arztpraxis limmatplatz Erreger ............................................................................................... 1 Infektionspforte ................................................................................... 1 Vorkommen und Durchseuchung ....................................................... 1 Inkubationszeit ................................................................................... 1 Symptome und Verlauf ....................................................................... 1 Frühsyphilis ........................................................................................ 2 Primäre Syphilis ...................................................................................................... 2 Sekundäre Syphilis ................................................................................................. 2 Latente Syphilis....................................................................................................... 2 Spätsyphilis, Tertiäre Syphilis ................................................................................. 3 progressive Paralyse .............................................................................................. 3 Tabes dorsalis ......................................................................................................... 3 Syphilis Erreger Treponema pallidum gehört zu den Spirochäten-Bakterien. Der schraubenförmige Körper ist 6-15µm lang und korkenzieherartig gewunden. Mit Hilfe von sechs Fäserchen (Fibrillen), die in der Zellmembran liegen, können sich die Mikroorganismen um ihre eigene Achse drehen. Infektionspforte über Schleimhaut (Sexualkontakt )oder verletzte Haut; während der Schwangerschaft und unter der Geburt; Ausbreitung im Körper über die regionalen Lymphbahnen und Lymphknoten ins Blut und weiter in die Organe Vorkommen und Durchseuchung Weltweit, Wirt ist der Mensch Inkubationszeit1 abhängig von der Anzahl der aufgenommenen Keime zwischen 9-90 Tage Symptome und Verlauf Die Syphilis hat den Charakter einer chronischen Allgemeinerkrankung. Es können drei Stadien unterschieden werden. Nach einer von der Zahl der aufgenommenen Keime abhängigen variablen Inkubationszeit kommt es zur Ausbildung des Primärstadiums. Es ist gekennzeichnet durch Hautveränderungen sowie einer regionale Lymphknotenschwellung. Im Sekundärstadium breiten sich die Erreger über die Lymphbahnen und das Blut im ganzen Körper aus. Diese beiden Stadien werden der Frühsyphilis zugerechnet. Nach einer unter Umständen Jahre dauernden Phase ohne äussere Krankheitszeichen, der latenten Syphilis, tritt der Kranke in das Terti1 Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Krankheit http://www.arztpraxis-limmatplatz.ch/ L_09 Lues Syphillis.docx Seite 2 von 4 ärstadium ein mit Organbefall, Muskel- und Hautzerstörung, Aortaentzündung und vielfältigen neurologischen Schädigungen. Man spricht in diesem Falle von Spätsyphilis. Frühsyphilis Primäre Syphilis Am Ort des Erregereintritts, also Penis, Schamlippen (Labien), Vagina, im weiteren äusseren Genitalbereich, anal (im Darmausgang) oder im Mund bildet sich nach Verstreichen der unterschiedlichen Inkubationszeit zunächst ein schmerzloses Knötchen. Dieses zeigt eine ringförmige Verhärtung und geht rasch in ein kleines Geschwür über wasserhaltigem, eingerolltem Rand. Diese Läsion wird auch als Schanker bezeichnet. Ferner schwellen die lokalen Lymphknoten innerhalb einer Woche an. Nach 2-6 Wochen heilt der Primäraffekt auch ohne Behandlung ab. Wegen der Schmerzlosigkeit des „Schankers“ wird er an unzugänglichen Körperstellen leicht übersehen. Daher bleibt die Syphilis im Frühstadium nicht selten unbehandelt. Ein gänzliches Fehlen dieses sogenannten Primäraffekts schliesst eine Infektion mit Treponema pallidum jedoch nicht aus. Schwangere, die an einer Frühsyphilis erkrankt sind, können den Erreger sowohl auf den Fetus als auch auf das Kind während der Geburt übertragen. Das Infektionsrisiko steigt, je kürzer der Abstand zwischen der Infektion der Mutter und der Schwangerschaft ist. Sekundäre Syphilis Die sekundäre Manifestation der Syphilis kann ausserordentlich vielfältig sein. In dieser Phase treten die Treponemen von den Lymphbahnen und Lymphknoten ins Blut über und verteilen sich dadurch im ganzen Körper. Typisch ist eine allgemeine Schwellung der Lymphknoten und lokale oder generalisierte Hautveränderungen. Die Hautveränderungen sind symmetrisch, fleckig, papulär, papulosquamös (=schuppig) und/ oder pustulär.(Blasig) Nach vier bis zwölf Wochen heilen die Hautveränderungen spontan ab. In Hautfalten können die rötlichen oder grauweissen Papeln oder Pusteln geschwürig zerfallen. Sie sind dann hochinfektiös. Man nennt diese besondere Hautmanifestation "Conyloma latum". Oberflächliche Schleimhautdefekte sind rot oder grauweiss mit gerötetem Hof. Gelegentlich kommt es zu Haarausfall am Kopf mit der typischen Mottenfrasscharakteristik. Häufige Allgemeinsymptome sind Fieber, Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen. Latente Syphilis Es handelt sich um das über Jahre, manchmal lebenslänglich anhaltende Erkrankungsstadium, nach dem der Patient zuvor eine sekundäre Syphilis durchgemacht hat. In dieser Phase sind alle Krankheitssymptome verschwunden. Nur eine genaue Befragung zusammen mit einer serologischen Untersuchung können zur richtigen Diagnose führen. Die Erreger bleiben jedoch lebenslang weiter im Körper. Innerhalb des ersten Jahres der Latenzperiode besteht eine gesteigerte Infektiosiät des Patienhttp://www.arztpraxis-limmatplatz.ch/ L_09 Lues Syphillis.docx Seite 3 von 4 ten. Dies kann bei Schwangeren zu einer Infektion des Kindes führen. Bei längerer als ein Jahr bestehender Latenzperiode nimmt die Infektiosität langsam ab. Natürlich besteht auch ohne akute Krankheitszeichen die Notwendigkeit einer antibiotischen Behandlung! In einigen Fällen geht die Erkrankung in die Tertiärsyphilis über. Spätsyphilis, Tertiäre Syphilis Die Tertiärsyphilis umfasst zahlreiche Veränderungen. Herz-Kreislauf und knöcherne Beteiligung sowie zahlreiche neurologische und psychiatrische Ausfälle und Veränderungen sind möglich. Aus praktischer Sicht kann eine weitere Aufgliederung vorgenommen werden, wobei die einzelnen Symptome aber nicht immer einer bestimmten Form allein zugeordnet werden, weil sie teilweise nebeneinander existieren. I kardiovaskuläre Syphilis Diese Manifestation ist heute wegen der meist früh einsetzenden Therapie selten. Durch die entzündliche Veränderung der Gefässe, die die grossen Blutgefässe versorgen, kommt es zu einem Verlust der Wandelastizität. Besonders im Bereich des in der Brust gelegenen Aortenbogens kann es zu Aussackungen kommen, die unter Umständen bersten können. Die Folge davon ist eine rasche innere Verblutung. Die Erweiterung der Aorta führt zu einem inkompletten Verschluss der Aortenklappe des Herzens. Durch das aus dem Körperkreislauf rückgestaute Blut wird in der linken Herzkammer ein erhöhter Druck aufgebaut, der zu einer übermässigen Erweiterung führt. Die entzündlich bedingte Verengung des Abgangs der Herzkranzgefässe kann Angina pectoris oder Herzinfarkte verursachen. II Neurosyphilis Die Prognose aller Formen der Neurosyphilis ist nicht günstig. Etwa 64% der Erkrankungen enden mit dem Tode oder führen bei den Überlebenden zumindest zu Invalidität durch Lähmungen oder gar zur Debilität. In diesem Falle kann dauernde, lebenslange Pflege erforderlich werden. In jedem Stadium der Neurosyphilis kommt aber auch ein kleiner Teil Spontanheilungen vor. progressive Paralyse Die progressive Paralyse zeichnet sich durch demente, manisch-expansive, depressiv-hypochondrische, manisch -depressive, paranoid-halluzinatorische und delirante Zustandsbilder aus. Der Verlauf ist oft sehr rasch, d.h. "galoppierend". Tabes dorsalis Das Endstadium mit Zerstörung der Nervenscheiden, Nervenwurzeln und Nervenknoten (Ganglien) heisst Tabes dorsalis. Dieses Stadium geht einher mit Verlust der Schmerz-, und Temperatursensibilität ferner sind Gangstörungen, fahrige Bewegungen, Reflexverlust, Impotenz und unwillkürlicher Abgang von Stuhl und/ oder Urin möglich. Eine typische Komplikation ist das Malum perforans pedis. Dabei handelt es sich um ein Geschwür das an Druckstellen des Fusses auf dem Boden zerstörter Endarterien entsteht. Es bleibt lange unbemerkt, weil durch die neurologischen Defizite die Fusssohle gefühllos geworden ist. Eine Besonderheit ist die ArgyllRobertson-Pupille. Sie ist klein und unregelmässig, reagiert nicht auf Licht wohl aber auf den Reiz zum Scharfsehen (Akkomodation). http://www.arztpraxis-limmatplatz.ch/ L_09 Lues Syphillis.docx Seite 4 von 4 Diagnose Die verbindliche Diagnose wird aus der Blutanalyse abgeleitet. Eventuell kann eine Hirnsyphilis durch Hirn-Rückenmarkflüssigkeitsuntersuchung diagnostiziert werden. Therapie Mittel der Wahl ist Penicillin. Da die Treponemen eine Generationszeit von 30 Stunden besitzen und Penicillin andererseits eine kurze Halbwertszeit hat, ist auf eine ausreichende und gleichmässige Dosierung zu achten. Bei Penicillinallergie kann alternativ Erythromycin, Tetrazykline oder Doxyzyklin verwendet werden. Die Dauer der Behandlung richtet sich nach dem Krankheitsstadium. Bei einer Krankheitsdauer unter einem Jahr sollte sie 14 Tage, bei Dauer über einem Jahr oder Neurosyphilis drei Wochen dauern. Schwangere sind nach dem gleichen Schema zu behandeln. Allerdings besteht zu Penicillin in diesem Falle keine Alternative, was bei einer Penicillinallergie zu Problemen führen kann. Gegebenenfalls kann ein Hauttest hilfreich sein. Bei etwa der Hälfte der Patienten mit Primärlues und 90% der Patienten mit Sekundärlues kommt es unter Antibiotikagabe zum massenhaften Absterben und der Freisetzung von Endotoxinen (Zellgiften), die zu Fieber Kopf- und Muskelschmerzen führen. Dieses Phänomen heisst Herxheimer-Reaktion. Mit Bettruhe und fiebersenkenden Medikamenten wie Acetylsalycilsäure lassen sich die Symptome lindern. Der Therapieerfolg sollte während 18 Monaten serologisch kontrolliert werden. Prognose Bei konsequenter kontrollierter Behandlung gut. Bei Unterdosierung ist ein unbemerkter Übergang zur chronischen Infektion zunächst ohne akute Symptome möglich http://www.arztpraxis-limmatplatz.ch/ L_09 Lues Syphillis.docx