best of brick08 brick award 2008 Editorial Tonangebende Vielfalt Im Vorjahr konnten wir Ihnen in unserer Broschüre „Best of Brick and Roof 2007“ bereits die Siegerprojekte des Austrian Brick and Roof Awards 2008 präsentieren. Neben den drei Siegerprojekten des österreichischen Wettbewerbs ­wurden von der Jury zusätzlich sieben weitere Projekte ausgewählt, die beim inter­nationalen Brick Award 08 eingereicht wurden. Dieser internationale Ziegelpreis wird alle zwei Jahre von der Wienerberger AG verliehen und zeichnet die besten Ziegelbauprojekte Europas aus. Architekten und Architekturkritiker aus ganz Europa haben insgesamt 255 Projekte ausgewählt, eine internationale Jury hat schlussendlich die Gesamtsieger gekürt. Für die Ausgabe „Best of Brick 2008“ hat die Architekturstiftung Österreich aus der Vielzahl an eingereichten internationalen Ziegelbauten zum Brick Award 2008 neben Siegerprojekten weitere bemerkenswerte Beispiele von gelungener Ziegelarchitektur ausgewählt. Ziel dieser Broschüre ist es vor allem, die große Vielfalt und Bandbreite der Architektur mit dem Baustoff Ziegel Ihnen als Architekten, Bauträger und anderen an Architektur Interessierten zugänglich zu machen. Das gesamte internationale Spektrum wird, wie auch bei den letzten beiden Wettbewerben 2004 und 2006, als Bildband „Brick 08“ im CallweyVerlag erscheinen. Formschönheit und Ästhetik, Funktionalität und Nutzerfreundlichkeit, Zeitlosigkeit und Nachhaltigkeit, diese Werte sind die Kriterien, nach denen zukünftige Generationen unser heutiges „Bau-Schaffen“ beurteilen werden, und Maßstab dafür, ob die Bauten von heute auch für unsere Kinder von Wert und für deren Bedürfnisse nutz- und gestaltbar sein werden. Hohe Energieeffizienz von Gebäuden ist bereits eine Selbstverständlichkeit und Teil des Strebens der späteren Nutzer nach Wirtschaftlichkeit und Behaglichkeit. Der Baustoff Ziegel ist dabei, unabhängig von den zukünftigen Anforderungen an den Energiestandard, eine wichtige Komponente. Insbesonders im Hinblick auf zunehmende sommerliche Überhitzung durch den Klimawandel kommen die Vorzüge dieser Bauweise voll zum Tragen. Ob als Sicht- Ziegelmauerwerk in öffentlichen Gebäuden, als mono­ lithischer Ziegel mit U-Werten ab 0,14 W/m²K im Einfamilienhaus, als statisch hochtragender Schalblockziegel mit integrierter Stahleinlage oder als Ziegelfertigteil im mehrgeschoßigen Wohnbau, die Wandlungs- und Zukunftsfähigkeit des Baustoffs Ziegel ist unbestritten. Wir freuen uns über Ihr Feedback zu diesem Heft und wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen. Mag. Christian Weinhapl Geschäftsführer Verkauf, Marketing und Produkttechnik Wienerberger Ziegelindustrie GmbH Impressum Herausgeber: Wienerberger Ziegelindustrie GmbH, 2332 Hennersdorf Redaktion: Barbara Feller (bf) und Christian Kühn (ck) | Architekturstiftung Österreich Layout: Simon Jappel | ARCHITEKTUR & BAU FORUM Medieninhaber, Verleger & Herstellung: Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbH, 1050 Wien Coverfoto: Ralph Feiner Fotos: Hannes Henz Preisträger Einfamilienhaus, Morcote, Schweiz Architektur Markus Wespi, Jérome de Meuron Architekten BSA AG Standort Morcote, Schweiz Fertigstellung 2003 Nutzung Einfamilienhaus Nutzfläche 162 m² Bauherr privat Ziegelverwendung Sichtziegel, Hintermauerziegel, Tondachziegel Einfamilienhaus, Morcote Der Kanton Tessin vereint italienische Lebensart mit Schweizer Solidität – eine Mischung, die ihn zu einem äußerst begehrten Platz gemacht hat. Dieses Interesse zeigt sich auch in einer Vielzahl – vorwiegend gesichtsloser – Wohn- und Ferienhäuser, die sich in den letzten Dezennien an den oftmals steilen Seeufern und Hängen ausgebreitet haben. An einem dieser privilegierten Orte mit atemberaubendem Blick über den Luganer See fällt das Einfamilienhaus „Kü.“ mit seiner von außen hermetisch wirkenden Gestaltung aus dem Rahmen. Von seiner unmittelbaren Umgebung schottet es sich beinahe ab, um dafür umso spektakulärer den Ausblick auf den See und die gegenüber liegende, schon zu Italien gehörende Ortschaft Porto Ceresio in Szene zu setzen. Der Topografie angepasst, erfolgt die Erschließung über eine das gesamte Haus durchmessende gerade Treppe, die bereits an ihrem Beginn den Blick auf den offenen Dachstuhl, die grünen Hügel und den Himmel öffnet. Auf dem Weg nach oben geht es vorbei an den im ersten Stock angedockten Schlaf- und Nassräumen bis zum spektakulären Raum im Obergeschoß, der Küche, Ess- und Aufenthaltsbereich vereint und dessen reduzierte Möblierung ebenfalls von den Architekten entworfen wurde. Ziegel in unterschiedlicher Anwendung prägen das Haus im Äußeren und Inneren. Unterschiedlich (quer und längs) in den Außenmauern verlegt, geben sie der Fassade eine gewisse Bewegtheit, im Inneren ist das Erscheinungsbild ruhiger und bildet gemeinsam mit den großformatigen Klinkern, die als Boden mit integrierter Heizung verlegt wurden, einen Kosmos in reduzierten Farben. (bf) Weingut Gantenbein, Fläsch, Schweiz Architektur Bearth & Deplazes Architekten (Valentin Bearth, Andrea Deplazes, Daniel Ladner) Fassade Gramazio & Kohler Architektur und Digitale Fabrikation; ETH Zürich Standort Platz 34, Fläsch, Schweiz Fertigstellung 2007 Nutzung Weinkellerei Nutzfläche 1.581 m² Bauherr Martha und Daniel Gantenbein Ziegelverwendung Sichtziegel Weingut Gantenbein, Fläsch Spitzenweine und Stararchitekten passen gut zusammen. Das liegt nicht einfach am Geschmack, den man beiden nachsagt, sondern vor allem an der Chance, einem Wein durch Architektur ein Gesicht zu geben. Denn während eine Flasche Wein im Wesentlichen aussieht wie die andere, gilt das für die Häuser, in denen dieser Wein erzeugt wird, nicht. Und so hat sich in den letzten Jahren ein eigenes Spezialgebiet der Architektur herausgebildet, zu dem Architekten wie Frank O. Gehry, Santiago Calatrava oder Herzog & de Meuron mit spektakulären Projekten beigetragen haben. Auf den ersten Blick scheint das Produktions- und Degustationsgebäude, das die Schweizer Architekten Bearth und Deplazes für das Weingut Gantenbein entworfen haben, diese Konkurrenten allein durch Konzentration aufs Wesentliche ausstechen zu wollen. Eine einfache Stahlbetonskelettkonstruktion umfasst die Gärhalle, darüber sitzt unter einem schlichten Satteldach etwas zurückversetzt der Verkostungsraum. Erst beim genaueren Hinsehen fällt die Ausfachung aus Ziegeln zwischen dem Betonskelett auf. Diese Gitter erzeugen durch eine minimale Verschiebung der Steine ein spezielles Fassadenmuster, das aus der Ferne deutlich das Bild von Weinbeeren ergibt. Die Fassade funktioniert dabei wie ein Bildschirm, dessen Pixel aus einzelnen Ziegeln gebildet sind. Hergestellt wurde diese Fassade in Fertigteilen mit den Maßen von 4 mal 1,5 Metern, nicht von Hand, sondern von einem Industrieroboter, dem wichtigsten „Mitarbeiter“ an der von Fabio Gramazio und Matthias Kohler geleiteten Professur für „Digitale Fabrikation“ an der ETH-Zürich. Obwohl er für sich betrachtet ein Massenprodukt bleibt, hat jeder Ziegel hier seine einzigartige Lage im Verband. (ck) Fotos: Ralph Feiner Preisträger Fotos: Jussi Tiainen Preisträger Forschungsgebäude, Espoo, Finnland Architektur Tuomo Siitonen Architects Tuomo Siitonen, Esko Valkama Standort Vuorimiehentie 3, Espoo, Finnland Fertigstellung 2005 Nutzung Büro und Forschung Nutzfläche 8.017 m² Bauherr Projektmanagement: Haahtela Rakennuttaminen 04 Ziegelverwendung Sichtziegel Forschungsgebäude, Espoo Der Sektor der Informationstechnologien ist einer von Finnlands wichtigsten Wirtschaftszweigen, der in den letzten Jahren entscheidend zur heute so starken internationalen Position des Landes beigetragen hat. Und mit seiner Architektur und seinem Design kann Finnland schon länger weltweit punkten. Im Gebäude von VTT, dem „Technical Research Centre of Finland“, vereinen sich diese beiden Komponenten: Es steht in Espoo, einer seit den 1950er Jahren boomenden Stadt nahe der Hauptstadt Helsinki, in einem weitläufigen Campus für Forschung, Entwicklung und Ausbildung, dessen bekanntestes Bauwerk die Technische Universität von Alvar Aalto ist. Rote Ziegelfassaden haben hier Tradition, die auch das Gebäude des finnischen Forschungszentrums aufgreift und zeitgemäß interpretiert. So sind Skelett und Fassade auf eine für Bürogebäude extrem lange Nutzungsdauer von 100 Jahren konzipiert und bei der Auswahl von Konstruktion und Material wurden die Kosten für diesen gesamten Lebenszyklus des Hauses, mit niedrigen Wartungs- und Betriebskosten, mit berücksichtigt. Um den schnellen Veränderungen der Arbeitswelt sowie den technologischen Entwicklungen Rechnung zu tragen, wurden die inneren Bereiche äußerst flexibel gestaltet. Die jeweils 16 mal 16 Meter großen und durch Gartenhöfe getrennten Bauteile kommen ohne tragende Wände aus, sind daher vollkommen frei nutzbar und bieten damit auch für zukünftiges Arbeiten viele Optionen. (bf) Preisträger Fotos: Christian Richters WWF Hauptverwaltung, Zeist, Niederlande Architektur RAU, Amsterdam Standort Driebergseweg 10, Zeist, Niederlande Fertigstellung 2006 Nutzung Büro-, Ausstellungs- und Konferenzräume Nutzfläche 3.770 m² Bauherr WWF Niederlande Ziegelverwendung Sichtziegel, Tondachziegel WWF Hauptverwaltung, Zeist Am Rande eines Naturschutzgebiets in den Wäldern von Zeist, nahe von ­Utrecht, steht die neue Zentrale des holländischen World Wide Fund for Nature (WWF). In seiner Struktur geht das Bauwerk auf ein in den 1950er Jahren errichtetes und lange leer stehendes Laborgebäude zurück, welches teilweise weiterverwendet wurde. Grundgedanke von Entwurf und Ausführung war ein ressourcenschonendes Gebäude in sehr umfassendem Sinn: So wurden sogar die Produktionsbedingungen der verwendeten Baustoffe mitberücksichtigt und damit auch Forschung auf dem Gebiet umweltfreundlicher und unter Fair-TradeBedingungen entstandener Materialien geleistet. Dass der Energieverbrauch, etwa durch ein neuartiges Heizsystem sowie Lehmputz optimiert und unter Miteinbeziehung von Wärme- und Feuchtigkeitsabgaben der dort Arbeitenden errechnet wurde, versteht sich bei so einem Objekt fast von selbst. Weiter genutzt als Fußboden in Form von poliertem Granulatbeton wurde beispielsweise auch der abgebrochene Beton des Vorgängerbaus. Mit dem Treppengeländer aus Bambus ist der ökologische Baustil wohl ein wenig übertrieben, zeigt aber dennoch in seiner Gesamtheit Wege für die Zukunft auf. Bemerkenswert ist speziell die Sorgfalt, die der Gestaltung der Außenbereiche gewidmet wurde: keramische Pflastersteine auf Zufahrtsstraße und Parkplatz lassen Schadstoffe nicht in den Boden gelangen, und ein neuartiges Aquaflow-System sorgt dafür, dass Regenwasser versickert und obendrein noch gefiltert wird. Der optische Eindruck wird bestimmt von vielfarbigen, glasierten Keramikplättchen, die mit Öffnungen für Fledermäuse und Vogelnester ausgestaltet wurden und augenfällig die Verbindung zur Natur demonstrieren. (bf) Fotos: Stefan Müller Weitere Projekte Firmenzentrale Wieland, Pforzheim, Deutschland Architektur Peter W. Schmidt Architekt BDA Standort Schwenninger Straße 13, Pforzheim, Deutschland Fertigstellung 2003 Nutzung Büro und Verwaltung Nutzfläche 1.530 m² Bauherr Wieland Dental + Technik GmbH & Co KG Ziegelverwendung Sichtziegel Firmenzentrale Wieland, Pforzheim Die an den Rändern beinahe jeder Stadt entstandenen und noch immer entstehenden Industrie- und Gewerbegebiete sind zumeist baukulturelle Wüsten. Austauschbare Schachteln mit wenig gestalterischem Anspruch und meist auch ohne räumliche Qualitäten für die dort Arbeitenden stehen da nebeneinander. Umso begrüßenswerter sind jene Ausnahmen, die diesen Unorten ein wenig Lebens- und Arbeitsplatzqualität verleihen und aus dem öden Einerlei ausbrechen. Die Firmenzentrale des Dentaltechnikunternehmens Wieland am westlichen Stadtrand von Pforzheim ist eines dieser leider noch so raren Beispiele. In Erweiterung des bereits vor zehn Jahren vom selben Architekten geplanten geschwungenen Kommunikationszentrums wurde ein lang gestreckter Büround Lagertrakt erbaut. Die Stahlbeton-Skelettbauweise ermöglicht, ausgenommen den zentralen Erschließungskern, eine frei gestaltbare Raumeinteilung und gewährleistet große Flexibilität in der Nutzung. Mit seiner strengen rechteckigen Form und seiner Backsteinfassade greift das Gebäude den Typus des klassischen Industriebauwerks auf und transportiert ihn in die Gegenwart. Die durchgehenden Fensterbänder geben dem Haus eine horizontale Ausrichtung und große Prägnanz. Für die Fassade wurde dunkler Klinker gewählt, der – ungleichmäßig gebrannt – in Form und Farbe stark variiert. Je nach Lichteinfall scheint die Außenmauer damit von braun über blau zu grau und anthrazit zu changieren und lässt das Gebäude in dunklen Tönen schimmern. (bf) Firmenzentrale Smeg, Guastalla, Italien Architektur Canali associati s.r.l., Guido Canali; Mitarbeiter: Marco Pavarani Standort Via Leonardo da Vinci 4, Guastalla, Italien Fertigstellung 2005 Nutzung Büro Nutzfläche 5.500 m² Bauherr Cooperativa CMR Ziegelverwendung Sichtziegel Firmenzentrale Smeg, Guastalla Die ebene Landschaft um Guastalla, nördlich von Reggio Emilia am Fluss Po ­gelegen, bietet für die Architektur auf den ersten Blick nicht mehr Vorgaben als ein weißes Blatt Papier. Guido Canalis Entwurf für die Firmenzentrale von Smeg, ein renommierter Hersteller hochwertiger Küchengeräte, setzt in diese Ebene einen großen Kreis, in den eine lineare Struktur mit parallelen Bürotrakten eingeschrieben wird. Vorbild dafür sind die alten Bauernhäuser der Region mit ihren schmalen Höfen, deren schattenspendende Figur Canali hier auf den Bürobau überträgt. Von einer Querachse aus sind sechs Bürotrakte über innen liegende, aber durch Glasdächer belichtete Gänge erschlossen. Querriegel mit Besprechungsräumen und Kommunikationszonen verbinden je zwei dieser Trakte an deren äußerem Drittelpunkt, was die lineare Struktur in sich gliedert und die lineare Zirkulation zu einer Ringerschließung aufwertet. Charakteristisch sind die extrem schmalen Höfe zwischen den Trakten, die beinahe Innenraumcharakter aufweisen und eine direkte visuelle Beziehung zu den Büros gegenüber ermöglichen. Ziegel ist das prägende Material der gesamten Anlage, wobei in Kombination mit üppiger Begrünung besonders reizvolle Effekte entstehen. Stellenweise scheinen die Ziegelwände und die Hecken das gleiche spezifische Gewicht zu haben und im Raum zu schweben. Nur an den Querenden der Bürotrakte, die vollflächig in Ziegel gemauert sind, darf das Material seine übliche Schwere zur Schau tragen. (ck) Fotos: Matteo Colla (2), Francesca Castagna (2) Weitere Projekte Weitere Projekte Fotos: Stefan Müller „Starthäuser“, Schiphol, Niederlande Architektur Biq stadsontwerp bv Standort Hoofddorp, Niederlande Fertigstellung 2006 Nutzung Sozialer Wohnbau Nutzfläche 96 m²/Reihenhaus Bauherr Bouwfonds Haarlem, HSB Bouw Ziegelverwendung Sichtziegel „Starthäuser“, Schiphol Leistbaren Wohnraum für – zumeist junge Familien – zu schaffen, war Aufgabe für die Anlage mit 144 Wohneinheiten, von denen 120 in Reihenhauszeilen und der Rest in zwölf Doppelhäusern angeordnet wurden. Der Entwurf stammt vom holländischen Büro biq, einem Team mit großer Erfahrung speziell im sozialen Wohnbau. Die Anlage in der Nähe von Schiphol, bekannt als Flughafen von Amsterdam, entstand auf neuem Land und besteht aus insgesamt acht Zeilen. Geprägt und zu einer Einheit gefasst werden die Häuser durch ihre steilen Dächer sowie die markanten, mit Holz verkleideten hohen Gaupen, die in einem Bauteil als Solitäre, bei der anderen Häusergruppe als Doppelgaupen ausgebildet sind. Mit ihren bis zum Boden reichenden Verglasungen geben sie den kleinen Häuschen einen Hauch von Großzügigkeit. Unterschiedliche Ziegel, bei einer Gruppe ockerfarben für die Fassaden und mit mehrfärbig gemusterten Bändern an den Fugen der Häuser, bei der anderen Gruppe genau gegengleich, setzen auch farbige Akzente. Augenfällig sind insbesondere die Eckbauten des Typ 1, die durch ihre Gestaltung den Eindruck von zweigeschoßigen Häusern erwecken. Bei lediglich fünf Metern Breite sind die einzelnen Einheiten im Inneren weitgehend frei gestaltbar und ermöglichen damit – trotz sehr geringer Baukosten von knapp unter 70.000 Euro – ein hohes Maß an Individualität und Flexibilität. (bf) Weitere Projekte Fotos: Martin Classen (2), Andreas Gnegel (1), Daniel Sumetsgutner (1) Parkhaus, Bremen, Deutschland Architektur Kister scheithauer gross architekten Standort Langenstraße 29, Bremen, Deutschland Fertigstellung 2006 Nutzung Parkhaus Nutzfläche 5.700 m² Bauherr BIG Bremer Investitions-Gesellschaft mbH Ziegelverwendung Sichtziegel Parkhaus, Bremen 10 Parkhäuser sind zumeist keine Bereicherung – speziell des (Innen)Stadtbildes –, gerade dort aber sind sie notwendig, auch um der Verödung der Kernzonen entgegen zu wirken. Die neue Hochgarage in bester Bremer Lage, entstanden als Erweiterung eines schon bestehenden Parkhauses, schafft mit ihrer Gestaltung aus eigens entwickelten und gefertigten Ziegeln neben der Ausweitung des Parkplatzangebots auf mehr als 700 Stellplätze auch ein bemerkenswertes ­architektonisches Signal. Für die Errichtung wurde eine Vielzahl unterschiedlicher Formsteine neu erstellt, wobei insbesondere ein ungewöhnlicher Langformat-Klinker mit den Abmessungen von 49 mal 9 mal 5,2 Zentimetern das Erscheinungsbild prägt. Um eine möglichst flächige Wirkung zu erzielen, erhielt der Mörtel die gleiche Farbe wie die Ziegel. Der so aus den unterschiedlichen Formaten entstandene dichte „Ziegelvorhang“, der einer Ortbeton­ konstruktion vorgesetzt ist, erlaubt einerseits die notwendige Durchlüftung, ohne Regen und Schnee eindringen zu lassen, und bietet andererseits die erforderliche Lärmabschirmung gegenüber der bestehenden Verbauung. An diese gelingt dem Bauwerk mit der ungewöhnlichen Gestaltung, jedoch aus dem in Norddeutschland so traditionellen Baumaterial Klinker, eine Anpassung ohne seine Funktion und die Zeit seiner Erbauung zu verbergen. (bf) Fotos: Rob`t Hart Weitere Projekte Wohnhausanlage, Amsterdam, Niederlande Architektur MVRDV Standort Amsterdam, Niederlande Fertigstellung 2007 Nutzung Wohnbau Nutzfläche 35.300 m² Bauherr Het Oosten, Amsterdam Ziegelverwendung Sichtziegel Wohnhausanlage, Amsterdam Verdichtung ohne Enge ist das Thema dieser Wohnhausanlage. In den Umriss eines imposanten Quaders implantieren die Architekten eine in der Vertikalen raffiniert gegliederte Struktur: Auf dem Erdgeschoß­ niveau befindet sich ein Sockel als Verteilerebene. Für die über 200 Mietwohnungen mit 35.000 m2 Gesamtnutzfläche gibt es hier einen einzigen gemeinsamen Eingang, ein wichtiges Anliegen des Bauherrn, der hier eine „Adresse“ statt einer Ansammlung von Treppenhäusern schaffen wollte. Auf diesem Sockel erheben sich fünf Türme, die so gestaffelt sind, dass möglichst vielen Wohnungen ein Blick auf den angrenzenden Park geboten wird. Die obersten beiden Geschoße sind wieder als Blockrandbebauung ausgebildet, die allerdings diesmal zehn Geschoße über dem Boden schwebt. Die eindrucksvolle Gesamtfigur, die dadurch entsteht, ist durch die hochwertige Behandlung der Oberflächen mit glasierten Ziegeln verstärkt. Der virtuelle Quader, der die Gesamtfigur bildet, glänzt dabei nach außen in sattem Schwarz, während alle Schnittflächen innerhalb dieses Volumens weiß ausgeführt sind. Bei der Suche nach der geeignetsten Oberflächenstruktur entschieden sich die Architekten schließlich für „fehlerhafte“ Ziegel mit ausgeprägten Glasurblasen. Abwechselnd mit glatten Ziegeln derselben Farbe verlegt, ergeben sich Rautenmuster und andere Figuren, die den großen Flächen eine spielerische Gliederung verleihen. Im prekären Umfeld von „gesichtslosen“ Bauten der Nachkriegszeit entsteht so ein nobles Gebäude, das gleich gute Bedingungen für alle 11 schafft, ohne auf Charakter und Präsenz zu verzichten. (ck) Ehemalige Schlossbrauerei, Litomyšl, Tschechien Architektur Josef Pleskot, AP atelier Standort Litomyšl, Tschechien Fertigstellung 2006 Nutzung Hotel, Veranstaltungs- und Schulungszentrum Nutzfläche 1.090 m² Bauherr 1. Litomyšlkská starebni Ziegelverwendung Hintermauerziegel, Tondachziegel Ehemalige Schlossbrauerei, Litomyšl Böhmen kann mit einer Fülle an Schlössern auftrumpfen, von denen viele nach teils aufwändigen Renovierungsarbeiten in den letzten Jahren zu wahren Kleinoden herausgeputzt wurden. Eines davon ist das ost­ böhmische Renaissanceschloss Litomyšl, welches sich auch auf der UNESCO-Liste der Weltkulturerbestätten findet. So eine Anerkennung ist Auszeichnung und Bürde zugleich, stellt sie doch an zeitgemäße Adaptierungen besonders hohe Ansprüche. Diese galten auch für die Renovierung der dem Schloss gegenüber liegenden ehemaligen Schlossbrauerei, eines im Stil des tschechischen Spätbarocks umgestalteten Renaissancegebäudes. 1824 wurde hier der Komponist Bedrich Smetana als Sohn eines Braumeisters geboren und seine Wohnung über die Jahrzehnte als Museum erhalten. Bei der Neugestaltung wurde dieses Museum um Büros des Smetana-Musikfestivals, ein städtisches Informationszentrum sowie Ausstellungsräume erweitert und der größte Teil des Gebäudes dem YMCA Europe für Trainings- und Hostelzwecke überlassen. Der tschechische Architekt Josef Pleskot, der für seinen bemerkenswerten Prager Fußgängertunnel mit dem Brick Award 2004 ausgezeichnet wurde, war für die Umgestaltung verantwortlich. Mit viel Einfühlungsvermögen hat er Altes belassen – etwa die unregelmäßigen Gewölbe nicht nivelliert – und so die raue Schönheit der alten Struktur erhalten. Wo notwendig und sinnvoll, wurde jedoch auch massiv eingegriffen – beispielsweise durch eine Neuordnung der Fenster oder den Ausbau des hohen Dachs für Schlafräume. Entstanden ist eine Mischung aus Alt und Neu 12 mit gegenseitigem Respekt. (bf) Fotos: Jan Malý Weitere Projekte Weitere Projekte Fotos: Atelier Curzi Villa, Borghetto, Italien Architektur Massimo Curzi Standort Borghetto di Borbera, Italien Fertigstellung 2007 Nutzung Einfamilienhaus Nutzfläche 204 m² Bauherr Gebrüder Picollo Ziegelverwendung Sichtziegel, Hintermauerziegel Villa, Borghetto Massive Wände aus handgefertigten Ziegeln, 52 Zentimeter dick und mit einer 15 Zentimeter starken Isolierschicht aus Kork versehen, bilden die Tragstruktur dieses Wohnhauses. Der Architekt setzt diese Wände wie einen breiten Stift ein, mit dem er in wenigen Linien die Grundfigur des Hauses zeichnet: Acht leicht gegeneinander versetzte Linien, vier horizontal und vier vertikal, spannen zwischen sich die Haupträume auf: an den Stirnseiten der Figur den Schlafraum der Eltern und das Esszimmer mit Ausblick in Längsrichtung, dazwischen die Kinderzimmer und das Wohnzimmer mit Ausblick in Querrichtung. In die Synapsen zwischen diesen vier Zellen sind niedrigere, holzverkleidete Einheiten eingeschoben, in denen Bäder und Abstellräume liegen. Die Idee dieser ostentativen Trennung zwischen dienenden und bedienten Räumen geht auf den Architekten Louis Kahn zurück, der auch sonst für dieses Projekt in vielen Details vorbildlich war. Alle Materialien sind hochwertig und handwerklich verarbeitet. Der gelbliche Sichtziegel im Außenbereich ist mit peruanischem Zedernholz kombiniert, das im Lauf der Jahre einen silbernen Farbton annehmen wird; im Inneren sind Fußböden und Mobiliar aus geöltem Ulmenholz gefertigt, die Deckenbalken aus Fichte, die Türen und Fenster aus Nussholz, die Griffe aus englischem Leder. Louis Kahn hätte mit so viel Hang zum Elementaren sicher seine Freude gehabt. In einem Aspekt weicht Curzi freilich von den Ideen des Meisters ab: Während Kahn stets die Übergangsräume zelebriert und dort den Raumfluss bremst, findet sich hier eine zentrale Achse, die alle Haupträume 13 verbindet und einen ungebremsten Durchblick über die volle Länge des Hauses erlaubt. (ck) student Brick roofAwArd Preis des VerBAndes Österreichischer Ziegelwerke für herAusrAgende studentenArBeiten entwurfsprojekte | diplomarbeiten | dissertationen einreichschluss: 14.03.09 | www.ziegel.at student Brick roofAwArd ZielsetZung Der Verband Österreichischer Ziegelwerke schreibt in Zusammenarbeit mit der Architekturstiftung Österreich zum zweiten Mal den „Student Brick & Roof Award“ aus. Mit diesem Preis sollen studentische Entwurfsprojekte und wissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet werden, die sich mit dem Potential keramischer Werkstoffe in der zeitgenössischen Architektur auseinandersetzen. Ziegel ist einer der ältesten und am weitesten verbreiteten Baustoffe, der bei BewohnerInnen und NutzerInnen hervorragende Beliebtheit aufweist. In der österreichischen Architektur hat Ziegel eine bedeutende Tradition als lange vorherrschender Baustoff, konnte aber das Erscheinungsbild der Architektur nur vergleichsweise selten prägen. Auch heute sind die technischen und ästhetischen Implikationen des Ziegelbaus in Österreich weit weniger thematisiert als in anderen Ländern. Der „Student Brick & Roof Award“ soll die architekturinteressierte Öffentlichkeit auf junge Talente aufmerksam machen, die sich dieser Herausforderung im Entwurf und in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung stellen. einreichBedingungen Eingereicht werden können alle Dissertationen, Diplomarbeiten und Entwurfsprojekte, die an einer Fakultät (bzw. einem Institut) für Architektur einer österreichischen Universität, Akademie bzw. Fachhochschule durchgeführt wurden und die keramische Baustoffe (für Boden, Wand, Decke und Dach, zb. Keramikfassaden, Wandziegel, Klinker, Dachziegel, Ziegeldecken) in qualitätvoller Anwendung zeigen. Preis des VerBAndes Österreichischer Ziegelwerke für herAusrAgende studentenArBeiten Zugelassen sind Dissertationen und Diplomarbeiten, die seit 2005 entstanden sind sowie Entwurfsprojekte aus dem Zeitraum 2007-2009. Alle TeilnehmerInnen werden von der Entscheidung der Jury schriftlich verständigt. inforMAtion ABgABe bei Dissertationen und Diplomarbeiten ist die Abgabe eines gebundenen Exemplars erforderlich. Alle anderen Projekte sind im Format 70/100 (Tafel, Poster oder ähnliches) einzureichen. www.ziegel.at PreisVerleihung Die Preisverleihung findet im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung im Frühjahr 2009 statt. einreichschluss VerÖffentlichung 14. März 2009 Die besten Projekte werden im Frühjahr 2009 in einem Sonderdruck der Zeitschrift Architektur und Bauforum veröffentlicht. (Datum des Poststempels) Die Einreichung erfolgt bei der Architekturstiftung Österreich Krugerstraße 17/2 1010 Wien JurY Mit der Einreichung wird dem Verband Österreichischer Ziegelwerke sowie seinen Mitgliedsbetrieben das Recht zur Veröffentlichung in jeglicher Form gewährt. Für die Beurteilung der Arbeiten ist folgende Jury bestellt: AnsPrechstelle di wojciech czaja, Architekturpublizist di heinz J. ferk, Bauphysik und Hochbautechnologie Prof. Arch. di Bettina götz, Universität der Künste Berlin di norbert Prommer, Verband Österreichischer Ziegelwerke Für Auskünfte und Fragen wenden Sie sich bitte an: Architekturstiftung Österreich Krugerstraße 17/2 1010 Wien T: +43 1 513 08 95, F: DW 4 [email protected] www.architekturstiftung.at Preise Insgesamt wird ein Preisgeld in der Höhe von € 4.500,- vergeben. Geplant ist eine Aufteilung von € 2.000,- für den 1. Preis, € 1.500,- für den 2. Preis, € 1.000,- für den 3. Preis. Der Jury steht es jedoch frei, das Gesamtpreisgeld auch anders aufzuteilen. Stand: Jänner 2008