragend als Dip zu Fleisch, Geflügel und Fisch. Sie sind fett- und kalorienarm. Üblicherweise werden die Gewürze in den Chutneys nach dem Kochen wieder entfernt. Am besten gelingt das, wenn die Gewürze in einem Teefilter aus Papier mitgekocht werden. Am intensivsten schmecken Chutneys nach ein paar Wochen Lagerung, da die Gewürze dann ihren vollen Geschmack entfalten. Für Chutney und süßsauer Eingelegtes eignet sich Gemüse wie Kürbis, Zwiebeln, Tomaten, Karotten, Zucchini und Karfiol ebenso gut wie Beerenfrüchte, Äpfel, Zwetschken oder Quitten. Mit Essig, Zucker und Gewürzen wie Nelken, Chili, Zimt, Honig oder Ingwer wird die Kombination perfekt. Einlegen in Essig, Öl und Alkohol Neben Gurken lassen sich auch Paprika, Karfiol, Kürbis, Birnen, Quitten und Kirschen mit Essig konservieren. Das gewaschene und zerkleinerte Gemüse oder Obst wird in einem Essigsud aus einem halben Liter fünfprozentigem Essig, einem viertel Liter Wasser und Kräutern in einem Edelstahltopf (andere Materialien werden vom Essig angegriffen) gekocht, bis es gar ist. Anschließend das Gemüse oder Obst in die vorher gereinigten Gläser füllen, den Sud noch einmal aufkochen und in die Gläser füllen, bis die Früchte komplett bedeckt sind. Gläser luftdicht verschließen und erkalten lassen. Für eine süßsaure Note den Essigsud zusätzlich mit etwa 80 Gramm Zucker aufkochen. Das Einlegen in Öl eignet sich vor allem für Gemüse, Pilze oder Fisch. Das Einmachgut wird gekocht oder gebraten, sodass es noch bissfest ist. Danach mit Kräutern und Schafskäse, Ziegenkäse oder Mozzarella ohne Vorbehandlung einlegen. Verwenden Sie dazu hochwertiges, kaltgepresstes Olivenöl. Um es luftdicht zu verschließen, muss das Gemisch gut mit Öl bedeckt werden. Wie Essig hat auch Alkohol eine konservierende Wirkung. Die Früchte, wie zum Beispiel Marillen, Mirabellen, Kirschen oder Birnen, entweder roh oder gekocht mit Zucker in Gläser abfüllen und mit hochprozentigem Alkohol (Weinbrand, Gin, Wodka oder Doppelkorn) einige Monate durchziehen lassen. Rezepte: 1. Methode: Zuckern Kürbismarmelade mit Apfel und Vanille Zutaten für 4 Portionen: 500 g Kürbisfleisch 500 g Äpfel 1 Vanilleschote 500 g Gelierzucker, 2:1 ARD-MORGENMAGAZIN – SERVICE 27.09.2013 -3- evtl. Likör (Pfirsichlikör) Saft von 1 Zitrone Kürbis und Äpfel grob raspeln und mit dem Zitronensaft mischen, das Mark der Vanilleschote auskratzen und mit dem Gelierzucker in den Topf geben. Wer mag, kann 1 bis 2 EL PfirsichLikör dazugeben. Alles zusammen aufkochen, 3 Minuten sprudelnd kochen lassen und in heiß ausgespülte Twist-off Gläser füllen. 2. Methode: Säuern Eingelegte Zucchini Zutaten für 1 Portion: 2 kg Zucchini 1 kg rote Paprikaschoten 500 g Zwiebeln 1 Flasche Essig (Gurkenessig) ½ Liter Apfelsaft 200 g Zucker 4 TL Salz 4 TL Curry 1 Pkt. Gewürze (Einmachgewürz) Zitronensaft Zucchini und Paprika in Würfel, Zwiebeln in Ringe schneiden. Restliche Zutaten in einem großen Topf zum Kochen bringen, Gemüse zugeben. 5 Minuten leicht köcheln lassen. Gleich in Gläser füllen und fest verschließen. Mindestens 3 bis 6 Monate haltbar. Tipp: Die Haltbarkeit lässt sich erhöhen, wenn man das Gemüse nicht im Sud kocht, sondern es direkt in die Gläser gibt. Mit dem leckeren Sud auffüllen, Gläser verschließen und bei 98 Grad 25 Minuten im Einkochtopf sterilisieren (bei größeren Gläsern entsprechend länger). 3. Methode: Einkochen Balsamico-Zwiebeln Zutaten für 1 Portion: 1 kg kleine rote Schalotten 700 ml Wasser 50 g Salz 250 ml Balsamico 20 g Honig 70 g Rohrzucker 3 Zweige Thymian Lorbeerblätter, Pfefferkörner, Wacholderbeeren, Senfkörner Zwiebeln schälen, Wasser mit Salz aufkochen, Balsamico, Honig und Zucker dazugeben. Thymian und Gewürze in die Gläser füllen, die Zwiebeln in die Gläser geben und mit dem Sud auffüllen. Die Gläser schließen und im Einkochtopf 10 Minuten bei 80 Grad erhitzen. 4. Methode: Einlegen in Alkohol Pflaumen in Weinbrand Zutaten für 1 Portion: 500 g Pflaumen (kleine Früchte) 175 g Zucker 350 ml Weinbrand Die Früchte mit einer Gabel einstechen und dicht an dicht in sterilisierte Gläser füllen, ohne sie zu quetschen oder zu beschädigen. Die Gläser zu einem Drittel mit Zucker füllen, dann soviel Weinbrand zugießen, dass die Gläser ganz gefüllt sind. Hin und her bewegen und anschließend verschließen. 2 bis 3 Monate an einem kühlen Ort aufbewahren. LITERATUR: Lynda Brown: Natürlich hausgemacht, Dorling Kindersley Verlag, ISBN-10: 3831018197, ISBN-13: 978-3831018192 Hildegard Rust: Vorrat halten, Knürr Verlag, ISBN-10: 3928432478, ISBN-13: 9783928432474