ERICH KÄSTNER Die Konferenz der Tiere Musik von Frank Valet Text von Sven j. Olsson Nach dem Roman von Erich Kästner Aufführungsrechte: Verlag für Kindertheater Weitendorf GmbH Max-Brauer-Allee 34 22765 Hamburg Urheberrechtsvermerk © VERLAG FÜR KINDERTHEATER Weitendorf GmbH, Max-Brauer-Allee 34, 22765 Hamburg, 2009. Alle Rechte vorbehalten. Sämtliche Rechte der öffentlichen Wiedergabe (u.a. Aufführungsrecht, Vortragsrecht, Recht der öffentlichen Zugänglichmachung und Senderecht) können ausschließlich vom VERLAG FÜR KINDERTHEATER erworben werden und bedürfen seiner ausdrücklichen vorherigen schriftlichen Zustimmung. Der Text des Bühnenwerkes wird Bühnen / Veranstaltern ausschließlich für Zwecke der Aufführung nach Maßgabe des jeweiligen Aufführungsvertrages zur Verfügung gestellt (Manuskript bzw. pdf-Datei). Jede darüber hinausgehende Verwertung des Textes des Bühnenwerkes bedarf der ausdrücklichen vorherigen Zustimmung des VERLAG FÜR KINDERTHEATER. Das gilt insbesondere für dessen Vervielfältigung, Verbreitung, elektronische Verarbeitung, Übermittlung an Dritte und Speicherung über die Laufzeit des Aufführungsvertrages hinaus. Die vorstehenden Sätze gelten entsprechend, wenn Bühnen / Veranstaltern der Text des Bühnenwerkes ohne vorherigen Abschluss eines Aufführungsvertrages zur Ansicht zur Verfügung gestellt wird. Weitere Einzelheiten richten sich nach den zwischen Bühnen / Veranstaltern und VERLAG FÜR KINDERTHEATER getroffenen Vereinbarungen. Der Text des Bühnenwerkes gilt bis zum Tage der Uraufführung (UA) / deutschsprachigen Erstaufführung (DE) / ersten Aufführung der Neuübersetzung (DE / A) als nicht veröffentlicht im Sinne des Urheberrechtsgesetzes. Es ist vor diesem Zeitpunkt nicht gestattet, das Bühnenwerk im Ganzen oder in Teilen oder seinem Inhalt nach der Öffentlichkeit mitzuteilen oder sich mit dem Bühnenwerk öffentlich auseinander zu setzen. Nicht vom VERLAG FÜR KINDERTHEATER genehmigte Verwertungen verletzen das Urheberrecht und können zivilrechtliche und ggf. auch strafrechtliche Folgen nach sich ziehen. 2 Figuren: Oskar, ein Elefant (Afrika) Alois, ein Löwe (Afrika) Leopoldine, eine Giraffe (Afrika) Paul, ein Eisbär (Nordpol) Reinhold, ein Stier (Nordamerika) Max, eine Maus (Asien) [Hosenrolle] Rosie - Oskars Frau, eine Elefantin (Afrika) Ulrich, eine Eule (Mitteleuropa) Theodor, ein Tapir (Südamerika) Gustav, ein Känguru (Australien) Telefonistin, eine Störchin Hoteldirektor, ein Marabu Biber, Hotelpage Wiesel, Hotelpage Dachs, Koch Meister Lampe, ein Hase Reinicke Fuchs, ein Fuchs Skunky, ein Skunk Eine Ente Ein Regenwurm Eine Heuschrecke Ein Schneehuhn Antje, ein Walroß Ein Pinguin Ein Polarhund Elefantenkinder Löwenkinder Giraffenkinder 3 Kinder aus aller Welt (Eskimomädchen, afrikanischer Junge, bengalisches Mädchen, Chinesenjunge, Junge aus Europa) General Zornmüller, ein Mensch Adjutant Müller, ein Mensch Herr Minister, ein Mensch 4 Grenzbeamte [die Grenzbeamten können z.T. auch weibl. besetzt werden] 4 Reporter [die Reporter können auch Reporterinnen sein] 3 Mütter 2 Väter Maniküre Ein Mann (Kunstmaler) Sodaten und Beamte Sekretäre und Bürokraten Zahlreiche Doppel- und Dreifachbesetzungen sind möglich und beabsichtigt. 4 Vorspiel / Ouvertüre 1. Szene Es ist Freitagabend. Leopoldine sitzt am Tschadsee. Song: Die Welt ist schön (a capella) LEOPOLDINE: Die Welt ist schön, da kann man Wolken tanzen seh'n und mit den Schatten spielen. Alois kommt. Er trägt Künstlermähne. ALOIS: He, Leopoldine. Du spielst mit deinem Schatten? LEOPOLDINE: Warum, warum nicht, Alois? ALOIS: Du bist kein Kind mehr. LEOPOLDINE: Eigentlich nein. Eigentlich ja. Das ist wahr. ALOIS: Sag ich doch. LEOPOLDINE: Eigentlich ja. Eigentlich nein. Das Leben kann so schön sein. Song 1: Die Welt ist schön LEOPOLDINE: Eigentlich ja. Eigentlich nein. Was kann denn schöner sein als in der Sonne zu sitzen, statt im eignen Schatten zu schwitzen. Eigentlich ja, eigentlich nein. Was kann denn schöner sein als im Regen zu plantschen und mit Baggermatsch zu mantschen? CHOR: Die Welt ist schön, da kann man Hunde lachen seh'n und Pirouetten dreh'n. LEOPOLDINE: Eigentlich nein, eigentlich ja. Es ist doch sonnenklar! Lädst du dir Affen ein tun die Bananen schrei'n. CHOR: Die Welt ist schön, da kann man Hunde lachen seh'n 5 und Pirouetten dreh'n. LEOPOLDINE: Eigentlich ja, eigentlich nein. Ich hab den schönsten Reim. 12 Wochen sind kein Jahr und das ist wirklich wahr. CHOR: Die Welt ist schön, da kann man Wolken tanzen seh'n und mit den Schatten spielen. Die Welt ist schön, da kann man Kinder lachen sehn und Purzelbäume … drehn. ALOIS: Aber, das heißt doch Purzelbäume schlagen? LEOPOLDINE: Dann reimt es sich nicht. Kleine Pause. ALOIS: Das Leben kann so schön sein. LEOPOLDINE: Besonders am Freitagabend. ALOIS: An jedem anderen Tag auch. LEOPOLDINE: Aber jetzt gerade besonders. ALOIS: Wo Oskar nur wieder bleibt. LEOPOLDINE: Irgendwo auf dem Weg zwischen hier und da. ALOIS: Er kommt zu spät. LEOPOLDINE: Geduld, mein Freund. Oskar lässt uns nicht sitzen. ALOIS: Ich mag es nicht, dieses Warten. Wenn ich nicht so blond wäre, könnte ich mich auf der Stelle schwarz ärgern! LEOPOLDINE: Blond steht Dir viel besser. ALOIS: Wirklich? LEOPOLDINE: Natürlich! Natürlich! ALOIS: Hm. Und wo bleibt jetzt Oskar? LEOPOLDINE: Frag ihn. ALOIS: Wie kann ich ihn fragen, wenn er nicht da ist? LEOPOLDINE: Dann warte, bis er da ist. ALOIS: Warum kommt Oskar eigentlich immer zu spät? Er weiß doch genau... LEOPOLDINE: Alois, frag ihn! ALOIS: Das mache ich. Kleine Pause. 6 Oskar schleicht sich von hinten an. ALOIS: So leicht kommt er mir nicht davon. OSKAR: Wer kommt dir nicht davon. ALOIS: Du. OSKAR: Warum sollte ich? LEOPOLDINE: Nun frag schon. ALOIS: So geht das nicht weiter. OSKAR: Du hast recht. Die Zeitung kommt viel zu unregelmäßig. ALOIS & LEOPOLDINE: Du hast auf die Zeitung gewartet? OSKAR: Worauf denn sonst? ALOIS: Wenn ich nicht so blond wäre, ... LEOPOLDINE: Was, was willst du eigentlich immer mit dieser Zeitung? OSKAR: Lesen! ALOIS: Und dann wegwerfen! LEOPOLDINE: Lesen und wegwerfen? ALOIS: Da jeden Tag der gleiche Kram drinsteht, kannst Du sie eigentlich gleich... ALOIS & LEOPOLDINE: Wegwerfen!? OSKAR: Vorher werde ich sie lesen! Und heute vor meiner Frau. LEOPOLDINE: Warum, warum? Oskar greift zur Zeitung, aber Alois ist schneller. ALOIS: liest die Schlagzeilen vor Bürgerkrieg möglich. Konferenz in London beendet. Verhandlungen ergebnislos. Nächste Konferenz beschlossen. Waffenlieferung in Krisengebiet genehmigt. Alois hält Oskar die Zeitung hin. ALOIS: Dafür kaufst du dir die Zeitung? Oskar ergreift die Zeitung und legt sie ordentlich beiseite. OSKAR: Man sollte schon wissen, was überall in der Welt geschieht. LEOPOLDINE: Bei den Menschen nichts Schönes. ALOIS: O diese Menschen! Wenn ich nicht so blond wäre, könnte ich mich auf der Stelle schwarz ärgern! OSKAR: Aber... ALOIS: Ich kann Euch eine Geschichte erzählen. LEOPOLDINE: Erzähl. OSKAR: Erzähl. 7 Song 2: Zirkusbrand ALOIS: Die Geschichte ist wahr und hat sich so zugetragen. OSKAR & LEOPOLDINE: Erzähl, erzähl, erzähl! ALOIS (gesprochen): Oah, man könnte sich auf der Stelle schwarz ärgern! LEOPOLDINE: Nun erzähl doch endlich! ALOIS: Na gut, also: Die Geschichte ist wahr und hat sich so zugetragen: In den letzten Tagen des zweiten „World War“... O & L: Aha... ALOIS: ...sagt mal, wollt ihr es wirklich hören? O&L: Na klar! Ach bitte, erzähl doch weiter! ALOIS: Na gut, dann hört gut zu: Ein ferner Vetter meiner Frau hörte auf den Künstlernamen „Hasdrubal, der Wüstenschreck“, er trug die Mähne unglaublich keck, war der Liebling aller Damen, war im Zirkus die große Show. Kurz gesagt: Des tollen Vetters meiner Frau blonde Mähne war eine Pracht. O & L: Erzähl weiter! ALOIS: Sprang er durch den Feuerreifen, hörte man die Mädchen kreischen und brüllte er, ward nicht gelacht. Doch er war auch ein eitler Pfau, der ferne Vetter meiner Frau tanzte hoch oben in der Nacht, als Phosphor fiel aus Bomberbauch, stand mit der Stadt in Flammen auch seine schöne Mähnenpracht. 8 O&L (gesprochen): Inmitten seiner großen Show? Oh oh! ALOIS: Der fesche Vetter meiner Frau balancierte grad, als Groß und Klein schreiend flohen vor dem Feuer, die Nacht war hell vom Feuerschein. Flammen fraßen die Gemäuer, der Tag der Menschen wurde grau. Der schöne Vetter meiner Frau, oh, verlor die Mähne ganz und gar... O & L: Oh! ALOIS: ...das Zeichen seiner Männlichkeit. (gesprochen) Sein ganzer Stolz, könnt ihr mir glauben! Und nun trägt er seit dieser Zeit nur ein Toupet statt seinem Haar, war nie mehr Star einer Zirkusschau. Die schöne Mähne! Die schöne Mähne! O&L: Vom Vetter Deiner Frau! ALOIS (gesprochen): Äh, genau, woher wisst ihr das? Genauso war's! OSKAR: Diese Dummköpfe! Leopoldine (seufzt): Schade, schade! ALOIS: Immer müssen sie Kriege machen, und kaum haben sie alles entzwei gemacht, raufen sie sich die Haare! Wenn ich nicht so blond wäre... LEOPOLDINE: Schon gut. Schimpfen hilft nicht weiter. ALOIS: Was wahr ist, muss auch wahr bleiben! LEOPOLDINE: Es müsste etwas geschehen. OSKAR: Du sagst es. ALOIS: Schon, aber...? Kleine Pause. OSKAR: Denken die eigentlich nie an ihre Kinder? ALOIS: Manchmal angeblich schon. LEOPOLDINE: Bist du dir da ganz sicher? ALOIS: Hasdrubal deutete es an. LEOPOLDINE: Schwer vorstellbar. 9 OSKAR: Es ist zum Ausderhautfahren! Die können doch nicht immer nur Kriege machen. LEOPOLDINE: Sie haben sogar Minister dafür. ALOIS: Wenn ich nicht so blond wäre... LEOPOLDINE: …hättest du schon längst weiße Haare. ALOIS: Wir werden es nicht erleben, dass die Menschen Frieden machen auf der Welt. OSKAR: Sie müssen! ALOIS: Das sagst DU! OSKAR: Schon allein wegen der Kinder. LEOPOLDINE: Aber die Kinder sind doch auch Menschen. OSKAR: Aber Kindermenschen! ALOIS: Wenn sie groß sind, sind sie keine Kinder mehr, und dann sind sie genauso schrecklich wie alle Erwachsenen. OSKAR: Wenn du dich da mal nicht irrst. ALOIS: Irren ist menschlich, wir sind Tiere. LEOPOLDINE: Und das ist auch gut so. OSKAR: Wie dem auch sei, so geht es nicht weiter. ALOIS: Was soll denn aus den Kindern werden, bei den Vorbildern? LEOPOLDINE: Sie könnten es so hübsch haben. Sie tauchen wie die Fische, segeln wie die Enten, klettern wie die Gemsen und fliegen wie die Adler und... ALOIS: ...und was bringen sie zustande? Kriege. Nichts als Kriege! OSKAR: Und Revolutionen! ALOIS: Und Hungersnöte! OSKAR: Und neue Krankheiten! ALOIS: Wenn ich nicht so blond wäre, könnte ich mich auf der Stelle... LEOPOLDINE: Sie würden vielleicht gern wollen. ALOIS: Was? LEOPOLDINE: Frieden machen! ALOIS: Die Menschen? lacht OSKAR: Sie müssten! Vor allem wegen der Kinder! Alle Drei: Diese Menschen! 10