^ . Sechemchets Sarkophag wurde völlig intakt aufgefunden, und so ließ Zakarija Goneim ihn im März 1954 vor hochrangigen Politikern und Pressevertretern öffnen. Doch er war leer! In der gängigen Fach- und Sachliteratur, die hier auch zum allergrößten Teil verwendet wurde, steht meist, daß dieses Ereignis 1959 zum tragischen Selbstmord des ägyptischen Archäologen führte. Doch wie die Berichte von Miroslav Verner und Dr. Muses beweisen, wurde Goneim Opfer einer wahrhaft „mafiawürdigen" Verschwörung von Neidern und Intrigenten aus den eigenen Reihen, ganz ähnlich, wie es Rudolf Gantenbrink 39 Jahre später erleben mußte. Ägyptern zubilligt. Eine Zeitungsmeldung dagegen, die besagt, alle ägyptologischen Veröffentlichungen müßten zuerst in Arabisch abgefaßt und der ägyptischen Altertümerverwaltung vorgelegt werden, kann nur als „dinosauriergroße Ente" bezeichnet werden, wie mir mehrere bekannte Autoren und Herausgeber von diversen Zeitschriften, für die ich schreibe, versicherten. Warum aber erzähle ich diese Geschichte hier und brühe sie sozusagen lauwarm auf? Weil ich vor einiger Zeit über, von ägyptischen Archäologen eingeleitete, Machenschaften las. Andererseits bergen die im folgenden geschilderten Fälle eine Fülle von Geheimnissen, die belegen, daß nicht allein die Cheops-Pyramide für Grenzwis- Genau diese Tatsache führte in weiten Kreisen der Grenzwissenschaften zu heftigen und oft begründeten Anschuldigen, die bis heute bei jeder möglichen Gelegenheit wieder aufflammen. Die Ereignisse nach der „Entdeckung des Jahrhunderts", wie eine sehr bekannte und dummschwätzige Tageszeitung titelte, wurden von Michael Haase und Torsten Sasse in ihrem Buch „Im Schatten der Pyramide" so gut es ging rekonstruiert. Offensichtlich führte die Versendung von mehrminütigen Video-Trailern, die der Ingenieur außer an das Deutsche Archäologische Institut auch an seine Sponsoren geschickt hatte, zu seinem Rausschmiß. Denn es ist eine politische Tatsache, daß alle in Ägypten gemachten Entdekkungen zuerst durch die ägyptische Presse mitgeteilt werden müssen. So unterschreibt beispielsweise jede Institution, die in Ägypten Ausgrabungen durchführen möchte, zuerst einen Vertrag, der alle Rechte zur Erstveröffentlichung potentieller Entdeckungen den Interessant zu erwähnen ist die Tatsache, daß man im Sechemchet-Komplex den Namen des mutmaßlichen Baumeisters des „ersten Steinbaus der Welt", Imhotep, fand. Dies läßt auf folgendes schließen: Imhotep überlebte Pharao Djoser und plante ebenfalls Sechemchets Bau. Ein echtes Rätsel ist die Tatsache, daß Imhoteps Name auch noch in der Mastaba des letzten Königs der 2. Dynastie auftaucht, und wenn wir nicht davon ausgehen wollen, alle vier Pharaonen vom letzen der 2. Dynastie bis zum 3. der 3. Dynastie, also Sechemchet, hätten nur sehr kurze Zeit gelebt, muß Imhotep ein sehr beachtliches, schon biblisch zu nennendes Alter erreicht haben (insgesamt wohl weit über 100 Jahre!). Vielleicht ist dies ein Mitgrund für seine spätere Vergöttlichung, aber dies sei nur am Rande erwähnt. Imhotep, der „erste Baumeister der Welt". ARCHÄOLOGIE senschaftsautoren von Interesse sein sollte. Denn es gibt Bautechniken, Kunstfertigkeiten und weitere Phänomene, die der ägyptologischen Sichtweise vom technischen Können der alten Ägypter zuwiderläuft. Aber diese sind leider kaum bekannt. Und so soll dieser Aufsatz gleichzeitig über die „mafiaartigen Strukturen" mancher sogenannter Wissenschaftsorganisationen und über diese Geheimnisse aufklären. Fall Nr. 1: Die Pyramide des Sechemchet Sechemchet („mächtig an Pharao Gestalt") war wahrscheinlich der Nachfolger des berühmten Djoser und wird heute als 3. König der 3. Dynastie angesehen. Eigentlich wissen wir kaum etwas über diesen Herrscher und im maßgebenden „Lexikon der Pharaonen" von Thomas Schneider ist lediglich sein Name erwähnt. Hier wird er mit „Djoser-Teti" gleichgesetzt. Etwas mehr erfährt man da schon in dem Buch von Peter A. Clayton „Die Pharaonen". Aus dem Wadi Maghara auf dem Sinai ist eine Inschrift von ihm entdeckt worden, die von kriegerischen Handlungen mit den „bedu" berichten. Heute geht man davon aus, dieser König hätte sechs Jahre regiert (nach Clayton 26492643; nach Schneider um 2700-2695; nach von Beckerath entweder um 2670 oder 2620 Amtsantritt). Genau so unsicher wie seine Regierungszeit ist Sechemchets Regierungsdauer, die in der Liste von Saqqara überhaupt nicht angegeben ist, im Turin-Papyrus mit sechs, bei Manethos jedoch mit sieben Jahren. Auch über den Namen des Pharaos herrscht keine absolute Sicherheit. Erstens sind zwei offizielle Namen, nämlich Sechemchet und Djoser-Teti (Saqqara-Liste) bekannt. Doch gibt es gerade für den zweiten Namen auch die Varianten „Djoserti" (Pap. Turin) oder auch nur „Teti" (Liste von Abydos). Von Beckerath erklärt diese als sogenannte Verderbnisse, also Verschreibungen der späteren Überlieferer. Dies ist eine übliche ägyptologische Erklärung für Ungereimtheiten aller Art. Die Stufenpyramide des Sechemchet wurde 1951 entdeckt. Um die Entdeckung der Pyramide sowie um den Entdecker Zakarija Goneim ranken sich recht seltsame, tragische und „mafios geplant" zu nennende Ereignisse. Zuerst aber ein paar einleitende Worte über die Pyramide: Der Grabbezirk ist nach Stadelmann mit l l ° Abweichung von Norden wesentlich ungenauer ausgerichtet als der Vorgängerkomplex des Djoser, des zweiten Pharao der 3. Dynastie. Ein Mauerzingel, ursprünglich ca. 500 x 348 Ellen (l Elle ca. 0,524 m) war kleiner geplant als Djosers Grabbezirk und umgab ursprünglich eine quadratische Stufenpyramide, die bei etwa 230 Ellen Seitenlänge und einem Winkel von ungefähr 72° wahrscheinlich sieben Stufen erhalten sollte und, wenn sie fertig geworden wäre, etwa 140 Ellen hoch geworden wäre. Wahrscheinlich aufgrund der kurzen Regierungszeit des Sechemchet wurden aber nur um die acht Meter des Baus fertiggestellt. Die Grabkammer sowie die sie umgebenden in U-Form angelegten Magazine blieben ebenfalls im Rohbau stecken. Der Mauerzingel wurde allerdings mindestens einmal erheblich erweitert und sollte so wohl der Pyramide des berühmten Vorgängers ähnlicher werden. Nach der Entdeckung des Grabes ruhte die Ausgrabung, bis Goneim sie Mitte der 50er Jahre fortsetzen konnte. Der Komplex ist, ähnlich wie die CheopsPyramide, auf einem denkbar ungünstigen Gelände errichtet. Das Terrain war so uneben, daß die Erbauer teilweise bis zu zehn Meter hohe Terrassen bauen mußten. Hierfür wurden mehrere Theorien vorgebracht. Rainer Stadelmann z.B. schreibt: „Der Grund kann nur gewesen sein, daß das gesamte Gebiet mit den besseren Plätzen im Osten durch die großen Königsmastabas der 2. Dynastie, den Djoserbezirk im Norden und die beiden großen Grabzingel im Westen, schon besetzt war[...]". Dem könnte man zustimmen, wenn Miroslav Verner nicht auf einige weitere Ungereimtheiten hingewiesen hätte, die gegen diese These sprechen Der polnische Archäologe erwähnt nämlich, die Pyra- Man muß leider erwähnen, daß die Diffamierung gegen Arthur Muses sehr gut funktionierte. So führt keines der sogenannten Standard-Pyramidenwerke der letzten Jahre, weder Mark Lehner (1997), noch Miroslav Verner (1998), Rainer Stadelmann (3. Aufl. 1997), Dieter Arnold (2000) oder Alberto Siliotti (2001!) den Namen Charles Arthur Muses im Zusammenhang mit der Pyramide des Ameny Qemau auf. Nur Verner schreibt einmal vage von einer „amerikanischen Expedition". Doch bekam Muses seine späte Genugtuung. Der Archäologe Dr. Aidan Dodson, der um die Verleumdungs- und Vertuschungsaktionen der Ägypter nicht wußte, hatte später einen Artikel nach Zeitungsberichten über die Entdeckung der Ameny-Qemau-Pyramide geschrieben. Er dachte, Dr. Muses sei tot, so mußte er auf diese Art vorgehen. Als er aber um die wahren, hier geschilderten Umstände der ägyptischen „Mafialobby" erfuhr, schrieb er am 15.2.1998 dem Forschungsassistenten des diffamierten Amerikaners einen Brief: „Ich stimme vollen Herzens mit dem Wunsch von Dr. Muses überein, der Gelehrtenwelt die vollständigen Informationen über Ameny-Qemau vorzulegen und freue mich, dabei behilflich sein zu können." Und entschuldigend weiter: „Da ich keine anderen Quellen (die waren ja gestohlen worden, Anm. von mir) ausfindig machen konnte, mußte ich mich bei meiner geschichtlichen' Arbeit sehr auf Presseartikel verlassen - die ich nicht als ideale Quelle ansehe. Ich freue mich, daß ich nun Kontakt aufnehmen konnte und Informationen aus erster Hand erhalte." War das Areal der Cheopspyramide schon vor deren Bau als Nekropole genutzt worden? MAGAZIN 2000plus/ Nr. 210 17 D I E ARCHÄOLOGEN-MAFIA Für die alten Ägypter war Henoch der Erbauer der Pyramide. Henoch verfaß-te über dreihundert Bücher. Die vertraute dieser seinem Sohn Methusalem an, damit er sie den kommenden Geschlechtern dieser Welt übergebe. Keines dieser Bücher kam bislang in die Öffentlichkeint. Liegen sie vielleicht seit Jahrtausenden wohlbehütet in luftdichten Kammern der Großen Pyramide? Finden wir dort die Antworten auf unsere Fragen nach dem Jüngsten Tag und der Wiederkunft der Götter? Und versucht jemand, dieses Geheimnis der Weltöffentlichkeit vorzuenthalten? (aus „Die große Verschaukelung" Erich v. Däniken) Zahl Hawass darf derzeit als Usurpator ägyptologischer Entdeckungen auf dem Gizeh-Plateau Nr. 1 gelten. Der Archäologe Professor Dr. Rainer Stadelmann gilt als „Erfinder" der Dreikammer-- mide sei vom Niltal aus kaum zu sehen gewesen sei. So sieht er eine mögliche Begründung der Geländewahl in der Tatsache der frühdynastischen Bebauung des Terrains mit Gräbern der 2. Dynastie. Ältere Königsgräber könnten eine besondere kultische Rolle für die nachfolgenden Pharaonen gespielt haben. Ferner ist das Gelände bis heute nicht eingehend erforscht. Wie bei der Cheops-Pyramide könnte man also auch noch eine wesentlich frühere Benutzung des Gebietes als Nekropole vermuten. Weitere Ausgrabungen müßten diese Theorie allerdings verifizieren. Zwischenspiel: Kunst und Kunstwerke in der Sechemchet-Pyramide as zweite Rätsel rankt sich um einen Schatz, der von Goneim entdeckt wurde, denn dieser wurde zweifellos aus der Grabausstattung entfernt, aber dann doch nicht entwendet. Es wurden über 700 Gefäße, 21 Armreifen, kleine Muscheln und mit Goldfolie überzogene Fayencekorallen, eine muschelförmigen Schminkdose aus Gold und Perlen und ein Kleidertäfelchen mit dem Namen einer Königin Djesernebtianchtj entdeckt. Rätselhaft ist hier die Tatsache, daß man bereits in der prädynastischen Zeit extrem dünne Goldfolienüberzüge sowie die Goldgranulation kannte. Diese Techniken dürften allerdings nach der Theorie einer industriellen Evolution gar nicht existiert haben! Diverse, schier unglaubliche Kunstwerke werden u.a. von Hans Wolfgang Müller und Eberhard Thiem in ihrem bekannten Buch „Die Schätze der Pharaonen" gezeigt. Illig/Löhner, deren Chronologie ich zwar in keinem Fall folgen möchte, deren Untersuchung über die Goldverarbeitung sich aber ausschließlich an das Standardwerk „Die Granulation. Geschichte und Technik D Theorie Der deutsche Ingenieur und Erfinder des kleinen Roboters „UPUAUT" , Rudolf Gantenbrink 18 MAGAZIN 2000p/us/ Nr. 210 einer alten Goldschmiedekunst" von Jochen Wolters hält, beschreiben die schwierigen Vorgänge dieser Technik, die kaum zufällig entdeckt worden sein kann. Aber auch die Fayenceherstellung ist sehr speziell. Malachit und natronhaltiger Wüstensand müssen sich am offenen Herdfeuer zu Kupferoxid, Natron und Quarzsand verbinden und zu einer Glasur schmelzen. Die sogenannte „Ägyptische Fayence" braucht gar noch mehr: „Sie besteht aus kalkhaltigem Wüstensand, Kupferverbindungen als Farbgeber sowie Natron, einem Bindemittel und Wasser als Zusätzen". Diese komplizierten Vorgänge können für die Autoren nur Zufallswerk sein. Man muß sich allerdings die Frage stellen, wie all diese Ingredienzien zufällig zusammenkommen können. Vor allem: Was hat Wasser und Bindemittel auf einem Herdfeuer zu suchen? Bei Goldarbeiten muß bedacht werden: Gold hat eine Schmelztemperatur von 1065 Grad, die mit einem Lehmofen erst einmal erzielt sein wollen. Es ist nicht gerade leicht, einen Überzug, wie bei unserer muschelförmigen Golddose genannt, herzustellen. Denn dieser ist extrem dünn. So schreiben Müller/ Thiem auch zur künstlerischen Entwikklung der frühen ägyptischen Kunst: „Bilder des afrikanischen Großwilds, auf kunstvoll geschnitzten Messergriffen aus Elfenbein oder in Goldblech getrieben, treten unter den Funden aus Oberägypten plötzlich und in bis dahin unbekannter künstlerischer Qualität auf." Als drittes „echtes" Rätsel möchte ich den Alabaster-Sarkophag anführen, der in Sechemchets Pyramide von Goneim gefunden wurde. Dieser ist aus einem Stück gefertigt und verfügte über eine verschiebbare Stirnwand als Öffnung. Er war, wie Verner schreibt, „mit einer perfekt polierten Oberfläche" versehen und in dieser Bauweise ohne Vorbild. Rätselhaft an diesem Kunstwerk ist nun die Tatsache, daß es sich um einen perfekt ausgehöhlten Quader handelt, der nur von der Stirnseite her zugänglich war. Wie kamen die Handwerker in die untersten Ecken, wie polierten sie diese? An anderer Stelle konnte ich mit Hilfe des Chemikers Dr. Ernst aus Leverkusen für den Granitsarkophag des Cheops eine Bauzeit von über elf Jahren bei einer Anzahl von acht Bohrfachkräften errechnen. Zwar war Sechemchets Sarkophag nicht aus Granit, sondern aus dem wesentlich weicheren Alabaster, aber die Bauweise war dafür um so komplizierter. Bei der wahrscheinlich recht kurzen Lebensdauer des Pharaos erscheint die Frage berechtigt, wie der Sarkophag rechtzeitig fertig werden konnte. ARCHÄOLOGIE Für wie einfältig vereinzelte Wissenschaftler die Öffentlichkeit halten und wie sehr die Medienmeinung manipuliert wird, zeigte sich in den vergangenen Jahren am Beispiel der Cheopspyramide. Dort kam es am 22. März 1993, exakt um 11.05 Uhr, zu einer Sensation ersten Ranges. Das Unerwartete, Undenkbare, für alle klassischen Ägyptologen Unfaßbare und Unmögliche war eingetreten. Keine Bombe hätte verheerender ins Weltbild der Ägyptologie einschlagen können. Doch die Erschütterungen wurden abgedämpft, kanalisiert, verharmlost und eine höchstwahrscheinlich noch größere Sensation - das Ereignis der Jahrtausende, vergleichbar mit der Entdeckung einer außerirdischer Intelligenz - wurde abgeblockt. (aus „Die große Verschaukelung", Erich v. Däniken) Machenschaften einer mächtigen Lobby ach der erfolglosen Öffnung des Sechemchet-Sarges schlug eine Welle der Enttäuschung hoch. Aber auch Schadenfreude, an der die mächtige Lobby um Selim Hassan, Vorsitzender eines „Expertenkommitees" in der Zeit um 1957, nicht unbeteiligt war, mischte sich unter die Stimmen der Entrüstung. Während vor allem im Ausland Goneims Fund auch ohne Pharaonenmumie als Sensation angesehen wurde - immerhin wurde der Ägyptologe in die Vereinigten Staaten zu einer Vortragsreise eingeladen und schrieb ein sehr erfolgreiches Buch über seinen Fund bereiteten seine ägyptischen Kollegen Goneims Untergang vor. Nach der Rückkehr aus den USA bezichtigte man den erfolgreichen Fachmann des Denkmalraubes und -Schmuggels. Man beschuldigte ihn, ein wertvolles Gefäß, welches die Archäologen Quibell und Lauer Jahrzehnte vorher entdeckt hatten, verkauft zu haben. Es gab keine Beweise. Verner schreibt, es hätte nur „Vermutungen und Verleumdungen" gegeben. Diese mächtige Lobby von der hier die Rede ist, hatte sich um den ägyptischen Archäologen Selim Hassan, einen fremdenfeindlichen und von Berufsneid zerfressenen Menschen gebildet. Auch in den weiter unten geschilderten Fall war Hassan maßgeblich verwickelt. So bezeichnete selbst der ehemalige Direktor der ägyptischen Altertumsforschung und des Kairoer Museums Etienne Drioton (1889 - 1961), der immerhin ordinierter Priester war, Hassan in einem Brief als „cette crapule" N O (diesen Lump). Und Dr. Muses Anwalt, der ehemalige Innenminister Ägyptens, Hassan El-Aroussy, schrieb öffentlich: „Die (ägyptische) Regierung besitzt verheerende Berichte über diese Männer, hat aber beschlossen, sie nicht zu veröffentlichen, um den allgemeinen Respekt vor diesem Berufsstand nicht zu gefährden." Wie dem auch sei: Auf jeden Fall konnten Hassan „und seine Clique von Speichellekkern" ihre Machenschaften treiben und schikanierten Goneim aus Berufsneid in der oben geschilderten Weise. Goneims Freund, der berühmte (2001 verstorbene) Ägyptologe J. P. Lauer begab sich zwar schließlich ins Kairoer Museum: „Es sah nach einem bösen Scherz aus, als Lauer das Gefäß nach geduldigem Forschen tatsächlich in der Ecke eines Depositoriums fand", erzählt Verner weiter. Doch es war zu spät! Vor Gram und Enttäuschung über die Anschuldigungen war Zakarija Goneim in den Nil gesprungen und hatte sich ertränkt! Daß es sich hier keineswegs um „einen bösen Scherz", sondern um eine ausgemachte Intrige handelte, beweist die Sonderausgabe der Zeitschrift „Kernet": „Die Königspyramide des Ameny-Qemau. Die unveröffentlichte Geschichte ihrer Entdeckung", von Charles Arthur Muses, mit einem besonderen Bericht der Nichte des berühmten Archäologen Gustave Jequier. Aus diesem Werk wurde oben bereits mehrfach zitiert. Dem deutschen Ingenieur Rudolf Gantenbrink, geboren am 24 Dezember 1950 in Menden, war ein Geniestreich gelungen. Ein kleiner, technisch höchst raffinierter Roboter erreichte nach einer 60-Meter-Strecke in einem bislang unbekannten Schacht der Cheopspyramide eine Türe mit zwei Metallbeschlägen. Zwei Wochen lang war der Roboter durch den schmalen Schacht gerattert, immer wieder mußten Hindernisse umfahren werden. Mehrmals wurde der Roboter über elektrische Spezialkabel an den Ausgangspunkt zurückbeordert. Dort wurden kleine Veränderungen am technischen Wunderwerk vollbracht, und erneut startete die Minimaschine in den jahrtausendealten Schacht. Gantenbrinks Roboter ist ist ein 6 Kilogramm schweres Raupenfahrzeug von nur 37 cm Länge. Angetrieben wird das technische Mirakel von sieben unabhängigen Elektromotoren, deren Mikroprozessoren ferngesteuert werden. An der Vorderseite befinden sich zwei kleine Halogenscheinwerfer sowie eine schwenk- und kippbare Minivideokamera des Typs Sony CCD. Alle entscheidenden Ideen zur Entwikklung dieser einzigartigen Apperatur stammen von Rudolf Gantenbrink. In monatelanger feinmechanischer Präzisionsarbeit hatte er das Spezialfahrzeug eingenhändig zusammengebaut. Unsagbar viel Arbeitszeit, Schweiß und über 400.000 DM sind von ihm in die Konstruktion dieses feinmechanischen Meisterstücks investiert worden. O Das Ägyptische Museum in Berlin Fall Nr. 2: Die Pyramide des Ameny Qemau grub 1957 in Ägypten und Muses stellte Prof. Sami Gabra ein, um dem seinerzeit arbeitslosen Ägyptologen einen Gefallen zu tun. Niemand konnte ahnen, daß der Amerikaner, der von der Falcon's Wing Press gesponsert wurde, eine Mastaba und die erste Königspyramide seit über 40 Jahren entdecken sollte. Gabra war nicht nur von Ehrgeiz zerfressen, sondern obendrein nicht sehr arbeitsfreudig. Er verpaßte beide Entdeckungen, weil er ständig dem Ausgrabungsort und somit seiner Arbeit fernblieb. Gabra versuchte aus Wut über seine eigene Unzulänglichkeit Muses zu diffamieren mit dem Ziel, den Fund für sich selbst zu vereinnahmen. Ähnlich ging vor kurzem Zahi Hawass vor, der behauptete, der von Gantenbrink entdeckte Verschlußstein sei sein Verdienst. Gabra bildete schließlich mit Selim Hassan ein Art Allianz. Was dann geschah, gibt im oben genannten Bericht nicht nur Muses, sondern auch Christiane de Montet, Nichte von Gustave Jequier, wieder, die damals unfreiwillig Zeugin der Vorfälle wurde. Bevor ich mich dem ausführlichen Bericht von Frau Montet zuwende, lasse ich hier erst einmal den Entdecker selbst zu Wort kommen: „[...] Um so bedauerlicher ist es, daß die Entdeckung von Ameny-Qemau durch konzertierte Bemühungen einer in sich geschlossenen Gruppe, deren Absicht, sie nicht im 1 9 D I E ARCHAOLOGEN-MAFIA handele sich um einen völlig unwesentlichen und übertrieben hochgeputschten Fund, deshalb sei dieser Aufwand nicht gerechtfertigt. Gantenbrink in einem Interview: „Wir haben 1992 eine Lüftungsanlage in diese Pyramide eingebaut, haben die oberen Schächte mit einer Videokamera untersucht und haben auch nach möglichen Auslässen der unteren Schächte geschaut. Dabei stellten wir bereits 1992 definitiv fest, daß diese Schächte irgendwo enden. Dabei blieb natürlich die Frage offen: Wo und wie enden die unteren Schächte? Das war der Ausgangspunkt der ganzen Untersuchung. Das Folgeprojekt nannten wir „Upuaut2", und diesen Namen muß man natürlich erklären. Wir tauften den Roboter Upuaut, und dies war eine Idee von Professor Stadelmann. Upuaut ist nämlich ein altägyptischer Gott, der heißt übersetzt etwa .Öffner der Wege' " archäologischen Register erscheinen zu lassen, fast gelungen wäre. Obwohl der Traum Wirklichkeit geworden war, gibt es in der Wirklichkeit soziopolitische Machtgruppen, mit denen man rechnen muß, in Ägypten genauso wie überall sonst auch, wie auch Rudolf Gantenbrink bei seinem brillanten Roboterprojekt in der Großen Pyramide in den 90er Jahren erfahren mußte [...] Eines der Ziele dieser Seiten ist es, die Öffentlichkeit mit einem Bericht bekannt zu machen, der beinahe zusammen mit den gestohlenen und zerstörten Grabungsnotizen, den Photographien und Aufzeichnungen in Vergessenheit geraten wäre [...]." (Dasselbe Ziel verfolgt übrigens heute der vor Ihnen liegende Artikel). Tatsächlich hat der Archäologe allen Grund zu diesen Ausführungen. Denn ähnlich wie Z. Goneim, wurde auch der Amerikaner angeklagt, allerdings wegen Spionage für Israel. In einer Zeit, kurz nach den Auseinandersetzungen um den Suez-Kanal, eine hochbrisante Sache. Die eigentliche Anklage stammte von einer „Mdme. Marie MR", damalige Geliebte des Kairoer Geheimpolizeichefs, bekannte KGB-Agentin und Bekannte von Selim Hassan! So kam eine beispiellose Hetz- und Vertuschungskampagne in Gang. Muses wurde zwar offiziell von der Anklage freigesprochen, aber in der Zwischenzeit hatte Hassan alles versucht, den Fund der Ameny-Qemau-Pyramide zu sabotieren, später auch zu usurpieren. Schon von Anfang an versuchte der ägyptische Beamte, die Grabungslizenz zu verhindern, die der Amerikaner dann aber von Zaki Youssef Saad (gest. 1982) erhielt. Als alles nicht half, auch die Anklage nicht, versuchte man den Ausgrabungssponsor, die Falcon's Wing Press, zu dif- 20 MAGAZIN 2000p/us / Nr. 210 2. Zwischenspiel: Die Rätsel um Ameny-Qemau und seiner Pyramide er aber war nun Ameny-Qemau und warum ist seine Pyramide so wichtig? Wie wir sehen werden, sind dies Fragen, die jeden an der alternativen Archäologie Interessierten auf den Plan rufen sollten, egal, ob man nun an Chronologie oder archäologischen Rätseln interessiert ist. Sie ist die einzige Pyramide dieser späten Phase des Mittleren Reiches, die wir unmittelbar einem Pharao zuordnen können. Es gibt zwei Lesarten: die erste ist Ameny-Qemau, was man nach Muses mit „Amun ist an der Spitze" für Ameny als Kurzform von Amen-em-het und „der, der erschafft" für Qemau übersetzen kann. Manche möchten „Qemau" auch mit „Worfler" übersetzen, was man als Beleg für Amenys niedere Herkunft sieht. Auch dies ist allerdings wahrscheinlich nur ein weiterer Versuch, den bedeutenden Fund herunterzuspielen. Die zweite Lesart ist Ameny-Amu, wobei das Wort „Amu" mit „Asiate" übersetzt wird. Als Thronnamen nennt Charles Arthur Muses „Se-hotep-ib-Re", was soviel wie „der Freude in Res Herz gibt" oder „der Frieden in das Herz Res gibt" bedeutet. Für Thomas Schneider scheinen diese beiden Namen allerdings nicht zusammenzugehören, denn er W famieren. Dies nützte auch nichts, und so brach man schließlich in Muses Haus in Kairo während seiner Abwesenheit ein. Man raubte alle Papiere, Fotografien, den Mietvertrag sowie die äußerst wichtigen Reste dreier der vier in der Grabkammer entdecken Kanopenkrüge, die den Namen des Pharaos enthielten. Informationen zufolge liegen diese heute im Kairoer Museum. Die Besichtigung zur Auswertung wurde bis heute allen ausländischen Antragstellern verweigert! Allerdings hatte der amerikanische Archäologe das Recht, Fragmente zum Zweck der Verifikation woandershin mitzunehmen, wie Mdme. de Montet erläutert. Dies wußte auch Hassan, und so verbreitete er die Ente an die Presse, Muses hätte die Krugfragmente ohne Umschlag und Notiz in seiner Regenmanteltasche aufbewahrt, wo sie auch tatsächlich gefunden wurden, ohne daß der Entdecker sie dort hineingesteckt hatte. Schuld war sein ägyptischer Gehilfe, der in Wirklichkeit im Dienst des „Expertenkomitees" stand. Einige Zeit vorher hatte er für Charles Muses ein Auto erstanden, auf dessen Kosten natürlich, dieses aber auf seinen Namen eintragen lassen, so daß dem Amerikaner der Wagen praktisch vor der Nase weggestohlen wurde. Der Fall verschärfte sich schließlich weiter, als die USA Hilfe beim Bau des Nasser-Stausees ablehnte und Nasser sich an die Sowjets wandte. Von diesem Zeitpunkt an waren nicht nur die Franzosen und Engländer, die an den Verwicklungen um den Suez-Kanal beteiligt gewesen waren, sondern auch die Amerikaner nicht mehr gern in Ägypten gesehen. Journalisten wurde der Zutritt zur Pyramide des Ameny-Qemau verweigert, aber auch unabhängige Pressefotografen und Wissenschaftler wurden mit der Begründung abgewiesen, es Die große Pyramide enthält drei Kammern, und nach Professor Dr. Rainer Stadelmanns Einschätzung trifft dies auf alle ägyptischen Pyramiden zu. Stadelmann gilt als „Erfinder" der Dreikammertheorie. Die obere nennt man großzügig „Königskammer", obwohl nie eine Mumie darin gefunden wurde, und die untere etwas kleinere Kammer, heißt dementsprechend „Königinnenkammer". Von der oberen Kammer führen zwei Schächte schräg nach oben. In der Literatur heißen sie Luftschächte. Genau dort hinein montierte Rudolf Gantenbrink sein Lüftungssystem. ARCHÄOLOGIE führt sie in seinem „Lexikon der Pharaonen" getrennt auf S. 71 und S. 259 auf. Ähnlich wie schon bei Sechemchet ist man sich über die Regierungszeit und dauer nicht einig. Während Schneider für Sehotep-ib-Re nur ein Regierungsjahr ansetzt (1743-1742), setzt Jürgen von Beckerath nach dem Turiner Königspapyrus neun Regierungsjahre an und nennt kein konkretes Antrittsdatum. Ungewohnte Einigkeit besteht allerdings darin, daß Ameny-Qemau Sehotep-ib-Re der 8. - einer von etwa 50 Herrschern der 13. Dynastie war. Aber auch baulich hat das Bauwerk einiges zu bieten. Die Pyramide liegt etwa 15 Meilen südlich von Saqqara in Dashur. Sie befindet sich auf einem quadratischen Gelände und mißt 100 Ellen je Seite und muß etwa 44 Meter hoch gewesen sein, obwohl die Werte in der Literatur hier leicht differieren. Wie bei einigen anderen Pyramiden des späten Mittleren Reichs ist die Grabkammer aus einem einzigen Block aus Granit gehauen. Es gibt Vertiefungen für den Sarkophag und die Kanopen. Eine ähnliche Bauweise haben nur die zweite Pyramide Amenemhets III. und die Pyramiden des Chendjer und von Mazghuna. Auch das Verschlußsystem ist von besonderem Interesse. Das Dach der Grabkammer bestand aus einem hochliegenden Granitblock, der mittels Sand herabgelassen werden konnte und die Pyramide so hermetisch verschloß. Man fragt sich: Wie haben die Ägypter aus einem riesigen Granitblock eine ganze Grabkammer herausschneiden können? Vor allem wenn man bedenkt: Die Pyramide von Mazghuna ist unvollständig, Chendjer hat nur um die sechs oder sieben Jahre gelebt, und von Ameny Qemau ist die Regierungsdauer nach von Beckerath neun, nach Schneider sogar nur ein Jahr! Das ist wohl das große Rätsel des Mittleren Reichs. geblich verwickelt waren. Prunkstück der erwähnten Ausstellung „Das Geheimnis des goldenen Sarges" war die Sargwanne des 1907 im sogenannten KV 55 (KV = Kings Valley, Grabnummer 55 im Tal der Könige) entdeckten Sarkophages, der wahrscheinlich niemand anderem als Echnaton selbst gehörte. Dieses aus Gold und Halbedelsteinen gearbeitete Sargunterteil war 1931 aus dem Museum in Kairo gestohlen worden. 1961 tauchte das wertvolle Stück über Umwege auf dem New Yorker Kunstmarkt auf. Es befand sich seit Jahren im Besitz eines Genfer Kunsthändlers. Wildung kaufte nach meinen Recherchen das einwandfrei als gestohlen zu identifizierende Artefakt 1980 von diesem Kunsthändler auf, obwohl er von dessen Herkunft wußte und versteckte es in München, wo er damals als Museumsleiter tätig war. Als herauskam, wo sich die Sargwanne befand, entbrannte ein jahrelanger Streit um das Stück. Wildung weigerte sich beharrlich, das inzwischen restaurierte Artefakt umsonst zurückzugeben. Inzwischen war er in Berlin, und seine Ehefrau hatte (wen wundert's?) seinen Job bekommen. Erst der bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber beendete Mitte den Streit, indem er die Rückgabe anordnete. Allerdings entlieh das Kairoer Museum als Gegenleistung einige seiner wertvollen Artefakte der Amarnazeit, um die mehrfach erwähnte Ausstellung zu ermöglichen. Der Ägyptologe Frank Steinmann von der Universität Leipzig empfand die Pyramidenuntersuchungen als eine regelrechte „Lachnummer", woraufhin dann das ZDF verlauten ließ, seine Sendepartner auf die Vorwürfe gegen die Live-Übertragung unbedingt anzusprechen. Was wurde im Fernsehen den Zuschauern wirklich präsentiert? Neuere Verschwörungen in der Ägyptologie beiden oben geschilderten Fälle Dieliegen lange zurück, könnte man argumentieren. Doch die Vorfälle um Rudolf Gantenbrink und die Öffnung des Versperrblocks in der Großen Pyramide sowie einige andere Fälle aus der Neuzeit zeigen: Mafiamethoden gibt es in der Archäologie auch heute noch. Am 6. Januar 2002 ging in München im Museum Ägyptischer Kunst eine dreimonatige Ausstellung über das Ende der Amarnazeit zu Ende. Diese Ausstellung war der Höhepunkt einer in der Neuzeit beispiellosen Vertuschungsaktion, in die Dietrich Wildung, Leiter der staatlichen Sammlung Berlin und seine Ehefrau Silvia Schoske maß- Querschnittskizze mit Vermessung (KE = Königselle) Der Direktor des Ägyptischen Museums in Berlin, Professor Dietrich Wildung, kommentierte die Fernsehbilder des Weltwunders am 22. März 1993 auf folgende Weise: „Die Zuschauer wurden an der Nase herumgeführt, weil es sich bei den Fernsehbildern überhaupt nicht um eine Live-Übertragung handelte. Bereits Tage zuvor nahm das Forschungsteam seine Untersuchungen vor und wiederholte diese lediglich bei der Fernsehübertragung. Im Grunde genommen sind wir alle getäuscht worden!" Überdies sagte Wildung, daß die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus dieser Aktion nur minimal seien. Die Erkundung des Inneren der Pyramide mit einer Minikamera sei genauso abgelaufen, wie Fachleute zuvor vermutet hätten: Aufgetaucht sei nur ein „stinknormaler Kalksteinblock, der den Rest des sicher unvollendeten Ganges blockiert". Vor etwa zwei Monaten berichtete das ZDF dann erneut von einem äußerst unfairen Vorgehen Frau Schoskes. Ein kleines fränkisches Museum besaß den Steinblock einer Mastaba, die heute komplett in New York steht. Das Metropolitan Museum wollte natürlich diesen fehlenden Stein haben, verfügte er doch über wichtige Reliefs und konnte das Prunkstück des Museums endlich komplettieren. New York bot dem kleinen Museum als Gegenleistung einen wertvollen Pharaonenkopf an, der aber aus Versehen nach München kam. Dort konfiszierte Frau Schoske (schon wieder der Name Schoske ?!) ihn nun und weigerte sich, ihn an das fränkische Museum zurückzugeben, es sei denn, sie bekäme ein gleich wertvolles Stück im Austausch, was die kleine Institution allerdings nicht besaß. Frau Schoske verlangte also eine Gegenleistung für D I E ARCHÄOLOGEN-MAFIA ein Artefakt, das gar nicht nach München gehörte, sondern nur rein zufällig dort gelandet war. So geht man heute in deutschen Archäologenkreisen vor, wenn man sein Museum berühmt machen möchte. München hat nämlich für die bayrische Landeshauptstadt eine recht kleine und fast schon enttäuschend zu nennende Sammlung, die Frau Schoske unbedingt unter ihrer Führung zu einer der angesehensten in der BRD umgestalten möchte. Der aktuellste Fall ereignete sich in der Nacht vom 16. auf dem 17.9.02., in der sogenannten „Nacht der Pyramiden". Zahi Hawass hatte mit National Geographie eingefädelt, diese Institution dürfe die „Gantenbrink-Tür" öffnen und dies live übertragen. Wie bekannt, sahen Menschen in 142 Ländern das letztlich enttäuschende Event. Was viele Menschen nicht wissen ist, daß Zahi Hawass für die National Geographie Society als archäologischer Berater tätig ist, wie in jeder National Geographie im Impressum nachlesbar ist. Aber wer liest schon das Impressum einer renommierten Zeitschrift wie der „National Geographie"? Könnte hier eine Art von „Vetternwirtschaft" vermutet werden? Es scheint so! Gantenbrink hatte in den letzten neun Jahren über 400.000 DM in die Fortführung des Projektes „Upuaut 2" investiert und noch im Jahr 2000 bot Zahi Hawass Gantenbrink im ZDF die Weiterführung des Projektes an. Das Ergebnis dieses Versprechens ist ja weitläufig bekannt. Entsprechend groß war Rudolf Gantenbrinks Enttäuschung, der sich das Ereignis nach seinen Angaben trotzdem im Fernsehen ansah. Schlichtweg muß man sagen: Gantenbrink ist sowohl von Hawass, als auch gewissen deutschen Archäologen des DAI um seinen verdienten Ruhm betrogen worden! Aber auch die Öffnung zumindest des Sarkophages lief nicht korrekt ab. Der Sarkophag muß bereits vor der Sendung geöffnet worden sein, denn Zahi Hawass verplapperte sich dumm beim Einstieg in die Grabkammer des angeblich 4500 Jahre alten Grabes. Er sagte nämlich, und ich zitiere wörtlich aus der Sendung: „Wir haben bereits ein Skelett gefunden", auf die Frage des amerikanischen Reporters, welche Funde wohl zu erwarten seien. Zahi Hawass darf derzeit als Usurpator ägyptologischer Entdeckungen auf dem Gizeh-Plateau Nr. l gelten. Er schrieb sich die Entdeckung des sogenannten Osirisgrabes genauso zu (wahrer Entdeckungstermin 1925) wie die Untertunnelung des Sphinx-Gebietes (wahre Entdecker: Ein von der CayceStiftung finanziertes Team) oder die „Gantenbrink-Tür". Die Ausgrabungen in der Oase Baharia verleibte er sich ge- 22 MAGAZIN 2000plus/Nr. 210 nauso ein, wie die von Mark Lehner entdeckten Arbeiterunterkünfte. Diese Beispiele zeigen deutlich: Die Ägyptologie ist ein mächtiges Geldgeschäft und Lug, Betrug und Verschleierung scheinen sich für manche „Forscher" offensichtlich zu lohnen. Anders sind die hier dargelegten und bestmöglich recherchierten Fakten nicht zu deuten. Neid, Mißgunst, Geheimniskrämerei und Vertu- Querschnittzeichnung der Pyramide schung scheinen bei einigen Wissenschaftlern damals wie heute an der Tagesordnung zu sein. Literatur: (Gott sei Dank gibt es auch heute noch Schneider, Thomas: Lexikon der Pharaonen, Artemis und Winkler, Düsseldorf/Zürich 1997 zahlreiche ehrliche Vertreter der (2. Aufl.) akademischen Zünfte, von denen ich Clayton, Peter. A.: Die Pharaonen, viele brieflich und persönlich Bechtermünz, Augsburg 1998 Verner, Miroslav: Die Pyramiden, rororo, Hamburg 1999 Lehner, Mark: Geheimnis der Pyramiden, Orbis-Verlag, Düsseldorf 1997 Stadelmann, Rainer: Die Ägyptischen Pyramiden, Kulturgeschichte der antiken Welt Bd. 30, Ph. V. Zabern, Mainz 1997 (3. Aufl.) Müller, Hans Wolfgang, Thiem, Eberhard: Die Schätze der Pharaonen, Battenbert, o.J. Lauer, J. P.: Die Königsgräber von Memphis, Lübbe, Berg. Galdbach 1988 Sasse, Torsten, Haase Michael: Im Schatten der Pyramiden: Econ, Düsseldorf 1997 von Beckerath, Jürgen: Chronologie des pharaonischen Ägypten, MAS Bd. 46, Ph. V. Zabern 1997 Siliotti, Alberto: Pyramiden, Pharaonengräber des Alten und Mittleren Reichs, Karl Müller Verlag, Erlangen o. J. Arnold, Dieter: Lexikon der ägyptischen Baukunst, Albatros, Düsseldorf 2000 div.: Das Geheimnis des goldenen Sarges. Ausstellungskatalog zur gleichnamigen Der Roboter „Upuaut2" ist nicht mehr zum Einsatz Ausstellung, Lipp-Verlag, 2002 gekommen. kennenlernen durfte). Jeder Wissen schaftler schwört einen Eid auf korrek tes wissenschaftliches Vorgehen. Mu seumsleiter haben einen Bildungsauftrag. Was aber ist von sol chen Schwüren und Aufträgen zu hal ten, wenn der eigentliche Finanzier der archäologischen Arbeit, der Steuerzah ler, Museumsbesucher, Archäologie-Urlauber, Leser und Mitglied des Förder vereins, also wir alle, so offensichtlich an der Nase herumgeführt wird? Wa rum ist man nicht ehrlich, warum gibt man die „echten Rätsel" der Wissen schaft nicht bekannt, räumt nicht ein, daß vieles einfach nicht erklärbar ist? Eine Antwort darauf habe ich nicht, aber in diesem Zusammenhang fällt mir ein alter Bob-Dylan-Song ein: „The answer my friend is blowing in the wind ..." Zeitschriften: Muses, Charles Arthur: Die Königspyramide des Ameny-Qemau. Die unveröffentlichte Geschichte ihrer Entdeckung, Sonderausgabe der Zeitschrift Kernet (Hrg.) o. J Prahl. Reinhard: Rückgabe der verschwundenen Sargwanne aus KV 55, Rundbrief des Freundeskreis Ägyptologie NRW Nr l, 2001 Experimentalägyptologie, Mysteria 3000., Jan.2003 Grenzwissenschaftliche Literatur: Illig, Heribert, Heinsohn, Gunnar: Wann lebten die Pharaonen?, Scarabäus bei Eichborn, Frankfurt/Main 1990