FKZ 07ATF04 (AFO2000) - Mehrphasenprozesse in der polaren Stratosphäre: In situ Messungen und Simulationen (POSTA) Ergebnisbericht 2003 für das Teilprojekt „Aerosolkammeruntersuchungen zum polaren stratosphärischen Aerosol: Einfluss von p,T-Änderungen auf Zusammensetzung und Aggregatzustand der Partikel“ Ottmar Möhler, Olaf Stetzer, Robert Wagner, Ulrich Schurath Institut für Meteorologie und Klimaforschung, Forschungszentrum Karlsruhe Zur Untersuchung der Nukleation von Salpetersäurehydraten unter stratosphärischen Bedingungen wurde die mit trockener Luft befüllte AIDA zunächst auf eine vorher festgelegte Temperatur abgekühlt. Geeignete Temperaturen zum Experimentieren wurden zuvor durch Modellrechnungen ermittelt und zeichnen sich unter anderem durch hohe Übersättigungen bezüglich der Salpetersäurehydrate aus. Anschließend wurde eine Mischung aus Salpetersäure- und Wasserdampf eingeleitet. Beim Einleiten in die kalte AIDA bildet sich durch homogene Nukleation ein Aerosol aus flüssigen, unterkühlten Salpetersäuretröpfchen, deren Zusammensetzung einer polaren Stratosphärenwolke ähnelt. Die Zusammensetzung (zu Beginn ca. 45 gew.-% Salpetersäure) und Gesamtmasse der Tröpfchen wurde aus FTIR-Spektren abgeleitet, die während der Experimente gemessen wurden. Durch den Fluss von Wasser- und Salpetersäuredampf zur Wand nimmt die Gesamtmasse ab, während sich die Zusammensetzung zu höher konzentrierter Salpetersäure verändert. Dadurch steigt auch die Übersättigung bzgl. des Hydrates NAD. Bei einigen Experimenten konnte nach einigen Stunden die Entstehung von festen NAD-Partikeln im FTIR-Spektrum identifiziert werden. T-Matrix-Rechnungen zeigen, dass die NAD-Partikel im Laufe der Zeit zunehmend asphärischer werden. Dies ist die erste Information über die Form von NAD-Partikeln unter stratosphärischen Bedingungen. Synchron zur NAD-Bildung wurde in der mit einem optischen Partikelspektrometer gemessenen Größenverteilung die Entstehung einer zweiten größeren Partikelmode nachgewiesen. Die Zusammensetzung der Partikel wurde zusätzlich mit dem Aerosol-Kompositions-Massenspektrometer des MPI-K HD gemessen. Erste Abschätzungen ergeben, dass die gemessenen Partikel- und Massenkonzentrationen der NADPartikel besser mit dem Mechanismus dem volumenbasierten Nukleationsmechanismus als mit dem von A. Tabazadeh postulierten oberflächenbasierten Mechanismus übereinstimmen. Optische Konstanten von ternären Lösungströpfchen aus Schwefel- und Salpetersäure werden z.B. zur Bestimmung von Aerosolparametern (Zusammensetzung, Masse) aus Fernerkundungs- und Kampagnendaten (z.B. MIPAS-B-Daten unserer Kampagnen-Partnern) benötigt. Daher wurden in der AIDA-Kammer einige Experimente mit ternären Lösungströpfchen unter stratosphärischen Bedingungen durchgeführt. Das ternäre Aerosol wurde durch Hydrolyse von N2O5 (aus der in situ Reaktion von NO2 mit einem großen Überschuss an Ozon) an einem Schwefelsäure-Aerosol hergestellt. Die Spektren wurden mittels Mie-Theorie gefittet, wobei zur Berechnung der Spektren eine kürzlich publizierte Mischungsregel (Norman et al.) verwendet wurde. Als Eingangsdaten dienten optische Konstanten von Niedziela et al. für reine Schwefel- und Salpetersäure. Die Mie-Fits stimmten gut mit den gemessenen Spektren überein. Auch die aus den Fits bestimmten Aerosolparameter stimmten im Rahmen der Fehlergrenzen mit den durch komplementäre Methoden ermittelten Parametern überein.