Die Zecke - Wie sie lebt – Zwei ausgewachsene Zecke – bis dahin waren es drei Entwicklungsphasen. Die Zecke macht, bis sie vollständig ausgewachsen ist, drei Phasen der Entwicklung durch. Sie entwickelt sich von der Larve über die Nymphe zur erwachsenen Zecke. Jeder Entwicklungsschritt verlangt eine Blutmahlzeit. Die Zecke orientiert sich Mit ausgestreckten Vorderbeinen wittert die Zecke nach potentiellen Blutopfern. Der Gemeine Holzbock, der in Deutschland am häufigsten vorkommt und den Mensch befällt, besitzt keine Augen. Es gibt aber andere Arten von Schildzecken, die Augen haben. Aber auch bei diesen ist der Sehsinn sehr schwach ausgeprägt. Lederzecken haben keine Augen. Die Zecke nutzt für die Orientierung das Hallersche Organ und ihre zahlreichen Tasthaaren an den Beinen. Damit kann sie Hindernisse und Bewegungen in ihrer Umwelt wahrnehmen. Ihre Opfer erkennt die Zecke am Geruch, der Körperwärme und am ausgeatmeten Kohlendioxid. Die Zecke auf Jagd Um ihre Opfer besser erreichen zu können, klettert die Zecke auf Gräser und Büsche. Eine erwachsene Zecke kann dabei bis zu 1,50 Meter hoch klettern. Meistens ist sie aber in Knie- bis Hüfthöhe zu finden. Die Zecke klettert nicht – entgegen der weit verbreiteten Annahme – auf Bäume und lässt sich von dort auf das Opfer fallen. Hat die Zecke ihre Jagdposition eingenommen, streckt sie oft ihre Vorderbeine in die Höhe, um mit ihrem Hallerschen Organ alle Duftstoffe in ihrer Umgebung besser wahrzunehmen. Streift der Wirt die Zecke, greift sie sich blitzschnell mit den starken Krallen an ihren Vorderbeinen die Haut, das Fell oder die Kleidung und hält sich fest. Dafür reicht eine Berührung von wenigen Sekundenbruchteilen aus. Stechen des Opfers Perfektes Saugwerkzeug der Zecke: Mundwerkzeuge – Cheliceren genannt und das Hypostom zum Stechen. Nachdem die Zecke sich vom Grashalm oder Busch abstreifen ließ, sucht sie auf ihrem potentiellen Wirt eine dünnhäutige, feuchte und gut durchblutete Stelle zum Blutsaugen. Den Menschen sticht die Zecke daher besonders gerne in die Kniekehlen, zwischen den Beinen, unter den Armen und im Nacken sowie am Haaransatz. Mit ihren scherenartigen Mundwerkzeugen (Cheliceren) reißt sie die Haut des Wirtes auf und gräbt mit ihrem "Stechrüssel" (Hypostom) eine Grube in das Gewebe, die mit Blut volläuft. Das Blut saugt sie immer wieder ab. Deshalb spricht man von einem Zeckenstich und nicht von einem Biss. Die Zecke betäubt die Stichstelle Die Zecke gräbt sich in die Haut des Wirtes. Die Zecke sondert bereits während des Stechens mit ihrem Speichel ein Betäubungsmittel ab, das die Einstichstelle betäubt. Deshalb spürt man Zeckenstiche nicht, auch wenn der Stechapparat der Zecke wesentlich größer und gröber ist, als beispielweise der Stechrüssel einer Stechmücke. Der Speichel der Zecke enthält außerdem bestimmte Stoffe, die dafür sorgen, dass das Blut nicht gerinnt und verhindern, dass sich die Einstichstelle entzündet. Beim Stechen kann die Zecke bereits mit ihrem Speichel Krankheitserreger an den Wirt übertragen, vor allem FSME-Viren. Die Zecke klebt am Opfer Wenn die Zecke sich mit Blut vollsaugt, steigt ihr Gewicht. Damit sie nicht von ihrem Wirt abfällt, verhakt sie sich nicht nur mit den Widerhaken ihres Stechapparats. Viele Zecken mit kurzem Hypostom produzieren nach fünf bis dreißig Minuten auch eine Art Klebstoff, der als Zement bezeichnet wird. Dadurch ist sie mit der Haut des Wirtes zusätzlich verklebt. Der lateinische Name der Schildzecke Ixodes deutet diese Fähigkeit an, sich durch ihren Zement am Wirt festzukleben. Der Name "Ixodes" stammt vom lateinischen Wort „ixos“ für Mistel ab, die von den Römern zur Herstellung von Klebstoff verwendet wurde. Der Gemeine Holzbock ist eine Zeckenart, die keinen Zement produziert. Die Zecke verdaut Eine Zecke saugt Blut und gibt Erreger in das Blut seines Wirtes. Um das Blut verdauen zu können, filtert die Zecke die für sie nahrhaften festen Bestandteile des Blutes heraus. Überschüssige Flüssigkeit gibt sie wieder über ihren Stechapparat an den Wirt zurück. Dieser Vorgang wiederholt sich während der gesamten Saugdauer. Hierbei können Erreger übertragen werden, die sich im Darm der Zecke befinden, wie zum Beispiel die Borrelien. Hängt sie nicht an einem Wirt, gibt sie die unverdauten Blutbestandteile über eine gewölbte Öffnung, die sich an der Unterseite am Hinterleib befindet, an ihre Umgebung ab. Blut – Energie für Fortpflanzung Eine vollgesogene Zecke bei der Eiablage. Ist die Zecke vollgesogen, lässt sie sich vom Wirt abfallen. Ihr vollgesaugter Darm besteht aus vielen Anhängen und ist so dehnbar, dass eine vollgesaugte Zecke bis zu 200 Mal so viel wiegen kann, wie eine ungesogene. Die ausgewachsene weibliche Zecke legt nach der Befruchtung durch ein Männchen anschließend bis zu 3000 Eier in die Laubstreu ab. Eine Blutmahlzeit reicht der Zecke aus, um bis zu 10 Jahre ohne weitere Nahrung zu überleben. Das haben Laborversuche gezeigt. Legt sie Eier, stirbt sie nach der Ablage. In kalter Jahreszeit nicht aktiv Die Zecke ist nicht immer aktiv. Liegen die Temperaturen unter sieben Grad Celsius, fällt sie in eine Art Winterstarre. Dann ist sie nicht auf Grashalmen sondern unter einer feuchten Laubdecke zu finden. Bei extrem mildem Winterwetter trifft das allerdings nicht zu, wie Berliner Wissenschaftler jüngst erstmals nachweisen konnten. Angesichts des durchgehend überaus milden Wetter im Herbst und Winter 2006/2007 blieben die Zecken aktiv. Der Lebenszyklus der Zecke Das Leben und die Entwicklung einer Zecke beginnt, wenn sie als Larve aus einem Ei schlüpft. Die weibliche Zecke legt bis zu 3000 Eier. Larven sind bei einer Größe von weniger als einem halben Millimeter mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Im Gegensatz zu den achtbeinigen erwachsenen Zecken besitzen Larven nur sechs Beine. Um sich zu entwickeln, benötigen Zecken für jeden Entwicklungsschritt eine Blutmahlzeit. Die weichhäutigen Larven befallen zum Blutsaugen vor allem kleine Säugetiere wie Mäuse oder Igel. Nach dieser ersten Blutmahlzeit verlässt die Larve ihren Wirt und häutet sich während einer mehrwöchigen Reifezeit zur sogenannten Nymphe. Die Nymphe Eine Zeckenlarve zwischen Zeckeneiern. Nymphen sind wie die Larven geschlechtslos. Sie sind etwa doppelt so groß wie Larven. Sie haben bereits acht Beine und ihre Haut ist stärker gepanzert als die von Larven. Wie die Larven verbringen sie zunächst eine Zeit freilebend, bevor sie sich ein Opfer für die nächste Blutmahlzeit suchen. Als Wirte suchen sich auch Nymphen bevorzugt kleinere Säugetiere, z.B. Amseln, Eichhörnchen, Igel oder Füchse. Aufgrund der hohen Anzahl von Nymphen ist das Risiko hoch, dass auch Menschen befallen werden. Nach der zweiten Blutmahlzeit folgt die zweite Häutung: Die Nymphe entwickelt sich zur ausgewachsenen und geschlechtsreifen Zecke. Die erwachsene Zecke Ab diesem Entwicklungsstadium unterscheiden sich nun auch die männliche und die weibliche Zecke. Die erwachsenen oder adulten Zecken sind in ungesogenem Zustand zwei bis vier Millimeter groß. Im Erwachsenenstadium saugen ausschließlich die weiblichen Zecken erneut Blut. Sie suchen sich dazu gerne auch größere Säugetiere als Wirte aus. Das Weibchen braucht das Blut eines Wirts zur Bildung von bis zu 3000 Eiern. Eine vollgesogene weibliche Zecke wiegt am Ende fast 200 Mal soviel wie eine ungesogene. Fortpflanzung der Zecken Eine männliche Zecke befruchtet das wesentliche größere Weibchen. Während des Blutsaugens sendet das Zeckenweibchen einen Duftstoff aus, der den Zeckenmännchen der Umgebung die Paarungsbereitschaft des Weibchens signalisiert. Eine Paarung ist aber auch dann möglich, wenn das Männchen ein Weibchen antrifft, ohne dass diese Paarungsbereitschaft aussendet. Zur Paarung klettert das kleinere Zeckenmännchen unter den Bauch des Weibchens, um ein Spermienpaket in deren Geschlechtsöffnung zu platzieren. Das Männchen stirbt nach der Paarung. Das Weibchen lässt sich vollgesogen vom Wirt abfallen und legt nach wenigen Wochen die Eier. Durch die hohe Zahl von bis zu 3000 Eier spricht man von Zeckenkaviar. Hat es die Eier abgelegt stirbt auch das Weibchen. Der Alltag einer Zecke Zecken wie der Holzbock (Ixodes ricinus) sind Lauerjäger. Sie suchen nicht aktiv nach Wirten, sondern sitzen auf Grashalmen oder im Unterholz und warten darauf, dass ein geeigneter Wirt vorbeikommt und sie abstreift. Dabei verharrt die Zecke fast regungslos mit ausgestreckten Vorderbeinen in Lauerstellung. Während dieser Zeit braucht die Zecke allerdings eine bestimmte Luftfeuchtigkeit. So lange sie regelmäßig zum Beispiel in der Nähe von Tautropfen ihren Wasservorrat wieder auffüllen kann, ist die Zecke ausreichend mit Wasser versorgt. Dr. Thomas Kröber vom Institut für Biologie der Universität Neuchatel sagt: „Ein Tautropfen am Morgen ist für eine Zecke wie eine Oase“. Zecke in Lauerstellung Zecken brauchen Wasser Ab und zu muss sich aber auch eine Zecke in Lauerstellung bewegen: Bleibt es länger als zwei Tage trocken, versuchen die Zecken, feuchtere Orte zu erreichen. Sie krabbeln auf den Boden hinunter, wo die Luftfeuchtigkeit höher ist. Dr. Kröber erklärt: „Zecken benötigen zwar Wasser, aber sie vermeiden den direkten Kontakt und "trinken" nicht.“ Die Zecken nehmen die Feuchtigkeit der Luft über ihre Mundwerkzeuge auf. Dazu scheiden sie eine hygroskopische Flüssigkeit aus, die die Feuchtigkeit der Umgebung bindet. Die Zecke nimmt dann die mit Wasser gesättigte Flüssigkeit wieder auf. Danach klettert die Zecke wieder auf einen Grashalm und wartet weiter auf ein Opfer. Im Winter verharren Zecken regungslos in der Laubschicht und fahren ihren Stoffwechsel auf ein Minimum herunter. Der Holzbock kann so bis zu einem Jahr ohne Nahrung überleben. Schweißgeruch weckt die Zecken Die Zecke hat eine natürliche Alarmanlage, die sie weckt, wenn sich ein geeigneter Wirt nähert: Mit dem Hallerschen Organ kann sie schätzungsweise 40 bis 50 verschiedene Duftstoffe wittern. Das Hallersche Organ sitzt an den Vorderbeinen der Zecke und besteht aus verschiedenen Rezeptoren; einige davon sind außen an den Beinen, andere liegen geschützt in einer Vertiefung. Mit dem Hallerschen Organ, dessen Sinnesleistungen in der Arbeitsgruppe von Dr. Guerin an der Universität Neuchatel intensiv untersucht wurden, nimmt die Zecke Stoffe wahr, die Menschen und Tiere absondern, wie zum Beispiel Buttersäure und Ammoniak im Schweiß oder Kohlendioxid im Atem. Mit ihren Sinnesorganen reagiert die Zecke auch auf Vibration, Wärme und Schatten. „Riecht“ die Zecke ein Tier oder einen Menschen, so wird sie schlagartig hellwach. Sie streckt das normalerweise eingefaltete vordere Beinpaar in die Luft: Jetzt ist sie bereit, sich an einem Wirt festzuklammern. Wittert die Zecke einen Wirt, muss sie schnell sein „Zecken reagieren am stärksten auf den Geruch von großen Wiederkäuern“, sagt Dr. Kröber, „das hängt mit der Entwicklungsgeschichte zusammen: Beide - Wiederkäuer und Zecken - gibt es schon sehr lange.“ Doch sehr wählerisch können Zecken nicht sein, schließlich müssen sie darauf hoffen, dass ein Wirt vorbeikommt. Der Holzbock selbst geht nicht auf die Jagd. „Zecken produzieren sehr viele Nachkommen, von denen die wenigsten überleben“, erklärt Dr. Kröber. Das Reaktionsvermögen des Holzbocks ist dafür umso ausgeprägter: Streift ein Wirt die Zecke, greift sie blitzschnell mit den Krallen an ihren Vorderbeinen nach Haut, Fell oder Kleidung und hält sich fest. Dafür reicht eine Berührung von wenigen Sekundenbruchteilen aus. Am Körper des Wirts sucht sie dann nach einer geschützten, gut durchbluteten Haustelle. Erwachsene Zecke unter dem RasterElektronenmikroskop Zum Entfernen der Zecke die spezielle Pinzette ausschließlich am Kopf ansetzen. Videodownloads zum Thema Zecken unter: http://www.zecken.de/index.php?id=316