84 _______________________________________ Entertainment Uwe Kröger Blond, schön, unwiderstehlich. Uwe Kröger wurde auf der Musicalbühne berühmt, jetzt kommt er ins Fernsehen // Blond, handsome, irresistible: Uwe Kröger has conquered the musical stage, and will soon take on TV Text York Pijahn Fotos Lukas Beck Lufthansa Magazin 03/08 Der Kulturnomade From stage to studio V ielleicht haben Sie auch schon neben ihm im Flugzeug gesessen. Neben diesem Mann, der immer auf dem Sprung ist: von Wien nach Berlin, heute Stuttgart, morgen London, und gleich wieder zurück nach Österreich. Unterwegs zur nächsten Aufführung, dem nächsten Applaus entgegen. Und sicher war er wieder in Eile, dieser 43-Jährige mit den schmalen, blauen Augen und dem gewinnenden Lächeln. Denn abends um halb acht muss er ja wieder auf der MusicalBühne stehen, die er beherrscht und ausfüllt, wie kaum ein Deutscher vor ihm: als singendes Phantom, als tanzender Kardinal, dessen Robe im Bühnenlicht aufflammt; oder als rockender Pharao mit blonder Elvis-Tolle. Die Rede ist von Uwe Kröger. Wenn das Musical einen deutschen Star hervorgebracht hat, dann ist er es. Das Branchenblatt Musicals wählte ihn elfmal zum deutschsprachigen Musicaldarsteller Nummer eins, fast alle großen Rollen hat er gespielt. Den Inspektor Javert in „Les Misérables“, den Kardinal Richelieu in den „Drei Musketieren“, die Hauptrollen in „Napoleon“ und „Die Schöne und das Biest“. Dann kam der große Tag. Wien, 3. September 1992. Kröger ist zu diesem Zeitpunkt schon ein renommierter Künstler, der bereits in vielen Stücken zu sehen war. Aber an diesem Abend ist vieles anders: Es ist die Uraufführung des Musicals „Elisabeth“, das die Geschichte der Kaiserin Sissi erzählt. Kröger ist für die Rolle des Todes besetzt, der die schwermütige Monarchin in seinen Bann ziehen soll. Als das Licht im Zuschauerraum erlischt und auf der Bühne angeht, tritt kein Sensenmann vor das Publikum. Nein, blond, bedrohlich, verführerisch sieht der Mann aus, der da vor sein Publikum tritt. Ein tödlicher Gigolo. „Mein Auftrag heißt Zerstören“, mit diesen Worten beginnt er seinen Part. Er spielt so leidenschaftlich, dass Darsteller und Figur verschmelzen. Für Kröger ist die Rolle der Durchbruch. Mehr als acht Millionen Menschen werden die Aufführung in den folgenden Jahren sehen, die österreichische Post druckt eine Sonderbriefmarke, sogar in Japan kommt „Elisabeth“ auf die Bühne. „Es war ein seltsames Gefühl, mit dieser Rolle assoziiert zu werden. Aber wenn man bei einer Premiere eines Musicals eine Rolle spielt, ist man von da ab eben für viele das Original“, sagt Kröger. Aus seiner Stimme klingt das Selbstbewusstsein von einem, der es weit gebracht hat: von der westfälischen > Provinz, in der er aufwuchs, hinein ins Rampenlicht. Ob ihn B_084_Entertainment_0308_17sr.in84-85 84-85 Entertainment Uwe Kröger ________________________________________ 85 Uwe Kröger ist der erfolgreichste Musical-Star der ­Republik. Der Mann, den viele als Phantom oder ­rockenden Pharao kennen, führt jetzt als Moderator durchs Musical-Bordprogramm von Lufthansa Uwe Kröger is Germany’s most famous musical star. Known to many as the phantom or the rocking pharaoh on the stage, he also hosts the musical audio program on board Lufthansa M aybe you’ve even sat next to him on the plane, next to this man who seems constantly on the move: Vienna to Berlin, Stuttgart today, London tomorrow and back again to Austria. Maybe you shared a row while he was heading toward his next round of applause. And if you did, this 43year-old with the narrow, blue eyes and the winning smile was surely in a hurry. Because at 7:30pm, he has to be back on the musical stage that he fills like few Germans before him. Now he is a singing phantom, now a dancing cardinal in robes that gleam flaming red beneath the lights, now a rocking pharaoh with a blond, Elvis-style slick. The man is Uwe Kröger. If musical theater has ever produced a German star, it’s him. He’s been voted German-speaking Musical Performer No. 1 eleven times by the trade journal Musicals and has played most of the big roles: Inspector Javert in Les Misérables, Cardinal Richelieu in The Three Musketeers, the leads in Napoleon and Beauty and the Beast. The turning point in Mr. Kröger’s career came on September 3, 1992 in Vienna. He was 29 at the time and already a respected artist with a number of shows under his belt; lead roles, too. But this particular evening was different in many ways: It was the premiere performance of the musical Elisabeth that tells the story of the Austrian Empress consort Sissi. Cast in the role of Death, Mr. Kröger’s job was to cast a spell on the melancholy monarch. But when the lights in the auditorium dimmed and the curtain went up, it was not a forbidding figure bearing a scythe but a slim, blond, man, menacing yet seductive, who stepped out onto the stage. A deadly gigolo, whose job was destruction, as the opening words of his part announced. He sang with such passion, played with such convinction, that actor and character became one and the same. This was Uwe Kröger’s breakthrough role. Over eight million people saw Elisabeth in the following years, the Austrian post office printed special Elisabeth stamps and the show even went to Japan. “It was a peculiar feeling, being so closely associated with that role, but when you play a part at the premiere of a musical, you become the original in many people’s minds,” he says. His voice betrays the confidence of one who has traveled far to > enjoy the bright lights of 18.01.2008 16:02:12 Uhr 86 _______________________________________ Entertainment Uwe Kröger Musicaltipp: „Elisabeth“ und „Rebecca“ Kaiserin Sissi wünscht sich den Tod herbei, er erscheint ihr als blonder Liebhaber (ganz links). Das Musical „Elisabeth“ ist vom 20. April an im Berliner Theater des Westens zu se­­ hen. Ab September spielt Kröger im Raimund Theater in Wien den Dandy Maxim de Winter (links) im Musical „Rebecca“. // Double act: Elisabeth and Rebecca Sissi, the Empress consort of Austria, longs for Death to come and carry her away. He arrives in the shape of a seductive, blond young man. Elisabeth will be starting April 20 at the Theater des Westens in Berlin. This coming September, Uwe Kröger will play the role of Maxim de Winter in the musical Rebecca at the Raimund Theater in Vienna. stört, dass mancher beim Wort „Musical“ an Kirmeskitsch und Massenabfertigung von Reisebustouristen denkt? Seine Stimme bleibt ganz ruhig: „Wissen Sie, das ist doch ein Klischee. Das Musical nimmt den Platz ein, den früher die Oper hatte. Es ist eher ein gutes Zeichen, wenn ein Thema polarisiert.“ Musical sei höchste Kunst, erklärt er, nicht nur weil die rasant erzählten Geschichten das Publikum Zeit und Raum vergessen lassen, sondern weil dahinter vor allem harte Arbeit stecke. Um Schauspiel, Tanz und Gesang auf hohem Niveau zu beherrschen, Abend für Abend, dafür arbeitet er hart. Jeden Tag trainiert er im Fitness-Studio, nimmt regelmäßig Gesangsstunden, bevor dann der Vorhang aufgeht. Kein Arbeitstag endet vor 23 Uhr, sechs, manchmal sieben Aufführungen pro Woche steht er vor seinem Publikum. Die Musical-Maschine ist ein hochtourig laufender Motor, und Uwe Kröger oft das Herzstück des Apparats. Mehr noch: Der Job hat aus Kröger eine Art Kulturnomaden gemacht. Denn ein neues Stück bedeutet immer eine neue Stadt auf Zeit, immer wieder einen Neuanfang. „Man kommt dann irgendwann in seine Wohnung und denkt: Einen Tisch zu besitzen wäre schön, oder einen Stuhl.“ Das alles steht jetzt in seiner Wahlheimatstadt Wien, hier lebt er mit seinem Lebensgefährten, einem amerikanischen Kardiologen. Hierher kehrt er immer wieder zurück. Und dann noch dieser Anruf. Thomas Gottschalk wolle ihn als Kopf einer Jury für eine Casting-Show – Kröger sagte zu. Im Frühjahr wird er im ZDF zu bewundern sein, vermutlich an der Seite von Katja Ebstein. Millionen werden sein unmaskiertes, ungeschminktes Gesicht sehen. Uwe Kröger ist unterwegs. Weiter nach ganz oben. Einen Vorgeschmack auf den Star bekommen Sie an Bord im Lufthansa Radio, Kanal 30 „Your Favourites“. Uwe Kröger führt als Moderator durchs Programm und präsentiert seine Lieblingsstücke. B_084_Entertainment_0308_17sr.in86-87 86-87 fame: all the way from provincial Westphalia, in fact. Does it bother him at all that many people associate the word “musical” with fairground hurly burly and the mass processing of coach parties? His voice remains perfectly calm: “Oh, that’s just a cliché, and a pretty old one at that. Musicals now fill the place once occupied by opera. And anyway, it’s a good sign when a subject divides peoples’ opinion.” The musical is the ultimate art, Mr. Kröger goes on to explain. And not just because the fast-moving stories make the audience oblivious to time and space – but because they require you to maintain a consistently high standard of acting, dancing and singing. No working day ends before 11pm, and he does six, sometimes seven shows a week. The musical machine is very powerful and in many shows, Uwe Kröger is the driving force. The job has turned him into a kind of cultural nomad, too. A new musical always means spending time in a new city, starting anew. “You return to your apartment eventually and think: It would be quite nice to actually own a table or a chair.” He now has both and a whole lot more in his adopted city, Vienna, where he shares an apartment with his partner, an American cardiologist. This is the place he now returns to after spending months away on stage. At least that’s how it was until a particular phone call from the popular German television host Thomas Gottschalk came asking Uwe Kröger to head the jury of a casting show. Mr. Kröger agreed. Starting this spring, he will regularly appear in the show on the ZDF channel along with – probably – German singer Katja Ebstein. Millions of viewers will see his real face – no masks, no stage makeup. Uwe Kröger is clearly on the road again – to even more celebrity. Tune in to Channel 30 of your audio program and listen to Uwe Kröger presenting what he likes to listen to. 18.01.2008 16:02:14 Uhr