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Effloreszenzenlehre
Definition
Als Effloreszenz (Synonym: Hautblüte) bezeichnet
man eine sichtbare, umschriebene Hautveränderung
(Einzelelement). Es wird differenziert zwischen der
Primäreffloreszenz, die als direkte Ausprägung einer
Hauterkrankung erscheint und der Sekundäreffloreszenz, die die erneute Veränderung der Primäreffloreszenz beschreibt oder durch eine externe Schädigung
verursacht wird.
Primäreffloreszenzen
Macula (Fleck)
Abb. 1
Eine Makula ist eine umschriebene Farbveränderung der Haut in unterschiedlicher Größe. Keine Veränderung der Konsistenz, bleibt im Hautniveau, d. h.
zeigt weder Erhöhung noch Schuppung. Rand scharf oder unscharf. Je nach
Farbe unterschiedliche Ätiologie:
• braun: Pigmentansammlung (Melanin, Hämosiderin) in der Basalzellschicht
(z. B. Sommersprossen: Zunahme von Melanin)
• rot: Zeichen einer Gefäßerweiterung, reversibel (z. B. Erythem), auch oberflächliche Einblutungen (z. B. Petechien). Einblutungen sind im Gegensatz zu
Erythemen mit dem Glasspatel nicht wegdrückbar.
• blau: Zeichen tiefer liegender Einblutungen (z. B. Hämatome), persistierende
blaue Veränderungen als Pigmentansammlung im Korium (z. B. blauer Naevus: Ansammlung von Melanin im Korium)
• gelb: Einlagerung von körpereigenen Stoffen wie Karotin, Lipoiden und
Gallenfarbstoffen
• apfelgeleefarben (bei Glasspateldruck): lupoides Infiltrat (Ansammlung von
Zellen im Korium) bei Lupus vulgaris, aber auch bei Sarkoidose und Pseudolymphomen
• weiß: Verminderung oder Verlust der Pigmentierung, z. B. bei Pityriasis versicolor oder Vitiligo, auch vorübergehend bei Blutgefäßspasmen
• Verschiedene Farben durch Einlagerung körperfremder Pigmente: Bei
Schmuck- oder Schmutztätowierungen, durch Medikamente
Papula (Knötchen)
Abb. 3
Abb. 3
Eine Blase ist ein mit Flüssigkeit gefüllter Hohlraum. Blasen, die kleiner sind
als 5 mm im Durchmesser (kleiner als erbsengroß), werden als Vesiculae (Bläschen) bezeichnet; sie können sowohl ein- als auch mehrkammerig sein. Alle
größeren nennt man Bullae, sie sind immer einkammerig. Der Blaseninhalt ist
je nach Pathogenese serös oder hämorrhagisch.
Je nach ihrer Lokalisation unterscheidet man
• subkorneale Blasen (z. B. Impetigo contagiosa)
• intraepidermale Blasen (z. B. Herpes labialis, Pemphigus vulgaris)
• subepidermale Blasen (z. B. M. Duhring, bullöses Pemphigoid)
• kutane Blasen (z. B. Epidermolysis bullosa hereditaria dystrophica)
Urtica (Quaddel)
Abb. 2
Abb. 2
Eine Papula ist eine umschriebene Erhabenheit der Hautoberfläche, kleiner als
5 mm im Durchmesser (bis Erbsgröße). Knötchen (Nodulus), wenn umschrieben, solide und gut abgegrenzt. Größe über 5 mm = Knoten (Nodus). Entsteht
durch Vermehrung der Zellen in verschiedenen Hautschichten:
• epidermale Papel: durch Vermehrung der Zellen der Epidermis, z. B. bei der
Verruca vulgaris
• kutane (dermale) Papel: durch Vermehrung der Zellen des Koriums
• gemischte Papel: durch Vermehrung der Zellen von Epidermis und Korium,
z. B. Lichen ruber planus
Bulla (Blase)
Abb. 1
Abb. 4
Abb. 4
Eine Urtica ist eine vorübergehend plötzlich auftretende, stark juckende, scharf
umschriebene, meist rosafarbene Erhabenheit, die durch Austritt von Serum mit
nachfolgendem Ödem im oberen Korium entsteht. Pathophysiologisch bedeutsam ist eine vermehrte Freisetzung von Histamin aus Mastzellen, die allergisch,
biologisch, physikalisch, thermisch oder pharmakologisch ausgelöst wurde.
Pustula (Pustel)
Abb. 5
Eine Pustel ist ein mit Eiter gefüllter Hohlraum. Sie entsteht nach einer Infektion
der Haut mit Bakterien oder Pilzen und nachfolgender leukozytärer Abwehrreaktion. Auch eine sekundäre Entstehung von Pusteln ist möglich, wenn primär
nicht infizierte, seröse Bläschen durch Eitererreger eintrüben (Impetiginisation).
Abb. 5
Lehmanns make your own book
©KVM, Marburg, 2004
Effloreszenzenlehre
Sekundäreffloreszenzen
Squama (Schuppe)
Abb. 6
Schuppen bestehen aus einer vermehrten Ansammlung von flachen Hornzellen
nach deren übermäßiger oder pathologischer Ablösung vom Stratum corneum.
Pathogenese
• Proliferationshyperkeratose: verstärkte Hornbildung und gesteigerte Abschilferung (z. B. bei Ichthyosis congenita)
• Retentionshyperkeratose: normale Proliferation, aber gesteigerte Abschilferung (z. B. bei Ichthyosis vulgaris)
Art der Schuppung
Abb. 6
• pityriasiform: kleieartig (Kopfschuppen)
• psoriasiform: silbrig-weiß, spanartig (Psoriasis vulgaris)
• kleinlamellös: kleine Hornlamellen (Ekzeme)
• ichthyosiform: fischschuppenartig, groß (Ichthyosis)
• exfoliativ: abschilfernd, groß, lamellenartig (nach Scharlach)
• colleretteartig: halskrausenartig (Pityriasis rosea)
Abb. 7
Abb. 7
Erosio (Erosion)
Abb. 8a
Eine Erosion ist ein Substanzverlust des Epithels bis zur Basalmembran (d. h.
ohne Verletzung des Koriums) mit nachfolgender narbenloser Abheilung; Entstehung traumatisch (Abschürfung) oder durch Platzen von Blasen oder Bläschen.
a
c
Excoriatio (Abschürfung)
Abb. 8b
Bei einer Excoriatio reicht der Substanzverlust über die Basalmembran hinaus
bis ins Stratum papillare, daher werden punktförmige Blutaustritte sichtbar.
Die Abheilung ist meist narbenlos. Eine häufige Ursache für das Entstehen von
Exkoriationen ist das Aufkratzen der Haut bei stark juckenden Dermatosen
(z. B. atopische Dermatitis).
Rhagade (Schrunde, Fissur)
Abb. 8
Abb. 8c
Eine Rhagade ist ein spaltförmiger Hauteinriss durch Dehnung trockener, spröder
Hautfalten, z. B. an Mundwinkeln und Händen; Ausdehnung bis ins Korium, Abheilung meist narbenlos. Perianale Rhagaden werden auch Fissuren genannt.
Ulcus (Geschwür)
Abb. 9
Ein Geschwulst ist ein Substanzdefekt auf vorgeschädigter Haut bis in die
Subkutis mit schlechter Heilungstendenz; Abheilung stets mit Narbenbildung.
Entstehung von Ulcera
• exogene Hautschädigung (Verbrennung, Verbrühung, Erfrierung, Verätzung
oder Strahlenschädigung dritten Grades)
• einschmelzende bakterielle Entzündungen
• vaskuläre Minderversorgung (Arteriosklerose, Embolien, Dekubitus)
• chronisch venöse Insuffizienz
• zerfallende Tumoren
Cicatrix (Narbe)
Abb. 9
Abb. 10
Eine Narbe ist eine bleibende Hautveränderung und entsteht durch den bindegewebigen Ersatz eines tief reichenden Gewebedefektes. Typische Merkmale:
• kollagene Fasern vermehrt
• elastische Fasern vermindert
• Hautfelderung fehlt
• Hautanhangsgebilde fehlen (Haare, Talg- und Schweißdrüsen)
• verminderte funktionelle Belastbarkeit
• Farbe: bei frischen Narben rötlich bis blaurot, bei älteren
ISBN 3-86541-035-9
Narben weißlich
Abb. 10
b
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Crusta (Kruste)
Eine Kruste ist eine Auflagerung von eingetrocknetem serösem, hämorrhagischem oder eitrigem Sekret. Im Gegensatz zur Nekrose (Schorf) lassen sich Krusten durch feuchte Verbände oder Salben aufweichen und anschließend abtragen.
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