EEB3; S4hisde; Schwengelbeck Datum: Die Kreuzzüge-­‐ Quellenmaterial Q1 5 10 Der Mönch Guibert de Nogent schildert in seiner Kreuzzugsgeschichte aus dem Jahr 1105 den Aufbruch armer Menschen ins Heilige Land „Selbst die Armen wurden von einem so glühenden Eifer entflammt, dass keiner von ihnen sich damit aufhielt, an seine bescheidenen Einkünfte zu denken oder zu überlegen, ob er es sich leisten könnte, sein Haus, seine Weingärten oder seine Felder aufzugeben. Jeder machte es sich zur Pflicht, seinen besten Besitz viel billiger Preis zu verkaufen [als er wert war] ... Und was früher sehr teuer schien, als alle Welt noch zuhause blieb, wurde plötzlich zu einem Spottpreis verkauft, als alle sich in Bewegung setzten . . . Arme Leute beschlugen die Hufe ihrer Ochsen nach Art der Pferde mit Eisen, spannten sie vor zweirädrige Karren, luden darauf ihre winzigen Vorräte und ihre kleinen Kinder und zogen sie so hinter sich her.“ Q2 Aus den Würzburger Jahrbüchern von 1146 Die Kreuzfahrer waren von den verschiedensten Beweggründen beseelt. Leute mit unruhigem Charakter lockte es, fremde Länder zu sehen; andere, denen die Armut im Nacken saß, . . . zogen nicht bloß gegen die Feinde Christi, sondern auch gegen jeden Freund des Christentums, wenn sie sich nur mit ihrem Schwerte die Armut vom Leibe schaffen konnten; wieder andere, welche von der Last ihrer Schulden bedrückt wurden oder sich ihrem pflichtmäßigen Herrendienst entziehen wollten oder auch gerechte Strafen für ihre Verbrechen zu befürchten hatten, heuchelten auf einmal Eifer für die Ehre Gottes." „ 5 Q3 5 10 Der jüdische Dichter Elieser ben Nathan schreibt 1096 über die Kreuzfahrer in Mainz: ,,Als die Kreuzfahrer auf ihrem Weg durch die [rheinischen] Städte kamen, in denen Juden wohnten, sprachen sie in ihrem Herzen: Wir ziehen dahin, das heilige Grab aufzusuchen und Rache an den Mohammedanern zu üben, und hier sind die Juden, die Jesus umgebracht haben und gekreuzigt . . . Lasset uns zuerst an ihnen Rache nehmen und sie vernichten, so dass sie kein Volk mehr bilden; oder sie sollen unseresgleichen werden und zu unserem Glauben sich bekennen ... Da erhoben sich die Feinde und Dränger gegen die Juden, die in ihren Häusern waren, überfielen sie und brachten sie um, Männer, Frauen und Kinder, Jünglinge und Greise. Sie rissen die Häuser nieder, . . . machten Beute und plünderten. Sie nahmen die heilige Thora, traten sie in den Straßenkot, zerrissen und zerfetzten sie, schändeten sie und trieben Spott und Scherz mit ihr." 1 EEB3; S4hisde; Schwengelbeck Datum: Q4 ,,In die Stadt eingedrungen, verfolgten unsere Pilger die Sarazenen bis zum Tempel des Salomo, wo sie während des ganzen Tages den Unsrigen den wütendsten Kampf lieferten, so dass der ganze Tempel von ihrem Blut überrieselt war. Nachdem die Unsrigen die Heiden endlich zu Boden geschlagen hatten, ergriffen sie im Tempel eine große Zahl Männer und Frauen, töteten sie oder ließen sie leben, wie es ihnen gefiel. Bald durcheilten die Kreuzfahrer die ganze Stadt und rafften Gold, Silber, Pferde und Maulesel an sich. Sie plünderten die Häuser, die mit Reichtümern überfüllt waren. Dann, glücklich und vor Freude weinend, gingen die Unsrigen hin, um das Grab unseres Erlösers zu verehren." 5 10 Q5 5 10 15 Ein anonymer normannischer Ritter schreibt 1099 über die Eroberung Jerusalems Gunther von Pairis schrieb 1204 über den vierteb Kreuzzug und die gewaltsame Eroberung Konstantinopels: „Das geschah aus mehreren Gründen ... [unter anderem] weil sie wussten, wie diese Stadt sich gegen die heilige römische Kirche auflehnte und ihr verhasst war, und weil sie nicht der Meinung waren, ihre Niederwerfung durch die Unsren werde dem Papst oder sogar Gott etwa sehr missfallen, aber auch die Venezianer trieben besonders dazu, teils in der Hoffnung auf. . . Geld, teils aber auch aus dem Grunde, dass diese Stadt im Vertrauen auf die Zahl ihrer Schiffe die Führung und Herrschaft auf jenem ganzen Meere für sich in Anspruch nahm ... Als die Tore sorgfältig verrammelt waren, wurde den Siegern die Erlaubnis erteilt, nach der Beute zu laufen. Und so fanden sie überall und in Fülle solche Summen an Gold und Silber, solchen Glanz an Edelsteinen und Gewändern, ein solches Übermaß an köstlichen Waren, so prächtige, mit allen Gütern ausgestattete Häuser, dass sie mit einem Schlag allesamt aus ärmlichen Ankömmlingen zu reichen Bürgern wurden." Aufgaben: 1. Analysiere Q1 nach den dir bekannten Kriterien. 2. Welche Gründe dürften die Armen (Q2) für ihre Kreuzzugsteilnahme gehabt haben? Welche Probleme werden sie wohl auf dem Kreuzzug erlebt haben? 3. Mit welchen Argumenten rechtfertigen die Christen ihr Verhalten gegenüber den Juden (Q3)? 4. Wie ist das Verhalten der Christen bei der Einnahme Jerusalems zu erklären? 5. Was ist der Grund für die gewaltsame Einnahme Konstantinopels im 4. Kreuzzug (Q5)? Welche Rolle spielt die Religion in dem Text? 2