Anzeige George Tabori Liebe deine Feinde George Taboris Farce »Mein Kampf« ab 3. Juni in der Regie von Daniela Löffner »Ich nenne ›Mein Kampf‹ einen theologischen Schwank. Grundsätzlich geht es um die Liebe. Auf verschiedenen Ebenen. Die himmlische Liebe, die erotische, die sexuelle. Wenn man die Heilige Schrift ernst nimmt, was ich, je älter ich werde, tue, dann ist es ganz klar, dass die jüdische Bibel und die christliche Bibel wollen, dass man den Feind liebt, wie sich selbst. Das ist die theologische Ebene, wo die extremen Polaritäten die Versöhnung – das ist nicht das richtige Wort –, die Liebe, das Vergeben, das Verzeihen üben.«, sagt Tabori 1987 in einem Interview zur von ihm selbst inszenierten Uraufführung von »Mein Kampf« am Wiener Akademietheater. Ist es befremdlich, dass der Theatermacher Tabori sein Stück über die Begegnung des Juden Schlomo Herzl mit dem jungen Adolf Hitler in einem Wiener Männerasyl im Jahre »19…« als ein Stück über die Liebe bezeichnet? Ist es eine Provokation? Oder ist es ein Geschenk? Was hält dieser Stoff für uns bereit, heute, in Braunschweig, an einem Ort, an dem der politische Werdegang Adolf Hitlers einst mit einer deutschen Staatsbürgerschaft befördert wurde? Und was in einer europäischen Gesellschaft, von der die Statistiken sagen, dass sie zu ca. 25 % fremdenfeindliches und damit neonationalistisches Denken teile? Der Ungar Tabori, der 1914 in Budapest als Sohn jüdischer Eltern geboren wird und dessen Lebensweg ab 1933 maßgeblich durch Hitlers Antisemitismus bestimmt ist, glaubt mit Bertolt Brecht, dass »die Wahrheit immer konkret« ist und dass Abstraktionen wie »die Juden«, »die Deutschen«, »die Nazis« oder »die Kapitalisten« tödlich sind, weil sie verhindern, dass Menschen auf Menschen treffen. Sein Theaterstück »Die Kannibalen« von 1968 widmet er seinem Vater, der in Auschwitz ermordet wurde und »ein schlechter Esser« war. In »Mutters Courage« erzählt er 1979, wie seine Mutter mit Chuzpe und Eigensinn einen SS-Offizier beeindruckte und der Deportation entkam. Dass Taboris Auseinandersetzung mit dem Mann, der das alles verursacht hat, »Mein Kampf« heißt, ist eine Aufforderung zum Tanz. Der Titel, den Tabori Hitlers ideologischer Kampfschrift stiehlt, stiehlt im Stück Hitler dem Juden Schlomo Herzl, der an einem Buch schreibt, in dem nur zwei Sätze stehen, aber von dem Hitler fürchtet, es könnte etwas über ihn erzählen. Hitler, der zurückgewiesene Künstler, Selbstmordkandidat, verwöhnte Muttersohn, das arme Schwein und Monster wird von Herzl im Sinne der Gebote und doch gegen alle Vernunft beherbergt und geliebt. Man kann die Frage, ob es unsere Aufgabe ist, die zu lieben, die uns hassen, mit Schlomo und dem Koscher-Koch Lobkowitz, der sich für Gott hält, theologisch lesen, man kann Gott damit in Frage stellen oder man kann damit bei sich und in der Welt ankommen: Es ist in jedem Fall ein guter Grund, Theater zu machen. Taboris groteskes Spiel mit dem Feind, sein Witz, sein Schmerz und seine Aufrichtigkeit taugen dazu, dem Leben mit dem Theater auf die Pelle zu rücken. Und auch wenn Frau Tod zum Schluss der »Komödie« ein Ende bereitet, weil sie meint, alle guten Geschichten endeten mit dem Tod, ist das nicht das letzte Wort. Mein Kampf Farce von George Tabori Deutsch von Ursula Grützmacher-Tabori Inszenierung Daniela Löffner Bühne Matthias Werner Kostüme Sabine Thoss von Havranek Mit Moritz Dürr, Sandra Fehmer, Philipp Grimm, Ursula Hobmair, Sven Hönig, Hans-Werner Leupelt ab 3. Juni 2014 | Kleines Haus Der Märchenwald tanzt Tanzstück für junge Menschen: »Rumpelplotz und Rotstilzchen« | 6+ Märchen kennt jedes Kind: egal ob selbst gelesen, von den Eltern oder Großeltern vorgelesen oder als Hörbuch vor dem Einschlafen. Meistens kennen wir die Märchen als schriftliche Überlieferung. Was aber, wenn Rotkäppchen, der Froschkönig oder die böse Stiefmutter plötzlich anfangen zu tanzen? Wie werden die Bewegungen des bösen Wolfs zu einem zeitgenössischen Tanz-Solo, wie das Watscheln des hässlichen Entleins klassischer Spitzen- tanz? Diesen Fragen widmet sich Ilka von Häfen in ihrem Tanzstück für junge Menschen »Rumpelplotz und Rotstilzchen«. Es ist nach dem Erfolg von »Springinsfeld!« das zweite Tanzstück für Kinder und Jugendliche von Staatstheater Tanz Braunschweig. Die Choreografin hat mit den Tänzerinnen und Tänzern eine lebendige Tanzsprache gefunden, die für das Publikum eine Entdeckungsreise in die Vielfalt tänzerischer Ausdrucksformen wird, an die sich vor allem die jungen Zuschauer erinnern sollen. »Ich fände es wunderbar«, so Ilka von Häfen, »wenn Gesehenes und auf der Bühne Erlebtes nachgeahmt oder erkundet werden. Gerade Kinder können so den Reichtum an körperlichen Ausdrucksmöglichkeiten spielerisch selbst ausprobieren.« Im Haus Drei, Spielstätte des Jungen Staatstheaters, nimmt Ilka von Häfen die Zuschauer von »Rumpelplotz Heldenblut und Rotstilzchen« schließlich mit auf einen abenteuerlichen Spaziergang durch den Märchenwald. Figuren aus wohlbekannten Stoffen wie »Schneewittchen und die sieben Zwerge«, »Frau Holle« oder »Tischlein, deck dich!« treffen aufeinander und geraten in völlig neue Situationen. Daraus entsteht eine temporeiche und unterhaltsame Geschichte, die von Zwergen in Polonaise-Reihe bis hin zum schönen Schwan im Tutu auf Spitzenschuhen reicht: ein Zusammenspiel verschiedener Stilrichtungen aus zeitgenössischem Tanz, Ballett und Revue mit der gesamten Compagnie von Staatstheater Tanz Braunschweig. Carolin Roiders Bühnenbild überrascht dabei mit Verwandlungen und Theaterzaubern. »Rumpelplotz und Rotstilzchen« ist ein tolles Erlebnis für die ganze Familie mit einem märchenhaften »Happy End«. Rumpelplotz und Rotstilzchen Tanzstück von Ilka von Häfen Uraufführung Idee & Choreografie Ilka von Häfen Bühne & Kostüm Carolin Roider Choreografische Assistenz Teresa Ranieri Mit Staatstheater Tanz Junger Braunschweig anz T ab 6. Juni 2014 | Haus Drei Familienvorstellung am 7. Juni von Anne Nather | Uraufführung. Auftragswerk | 9 + Premiere am 11. Juli 2014 im Haus Drei, im Garten & in der Magnikirche Impressum: Staatstheater Braunschweig, Am Theater, 38100 Braunschweig | Generalintendant: Joachim Klement | Redaktion: Dramaturgie & Kommunikation | Foto: © Reinhard Werner / Burgtheater | Gestaltung: Christina Wildgrube Verlag: Braunschweiger Zeitungsverlag GmbH & Co. KG, Hamburger Str. 277, 38114 Braunschweig Druck: Druckzentrum Braunschweig GmbH & Co. KG, Mittelweg 6, 38106 Braunschweig nFamilie ng u ll e t s vor .7. um am 19 Uhr 0 .0 18