Flaschengeld Interview mit Lisa Sommerfeldt

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Pressemitteilung
Mit der Bitte um Veröffentlichung
Flaschengeld an der Badischen Landesbühne: Ein Gespräch mit
Autorin Lisa Sommerfeldt
Lisa Sommerfeldt studierte Neuere Deutsche Literatur, Geschichte und
Philosophie und absolvierte ihre Schauspielausbildung an der Folkwang
Universität der Künste in Essen. Sie war unter anderem am Staatschauspiel
Stuttgart und am Stadttheater Osnabrück engagiert und wirkte in verschiedenen
Film- und Fernsehproduktionen mit. Als Autorin schrieb sie Auftragswerke für
das Theater Eisenach, Theater Aalen und das Theater Ansbach. Für Flaschengeld
wurde sie mit dem 2. Platz des Berliner Kindertheaterpreises ausgezeichnet und
zum Frankfurter Autorenforum eingeladen.
Lisa Sommerfeldt nahm sich Zeit, um sich mit uns über Flaschengeld zu
unterhalten.
In Flaschengeld geht es um die Kinder Hanna, Michelle, Paul und Janis.
Eigentlich vier ganz normale Kinder, die eine Gemeinsamkeit verbindet: Ihre
Eltern haben zu wenig Geld. Wie kam es zu der Auseinandersetzung mit dem
Thema Armut?
Lisa Sommerfeldt: Flaschengeld ist im Rahmen des Berliner Kindertheaterpreises
entstanden. In der zweiten Runde des Wettbewerbs war es die Aufgabe, ein Stück
über Kinderarmut in Deutschland zu schreiben. Das traf sich gut, weil mich
dieses Thema schon länger interessierte. Über das Thema Kinderarmut wurde
eine Zeit lang in den Medien viel berichtet - es ist zwar im Moment aus der
aktuellen Berichterstattung verschwunden, es hat sich aber nichts geändert. Es
gibt in Deutschland Kinder, denen es am Nötigsten fehlt. Kinder, die hungern
oder in ungeheizten Wohnungen leben, weil das Gas abgestellt wurde.
Kinder zu bekommen, erhöht in Deutschland das Armutsrisiko. Die Vereinbarkeit
von Beruf und Familie ist grundsätzlich eine kaum lösbare Gratwanderung. Umso
härter trifft es Alleinerziehende, sehr junge Eltern und Familien mit vielen
Kindern – sie tragen das höchste Armutsrisiko.
Einerseits geht es beispielsweise bei Janis schlichtweg darum, seinen
Hunger zu stillen. Andererseits scheinen aber auch alle von einer großen
Sehnsucht beherrscht zu sein.
Lisa Sommerfeldt: Die Kinder in Flaschengeld sehnen sich danach,
dazuzugehören. Sie fühlen sich ausgeschlossen, erleben die Ungerechtigkeit
unserer Gesellschaft. Kinder aus armen Familien müssen viel alleine schaffen, wo
andere Hilfe bekommen. Zudem haben Michelle und Hanna eine starke
Sehnsucht nach Eltern, die erwachsen handeln, die Verantwortung übernehmen.
Gab es eine besondere Vorbereitung oder Recherche für dieses Stück?
Lisa Sommerfeldt: Ich habe für Flaschengeld viel zum Thema Kinderarmut
gelesen. Im Rahmen des Berliner Kindertheaterpreises sind die nominierten
Autoren, darunter ich, in Berliner Grundschulen gegangen und haben Schülern
unsere Stückideen vorgestellt und mit ihnen diskutiert.
Das Kinder- und Jugendtheater hat in den letzten Jahrzehnten eine große
Entwicklung durchgemacht. Was ist für Sie besonders wichtig bei Stücken
für Kinder und Jugendliche?
Lisa Sommerfeldt: Es ist mir sehr wichtig, dass Theater für ein junges Publikum
gleichermaßen anspruchsvoll und vielschichtig ist wie gutes Theater für
Erwachsene. Es darf sich schwieriger Themen annehmen, denn wenn das Leben
den Kindern Armut, Krankheit, Einsamkeit und Gewalt zumutet, dann soll das
Theater darüber sprechen. Kindertheater darf unzensiert schauen, aber nicht
hoffnungslos sein. Gutes Kindertheater macht den Kindern keine Angst, es macht
ihnen Mut, weil es die Wahrheit zulässt und trotzdem Hoffnung hat. Es ist
wichtig, dass die Kinder spüren, dass man um ihre Nöte weiß und dass sie sich
nicht schämen müssen, dass sie nicht allein sind, weil es andere gibt, denen es
ähnlich wie ihnen geht.
Gutes Kindertheater zeigt Perspektiven auf, ohne Fragen zu einfach zu
beantworten, aber es vertraut auf die Veränderbarkeit der Welt.
Ihre Theaterkarriere begann für Sie als Schauspielerin. Wann und wieso
haben Sie angefangen, zu schreiben? Spielt Ihre Erfahrung als Schauspielerin
eine Rolle beim Schreiben?
Lisa Sommerfeldt: Ich habe schon als Kind Geschichten erfunden und parallel
zum Abitur mein erstes Theaterstück geschrieben. Das Schreiben war schon vor
dem Spielen da. Bei der Uraufführung dieses ersten Stückes habe ich dann auch
mitgespielt. Ich habe immer weiter für das Theater geschrieben und parallel als
Schauspielerin gearbeitet. Es gab dann aber einen Punkt, an dem ich das Gefühl
hatte, mich entscheiden zu müssen, um mich nicht zu verzetteln. Ich habe mich
dafür entschieden, hauptsächlich zu schreiben. Meine Stücke sind aber sehr
schauspielerisch gedacht und wenn ich schreibe, habe ich oft das Gefühl, in
mehreren Personen am Schreibtisch zu improvisieren. Deshalb sind meine Stücke
echte Theatertexte, sie erschließen sich erst vollkommen, wenn sie auf der Bühne
zum Leben erwachen.
Vielen Dank!
Information für die Presse:
Weitere Informationen zu Lisa Sommerfeldt, sowie Emailadresse für
Interviewanfragen: www.lisa-sommerfeldt.de / [email protected]
http://kjtz.co/2014/12/01/lisa-sommerfeldt-mein-ideales-kinder-undjugendtheater
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