Case of the week 28/2016 CytoSorb bei septischem Schock nach Entzündung einer Kniegelenksendoprothese Dr. med. Burkhard Hinz: Leiter interdisziplinäre Intensivstation, KMG Klinikum Güstrow Dr. med Oliver Jauch, Oberarzt Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, KMG Klinikum Güstrow Dr. med. Rolf Kaiser Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Kardiologie und internistische Intensivtherapie, KMG Klinikum Güstrow Diese Fallbeschreibung berichtet über einen 55-jährigen männlichen Patienten (Vorerkrankungen: Adipositas, insulinpflichtiger Diabetes mellitus Typ 2, arterieller Hypertonus), der nach einer Entzündung seiner 1 Jahr zuvor implantierten Kniegelenksendoprothese und ambulanter Punktion des Knies mit septischen Anzeichen ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Fallbeschreibung • • • • • • • • Bei Ankunft im Krankenhaus zeigte sich der Patient mit hoher Temperatur und schlecht messbarem Blutdruck, jedoch sofort zuordenbarem Infektionsfokus (Infektion der Kniegelenksendoprothese) Unmittelbare operative Entfernung der Kniegelenksendoprothese und Einlage eines Palacos-Spacers Postoperativer Transfer auf Intensivstation, ab diesem Zeitpunkt befand sich Patient bereits im septischen, anurischen Nierenversagen samt septischer Kardiomyopathie, Laktatazidose und infekt-assoziierter Anämie (Hb 5,2 mmol/l, Hk 0,26, Thrombo 127 Gpt/l, ATIII 46%) Stark erhöhte inflammations-relevante Parameter (Leukozyten 8,3 Gpt/l, PCT 42,5 µg/l, CRP 450,8 mg/l) und Retentionsparameter (Kreatinin 633 µmol/l, Harnstoff 27,3 mmol/l) Patient danach weiter kreislaufinstabil (Noradrenalin 1,1 µg/kg/min) mit zunehmender klinischer Verschlechterung PiCCO-gesteuerte Volumentherapie mit Ringer-Acetat (12 l/24 h), darunter konnte Noradrenalin auf 0,99 µg/kg/min gesenkt werden Antibiose: Rifampicin/Ciprofloxacin mit späterem Wechsel auf Rifampicin/Ceftriaxon Aufgrund des hohen und stabilen Katecholaminbedarfs bei anhaltendem Nierenversagen wurde die CytoSorb Therapie in Kombination mit CRRT initiiert Behandlung • • • • • Drei konsekutive Behandlungen mit CytoSorb über eine Behandlungszeit von insgesamt 80 Stunden (zwei Therapieeinheiten über 24 Stunden, eine Behandlung über 32 Stunden) Cytosorb wurde in Kombination mit Multifiltrate (Fresenius Medical Care) im CVVHD Modus verwendet Blutfluss: 180 ml/min Antikoagulation: Citrat CytoSorb Adsorber Position: prä-Hämofilter Messungen • Katecholamindosierung • Nierenfunktion (Kreatinin, Harnstoff) • Inflammatorische Parameter (CRP, PCT, Leukozyten) ® Case of the week 28/2016 Ergebnisse • • • Innerhalb der ersten Behandlung konnte der Kreislauf bereits deutlich stabilisiert werden und der Katecholaminbedarf (Noradrenalin) von einer initialen Dosis von 0,99 µg/kg/min auf 0,6 µg/kg/min, im Verlaufe der zweiten Behandlung auf 0,12 µg/kg/min und nach der letzten Behandlung auf 0.03 µg/kg/min verringert werden Rasche Reduktion inflammatorischer Parameter innerhalb der folgenden fünf postoperativen Tage (POD): PCT 10,76 µg/l (1. POD), 4,67 µg/l (2. POD), 4,1 µg/l (3. POD), 0,43 µg/l (5. POD); CRP 371,2 mg/l (1. POD), 148 mg/l (2. POD), 223 mg/l (3. POD), 94 mg/l (5. POD) Ebenfalls zügiger Abfall der Retentionsparameter unter CVVHD innerhalb der folgenden fünf postoperativen Tage (POD): Kreatinin 387 µmol/l (1. POD), 148 µmol/l (2. POD), 117 µmol/l (3. POD), 98 µmol/l (5. POD); Harnstoff 21 mmol/l (1. POD), 10 mmol/l (2. POD), 9,5 mmol/l (3. POD), 8,0 µmol/l (5. POD)g Patienten Follow-Up • Weiterhin rasche und zunehmende Kreislauf- und Organfunktionsstabilisierung • Verlegung auf Normalstation innerhalb weniger Tage möglich • Extubation 1 Tag nach letzter CytoSorb Behandlung Schlussfolgerung • Schnelle Entscheidung und früher Therapiebeginn haben bei diesem Patienten zu einer raschen Stabilisierung der klinischen Situation bereits innerhalb der ersten 24 Stunden geführt • Gemäß Ärzteteam hätte Patient ohne CytoSorb Therapie mutmaßlich nicht überlebt • Deutliche Stabilisierung und Konsolidierung der Hämodynamik und der inflammatorischen Parameter unter CytoSorb • Die Anwendung der CytoSorb-Therapie war einfach und sicher, während und nach der Anwendung entstanden keine Komplikationen ®