Motezuma - Heidelberg

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2. Traum von der Ferne
„Sieh an mein Gesicht voll Tugend und Wert,
doch dein perverses Herz zeigt mir sogleich,
wie grausam und wild du bist.“
(Fernando)
Theater und Philharmonisches Orchester
der Stadt Heidelberg
Antonio Vivaldi
Motezuma
Uraufführung im Teatro Sant‘Angelo, Venedig,
am 14. November 1733
Antonio Vivaldi
Motezuma
* 08.12.06
Oper in drei Akten
Libretto von Alvise Giusti
Koproduktion mit dem
Luzerner Theater
Uraufführung der
Heidelberger Fassung
Transkription des Fragments:
Steffen Voss
Neukomposition: Thomas Leininger
Wir danken der
Schlossverwaltung Schwetzingen
& dem Autohaus Jonckers.
Das Cembalo wird durch Merzdorf
Cembalobau zur Verfügung gestellt.
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
04
Besetzung
Motezuma, Kaiser der Azteken
Asprano, mexikanischer General
Sebastian Geyer
Silke Schwarz
Mitrena, seine Frau
Alebrije
Rosa Dominguez
Yusuf Erdugan
Teutile, seine Tochter
Azteken
Michaela Maria Mayer
Xaver Bachmann
Yusuf Erdugan
Fernando (Hernan Cortés)
Emil Kraft
Maraile Lichdi
Philipp Schüfer
Birtan Özkan
Ramiro, sein Bruder & Teutiles Liebhaber
Jana Kurucová
05
Inszenierungsteam
Engel
Musikalische Leitung
Emil Kraft
Michael Form
Spanier
Regie
Kahwe Knapp / Michael Schlösser
Martín Acosta
Businessman, Astronaut
Bühne und Kostüme
Eberhard Bühler
Humberto Spíndola
Museumswächter, Astronaut, Priester
Lichtdesign
Eren Gövercin
Andreas Rinkes
Götter
Chor
Xaver Bachmann / Philipp Schüfer
Tarmo Vaask
06
Dramaturgie, Übertitel
Ausstattungsassistenz
Bernd Feuchtner
Bettina Ernst
Musikalische Assistenz & Rezitative
Souffleuse
Dirk Börner
Delia Tedeschi
Musikalische Einstudierung
Inspizienz & Leitung Statisterie
Sebastian Kennerknecht,
Uwe Stöckler
Michael Klubertanz,
Timothy Schwarz,
Philharmonisches
Joana Mallwitz
Orchester der Stadt Heidelberg
Regieassistenz, Abendspielleitung
Naturtrompete
Solvejg Franke
Laura Vukobratovic / Michael Maisch
07
Basso continuo
Ton
Dirk Börner, Cembalo
Wolfgang Freymüller,
Julian Behr, Theorbe
Andreas Legnar, Magali Deschamps
Barockworkshop
Leiter der Beleuchtung
Chiara Banchini
Steff Flächsenhaar
Leiterin der Kostümabteilung
Technik & Werkstätten
Viola Schütze
Technische Leitung
Leiterin der Maske
Ivica Fulir
Kerstin Geiger
Technische Einrichtung
Leiterin der Requisite
Martin Fuchs
Esther Hilkert
08
Leiter des Malsaals
Dietmar Lechner
Dekorationswerkstatt
Markus Rothmund
Leiter der Schlosserei
Karl-Heinz Weis
Leiter der Schreinerei
Klaus Volpp
Das Massaker von Chololla
H
Zum Titel
Bei uns unter dem Namen „Montezuma“ geläufig, fiel es den Venezianern offenbar leichter, den Namen des Aztekenkaisers als „Motezuma“ auszusprechen. Der historische
Fürst hieß „Muteczuma“ oder „Motecuhzoma“, was schon die Spanier so unaussprechlich fanden, dass sie ihn „Moctezuma“ nannten, wobei es in Mexiko bis heute blieb. Der
Name, mit dem ihn seine Untertanen anredeten, war indes „Tlatoani“, was bedeutet:
Der, der spricht. Die Venezianer sympathisierten mit Mexiko nicht zuletzt deshalb, weil
die prächtige Hauptstadt der Azteken ebenfalls ins Wasser gebaut und von Kanälen
durchzogen war. Der wichtigste historische Bericht über die Conquista Mexikos erschien 1694 mit der zweibändigen „Historia de la conquista de México“ von Antonio
de Solís. Den heutigen Bewusstseinsstand repräsentieren die Biographie „Moctezuma“
von Hugh Thomas und die „Visión de los Vencidos“, eine Sammlung von Texten der
Besiegten.
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Ankunft der spanischen Schiffe im Golf von Mexiko
Inhalt
Handlung
Akt I
Szenen 1 – 7. Die Mexikanische Lagune zwischen dem Kaiserlichen Palast und dem
Lager der Spanier, mit einer gewaltigen Brücke. Spuren einer schweren Schlacht.
Motezuma, das Schwert in der Hand, fordert von seiner Frau Mitrena und seiner Tochter
Teutile, dass sie sich umbringen, um nicht dem Feind in die Hände zu fallen. Teutile ist bereit zu sterben, weil sie glaubt, dass ihr Geliebter Ramiro, spanischer General und Bruder
Fernandos, sie verraten hat. Als Fernando Teutile als Geisel nimmt, schießt Motezuma aus
seinem Versteck einen Pfeil gegen ihn ab und springt dann in die Lagune. Alle glauben, er
sei ertrunken.
Szenen 8 – 17. Raum mit einer Tür in der Mitte.
Motezuma überlässt sich seiner Wut. Als Ramiro Teutile von Motezumas Tod erzählt, tritt
er mit gezücktem Schwert hervor, um Teutile zu töten, doch weil Fernando hinzukommt,
wird er von den beiden wieder versteckt. Teutile nimmt Ramiro vor den Verdächtigungen
Fernandos in Schutz. Da wird Mitrena angekündigt, die Fernando würdevoll entgegentritt und ihn in einem langen Gespräch in die Schranken weist. Als Fernando frech wird,
stürzt Motezuma wieder mit dem Schwert hervor, doch Ramiro kann es ihm entreißen,
bevor Fernando ihn bemerkt. Nun sieht Fernando Ramiro mit gezogenem Schwert und
bezieht den Anschlag auf sich, woraufhin Motezuma erneut hervorstürzt, um Fernando
und Mitrena zu beschimpfen. Fernando lässt ihn verhaften und stellt klar, dass er jetzt
der Souverän ist. Mitrena wünscht sich einen ruhmreichen Untergang, der mexikanische
General Asprano singt sich Mut an (diese Arie ist verloren).
13
Akt II
Szenen 1 – 5. Audienzsaal im Lager der Spanier.
Asprano versichert Teutile, dass alles zum Gegenschlag bereit ist und singt eine Hoffnungsarie. Ramiro wirft Fernando vor, zu hart gegen Motezuma zu sein, doch dieser hält
ihn für verblendet aus Liebe. Mitrena sucht erneut die verbale Konfrontation mit Fernando, und als dieser die Freilassung Motezumas verweigert, fordert sie ihn zur Schlacht
heraus. Motezuma, der in Ketten hereingeführt wird, wird wieder wütend, Fernando lässt
ihn frei, um mit ihm zu kämpfen – es folgt das Terzett der widerstreitenden Gefühle.
Szenen 6 – 14. Am Ufer des Mexiko-Sees.
Fernando verhöhnt Asprano als Feigling, dieser beschimpft ihn als gesetzlosen Barbaren. Der Zweikampf zwischen Fernando und Motezuma beginnt. Als Motezuma zu
unterliegen droht, überwältigen seine Soldaten Fernando. Ramiro lässt die Kanus der
Mexikaner in Brand setzen, woraufhin Teutile ihm Verrat ihrer Liebe vorwirft und sich in
14
die Flammen stürzen will. Mitrena hält sie davon ab, Asprano kommt mit der Nachricht
vom grausamen Orakel des Gottes Uccilibos: „Wenn Teutile und ein Spanier sich opfern,
können das Reich und der Vater gerettet werden“. Teutile ist bereit, ihr Leben zu opfern.
Mitrena stimmt zu, wenn auch Fernando geopfert wird. Sie befiehlt, den Turm anzuzünden, in dem Fernando gefangen gehalten wird.
Akt III
Szenen 1 – 4. Abgelegener Turm.
Ramiro befreit mit ein paar spanischen Soldaten seinen Bruder, der daraufhin sein Misstrauen begräbt. Nun will Ramiro Teutile zurückgewinnen. Motezuma kommt mit einem
Trupp mexikanischer Soldaten, findet die Wachen tot und die Türe offen und betritt den
Turm. Ramiro lässt die Tür zur Sicherheit hinter ihm verschließen. Asprano kommt mit
Soldaten, um den Turm in Brand zu setzen; zu spät erblickt er auf den Zinnen seinen
Fürsten. Mitrena freut sich über den vermeintlichen Tod Fernandos.
15
Szenen 5 – 10. Tempel des Gottes Uccilibos.
Zwei Geishas vor einem Paravant
(Fotografie von 1880)
Teutile bereitet sich auf ihren Opfertod vor. Als Asprano berichtet, dass der Falsche
im Feuer starb, bricht Mitrena in Wahnsinn aus. Ramiro dringt in den Tempel ein und
entführt Teutile. Die Spanier stürzen die Götterbilder. Motezuma taucht auf und berichtet
Mitrena, wie er durch einen Geheimgang aus dem brennenden Turm entkam. Motezuma
beklagt, dass er alles verloren hat.
Szenen 11 – 12. Großer Platz in der Stadt Mexiko, geschmückt zur Siegesfeier.
Der Chor besingt den siegreichen Führer. Fernando bietet den Mexikanern einen neuen
König und neue Götter an. Motezuma und Mitrena werfen sich auf Fernando, um ihn zu
töten, werden aber von Asprano und Teutile entwaffnet. Motezuma und Mitrena bitten
um den Tod. Fernando deutet das Orakel: Das Opfer soll darin bestehen, dass Teutile und
Ramiro heiraten. Motezuma und Mitrena bietet er an, als Vasallen des spanischen Königs
weiterhin zu regieren. Motezuma sieht den Wiederaufstieg Mexikos, das Volk feiert die
bevorstehende Hochzeit.
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Montezumas Botschafter bringen Cortés Geschenke
Folge der Musiknummern
Sinfonia
in Bajazet erhalten
1. Akt
Motezuma
„Gl’oltraggi della sorte“
verloren
Mitrena
„Là sull’eterna sponda“
verloren
Fernando
„Dallo sdegno che m’accende“
verloren
Teutile
„Barbaro, più non sento“
verloren
Ramiro
„Tace il labbro“
14 Takte erhalten
Fernando
„I cenni d’un sovranno“
Motezuma
„S’impugni la spada“
Asprano
„Nell’aspre sue vicende“
19 Takte fehlen
in Semiramide / Catone in
Utica (I,9) erhalten
18
2. Akt
Asprano
„Brilleran per noi più belle“
Ramiro
„Quel rossor ch’in volto miri“
Terzett Motezuma,
Fernando, Mitrena
„A battaglia!“
Fernando
„Sei troppo, troppo facile“
Asprano
„D’ira e furor armato“
Combattimento
verloren
Ramiro
„In mezzo alla procella“
Teutile
„Un guardo, oh dio!“
Mitrena
„La figlia, lo sposo“
19
3. Akt
Fernando
„L’aquila generosa“
47 ½ Takte erhalten
Ramiro
„Anche in mezzo die contenti“
verloren
Asprano
„Dal timor, dallo spavento“
verloren
Mitrena
„Nella stagion ardente“
verloren
Teutile
„L’agonie dell’alma afflitta“
50 Takte fehlen
Motezuma
„Dov’è la figlia“
Chöre
24 Takte erhalten
20
Die Spanier und ihre mexikanischen Verbündeten ziehen vor der Noche triste ab, um sich zu formieren
Zur Heidelberger Fassung
S
Vivaldi rekonstruieren
von Thomas Leininger
Der Ergänzung bzw. Neukomposition der verschollenen Musik ging ein ausführliches Studium der erhaltenen Instrumental- und Vokalmusik Vivaldis voraus.
Dabei wurden nicht nur bereits bekannte „standards“ neu bestätigt, sondern
auch die vielen speziellen und individuellen Momente einzelner Stücke berücksichtigt und aufgegriffen – so hat z. B. die oktaviert zur Gesangsstimme geführte
Solovioline im Mittelteil der Arie „Nella stagion ardente“ (III, 4) samt abschließender Kadenz ihr Vorbild in der Arie „Gaurda in quest’occhi“ aus der Oper Ottone in Villa. Neben solchen formalen Aspekten wurde im Sinne des Zitats auch
direkt auf den „echten“ Vivaldi zurückgegriffen: dem Kopfmotiv der Arie „Gli
oltraggi“ (I,2) liegt der Anfang des Concertos RV 332 zugrunde; „Dallo sdegno“
22
(I,5) ist inspiriert von „Misero spirto mio“ (Ottone), und in den Arien „Anche in
mezzo“ (III,2), „Dal timor“ (III,3) und „Nella stagion“ (III,4) wurden verschiedene
Instrumentalwerke Vivaldis verarbeitet: die Triosonate RV 86, der Beginn des
„Winters“ aus den Vier Jahreszeiten und das Fagottkonzert RV 484. Für die Arie
„L’aquila generosa“ schließlich konnte glücklicherweise der Beginn der fragmentarisch erhaltenen originalen Violinstimme verwendet werden.
Für die Rezitative war es vor allem wichtig, der durch das Libretto vorgegebenen Metrik zu folgen und dem Sänger am Ende jedes Verses die Gelegenheit
zur obligatorischen Appoggiatura zu geben.
Dass dem Schlusschor die Ciaccona des Konzerts RV 114 zugrunde liegt, mag
uns heute besonders erfreuen, auch wenn es von Vivaldi selbst nur ein einziges
Beispiel dieser Art gibt: Der Schlusschor der Oper Il Giustino ist ebenfalls als
Ciaccona gearbeitet.
23
Zum Komponisten
H
„Motezuma“ in Vivaldis Opernschaffen
Antonio Vivaldi (1678-1741) war 35 Jahre
seiner Heimatstadt Venedig gearbeitet.
alt, als in Vicenza seine erste Oper Ottone
Seine weitere Opernproduktion sollte
in villa uraufgeführt wurde. Im selben
vor allem mit dem dortigen Teatro de
Jahr 1713 war auch seine Konzertsamm-
San Angelo verbunden sein, bei dem
lung L’estro armonico erschienen, die
er ab 1726 als Direttore delle opere in
ihn in ganz Europa berühmt machte. Bis
musica angestellt war. Im Herbst des
dahin hatte der „Rote Priester“ (il prete
folgenden Jahres kam dort Orlando fu-
rosso), wie er wegen seiner Locken-
rioso heraus, eine seiner berühmtesten
pracht genannt wurde, zehn Jahre lang
Opern, mit der er sich damals dem an-
als Violinlehrer am Ospedale della Pietà
drängenden neapolitanischen Konkur24
renz-Modell erfolgreich entgegenstellte.
die Auffindung der Vier Jahreszeiten in
In jenem Jahr schrieb er innerhalb von
den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts
fünf Monaten drei Opern, darunter auch
machten ihn wieder berühmt. Seine
eine für Florenz – am Ende seines Lebens
Opern indes mussten bis zum Ende des
rühmte sich der Komponist, 94 Opern
vorigen Jahrhunderts warten, bevor
komponiert zu haben (unter denen sich
ernsthaft mit ihrer Edition und Wieder-
allerdings einige Pasticcios aus eigenem
aufführung begonnen wurde. Nur da-
Materialrecycling befinden). Heute sind
durch konnte dem Musikwissenschaftler
50 davon wieder bekannt – die runde Zahl
Steffen Voss bei Forschungen im Archiv
verdankt sich der Auffindung des Motezu-
der Berliner Singakademie 2002 über-
ma-Manuskripts.
haupt auffallen, dass dort eine Abschrift
des verschollenen Motezuma lagerte, die
Nach langer Vergessenheit wurde Vivaldi
klar als solche gekennzeichnet war.
in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit
Bach langsam wiederentdeckt. Aber erst
25
Vor Motezuma hatte sich Vivaldi für
dem neuen Stil aus dem Süden anfreunden,
sechs Jahre aus dem venezianischen
konnte aber auf die Dauer den Erfolg der
Opernbetrieb zurück gezogen, nachdem
Neapolitaner nicht ignorieren. So plante
der Autodidakt Benedetto Marcello mit
er mit Bedacht sein Comeback auf die ve-
Arianna (1726) einen fulminanten Erfolg
nezianische Opernszene – nicht ohne 1732
erzielt hatte und mit seiner Satire Il teatro seine stilistische Wandlungsfähigkeit mit
della moda, die vor allem Vivaldis Opern-
La fida ninfa in Verona erprobt zu haben.
schaffen im Visier hatte, nachgelegt hatte. Motezuma geriet zu einem seiner größten
Der viel gravierendere Grund für Vivaldis
Meisterwerke, das seine heutige Berühmt-
vorübergehende Auszeit war jedoch die
heit zunächst Alejo Carpentiers litera-
Tatsache, dass ab den 20er Jahren des 18. rischer Hommage, der Novelle Concierto
Jahrhunderts der neue neapolitanische
barroco verdankt, aber nun – wiederauf-
Stil von Hasse, Leo und anderen die Lagu- gefunden – durch seine außergewöhnliche
nenstadt überschwemmte.
musikalische Qualität zu überzeugen
Vivaldi wollte sich wohl anfangs nicht mit vermag.
26
Aufstand der Azteken gegen die Spanier
Zum Libretto
g
Alvise Giusti
Der venezianische Literat Alvise Giusti gehörte zum Umkreis von Apostolo Zeno und
verließ seine Heimatstadt 1734, um in Mailand für die Habsburger in der Verwaltung zu
arbeiten und wurde dort Akademiemitglied. Vorher hatte er mit Motezuma das wohl letzte
Originallibretto für Vivaldi geschrieben. Er studierte dafür zwar die Quellen, war aber
versiert genug, um daraus eine Opernhandlung zu konstruieren, die auf dem Barocktheater
funktioniert. Aus Hernán Cortés wurde Fernando, den Namen des mexikanischen Generals
Teutile verwendete er für die Tochter des Montezuma und am Ende ließ er die Handlung in
ein Lieto fine münden: Fernando bietet Montezuma an, als Vizekönig weiter zu herrschen,
und verheiratet zum Zeichen der Aussöhnung der Spanier mit
den Mexikanern
Emmanuelle
Riva seinen
und EijiBruOkada
Hiroshima mon
der und General Ramiro mit Teutile. Giusti stellt nicht die statischenin
Begebenheiten
wieAmour
die
28
erste Begegnung zwischen Montezuma und Cortés und auch nicht die dynamischen Kampfszenen dar, sondern zeigt kammerspielartig die letzten Stunden des Herrschers in der Gewalt
des Eroberers, der mit ihm spielt wie die Katze mit der Maus. Montezuma hat die Kontrolle
über die Situation verloren und kann nur noch reagieren: er erscheint dadurch ein wenig
als „wilder Mann“ und seine Arien und Rezitative haben etwas Unbeherrschtes, Wildes,
das den Aztekenkaiser als einen Undomestizierten charakterisiert – bei aller Größe, die er
ebenfalls hat. Desto berührender ist seine letzte Arie, in der er nur noch Mensch ist, der sich
um Tochter und Gattin sorgt. Das Lieto fine, der glückvolle Ausgang, der der Geschichte widerspricht, ist nur teilweise Bühnenkonvention. Er bedeutet auch eine Utopie, wie sie eben
nur auf dem Theater möglich ist: Diese beiden Völker müssen nun miteinander leben, also
ist es besser, sich durch Liebe zu verbinden als Krieg gegeneinander zu führen. Besonders
Montezuma versprüht so viel Hass während der Handlung, dass hier eine Reinigung nötig
ist. Übrigens haben diese ständigen Wutausbrüche mit der Zeit etwas Komisches, das an die
Commedia dell’arte erinnert. Da es die komische Ebene in dieser Oper sonst nicht gibt, dürfte man schon 1733 an diesen Stellen auch einmal gelacht haben ...
29
Cortés setzt Montezuma in seinem eigenen Palast gefangen
Zur Inszenierung
S
El Penacho de Moctezuma
von Martín Acosta
War der mexikanische Herrscher wirklich ein Feigling, der sein eigenes Volk
verriet? Ein Mann, der den Zeichen des Schicksals ausgeliefert war? Ein Stratege, der auf Zeit spielte? Oder ein Verliebter? Verschreckt durch die Vorzeichen,
war Montezuma davon überzeugt, dass die am Golf von Mexiko gelandeten rotbärtigen Männer die Fleischwerdung der Prophezeiung des ins Exil geschickten
Gottes Quetzalcóatl waren, er werde bei seiner Rückkehr den Untergang des
mexikanischen Reiches mitbringen.
Montezuma lieferte seine Schätze demütig aus. Wie wir in Mexiko sagen: „Está
usted en su casa“ (Fühlen Sie sich wie zuhause). Wie wir unser Herz Tag für Tag
ausliefern. Unser gemartertes Herz. Das Land, gezeichnet von unerträglicher
31
sozialer Ungleichheit, und ein Schicksal, das es zu verhindern scheint, dass
diese Entwicklung sich umkehrt. Unter den ausgesuchten Geschenken, die den
Ankömmlingen überreicht wurden, befindet sich ein kostbares Objekt, über
dessen Bestimmung sich die Fachleute noch immer nicht einig sind. Wie wäre
es zu benutzen? Man kann es sich nicht auf den Kopf setzen. Ungewöhnlich
wäre es als Kleidungsstück. Wunderlich als Schmuck. Das sogenannte „Penacho de Moctezuma“ (Montezumas Federschmuck) ist vermutlich ein Cape, das
zur Bekleidung eines phantastischen Tieres aus der Mythologie gehörte. Oder
eines Gottes. Verwechselt mit einem maurischen Rock. Irgendwann in einem
Karton vergessen, in dem die Motten hausten. Fürstengeschenke. Ersteigert auf
dem Flohmarkt. Seit den dreißiger Jahren des 16. Jahrhunderts vagabundierte
es durch Europa. Heute befindet es sich im Völkerkundemuseum in der Neuen
Wiener Hofburg. Inmitten eines prachtvollen Raumes, der mit einem Haufen
historischen Zeugs vollgestopft ist. Ein Raub der Geschichte. Der Mensch von
heute ist nur ein Räuber vergangener Träume.
32
Die Spanier zerstören den Templo Mayor
Komponist
Thomas Leininger
Thomas Leininger studierte als Jungstudent Klavier und Hammerflügel in
Mainz, bevor er sich nach diversen Wettbewerbserfolgen und einer bereits
regen kompositorischen Tätigkeit für ein Studium an der Schola Cantorum
Basiliensis entschied, wo er Cembalo (Jörg-Andreas Böttischer), Orgel (JeanClaude Zehnder und Andrea Marcon) und historischen Generalbass (Jesper
Christensen) studierte. Unterschiedliche Meisterkurse (Andreas Staier, Wieland Kuijken, Matthias Weilenmann u. a.) ergänzten seine Ausbildung ebenso,
wie sein bereits reges eigenes kompositorisches Schaffen. Eines seiner letzten
34
Projekte war die Uraufführung seiner zweiten Oper, einem Auftragswerk der
Schola Cantorum Basiliensis mit Unterstützung der Ernst von Siemens-Stiftung. Zahlreiche andere Kompositionsaufträge (u. a. vom Badischen Staatstheater Karlsruhe, der Basler Leonhardskirche) folgten. Als Stipendiat des
Deutschen Studienzentrums Venedig widmete er sich der Erforschung der
noch unveröffentlichten Opern Pierfrancesco Cavallis. Thomas Leininger tritt
als Solist und Generalbass-Spieler in verschiedenen Ensembles und Orchestern in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf (Ludwigsburger Schlossfestspiele, Stuttgarter Kammerorchester, Salzburger Festspiele, Capriccio
Basel, Cantus firmus consort Solothurn u. a.). Zusammen mit dem Flötisten
und Lautenisten Sven Schwannberger bildet er den Kern des Ensembles „Il
vero modo“, dessen erste CD Arcadia mit Musik des italienischen Frühbarock
2004 erschienen ist.
35
Dirigent
Michael Form
Michael Form wurde 1967 in Mainz geboren. Sein Studium an der Hochschule für Musik
Köln schloss er 1992 mit dem Konzertexamen ab. Weitere Studien führten ihn an das
Rotterdams Conservatorium und an die Schola Cantorum Basiliensis, wo er sich auf die
Musik des Mittelalters und der Renaissance spezialisierte. Neben seinem Interesse für
Alte Musik war der rumänische Dirigent Sergiu Celibidache sein wichtigster Lehrer. Als
Stipendiat der Heinrich-Strobel-Stiftung des SWR (Baden-Baden), der Studienstiftung des
Deutschen Volkes, der Cité Internationale des Arts (Paris) und des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) erhielt er zahlreiche Auszeichnungen und Preise bei
36
bedeutenden internationalen Wettbewerben: ARD (München), ICARE 88 (Paris), Concours
Musica Antiqua (Brügge). Michael Form tritt regelmäßig bei renommierten europäischen
Festivals auf: Festival Oude Muziek Utrecht, Festival van Vlaanderen, Lucerne Festival, Schleswig-Holstein Musik Festival, Händel-Festspiele (Halle), Villa Musica (Mainz),
Rheingau Musik Festival, Musica e Poesia a San Maurizio (Milano) etc. und konzertiert mit
namhaften Künstlern und Ensembles, wie den Taverner Players (Andrew Parrott), dem
Ensemble Gilles Binchois (Dominique Vellard) und Café Zimmermann. Als Solist trat er
mit der Radiophilharmonie des NDR Hannover und dem Orchestre de Chambre de Genève unter Leitung von Michael Hofstetter auf. Bei fast allen deutschen Rundfunkanstalten
liegen Aufnahmen vor. Michael Form widmet sich intensiv der Arbeit mit seinem Ensemble
Les Flamboyants, das 1997 debutierte und seither Einladungen zu bedeutenden Festivals
für Alte Musik in ganz Europa und Neuseeland folgte. Drei Einspielungen bei Raumklang
Musikproduktion dokumentieren die ungewöhnliche Repertoirevielfalt des Ensembles. Von
1988 bis 1997 hatte Michael Form einen Lehrauftrag an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz inne, seit 2003 ist er Dozent an der Hochschule der Künste Bern (Schweiz) und
37
seit 2004 an der Staatlichen Hochschule für Musik Freiburg/Br. Darüber hinaus war
er Gastdozent am Conservatorio Superior de Mùsica, Santa Cruz (Spanien), und gab
Meisterkurse an der Musikhochschule Sofia (Bulgarien), am Meistersinger-Konservatorium Nürnberg und am Conservatoire national supérieur musique et danse Lyon
(Frankreich). 2002 begann Michael Form eine zweite Karriere als Dirigent. Seitdem
leitet er regelmäßig das Orchester der Schola Cantorum Basiliensis. Er dirigierte das
Orchestre Baroque du Léman sowie das Barockorchester der FIMA (Festival Internazionale di musica antica Urbino/Italien). In der Saison 2006/07 wird er Motezuma auch
in Luzern und Lateinamerika dirigieren.
38
Regie
Martín Acosta
Martin Acosta ist heute der erfolgreichste Regisseur Mexikos. Er wurde 1964 in Cortazar, Guanajuato in Mexiko geboren und studierte an der Theaterschule des Nationalen
Instituts der Schönen Künste von Mexiko. Als Schauspielregisseur erarbeitete er seit
1987 über 40 Inszenierungen. Die meisten entstanden im Teatro de Arena, ein unabhängiges Theater, dem er seit 1989 als Künstlerischer Leiter verbunden ist. Gemeinsam mit
Luis Moncada entwickelte und inszenierte er auch eigene Stücke, u.a. nach James Joyce
oder Heinrich Böll. Seine Inszenierung von Jesuruns Faust / How I Rose entstand für
das Festival International Cervantino und das Next Wave Festival 2004 der Brooklyn
39
Academy of Music. Als Gastregisseur am Nationaltheater von Mexiko entwickelte er
Inszenierungen von Leyva, Ravenhill oder des interessantesten jungen mexikanischen
Autors, Ximena Escalante. Seine Hamlet-Inszenierung entstand für das wichtigste
lateinamerikanische Festival de Teatro in Bogotá. Zuletzt inszenierte er Das Fest von
Lars von Trier. Neben zahlreichen mexikanischen Theatern war er Gast in El Salvador,
Kolumbien, Barcelona, Cádiz, Portugal. Mit seinem James-Joyce-Stück tourte er drei
Monate lang durch die USA mit einer abschließenden Serie im LaMaMa-Theater in
New York. Im Jahr 2000 erhielt er ein Stipendium der Foundation for Contemporary
Performance Arts New York, in Mexiko ist er Mitglied des Nationalen Systems der
Kunstschaffenden. Von mehreren Kritikerverbänden wurde er als bester Regisseur und
für die beste Stückwahl, beste unabhängige Theaterproduktion und beste Theateradaption ausgezeichnet. Als Autor debütierte er 2002 mit dem Stück Curiosos habitos
sexuales en algunas especies en extinción (Seltsame Sexualgewohnheiten einiger
vom Aussterben bedrohter Tiere). Seit 1997 unterrichtet er an der Theaterschule des
Nationalen Instituts der Schönen Künste in Mexiko.
40
Bühne & Kostüme
Humberto Spíndola
Seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts entfaltete Humberto Spíndola seine Kunst
auf einem Feld, das in Mexiko eine sehr weit reichende Tradition hat, auf dem Feld
des Papiers. Auf nationalen wie internationalen Kunstforen ist er mit seinen Arbeiten
präsent, die den Bogen von den alten mexikanischen Zivilisationen bis zur aktuellen
Kunst spannen. Bei der Expo 2000 in Hannover war er am Tag Mexikos mit einem Defilee
von 40 Riesen-Piñatas präsent, jenen mit Süßigkeiten gefüllten Papierpuppen. Im Jahr
2002 wurden die Besucher einer Ausstellung venezianischer Malerei des 16., 17. und 18.
Jahrhunderts von einer seiner Papierskulpturen als einer mexikanischen Reflexion der
41
europäischen Kunst empfangen. Im Jahr 2004 stellte er beim Festival Ars Sacrum in
Bilbao bei einer den Totenriten gewidmeten Ausstellung den traditionellen Totenaltar
einem mexikanischen Frühlingsaltar gegenüber. Im gleichen Jahr zeigte er eine Installation bemalten Papiers in großen Dimensionen im Verwaltungsgebäude von Tenaris
Tamsa, des italienischen Herstellers von Erdölprodukten.
Seine Ästhetik basiert auf der des Seidenpapiers in Kombination mit der Technik der
Piñata-Produktion, die er zu einer Kostümfabrikation entwickelte, die im Licht der
Theaterscheinwerfer besonders brillant wirkt, so bei seiner Ausstattung von Bizets
Perlenfischern im Jahr 2002. Zuletzt war er in Basel beim Festival „Jenseits im Diesseits“ mit einem Totenritual beteiligt. Seine Arbeiten werden ausgestellt und gesammelt u. a. in Helsinki, Lille, London und natürlich in den Museen Mexikos.
42
Rezitative
Dirk Börner
Dirk Börner wurde in Saarbrücken geboren. Er absolvierte zunächst ein Klavierstudium
am Conservatoire National Régional in Straßburg, bevor er sich ganz der Alten Musik
zuwandte. An der Schola Cantorum Basiliensis (Basel) studierte er Cembalo bei Andreas
Staier und Jesper Christensen. Mittlerweile gilt er als einer der angesehensten Generalbass-Spieler der Alten-Musik-Szene. Seine rege Konzerttätigkeit führte ihn durch ganz
Europa und nach Israel. Dirk Börner tritt regelmäßig mit folgenden Ensembles auf :
Stylus Phantasticus (Pablo Valetti - Violine, Friederike Heumann – Viola da gamba), Les
Flamboyants (Michael Form - Blockflöte), The rare fruits council (Manfredo Kraemer
43
- Violine), Real Compañia Opera de Camara (Juan Bautista Otero) und Café Zimmermann (Céline Frisch - Cembalo). Im Duo mit dem argentinischen Bariton Victor Torres
führte er 2004 Schuberts Winterreise mit großem Erfolg auf. Seine zahlreichen Einspielungen sind bei Alpha, Harmonia Mundi France, Astrée-Naïve, K 617 und bei edition raumklang erschienen und untermauern seine internationale Reputation sowohl
auf dem Cembalist als auch auf dem Hammerklavier. Darüber hinaus liegen Rundfunkaufnahmen beim Radio de la Suisse Romande, bei Radio classique (Paris), France
Musique, beim Bayerischen sowie beim Norddeutschen Rundfunk vor. Dirk Börner ist
Dozent für Cembalo an der Hochschule der Künste Bern HKB und lehrt Generalbass
am Conservatoire National Supérieur de Musique et Danse de Lyon.
44
Motezuma
Sebastian Geyer
Robert-Saar-Gesangswettbewerbs 1998
in Bad Kissingen, des Mozart-Fest-Gesangswettbewerbs 2002 in Würzburg und
des Internationalen Gesangswettbewerbs
der Kammeroper Schloss Rheinsberg
2002 und 2003. Engagements führten ihn
nach Baden-Baden, an die Staatsoper
Stuttgart und das Stadttheater Gießen.
Geboren in Ulm, erhielt Sebastian Geyer
In Heidelberg sang er die Titelrolle in der
seine Gesangsausbildung an der Hoch-
gefeierten Don Giovanni-Inszenierung
schule für Musik in Würzburg, anschie-
von Sandra Leupold. Seit 2006_07 ist er
ßend an der Opernschule in Mannheim
festes Ensemblemitglied und wird nach
und der Universität Mainz. Er ist Preis-
der Titelrolle in Chief Joseph auch den
träger mehrerer Wettbewerbe, u.a. des
Grafen in Figaros Hochzeit singen.
45
Mitrena
Rosa Dominguez
Naidich. Durch ein Stipendium konnte
sie bei Ernst Haefliger studieren und
trat in der ersten Produktion des Centro
Experimental de Ópera y Ballet del Teatro
Colón in Alice in Wonderland von Marta
Lambertini und Pierrot Lunaire von
Arnold Schönberg auf. 1990 ging sie nach
Europa und beendete ihre Studien an der
Die argentinische Mezzosopranistin Rosa
Musikakademie Basel bei René Jacobs.
Domínguez begann ihre musikalischen
Seit diesem Zeitpunkt widmet sie sich vor
Studien an der Rijkmuziekakademie in
allem dem Barockrepertoire: Sie trat in
Amberes in Belgien. Ab 1981 studierte sie
Opern von Monteverdi, Vivaldi, Galuppi
an der Universidad Católica Argentina
und Rossini auf und hat auch zahlreiche
Komposition, ab 1984 Gesang bei Susana
Opern auf CD eingespielt.
46
Teutile
Michaela Maria Mayer
im Ensemble der Oper Wuppertal. Dort
debütierte sie mit der Partie der Blonde
(Entführung aus dem Serail) und war
dort auch als Adele (Die Fledermaus),
Gretchen (Der Wildschütz) und Sophie
(Werther) zu erleben, mit der sie auch
in Heidelberg gastierte. Sie ist auch eine
gefragte Konzertsängerin. In der Kritike-
Michaela Maria Mayer studierte Gesang
rumfrage NRW-Musiktheater der Zeit-
in Nürnberg und Hannover. 1999 er-
schrift theater pur wurde sie zweimal als
hielt sie ein Stipendium des Deutschen
beste Nachwuchssängerin nominiert.
Bühnenvereins. Neben Engagements bei
den Opernfestspielen Zwingenberg ist sie
seit der Spielzeit 2004_05 festes Mitglied
47
Fernando
Maraile Lichdi
machte sie ihren Diplomabschluss in
Würzburg. Ihr Operndebüt gab sie 1998
am Staatstheater Stuttgart als Solistin in
Al gran sole carico d’amore von Luigi
Nono unter Lothar Zagrosek. Des Weiteren sang sie unter Kwamé Ryan, Roland
Kluttig, Alexander Rumpf, Roland Böer
und Paolo Carignani. Seit Februar 2000
Aus Schwaigern bei Heilbronn stammend,
ist Maraile Lichdi als Ensemblemitglied
studierte Maraile Lichdi Gesang bei Maria
am Heidelberger Theater engagiert, wo
Venuti, Charlotte Lehmann, Hilde Zadek
sie zur Zeit auch als Donna Anna im Don
und Carmen Duran sowie Musik-Kinäs-
Giovanni und Wacoba in Zenders Chief
thesie bei Dr. Ernst Huber-Contwig. 1999
Joseph zu sehen ist.
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Ramiro
Jana Kurucová
beta Bukoveczka auf den Operngesang
zu spezialisieren. Im Jahr 2003 wechselte
sie an die Universität für Musik und
Darstellenden Kunst Graz zu Prof. Agathe
Kania und Prof. Gottfried Hornik. In der
Saison 2005_06 war sie als Mitglied des
Jungen Ensembles an der Bayerischen
Staatsoper Münschen engagiert. Seit
Jana Kurucová wurde 1982 in Kezmarok
dieser Saison ist sie Ensemblemitglied in
in der Slowakei geboren und studierte
Heidelberg, wo sie bereits in Des Knaben
zunächst am Konservatorium von Banska
Wunderhorn bei den Schlossfestspielen,
Bystrica Orgelspiel, Chorleitung und
als Charlotte in Massenets Werther und
Operngesang, um sich ab 2001 am Kon-
Young Joseph in Zenders Chief Joseph zu
servatorium von Bratislava bei Prof. Alz-
erleben ist.
49
Asprano
Silke Schwarz
Salomon-Lindberg-Wettbewerb und beim
Würzburger Mozartfestwettbewerb 2002
erhielt sie den 1. Platz. Gastspiele führten
sie nach Halle, Baden-Baden, Freiburg,
Bern, das Mozartfest Würzburg, das
Schleswig-Holstein-Festival sowie in die
Türkei, Polen, Russland, Frankreich und
Spanien. Seit 2005_06 ist sie Ensemble-
Ab 1999 studierte sie Gesang an der
mitglied am Theater Heidelberg. In dieser
Hochschule für Musik in Freiburg. Die
Spielzeit ist sie u. a. auch als Sophie in
Sopranistin ist u. a. Preisträgerin des Bru-
Massenets Werther, Marie in Linckes
no-Frey-Preises, des Förderpreises beim
Frau Luna, Susanna in Mozarts Le Nozze
53. ARD-Wettbewerb und des Europä-
di Figaro und Zerlina in Mozarts Don
ischen Kulturförderpreises. Beim Paula-
Giovanni zu erleben.
50
Zur (Vor-) Geschichte
i
Quetzalcoatl kehrt zurück
Der Conquistador Hernán Cortés als falscher Gott
Es hatte schreckliche Vorzeichen gegeben. Ein Kalenderzyklus neigte sich dem
Ende zu. Die Azteken erwarteten das Schlimmste. Möglicherweise würden
die Götter vom Himmel steigen, sogar der Mythos von der Rückkehr Quetzalcóatls könnte sich erfüllen, des am meisten verehrten und gefürchteten Gottes.
Montezuma II. Xocoyotzin, geboren 1466 und Herrscher seit 1502, forschte voll
Panik nach dem, was kommen würde. Da landete 1519 Hernán Cortés (in der
Oper heißt er Fernando) mit seinen schwimmenden Bergen in Yucatan. Das
musste Quetzalcóatl sein! Montezuma schickte Botschafter zu ihm, beladen
mit prunkvollen Geschenken, die die Spanier nur noch gieriger machten. Er
bereitete Speisen mit dem Blut von Menschenopfern vor, denn das war doch
51
die Götterspeise. Nach schlaflosen Nächten empfing er die Botschafter: Die Götter
waren offenbar so grausam wie befürchtet, was sie mit dem Massaker von Cholula
dann auch bewiesen. Die Angst Montezumas steigerte sich so sehr, dass er wie
paralysiert wirkte und das gefürchtete Heer der Azteken gegen die Spanier nicht
zum Einsatz brachte, bis sie schließlich vor der Hauptstadt México-Tenochtitlán
standen. Montezuma, der die Spanier durch seine Würde außerordentlich beeindruckte, und Cortés traten einander am 8. November 1519 gegenüber. Schließlich
ließ Cortés Montezuma in dessen eigenem Palast gefangen nehmen. Während
eines großen Festes zu Ehren des Gottes Tóxcatl befahl Pedro de Alvarado das
Massaker vom Templo Mayor, das vom Librettisten Alvise Giusti es in den Tempel
des Gottes Huitzilopochtli verlegt wurde, den er der leichteren Aussprache halber
Uccilibos nennt. Diesem folgte der Aufstand der Azteken in der „Noche Triste“.
Montezuma versuchte vergeblich, seine Untertanen zu beruhigen, und wurde
nach spanischen Quellen von ihnen selbst getötet, während indianische Quellen
schreiben, er sei von den Spaniern umgebracht worden, weil er ihnen nicht mehr
52
nützlich war. Das geschah am 30. Juni 1520, und die Stunden dieses Tages sind der
Gegenstand der Oper.
Der mexikanische Widerstand zog sich hin. Montezumas Nachfolger Cuitláhuac
starb nach kurzem an den von den Spaniern eingeschleppten Pocken. Den Widerstand organisierte der letzte Aztekenkaiser, der junge Cuauhtémoc. Schließlich
ließ Cortés Segelkriegsschiffe bauen und griff die Stadt vom See aus ebenso an wie
über die Brücken. Die umzingelten Azteken leisteten erbitterten Widerstand. Cortés
ließ die hölzernen Wasserleitungen zerschlagen und den Damm zerstören, der den
Süßwasserteil des Sees vom Salzwasser trennte, und vernichtete damit das Wassersystem der Lagunenstadt. Auch gelang es den Spaniern, die Kanus der Azteken
anzuzünden – auch dies geriet noch in Vivaldis Oper. Nach 75 Tagen Belagerung
stürmten die Spanier am 13. August 1521 die Stadt. Cuauhtémoc wurde auf der
Flucht 1524 in Yucatan von Cortés gefangen genommen, gefoltert und ermordet.
Hernán Cortés wurde von Kaiser Karl V. zum Statthalter von Neuspanien ernannt.
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Impressum
Herausgeber: Theater und Philharmonisches
Die Texte sind Originalbeiträge für dieses Heft
Orchester der Stadt Heidelberg
und stammen, soweit nicht anders gekennzeich-
Intendant: Peter Spuhler
net, von Bernd Feuchtner.
Verwaltungsleiterin: Andrea Bopp
Redaktion: Bernd Feuchtner
Wenn wir trotz unserer Bemühungen Rechtein-
Gestaltung: atelier september
haber übersehen haben sollten, bitten wir um
Herstellung: abc druck GmbH, Heidelberg
Nachricht.
Anzeigen: Greilich / Neutard
Internet: www.theaterheidelberg.de
Nachweise
Theater und Philharmonisches Orchester der
Stadt Heidelberg
Die Abbildungen stammen aus dem Florentiner
Kodex.
2006_07, Programmheft Nr. 07
RECHTSANW Ä LT E
Dr. Klaus Zimmermann
Wirtschafts- u. Technologierecht
Gesellschaftsrecht
Eberhard Gretz
Vertragsrecht, Technologierecht
Bau-, Immobilien- u. Mietrecht
Gerda Trautmann-Dadnia
Fachanwältin für Familienrecht
a. Erb-, Miet- u. Int. Privatrecht
Tim Bäuerle, LL. M.
Int. u. Nat. Vertragsrecht
Produkthaftungs- u. Gesellschaftsrecht
Tel 50 25 60 · Fax 50 25 610
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