Lehmanns PowerCards www.lob.de/lehmanns-powercards Effloreszenzenlehre Definition Als Effloreszenz (Synonym: Hautblüte) bezeichnet man eine sichtbare, umschriebene Hautveränderung (Einzelelement). Es wird differenziert zwischen der Primäreffloreszenz, die als direkte Ausprägung einer Hauterkrankung erscheint und der Sekundäreffloreszenz, die die erneute Veränderung der Primäreffloreszenz beschreibt oder durch eine externe Schädigung verursacht wird. Primäreffloreszenzen Macula (Fleck) Abb. 1 Eine Makula ist eine umschriebene Farbveränderung der Haut in unterschiedlicher Größe. Keine Veränderung der Konsistenz, bleibt im Hautniveau, d. h. zeigt weder Erhöhung noch Schuppung. Rand scharf oder unscharf. Je nach Farbe unterschiedliche Ätiologie: • braun: Pigmentansammlung (Melanin, Hämosiderin) in der Basalzellschicht (z. B. Sommersprossen: Zunahme von Melanin) • rot: Zeichen einer Gefäßerweiterung, reversibel (z. B. Erythem), auch oberflächliche Einblutungen (z. B. Petechien). Einblutungen sind im Gegensatz zu Erythemen mit dem Glasspatel nicht wegdrückbar. • blau: Zeichen tiefer liegender Einblutungen (z. B. Hämatome), persistierende blaue Veränderungen als Pigmentansammlung im Korium (z. B. blauer Naevus: Ansammlung von Melanin im Korium) • gelb: Einlagerung von körpereigenen Stoffen wie Karotin, Lipoiden und Gallenfarbstoffen • apfelgeleefarben (bei Glasspateldruck): lupoides Infiltrat (Ansammlung von Zellen im Korium) bei Lupus vulgaris, aber auch bei Sarkoidose und Pseudolymphomen • weiß: Verminderung oder Verlust der Pigmentierung, z. B. bei Pityriasis versicolor oder Vitiligo, auch vorübergehend bei Blutgefäßspasmen • Verschiedene Farben durch Einlagerung körperfremder Pigmente: Bei Schmuck- oder Schmutztätowierungen, durch Medikamente Papula (Knötchen) Abb. 3 Abb. 3 Eine Blase ist ein mit Flüssigkeit gefüllter Hohlraum. Blasen, die kleiner sind als 5 mm im Durchmesser (kleiner als erbsengroß), werden als Vesiculae (Bläschen) bezeichnet; sie können sowohl ein- als auch mehrkammerig sein. Alle größeren nennt man Bullae, sie sind immer einkammerig. Der Blaseninhalt ist je nach Pathogenese serös oder hämorrhagisch. Je nach ihrer Lokalisation unterscheidet man • subkorneale Blasen (z. B. Impetigo contagiosa) • intraepidermale Blasen (z. B. Herpes labialis, Pemphigus vulgaris) • subepidermale Blasen (z. B. M. Duhring, bullöses Pemphigoid) • kutane Blasen (z. B. Epidermolysis bullosa hereditaria dystrophica) Urtica (Quaddel) Abb. 2 Abb. 2 Eine Papula ist eine umschriebene Erhabenheit der Hautoberfläche, kleiner als 5 mm im Durchmesser (bis Erbsgröße). Knötchen (Nodulus), wenn umschrieben, solide und gut abgegrenzt. Größe über 5 mm = Knoten (Nodus). Entsteht durch Vermehrung der Zellen in verschiedenen Hautschichten: • epidermale Papel: durch Vermehrung der Zellen der Epidermis, z. B. bei der Verruca vulgaris • kutane (dermale) Papel: durch Vermehrung der Zellen des Koriums • gemischte Papel: durch Vermehrung der Zellen von Epidermis und Korium, z. B. Lichen ruber planus Bulla (Blase) Abb. 1 Abb. 4 Abb. 4 Eine Urtica ist eine vorübergehend plötzlich auftretende, stark juckende, scharf umschriebene, meist rosafarbene Erhabenheit, die durch Austritt von Serum mit nachfolgendem Ödem im oberen Korium entsteht. Pathophysiologisch bedeutsam ist eine vermehrte Freisetzung von Histamin aus Mastzellen, die allergisch, biologisch, physikalisch, thermisch oder pharmakologisch ausgelöst wurde. Pustula (Pustel) Abb. 5 Eine Pustel ist ein mit Eiter gefüllter Hohlraum. Sie entsteht nach einer Infektion der Haut mit Bakterien oder Pilzen und nachfolgender leukozytärer Abwehrreaktion. Auch eine sekundäre Entstehung von Pusteln ist möglich, wenn primär nicht infizierte, seröse Bläschen durch Eitererreger eintrüben (Impetiginisation). Abb. 5 Lehmanns make your own book ©KVM, Marburg, 2004 Effloreszenzenlehre Sekundäreffloreszenzen Squama (Schuppe) Abb. 6 Schuppen bestehen aus einer vermehrten Ansammlung von flachen Hornzellen nach deren übermäßiger oder pathologischer Ablösung vom Stratum corneum. Pathogenese • Proliferationshyperkeratose: verstärkte Hornbildung und gesteigerte Abschilferung (z. B. bei Ichthyosis congenita) • Retentionshyperkeratose: normale Proliferation, aber gesteigerte Abschilferung (z. B. bei Ichthyosis vulgaris) Art der Schuppung Abb. 6 • pityriasiform: kleieartig (Kopfschuppen) • psoriasiform: silbrig-weiß, spanartig (Psoriasis vulgaris) • kleinlamellös: kleine Hornlamellen (Ekzeme) • ichthyosiform: fischschuppenartig, groß (Ichthyosis) • exfoliativ: abschilfernd, groß, lamellenartig (nach Scharlach) • colleretteartig: halskrausenartig (Pityriasis rosea) Abb. 7 Abb. 7 Erosio (Erosion) Abb. 8a Eine Erosion ist ein Substanzverlust des Epithels bis zur Basalmembran (d. h. ohne Verletzung des Koriums) mit nachfolgender narbenloser Abheilung; Entstehung traumatisch (Abschürfung) oder durch Platzen von Blasen oder Bläschen. a c Excoriatio (Abschürfung) Abb. 8b Bei einer Excoriatio reicht der Substanzverlust über die Basalmembran hinaus bis ins Stratum papillare, daher werden punktförmige Blutaustritte sichtbar. Die Abheilung ist meist narbenlos. Eine häufige Ursache für das Entstehen von Exkoriationen ist das Aufkratzen der Haut bei stark juckenden Dermatosen (z. B. atopische Dermatitis). Rhagade (Schrunde, Fissur) Abb. 8 Abb. 8c Eine Rhagade ist ein spaltförmiger Hauteinriss durch Dehnung trockener, spröder Hautfalten, z. B. an Mundwinkeln und Händen; Ausdehnung bis ins Korium, Abheilung meist narbenlos. Perianale Rhagaden werden auch Fissuren genannt. Ulcus (Geschwür) Abb. 9 Ein Geschwulst ist ein Substanzdefekt auf vorgeschädigter Haut bis in die Subkutis mit schlechter Heilungstendenz; Abheilung stets mit Narbenbildung. Entstehung von Ulcera • exogene Hautschädigung (Verbrennung, Verbrühung, Erfrierung, Verätzung oder Strahlenschädigung dritten Grades) • einschmelzende bakterielle Entzündungen • vaskuläre Minderversorgung (Arteriosklerose, Embolien, Dekubitus) • chronisch venöse Insuffizienz • zerfallende Tumoren Cicatrix (Narbe) Abb. 9 Abb. 10 Eine Narbe ist eine bleibende Hautveränderung und entsteht durch den bindegewebigen Ersatz eines tief reichenden Gewebedefektes. Typische Merkmale: • kollagene Fasern vermehrt • elastische Fasern vermindert • Hautfelderung fehlt • Hautanhangsgebilde fehlen (Haare, Talg- und Schweißdrüsen) • verminderte funktionelle Belastbarkeit • Farbe: bei frischen Narben rötlich bis blaurot, bei älteren ISBN 3-86541-035-9 Narben weißlich Abb. 10 b Lehmanns PowerCards Crusta (Kruste) Eine Kruste ist eine Auflagerung von eingetrocknetem serösem, hämorrhagischem oder eitrigem Sekret. Im Gegensatz zur Nekrose (Schorf) lassen sich Krusten durch feuchte Verbände oder Salben aufweichen und anschließend abtragen.