Mareike Böhmer, 182630 Prunus avium – Wildkirsche, Vogelkirsche 1 Familie: Rosacea – Rosengewächs 2 Erscheinung: 2.1 Gestalt: Die Wildkirsche ist ein bis zu 25 m hoher, sommergrüner Baum. Im Waldverband bildet er einen langen, geraden und vollholzigen Stamm und eine dichtästige, hochangesetzte und locker beblätterte Krone aus; im Freistand dagegen weist er einen kurzschäftigen, beinah zirkelrunden Stamm mit aufstrebenden Zweigen und eine gleichmäßige Krone auf. 2.2 Blätter: Die Laubblätter sind 6-15 cm lang, im Umriss länglich-oval bis verkehrt-eiförmig mit stark gesägtem Blattrand und enden in einer schlanken, aufgesetzten Spitze. Die Stiele sind 2-4 cm lang und besitzen kurz unterhalb der Blattspreite 2-4 rot gefärbte Nektardrüsen. Die Blattoberseite ist dunkelgrün, meist etwas runzelig und kahl; die Unterseite ist von hellerem Grün und in der Jugend fein behaart. In den Achseln der größeren Blattadern sitzen kleine Achselbärtchen; die Blattadern treten deutlich hervor. Die Laubblätter sind wechselständig am Zweig angeordnet und färben sich im Herbst gelb oder rot. 2.3 Blüten: Aus den rundlichen und dicken Endknospen der vorjährigen Triebe brechen im April und Mai in doldenförmigen Büscheln weisse Blüten hervor. Sie sind 3-5 cm lang gestielt, abstehend oder nickend. Die 5 Kelchblätter sind eiförmig, vorn zugespitzt, meist ganzrandig und oft zurückgeschlagen. Zwischen ihnen liegen die 5 weissen, eiförmig bis rundlichen, kurz ausgerandeten und 10-15 mm langen Kronblätter. Die Befruchtung erfolgt durch Insektenbestäubung. 2.4 Früchte: Die im Juni und Juli reifen Kirschen sind kugelige 10-15 mm große Steinfrüchte. Sie besitzen ein gelbrotes, rotes oder schwarzes Fruchtfleisch und einen festen, meist einsamigen Steinkern. 2.5 Rinde: Die Rinde ist in der Jugend glatt, lederartig, glänzend und dunkel- oder hellsilbergrau. Sie besitzt querverlaufende Korkwarzen und löst sich in Querstreifen ab und wird daher Ringelborke genannt. Sie wird später zu einer längsrissigen und beinahe schwarz aussehenden Borke. 3 Eigenschaften: 3.1 Wachstum und Alter: Bis zum 40. Lebensjahr wächst der Kirschbaum rasch, dann verlangsamt sich das Wachstum und schließt zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr ab. Nur selten werden Kirschbäume älter als 100jährig. 3.2 Bodenansprüche: Um ungehindert wachsen und reichlich Früchte tragen zu können, benötigen Kirschbäume nährstoffreiche, tiefgründige und warme Böden. 3.3 Vorkommen: Da die Bäume als Frühblüher gegen Spätfröste sehr empfindlich sind, werden sie in vielen Gebieten an den Hängen in den oberen Lagen oder auf den Hochebenen angepflanzt, wo die Kaltluft nicht gestaut wird. Oberhalb von 1000 m ü.M. findet sich diese Art aber kaum mehr. Kirschbäume kommen in der kolinen Stufe, an Waldrändern, in Laubmischwäldern, in Hecken, verlassenen Weinbergen oder auf unbewirtschafteten Wiesen und Weiden vor. 4 Herkunft und Verwendung: 4.1 Herkunft: Die Wildkirsche, in Mitteleuropa schon immer heimisch, ist wegen ihrer Früchte seit frühen Jahrhunderten beliebt. Sämtliche Süßkirschen stammen von ihr ab. Veredelte Sorten waren aber vor der Römerzeit in Mitteleuropa –im Gegensatz zu Kleinasien- unbekannt. In Griechenland dagegen waren schon im 4. Jahrhundert v. Chr. Verschiedene kultivierte Süsskirschen bekannt. Ein bedeutendes Zentrum für die Kirschbaumkultur lag an der kleinasiatischen Pontosküste bei der Stadt Kerasus. Nach ihrer Zerstörung brachte der römische Feldherr Lucullus Früchte des veredelten Baumes nach Rom. 4.2 Verwendung: Mit den Jahren dunkelt das Holz des Kirschbaumes unter dem Einfluss des Lichtes stark nach. Es wird damit immer schöner, bis es seine typische rotbraune Farbe erhält. Das sehr wertvolle Holz ist hart, biegsam, schwer spaltbar, dicht, feinfaserig, elastisch, schwer, nicht witterungsfest und sehr zäh. Gute Furniere werden für anspruchsvolle Innenausbauten verwendet. Auch werden aus dem Holz Bürsten- und Messergriffe, kunstgewerbliche Gegenstände und Musikinstrumente hergestellt. Schön gemasertes Holz ist für Intarsien und in der Dreckslerei sehr begehrt und auch in der Möbelindustrie sehr geschätzt.