Labordiagnostik der Tuberkulose

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AUS DEM LABOR
R
Erreger nachweisen und charakterisieren
ren
Labordiagnostik d
der Tube
Tuberkulose
ulose
Die Labordiagnostik der Tuberkulose erfüllt die Aufgabe, eine
en erstellte
anhand von klinischen und radiologischen Kriterien
Verdachtsdiagnose durch den direkten Nachweiss und die Chasi dabei
rakterisierung des Erregers zu bestätigen. Siee kann sich
nschafte der beteiheute auf ein breites Wissen über die Eigenschaften
n Wechselwirkungen
Wechselw
ligten Mykobakterien, deren vielfältigen
d des InfektionsInfektio
mit dem menschlichen Organismus während
s
ndig verbesablaufes und nicht zuletzt auch auff ein sich
ständig
umenta
n.
serndes labordiagnostisches Instrumentarium
abstützen.
rreger der Tuberkulose sind die pathogenen Bakterien
Bakteri des Myomplexes (MTB). Dazu gehören die
cobacterium-tuberculosis-Komplexes
Spezies M. tuberculosis, M. bovis, M. africanum, M. microti, M. cabei um unbewegliche, ob
netti und M. pinepedii. Es handelt sich dabei
obm wachsende St
spez
ligat aerob und langsam
Stäbchen. Durch ihren spezielal
t und gelte
len Zellwandaufbau sind sie säure- und alkoholfest
gelten als
hig. Aus diesem Grund lassen sie sich nur
nu durch
sehr widerstandsfähig.
n gut darstellen. Gleichzeitig erlaubt
erlaub diese Eigenspezielle Färbungen
h die Abtrennung schnell wachsender Begleitkeime
B
schaft aber auch
aus damit belastetem Unters
Untersuchungsmaterial.
E
Infektionsverlauf
onsverlauf
Die Tuberkulosebakterien werden in der Regel mit Aerosolen aus
m respiratorischen Sekret von Patienten mit offener Lungentudem
erkulose weiterverbreitet. Fast immer ist
is deshalb die Lunge auch
berkulose
die Eintrittspforte für die Infektion und der Ort der ersten Vermehrung des Erregers. Bei gut 90% aller Infektionen führt die sich innert
usbildende zellvermittelte
zellve
4–6 Wochen ausbildende
Immunabwehr zur Abkaprazellulär vermehrenden
verm
selung der sich intrazellulär
Erreger. Sie können in
diesem Zustand Jahre biss Jahrz
Jahrzehnte verharren („latente tuberkulö30
Prof. Dr. rer. nat. Günter Siegl
Mörschwil
se Infekt
Infektion, LTBI“), bei Schwinden der Immunantwort aber auch
jederze
jederzeit wieder reaktiviert werden. In den 2 - 10% der Fälle, in der
die Immunantwort
I
des Patienten nicht in der Lage ist, die Infektion auf den lokalen pulmonalen Primäraffekt und die granulomatösen Läsionen in den drainierenden Lymphknoten einzuschränken, kommt es vor allem in den ersten Jahren nach Infektion zur
progressiven primären Tuberkulose. Sie manifestiert sich vornehmlich als offene Lungentuberkulose, nach hämatogener, lymphogener
und kanalikulärer Aussaat der Erreger aus den Granulomen aber
auch extrapulmonal als Lymphknoten-Tuberkulose, urogenitalTuberkulose, Pleuritis tuberculosa, Miliar-Tuberkulose, Knochenund Gelenk-Tuberkulose und, in heute seltenen Fällen, auch als tuberkulöse Meningitis. Die Reaktivierung einer latenten tuberkulösen Infektion führt zur sogenannten postprimären Tuberkulose, die
sich in bis zu 80% der Fälle wieder pulmonal als offene Lungentubekulose manifestiert, daneben aber auch extrapulmonal Lymphknoten, das Urogenitalsystem oder das Skelettsystem befallen kann.
Diagnostik
Die vorgehend beschriebenen vielfältigen Aspekte des Verlaufs und
der Manifestation einer Tuberkuloseinfektion haben direkte Auswirkungen auf die Labordiagnostik. Sie bestimmen die Auswahl,
Entnahme und Behandlung des Untersuchungsmaterials genau08 _ 2011 _ der informierte arzt
AUS DEM LABOR
Untersuchungsmaterial für
den Erregernachweis
Die für die Labordiagnostik einer aktiven
TB-Infektion sinnvollen Untersuchungsmaterialien sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Diese Tabelle enthält auch Angaben
zur optimalen Entnahme und zum richtigen Transport der Proben ins Laboratorium.
Die ausgeprägte Widerstandsfähigkeit
der pathogenen Mykobakterien, macht es
möglich, unerwünschte Begleitkeime durch
chemische Behandlung aus dem Untersuchungsmaterial weitgehend zu eliminieren, jede derartige Behandlung beeinträchtigt jedoch auch die Lebensfähigkeit der
Mykobakterien und verringert damit gerade bei geringer Erregerzahl im Ausgangsmaterial die Wahrscheinlichkeit eines positiven Nachweises. Um die Erfolgsaussichten eines Erregernachweises zu erhöhen gilt
die Empfehlung, mehrere Proben zu untersuchen. Zudem wird bei der Aufbereitung
von Untersuchungsmaterialien wie Sputum, Magensaft oder Urin nach der Dekontamination ein Anreicherungsschritt eingeschaltet
TAB. 1
Material für den Erregernachweis
chweis
Material
Menge
Aufbewahrung/
Au
Behandlung
B
Bemerkung
merkun
Sputum
2–5 ml
Nativ
Mindestens
tens 3 Proben,
morgens nüchtern
Induziertes Sputum
2–5 ml
Nativ
Nach Inhalation von 0.9 oder
N
3%iger NaCl-Lösung; nach
3%ige
Bronchoskopie
Bronchos
Bronchialsekret
oder BAL
2–10 ml
Nativ
Magensaft
Magenspülflüssigkeit
mind. 2 besser
sser
20–50 ml
In Röhrchen mit
1–2ml
ml Phosphatpuffer oder
er gesättigte Na-Phosphatphatlösung füllen
3 Proben; nurr we
wenn kein
Sputum gewonnen
werden
won
kannn (z.B. Kleinkinder)
In 0.9%
NaCl-Lösung
NaCl-Lösun
Nicht
ich in Formalin
Biopsien
OP-Präparate
OP-Präpa
Pleurapunktat,
Aszites
mind. 10 ml
m
Nativ
Liquor
2–3 ml
Nativ
Möglichst vor Beginn der
antituberkulösen Therapie
Urin
30 ml
Nativ
3x; jeweils erster Morgenurin
(Mittelstrahl!);
Stuhl
Nativ
Blut
Bl
5–10ml
In Heparin oder
Citrat
Nur bei Verdacht auf Dissemination (z.B. bei HIV-Patienten)
Nicht in EDTA
In Heparin oder
Citrat
Nur bei Verdacht auf Miliartuberkulose bzw. Dissemination;
Nicht in EDTA
Nachweis im mikroskopischen
Präparat
Knochenmark
Üblicherweise der erste Schritt in der Labordiagnose der Tuberkulose ist der mikroskopische Nachweis „säurefester Stäbchen
Stäbchen“
ersuchungs
aus bronchopulmonalen Untersuchungscht gewonmaterialien oder, wo solche nicht
nen werden können, aus Magensaft. Für einen postiven Nachweis
y
en/ml UntersuchungsmaUntersuchungsma
bedarf es dabei etwa 103–104 Mykobakterien/ml
terial. Er erfolgt in der Regel nach einem
eine Anreicherungsschritt
icherungsschritt eentopisch mit der Ziehl-Neelsen-Färbung
Ziehl-Ne
ärbung oder
ode fluweder lichtmikroskopisch
isch mit der Auramin-Färbung.
Auramin-Färbu Seinee Se
oreszenzmikroskopisch
Sensitivigkeit von der klinischen Situation
Situatio zwischen 20
tät liegt in Abhängigkeit
und 78%. (1)
ikroskopische Nachweis ist schnell und das Ergebnis
Der mikroskopische
kann bei semiquantitativer Beu
Beurteilung als Ausdruck der Infektiosität des Patienten gewertet werden. Bei der Bewertung des Ergebnissess ist allerdings zu berücksichtigen, d
dass die Mikroskopie wederr eine Unterscheidung zwischen lebende
lebenden und toten Bakterien
m Untersuchungsmaterial erlaubt noch eine Identifizierung der
im
iegenden Mykob
vorliegenden
Mykobakterienspezies möglich ist. Das Merkmal der
igkeit ist zudem nicht nur auf Mykobakterien beschränkt.
Säurefestigkeit
Nachweis und Charakterisierung
Charakteris
in der Kultur
Trotz der verfügbaren molekular-genetischen
molek
Verfahren (siehe
unten) sind Isolierung und Charakterisierung der Erreger in der
der informierte arzt _ 08 _ 2011
Kultur der Goldstandard in der Labordiagnostik der Tuberkulose. Die angereicherten und dekontaminierten Proben werden dabei gleichzeitig auf festen und flüssigen Nährmedien angezüchtet.
Wegen des langsamen Wachstums der Mykobakterien des Tuberkulosekomplexes (Generationszeiten zwischen 6 und 20 Stunden)
liegen positive Ergebnisse frühestens nach einer Woche (Flüssigmedien) bzw. nach 2 Wochen (feste Nährböden) vor. Für einen
erfolgreichen positiven Nachweis müssen dabei im Inokulum des
Flüssigmediums >10 und für feste Nährböden >100 Keime vorhanden sein. Ein negatives Kulturergebnis kann erst 6 Wochen
nach Inokulation bei Flüssigmedien und 8 Wochen nach Beimpfung von festen Nährböden berichtet werden.
Die Kultur erlaubt die Typisierung der Erreger anhand ihrer Kolonieform, ihres Wachstumsverhaltens und ihrer biochemischen Eigenschaften.
Eine erfolgreiche Kultur ist auch die Voraussetzung, um die
Empfindlichkeit des Isolates gegenüber den Standardantituberkulostatika zu bestimmen und gegebenenfalls multiresistente Mykobakterienstämme zu entdecken.
31
nach: (1)
so wie den sinnvollen Einsatz der heute zur
Verfügung stehenden, z.T. sehr aufwändigen und teuren Untersuchungsverfahren.
AUS DEM LABOR
Nachweis und Charakterisierung mit
molekular-genetischen Verfahren
Die auf der In-vitro-Amplifikation spezifischer Nukleinsäuresequenzen von Mykobakterien basierenden Nukleinsäureamplifikationsteste (NAT) sind heute ein wesentlicher Bestandteil der
Labordiagnose der Tuberkulose. Im Idealfall ist mit ihrer Hilfe eine sensitiver Nachweis der Erreger des M-tuberculosis-Komplexes direkt aus dem Untersuchungsmaterial bereits innert Stunden möglich. Sie erlauben daneben eine rasche Aussage, ob es sich
bei den im mikroskopischen Präparat nachgewiesenen säurefesten Stäbchen auch tatsächlich um MTB handelt. Die Erfahrung
hat gezeigt, dass bei einem mikroskopisch positiven Befund ein
positiver NAT-Befund eine Sensitivität von annähernd 100% aufweist. Bei der Untersuchung von mikroskopisch negativem, jedoch kultur-positivem Material liegt die Sensitivität allerdings nur
zwischen 60 und 90%. NAT-Verfahren sind nicht in der Lage zwischen vermehrungs- und vermehrungsunfähigen Mykobakterien
in Untersuchungmaterial zu entscheiden. Sie eignen sich deshalb
nur sehr bedingt für Kontrolluntersuchungen während einer Therapie. (1,3)
Die genaue Differenzierung und Identifizierungg eines isoliergische Abkläten Tuberkuloserregers, wie sie z.B. für epidemiologische
rungen nötig ist, wird heute zunehmend mit molekular-genetin
schen Verfahren vorgenommen. Molekular-genetische Verfahren
hwerden auch ansatzweise bereits zur Erfassung der Empfindlichnkeit/Resistenz gegenüber den Standard-Antituberkulostatika eingesetzt.
NAT sind nach wie vor kostenintensive Untersuchungsverfahren. Sie sollten deshalb nicht routinemässig zur Ausschlussdiranheitsbezogen
agnostik, sondern vorzugsweise patienten- und kranheitsbezogen
nkinder, Verdacht
(z.B. HIV-Patienten, Immunsupprimierte, Kleinkinder,
verwend werden.
auf generalisierte Infektion, Meningitis, etc.) verwendet
kann weder in Bezug auf Empfindlichkeit noch Spezifizität und
nd Testsysteme auf dem
Reproduzierbarkeit befriedigen. Nun sind
en, die ssich im Zuge einer aktiven oder latenMarkt, die es erlauben,
nfektion au
zellu
ten Tuberkuloseinfektion
ausbildende zelluläre
Immunität über
die Freisetzung von Interferon Gamma (IFN
(IFN-γ) durch Antigenonukleäre Blutzel
z erfassen. Auf
stimulierte mononukleäre
Blutzellen im Labor zu
endeten definierten Antigene
gene weisen diese
di
Grund der verwendeten
sogeon-Gamma-Rele
nannten Interferon-Gamma-Release-Assays
(IGRA) eine hohe
onen mit M. tuberculosis auf.
uf. Die AussageSpezifität für Infektionen
ngt wesentlich von der korrekten Durchkraft der Ergebnisse hängt
ahme mit Hilfe der testspezifi
te
führung der Blutentnahme
schen Gefässe
nter vorgegebenen Bedingungen ins Labor
und deren Transport unter
nft geben.
ab. Jedes Labor wird dazu gerne Auskunft
higkeit und den EinUmfassendee Angabe
Angaben zur Leistungsfähigkeit
keiten der IGRA finden sich in der aktu
satzmöglichkeiten
aktuellen Literatur (1,2,3)
Prof. Dr.
r. rer. nat.
nat Günter Siegl
Seeblickstrasse
ckstrasse 17
17, 9402 Mörschwil
[email protected]
er.siegl@bluewin.
Literatur
1. Lange C, Schaberg T, Diel R, Greinert U;2006
U;200 Aktueller Stand der Tuberkulosedichenschrift 131: 341-347
3
agnostik. Dtsch Med. Wochenschrift
(2006)
2. Barben
Barbe J, Berger C, Bodmer T,, Egger J-M,
J-M Merlani G, Helbling P, et al. Handbuch
Tuberkulo
enliga Schweiz, Bundesamt für Gesundheit (HeTuberkulose, Version 2011; Lungenliga
rausgeber)
iel R, Loytved G, Nienhaus A, Castell S, Detjen A, et.al., Neue Empfehlungen
3. Diel
e Umgebungsuntersuchun
für die
Umgebungsuntersuchungen bei Tuberkulose, Pneumologie 65: 359-378
(2011)
Take-Home Message
Take-H
◆ Das ZZiel der Labordiagnostik bei Verdacht auf Vorliegen einer aktiven
Immunologische Verfahren in der Diagnostik
einer Tuberkuloseinfektion
Serologische Verfahren über den Nachweis
hweis humoraler
h
r Antikörper
erzeit oh
sind in der TB-Labordiagnostik derzeit
ohne Bedeutung. Der lalärer Immunität gegen pathogene
ene
bordiagnostische Nachweis zellulärer
weitgehen gesicherMykobakterien erlaubt heute jedoch einen weitgehend
en einer Tuberkuloseinfektion, soten Nachweis für das Vorliegen
er inaktiven, latenten und u.U.
wohl in ihrer aktiven als auch in ihrer
reaktivierbaren Form.
daf ausschliesslich
hliesslich der TuberTub
Bis vor wenigen Jahren stand dafür
HT) nach Mantoux zur Verfügung.
ung. Dieser
Diese Test
kulin-Hauttest (THT)
32
Tuber
Tuberkuloseinfektion
ist der Nachweis bzw. der Ausschluss des Erregers.
Goldstandard ist dabei nach wie vor der Nachweis säurefester Stäb◆ Gold
ch
chenbakterien
im mikroskopischen Präparat und die Anzüchtung
des Erregers auf flüssigen und festen Nährböden.
d
◆ Molekular-genetische Verfahren erlauben im Idealfall einen schnellen, direkten Nachweis eines Erregers sowie seine beschleunigte
Identifizierung und Charakterisierung nach Isolierung in der Kultur.
◆ Die Aussagekraft des Ergebnisses der Labordiagnostik hängt stark
von der Qualität des verwendeten Untersuchungsmaterials ab. Seiner
richtigen Auswahl, korrekten Entnahme und fachgerechtem Transport ist deshalb grösste Aufmerksamkeit zu schenken.
08 _ 2011 _ der informierte arzt
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