Evaluation des MBT Sepsityper IVD KIT® 1. Zusammenfassung Sepsis oder „Blutvergiftung“ entsteht, wenn Bakterien oder Sprosspilze sich über den Blutkreislauf im gesamten Körper ausbreiten. Als Folge kommt es zu schweren, generalisierten Entzündungsreaktionen. Die Heilungschancen sind grösser, wenn man die Sepsis frühzeitig erkennt und behandelt. Bei spätem Therapiebeginn kann es zu einem septischen Schock kommen und bis zum Tode führen. Um die Erreger einer Sepsis noch schneller zu identifizieren, wurde in dieser Diplomarbeit der MBT Sepsityper IVD Kit® zur direkten Identifizierung aus positiven Blutkulturflaschen getestet. Dieses System ermöglicht eine schnellere Identifikation von Bakterien und Sprosspilzen mittels Massenspektrometrie im MALDI-TOF. In MCL Niederwangen werden zwei verschiedene Blutkulturflaschen der Anbieter Biomèrieux und Becton Dickinson bearbeitet. Es wurde getestet, welche der beiden Systeme sich besser für eine direkte Isolation von Keimen mittels Sepsityper eignet. Der Nachweis über eine Subkultur als Goldstandard zur Identifizierung mit dem MALDI-TOF-MS wurde mit der direkten Identifizierung mittels Sepsityper bezüglich Spezifität und Sensitivität verglichen. Gram negative Stäbchen wie E. coli oder Enterobacter spp. und Gram positive Kokken wie Staphylococcus aureus liessen sich problemlos direkt identifizieren. Streptococcus pneumonie war mit dieser Methode nie nachzuweisen und auch empfindliche anaerobe Keime bereiteten Probleme. 2. Einleitung 3. Ziele und Fragestellungen Sepsis ist eine lebensbedrohende Erkrankung, deren Ursache möglichst rasch diagnostiziert werden muss, um die Patienten wirksam zu therapieren. Vor allem Bakterien aber auch Sprosspilze gelangen in den Blutkreislauf und verursachen dort eine Infektion. Bei einer Sepsis gerät die Entzündungsreaktion jedoch ausser Kontrolle und der Körper ist nicht mehr in der Lage, diesen Prozess zu kontrollieren. Diese Arbeit beinhaltet die Evaluation des MBT Sepsityper IVD Kit® für die schnellere Identifikation von Mikroorganismen (Bakterien und Pilzen) aus Blutkulturen mittels MALDI-TOF-MS mit dem Ziel, diese Methode später in der Laborroutine des Praktikumslabors anzuwenden. Um das Ziel zu erreichen, wurde einerseits der kulturelle Nachweis mit dem Sepsityper verglichen und andererseits wurde versucht herauszufinden, welche der Blutkulturflaschen besser ist. Es gibt heute verschiedene Möglichkeiten die Zeit von der Positivität einer Blutkultur zur Identifizierung des Erregers zu verkürzen. Eine davon ist eine von verschiedenen Firmen angebotene Multiplex PCR für die häufigsten Erreger, eine andere die Schnellidentifizierung ausgewählter Erreger mittels FISH. Der Nachteil dieser Methoden liegt in ihrem eingeschränkten Erregerspektrum, ausserdem sind sie meistens teuer. Um die Möglichkeiten einer grösseren Datenbank für eine rasche Identifizierung direkt ab Blutkultur auszuschöpfen, hat man entschieden, den Sepsityper von Bruker zur Identifizierung auf dem MALDI-TOF-MS Gerät im Rahmen dieser Diplomarbeit auszutesten. 1. Identifiziert der MALDI-TOF-MS die Probe, welche mit dem MBT Sepsityper Kit® behandelt wurde in vergleichbarer Qualität, wie auf Platten gewachsenen Keime? 2. Wie hoch ist die Sensitivität und Spezifität des MBT Sepsityper Kit®? 3. Welche der beiden Blutkulturflaschen eignen sich besser für den MBT Sepsityper Kit®? Biomèrieux – Blutkulturflaschen BD - Blutkulturflaschen 4. Gibt es Keime die sich nicht direkt mit dem MBT Sepsityper Kit® identifizieren lassen? 4. Material, Methodik, Vorgehen Es wurden 110 Proben von insgesamt 50 zufällig ausgewählten Patienten auf Erreger getestet, 100 positive- und 10 negative Blutkulturflaschen. Das Probenmaterial bestand aus Blutkulturflaschen zweier Anbieter. Die Produkte der Firma Biomérieux enthalten Aktivkohle und die Blutkulturflaschen von Becton Dickinson nur Kunstharzkügelchen. Die BiomérieuxBlutkulturflaschen mussten aufgrund der Aktivkohle mit zusätzlichen Zwischenschritten behandelt werden. Dafür wurden die SigmaPrep™Spinsäulen eingesetzt. 5. Ergebnisse/Resultate 1. Die Methodik des Sepsitypers basiert zuerst auf der Lyse der Blutzellen, gefolgt von mehreren Zentrifugations- und Waschschritten. Sobald die Probenpräparation und Extraktion fertig sind, kann man den Erreger auf dem MALDI-TOF-MS identifizieren. Abb. 5.1 Vergleich Kultur und Sepsityper mittels MALDI-TOF-MS 2. 6. Diskussion 1. Erreger, welche sich mit dem Sepsityper identifizieren lassen, ergeben meistens gleich gute MALDI-TOF-MS Scores wie die Identifizierung aus einer Kolonie ab Subkultur. In der Abbildung 5.1 ist zu sehen, dass die Kategorien zwei und drei keine grossen Differenzen aufweisen. Die Balken der Kultur und des Sepsityper sind fast identisch. Hingegen ist bei der Kategorie eins die Differenz zwischen direkter Identifizierung und jener aus gewachsenen Kolonien wesentlich grösser. Dies resultiert vor allem durch die 20 nicht identifizierbaren Erreger. Allgemein kann gesagt werden, dass Erreger, welche sich gut mit dem Sepsityper identifizieren lassen, bei einer Identifizierung ab Subkultur ebenfalls keine Probleme bereiten. 2. Die Spezifität des Sepsityper beträgt 100%, das heisst alle negativen Blutkulturflaschen wurden auch als negativ erkannt. Dies ist eine gute Spezifität. Die Sensitivität liegt etwas tiefer und beträgt 76.69%. Ein Grund für die tiefe Sensitivität sind Erreger, welche sich schwer mit dem Sepsityper identifizieren lassen. Eine andere Ursache für die tiefe Sensitivität resultiert auch aus den polymikrobiellen Kulturen. 3. Aus 70,8% der positiven Biomèrieux-Blutkulturflaschen konnte ein Erreger identifiziert werden. Aus den BD-Blutkulturflaschen waren es 90,7%. Natürlich ist der Vergleich nicht optimal, da nicht alle Erregerspezies gleich einfach aus den Proben zu extrahieren waren. Somit lässt sich auch nicht sagen, welche der beiden Blutkulturflaschen wirklich besser ist. Die Verarbeitung der BD-Blutkulturflaschen ist jedenfalls einfacher und schneller. 4. Tatsächlich gibt es Erreger, welche während der Evaluierung des Sepsityper nicht funktioniert haben. Hervorzuheben ist vor allem Streptococcus pneumoniae. Dieser Erreger liess sich mit dem Sepsityper nie identifizieren. Anaerobier wie Bacteroides vulgatus, Bacteroides fragilis, Bifidobacterium longum und Parabacteroides johnsnii können bei der Identifizierung Schwierigkeiten bereiten. Allgemein kann gesagt werden, dass Gram negative Bakterien besser mit dem Sepsityper identifiziert werden, als Gram positive Bakterien. Diese Erkenntnis wurde schon in anderen Studien erwähnt (Morgenthaler et al., 2015: S. 6). Spezifität 100% Sensitivität 76,69% Tab .5.2 Spezifität und Sensitivität 3. Durch Sepsityper erkannte Erreger Gesamtzahl der monomikrobiellen Blutkulturflaschen Prozentzahl Biomèrieux Blutkulturflaschen 34 BD Blutkulturflaschen 39 48 43 ≈ 70,8 % Tab. 5.3 Biomèrieux – vs. BD – Blutkulturflaschen Quellenverzeichnis Morgenthaler, N. und Kostrzewa, M. (2015) Rapid Identification of Pathogens in Positive Blood Culture of Patients with Sepsis: Review and Meta-Analysis of the Performance of the Sepsityper Kit | Hindawi Publishing Corporation Abbildungsverzeichnis Abb. 5.1 Anic, R. (2016) Vergleich Kultur und Sepsityper mittels MALDI-TOF-MS. Niederwangen, eigene Abbildung Tabellenverzeichnis Tab. 5.2 Anic, R (2016) Spezifität und Sensitivität. Bern, eigene Tabelle Tab. 5.3 Anic, R (2016) Biomèrieux – vs. BD – Blutkulturflaschen. Bern, eigene Tabelle Anic Ruzica, BMA 13-16 Praktikumsbetrieb: Mikrobiologie, MCL Niederwangen ≈ 90,7%