Kalte Hände und kalte Füße

Werbung
Kalte Hände und kalte Füße
(Sendung im MDR vom 8. Jänner 2009)
Bei Eiseskälte und Temperaturen unter null Grad Celsius sind Hände und Füße oft kalt. Da
helfen nur warme Socken, Handschuhe oder ein heißer Tee. In den meisten Fällen ist das
Frösteln unangenehm, aber vollkommen ungefährlich. Manchmal jedoch weisen kalte
Gliedmaßen auf ernste Erkrankungen der Schilddrüse, auf Durchblutungsstörungen,
Herzfehler oder Diabetes hin.
Kalte Hände im Winter könne auch ein Warnsignal sein
Die körpereigene Klimaanlage
Eisige Kälte im Winter, bullige Hitze im Sommer - der Mensch kann extreme Temperaturen aushalten.
Wenn es sein muss, verkraftet er kurzzeitig sogar minus 110 Grad wie in therapeutischen
Kältekammern. Das lindert Schmerzen und wirkt entzündlichen Prozessen entgegen. Diese
Extremleistung ist allerdings nur möglich, weil der Körper über ein raffiniertes TemperaturRegelsystem verfügt. Es sorgt dafür, dass vor allem Herz, Lunge, Gehirn, Nieren und Leber immer
eine konstante Temperatur von etwa 37 Grad Celsius haben.
Wärmerezeptoren registrieren Messfühlern gleich das aktuelle Temperaturgeschehen und senden
ständig Signale zum Gehirn. Hier befindet sich eine Art Thermostat, der sowohl bei Temperaturanstieg
als auch bei zunehmender Kälte sofort reagiert. Bei Hitze wird der Blutfluss beschleunigt, damit mehr
Wärme abstrahlt. Bei Kälte dagegen wird die Durchblutung vor allem an den Händen und Füßen
zurückgefahren. Hier fällt die Temperatur auf ungefähr 28 Grad ab. So wird weniger Wärme nach
Außen abgegeben und die lebenswichtigen Organe im Körperkern länger warm gehalten.
Nicht nur die kalten Hände und Füße sind eine natürliche Reaktion bei Kälte, sondern auch die
Gänsehaut. Sie ist das Erbe unserer stärker behaarten Vorfahren. Winzige Muskeln unter der Haut
stellen dabei feine Härchen auf. Früher hätte sich so ein Fell aufgeplustert und ein wärmendes und
schützendes Luftpolster gebildet. Das Fell gibt es nicht mehr, doch der Körper weiß sich auch anders
zu wehren. Die Zähne fangen an zu klappern, die Muskeln zittern - ein Reflex, mit dem zusätzlich
Wärme erzeugt wird.
Frauen sind die größeren "Frostbeulen". Sie haben eine größere Körperoberfläche als Männer und
strahlen deshalb auch mehr Wärme ab. Zudem haben Frauen auch eine geringere Muskelmasse als
Männer. Und da Muskeln die eigentlichen Brennöfen sind - sie produzieren sogar in Ruhe mehr
Wärme als anderes Gewebe - frieren Frauen auch schneller. Was beiden Geschlechtern gut tut, ist
der Wechsel zwischen Hitze und Kälte - wie beispielsweise beim Saunieren. Damit lässt sich die
körpereigene Klimaanlage gut trainieren und selbst klirrender Frost kann dann nicht mehr schrecken.
Warnzeichen kalte Hände und Füße
Wer aber ständig unter kalten Händen uns Füßen leidet, sollte einen Hausarzt konsultieren. Denn in
30 Prozent dieser Fälle stecken ernsthafte Erkrankungen dahinter. Durchblutungsstörungen stehen
dabei an erster Stelle. Bei einer Arterienverkalkung verengen sich die Gefäße, sodass die vom Herzen
weit entfernten Hände und Füße geringer oder kaum durchblutet werden. Das Ergebnis ist ein
Kältegefühl. Dementsprechend gelten auch starkes Rauchen und Koffein als Ursache für
Gefäßverengungen und somit kalte Extremitäten.
Ebenso können Eisfüße und -hände auch auf Herzkreislauf-Erkrankungen hindeuten. Aufpassen
sollte, wer plötzlich über einseitiges Kältegefühl oder weiße und taube Finger oder Zehen auf nur einer
Körperseite klagt. Das können Anzeichen eines Herzinfarkts sein. Auch Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, Blutarmut oder zu niedriger Blutdruck können hinter ständigem Frösteln stecken. Ebenso
führen verschiedene Medikamente zu Kreislaufstörungen und somit zu kalten Füßen oder Händen.
Dazu gehören beispielsweise harntreibende Medikamente (Diuretika), Blutdruckmedikamente
(Antihypertensiva) oder Psychopharmaka. Ein Wechsel der Medikamente kann dann Abhilfe schaffen.
Weitere Ursachen für kalte Füße sind schließlich auch Mineralstoffmangel, hormonelle Umstellungen,
psychischer Druck, Stress, Hektik und Bewegungsmangel.
Hormone aus dem Tritt
Ständiges Frösteln und kalte Hände - auch eine Funktionsstörung der Schilddrüse kann hinter solchen
Beschwerden stecken.
Bei einer Unterfunktion produziert die Schilddrüse zu wenig der wichtigen Hormone Thyroxin und
Trijodthyronin. Die Folgen kennt Stoffwechselexpertin Dr. Kirsten Reschke von der Universität
Magdeburg: "Die Schilddrüsenhormone sind ganz wesentlich an der Wärmebildung des Körpers
beteiligt, sie stimulieren alle Stoffwechselprozesse, die Wärmeregulation selbst und wenn sie fehlen,
dann besteht ein verminderter Umsatz an Stoffwechselprozessen und auch an Wärmebildung, sodass
dadurch das Frieren zustande kommt." Ein erster Diagnoseschritt ist die Blutuntersuchung. Danach
erfolgt eine Ultraschalldiagnostik, bei der der Arzt die Größe der Schilddrüse beurteilt und
Entzündungen erkennen kann. Sie gehören zu den häufigsten Ursachen für den Hormonabfall. "Diese
chronischen Entzündungen der Schilddrüse treten insbesondere bei Frauen im etwas höheren
Lebensalter auf. Aber es können natürlich auch Männer betroffen sein."
Auch eine Operation oder die Radio-Jod- Behandlung der Schilddrüse können dazu führen, dass sie
ihre Funktion nicht mehr voll erfüllt. Fehlen die Hormone im Blut, müssen sie medikamentös ersetzt
werden. Daran führt kein Weg vorbei, denn unbehandelt kann eine Unterfunktion der Schilddrüse zu
schweren Komplikationen wie beispielsweise zum Koma führen. Rechtzeitig entdeckt und behandelt,
verschwindet sogar das lästige Frieren.
Wetterfühligkeit
Schmerzen bei Föhn, Schwindelanfälle oder Schlafstörungen - Wetterfühlige spüren die Wirkung von
Luftdruckfronten, noch ehe sie eintreffen. Jeder Dritte kennt solche Beschwerden, die mit dem Wetter
zusammenhängen.
Wenn die Temperatur fällt, glauben viele sogar, die Kälte bis in die Knochen zu spüren. Angeblich
melden sich alte Knochenbrüche, beginnen zu schmerzen. Bloße Einbildung, oder ist da was dran?
"Keine Einbildung" meint der Medizinmeteorologe Dr. Uwe Schlink vom Helmholtz-Zentrum in Leipzig:
"Generell ist es so, dass wetterbedingte Beschwerden ein Symptom dafür sind, dass der Organismus
vorgeschädigt und nicht in der Lage ist, die Schwankungen der Atmosphäre auszugleichen. Ganz
besonders ist es so bei Personen, die Knochenbrüche hatten, Narben oder Arthrosen. Bei ihnen
können die Nervenenden, die an den Knochen liegen, sehr empfindlich auf die Kälte reagieren."
Medizinmeteorologen wie Dr. Schlink untersuchen, welche Zusammenhänge zwischen Wetter und
Gesundheit bestehen. So zeigt eine seiner Studien, dass für Kinder bei drei Grad Celsius das Risiko
für Husten und Schnupfen deutlich erhöht ist. Sowohl bei höheren als auch bei niedrigen
Temperaturen geht die Häufigkeit der Atemwegsinfekte dagegen zurück. Kälte scheint sehr
gegensätzliche Auswirkungen zu haben. Menschen mit niedrigem Blutdruck fühlen sich wohl, während
Patienten mit hohem Blutdruck Probleme bekommen können.
Luftdruckschwankungen sind Auslöser
Sinken die Temperaturen, steigt so beispielsweise die Zahl der Herzinfarkte und Schlaganfälle an.
"Bei Kälte ziehen sich die Blutgefäße zusammen, um die Wärmeabgabe zu verringern. Gleichzeitig
ändert sich die Blutzusammensetzung. Es gibt mehr rote Blutkörperchen, mehr Blutplättchen und
demzufolge muss der Blutdruck erhöht werden. Und das stellt für Herzinfarktpatienten ein erhöhtes
Risiko dar", so Dr. Uwe Schlink.
Viele Menschen leiden bei Wetterumschwüngen, beispielsweise bei einem plötzlichen Kälteeinbruch,
unter Kopfschmerzen oder Schlaflosigkeit. Die Medizinmeteorologen gehen davon aus, dass hier
schnelle Luftdruckschwankungen der Auslöser sind. "Diese Druckschwankungen werden von einem
Drucksensor an der Halsschlagader wahrgenommen, der auch für die Überwachung des Blutdrucks
zuständig ist. Und diese Wahrnehmungen irritieren das Nervensystem. Es kommt zu Kopfschmerzen,
Schlaflosigkeit und Befindlichkeitsstörungen" erklärt Dr. Uwe Schlink.
Kälte, Nässe, aber auch Hitze belasten den Organismus eines jeden. Gesunde Menschen stecken
das besser weg, als diejenigen, die durch Krankheit geschwächt sind.
Frostbeulen - schmerzhafte Erfrierungen
Frostbeulen scheinen selten zu sein, man kennt sie von Erzählungen aus dem Krieg oder den
Erinnerungen alter Damen, die einst in Ballerinas durch den Schnee zum Tanz schwebten.
Aber auch heute noch sind Frostbeulen eine verbreitete Plage, denn sie entstehen nicht durch
extreme Kälte, sondern durch andauernde Kälteeinwirkung.
Es reichen schon anhaltende Temperaturen um den Gefrierpunkt aus, vor allem begleitet von Wind
und Nässe, um Frostbeulen zu bekommen. Die betroffenen Stellen sind dann beulenförmig
geschwollen und rötlich-bläulich verfärbt. Sie jucken und schmerzen - besonders, wenn man aus der
Kälte ins Warme geht. Insbesondere Körperpartien, die wenig durchblutet sind wie Nase, Ohren,
Finger und Zehen sind betroffen.
Gefährdet sind alle, die sich bei Kälte länger im Freien aufhalten müssen. Aber auch Menschen mit
gestörter Durchblutung durch Arteriosklerose oder starke Raucher tragen ein höheres Risiko. Des
Weiteren können zu enge Schuhe die ausreichende Durchblutung behindern. Frostbeulen verheilen in
der Regel innerhalb von zwei bis drei Wochen von allein. Behandelt werden sie durch vorsichtiges
Erwärmen, am besten mit Hilfe der eigenen Körperwärme. Auf keinen Fall mit Schnee abreiben oder
massieren!
In schweren Fällen bilden sich Blasen und Gewebe wird dauerhaft zerstört. Hier kann nur ein Hautarzt
helfen. In besonders dramatischen Fällen wird zur Behandlung das Medikament Nifedipin eingesetzt.
Selbst nach erfolgreicher Heilung können an den von Kälteschäden betroffenen Hautstellen noch
jahrelang Beschwerden auftreten.
Tipps gegen Frostbeulen
Zwiebelauflage - Hausmittel für Frostbeulen sowie kalte Hände und Füße: Zwiebeln gegen
Frostbeulen - das klingt zunächst ungewöhnlich. Dabei ist eine Zwiebelauflage ein altes bewährtes
Hausmittel. Die Senföle und Hitze der Zwiebel erwärmen die Stellen und fördern die Durchblutung.
Außerdem wirken Senföle antibakteriell. Ein warmer Zwiebelwickel ist für Frostbeulen geeignet,
aber auch eine gute Methode, um durchgefrorene Finger oder Zehen zu erwärmen. Die grob
geschnittene Zwiebel ohne Öl in einer Pfanne anrösten, mit der Gabel zerdrücken und in einem
sauberen Tuch ( z.B. Geschirrtuch) einschlagen. Die nicht zu heiße Auflage auf die betroffenen
Stellen legen und dort wirken lassen. Achtung, der Wickel ist nicht für offene Frostbeulen geeignet.
In diesem Fall immer einen Arzt aufsuchen.
Aromatherapie - Rosmarinextrakt für Massage: Ein weiteres alt bewährtes Mittel gegen die
Kälte ist Rosmarin. Die ätherischen Öle des Krautes erwärmen, kurbeln die Durchblutung an und
wirken antimikrobiell gegen Bakterien, Hefen, Pilze. Um einen Rosmarinextrakt zu gewinnen,
werden 50 Gramm getrockneter Zweige in 100 Gramm Öl eingelegt, im Wasserbad erhitzt und
anschließend filtriert. Es eignen sich alle milden Öle ohne starken Eigengeschmack, wie zum
Beispiel Mandelöl. Zur Massage sollte Rosmarinöl vorsichtig verwendet werden, da es hautreizend
wirken kann. Wenige Tropfen, auf den Handinnenflächen verteilt, reichen hierfür aus. Auch als
Badezusatz wirkt das Aromaöl durchblutungsfördernd und anregend.
Fußmassage mit Öl
Streichungen der Füße mit Öl. Etwas Öl nehmen und in den Händen erwärmen. Mit einer
Hand den Fuß halten und mit der anderen Hand vom Zeh in Richtung Ferse streichen.
Nun mit den Fingerknöcheln der Faust (Mittelgelenke) die Fußsohle ebenfalls von den Zehen
in Richtung Ferse streichen. Dabei den empfindlichen Bereich des Gewölbes meiden.
Anschließend die Fußränder mit Daumen und Zeigefinger in gleicher Richtung streichen.
Abschließend die Knöchels streichen: Von der Wade mit den Fingerkuppen die Knöchel in
beiden Richtungen umkreisen.
Vorsicht: Krebspatienten und Menschen mit Nervenschädigungen (wie Diabetiker) sollten erst nach
Rücksprache mit einem Arzt massieren.
Kulinarische Einheizer und Eisbäder
Rund um den Globus wissen die Menschen, dass Wärme manchmal durch den Magen geht. Einige
kulinarische Einheizer:
Europa: Wenn die Temperaturen fallen, geht auf dem europäischen Kontinent nichts über eine
kräftige heiße Suppe. Die Franzosen krönen sie, die Deutschen lieben sie und auch Italiener,
Spanier und Griechen kochen sie: die Boullion - die Rindersuppe. Grundlage ist ein ordentliches
Stück Fleisch, dazu kommen Wurzelgemüse, Pfefferkörner, Nelke, Lorbeerblatt und Piment. Alles
zusammen sollte zwei Stunden sanft vor sich hin köcheln. Damit ist der Wärmeschub für den Körper
garantiert!
Asien: Die Asiaten achten das ganze Jahr über auf die thermische Wirkung ihrer Nahrung.
Salat zum Beispiel kühlt den Körper. Verlangt er aber nach Wärme, dann gibt es klein
geschnittenes Gemüse zusammen mit Gewürzen wie Ingwer, Chili und Koriander aus dem
heißen Wok.
Südamerika Mexico ist das Heimatland der scharfen Schoten. Hier gibt es kaum ein Gericht
ohne Chili. Über die Herkunft von Chili con Carne - dem berühmten Eintopf aus Fleisch, Chili und
roten Bohnen- streiten sich Mexikaner und Texaner bis heute. Eins steht aber fest, das Gericht heizt
tüchtig ein. Denn Capsaicin, der Scharfmacher aus den Schoten stimuliert direkt die
Wärmerezeptoren.
Afrika: Auch in der afrikanischen Küche heißt es: Scharfe und wärmende Gewürze marsch!
Eine Spezialität, die nur so davon strotzt ist das geschmorte Lamm im Topf. Übrigens ist alles, was
aus dem heißen Ofen kommt echte Winternahrung, denn beim Essen geben die Gerichte ihre
gespeicherte Wärme an den Körper ab.
Australien: Die Küche "down under" ist von den Engländern geprägt. Und deren Speisen
stehen ja im Ruf, ziemlich langweilig zu sein. Also bleiben wir lieber beim Tee. Den sollte man an
kalten Tagen so oft wie möglich trinken. Am besten mit ganz viel Ingwer. Die exotische Knolle bringt
den Körper so richtig in Wallung.
Eisbaden für die Gesundheit
Es klingt paradox, aber ständigem Frösteln kann man auch mit Frost begegnen, zum Beispiel beim
Eisbaden. Im Winter bei Eiseskälte zu baden heizt dem Kreislauf ein und macht zudem eine Menge
Spaß
Bevor der Gang ins kalte Wasser gewagt werden kann, muss unbedingt ein Aufwärmtraining erfolgen.
Ein weiteres Prinzip des Eisbadens: immer in Gruppen ins Wasser und nie allein, um sich im Notfall
gegenseitig helfen zu können. Maximal fünf Minuten sind erlaubt. So friert man nach dem Bad nicht,
sondert genießt die überschießende Reaktion des Organismus. Der Kälteschock härtet den Körper ab.
Und er aktiviert den Kreislauf, ein wirksames Mittel gegen kalte Hände und Füße. Obendrein verbreitet
der mutige Sprung ins Wasser auch gute Laune. Ein Leipziger Eisbader ist sich sicher: "Es tut der
Haut gut, dem Körper insgesamt, man ist abgehärtet. Man wird auch mal erkältungskrank, aber man
fühlt sich wohler."
Eisbaden heizt Fröstlern ein
Herunterladen