Entdeckungen im Themenjahr „Bild und Bibel“ Die Cranachs: BILD-Agentur der Reformation Wege zu Cranach Heute würde man sagen: Die Cranach-Dynastie bestand aus Medienprofis. Sie setzten Luthers Reformation ins Bild – und das gleich in Serie. Lucas Cranach der Ältere (geboren 1472) vererbte nicht nur sein künstlerisches Talent, sondern auch gleich seinen Vornamen an seinen Sohn, Lucas Cranach den Jüngeren (geboren 1515). Unser Bild des Reformatoren haben die Cranachs bis heute geprägt – im ganz wörtlichen Sinn. Sie porträtierten Martin Luther und seine Frau Katharina, die frühere Nonne Katharina von Bora. Lucas Cranach d. Ä. setzte den Reformator als Prediger ins Bild. Die wohl berühmteste Darstellung auf dem Wittenberger Reformationsaltar von 1547 zeigt Luther, der die Gemeinde in seiner Predigt auf den Gekreuzigten hinweist. Nicht nur züchtige Kirchenkunst Die Bildmotive der Cranachs sind längst nicht alle dem evangelischen Glauben und dem auferstandenen Christus gewidmet. Teils geht es auf den Gemälden recht irdisch und lustbar zu. Der Maler scheut sich nicht, reichlich unbekleidete weibliche Haut zu zeigen. Lucrezia oder das Urteil des Paris, Venus mit Amor oder Adam und Eva, wie Gott sie schuf, sind von ihm gern porträtierte Gestalten. Die überlangen, stilisierten nackten Körper sind „typisch Cranach“. Standardbilder in Serienproduktion Talent für Marketing hatte die Maler - Familie durchaus. Gleichzeitig war ihre Werkstatt unglaublich produktiv: Rund 5.000 Werke schufen die beiden Künstler, von denen gute 1.000 bis heute erhalten 18 sind. „Lucas Cranach der Schnellste“ heißt der Titel eines Ausstellungskatalogs der Museen Böttcherstraße – eine Anspielung an die flinke, standardisierte Arbeitsweise der Cranach - Werkstatt. Albrecht Dürer, Zeitgenosse und Künstlerkollege, verlegte sich damals noch auf unkopierbare Einzelstücke im Renaissance-Stil. Die Cranachs, insbesondere der Jüngere, setzten bewusst auf die Serie – und die Reproduzierbarkeit ihrer Werke. So boten sie den Kunden eine ganze Auswahl von Standardbildern als Wandschmuck an. Bis zu zehn Gesellen und noch mehr Mitarbeiter zählte die Werkstatt in Wittenberg, dem Zentrum der Reformation. Dort wirkte der ältere Cranach als Maler am kursächsischen Hof, betrieb nebenbei eine Apotheke, eine Weinschenke und eine Druckerei. Wer heute nach Wittenberg kommt, kann die Cranach - Häuser und -Höfe besichtigen, die von Reichtum und Einfluss der Künstlerfamilie zeugen. Werkschauen an den Wirkungsstätten Auf dem Weg zum 500-jährigen Reformationsjubiläum 2017 feiert die evangelische Kirche in diesem Jahr das Themenjahr „Bild und Bibel“, das an den 500. Geburtstag des jüngeren Cranach anknüpft. In Wittenberg startet am 26. Juni die erste, größere Werkschau des jüngeren Cranach. Auch in Gotha, Eisenach und Weimar sind große Ausstellungen zu sehen. In Thüringen verliebte sich Cranach der Ältere in eine Gothaerin, hier heiratete er, hatte zwei Häuser und starb hier schließlich auch. Bis heute sind in Thüringer Kirchen und Museen Werke von Vater und Sohn zu bestaunen. bremer kirchenzeitung Juni 2015 · www.kirche-bremen.de Auf den Spuren Cranachs in Bremen Wer auf den Spuren Cranachs unterwegs sein möchte, kann sich im September auch einer Reise des Evangelischen Bildungswerks nach Wittenberg und Wörlitz anschließen. Oder er geht in Bremen auf Entdeckertour durch die Museen Böttcherstraße, das Dommuseum und die Kunsthalle. Denn einige bekannte Werke des älteren Cranach hängen auch in Bremer Museen. Die Kunsthalle nennt eine Quellnymphe und eine Darstellung der Heiligen Dreifaltigkeit (Gott Vater, Gott Sohn und Heiliger Geist) ihr Eigen. Das Dommuseum und die Museen Böttcherstraße hüten Darstellungen des gefolterten Jesus mit dem Titel „Schmerzensmann“ in ihrem Fundus. In der Böttcherstraße sind auch die berühmten Porträts von Martin und Katharina Luther zu bestaunen. Alle Cranachs aus Bremer Beständen werden im Herbst bei Führungen vorgestellt. Text: Matthias Dembski Fotos: Museen Böttcherstraße/ Dommuseum Bremen/epd-Bild Donnerstag, 24. bis Sonntag, 27. September Cranach & Luther Begegnungsreise nach Wittenberg und Wörlitz Kosten: 390 Euro (Übernachtung & Frühstück), Einzelzimmer-Zuschlag 70 Euro Infos & Anmeldung: Evangelisches Bildungswerk Bremen · Telefon 0421/346 15-35 [email protected] Sonntag, 4. Oktober, 16 Uhr Kurzführung zu Lucas Cranachs Schmerzensmann im Dom-Museum mit Dr. Henrike Weyh, Eintritt frei Dienstag, 13. Oktober, 17 Uhr Kurzführung zu Lucas Cranachs Bildnissen Museen Böttcherstraße, Ludwig Roselius Museum mit Simone Ewald* Donnerstag, 12. November, 13 Uhr Kunstpause zur „Heiligen Dreifaltigkeit“ Kunsthalle Bremen mit Lena Schrage* Sonntag, 15. November, 15 Uhr Wege zu Cranach – Dialogische Führung durch die drei Bremer Sammlungen mit Christine Holzner-Rabe, Pastor Christian Gotzen Kosten: 8 Euro, Treffpunkt: Kunsthalle, Museumskasse Anmeldung bis zum 13.11. unter Telefon 0421 329 08-330 *Kosten: Museumseintritt „Schmerzensmann“ von Lucas Cranach d. Ä. www.kirche-bremen.de www.cranach2015.de www.reformation-bild-und-bibel.de www.kirche-bremen.de bremer kirchenzeitung Juni 2015 19