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„Schule
ist mehr ....“
Impulse für
Gesundheitsbildung
Ernährungsbildung
Alltagskompetenz“
Sekundarbereich I (5.-10. Schuljahr)
Impressum
Redaktion
-
Angelika Maasberg
Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen e.V.
Praxisbüro Gesunde Schule
Fenskeweg 2
30165 Hannover
Tel.: 0511/3 50 00 52, Fax: 3 50 55 95
E-mail: [email protected]
-
Helga Strube, Dörthe Hennemann, Marie v. Alvensleben
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. Sektion Niedersachsen
Berliner Alle 20
30175 Hannover
Tel.: 0511-380-2466
Fax: 0511-380-2465
E-mail: [email protected]
-
Kathrin Bratschke
Verbraucherzentrale Niedersachsen
Herrenstraße 14
30159 Hannover
Tel.: 0511/ 9 11 96 43
Fax. 0511/ 91 19 610
E-Mail: [email protected]
-
Dr. Dorothee Meyer-Mansour
Niedersächsisches Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Calenberger Str. 2
30169 Hannover
Tel.: 0511-120-2239
Fax: 0511-120-2385
E-mail: Dorothee.Meyer-Mansour@ ml.niedersachsen.de
Die Dokumentation wird kostenlos abgegeben und kann unter Einsendung eines frankieren
Umschlags mit 1,53 Euro bezogen werden bei:
Niedersächsisches Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz
Dr. Dorothee Meyer-Mansour
Calenberger Str. 2
30169 Hannover
Inhaltsverzeichnis
Impressum
2
1
Vorworte
5
2
„Gesundheitsbildung- Ernährungsbildung - Alltagskompetenz“
7
Dr. Dorothee Meyer-Mansour
2.1 Arbeitsgruppe I
Optimierung der Verpflegungssituation in Schulen
2.2 Arbeitsgruppe II
Mit welchen didaktischen und methodischen Raffinessen macht Essen Schule?
3
11
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund - Ernährung
in der Schule
13
3.1 Mittagessen in der Ganztagsschule - nicht Problem sondern Chance
Arbeitskreis „Ernährung und Schule“ der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)
3.2 Ernährung in der Schule – Anspruch und Wirklichkeit
Prof. Dr. Helmut Heseker
3.3 Von der Ernährung zur Esskultur - Ein überfälliger Perspektivwechsel für eine
realitätsgerechte Ernährungsbildung
Prof. Dr. Barbara Methfessel
3.4 Ernährung und Schule - eine Bildungsoffensive
Prof. Dr. Ines Heindl
3.5 Geschlechtsunterschiede in der Ernährung Jugendlicher
Prof. Dr. Petra Kolip
3.6 Soziale Lage, Ernährung und Gesundheit
Dr. Antje Richter
3.7 Verhaltens- und Verhältnisprävention – wie wirksam ist Ernährungserziehung?
Prof. Dr. Volker Pudel
3.8 Ernährung und Bewegung im Kontext der Gesundheitsziele
Dr. Gabriele Windus
3.9 Essen in der Schule - Herausforderungen und Chancen für den Schulalltag
Georg Homburg
4
9
Verpflegungssysteme und Empfehlungen für Schulen
13
15
20
25
29
31
34
37
41
45
4.1 Übersicht zu Verpflegungssystemen
Prof. Dr. Helmut Heseker
4.2 Empfehlung für die Ernährung von Kindern und Jugendlichen
- Die Optimierte Mischkost optimiX Dr. oec. troph. Kerstin Clausen, PD Dr. Mathilde Kersting
4.3 Gesetzliche Grundlagen
51
5
54
Modelle guter Praxis
45
49
5.1 Schulen beschreiben ihre Mittagsverpflegung
5.1.1 Theodor-W.-Adorno-Schule
5.1.2 IGS Roderbruch
5.1.3 Nikolaus Kopernikus Schule
5.2 Regionale Projekte
5.2.1 „Wir Frühstücken“
5.2.2 „Transparenz schaffen – von der Ladentheke bis zum Erzeuger“
54
54
55
56
58
58
61
6
63
Essvergnügen selbstgemacht
6.1 Tipps aus der Praxis
Christiane Deneke, Hilke Bruns
6.2 Rezepte und Anregungen
6.3 Essen mit allen Sinnen – „Das zergeht auf der Zunge“
Kathrin Bratschke
63
69
73
3
Inhaltsverzeichnis
7
Medienübersicht
75
7.1
7.2
7.3
7.4
7.5
7.6
7.7
Grundsatzliteratur
Weiterführende Literatur
Materialien und Medien für die Praxis
Kochbücher
Medien-Kataloge
Internetadressen
Ausstellungen
75
75
77
78
79
79
81
8
Ansprechpartnerinnen und -partner in Niedersachsen
83
4
Vorwort
1
Vorworte
Wir haben ein gemeinsames Anliegen: Die
Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen.
Wir wissen, dass eine ausgewogene und
gesunde Ernährung für die geistige und
körperliche Leistungsfähigkeit von großer
Bedeutung ist. Da sich das Ernährungsverhalten bereits im Kindesalter ausbildet
und einmal erworbene Ernährungsmuster
häufig ein Leben lang beibehalten werden,
kommt einer frühzeitigen Vermittlung von
Kompetenzen eine besondere Bedeutung
zu. Wir wissen aber auch, dass die kognitive Vermittlung von Zusammenhängen zwischen Ernährung und Gesundheit allein
nicht ausreicht, um langfristig im Sinne von
Verhaltensänderungen erfolgreich zu sein.
Auch die Zuweisung an das Elternhaus
und dessen Verantwortlichkeit ist in vielen
Fällen wenig hilfreich. Verschiedene Studien belegen die zunehmende Fehl- und
Mangelernährung von Kindern, vor allem
solchen aus sozial benachteiligten Familien bzw. Familien, die ihren Erziehungsund Versorgungsleistungen nur unzureichend nachkommen.
Mit der Einführung und Verbreitung von
Ganztagsschulen finden Essen und
Hans-Heinrich Ehlen
Minister für den ländlichen Raum,
Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Trinken von Kindern und Jugendlichen zu
weiten Teilen in der Schule selbst statt. Die
erweiterten Möglichkeiten der Unterrichtsund Pausengestaltung sowie die Notwendigkeit, eine gesunde Mittagsverpflegung
anzubieten schaffen gute Möglichkeiten,
das Thema Ernährung stärker als bisher
gezielt zu befördern. Leider wird die Frage
des gemeinsamen Mittagessens von vielen
als reine Organisationsfrage und vorrangig
unter Kostengesichtspunkten bewertet. Die
Chancen zur Förderung eines guten
Schulklimas, eines gemeinsamen Handelns, einer Verständigung über die Essensgestaltung – und unter Umständen
auch noch für die Verständigung über ethnische Besonderheiten – können darüber
hinaus für die Entwicklung der Kinder und
Jugendlichen nutzbar gemacht werden.
Wir sind davon überzeugt, dass ein gesundes, schmackhaftes Essen wesentlich
zum Wohlfühlen und zum Lernerfolg der
Schülerinnen und Schüler sowie zur Akzeptanz von Ganztagsschulangeboten bei
Eltern beitragen wird.
Der Reader soll Ihnen Anregungen und
Hilfestellungen geben.
Dr. Ursula von der Leyen
Ministerin für Soziales, Frauen,
Familie und Gesundheit
Bernd Busemann
Kultusminister
5
Gesundheitsbildung – Ernährungsbildung - Alltagskompetenz
2
„Gesundheitsbildung- Ernährungsbildung - Alltagskompetenz“
Dr. Dorothee Meyer-Mansour
Niedersächsisches Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz, Referat 205.2
Wissenschaftliche Studien belegen eine
zunehmende Fehl- und Mangelernährung
von Kindern und Jugendlichen insbesondere aus sozial benachteiligten Gruppen
bzw. Familien, die ihren Betreuungs- und
Versorgungsleistungen nur unzureichend
nachkommen. Das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten hat in den vergangenen Jahren
erhebliche Anstrengungen unternommen,
benachteiligte soziale Gruppen zu erreichen. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen,
dass auch mit dieser Zielgruppe im Themenfeld „Essen und Trinken“ erfolgreich
gearbeitet werden kann.
Wir wissen mittlerweile, dass selbst als
„schwierig“ geltende männliche Jugendliche sich durchaus motivieren lassen.
Grundvoraussetzung ist jedoch: die Atmosphäre muss stimmen, sie müssen Praktisches tun und erleben können mit direktem
Bezug zu ihrem Alltag. Und wenn sie dann
auch noch ein „sattes“ Gefühl mit nach
Hause nehmen können, sind sie zumeist
eifrige Akteure.
Die Vermittlung von Gesundheits-/ Ernährungs- und damit Alltagskompetenzen
stößt im Rahmen von immer knapper werdenden öffentlichen Mitteln schnell an
Grenzen. Die Überführung von punktuell
und sporadisch angebotenen Einzelmaßnahmen in eine kontinuierliche Förderung
stellt sich uns somit als Chance und Herausforderung dar. Könnten wir unsere Ernährungsaufklärungsmaßnahmen in ein
umfassendes Konzept von Gesundheitsbildung einbetten und den Kindern und Jugendlichen wichtige Alltagskompetenzen
mit auf den Weg geben, so wäre für deren
weitere gesundheitsförderliche Lebensführung viel gewonnen.
In einer Projektgruppe bestehend aus der
Landesvereinigung für Gesundheit, der
Deutschen Gesellschaft für Ernährung,
Sektion Niedersachsen, der Verbraucherzentrale Niedersachsen sowie den beteiligten Ministerien wurden im Rahmen des
Modellvorhabens Ansatzpunkte für unser
gemeinsames Anliegen ausgelotet
Die in Niedersachsen etablierten und ständig wachsende Zahl von Ganztagsschulen
bieten, neben weiteren Schulformen, her-
vorragende Möglichkeiten einer praktischen Umsetzung. In einem schulischen
Ganztagsbetrieb essen und trinken Kinder
und Jugendliche innerhalb des schulischen
Rahmens. Durch das vorhandene Verpflegungsangebot lassen sich somit sowohl
die Auswahl der konsumierten Lebensmittel steuern als auch, durch das Imitationslernen der Kinder und Jugendlichen untereinander, die Gruppensituation für ein gesundheitsförderliches Verhalten nutzen.
Wir wissen, dass heute oftmals das mangelnde Bewusstsein der Schülerinnen und
Schüler zu einer gesunden Ernährung bereits Barrieren aufbaut. Neben den Angeboten selbst muss somit immer auch eine
positive Imagewerbung betrieben werden,
d.h. Sinne, Gefühle und jugendspezifischen Erfahrungen müssen angesprochen
werden. Ansätze, die gestützt auf Neugierde und Entdeckerfreude, die Sinne schulen
und Koch- und Ess-Erfahrungen schaffen,
haben sich im Gegensatz zu einer rein kognitiven Wissensvermittlung bewährt. Kinder und Jugendliche sollen in den freiwilligen Angeboten mit Spaß dabei sein und
die kulturelle Einbettung von Essen und
Trinken im gemeinschaftlichen Umgang
erleben.
Durch ein handlungs- und erlebnisorientiertes Angebot können Schülerinnen und
Schüler an ein gesundes Ess- und Trinkverhalten herangeführt werden. Mit Kochen, Genießen, Erleben von Esskultur
und natürlich mit hauswirtschaftlicher Praxis können sie sich mit ihrem alltäglichen
Essen und Trinken auseinander setzen
und ein selbstbestimmtes und eigenverantwortliches Alltagshandeln aufbauen.
Eine nachhaltige Verankerung einer vollwertigen, gesundheitsförderlichen Verpflegungssituation an Schulen kann jedoch nur
gelingen, wenn alle vorhandenen Kräfte
gemeinsam an einem Strang ziehen. Flankierende Unterstützung versuchen wir
durch Beratungsangebote, Materialien und
Workshops anzubieten. Deshalb möchten
wir mit diesem Reader Anregungen geben,
die Möglichkeiten der Institution Schule
offensiv für das alltägliche aber dennoch
zentrale Thema „Essen und Trinken“ zu
nutzen.
7
Gesundheitsbildung – Ernährungsbildung - Alltagskompetenz
Als Einstieg in die Thematik wurde im Februar 2003 eine Veranstaltung zu dem
Thema „Gesundheitsbildung – Ernährungsbildung – Alltagskompetenz“ mit dem
Schwerpunkt Ernährung in der Schule
durchgeführt. Ziel der Fachtagung war es,
neue Impulse für die Gestaltung von Ernährung im Schulalltag zu setzen sowie
die entsprechenden Möglichkeiten und
Anforderungen zu erörtern. Nach einführenden Vorträgen wurden am Nachmittag
zwei Workshops mit den Aufgabenstellungen:
8
1. Optimierung der Verpflegungssituation
in Schulen
2. Mit welchen didaktischen und methodischen Raffinessen macht Essen
Schule?
angeboten.
Die Diskussionsergebnisse der Teilnehmer
(ca. 80 Lehrkräfte) wurden stichwortartig
notiert und sind auf den folgenden Seiten
festgehalten.
Workshop „Essen macht Schule“
2.1
Arbeitsgruppe I
Optimierung der Verpflegungssituation in Schulen
Wie sieht die momentane Verpflegungssituation an ausgewählten niedersächsischen
Schulen aus? - Ergebnisse
Frühstücksangebote
(1. oder/und 2. Pause):
• Vollwert-Kiosk
• Angebote durch Schüler, Eltern,
Sozialpädagogen
• „Bio-Bude“ durch Elternvertretung
• Frühstücksbrötchen durch AG
• Öko-Kiosk durch Schüler und
SV-Beraterinnen
• Hausmeister-Kiosk
Mittagsangebot
• 2x wöchentlich von Müttern
• Mensa:
- Anlieferung ohne Ergänzung
(von Zentralküche)
- Anlieferung von Zentralküche mit
eigener Frischkostergänzung
- Anlieferung frisch zubereitet
• 3x wöchentlich durch Unterricht
(nur 20 Essen)
• TK-Gerichte mit Frischkostergänzung
• TK-Gerichte ohne Ergänzung
Vollverpflegung
(im Zeitraum von ca. 8.00 – 15.00 Uhr)
• Vollwertkiosk
• Automaten
• Cafeteria: · vermietet / · durch Schüler
• Frischküche
• Bistro (durch Eltern)
Hindernisse und Probleme:
1. Konkurrierende Angebote zum Frühstück oder zur Mittagsverpflegung
• Schulintern konkurrierende Angebote: z. B.: Süßigkeiten-Kiosk versus „Bio-Kiosk“
• Eltern geben den Schülern unzureichendes Frühstück mit
• Kommerzielle Angebote vor dem
Schulgebäude
• Schüler/innen geben Verpflegungsgeld für Süßigkeiten u. ä. aus
2. Personelle Ausstattung
• Lehrkräfte übernehmen Organisationsaufgaben ohne Stundenentlastung
• Ehrenamtliches Engagement (z. B.
von Eltern) wird häufig nicht bezahlt
bzw. gewürdigt
• keiner will es machen: Organisation,
Verantwortung, Qualifikation
• Fachpersonal:
- nicht ausreichend qualifiziert
- nicht genug in der Schule integriert und daher wenig motiviert
- nicht bezahlbar
• Schüler/innen sind sporadische Mitarbeiter/innen
3. Akzeptanz
• Ist bei den Schüler/innen und Lehrer/innen gering, wenn folgendes
nicht beachtet wird:
- Portionsgrößen
- Qualität und Vielfalt,
- Darreichungsform
- Raumatmosphäre
- Zeittakte (z.B. auch zu langfristige Festlegung der Essensauswahl)
- kulturelle Besonderheiten
- positive Kommunikation des
Verpflegungsangebotes
• fehlende altersspezifische Rückzugsmöglichkeiten und Essensangebote
• geringer Spaßfaktor
• fehlendes Mitspracherecht
• mangelnde Vorbildfunktion der
Lehrkräfte
4. Räumlichkeiten
• mangelnde Ausstattung / Hygieneanforderungen nicht erfüllt
• keine Zubereitungsküche
• kein extra Essensraum/-Bereich
• fehlende Atmosphäre s.o.
5. Qualitätsstandards
• Ernährung und Essen ist kein wichtiges Thema in der Schule
9
Workshop „Essen macht Schule“
• fehlende Attraktivität des Faches
„Hauswirtschaft“
• fehlende Esskultur
• Organisationsstruktur werden nicht
gesichert/verankert, weil sie z.B.
durch ehrenamtliches Engagement
getragen werden
• fehlender schulinterner Konsens
über Ziele (z. B. Angebotsinhalte,
Wege der Umsetzung u. ä.)
• mangelndes Praxiswissen (zur Umsetzung)
6. Finanzen
• zu teueres Angebot aus Schüler/Elternsicht
• Fachpersonal im Personalschlüssel
nicht vorgesehen und dadurch nicht
vorhanden
• fehlende Räumlichkeiten, Ausstattung, Lagerungsmöglichkeiten
• Planungsunsicherheit bei schwankender Zahl der Essensteilnehmer/innen
• neue Ideen, damit das Essen fest integriert wird
• Sicherung der vorhandenen Konzepte
• Standardsicherung u. a.
• Fortbildung (Küche + Lehrer/innen),
räumliche Verbesserung, Angebote
• Schaffung einer netten Atmosphäre
zum Essen
• Kooperation mit Berufsbildenden
Schulen
Finanzierung
• Einrichtung von Küche und Essraum
• Finanzierung einer Küchenhilfe
• räumliche Realisierung von Kiosk, Cafeteria, Kantine (Organisation)
• verpflichtende Essensteilnahme aller
Schüler an Ganztagsschulen
• personelle Unterstützung durch die
Gemeinde/Kommune/Stadt
Anregungen aus der Schulpraxis:
Zielvorstellungen:
verbesserte Akzeptanz:
• Essenszahlsteigerung von 20% auf
50%
• Kunden-/ Schülerzufriedenheit 100%
• noch mehr Schüler/innen essen in der
Mensa
• Verpflegungsangebot ist für alle in der
Schule interessant
• Schülergerechte Angebote
verbessertes Essensangebot
• mehr Frischkost
• keine Fertiggerichte (Kartoffelbrei aus
der Tüte)
• gesund und lecker belegte Brötchen
• noch gesündere Angebote in der „BioBude“
• eigene Herstellung des Angebotes
• gesunde vitaminreiche Kleinigkeiten als
Frühstück bzw. Mittagessen
• regelmäßige Angebote für die ganze
Schule
• gutes Ganztagesangebot
Qualitätssicherung
• mehr Beteiligung von Eltern und Lehrer/innen
10
zur Akzeptanz:
• (Fürsprecher) Schüler/innen in den Essensausschuss einladen
• Vielfalt des Angebotes sichern
• Schülergerechtigkeit erfragen und kontinuierlich hinterfragen
• Verknüpfung Theorie/Praxis Ernährungsbildung vom Unterricht
• Schüler bereiten zu und kommunizieren
ihr Angebot
• Unterstützung bei Essensausgabe
• Schüler/innen machen ein Mensapraktikum
zur Qualitätssicherung
• Handlungsleithilfen zur Errichtung eines
Kiosks, Bistros wären notwendig
• Engagierte Lehrkräfte erhalten Stunden
zur Vorbereitung und Organisation
• Kooperation mit Partner/innen aus der
nahen Umgebung
• Elternarbeit – Elterngespräche bezüglich kindgerechter, sinnvoller Verpflegung
• Anreizsysteme für ehrenamtliches Engagement: z. B.: Kind beteiligter Eltern
essen kostenlos; Beteiligung an den
Einnahmen
• Essensausschuss mit Vertreter aller
Beteiligten
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
2.2
Arbeitsgruppe II
Mit welchen didaktischen und methodischen Raffinessen macht Essen Schule?
1. Mit welchen Themen und Methoden
kann ich Schüler für Ernährungs- und
Gesundheitsbildung interessieren, damit
die didaktischen Ziele erreicht werden
Themen
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Feste gestalten
Esskultur
Interkulturelle Arbeit
Herkunft der NM (fair
trade Bsp. Fleisch)
Qualität und Verarbeitung von LM
Zusatzstoffe
Nährstoffe
Skandale
Ernährungsbedingte
Krankheiten, Bsp.
Mangelernährung
Lieblingsgerichte
Wirtschaften
Besondere Ernährungsformen (z.B.
Sportler)
Methoden
Projekt
• Kochduell
• Versuche: physiologische Tests z.B..
Kaffeekonsum
• Analyse von Zutatenliste
• Internet
• Praktische Arbeit
• Szenarios: kleine
Aufführungen
• Erkundungen
• Experimente
• Projektarbeit
• Freiarbeit
• Gesprächsform
• AG`s
Interkulturelles Arbeiten: Feste
gestalten; pos.: regt Kreativität an;
Kennenlernen anderer Esskulturen, Atmosphäre; Glaube-DiätVerweigerungshaltung, neg. in
Lehrplänen nicht vorgesehen
gesunde Sporternährung; pos.:
Untersuchung von sog. Fitness
und Gesundheitsprodukten
Experiment /
Internetchat
2. Welche Erfahrungen habe ich mit diesen
Themen und Methoden gemacht?
Slogan: im Kleinen mit Kleinen beginnen!
Themen
Prakt.
Arbeit
Rezepte ausprobieren, pos.; zuwenig geeignete Räume, negativ;
fehlende Zeit, Ausstattung, fachliche Eignung neg.
Erkundung
Verarbeitung von LM; pos.: Kochduell, zuwenig geeignete Räume,
neg.
Wahrnehmung von Hunger und
Sattsein: Frühzeitige Unterstützung zum selbstständigem Essen
geben unter Berücksichtigung der
Einflussfaktoren auf das Essverhalten;
Woher kommt das Essen?
Grundschule; Bauernhof besichtigt, pos.
Wir frühstücken anders / Ich bin
zu dick / Allergienà positiv:
Schülererfahrungen aufgreifen
Methode
Ausländische Küche versus Vollwertküche; pos.: Kann ausländische Küche vollwertig sein? Ist die
Vollwertküche für ausländische
Kinder geeignet? Neg.: ausländische Kinder finden vollwertige
Kost geschmacklos; pos.: vollwertige Kost = bewusste Ernährungsform
Unterernährung / ernährungsbedingte Krankheiten: Filme/ Selbsthilfegruppen/ Internetchat, pos.
Schulgarten = Kooperation mit
Schülerinnen und Schülern: Qualität und Verarbeitung von Lebensmitteln werden beurteilt
Organisation/Einkauf/Timing: pos.
Wunschkochen
Kochduell
Fastfood; pos.: , Fastfoodketten
besichtigen, gesunde Ergänzungsmöglichkeiten erarbeitet
Vermittlung von Kulturtechniken:
pos. Erfahrung mit Essen als genussvolle Handlung in der Gemeinschaft: Rücksichtnahme /
Fähigkeit zu teilen à Teamfähigkeit wird unterstützt = soziales
Lernen
Methoden
Methoden
Themen
Gesprächsform:
Nährstoffe - Infomaterial in Krankenkassen sammeln, pos.
Zusatzstoffe in der Ernährung,
Videos vom AID, pos.
Herkunft der NM (fair trade Bsp.
Fleisch), pos.: aktuelle Skandale
aufarbeiten;
Experiment:
Leistungsfähigkeit / Lernerfolg
durch Selbstversuch erproben am
Beispiel selbst zubereiteter Pausensnacks und Frühstück
Obst; Methode: Experimentelles
Lernen mit sinnlicher Wahrnehmung. Obst zerlegen und probieren = Lernen an Stationen
11
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
Methoden
nen und intentionale Ernährungserziehung fördern, wie z.B.: Selbst bestimmtes Essen; positive Einstellung
zum Körper; Körperwahrnehmung
etc.
Themen
fächerübergreifend
HW/Bio
Sportlerernährung: pos.
AG`s bilden:
fördert Selbstbestimmung: Beispiel: Selbstversorgung während
einer Klassenfahrt oder in besonderen Situationen;
•
Gemeinschaftliches Essen fördern –
bewusstes Genießen damit erreichen
•
3. Was kann ich daran noch optimieren?
Verbesserung der Darbietung der
Themen
• Spiralcurriculum entwickeln: Klassenund Situationsunabhängige Bausteine
auswählen können
Entwicklung von Vorschlägen für die
praktische Umsetzung in Unterrichtsstunden und Projektarbeit
•
Bedingungen optimieren: Schülergerechte Ausstattung und Küchen;
Schülergerechte Rezepte
•
•
Zusätzlich außerschulische Institutionen einbinden
•
Blockunterricht mit 4 Stunden besser, als pro Woche nur 2 Stunden
•
Einbeziehung der Eltern: Themenspezifische Elternabende; Elternbeteiligung im Rahmen von Projekten; Eltern aktiv am Unterricht teilhaben lassen
•
Übergewicht / Untergewicht: Projekte zur sekundären Ernährungserziehung entwickeln
•
Es muss gelingen Themen fachübergreifend und jahrgangsübergreifend umzusetzen
•
Fachfortbildung anbieten im Bereich
der methodischen Umsetzung von
Inhalten
•
Materialien so anlegen, dass Kinder mit
allen Sinnen gleichermaßen angesprochen werden
Handlungskompetenzen entwickeln,
damit Jugendliche Freude und Spaß am
ausgewogenen vielseitigen Essen bekommen. Gesundes Essen muss erlebbar und erlernbar sein!
•
Tauschbörse unter den Fachkräften mit
Themen/Methoden, die sich bewähren
•
Neues Erprobtes und wissenschaftlich
Evaluiertes bundesweit zusammentragen
•
Flexible und abwechslungsreiche Unterrichtsbausteine entwickeln
•
Theorie und Praxis miteinander verknüpfen. Bsp. Gar- und Wartezeiten für
die Theorie nutzen
•
Ernährungsbildung beinhaltet primäre
und sekundäre Ernährungserziehung,
d.h. über die rein fachbezogene Vermittlung von Wissen hinausgehen kön-
12
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
3 Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund Ernährung in der Schule
3.1
Mittagessen in der Ganztagsschule - nicht Problem sondern Chance
Arbeitskreis „Ernährung und Schule“ der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)
1
Bei Ganztagskonzepten die Schulverpflegung nicht vergessen!
Im Rahmen des Investitionsprogramms
„Zukunft Bildung und Betreuung“ plant
die Bundesregierung in den nächsten
Jahren den Aufbau von 10.000 neuen
Ganztagsschulen.
Daher
werden
Schulleitungen, Schulträger, Schulaufsicht, Lehrer, Eltern und Schüler bundesweit mit der Umstellung ihrer Schulen auf Ganztagsschulangebote konfrontiert. Schulen sind bisher wenig auf
die damit verbundenen Erfordernisse
vorbereitet. Aspekte der Mittagsverpflegung sind für die meisten Schulleitungen
neu und bestehende Informationsmöglichkeiten sind nicht bekannt. Es besteht
daher die Gefahr, dass die Mittel verausgabt werden, ohne dass es zur Sicherung einer ausreichenden Ernährung
der Schülerinnen und Schüler kommt.
Zum Programm einer Ganztagsschule
gehört neben den ganztagsschulspezifischen Freizeit- und Unterstützungsangeboten auch die Bereitstellung eines
attraktiven Mittagessens, das den sensorischen und ernährungsphysiologischen Erfordernissen von Schüler/innen
und Lehrkräften gerecht wird. Übersehen wird häufig, dass gemeinsames Essen und Trinken wesentlich mehr ist als
Sättigung: das soziale Miteinander wird
gestärkt und die Kommunikation gefördert. Eine gute, gesundheitsfördernde
Mittagsverpflegung unterstützt die Leistungsfähigkeit und Gesundheit unserer
Kinder bzw. Jugendlichen und kann der
Entwicklung von Übergewicht und anderen Ernährungsproblemen vorbeugen. In
einer Zeit, in der gemeinsame Mahlzeiten in den Familien in kultivierter Atmosphäre oder die Einnahme eines
häuslichen Frühstücks keine Selbstverständlichkeit mehr sind, bietet die Schulverpflegung die Möglichkeit und Chance,
1
Mitglieder des DGE-Arbeitskreises „Ernährung und
Schule“: Sigrid Beer, Helmut Heseker, Kirsten
Schlegel-Matthies, Universität Paderborn; Dagmar
von Cramm, Freiburg; Ines Heindl Universität Flensburg; Barbara Methfessel, Pädagogische Hochschule Heidelberg; Peter Gnielczyk, vzbv Berlin;
Helmut Oberritter, Christel Rademacher, DGE Bonn
ein gesundheitsförderndes Essverhalten
zu lernen und zu festigen. Gemeinsames Essen motiviert zu einer bewussten
Lebensmittelauswahl und nimmt positiv
Einfluss auf die Esskultur und auf geltende Tischsitten. Das bedeutet, dass
auch entsprechende Räumlichkeiten
(Mensa oder Cafeteria) vorhanden sein
müssen.
Leider wird die Frage des Mittagessens
in Ganztagsschulen derzeit von vielen
Schulträgern und manchmal auch von
Schulleitungen als eine reine Organisationsfrage bewertet, die vorrangig unter
Kostengesichtspunkten gesehen wird.
Die Chancen eines gemeinsamen Mittagessens zur Förderung eines guten
Schulklimas werden nicht gesehen. Zudem besteht die Gefahr, dass eine zwar
pragmatische, aber unter ernährungswissenschaftlichen bzw. medizinischen
Gesichtspunkten ungünstige Lösung für
das Mittagessen gewählt wird. Das
Fehlen gesetzlicher Regelungen zur
Qualität des Mittagessens darf nicht als
Freibrief verstanden werden, nach einfachsten und schnellsten Lösungen zu
suchen. Fast-Food-Ketten und Limonadenhersteller sind gern bereit, die Verund Ent-sorgungsprobleme der Ganztagsschulen zu übernehmen.
Den Schulstandort stärken und das
Schulprogramm bereichern!
Schulen haben einen klaren Erziehungsund Bildungsauftrag, der zur Mitwirkung
in der Gesundheitserziehung verpflichtet. Eine gesundheitsfördernde Schule
umfasst alle Aspekte des Lebens in der
Schule. Warum also nicht eine "gesunde
Ernährung" in das Schulprogramm bzw.
Schulprofil aufnehmen?
Zur Gesundheitsförderung zählt einerseits die Behandlung gesundheitsrelevanter Themen im Unterricht. Anderseits
gehört hierzu auch die praktische Umsetzung im Schulalltag. Durch Verbinden
von Ernährungsthemen im herkömmlichen Unterricht oder in Projekten mit
dem schulischen Mittagessen kann ein
13
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
enger Theorie-Praxis-Bezug hergestellt
werden, der sich nachhaltig auf das Ernährungsverhalten auswirkt. Es ist wenig hilfreich und nicht glaubwürdig, wenn
Kindern im Unterricht die Richtlinien einer "gesundheitsfördernden Ernährung"
vermittelt werden und das Angebot am
Schulkiosk oder bei der Mittagsverpflegung dies in keiner Weise widerspiegeln. Vielfach dürfte allerdings das Engagement der Lehrkräfte und Eltern erforderlich sein, um durch die Entwicklung und Verankerung eines gesundheits- oder gemeinschaftsorientierten
Schulprofils der Schulverpflegung den
notwendigen Stellenwert zu verschaffen.
Eine
zeitgemäße
Schulverpflegung
muss in erster Linie ernährungsphysiologisch ausgewogen, geschmacklich attraktiv und wirtschaftlich sein. Das unübersichtliche Angebot verschiedenster
Verpflegungsmöglichkeiten unterschiedlichster Anbieter erschwert die Entscheidungsfindung hierfür ganz außerordentlich. Da anfänglich gewählte Schulverpflegungskonzepte meist über längere
Zeit in den Schulen beibehalten werden,
sind unabhängige Informationen und
Bewertungskriterien für die Entscheidungsfindung dringend erforderlich.
Hierzu wurde von unserem Arbeitskreis
„Ernährung und Schule“ eine Stellungnahme veröffentlicht (www.ernaehrungund-verbraucherbildung.de
und
http://www.dge.de/Pages/navigation/fac
h_infos/dge_info/2003/nuv0503.html).
Außerdem wurde aktuell von aid infound
DGE
dienst
(www.aid.de)
(www.dge.de) ein umfangreicher Ordner
zur praktischen Gestaltung des Mittagessens in Ganztagsschulen erstellt, der
auf Veranlassung des BMVEL den zukünftigen 10.000 Ganztagsschulen kostenlos zur Verfügung gestellt wird.
Zusätzlich fördert das BMVEL im Rahmen eines Beratungsprojekts der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
(www.dge.de) den Aufbau eines Internetangebots zum Thema Schulverpflegung, Informationsveranstaltungen für
die Entscheidungsträger und einen
kompetenten Vor-Ort Beratungsservice.
Der Arbeitskreis warnt mit Nachdruck
davor, Schulverpflegung ausschließlich
unter ökonomischen Gesichtspunkten
auszuwählen und die aufgezeigten,
vielfältigen Zusammenhänge und sich
daraus ergebenen Chancen für ein gesundes Lernen und Leben zu vernach14
lässigen. Gesundes, schmackhaftes Essen wird wesentlich zum Wohlfühlen und
zum Lernerfolg der Schüler/innen sowie
zur Akzeptanz einer Ganztagsschule bei
Eltern beitragen.
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
3.2
Ernährung in der Schule – Anspruch und Wirklichkeit
Prof. Dr. Helmut Heseker
Universität Paderborn Fb Ernährung und Verbraucherbildung
Eine vollwertige, bedarfsgerechte Ernährung ist für die geistige und körperliche
Leistungsfähigkeit und die Gesundheit
unserer Kinder und Jugendlichen von
großer Bedeutung. Sie kann wesentlich
zur Prävention weit verbreiteter, ernährungsbedingter oder -mitbedingter chronischer Krankheiten beitragen. Auch
Kinder und Jugendliche sind in zunehmendem Maße von Übergewicht und
chronischen Folgekrankheiten betroffen
[1].
Auf vielen Ebenen unternommene Anstrengungen, die Ernährungsgewohnheiten zu verbessern, haben diese ungünstige Entwicklung nicht aufhalten
können [2]. Da sich das Ernährungsverhalten in der Regel bereits im Kindesalter manifestiert und einmal erworbene
Ernährungsmuster oft ein Leben lang
beibehalten werden, kommt einer frühzeitigen, handlungsorientierten Ernährungs- und Verbraucherbildung eine
große Bedeutung zu.
Eine Vermittlung von Wissen über Lebensmittelzusammensetzung und Esskultur, über Ernährungsphysiologie und
über Zusammenhänge zwischen Ernährung und Gesundheit [3] ist genauso
wichtig wie der Erwerb von praktischen
Kompetenzen in der Verarbeitung, Zubereitung und richtigen Lagerung von
Nahrungsmitteln.
Aufgrund veränderter Familienstrukturen, Lebensrhythmen und Arbeitsbedingungen findet traditionelle Ernährungserziehung und die gemeinsame Einnahme von Mahlzeiten - noch dazu in
kultivierter Atmosphäre - immer weniger
im Elternhaus statt [4]. Eltern sind inzwischen auch nicht mehr die zentrale Instanz in Ernährungsfragen. Vorbilder
aus Fernsehsendungen und Peergruppen beeinflusse das Essverhalten viel
stärker und nachhaltiger. Bei der Herstellung und Bewertung von Lebensmitteln ist außerdem ein deutlicher
Kompetenzverlust festzustellen. Immer
weniger Menschen sind in der Lage aus
Grundnahrungsmitteln
schmackhafte
Gerichte herzustellen, so dass Fertigprodukte weiter an Bedeutung gewinnen
werden [5]. Schule ist daher aus mehreren Gründen gefordert, sich intensiver
als bisher mit der Gesundheits-, Ernäh-
rungs- und Verbraucherbildung auseinanderzusetzen [4, 6]. Hierzu bestehen im
Rahmen der schulischen Ernährungsbildung und der Schulverpflegung vielfältige
Möglichkeiten. Diese werden bisher oft
nicht in ausreichendem Maße genutzt.
Eine ausgewogene, bedarfsgerechte Ernährung ist für die geistige und körperliche
Leistungsfähigkeit und die Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen von hoher
Bedeutung. Es ist nicht nur wichtig, dass
die Kinder vor dem Unterricht zu Hause ein
Frühstück einnehmen und ausreichend
Flüssigkeit trinken. Genauso wichtig ist,
dass in den Schulpausen eine geeignete
Zwischenmahlzeit und bei Ganztags- oder
Nachmittagsunterricht in der Mittagspause
eine schmackhafte, vollwertige Mittagsmahlzeit eingenommen werden [7, 8].
Bedeutung der Ernährung im Kindesund Jugendalter
Eine abwechslungsreiche, vollwertige Ernährung enthält alle für Wachstum, körperliche und geistige Entwicklung notwendigen Nährstoffe in ausreichenden Mengen
[7, 9]. Diese minimiert einerseits das Risiko
für eine evtl. Unterversorgung mit lebensnotwendigen Nährstoffen (z. B. Vitamine,
Spurenelemente) und andererseits das Risiko einer evtl. überhöhten Zufuhr an unerwünschten Nahrungsbegleitstoffen (z. B.
Cholesterin, Acrylamid).
Eine vollwertige Ernährung ist am ehesten
zu erreichen, wenn täglich eine warme
Mahlzeit eingenommen wird, weil der
Speiseplan dadurch abwechslungsreicher
und schmackhafter gestaltet werden kann
[10]. Viele Lebensmittel können nur im gegarten Zustand verzehrt werden. Studien
zur Nährstoffversorgung haben gezeigt,
dass Kinder und Jugendliche heute im
Durchschnitt gut versorgt sind und bei abwechslungsreicher, energetisch ausreichender Nahrungsaufnahme keine wesentlichen Defizite in der Vitamin- und Mineralstoffversorgung zu erwarten sind [11,
12, 13, 14].
Dennoch gibt es Handlungsbedarf. Defizite
in der Vitamin- und Mineralstoffversorgung
können u.a. bei einseitiger Ernährung auftreten (z. B. Meiden von Obst und Gemüse) oder wenn über längere Zeit energie15
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
reduzierte Diäten eingehalten werden
[14, 15]. Im Kindes- und Jugendalter
treten zwar nur sehr selten durch Fehlernährung verursachte schwerwiegende
Gesundheitsstörungen auf, aber ein ungünstiges Ess- und Trinkverhalten führt
nicht selten zu erheblichen Problemen
wie:
• Einschränkung der schulischen Leistungsfähigkeit,
Konzentrationsschwäche und Müdigkeit, wenn kein
Frühstück oder Mittagessen eingenommen wurden;
• postprandiale Müdigkeit, z. B. nach
einer fett- und kalorienreichen Mittagsmahlzeit („ein voller Bauch studiert nicht gern“);
• Zahnschäden (Karies), z. B. bei hohem Süßigkeitenverzehr in Verbindung mit mangelhafter Mundhygiene;
• überproportionale(r)
Körpergewichtsentwicklung/Adipositas, z. B.
bei chronisch positiver Energiebilanz
(zu viel Energie besonders in Form
von Fett und zu wenig Bewegung);
• psychische und physische Beeinträchtigungen, wenn zu wenig getrunken wird.
Bei Vorschul- und Grundschulkindern
sind zwei physiologische Besonderheiten, die die Leistungsfähigkeit beeinflussen, besonders zu berücksichtigen: ein
relativ hoher Flüssigkeitsbedarf und relativ geringe Glykogenreserven in Leber
und Muskulatur [16]. Häufig ist zu beobachten, dass tradierte Schulregeln mit
einer gesundheitsfördernden Ernährung
nicht im Einklang stehen. So gilt z. B. in
den meisten deutschen Schulen die Regel, dass während des Unterrichts nichts
getrunken werden darf. Es gibt Schulbeispiele, die zeigen, dass das Erlauben
von z. B. das Trinken von Wasser während des Unterrichts keine Störungen
des Unterrichts zur Folge hat. Da im
Grundschulalter die Energiereserven bei
intensiver körperlicher Bewegung besonders schnell erschöpft sind, sind
kohlenhydratreiche Zwischenmahlzeiten
in diesem Alter besonders wichtig.
Essen und Trinken in Schulen
In Untersuchungen wurde gezeigt, dass
10–25 % der befragten Jugendlichen
ohne Frühstück zur Schule gehen und
häufig auch zu Hause und in den Schulpausen nichts trinken [17, 18, 19]. Ein
auf dem Schulweg gekauftes Ersatz16
frühstück ist nur selten ernährungsphysiologisch ausgewogen. In der gymnasialen
Oberstufe ebenso wie in den höheren
Klassen der Haupt- und Realschulen findet
vielerorts bereits Nachmittagsunterricht
statt, ohne dass seitens der Schule ein
Mittagessen angeboten wird. Beobachtungen zeigen, dass die Mehrzahl der Jugendlichen mitgebrachte Brote isst, Angebote des Schulkiosks oder umliegender
Restaurants bzw. Imbissstuben nutzt [20].
Die Zusammensetzung dieser Mahlzeiten
ist selten geeignet, die schulischen Leistungen des Nachmittagsunterrichts positiv
zu beeinflussen [17]. Viel eher leiden Aufmerksamkeit und Konzentrationsvermögen
der Schüler und Schülerinnen durch die
eintretende postprandiale Müdigkeit.
Auch die Flüssigkeitsversorgung wird oft
vernachlässigt. In unserer Untersuchung
zum Trinkverhalten von Schülern und
Schülerinnen zeigte sich, dass 4,5 % der
Schüler/innen (vor dem Schulbesuch) zum
Frühstück zu Hause nie und weitere 7,1 %
nur selten ein Getränk tranken. In den
Schulpausen tranken 7,1 % nie und 16,8
% nur selten ein Getränk.
Neben einer unzureichenden Versorgung
mit Lebensmitteln und Getränken in der
Schule sind problematische familiäre Ernährungsgewohnheiten weit verbreitet, so
dass auch die mitgebrachte und angebotene Pausenverpflegung den gewünschten
Qualitätsstandards nicht entspricht. Dies
betrifft vor allem Förder- und Hauptschulen
bzw. Schulen in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf. In diesen setzen
sich die gewählten Elternvertreter seltener
als bei besser versorgten Kindern und Jugendlichen für eine ausgewogene Verpflegung ein. Ein schulisches Essensangebot
könnte in diesen Schulen auch kompensatorisch und präventiv wirken. Fest institutionalisierte, zuverlässige und qualitativ
hochwertige Lösungen sind eine Aufgabe
der Schulträger [5, 21].
Essen in der Ganztagsschule
In den nächsten Jahren werden auch in
Niedersachsen neue Ganztagsschulen
eingerichtet. Zum Programm einer Ganztagsschule gehört neben den ganztagsschulspezifischen Freizeit- und Unterstützungsangeboten auch die Bereitstellung
eines attraktiven Mittagessens, das den
sensorischen und ernährungsphysiologischen Erfordernissen von Kindern und Jugendlichen gerecht wird. Schulleitungen,
Schulträger, Schulaufsicht, Kollegien, El-
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
tern und Schüler/innen werden daher in
zunehmendem Maße mit der Umstellung
ihrer Schulen auf Ganztagsschulangebote konfrontiert, sind aber bisher nur
wenig auf die damit verbundenen Erfordernisse vorbereitet. Bei der Einrichtung
von Ganztagsschulen bietet sich durch
die Gestaltung und durch die Organisation des Mittagessens die Chance, angestrebte Gesundheitsziele durch die
Verknüpfung von Verhältnis- und Verhaltensprävention zu erreichen. Es kann
nachhaltig Einfluss genommen werden
auf die Ernährungs- und Esssozialisation der Schülerinnen und Schüler.
Die Schulverpflegung soll nicht nur „satt
machen“, sondern gleichzeitig eine vollwertige Ernährung ermöglichen und eine
positive Einstellung zu gesundheitsförderndem Ess- und Trinkverhalten vermitteln. Eine gute, gesundheitsfördernde
Mittagsverpflegung wird die Leistungsfähigkeit und Gesundheit unserer Kinder
bzw. Jugendlichen unterstützen und der
Entwicklung von Übergewicht und anderen Ernährungsproblemen vorbeugen
[5]. In einer Zeit, in der gemeinsame
Mahlzeiten in den Familien oder die Einnahme eines häuslichen Frühstücks keine Selbstverständlichkeit mehr sind,
bietet die Schulverpflegung die Möglichkeit und Chance, ein gesundheitsförderndes Essverhalten zu lernen und zu
festigen. Gemeinsames Essen motiviert
zu einer bewussten Lebensmittelauswahl und kann positiv Einfluss auf die
Esskultur und auf geltende Tischsitten
nehmen [22]. Das gemeinsame Mittagessen in der Schule ist gleichzeitig eine
gute Möglichkeit zur Kommunikation und
kann zur Förderung eines guten sozialen Schulklimas beitragen. Bei der Planung des Angebots müssen neben den
räumlichen Gegebenheiten die Wünsche
der Eltern und Schüler ebenso berücksichtigt werden wie das Angebot vor Ort
und die personelle Situation.
Durch das weitgehende Fehlen gesetzlicher Regelungen zur Qualität des Mittagessens ist die Gefahr groß, dass eine
pragmatische, aber unter ernährungswissenschaftlichen Gesichtspunkten ungünstige Lösung für das Mittagessen
gewählt wird (z. B. herkömmliche FastFood-Angebote aus dem Schulumfeld).
Dies darf nicht als Freibrief verstanden
werden, nach einfachsten und schnellsten Lösungen zu suchen. Die Mittagsverpflegung in Ganztagsschulen sollte
daher nicht einfach örtlichen kommer-
ziellen Anbietern oder dem Hausmeister
überlassen werden. Eine zeitgemäße
Schulverpflegung muss in erster Linie ernährungsphysiologisch ausgewogen, geschmacklich attraktiv und wirtschaftlich
sein. Neben den bereits genannten übergeordneten bestehen allgemeine Anforderungen an die Speisenplangestaltung in
Ganztagsschulen. Hierzu zählen [21]:
• die Sicherstellung eines ernährungsphysiologisch vorbildlichen Angebots,
• die Sicherstellung eines hohen Genusswertes bei Speisen und Getränken,
• die Sicherstellung von Abwechslungsreichtum und Vielfalt im Speisenangebot,
• die Wirtschaftlichkeit und ein günstiger
Preis.
Eine Mittagsverpflegung, die diese Forderungen erfüllen kann, ist mit unterschiedlichen Verpflegungssystemen möglich, die
sich in der Regel an den räumlichen und
sächlichen Gegebenheiten einer Schule
orientieren. Aus ernährungsphysiologischer und sensorischer Sicht bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den bestehenden
Verpflegungsmöglichkeiten.
Das unübersichtliche Angebot verschiedenster Verpflegungsmöglichkeiten unterschiedlichster Anbieter erschwert die Entscheidungsfindung hierfür ganz außerordentlich. Da einmal eingeführte Schulverpflegungskonzepte meist über längere Zeit
in den Schulen beibehalten werden, sind
unabhängige Informationen und Bewertungskriterien für die Entscheidungsfindung dringend erforderlich. Von DGE und
aid infodienst wurde ein umfangreicher
Ordner zur praktischen Gestaltung des
Mittagessens in Ganztagsschulen erstellt
[23], der auf Veranlassung des BMVEL
den neuen Ganztagsschulen kostenlos zur
Verfügung gestellt wird. Zusätzlich fördert
das BMVEL im Rahmen eines Beratungsprojekts der DGE den Aufbau eines Internetangebots zum Thema Schulverpflegung
[http://ganztagsschule.dge.de], Informationsveranstaltungen für die Entscheidungsträger und einen kompetenten VorOrt Beratungsservice [24].
Schlussbetrachtung
Schulen haben einen klaren Erziehungsund Bildungsauftrag, der zur Mitwirkung in
der Gesundheitsbildung verpflichtet. Eine
gesundheitsfördernde Schule umfasst alle
Aspekte des Lebens in der Schule. Sie begreift Schule als Lern- und Lebensraum.
Deshalb zählt zur Gesundheitsförderung
17
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
einerseits die Behandlung gesundheitsrelevanter Themen im Unterricht. Anderseits gehört hierzu auch die praktische
Umsetzung im Schulalltag. So kann z. B.
durch Verbinden von Ernährungsthemen
im herkömmlichen Unterricht oder in
Projekten mit dem schulischen Mittagessen ein enger Theorie-Praxis-Bezug
hergestellt werden, der sich nachhaltig
auf das Ernährungsverhalten auswirkt.
Es ist wenig hilfreich und nicht glaubwürdig, wenn Kindern im Unterricht die
Richtlinien einer „gesundheitsfördernden
Ernährung" vermittelt werden und das
Angebot am Schulkiosk oder bei der
Mittagsverpflegung diese in keiner Weise widerspiegeln. Wünschenswert ist,
dass die Mittagsverpflegung in Schulentwicklungs- und Gesundheitsförderungskonzepte der Schule eingebunden
wird, um zu einer nachhaltigen Verbesserung der Ernährungssituation von
Schülerinnen und Schüler zu gelangen.
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24. Beratungsprojekt
„Verpflegung
in
Ganztagsschulen“
http://ganztagsschule.dge.de/
19
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
3.3
Von der Ernährung zur Esskultur - Ein überfälliger Perspektivwechsel für eine realitätsgerechte Ernährungsbildung
Prof. Dr. Barbara Methfessel
Pädagogische Hochschule Heidelberg
Von der Ernährung zur Esskultur 1
Menschen müssen essen, in ausreichender Menge und sinnvoller Zusammensetzung. Was sie essen, die Quantität und Qualität der Nahrungsmittel und
Speisen haben Folgen für Wohlergehen
und Gesundheit, nicht nur des Einzelnen, sondern auch der Gemeinschaft.
Dies ist unbestritten. Auswahl, Produktion, Beschaffung, Bearbeitung und Verteilung der Nahrung hatten daher immer
eine große Bedeutung im Leben der
Menschen und prägten Gesellschaften
und Kulturen. Obwohl auch dies allgemein anerkannt ist, sind diese Bedeutungen und Wirkungen des Essens den
essenden Menschen im Allgemeinen
nicht bewusst – und selbst in der Ernährungsbildung fanden diese bisher wenig
Beachtung. War Ernährungserziehung
und -bildung daher bisher so ineffektiv?
Der Mensch als Natur- und Kulturwesen
Ein Naturwesen ist jeder Mensch insofern, als er essen muss. Zur Besonderheit des Menschen (im Vergleich zu den
Tieren) gehört aber, dass er nicht auf
bestimmte Nahrungsmittel spezialisiert
ist. Als ‚Omnivore’ steht ihm eine breite
Auswahl zur Verfügung, und da er zudem nicht instinktgeleitet isst, wählt er –
ausgehend von unterschiedlichen Motivationen und Einflussfaktoren – seine
Nahrung. Damit wird der Prozess der
Ernährung und des Essens auch zu einem kulturellen Akt, als einem Produkt
der Auseinandersetzung des Menschen
mit seiner natürlichen und sozialen Umwelt.
Diese Nahrungsauswahl weist in allen
Kulturen Parallelen auf (vgl. Barlösius
1997), sie kann aber äußerst unter1
Dieses Papier basiert auf der Konzeption „Kulturwissenschaftliche Dimensionen von Ernährung und
Essen“ des Kooperations-Projektes „REVIS – Reform der Ernährungs- und Verbraucherbildung in
Schulen“ (www.ernaehrung-undverbraucherbildung.de). Die Konzeption und auch
dieser Beitrag umfassen Ergebnisse des Projektes
„Esskultur im Alltag – Beiträge zu neuen Konzepten
der Ernährungsbildung“ (www.phheidelberg.de/wp/methfess), gefördert durch die Dr.
Rainer Wild Stiftung. Stiftung für gesunde Ernährung, Heidelberg (www.gesunde-ernaehrung.org).
20
schiedlich sein. In allen Kulturen gilt, dass
Menschen nicht alles essen, was essbar
ist, und dass – unabhängig von äußeren
Zwängen (wie fehlenden Ressourcen) –
nicht alle das Gleiche essen (dürfen)2.
Im Handlungsvollzug ist Ernährung und
Essen3 also immer eine kulturelle Handlung, ein Ergebnis der Entwicklung der
materiellen (die Produktion, Beschaffung,
Verarbeitung, Zubereitung etc. die Nahrung betreffend) und immateriellen (Wissen, Können, Kult etc.) Errungenschaften,
d. h. Kultur.
Materielle Errungenschaften (die Nahrung/Ernährung betreffend) umfassen vor
allem:
• die Gesamtheit der (materiellen) landwirtschaftlichen und industriellen Entwicklungen
der
Lebensmittel-Produktion, -Bearbeitung und –Vermarktung – auch in ihren globalen
Entwicklungen;
2
Die Literatur hierzu ist inzwischen vielfältig. Auf eine
einzelne und damit z. T. auch willkürliche Zuordnung
wird hier weitgehend verzichtet. Einen gut lesbaren und
unterhaltsamen Einblick liefern Bände zur Kulturgeschichte wie von Pascensky und Dünnebier (1994)
oder zur symbolischen Bedeutung der Nahrung von
Karmasin (1999); aufschlussreiche wissenschaftliche
Beiträge zu unterschiedlichen Themenbereichen finden
sich in Wierlacher et al. (1993), Teuteberg et al. (1997),
Katalyse e. V. et al. (1997) sowie Dr. Rainer WildStiftung (1999); einen guten Überblick über die Diskussion der Soziologie des Essens und einen schlüssigen
theoretischen Ansatz bietet Barlösius (1999), einen
Überblick über aktuelle gesellschaftliche Fragen liefern
Bayer et al. (1999), ein für die Bildung interessantes
Feld bearbeitet Schlegel-Matthies (2001) am Thema
Fleisch. Zur Diskussion des Geschlechterverhältnisses
vgl. Methfessel (1999, 2003a) und die darin verwandte
Literatur, zur Bedeutung der Zeitstrukturen vgl.
Methfessel (2004). Zahlreiche Beiträge zur neuen Perspektive in der Ernährungserziehung finden sich in den
letzten Jahrgängen der Zeitschrift Haushalt & Bildung.
3
Ausgehend von naturwissenschaftlich zu begründenden Zusammenhängen wird im Allgemeinen der Begriff
Ernährung genutzt. Der Begriff Ernährung bietet sich
auch an, wenn man die ganze Kette der Handlungszusammenhänge im Ernährungsbereich betrachtet (vgl.
Setzwein 2003). In kulturwissenschaftlichen, vor allem
anthropologischen und ethnologischen Zusammenhängen wird – in der Fokussierung auf den handelnden
Menschen – eher der Begriff Essen genutzt (vgl. Barlösius 1999).
Der Begriff Ernährung wird, wie Untersuchungen (z. B.
die Nestlé-Studie von 1991) zeigen, von Menschen mit
den physischen Erfordernissen der Menschen und der
physischen Qualität der Nahrung verbunden. Im Alltagsgebrauch wird der Begriff Essen dagegen eher auf
den realen Vollzug (in Hinsicht auf Produkt und Prozess) und die damit verbundenen sozialen und psychischen Zusammenhänge bezogen.
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
•
•
•
Lebensmittelangebot, Lebensmittelqualität und Versorgungsmöglichkeiten;
sozioökonomische Rahmenbedingungen der Individuen und Haushalte für die Nahrungsversorgung;
kollektive
und
gesellschaftliche
Rahmenbedingungen und Ressourcen.
Immaterielle Errungenschaften (die Nahrung/Ernährung betreffend) umfassen
vor allem:
• wissenschaftliche und technologische Entwicklung und Orientierung;
• Verbreitung und Nutzung des kollektiven Wissens sowie Bedingungen und Möglichkeiten der Aneignung und Nutzung durch die Einzelnen;
• Wertesysteme von Individuen, Gemeinschaften und Gesellschaft und
ihre Ausprägungen auf soziale
Strukturen und Interaktionen, Kult
und Religion, Künste etc. in ihrer
Bedeutung für Ernährung und Essen;
• Strukturen und/bzw. Systeme von
Gemeinschaften und Gesellschaft;
• sowie Sehnsüchte, Emotionen und
deren Wirkungsmöglichkeiten etc.
Dazu gehören dann auch:
• die für die Ernährung zentrale Nutzung der Sinne: Sinnliche Wahrnehmung ist wie der Verstand von
der Natur nur als Potenzial, nicht als
entwickelte Kompetenz gegeben.
Jede Wahrnehmung ist auch eine
Selektion, und zwar in Hinblick auf
die Aufnahme bzw. Ausblendung
der Eindrücke und auf die Interpretation, Bedeutungszuschreibung und
Bewertung. Dies ist in höchstem
Maße kulturgeleitet, aber ebenso
stark unbewusst, weil oft als ‚normal’
oder gar ‚natürlich’ empfunden.
• der Geschmack: Geschmack ist –
entgegen allgemeiner Annahmen –
vorrangig Ergebnis kultureller Einflüsse und Prägungen und nur bedingt naturgeleitet (wie Süßpräferenz und Bitteraversion).
All diese Errungenschaften beeinflussen
das Handeln der Einzelnen und der
Gemeinschaft, sie sind die Grundlage
und die Rahmenbedingungen für die jeweiligen Esskulturen.
Ess- und Ernährungskultur
Der essende Mensch handelt immer als
Teil (s)einer kulturellen Gemeinschaft,
durchaus in individueller Aneignung und
Brechung der Kultur. Materielle Errungenschaften, wie z. B. die Technologie oder
der Hamburger, sind leicht als kulturprägend erkennbar. Die (un)heimliche handlungsleitende Wirkung immaterieller kultureller Muster (Ekel, Tabus, Statuswirkung)
ist der Reflexion dagegen schwieriger zugänglich.
Unsere Ernährungsgewohnheiten sind Ergebnis von Sozialisation und Enkulturation
und drücken zunächst einmal das ‚Normale’ aus. Differenzen, wie Weißbrot oder
Müsli zum Frühstück, spiegeln u. a. Wertekonkurrenzen und sind nur unterschiedliche Ausprägungen unserer Kultur. Die
Frage, soll/muss überhaupt gefrühstückt
werden (als kulturelle Frage, nicht als Diätoder Zeit-abhängige Entscheidung) oder
warum nicht dreimal täglich eine Reismahlzeit (wie z. T. in Asien) stellt sich den
meisten gar nicht. Erst die Konfrontation
mit ‚fremden’ Mustern macht das ‚Normale’
zum kulturellen Produkt. Dies gilt verstärkt
für den Geschmack: Unser Geschmack
scheint das Ergebnis von Bewertungskompetenz zu sein. Er ist aber ein Ergebnis von Esserfahrungen, von Prägungen,
die bereits im Mutterleib beginnen. Physische, soziale und psychische Funktionen
von Essen sind miteinander verknüpft: Gerüche und Geschmack werden mit Gefühlen und Erinnerungen an Situationen, Essen mit Sicherheit, Geborgenheit, Vertrautheit und Identität assoziiert und dementsprechend gespeichert4.
Möglichkeiten der Strukturierung der
Kultur des Essens
Es gibt zahlreiche Auseinandersetzungen
und Theorien zur Kultur des Essens. Für
die Bildung ist die Strukturierung, die Barlösius (1999, S. 39ff.) entwickelt, sehr hilfreich. Sie unterscheidet zwischen den drei
Institutionen des Essens:
1. Die Kulturelle Bestimmung von _essbar> und _nicht essbar.
Die Auswahl von Nahrung ist Ausdruck
von Normen und Werten: Nahrung ist
kulturelles und soziales Zeichen, Tabus verraten Weltsicht und Religion,
Geruch und Geschmack dienen der
4
Zur Psychologie des Essens und des Ernährungsverhaltens gibt es unterschiedlich akzentuierte Literatur.
Gute Einblicke bieten Grunert (1993), Logue (1995)
oder Pudel und Westenhöfer (1998). Zur Diskussion
vgl. auch Methfessel (2003b).
21
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
sozialen Distinktion. Was _essbar>
und _nicht essbar> ist, unterliegt einem unterschiedlich starken Reglement (vom Tabu bis zu Moden in
spezifischen (Sub-)Kulturen).
2. Die Küche als kulturelles Regelwerk’.
Die Küche umfasst Ort, Material und
Verfahrenstechnik und Zubereitungsart sowie auch alle soziokulturellen Phänomene bzw. Charakteristika.
3. Die Mahlzeit als soziale Institution.
Die Mahlzeit dient in allen Kulturen
der Entwicklung und Festigung von
Gemeinschaft und gilt als Symbol
für Zugehörigkeit. Zur Institution
Mahlzeit gehören viele Aspekte wie
Tischgemeinschaften, Tischsitten,
Tischgespräche, und zwar bezogen
auf Alltag und Festtag, auf häuslich/familiäre und außerhäusliche
Mahle etc.
Diese drei Institutionen erlangen in der
Entwicklungsphase Jugend noch einmal
spezifische Brechungen (Bartsch &
Methfessel 2002).
Essen, d. h. seine soziale Organisation
und Bedeutung strukturiert und verändert Gesellschaften und deren natürliche
und soziale Bedingungen, folgt gesellschaftlichen Werten und dient der individuellen und sozialen Identität. Ernährungsbildung ist bisher jedoch vorrangig
an einem Gesundheitsverständnis orientiert, das auf einer bedarfsgerechten
Zufuhr von Nähr- und Wirkstoffen gründet. Gesundheit ist aber nicht die einzige
und für die einzelnen Menschen nicht
notwendigerweise die vorrangige Zielsetzung. Gesundheit wird zudem auch
durch die soziale und psychische, nicht
nur durch die physische Funktion des
Essens beeinflusst5.
In diesem Zusammenhang wird deutlich,
dass die Frage nach dem ‚richtigen’ Essen von Wissenschaft und Pädagogik
mit dem Blick auf den physischen Bedarf
anders beantwortet wird als von ‚essenden Menschen’, die ihrer Vorstellung eines psychisch und sozial befriedigenden
Angebots folgen (vgl. auch Spiekermann
1999).
Die soziale und psychische Bedeutung
des Essens wird in der Ernährungser5
Zu einem erweiterten Gesundheitsverständnis vgl.
das Heft 2/2002 der Zeitschrift Haushalt & Bildung
mit dem Schwerpunkt ‚Salutogenese’.
22
ziehung selten beachtet – und wenn, dann
meist als ‚Störung’ und als Hemmnis auf
dem Weg zu einer ‚richtigen’ Ernährung.
Die gesundheitsfördernde Bedeutung des
psychisch und sozial befriedigenden Essens wird zudem unterschätzt. So wird
dann auch meist die Diskrepanz zwischen
Alltagshandeln und den wissenschaftlichen
Empfehlungen der Unvernunft der essenden Menschen und nicht der Begrenztheit
der Wissenschaftler/innen attribuiert.
Werden die kulturellen Bedeutungen des
Essens angemessen erkannt, dann kann
auch die Institution Schule die Sozialisations- und Enkulturationsfunktion des Essens nutzen und mit Hilfe einer schulischen Esskultur die Schulkultur fördern.
Thesen
1. Eine naturwissenschaftlich ausgerichtete Ernährungsbildung erweitert das
Wissen und ggf. das schlechte Gewissen. Solange jedoch keine bewusste
Auseinandersetzung mit den Zusammenhängen und Differenzen zwischen
physischen, sozialen/sozio-kulturellen
und psychischen Funktionen des Essens stattfindet, wird Ernährungsbildung nicht handlungswirksam.
2. Die psychischen und sozialen Funktionen des Essens sind für die Alltagsbewältigung und auch für die Gesundheit ebenso wichtig wie die physische
Funktion. Alle Funktionen des Essens
sind daher gleich zu gewichten und zu
beachten.
3. In der Ernährungsbildung ist die subjektive Bedeutung des Essens und die
eigene Rationalität der essenden
Menschen zu achten und zu berücksichtigen.
Folgerungen für Ernährungs- und Verbraucherbildung
Da Ernährung und Essen
1. kulturellen Mustern folgt,
2. sich in Abhängigkeit von sozioökonomischen Bedingungen und Interessen entwickelt,
3. von individuellen physischen, sozialen
und psychischen Bedürfnissen und
Bedarfen abhängt,
4. gemeinschaftliche und gesellschaftliche physische, soziale und psychische
Bedürfnisse und Bedarfe bedient,
kann Ernährungsbildung sich nicht auf
naturwissenschaftliche Grundlagen beschränken.
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
Ernährungsbildung muss folgende zentrale kulturelle Aspekte berücksichtigen:
• die kulturelle Ausformung (Wahl der
Lebensmittel, Küche, Mahlzeit; vgl.
die drei Institutionen nach Barlösius);
• die über die physische Funktion hinausgehende soziale und psychische
Bedeutung des Essens, wodurch u.
a. die soziale und individuelle Identität (mit)bestimmt wird/werden kann
(vgl. Teuteberg et al. 1997);
• die Körperbilder und -beziehungen
und die soziale und geschlechtliche
Identität (vgl. Methfessel 1999,
2003a);
• ein Verständnis dafür, warum Essen
und Ernährung sich besonders als
Kern oder wesentlicher Bestandteil
von stark werteorientierten (ideologischen, religiösen, politischen etc.)
Konzepten eignet;
• eine Bewertung von Ernährungsweisen unter Berücksichtigung von
Bedingungen und Bedürfnissen sowie individuellen und gemeinschaftlichen/gesellschaftlichen Werten;
• ein Verständnis für die unterschiedlichen Interessen der Beteiligten an
der ‚Ernährungskette’ (Landwirtschaft, Industrie, Handel, Verbraucher);
• ein Verständnis des kulturellen Hintergrundes
wissenschaftlichen
Wandels und wissenschaftlicher und
subjektiver Theorien (soweit diese
unterschieden werden können);
• ein Verständnis für die sozialen,
ökologischen und politischen Wechselwirkungen, die mit der individuellen Ernährungsweise einhergehen;
• die Bereitschaft, individuelle Ernährung nicht nur unter Gesundheitsverantwortung, sondern auch unter
sozialer und ökologischer Verantwortung zu gestalten.
All diese Aspekte sind einerseits
Grundlagen der Reflexion und Bewertung des eigenen Ernährungshandelns
bzw. -verhaltens. Sie müssen andererseits – verantwortungsvoll – zur schulischen Ernährungssozialisation bedacht
und genutzt werden. Nicht immer können alle in gleicher Weise und Intensität
thematisiert werden. Sie sollten jedoch
Elemente des Basis-, Struktur- und Orientierungswissens von Lehrkräften sein.
Die Kenntnis ihrer Bedeutung und Zusammenhänge sollte den Unterricht leiten. Auch naturwissenschaftliche Inhalte
können dann besser auf kulturelle Hin-
tergründe abgestimmt werden. Die Diskrepanz zwischen Lehrkräften und ihren Bildungszielen auf der einen Seite und der
Wirklichkeit sowie den Interessen der
Schülerinnen und Schüler auf der anderen
Seite könnte so vielleicht geringer werden.
Literatur
1. Barlösius E., (1997). Die Küche als
soziokulturelles Phänomen. In Katalyse e. V. & Buntstift e. V. (Hrsg.), Ernährungskultur im Wandel der Zeiten.
Dokumentation der Tagung vom 28.29. September 1996. Köln/Göttingen.
2. Barlösius E., (1999). Soziologie des
Essens. Eine sozial- und kulturwissenschaftliche Einführung in die Ernährungsforschung. Weinheim: Juventa.
3. Bartsch S. & Methfessel B., (2002).
Essverhalten von Jugendlichen. Der
Einfluss von Familie, Peergruppe und
Markt. Vortrag auf der 14th Conference of the International Commission
for ethnological Research, Basel, Vervey, 3.-6.10.2002. Wird veröffentlicht
in Patricia Lysarth (Hrsg.), Changing
Tastes: Food Culture and the Processes of Industrialisation. Proceedings
of the 14th Conference of the International Commission for ethnological Research. Reihe Beiträge zur Volkskunde. Basel.
4. Bayer O., Kutsch T. & Ohly H.P.,
(1999). Ernährung und Gesellschaft.
Forschungsstand und Problembereiche. Opladen: Leske + Budrich.
5. Dr. Rainer Wild-Stiftung (Hrsg.),
(1999). Gesunde Ernährung zwischen
Natur- und Kulturwissenschaft. Münster: Rhema.
6. Grunert S. C., (1993). Essen und
Emotionen. Die Selbstregulierung von
Emotionen durch das Eßverhalten.
Weinheim: Beltz.
7. Haushalt & Bildung, (2002). Themenschwerpunkt ‚Salutogenese’. Heft 2.
8. Karmasin H., (1999). Die geheime
Botschaft unserer Speisen. Was Essen über uns aussagt. München: Bastei.
9. Katalyse e. V. & Buntstift e. V. (Hrsg.),
(1997). Ernährungskultur im Wandel
der Zeiten. Dokumentation der Tagung
vom 28.-29. September 1996. Köln /
Göttingen.
10. Logue A. W., (1995). Die Psychologie
des Essens und Trinkens. Heidelberg:
Spektrum.
23
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
11. Methfessel B., (1999). Körperbeziehungen und Ernährungsverhalten
bei Mädchen und Jungen. Lehr- und
Lernvoraussetzung in der Ernährungserziehung. In B. Methfessel
(Hrsg.), Essen lehren - Essen lernen. Beiträge zur Diskussion und
Praxis der Ernährungsbildung (S.
31-76). Baltmannsweiler: Schneider,
Neuauflage 2000.
12. Methfessel B., (2003a). Geschlechterverhältnis und Ernährungsleitbilder. Vortrag auf dem Expertenworkshop des Instituts für sozialökologische Forschung (ISOE),
26.3.2003, Frankfurt. Veröffentlichung erfolgt in Claudia Empacher
& Doris Hayn (Hrsg.), Ernährungsleitbilder im Wandel, voraussichtlich
2003/2004.
13. Methfessel B., (2003b). Das ewig
schlechte Gewissen. Essverhalten
zwischen Wunsch und Wirklichkeit.
Vortrag auf dem 15. Symposium
"Wissenschaft und Ernährungspraxis" "Wir essen was wir wollen!
Oder?“ der AMC-Akademie für ErnährungsKommunikation e. V., 7. 2.
2003, Bingen. Veröffentlichung erfolgt ab Ende 2003 im Internet unter
www.deamc.info und im Garreport.
14. Methfessel B., (2004). Zeit-Räume
für eine gemeinsame Esskultur.
Warum wir sie in der Schule brauchen und wie wir sie ermöglichen.
Haushalt & Bildung, 81, Heft 1 (z. Zt.
im Druck).
24
15. Paczensky G. von & Dünnebier A.,
(1999). Kulturgeschichte des Essens
und Trinkens. München: Orbis.
16. Pudel V. & Westenhöfer J., (1998). Ernährungspsychologie. Eine Einführung. Göttingen: Hogrefe.
17. Schlegel-Matthies K., (2001). Ernährung als Schnittstelle von Naturwissenschaften und Kulturwissenschaften
– am Beispiel Fleisch. Hauswirtschaft
und Wissenschaft, 49 (3), 120-127.
18. Setzwein M., (2003). Was ist Ernährungskultur? Ein Diskussionsbeitrag.
Mitteilungen des Internationalen Arbeitskreises zur Kulturforschung des
Essens, H.11/2003 (www.gesundeernaehrung.org).
19. Spiekermann U., (1999). Eßkultur
heute. Was, wie und wo essen wir? In
Dr. Rainer Wild-Stiftung (Hrsg.), Gesunde Ernährung zwischen Natur- und
Kulturwissenschaft (S. 41-56). Münster: Rhema.
20. Teuteberg H.-J.; Neumann G. & Wierlacher A. (Hrsg.), (1997). Essen und
kulturelle Identität. Europäische Perspektiven. Berlin: Akademie-Verlag.
21. Wierlacher A. Neumann G. & Teuteberg H.-J., (1993). Kulturthema Essen.
Ansichten und Problemfelder. Berlin:
Akademie-Verlag.
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
3.4
Ernährung und Schule - eine Bildungsoffensive
Prof. Dr. Ines Heindl
Universität Flensburg Institut für Ernährungs- und Verbraucherbildung
Sieben Thesen zur Ernährungsbildung
Das Thema Ernährung für Kinder und
Jugendliche scheint zur Zeit in aller Munde zu sein. Von Fit Kid, der Gesundessen-Aktion
für
Kindertagesstätten
(DGE 2002), über Food News, Ernährungstipps für Jugendliche (aid 2002),
Fitoc, ein Programm für übergewichtige
Kinder (Freiburg), Aufgeschmeckt, die
Kinder- und Jugendaktion von Brot für
die Welt (Stuttgart), bis zu Empfehlungen
für Verpflegungsangebote in Ganztagsschulen (DGE 2003) wird an die gesellschaftliche und institutionelle Verantwortung für Ernährung und Gesundheit der
Kinder und Jugendlichen appelliert.
Was auf den ersten Blick wünschenswert
und positiv aussieht, und dies bestätigen
Förderprogramme der letzten 25 Jahren,
vermittelt meist eine zu kurzfristige Anlage der Konzepte, Investitionen in Materialien statt in Menschen, fehlende Überlegungen und Kooperationen bei der
Übertragung, Verankerung und Institutionalisierung in gesellschaftlichen Erziehungs- und Bildungssystemen. So versanden sinnvolle Aktionen nicht selten
nach abgeschlossener finanzieller Förderung, weil die Beteiligten in alte Muster
menschlicher und institutioneller Gewohnheiten zurückfallen. Interventionen
durch Bildung für nachhaltige Wirkungen
zur Verbesserung der Gesundheit sind
selten spektakulär und gelingen nur,
wenn Erziehungs- und Bildungsinstitutionen, unterstützt durch politische Rahmenbedingungen, über ein gemeinsames
Interesse, Bedingungen und Strukturen
für Veränderungen schaffen.
Das Entstehen neuer individueller und
institutioneller Gewohnheiten braucht Zeit
und einen langen Atem. Vor diesem
Hintergrund formuliert das Studienbuch
zur Ernährungsbildung grundlegende
Thesen (vgl. Heindl 2003):
1. These:
Sinnlichkeit und Genuss beim Essen gehören zusammen – Geruch, Geschmack,
Konsistenz und Aussehen entscheiden
darüber, was auf den Teller und in den
Mund gelangt.
Die Erkenntnisse der Ernährungswissenschaft haben in den vergangenen 40 Jahren zu einem Informationszuwachs ungeahnten Ausmaßes geführt. Und dennoch
bleibt jeder Mensch sein eigener Ernährungsexperte, denn er isst Tag für Tag und
trifft gewohnheitsmäßige Entscheidungen.
Das Auswahlkriterium „Nahrung für eine
gesunde Ernährung“ tritt im Alltag zurück,
wenn Duft- und Geschmacksstoffe das
Wasser im Mund zusammenlaufen lassen,
zartes Schmelzen, weiche Cremigkeit oder
knuspriges Knistern zu Tasterlebnissen im
Mund führen.
2. These:
Esserlebnisse werden früh mit Erinnerungen verknüpft – Wahrnehmungen von Geruch, Geschmack und Atmosphäre in der
Kindheit prägen Essgewohnheiten und beeinflussen das Essverhalten ein Leben
lang.
Jeder Mensch verfügt über Erinnerungen
an positiv und negativ besetzte Esserlebnisse, die an Düfte, Gerüche und Geschmack gebunden sind. Erzählungen der
Menschen aus ihrem Essalltag machen
deutlich, dass, ausgehend von kindlicher
Erfahrung, sinnliche Wahrnehmungen bestimmter Esssituationen mit der jeweils
erlebten Atmosphäre verknüpft werden.
Vorlieben und Abneigungen in den Essgewohnheiten spiegeln sich in entsprechenden Bildern und Phantasien wider, die
später vor allem über Gerüche wiederbelebt werden können.
3. These:
Nahrung, Speisen und das Essen selbst
sind Mittel der Kommunikation – Im alltäglichen Verhalten entwickeln sich Essmuster und Gewohnheiten, woraus auch Störungen des Essverhaltens entstehen können.
In jedem Vorgang des Essens werden
über „Tischgespräche“ hinaus der Ort, die
Nahrung, das Menü zu beredten Mitteln
des Austauschs. „Ich esse meine Suppe
nicht, nein, meine Suppe ess` ich nicht.....!“
Der Essende teilt sich auch in der Verweigerung mit. Wenn dann noch die Sprache
versagt, vermittelt das Essen bzw. NichtEssen die psychosozialen Befindlichkeiten.
Im Sinne von Danzer und Rattner (vgl.
1999, Seite 10) trägt Ernährungsbildung
25
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
gerade hier zum Wiedererwerb einer
„relativen Sprach- und Gefühlsmächtigkeit“ bei.
4. These:
Persönliche und kollektive Wahrnehmungen von Essgewohnheiten haben sich
verändert – Die Esssituationen im Alltag
zeigen vielfältige Möglichkeiten, von den
Mahlzeiten bis zur kauenden Nebenbeschäftigung.
Die Essgewohnheiten der Menschen
entstehen, meist unreflektiert, in Abhängigkeit vom jeweiligen Lebensstil. Essen
allein oder in Gemeinschaft, die soziokulturellen und psychischen Bedürfnisse
beeinflussen die subjektive Bewertung
von realen Situationen des Essens und
Trinkens.
5. These:
Moderne Nahrungsmittel verkörpern
Wünsche und Projektionen des Alltags –
Die schöne neue Welt der Speisen und
Getränke schafft Modeprodukte, Imagenahrung, Körperkult und Identitäten, gesteuert von der Macht weniger Großkonzerne.
Die lebenserhaltende Funktion der Nahrung hat ausgedient, ursprüngliche Notwendigkeiten sind psychosozialen Funktionen des Essens gewichen. Gefühle
und Wünsche lassen sich auf essbare
Produkte übertragen, die ein Image verkaufen und persönliche Identifizierung
zulassen, in dessen Mittelpunkt der Körper steht. Über gezielte Mechanismen
der Marktforschung und des Marketing
werden diese Wünsche ermittelt, gefördert und in Werbung umgesetzt.
6. These:
Armut im Wohlstand macht krank – Für
Bevölkerungsschichten mit niedrigem sozialem Status in reichen Ländern besteht
ein Zusammenhang zwischen Armut,
Übergewicht durch falsches Essverhalten
und Bewegungsmangel.
Untersuchungen über soziale Ungleichheit und Ernährungsprobleme von Privathaushalten mit vermindertem Einkommen (Sozialhilfeempfänger) in der
Europäischen Gemeinschaft decken die
o.g. Zusammenhänge auf, ein Tabuthema, auch für die Betroffenen selbst.
26
7. These:
Fazit: Mangelnde Bildung mindert die Lebensqualität und verkürzt das Leben –
die Krise des Gesundheitswesens, verursacht durch gesundheitliches Fehlverhalten in Überflussgesellschaften, ist eine Bildungskrise.
Der Umkehrschluss, Intelligenz schützt vor
Fehlverhalten, ist sicher nicht möglich. Ein
Gefäßchirurg, Kettenraucher, berät und
operiert z.B. Herz-Kreislauf-Patienten.
Dennoch belegen Verzehrsstudien aus
den USA und Ländern Europas in der Zeit
nach dem zweiten Weltkrieg, dass gesundheitsförderliches Essverhalten bildungsabhängig ist. Es lässt sich statistisch
gesehen schlussfolgern: Langfristig angelegte Konzepte vor allem zur Ernährungsund Bewegungsbildung sind grundlegende
Voraussetzung für ein nachhaltig wirksames Gesundheitsverhalten der Menschen.
Schulische Ernährungsbildung – ein
europäisches Kerncurriculum Sieben
Themenfelder und deren Lerninhalte
Der Zusammenhang von Bildung und Gesundheit fordert Erziehungs- und Bildungseinrichtungen als zentrale Settings
der Gesundheitsförderung heraus. Hier
können Kindergärten, Tagesstätten und
Schulen Kinder und Jugendliche bis zu 15
Jahre lang begleiten und beeinflussen, ein
Vorteil, den ein europäisches Curriculum
zur Ernährungsbildung zu nutzen versteht.
Das umfassende Konzept für den Unterricht verschiedener Fächer, gerichtet an
alle Alterstufen (4 bis 18 Jahre) und
Schularten, unter Einbeziehung der gesamten Schule – mit dem alltäglichen Essen und Trinken als Bestandteil des
Schullebens – und des außerschulischen
Umfeldes – mit der Familie und sonstigen
externen Unterstützungssystemen – wird
in einer Übersicht vorgestellt (vgl. Heindl
2003).
Nationale Bildungsstandards – Kompetenzmodelle – Kerncurricula – „Health Literacy“
Das Unterrichten, wenn auch das „Kerngeschäft“ in Schulen, ist nur ein Teil des
Schullebens und Lernens. Die aktuelle bildungspolitische Diskussion nach TIMSS,
PISA und IGLU formuliert in einer Expertise für nationale Bildungsstandards den
Aufbau von Kompetenzen, Qualifikationen,
Wissensstrukturen, Einstellungen, Überzeugungen, Werthaltungen und damit von
Persönlichkeitsmerkmalen der Schülerinnen und Schüler, mit denen die Basis für
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
ein lebenslanges Lernen zur persönlichen Weiterentwicklung und gesellschaftlichen Beteiligung gelegt werden
(Nationale Bildungsstandards – Expertise
2003). Im Mittelpunkt dieser Entwicklungen sollen zukünftig sogenannte Kerncurricula für Fächer und fächerübergreifende Lernfelder stehen. In Übereinstimmung mit dem salutogenetischen Verständnis der Gesundheitsfördernden
Schule formuliert das Curriculum ein
Konzept für das Lernfeld Ernährung, das
einer anwendungsbezogenen gesundheitswissenschaftlichen Grundbildung, im
Sinne von Health Literacy, entspricht.
Das Deutsche PISA-Konsortium (vgl.
Baumert et al. 2001, S. 20) greift den
Bedeutungsgehalt der angelsächsischen
Literacy-Diskussion auf, erweitert in
Richtung von „gebildet sein“. Charakteristisch für Literacy-Ansätze sind, bei Betrachtung gesundheitlicher Kompetenzen, Funktionen für eine verständige und
verantwortungsvolle Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Elaborierten Konzepten von Literalität folgend setzt Partizipation vielfältige und anspruchsvolle
Kompetenzen voraus: Wissen und Verständnis gesundheitswissenschaftlicher
Zusammenhänge, Fähigkeiten und Fertigkeiten im Umgang mit der eigenen Gesundheit, Wissen über die Grenzen naturwissenschaftlichen Verstehens, Einstellungen und Denkhaltungen zum Wert
von Gesundheit. Hohe Erwartungen sind
an den Wissenstransfer zu knüpfen, der
im alltäglichen Gesundheitshandeln und
der Anschlussfähigkeit für weiteres Lernen zum Prüfstein wird (vgl. Baumert et
al. 2001, S. 195).
Die Grundstruktur der Allgemeinbildung
als kanonisches Orientierungswissen im
Rahmen der Entwicklung Nationaler Bildungsstandards lässt offen, inwieweit eine Grundbildung von Ernährung und Gesundheit über die Kognitionswissenschaften hinaus verankert wird. Als Kerncurriculum für alle Alterstufen verknüpfen
die nachfolgenden Sieben Themenfelder
der Ernährungsbildung mit ihren Schlüsselfragen, Inhalten und Lernzielen zum
ersten Mal in Europa ernährungs- und
gesundheitswissenschaftliche,
kulturund haushaltswissenschaftliche Kompetenzen mit Einstellungen und Wertorientierungen, für eine situations- und problemgerechte Anwendung des Wissens,
anschlussfähig für weiteres Lernen (vgl.
Baumert et al. 2001, Seite 195):
1. Essen und emotionale Entwicklung
– Körper, Identität und Selbstkonzept
2. Essgewohnheiten, kulturelle und
soziale Einflüsse – Ernährungsweisen, Essstile, Essen in sozialer
Gemeinschaft
3. Ernährung und persönliche Gesundheit – Ernährungsempfehlungen und Richtlinien, alte und neue
Konzepte
4. Prozesse der Erzeugung, Verarbeitung und Verteilung von Nahrung – Lebensmittelqualität und
globaler Handel
5. Lebensmittel, Märkte, Verbraucher
und Konsum – Marketing, Werbung und Einkauf
6. Konservierung und Lagerung von
Nahrung – Lebensmittelverderb,
Hygiene, europäische Bestimmungen
7. Kultur und Technik der Nahrungsmittelzubereitung – ästhetischkulinarischer Umgang mit Nahrungsmitteln, (inter)kulturelle, historische, soziale, religiöse Bezüge
Da Studienbuch zur Ernährungsbildung
(vgl. Heindl 2003) stellt das vollständige
europäische Kerncurriculum zur Ernährungsbildung, mit seinen sieben Themenfeldern, Schlüsselfragen, Lerninhalten und
Lernzielen in den Rahmen eines Konzepts
zur ästhetisch-kulturellen Bildung.
Bildungsoffensive für Gesundheit und
Wohlbefinden der Menschen
Obwohl aktuelle Studien den Zusammenhang von Fehlernährung, fehlender Bewegung, Übergewicht, mangelndem Gesundheitsbewusstsein und niedrigem Bildungsstand belegen, verschließt die Bildungsdiskussion in Deutschland, angesichts der
PISA- und TIMSS- Ergebnisse, die Augen
vor den Konsequenzen. Der PISA-Schock
könnte auch für das Ernährungs- und Gesundheitsverhalten der Menschen heilsam
sein, wenn wir den Kindern das an Bildung
zukommen lassen, was sie brauchen, um
sich in einer Welt der Leistungsmärkte von
Nahrungs- und Genussmitteln, Essen und
Körperkult zu orientieren. Frühzeitige Anleitung, den Körper wahrzunehmen und die
Sinne zu gebrauchen, rechtzeitige Hinweise, Märkte und Manipulationen zu durchschauen, gleichzeitige Stärkung der
Selbstverantwortung der Menschen und
der Mitverantwortung sozialer Institutionen
tragen zur Entscheidungsfähigkeit der
Menschen bei. Gesellschaftliche Erzie27
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
hungs- und Bildungseinrichtungen sind
soziale Organisationen, deren gesetzliche Rahmenbedingungen und Strukturen
sich gegen manipulierende Tendenzen
der Geschmacksvereinheitlichung und globalisierung einsetzen lassen. Wie
schnell würde erkennbar, auf welch gläsernen Füßen die Macht der Nahrungsindustrie steht, wenn der Konsument
unterscheidet und entscheidet zu essen
oder nicht zu essen.
Gesunde, entscheidungsfähige Menschen auszubilden wird vermutlich über
die Zukunft der weltweiten Wirtschaftsund Gesundheitssysteme der Gesellschaften entscheiden. Knapp sind nicht
mehr Arbeit, Maschinen und Rohstoffe,
sondern kooperative, umfassend gesunde Wissensarbeiter, die ihre Fähigkeiten
und Ideen einsetzen, um Probleme zu
angemessenen Kosten zu lösen. Unsere
Beziehungen in der Arbeitswelt, im Gesundheitswesen und in unseren Schulen
sind nicht produktiv genug, die Familienqualität ist im Durchschnitt nicht ausreichend, den „Knappheitsfaktor Mensch“
zu qualifizieren (Händeler 2003, S. 27).
Das europäische Kerncurriculum zur Ernährungsbildung will dazu beitragen, Gesundheitsförderung zum Gegenstand von
Bildungsexpertisen zu erheben, als deren
Folge sich die Erziehungs-, Bildungsund Beratungsarbeit auch im Themenfeld
Essen, Trinken und Ernährung für Kinder, Jugendliche und Eltern verändert.
Eine ästhetisch-kulturelle Ernährungsund Gesundheitsbildung überlässt den
28
Geschmack nicht der Macht einzelner
Großkonzerne, wie der Weinliebhaber seine Kennerschaft feinster Geschmacksnuancen in Weinen unterschiedlicher Lagen,
Jahrgänge und Reifegrade nicht auf die
beiden Standards Rot- und Weißwein reduzieren lässt.
Literatur
1. Baumert, J., E. Klieme, M. Neubrand,
M. Prenzel, U. Schiefele, W. Schneider, P. Stanat, K.J. Tillmann und M.
Weiß (Hg.) (2001): PISA 2000 – Basiskompetenzen von Schülerinnen und
Schülern im internationalen Vergleich.
Opladen: Leske und Budrich Verlag
2. Danzer, G. und J. Rattner (1999): Der
Mensch zwischen Gesundheit und
Krankheit. Tiefenpsychologische Theorien menschlicher Funktionen. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft
3. Händeler, E. (2003): Die Geschichte
der Zukunft – Sozialverhalten heute
und der Wohlstand von morgen.
Moers: Brendow Verlag
4. Heindl, I. (2003): Studienbuch Ernährungsbildung – Ein europäisches Curriculum zur schulischen Gesundheitsförderung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt
Verlag
Nationale Bildungsstandards – Expertise 2003
5. Klieme, E. (Koordination) (2003) : Zur
Entwicklung nationaler Bildungsstandards – Eine Expertise. Berlin: 18. Februar 2003 (http://bildungplus.forumbildung.de)
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
3.5
Geschlechtsunterschiede in der Ernährung Jugendlicher
Prof. Dr. Petra Kolip
Universität Bremen, Zentrum für Public Health
Die Präventionsforschung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass Interventionen vor allen Dingen dann erfolgreich
sind, wenn sie zielgruppenspezifisch
entwickelt und durchgeführt werden. Eine
der ersten Variablen, die hier zu berücksichtigen ist, ist das Geschlecht: Im Jugendalter unterscheiden sich Mädchen
und Jungen in vielen Facetten ihres gesundheitsrelevanten Verhaltens, angefangen bei der Pflege des eigenen Körpers, über die Lust, die körperlichen
Grenzen auszutesten bis hin zu qualitativen und quantitativen Unterschieden im
Konsum von Alkohol, Tabak und
manchmal auch anderen Drogen. Auch
im Ernährungsverhalten und in der Einstellung zur Ernährung lassen sich Geschlechtsunterschiede finden. Diese
müssen bei der Entwicklung von ernährungsbezogenen Angeboten reflektiert
werden, um sicher zu gehen, dass Mädchen und Jungen gleichermaßen angesprochen werden.
Leider gibt es bislang für Deutschland
keine repräsentative Studie, die über das
Ernährungsverhalten von Kindern und
Jugendlichen inklusive der Einstellungen
und Motive detailliert Auskunft gäbe.
Dennoch liegen einige Daten vor, die erste Puzzlesteine zu einem Gesamtbild
liefern.
Ein erster Unterschied fällt bei der Häufigkeit von Mahlzeiten auf. Der Jugendgesundheitssurvey 2001/2002, der als
internationale Vergleichsstudie im Auftrag der WHO in den 5., 7. und 9. Klassen durchgeführt wird,6 zeigt, dass ab der
7. Klasse viel mehr Mädchen als Jungen
Mahlzeiten auslassen. So frühstücken
20,5% der 13-jährigen Mädchen nicht,
während „nur 14,3% der Jungen das
Frühstück ausfallen lässt. In der 9. Klasse ist der Anteil derer, die das Frühstück
auslassen, mit 25,1% (Mädchen) und
20,0% (Jungen) noch höher). Hintergrund ist u.a., dass Mädchen unzufriedener mit der eigenen Figur sind und das
Auslassen von Mahlzeiten, insbesondere
des Frühstücks, als eine akzeptierte Va6
An der Studie Health Behavior in School-aged
Children nahmen im Schuljahr 2001/02 insgesamt
5.650 Kinder und Jugendliche aus den vier Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Hessen, Sachsen und
Berlin teil (Hurrelmann et al., 2003).
riante angesehen wird, das Gewicht zu
kontrollieren. Etwa ein Drittel der 13jährigen Jungen, aber fast die Hälfte der
Mädchen halten sich für zu dick. Auffällig
ist, dass Mädchen selbst dann mit ihrer Figur unzufrieden sind, wenn sie untergewichtig sind (Kolip 1995). So geben im Jugendgesundheitssurvey 18,0% der untergewichtigen 13-jährigen Mädchen an, dass
sie ein bisschen oder viel zu dick seien, bei
den Jungen sind es 11,6%. Neben dem
Auslassen von Mahlzeiten haben bereits in
dieser Altersgruppe (13 Jahre) jedes 5.
Mädchen und jeder 10. Junge Erfahrung
mit Diäten zur Gewichtsreduktion; selbst
bei den Untergewichtigen geben 8,5% der
Mädchen und 4,8% der Jungen an, schon
einmal eine Diät gemacht zu haben.
Geschlechtsunterschiede zeigen sich nicht
nur in den Ernährungsroutinen und in der
Diäterfahrung, sondern auch im Konsum
einzelner Nahrungsmittel. So zeigt sich,
dass Mädchen mehr Obst und gekochtes
Gemüse essen, Jungen hingegen mehr
Milch trinken. Beim Konsum von Softgetränken, Süßigkeiten und Fast Food
schneiden Jungen ungünstiger ab. Summiert man gesunde und ungesunde Nahrungsmittel, so lässt sich festhalten, dass
Jungen ein ungünstigeres Ernährungsprofil
aufweisen, das bereits auf die Nahrungspräferenzen im Erwachsenenalter hinweist:
Deftiges für Jungen/Männer und Leichtes
und Gesundes für Mädchen/Frauen (siehe
Abbildung 1).
Speisepräferenzen berufstätiger
Frauen und Männer
Frauen
• Folienkartoffeln
• Kartoffelbrei
• Gebackene Nudeln
• Pellkartoffeln m. Quark
• Dampfnudeln m.
Vanillesauce
• Nudelauflauf
• Eierpfannkuchen
Männer
• Jägerschnitzel
• Currywurst m. Brötchen
• Rindswurst m. Pommes
Frites
• Currywurst m. Kartoffelsalat
• Schweinesülze
• Schlachtplatte
• Currywurst m. Pommes
Frites
Abbildung 1: Speisepräferenzen berufstätiger Frauen
und Männer (Quelle: Setzwein 2002)
Diese Ernährungsgewohnheiten spiegeln
sich in der Einstellung zur gesunden Ernährung wider. So achten mehr Mädchen
29
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
als Jungen darauf, möglichst gesunde
Sachen zu essen und sie essen seltener
Dinge, die zwar gut schmecken, aber ungesund sind.
Zusammenfassend lässt sich festhalten,
dass sich Mädchen gesünder ernähren
als Jungen, auch mehr über gesunde Ernährung wissen - häufig in Antizipation
einer späteren Rollenverteilung, die ihnen die Verantwortung für die Zubereitung von Nahrung zuschreibt. Zugleich
verhalten sie sich aber auch ungesünder,
weil sie häufiger als Jungen Mahlzeiten
auslassen und Diäten machen, selbst
wenn sie untergewichtig sind. Für Mädchen ist die Ernährung häufiger an Dickwerden gekoppelt, sie sind sensibel dafür, welche Ernährungsgewohnheiten ihrem Bestreben, schlank zu bleiben oder
zu werden, zuwider läuft. Häufig geht dabei, so ist zu vermuten, die Lust am Essen und am Genuss verloren - anders als
Jungen schlagen Mädchen hier seltener
über die Stränge. Ernährungsbezogene
Interventionen in der Schule müssen diese Unterschiede beachten, denn für
Mädchen und Jungen sind jeweils unterschiedliche Themen von Bedeutung und
30
möglicherweise müssen jeweils andere
Zugangswege gewählt werden, um die
Freude an Genuss und Geschmack sowie
gesunden Ernährungsgewohnheiten zu
stärken.
Literatur
1. Hurrelmann, K., Klocke, A., Melzer, W.
& Ravens-Sieberer, M. (Hrsg.). Jugendgesundheitssruvey. Internationale
Vergleichsstudie im Auftrag de Weltgesundheitsorganisation WHO. Weinheim: Juventa, 2003
2. Kolip, P. Ernährung und Körperzufriedenheit: Der Einfluss von Alter und
Geschlecht auf Körperzufriedenheit
und Ernährungsverhalten im Jugendalter. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 1995, 3, 97-113
3. Setzwein, M. Sex & Food & Hierarchy.
Überlegungen zum Zusammenhang
von Ernährung, symbolischer Geschlechterordnung
und
sexueller
Ideologie. In I. Jahn & U. Voigt (Hrsg.):
Essen mit Leib und Seele. Bremen:
Edition Temmen, 2002
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
3.6
Soziale Lage, Ernährung und Gesundheit
Dr. Antje Richter
Landesvereinigung für Gesundheit Nds. e.V.
Was haben in einem Industrieland wie
der Bundesrepublik Deutschland Armut
und Ernährung miteinander zu tun? Bei
uns gibt es genug zu essen und es werden sogar jeden Tag große Mengen an
verdorbenen Lebensmitteln entsorgt.
Hungernde Kinder – dieses Bild gehört
unserer Vergangenheit an und ist heutzutage in anderen Ländern und Kontinenten anzusiedeln. Außerdem haben
wir ein soziales Sicherungssystem, das
dann einspringt, wenn das Einkommen
nicht mehr für das Existenzminimum
reicht. Und das kann jede/r in Anspruch
nehmen. Kann man dann überhaupt von
Armut sprechen?
Die Aussagen sind wahr und falsch zugleich. Wieder einmal ist die Realität ungleich komplizierter, als wir zunächst annehmen.
Zur Verbreitung von Armut
Als arm gilt heutzutage nach der Definition der Europäischen Union, wer weniger
als 50% des durchschnittlichen Einkommens im Land zur Verfügung hat. Zur
Messung dieser Armutsgrenze wird jährlich das Durchschnittseinkommen auf
Bundes- bzw. Landesebene bestimmt. In
Niedersachsen liegt die Armutsschwelle
zur Zeit bei ca. 540,- Euro pro Monat für
den Haushaltsvorstand und für weitere
im Haushalt lebende Personen werden
die Bedarfe gestaffelt veranlagt. Die
Zahlen zur Armutsverbreitung zeigen jedoch, dass die Altersgruppe der Kinder
und Jugendlichen diejenige ist, die in
Deutschland am meisten von Armut betroffen ist. Zur Zeit weist Deutschland sogar nach Irland die zweithöchste Kinderarmutsquote in der Europäischen Union
auf. Nach der in der EU gültigen Berechnung leben in Deutschland 2 Millionen
minderjährige Jugendliche und Kinder
(oder jede/r siebte Minderjährige) in Armut. Mehr als 1 Million Minderjährige
(oder jeder vierzehnte Minderjährige) lebt
von der Sozialhilfe. Die jüngsten Altersgruppen, d.h. die 0-6jährigen Kinder sind
fast doppelt so häufig betroffen wie die
15-18jährigen.
Armut und Ernährung
Armut kann aber nicht nur auf das finanzielle Einkommen der Eltern allein zurückgeführt werden. Dazu muss vielmehr
die konkrete Lebenssituation des Kindes in
den Blick genommen werden. Aspekte wie
Bildungsstand, Gesundheit, Wohnort und –
lage spielen eine entscheidende Rolle. Um
diese Zusammenhänge besser darstellen
zu können, wählt man den Lebenslagenansatz. Er verdeutlicht die Lebenswirklichkeit in den verschiedenen Dimensionen
der Lebenslage.
Konzeptualisierung für
Kinder/Jugendliche
Einkommen • Einkommen der Eltern
• Arbeit
• Bildungschancen
Bildung
• Wohnsituation; SpielWohnen
und Freizeitmöglichsoziale Bekeiten, Infrastruktur
ziehungen
•
Kontakte zu GleichaltriGesundheit
gen
• Gesundheitliche Faktoren (z.B. Ernährungssituation)
Allgemein
•
•
•
•
•
•
Abb. 1: Lebenslagenkonzept mit den verschiedenen
7
Dimensionen
Aufwachsen und Leben in Armut hat auch
Auswirkungen auf das Ernährungsverhalten. Es gibt sogar einen deutlichen Zusammenhang von sozioökonomischen
Merkmalen mit Lebensmittelverzehr und
Nährstoffversorgung. Um Zusammenhänge zwischen Armut und Ernährung zu erkennen, müssen daher die Dimensionen
„Gesundheit“ und „soziale Beziehungen“
näher betrachtet werden. Letzteres unter
anderem, weil Essen mehr ist als Ernährung und (psycho-)soziale und kulturelle
Funktionen erfüllt. Regelmäßige Mahlzeiten in der Familie bieten Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich auszutauschen und den Tag zu strukturieren.
Essen ist auch ein wichtiger Bestandteil
sozialer Beziehungen. Wer nicht mehr in
der Lage ist, Gäste zu bewirten, nimmt
auch selbst nur noch ungern Einladungen
an und driftet so weiter in das gesellschaftliche „Aus“. Aber auch Wohnort und -lage
spielen eine Rolle, weil damit über Einkaufsmöglichkeiten (Angebote der benachbarten Lebensmittelgeschäfte, Wochenmarkt etc.) bestimmt wird.
Zum Zusammenhang von Gesundheit und
Ernährung in Abhängigkeit von der finan7
Richter 2000
31
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
ziellen Situation einer Familie lassen sich
ebenfalls diverse Aussagen machen. Zunächst ist festzuhalten, dass Bildungsstatus und Handlungsressourcen der
Eltern erheblich auf das Ernährungsverhalten einwirken. Aber auch hier sind
Grenzen gegeben, denn ist nur wenig
Geld vorhanden, kann beim Einkauf auch
weniger auf Qualität geachtet werden. In
Haushalten, die Sozialhilfe empfangen,
verschlechtern sich Ernährungsumfang
und -qualität vor allem in der zweiten
Monatshälfte. Grundsätzlich gilt für fast
alle Haushalte in Armutslagen:
• Ernährung ist mit 20-25% einer der
größten Einzelposten im Haushaltsbudget ärmerer Haushalte und im
Gegensatz zu anderen Kosten (z.B.
Wohnkosten) variabel, so dass aus
diesem Budget häufiger nicht aufschiebbare Kosten finanziert werden.
• Ernährung in Armutslagen ist häufig
verbunden mit einer vermehrten
Zufuhr von Nährstoffen, denen bei
hohem Konsum negative Wirkungen
auf Herz- und Kreislauferkrankungen,
Diabetes mellitus oder verschiedene
Krebsarten zugeschrieben werden
können. Gleichzeitig geht sie mit einer Unterversorgung an Nährstoffen
einher, die eine Schutzwirkung vor
bestimmten Krankheiten (z.B. Darmerkrankungen) entfalten könnten.
• Mütter aus Armutshaushalten versuchen die armutsbedingten Belastungen soweit wie möglich von ihren
Kindern fernzuhalten, indem sie
selbst auf vieles (auch auf eigene
Nahrung) verzichten, nur um ihre
Kinder ausreichend versorgen zu
können. Dieses Verhalten ist besonders bei alleinerziehenden Müttern
aufzufinden.8
• Schwangere aus Armutshaushalten
haben häufiger eine schlechtere Ernährungsversorgung, häufiger Anämie und das Geburtsgewicht ihrer
Kinder ist oft geringer als das anderer Kinder. Diese und andere Merkmale werden mit einem höheren Risiko der Kinder später an Bluthochdruck und Herzkrankheiten zu leiden,
in Verbindung gebracht.
• Die Säuglinge werden seltener und
kürzer gestillt, mit Auswirkungen auf
das häufigere Vorkommen von Anämie,
Infektionskrankheiten
und
spätere mögliche Beeinträchtigung
von Schulleistungen.
8
Feichtinger 2000
32
•
Kleinkinder aus Armutshaushalten haben eine erhöhte Zufuhr an Zucker
und gesättigten Fettsäuren und eine
geringere Versorgung mit Ballaststoffen, Mineralien und Vitaminen. Sie
wachsen langsamer heran, haben öfter Übergewicht und Zahnkaries.9
Arme Kinder erhalten weniger gesunde Lebensmittel und haben schlechtere Verzehrgewohnheiten. Sie essen
weniger Vollkornbrot, Obst und Gemüse. Sie nehmen dafür häufiger Limonaden, Chips und Fast-Food-Produkte
zu sich als andere und leiden entsprechend häufiger an Übergewicht.10
Übergewicht ist häufig auch bei Kindern aus Migrantenfamilien festzustellen, wobei die kulturell bedingten
Ernährungsgewohnheiten eine große
Rolle spielen. Zu beachten ist auch,
dass in den Herkunftskulturen vieler
Migrantenfamilien gut genährte Kinder
als ein Zeichen des Wohlstands
gelten.
Das Ernährungsverhalten der Eltern
dient vielen Kindern als Modell. Außerdem wird bei der Ernährung der
Kinder nicht unbedingt auf das Einkommen geachtet. Häufig werden
Chips und Fast-Food eingekauft, obwohl es billigere Alternativen gibt. Von
Bedeutung ist sicher auch der psychosoziale Nutzen dieser Lebensmittel,
der Integration und Zugehörigkeit
symbolisiert.11
•
•
•
Gemüse, wöchentlich
Obst, mehrmals täglich
Vollkornbrot, täglich
Vollmilch, mehrmals täglich
Soziale
„arme
Kinder“
in %
48
32
26
31
Lage
„reiche
Kinder“
in %
54
42
51
43
Chips, täglich
Pommes Frites, wöchentlich
54
55
36
37
Hamburger, Hot Dogs,
wöchentlich
Cola, Fanta, täglich
Süßigkeiten, mehrmals
täglich
Kaffee, wöchentlich
23
22
45
30
28
25
37
24
Lebensmittel
Abb. 2: Ernährung der Kinder und Jugendlichen nach
sozialer Ungleichheit Alter 11-15 Jahre). Quelle:
Health Behaviour in School-Age Children, Survey,
Universität Bielefeld 1994, Andreas Klocke 1995
9
Vgl. Feichtinger 2000/25
Vgl. die Untersuchungen durch Gesundheit Berlin am
Kottbusser Tor „Chinanudeln statt Schulkantine“ 2003;
Kamensky 2003
11
Kamensky 2003/33
10
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
Handlungsmöglichkeiten in Schule
und Familie
Festzuhalten ist, dass Kinder aus von
Armut betroffenen Familien häufig keine
ausreichende und ausgewogene Ernährung erhalten. Dies wirkt sich nicht nur
auf ihre körperliche Entwicklung negativ
aus, sondern auch auf ihre Lern- und
Konzentrationsfähigkeit. Somit hat Armut
im Kindes- und Jugendalter nicht zu unterschätzende Auswirkungen auf die gesundheitliche Situation der Betroffenen,
die in erheblichem Maße die Entwicklungs- und Lebenschancen beeinträchtigen können.
Aktuelle Untersuchungen aus deutschen
Großstädten zeigen jedoch, dass Armut
bisher in Deutschland nur in Ausnahmefällen hungernde Kinder mit sich bringt12.
Aber Kinder, die ohne Frühstück und
somit hungrig in die Schule kommen,
werden von den Lehrkräften bereits seit
einigen Jahren ebenso wie fehlernährte
Kinder verstärkt registriert. Die Mangelerscheinungen machen sich in der
Schule durch Konzentrationsstörungen
und Leistungsabfall bemerkbar. Um dem
vorzubeugen, wird bereits in vielen
Schulen ein gemeinsames Frühstück organisiert. Insbesondere in „sozialen
Brennpunkten“ werden in den Schulen
durch Hilfsorganisationen wie „die Tafeln“
oder durch Lernküchen von hauswirtschaftlichen Schulen auch Mittagsmahlzeiten für Kinder zur Verfügung gestellt,
die sonst keine warme Mahlzeit erhalten.
Einen Schritt weiter gehen Initiativen, die
Kochgruppen für Eltern anbieten. Sie erweitern damit das Wissen über ein gesundes Ernährungsverhalten in Familien
und beeinflussen die Ernährungssituation
von Kindern nachhaltig. Andererseits fördern sie dadurch auch die Integration sozial Benachteiligter in ein Netzwerk, das
Zugehörigkeit und Unterstützung bieten
kann.13 Solche Kurse und Gruppen können auch in Stadtteiltreffs, kirchlichen
Einrichtungen etc. angesiedelt werden,
d.h. überall dort, wo bereits Zugang zu
sozial benachteiligten Zielgruppen besteht, der für diese Initiativen genutzt
werden kann.
Festzuhalten bleibt folgendes: Egal, ob
mit Kindern, Jugendlichen oder Eltern
gearbeitet wird, immer ist zu bedenken,
dass das Problem einer gesunden und
vollwertigen Ernährung und die Verbesserung von Ernährungsgewohnheiten nicht
das vorrangigstes Problem der von Armut
Betroffenen ist. Sie kämpfen in der Regel
mit vielen anderen Alltagsproblemen, die
sie oft völlig beanspruchen. Ernährungswissen lässt sich oft leichter vermitteln,
wenn es mit anderen Themen oder Aktivitäten verknüpft wird, die einen direkten
Bezug zur Alltagsproblematik der Betroffenen haben. 14
Literatur
1. Bekir, Bulut: Guten Appetit – Elternkochgruppe in der Fridtjf-NansenSchule. In: Suppenküchen im Schlaraffenland. Ernährung und Armut von
Familien und Kindern in Deutschland.
Tagungsreader hrsg. von der Landesvereinigung für Gesundheit Nds., der
Deutschen Gesellschaft für Ernährung
Sektion Nds. u.a. Hannover 2000.
2. Gesundheit Berlin: Chinanudeln statt
Schulkantine. Berlin 2003
3. Feichtinger, Elfriede: Ernährung in Armut. In: Suppenküchen im Schlaraffenland. Ernährung und Armut von
Familien und Kindern in Deutschland.
Tagungsreader hrsg. von der Landesvereinigung für Gesundheit Nds., der
Deutschen Gesellschaft für Ernährung
Sektion Nds. u.a. Hannover 2000.
4. Kamensky, Jutta: Gesunde Kinder –
Gleiche Chancen für alle? Ein Leitfaden für den öffentlichen Gesundheitsdienst zur Förderung gesundheitlicher
teilhabe. Hg. vom Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg und dem
Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst NRW. Bielefeld 2003.
5. Klocke, Andreas: Der Einfluss sozialer
Ungleichheit auf das Ernährungsverhalten im Kindes- und Jugendalter. In:
Barlösius, E.; Feichtinger, E., Köhler,
B.M.: Ernährung in der Armut. Gesundheitliche, soziale und kulturelle
Folgen
in
der
Bundesrepublik
Deutschland. Berlin 1995.
6. Richter, Antje: Armutsprägungen bei
Kindern, Jugendlichen Frauen und
Familien. Expertise im Auftrag des
Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Berlin
2000
12
Vgl. die Untersuchungen durch Gesundheit Berlin
am Kottbusser Tor „Chinanudeln statt Schulkantine“
2003;Feichtinger 2000/24
13
Bekir Bulut 2003
14
vgl. Deneke in diesem Band
33
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
3.7
Verhaltens- und Verhältnisprävention – wie wirksam ist
Ernährungserziehung?
Prof. Dr. Volker Pudel,
Universität Göttingen, Sektionsleiter der DGE Niedersachsen
Was bringt Ernährungserziehung bei
Kindern?
Prolog
Mutter Bitte, nun iss doch. Das Gemüse
habe ich frisch für Dich gekocht.
Kind Nein, ich mag das nicht. Das ist
so hart.
Mutter Du hast noch nicht einmal probiert.
Kind Doch, ich weiss, dass ich das
nicht mag.
Mutter Du brauchst aber Vitamine, damit
Du stark wirst. Bitte, versuche es
doch einmal.
Kind Ich bin stark.
Mutter Aber Du hast doch Hunger, Du
musst etwas essen.
Kind Ich möchte lieber eine Milchschnitte.
Mutter Aber die ist nicht so gesund. Nun
probier doch einmal.
Kind Nein, ich will nichts Gesundes.
Das schmeckt mir nicht.
Mutter Was soll ich nur machen? Nun tu
mir doch den Gefallen…
Ernährungserziehung findet an deutschen Familientischen statt. Und Ernährungserziehung bei deutschen Kindern
funktioniert. In einer bevölkerungsrepräsentativen Erhebung bei 2900
Familien mit Kind(ern) wurde festgestellt,
dass Kinder und Jugendliche zwischen
4 und 16 Jahren verschiedene Lebensmittel übereinstimmend und zutreffend
bewerten. Diese Bewertung kann nur
Folge eines Lernprozesses sein, der in
der Familie oder in der Schule stattgefunden hat. So wird z.B. Vollkornbrot eingeordnet: „macht stark“, „ist gesund“,
„macht nicht dick“. Schokolade dagegen:
„macht nicht stark“, „macht dick“ und „ist
nicht gesund“. Allerdings sind sich Kinder
auch einig, dass sie Vollkornbrot nicht
mögen, wohl aber Schokolade. Ganz
analog werden andere Lebensmittel eingestuft. Die mit gesundheitlich positiven
Eigenschaften werden eher abgelehnt,
die mit ungünstigen Eigen
schaften eher akzeptiert. Ist dieser Befund möglicherweise das Resultat der
Ernährungserziehung? Dann hätte sie ihr
Ziel nicht erreicht!
34
Wissen prägt kaum Verhalten
Der Begriff „Ernährungserziehung“ deutet
bereits an, dass in der Erziehung eher kognitive Aspekte des Ernährungswissens im
Vordergrund stehen. So lernen Kinder,
dass sie keine Cola trinken sollen, weil
diese nicht gesund ist. Sie lernen, dass sie
Vollkornbrot essen sollen, weil dieses gesund ist. Dieses Wissen lernen sie und
können es – wie in der genannten Untersuchung – auch reproduzieren. Allerdings
schlägt dieses Wissen nicht auf die Bildung von Vorlieben oder Abneigungen
durch – ganz im Gegenteil. Selbst ein fundiertes Ernährungswissen, wie bei Studenten der Ernährungswissenschaft, führt
nicht dazu, dass diese anders essen als
Studenten anderer Fachrichtungen.
Es gilt, zwischen „Ernährung“ und „Essen“
zu unterscheiden. Ernährung beschreibt
die kognitiven Inhalte, während Essen das
emotionale Erlebnis beschreibt. Daher wird
eine Ernährungserziehung das Wissen der
Kinder prägen, aber kaum Einfluss auf deren Essverhalten nehmen. Was stärker in
den Vordergrund treten müsste, wäre eine
Erziehung zu Essen und Trinken, die weniger auf Information setzt als auf tägliches
Training. Essen und Trinken sind überwiegend emotional gesteuerte Verhaltensweisen, die sich kaum durch „vernünftige Argumente“ beeinflussen lassen. Das gelingt
selbst bei Erwachsenen nicht, wie sollte es
bei Kindern glücken?
Heute oder morgen gut leben?
Der kritische Punkt bei der ‚vernünftigen
Ernährung’ besteht darin, dass das Essen
jetzt gut schmeckt, die möglichen ungünstigen Nebenwirkungen aber erst Monate
oder Jahre später auftreten. Der Hinweis
auf die Osteoporose mit 60 Lebensjahren
wird ein sechsjähriges Kind nicht zum
Milchtrinken motivieren. Seine Eltern übrigens auch nicht, die ebenfalls ihre Lebensqualität eher über heute als über morgen definieren, denn sie belasten sich
auch kaum mit dem Belohnungsaufschub,
der zu ertragen wäre, wenn heute anders
gegessen werden müsste, um in Jahrzehnten gesundheitliche Vorteile zu erlangen.
Erziehung zu Essen und Trinken bewirken
nicht Worte oder Argumente, sondern Vorbilder, denn Kinder lernen Essen und Trin-
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
ken, in dem sie Verhaltensweisen von ihren Bezugspersonen schlichtweg imitieren. Eine Mutter mit einem Glas Cola in
der Hand wird ihre Tochter kaum von
Milch überzeugen können. Als ich in
Frankreich ein tolles Austernessen mit
Champagner zubereitete, hat diese Zeremonie auf meinen fünfjährigen Sohn
großen Eindruck gemacht, der – völlig
untypisch für Kinder dieses Alters – fortan Austern essen wollte und sich sogar
im Restaurant „des huitres“ bestellte.
Diese Vorliebe hat aber nur ein paar Wochen angehalten.
Die altbekannte Geschichte vom Spinat,
dem seit 1892 ein fehlendes Komma einen zehnfachen Eisengehalt bescherte,
ist ebenfalls lehrreich. Generationen von
Kindern mochten keinen Spinat, der ihnen mit den gut gemeinten mütterlichen
Worten „Iss doch, das ist gesund“ aufgedrängt wurde. Heute, nachdem ein Blubb
im Werbefernsehen dem Spinat ein Erlebnis verleiht, wird Spinat zu einem
Lieblingsgericht deutscher Kinder.
Gesundheit ist kein attraktives Motiv
für Gesunde
Gesundheit ist für Kinder kaum ein Argument. Und über die Zukunft können sie
auch nicht richtig nachdenken, da ihnen
– je nach Alter – das Zukunftserleben
noch nicht möglich ist. Sie essen jetzt,
und sie wollen gerne essen, was sie bereits kennen. Geschmacksvorlieben werden gelernt, das liegt an bewährten evolutionsbiologischen Programmen. Der
Mere Exposure Effect beschreibt, dass
Kinder (wie Erwachsene auch) nicht eine
Speise wählen, weil sie diese mögen.
Nein, sie mögen diese Speise, weil sie
sie bereits gegessen haben. Dahinter
steckt die Sicherheitsfunktion des wieder
erkennbaren Geschmacks, der darüber
informiert, dass diese Speise bereits ohne unliebsame Nachwirkungen vertragen
wurde.
Mütter kennen das Spiel: einmal Spaghetti, immer wieder Spaghetti. Das ist
der Mere Exposure Effect, dem nicht
entgegen gewirkt werden sollte. Denn
wenn der Kinderwunsch nicht erfüllt wird,
dann steigert sich die Vorliebe für Spaghetti. Besser wartet man auf die spezifisch-sensorische Sättigung, die allerdings bei Kindern durchaus länger warten lässt. Diese psychische Sättigung ist
eine kurzfristige Aversion gegen den Geschmack, den man gerade erlebt hat.
Erwachsene kennen dies, denn sie essen ihr Leibgericht nicht jeden Tag, um
nicht die Lust daran zu verlieren. Auch
Kinder mögen nicht immer das gleiche Geschmackserlebnis, allerdings kann es
durchaus Tage, manchmal Wochen dauert, bis bei ihnen die sensorische Sättigung
aktiv wird. Die Kunst zu essen besteht also
in der dosierten Verknappung, aber auch
in der dosierten Wiederholung. Dieses
Prinzip sollte die Erziehung bei Essen und
Trinken leiten15.
Ver- und Gebote passen nicht ins
Schlaraffenland
Kinder lieben den klaren, eindeutigen, gut
wieder erkennbaren Geschmack. Der „süße Geschmack“ nimmt eine Spitzenstellung ein, denn die Vorliebe für süß ist allen
Kindern dieser Welt in die Wiege gelegt.
Da es keine süßen, aber dennoch giftigen
Nahrungsmittel gibt, erscheint die Vorliebe
für süß so etwas wie der „Sicherheitsgeschmack der Evolution“ zu sein. Es bot einen Überlebensvorteil, im Zweifel nach
den süßen Produkten zu greifen. So
schrieb sich die Süßpräferenz in die Gene
des Menschen. Und sorgt bis heute in vielen Familien für Streit und Konflikte. Die
„Quengelregale“ in Kassennähe sind auf
das Süßbedürfnis der Kinder abgestimmt –
zum Nachteil der Mütter. Totaler Entzug
von Süßigkeiten, ebenso wie Verbote für
Cola und Limo sind im Schlaraffenland
nicht durchsetzbar, verschärfen den Konflikt und steigern eher das Bedürfnis nach
Süßigkeiten.
Im Sinne einer flexiblen Verhaltenskontrolle sollten Kinder lernen, wie festgelegte
Mengen über den Tag oder über die Woche konsumiert werden, je nach Alter der
Kinder. Nicht selten überschätzen Eltern
das Süßbedürfnis ihres Kindes, das durchaus – wie Untersuchungen gezeigt haben
– auch gerne ein Brot mit Leberwurst statt
Nussnougatcreme isst. Die genetisch disponierte Vorliebe für süß darf nicht als
Dauervorliebe für süß in höchster Konzentration missdeutet werden.
Natürlich wirkt Erziehung
Sie wirkt auch, wenn sie nicht geplant
stattfindet. Jedes Kind wächst in der Esskultur auf, in die es „hineingeboren“ wurde.
Es lernt, die Geschmacksprofile seiner
Region zu mögen. Unabhängig davon, ob
seine Eltern als gute oder schlechte
15
Mehr Informationen dazu: Pudel, V.: So macht Essen
Spaß. Ein Ratgeber für die Ernährungserziehung bei
Kindern. Beltz-Verlag 2002
35
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
Modelle diesen Lernvorgang modifizieren. Er findet einfach statt.
Durch die Lockerung des Familienverbundes spielen auch andere Einflussgrößen eine entscheidende Rolle, wie z.B.
die Gruppe im Kindergarten, in der
Schule, in der Freizeit, aber auch das
Warenangebot und die Werbung.
Auch biologische Faktoren wirken
In den letzten Jahren haben verschiedene Studien eindeutig nachgewiesen,
dass auch genetische Faktoren auf das
Essverhalten einwirken. Klar ist heute,
dass die Gewichtsregulation eben auch
durch Erbanlagen beeinflusst wird. Das
Gewicht von Kindern, die in frühester
Kindheit adoptiert wurden, zeigte später
kaum eine Übereinstimmung mit dem
Körpergewicht ihrer Adoptionseltern –
wohl aber mit dem Körpergewicht ihrer
biologischen Eltern. Auch ähnelt sich
das Gewicht von eineiigen, also erbidentischen Zwillingen, wenn sie getrennt
aufgewachsen sind. Zweieiige Zwillinge,
selbst wenn sie gemeinsam aufwuchsen,
stimmen in ihrem Gewicht weniger gut
überein.
Diese neuen Erkenntnisse sollten natürlich auch in die Erziehung zu Essen und
Trinken einfließen, denn wenn Eltern
selbst übergewichtig sind, dann haben ihre Kinder eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, auch übergewichtig zu werden. Hier
haben Schuldvorwürfe an die Kinder keinen Platz, denn sie sind an ihren biologischen Programmen unschuldig. Besser
und kindgerechter sollte hier ein gemeinsames Familienprogramm gestartet werden, um mit weniger Nahrungsfett, aber
ausreichend Kohlenhydraten eine Gewichtsnormalisierung einzuleiten. Das
kann attraktiv und lustig gestaltet werden,
wie es zum Beispiel in dem Programm
„PowerKids“16 vorgeschlagen wird. Hier
werden „Fettzies“ gezählt und eingespart
sowie „Schlaffies“ vermieden, um „Winnies“ zu sammeln. Die Kinder trainieren
auf spielerische Weise, Nahrungsfett einzusparen und sich mehr zu bewegen.
Spielregeln statt Verbote
Spielregeln haben sowohl für Kinder wie
auch Erwachsene einen höheren Verbindlichkeitsgrad als Verordnungen oder
Verbote. Daher sollten viel häufiger
Spielregeln in den Familien vereinbart
16
Informationen über „PowerKids“ gibt es im Internet
unter www.powerkids.de
36
werden, um Essen und Trinken ausgewogen zu halten. Wenn die Spielregeln für die
Kinder gelten, dann gelten sie natürlich
auch für Vater und Mutter – nur das ist fair.
Erlebnisse bieten
Für viele Kinder geht heute die originäre
Beziehung zur Herkunft der Lebensmittel
verloren. Die Milch kommt aus dem Supermarkt, Kühe sind lila und der Hamburger lässt keinen Gedanken an das Rind
aufkommen. Es ist für Kinder ein eindrucksvolles Erlebnis, einen Bauernhof zu
besuchen, um die originäre Herkunft der
Lebensmittel kennen zu lernen. Auch sind
nahezu alle Kinder begeisterte Köche,
wenn sie eigene Rezepte in der Küche gestalten können. Der Mutter sei geraten, für
ein solches Kochabenteuer viel Geduld
und Nachsicht mitzubringen – doch es
lohnt sich, dem Kind die Chance zu bieten,
die Entstehung eines Pfannkuchens oder
einer Pizza selbst mitzuerleben und mitzugestalten. Auch das Schulbrot bietet Möglichkeiten, dem Kind eigenen Gestaltungsraum zu bieten. Wer seine Pausenverpflegung selbst zusammen gestellt hat, wird in
der großen Pause mit mehr Appetit essen.
Fazit
Ernährungserziehung, die mit vernünftigen
Informationen versucht, das Essverhalten
der Kinder zu beeinflussen, wird kaum Erfolg haben. Essverhalten ist emotionales
Verhalten, dass gegenüber kognitiver Beeinflussung resistent ist. Schließlich essen
Eltern auch anders als sie sich ernähren
sollten. Warum sollte das bei Kindern anders sein?
Kinder lernen vor allem über Beobachtung
ihrer Bezugspersonen und imitieren deren
Essverhalten. Der wichtigste Einfluss für
die Erziehung zu Essen und Trinken ist
daher das Essverhalten der Eltern (und
anderer Bezugsgruppen). Darum ändert
sich das Essverhalten einer Bevölkerung
auch kaum, da so eine Stabilität von Generation zu Generation gegeben ist.
Unter Überflussbedingungen sind Ge- und
Verbote kaum durchsetzbar. Mit Spielregeln und flexibler Verhaltenskontrolle jedoch kann auch Essverhalten trainiert
werden. Wichtig sind Erlebnisse (Bauernhof, selbst kochen), die Kindern einen
emotionalen Bezug zu Lebensmitteln und
Speisen sowie deren Herkunft vermitteln.
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
3.8
Ernährung und Bewegung im Kontext der Gesundheitsziele
Dr. Gabriele Windus
Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit
Einleitung; Arbeiten mit Zielen
Eine engagierte Gesundheitspolitik sollte
in alle gesellschaftlichen Bereiche hinein
wirken, um krankheitsfördernde Faktoren zu reduzieren und solche, die gesundheitsfördernd wirken, zu stärken.
Gesundheitsziele sollen helfen, die vorhandenen – meist knappen - Ressourcen sinnvoll einzusetzen und so das
Gesundheitssystem effizient zu steuern.
Wenn es auch in einigen Bundesländern
bereits entsprechende Initiativen gibt, so
ist doch die Ausrichtung der Gesundheitspolitik an ausformulierten Gesundheitszielen in Deutschland bisher noch
keine allgemein akzeptierte Selbstverständlichkeit - dabei dürfte gerade unser
föderalistisch geprägtes Gesundheitswesen von einer stärkeren gemeinsamen Orientierung der Beteiligten vor Ort
und vom Konsens in Bezug auf konkrete
Gesundheitsziele profitieren.
Vorbild ist das im Jahr 1979 von der
Weltgesundheitsorganisation
(WHO)
verabschiedete erste weltweite Zielprogramm "Health for All", dem inzwischen
aktualisierte Fassungen folgten. Bei Gesundheitszielen handelt es sich nicht um
eine Liste von Verordnungen; sie sollen
vielmehr anregen, eigene spezifische
Ziele zu setzen und die jeweilige gesundheitliche Lage und regionale Gegebenheiten zu beachten. Dies gilt für
Länder ebenso wie für die partnerschaftliche Zusammenarbeit z.B. bei kommunalen, betrieblichen oder auch schulischen Gesundheitszielen.
Gesundheitsziele müssen in einem intensiven Prozess entwickelt werden, in
dem nicht nur die verschiedenen Gesundheitsexpertinnen und -experten,
sondern alle Beteiligten die Möglichkeit
erhalten, die Ziele und die Formen ihrer
Umsetzung mitzubestimmen. Nur die
• Feststellung gemeinsamer Werte
und Prioritäten,
• Partizipation und Selbstverpflichtung
der Beteiligten,
• Transparenz von Strukturen und
Verfahren zur Zielerreichung und
• ein zielorientiertes gemeinsames
Handeln
ermöglichen die zielorientierte Verbesserung bestehender Strukturen.
Gesundheitsziele erzeugen ein Spannungsfeld, denn mit der Zielbildung geht
obligatorisch eine Beschränkung auf
Prioritäten und Konzentration / Fokussierung der Kräfte einher. Sie eignen
sich nicht für die Erzielung kurzfristiger
plakativer Erfolge, sondern eher für längerfristige systematische und kontinuierliche Aufarbeitung von Defiziten. Sie
stellen daher hohe Anforderungen an
politisch Entscheidende wie auch an
Handelnde.
Gesundheitsziele für Niedersachsen
In Niedersachsen wurde im April 2002
mit drei exemplarischen Zielen aus dem
Bereich „Kinder und Jugendliche“ begonnen, nicht zuletzt unter dem
Gesichtspunkt, dass im März 2002 der
Bericht zur gesundheitlichen Lage von
Kindern und Jugendlichen in Niedersachsen herausgegeben worden war,
auf dessen Eckdaten teilweise aufgebaut werden konnte: „Verminderung von
Kinderunfällen“, „Steigerung der Inanspruchnahme der Vorsorgeuntersuchungen (U8, U9 und J1)" und „Reduktion
des Tabakkonsums bei Kindern und Jugendlichen ". Die bestehenden Arbeitsgruppen (mit Vertretern der Landesvereinigung für Gesundheit, der Arbeitsgruppe
Gesundheitsberichterstattung
beim Landesgesundheitsamt, des Sozialministeriums und weiteren Akteuren)
begleiten den Prozess der Zielumsetzung für die drei bislang ausformulierten
Bereiche. Im September 2004 wird die
3. Gesundheitsziele-Konferenz Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch über
die Umsetzung dieser drei exemplarischen Gesundheitsziele und zur Vereinbarung der nächsten Ziele für das Land
Niedersachsen geben.
Gesundheitsziele auf Bundesebene;
Ernährung und Ernährungsbildung
Die Bundesregierung hat im Jahr 2002
die Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -gestaltung (GVG) mit der
Erarbeitung von Gesundheitszielen beauftragt. Mit allen Akteuren des Gesundheitswesens - von Krankenkassen
und Selbstverwaltung bis zu Verbraucherverbänden und Elterninitiativen –
37
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
sollten wenige, beispielhafte Ziele zur
Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung vereinbart werden. In einem
zweiten Schritt sollten praktische Anleitungen zur Verwirklichung erarbeitet
werden, um sie auf lokaler Ebene umzusetzen.
Unter dem Namen des Projektes „gesundheitsziele.de“ ist die Information im
Internet abrufbar; inzwischen liegt der
Abschlussbericht der insgesamt 7 Arbeitsgruppen vor: „Diabetes mellitus Typ
2“; „Brustkrebs“; „Tabakkonsum Reduzieren“; „Gesund Aufwachsen - Ernährung, Bewegung Stressbewältigung“ und
„Gesundheitliche Kompetenz Erhöhen,
Patientensouveränität Stärken“. Die
Themen „chronischer Rückenschmerz“,
„Herzinfarkt“ und „Depression“ sollen
zeitlich versetzt bearbeitet werden.
Das Thema „Ernährung“ bzw. „Ernährungsbildung“ hat im Rahmen des Themas „Gesund aufwachsen – Ernährung,
Bewegung, Stress-Management; Gesundheitsziele für das Kindes- und
Jugendalter“ (Arbeitsgruppe 7) Eingang
in das Bundesprojekt gefunden. Aus
dem Endbericht dieser AG 7 sollen hier
einige beachtenswerte Schwerpunkte
dargestellt werden, die auch den Weg
bis in die Vorhaben im Rahmen des
„Deutschen Forums Prävention und
Gesundheitsförderung“ gefunden haben.
Insbesondere konnte gezeigt werden,
dass Ziele nicht die neue Verpackung
für alte Inhalte sind, sondern eine Möglichkeit, in die eingetretenen Pfade neuen Schwung zu bringen.
Das Problem ist deutlich umrissen:
6- bis 10-jährige Kinder sollen sich einer
Pressemeldung zufolge nur noch durchschnittlich 1 Stunde am Tag bewegen,
50 bis 65 Prozent der Kinder Haltungsschwächen und 30 bis 40 Prozent Koordinierungsschwächen aufweisen. Übergewicht soll bereits im Vorschulalter im
Ansteigen begriffen sein; der so genannte Altersdiabetes wird zunehmend
bereits bei Kindern diagnostiziert. Mit
wachsendem Alter werden zudem Essstörungen relevant, die mit Normal-,
Über- oder Untergewicht einhergehen
können.
Im Kindes- und Jugendalter werden sowohl gesundheitsgefährdende Verhaltensweisen als auch der Aufbau von
Gesundheitsressourcen für das spätere
Gesundheits- und Krankheitsverhalten
38
entscheidend geprägt. Da die Krankheitslast in dieser Altersgruppe vergleichsweise geringer ist als bei Erwachsenen, ist die präventive Ausrichtung besonders deutlich. Kinder reagieren auf viele Einflüsse besonders sensibel und können sich Belastungssituationen im Alltag nicht so leicht entziehen.
Bewegung, Ernährung und Stress beeinflussen die kindliche Gesundheit in
besonderer Weise. Früh erworbene Ess, Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten und Strategien in Belastungssituationen verfestigen sich mit dem Lebensalter. Sie haben entscheidend mit
dem Auftreten von so genannten Zivilisationskrankheiten im späteren Alter zu
tun - Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Osteoporose, bösartige Neubildungen. Damit sind die wichtigsten Ursachen für vorzeitige Sterblichkeit in den
Industrienationen und deren Risiken
schon benannt.
Ergebnisse der AG 7
Die Aufgabe der Arbeitsgruppe (AG) 7
bestand in der Definition von Teilzielen,
Strategien und Maßnahmen, die das
Thema „Bewegung, Ernährung, Stress“
sinnvoll konkretisieren (Prävention von
Essstörungen war ausgenommen).
Die möglichen Interventionsbereiche,
Altersgruppen und Interventionsansätze
zum Teilziel „Ernährung, Bewegung,
Stress“ bedürfen wegen ihrer Vielfalt einer klaren Begrenzung. Die Maßnahmen
müssen altersgerecht sein, unter Einbezug der jeweiligen Multiplikatoren erfolgen. Zudem müssen sie auf die jeweiligen institutionellen Kontexte („Settings“)
angepasst sein.
So bieten sich als Interventionsbereiche
Kindertagesstätte und Schule an, aber
durchaus auch Freundeskreise/ Peergroups und der Freizeitbereich (z.B.
Sportvereine,
Musikszene,
Kinos,
Treffs).
Als Zielgruppen kommen numerische
Altersgruppen, nach bestimmten nach
Entwicklungskriterien gebildete Gruppen
oder Risikogruppen (wie z. B. sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche) in
Betracht.
Ebenso wie bei den Interventionsbereichen und den Altersgruppen
müssen bei den Interventionsansätzen
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
Eingrenzungen vorgenommen werden.
Die Effektivität rein kognitiv ausgerichteter Wissensvermittlung über Gesundheit und Krankheit bspw. (Gesundheits„Erziehung“) ist stark umstritten. Sie
führt keineswegs immer zu verändertem
Gesundheitsverhalten („Kognitive Dissonanz“, Auseinanderfallen von Wissen
und Handeln). Zu den erfolgreicheren
Konzepten bei Kindern und Jugendlichen zählen daher u. a. Setting-Ansätze,
das
Konzept
der
Lebensweisen
(„Lebensstilkonzept“), Elemente des
„Empowerment“-Ansatzes, problemzentrierte und ressourcenorientierte Ansätze
(„Neue Prävention“) oder Ansätze der
Kompetenzförderung.
In der AG 7 wurden insgesamt fünf
übergeordnete Zielbereiche (Visionen)
definiert, unter die die gesamte Diskussion gruppiert wurde:
• Krankheitsvermeidung,
Vergrößerung des gesundheitlichen Outcomes,
• Verbesserung der Lebensqualität
• Förderung von Lebenskompetenz
fördern, Selbstbestimmung über
Gesundheit
• Gestaltung von Lebensräumen,
Qualifizierung von Unterstützungssystemen
• Image-Verbessung von Gesundheit
und Kommunikation darüber
Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen
Die Herausbildung gesundheitsfördernder bzw. -riskanter Verhaltensweisen
steht in engem Zusammenhang mit der
Sozialisation. Vor allem das Essverhalten unterliegt einer soziokulturellen
Prägung, die mit der Geburt beginnt. Die
Entscheidung, was gegessen wird,
hängt entscheidend vom Angebot
an Nahrungsmitteln, den familiären
Gewohnheiten und dem sich ständig
verändernden Wissen um eine gesunde
Ernährung ab.
Durch die komplexe Einbindung der individuellen Entscheidung – zunächst der
Mutter oder Betreuungsperson, die das
Kind versorgt, später auch Entscheidung
des Kindes selbst – liegt auf der Hand,
dass effiziente Gesundheitsförderung
gerade hier ohne Setting-Ansatz nicht
mehr zu denken ist. Dies gilt gerade
auch für die Ernährungsbildung im schulischen Kontext, weil dabei immer auch
Fragen der sozialen Gerechtigkeit, der
sorgfältigen Verwendung vorhandener
Ressourcen und die Stärkung der persönlichen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern wie Lehrerinnen und
Lehrern im Blick zu behalten sind.
Ein integrierendes Konzept der Gesundheitsförderung muss die Maßnahmen
zur Förderung einer gesunden Ernährung, der Bewegung und zur Stressbewältigung in einer Umsetzungsstrategie
zusammenführen, da sich alle drei
Handlungsfelder gegenseitig beeinflussen. Die Ernährung liefert Nährstoffe
und Energie für den Alltag, für Freizeit
und Sport. Die Bewegung wiederum hat
Einfluss auf das Ernährungsverhalten,
da bei Bewegung der Energieverbrauch
steigt. Außerdem unterstützt Bewegung
den Stressabbau, erhöht die Stresstoleranz und reduziert die Stressanfälligkeit
(wenngleich Bewegung in Zusammenhang mit Leistungsdruck auch Stress erzeugen kann). Dies sind nur einige Beispiele für die engen Zusammenhänge
zwischen den genannten Bereichen.
Da das Bewegungsverhalten sowohl das
Ernährungsverhalten als auch die
Stressbewältigung positiv beeinflusst,
spielt Bewegung eine wichtige Rolle bei
der Gesundheitsförderung von Kindern
und Jugendlichen. Insbesondere Kinder
haben einen natürlichen Bewegungsdrang und Freude an der Bewegung. Sie
erforschen ihre Umwelt und entwickeln
ihr Gleichgewicht, indem sie sich selbst
und ihren Körper spüren. Intelligenz und
kognitive Fähigkeiten werden entscheidend durch die Bewegung und Bewegungsmöglichkeiten gefördert. Anfänglich steht bei jedem kindlichen Lernen
das Handeln und die Aktion im Vordergrund. Physische Lernerfahrungen sind
Voraussetzung für Reflektions- und Abstraktionsprozesse. Erst im Verlauf der
weiteren Entwicklung rücken kognitive
Prozesse vermehrt in den Vordergrund.
Eine ganze Reihe der konkret identifizierten Teilziele und Maßnahmen lassen
sich entweder allen drei oder zumindest
zwei thematischen Komponenten zuordnen. So wird z. B. ein Projekt zum
Kennenlernen der ethnischen Besonderheiten einer Esskultur und Austausch
von selbst zubereiteten Speisen auch
ein Baustein zur Stress-Bewältigung
sein; pro-soziales Verhalten und Konfliktstrategien haben Schnittmengen mit
Aktionen zur Findung der Balance Anspannung/Entspannung, zu Psychomo39
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
torik –Ansätzen und zu Bewegungsangeboten im Alltag (Nachtangebote von
Sportstätten). Das (nicht nur rationale!)
Erkennen des Prinzips der EnergieBilanz gehört gleichzeitig in den Kontext
der Ernährung und der Bewegung.
Das gemeinsame Zentrum der Ideen/
Maßnahmen/ Projekte bilden solche, die
Lebensperspektiven stärken, Kohärenzsinn erzeugen, sich auf KiTa und Schule
als Lebensraum beziehen, ein positives
Körpergefühl und Authentizität vermitteln, Selbstbestimmung / Aushalten /
Ermutigung schaffen, kurzum „Kinder
stark machen“.
Erfolg versprechende Projekte müssen
diesen Überschneidungen der Bereiche
Ernährung, Bewegung und StressManagement Rechnung tragen, um dem
ganzheitlichen Ansatz und den Qualitätsmerkmalen gesundheitsfördernder
Maßnahmen zu entsprechen (Wirksamkeit, Ziel- und Zielgruppenorientierung,
Betroffenenpartizipation, Nachhaltigkeit,
Vernetzung bestehender Strukturen).
Vor diesem Hintergrund erwies es sich
als angemessen, das Setting als Drehund Angelpunkt der Konkretisierung und
Zielsystematik zu wählen. Das Settingkonzept bezeichnet mehr als den Interventionsort oder den Ort, an dem die
Zielgruppe erreicht werden kann.
Es geht vielmehr um die gesundheitsförderliche Aneignung und Gestaltung
der Lebensräume sowie um die gesundheitsförderliche Entwicklung individueller
40
Lebensperspektiven und die Eigenverantwortung der Kinder und Jugendlichen
(mit Unterstützung von Multiplikatoren,
Kooperationspartnern und den politisch,
administrativ und finanziell zuständigen
Akteuren, Trägern und Behörden).
Auf das Setting kann vor allem zurückgegriffen werden, wenn gesundheitliche
Chancengleichheit bei sozialer Benachteiligung hergestellt werden soll.
Schluss
Wir brauchen – und das gilt ganz
besonders für alle Faktoren, die unmerklich im Alltag, in unserer RoutineLebensführung, an unserer Gesundheit
nagen - neue Wege in der Prävention.
Gesundheitsziele werden sicher nicht
der Königsweg schlechthin sein. Aber
angesichts der vielfach vorhandenen
Strukturen, der bereits vielfältig vorhandenen Information und des nicht umgesetzten Wissens stellen sie eine pragmatische Möglichkeit dar, Transparenz
zu schaffen, Ressourcen gezielter einzusetzen, Zusammenarbeit verbindlich
auszugestalten und Zielgruppen auch
wirklich zu erreichen (bzw. die viel beschworene Partizipation mit Leben zu
füllen). In keiner anderen Lebensphase
bestehen so effiziente Zugänge wie bei
der Gesundheitsförderung für Kinder
und Jugendliche über das Setting im
familialen und schulischen Umfeld. Dies
sollten wir nutzen.
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
3.9
Essen in der Schule
- Herausforderungen und Chancen für den Schulalltag
Georg Homburg
Niedersächsisches Kultusministerium
Tom, ein Schüler des 5. Jahrgangs, klagt
öfter über Kopfschmerzen. Manchmal
sind sie so stark, dass er nach Hause
gehen möchte. Die Klassenlehrerin sucht
nach einer möglichen Ursache und fragt
auch, wie Tom frühstückt. Sie erfährt,
dass er morgens meist keinen Hunger
und keine Lust zum Essen hat. Von der
Mutter hört die Lehrerin, sie wolle wegen
des Essens keinen Streit mit ihrem Sohn
und sie gebe ihm dann Geld mit, damit er
sich etwas besorgen könne ...
Ein Beispiel aus dem Schulalltag – ein
Einzelfall und nicht zu verallgemeinern?
Es spricht einiges dafür, dass die Probleme zunehmen, die mit einer unzureichenden oder falschen Ernährung zusammenhängen und in der Schule deutlich werden. Immer öfter muss Schule
sich zunächst darum kümmern, die Basisernährung sicher zu stellen, bevor der
Unterricht beginnen kann. Gemeinsames
Frühstück vor der ersten Stunde? Für
manche Grundschulen längst die Regel!
An Halbtagsschulen mag die Essensfrage oft noch ausgeblendet werden, obwohl sie sich bei langen Schulwegen und
einer Tendenz zu mehr Unterricht oder
Veranstaltungen am Nachmittag längst
gestellt hat. Für Ganztagsschulen gehört
die Organisation des Mittagessens zu
den Punkten, die von Anfang an zu klären sind. Das Angebot einer Mittagsverpflegung versteht sich in der Ganztagsschule von selbst, ist aber gleichzeitig eine unabdingbare Verpflichtung, die mit
der Einführung der Nachmittagsveranstaltungen übernommen wird. In Niedersachsen ist dies bereits seit 1993 vorgegeben und gleichzeitig (durch den Erl.
„Verkauf von Getränken und Esswaren in
Schulen“ v. 9.9.1991, SVBl. S.288, bekannt als „Müsli-Erlass“) bestimmt, dass
es sich bei diesem Essen um eine „vollwertige“ Nahrung handeln soll. Wo jedoch die Ernährungsfrage lediglich auf
das Mittagessen bezogen wird, besteht
die Gefahr, dass bereits in der Planung
und Vorbereitung der Ganztagsschule
weit reichende Versäumnisse unterlaufen. Zu klären ist z. B.:
• Soll/muss die Schule dafür sorgen,
dass die Schülerinnen und Schüler
eine „Basisernährung“ erhalten kön-
nen, soll z. B. ein Frühstück in der
Schule angeboten werden?
• Durch welche Einrichtung und Ausstattung kann man Lerngruppen die
Zubereitung von kleinen Zwischenmahlzeiten und von warmen Getränken unter hygienisch angemessenen
Bedingungen erleichtern?
• Kann eine – evtl. in Selbstorganisation
betriebene – Cafeteria/Teestube eingerichtet werden – oder dezentrale
Teeküchen?
• Wird es einen – ggf. erweiterten –
schulinternen Kiosk geben? Wer soll
ihn betreiben, welches Warenangebot
ist vorgesehen?
• Wie sollen Essens- und Getränkeangebote bei Festen, Feiern, im Rahmen
von Projekten und Veranstaltungen
organisiert werden?
• In welchem Maße sollen die Schülerinnen und Schüler, ihre Eltern und die
Lehrerinnen und Lehrer bei der Festlegung des Angebots, der Zubereitung
und Ausgabe des Essens – aber auch
bei der Gestaltung und Nutzung der
Einrichtungen, der Ordnung und Sauberkeit der Anlagen und beim „Tischdienst“ (was kann dazu gehören?)
beteiligt werden?
• Nach welchen Grundsätzen soll der
Zielkonflikt zwischen „Essenskosten“
(= möglichst niedrig) und „Essensqualität“ (= möglichst hoch) entschieden
werden? Sollen Essenspreise sozial
gestaltet werden, gibt es Möglichkeiten, finanzielle Unterstützung zu erhalten?
Hinter jeder dieser Fragen verbirgt sich eine Reihe von organisatorischen, finanziellen – aber ebenso die konzeptionellen und
pädagogischen Ziele berührenden Problemen. Auch wenn sie nicht bearbeitet
und beantwortet werden, entscheidet sich
dadurch, unter welchen Rahmenbedingungen der Schulalltag in der Ganztagsschule
gestaltet wird.
Grundsätzlich sind auch folgende Themen zu klären:
Stichwort: „Esskultur“
Angesichts des vorherrschenden FastFood-Angebots und der entsprechend sich
verbreitenden „Tischsitten“ mag es manchem beinahe als „missionarisches“ Vor41
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
haben gelten, an die Essensausgabe und
die gemeinsame Mahlzeit in der Schule
mit dem Anspruch der Entwicklung von
Verhaltensregeln im Sinne einer „Esskultur“ heranzugehen. Gleichwohl ist es
eine unumgängliche Notwendigkeit, bereits im Vorfeld, bei der Planung von Einrichtungen und organisatorischen Rahmenvorgaben (Tischgrößen und Gruppentische,‌
Wahl-/Bestellmöglichkeiten,
Zeitfenster oder Zeitpunkte fürs Essen,
gemeinsamer Mittagstisch (mit Gruppenportionen, z. B. für jüngere Jahrgänge)
oder Portionsausgabe ...) im Blick zu haben, welche Auswirkungen die einzelnen
Entscheidungen auf das spätere Verhalten der Essensteilnehmer haben wird:
Zeitliche und räumliche Enge, unwirtliche
Räumlichkeiten und Anonymität sind beste Voraussetzungen dafür, dass sich
auch kleinere Konflikte rasch aufbauen
können ... Umgekehrt ist zu hoffen, dass
eine freundliche Umgebung und ruhige
Atmosphäre beim Mittagessen zur Entspannung im vielfachen Sinne beiträgt
und in den Tagesablauf und das gemeinsame Arbeiten aller hineinwirkt.
Stichwort: „(inter-)kulturelle Toleranz“
Keine Schule kommt am Problem vorbei,
sich auf eine kulturelle Vielfalt von familiär geprägten Essensgewohnheiten bis zu
religiös bedingten Speisegeboten einzustellen. Es ist deshalb je nach den örtlichen Gegebenheiten ratsam oder dringend erforderlich, bereits in der Planungsphase die Frage zu stellen, wie
sich das Speisenangebot unter Wahrung
und Achtung solcher Vorbedingungen
möglichst offen, flexibel und variantenreich gestalten lässt. Nicht zuletzt ist zu
beachten, dass es immer mehr medizinisch indizierte Gründe (z. B. Allergien,
Stoffwechselerkrankungen) dafür gibt,
die eine tägliche „Einheitsnahrung“ für
den persönlichen Speiseplan nicht geeignet sein lässt. Allein schon die Art und
Weise, wie ernsthaft, selbstverständlich
und mit persönlicher Aufmerksamkeit auf
derartige Fragen eingegangen wird, kann
ein Teil der Lösung sein und dem Einzelnen signalisieren, dass er mit seinem
„Problem“ nicht allein gelassen wird.
Stichwort: „Ernährungsbewusstsein“
Die oben aufgezählten Einzelaspekte
sollten bereits deutlich gemacht haben,
dass eine Reduzierung der Ernährungsfragen in der Ganztagsschule auf die Organisation des Mittagessens ein sträfli42
cher Fehler wäre. Ebenso ließe man sich
Chancen entgehen, wenn man die vielfältigen Möglichkeiten, die sich dadurch für die
Bildung eines „Ernährungsbewusstseins“
bieten, nicht nutzen würde. Pragmatische
Gründe sprechen dafür, dass sich eine besondere Gruppe von Eltern, Schüler und
Lehrern mit dem Thema Essen und Ernährung in der Schule befasst und kundig
macht. Ihr Ziel wird es aber sein, in die gesamte Schule hineinzuwirken, Verbindungen zu schaffen zu unterrichtlichen Themen einzelner (oder aller?) Fächer, mit z.
B. alters- und jahreszeitlichen Schwerpunkten kleine Projekte durchzuführen und
Angebote zum Erwerb von „Alltagskompetenz“ in Ernährungsfragen einzurichten.
Stichwort: „Schule als Lebensraum“
Die zusätzlichen Bildungs-, Betreuungsund Erziehungsangebote der Ganztagsschulen stehen zunächst bei der Einrichtung und Ausgestaltung von Ganztagsschulen im Vordergrund. Wenn Schule
sich jedoch mit der Einführung des Ganztagsbetriebs stärker als „Lebensraum“ für
Kinder und Jugendliche – aber durchaus
auch für die dort arbeitenden Erwachsenen
– versteht, wird der Blick geöffnet für den
Versuch, aus einem ganzheitlichen Ansatz
heraus diesen „Raum“ auch zu gestalten.
Bei Kindern mit erheblichen Gesundheitsstörungen sind in Untersuchungen (K. Hurrelmann u.a., Jugendgesundheitssurvey)
drei Ausgangsfaktoren als gemeinsamer
Nenner ausgemacht worden: Fehlernährung, Bewegungsmangel und falsches
Stressmanagement.
Selbstverständlich
kann auch Ganztagsschule dem nur ansatzweise entgegen wirken und darf – gerade bei bestehenden Gesundheitsstörungen – nicht den Eindruck erwecken, sie
könnte z. B. in den Verantwortungsbereich
von Erziehungsberechtigten fallende Aufgaben abdecken. Allerdings sollten die
aufgezeigten Zusammenhänge dazu führen, dass bei der Organisation des Tagesund Wochenplans der Schülerinnen und
Schüler wie bei der äußeren und inneren
Gestaltung der gesamten Schule derartige
Erkenntnisse umfassend genutzt werden.
Gesunde Ernährungsangebote und die
Förderung einer bewussten Ernährung gehören unbedingt dazu.
Wissenschaftlicher und bildungspolitischer Hintergrund zur Ernährung in der Schule
Essen macht (Ganztags-)Schule:
BasisBasis ern ä hrung
Ern ä hrungs bewusstsein
Esskultur
Verantwortung
für ...
Schule als
„Lebensraum “
Akzeptanz
Organisation,
Beteiligung
„Essen macht Schule“ – Herausforderungen und Chancen für den Schulalltag
In Niedersachsen wird es im nächsten
Schuljahr 235 Ganztagsschulen und 38
Sonderschulen mit ganztägigem Unterricht geben. Daneben richten auch
Halbtagsschulen im Sekundarbereich I
immer mehr Nachmittagsangebote ein
und kooperieren dabei mit außerschulischen Partnern. Das Bundesprogramm
„Zukunft, Bildung und Betreuung“ soll die
Investitionen der Schulträger bei der Einrichtung weiterer Ganztagsschulen unterstützen.
Zusätzliche Bildungs-, Betreuungs- und
Erziehungsangebote der Ganztagsschulen stehen im Vordergrund. Mit der zeitlichen Ausweitung wird Schule aber noch
stärker gemeinsamer Lebensraum für
alle Beteiligten. Geht man davon aus,
dass ⅓ aller Krankheiten von Kindern auf
Fehlernährungen beruhen, lässt sich ermessen,
welche
Mitverantwortung
Schule durch die notwendigen Essensangebote übernimmt.
Konflikt:
Kosten - Qualitä
Qualitä t
(inter(inter- )
kulturelle
Toleranz
Öffnung von Schule, andere Formen des
Lernens und Arbeitens und ein erfreuliches
Maß an Selbstorganisation und Elternbeteiligung führen zu vielfältigen Anlässen,
bei denen selbst zubereitete Speisen, Gebäck und Getränke angeboten werden.
Professionelle Ernährungsberatung kann
willkommene Unterstützung leisten und
praktische Ideen liefern kann – aber auch
erforderliche Fachkenntnisse, um Risiken
(z.B. beim Thema „Hygiene“) zu vermindern.
Kinder und Jugendliche lediglich als Konsumenten von Ernährungsangeboten anzusprechen, kann nicht alleiniges Ziel bleiben. Als Alltagskompetenz ist Ernährungsbildung auch handlungsorientiert und kann
als Teil einer Gesundheitsbildung geradezu „Lebenshilfe“ bieten.
Dabei hat die Mittagsmahlzeit eine besondere Bedeutung, zunächst unter dem
Gesichtspunkt einer gesunden, wohlschmeckenden Ernährung, aber auch als
Gemeinschaftserlebnis und unter dem
Aspekt der „Esskultur“.
Aufmerksamkeit verdienen jedoch ebenso die Zwischenmahlzeiten (ein „zweites
Frühstück“ ist für immer mehr Kinder das
erste am Tage ...) und die Versorgung
mit Getränken.
43
Verpflegungssysteme und Empfehlungen für Schulen
4 Verpflegungssysteme und Empfehlungen für Schulen
4.1
Übersicht zu Verpflegungssystemen
Prof. Dr. Helmut Heseker
Universität Paderborn FB Ernährung und Verbraucherbildung
Je nach räumlichen und sächlichen Gegebenheiten der Schule ist eine Verpflegung mit unterschiedlichen Systemen
möglich. Die verschiedenen Verpflegungssysteme unterscheiden sich einerseits durch den Ort der Nahrungszubereitung (z.B. zentral oder dezentral) und
andererseits im Convenience-Grad der
überwiegend verwendeten Lebensmittel.
Aus ernährungsphysiologischer Sicht bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedene Verpflegungssystemen. Eine gute, praxisnahe Zusammenstellung ist dem DGE/aidOrdner: „Essen und Trinken in Tageseinrichtungen“ zu entnehmen (siehe Informationsmaterialien).
Convenience Grade bei Lebensmitteln
Conve- Bezeichnung
nienceGrad
0
nicht küchenfertige
Lebensmittel
I
küchenfertige
Lebensmittel
II
garfertige Lebensmittel
III
mischfertige
Lebensmittel
regenerierfertige
Lebensmittel
portionsfertige
Lebensmittel
verzehrsfertige
Lebensmittel
IV
V
VI
Beispiele
ungeputztes Gemüse,
Tierhälften
geputztes Gemüse,
geschälte Kartoffeln,
Schweineschnitzel
paniertes Schweineschnitzel,
Fischstäbchen, Tiefkühlgemüse
Salatdressing, Müslimischung
Tiefkühlfertiggerichte,
sterilisierte Eintöpfe
Joghurt aus Großgebinde
Süßwaren, Desserts
Mögliche Verpflegungssysteme sind:
§ Zubereitungsküche in unterschiedlicher Trägerschaft (z.B. Mensavereine)
§ Verteilerkücher (Zubereitung in externer Großküche)
§ Aufbereitungs- oder Regenerationsküche (z.B. Cook & ChillSpeiseversorgung)
§ Mischküchensysteme (z.B. fertige
Hauptgerichte plus frische Salate u.
Desserts)
§ erweitertes Schulkioskangebot
§ Fast-Food-Verpflegungssystem
§ Kaltküchenverpflegungssystem
Zubereitungsküche (Frischkostsystem)
Erläuterung: Kochen vor Ort in der Schule
Vorteile
§ Zubereitungsform mit der besten sensorischen Qualität
§ attraktives Aussehen der Menüs/hoher
Frischezustand
§ geringe Nährstoffverluste, da keine
oder nur kurze Warmhaltephasen
§ kurzfristige Reaktion auf geänderte
Zahl der Essensteilnehmer/innen
§ Rhythmisierung auf den Schulalltag
möglich (z.B. bei Unterrichtsausfall)
§ höchstmöglicher Einfluss auf die Qualität der Ausgangsprodukte
§ keine Einschränkung der Lebensmittelwahl
§ Schaffung von Arbeitsplätzen (z.B. für
Eltern)
§ flexible Anpassung an die Wünsche
der Schüler/innen
§ gute Variationsmöglichkeiten
Nachteile
§ erfordert moderne Geräteausstattung
§ hoher Raumbedarf für Küche, Vorrat
und Spülbereich
§ hoher Personalbedarf; besondere
Qualifikation des Küchenpersonals
§ hygienische Probleme möglich
§ umfangreiche Planungsarbeiten für
Einkauf, Lagerhaltung etc.
§ Kontrolle der gelagerten Lebensmittel
§ Entsorgung von Abfällen und nicht
verzehrter Lebensmitteln
§ oft mangelnde Qualifikation des Küchenpersonals
§ relativ hohe Essenskosten; rentabel ab
ca. 100 Essensteilnehmer/innen
§ Kommentar: Wenn die äußeren Bedingungen (Räume, qualifiziertes Personal)
dies zulassen, ist dem Frischkostsystem der Vorzug zu geben.
Verteilerküche
(Warmverpflegungssystem)
Erläuterung: Zubereitung durch eine externe Großküche und Lieferung in Thermophoren; vorportioniert oder Portionierung in
der Schule.
Vorteile
§ erfordert keine umfangreiche Geräteausstattung
45
Verpflegungssysteme und Empfehlungen für Schulen
relativ geringer Raumbedarf
geringer Personalbedarf (nur für die
Essensausgabe)
§ keine höhere Qualifikation des Personals erforderlich
§ keine großen Planungsarbeiten für
Einkauf, Lagerhaltung etc.
Nachteile
§ nicht immer optimale sensorische
und optische Qualität (z.B. Kurzgebratenes)
§ bei langen Warmhaltezeiten sind erhebliche Nährstoffverluste möglich
§ kaum Einfluss auf die Qualität der
Ausgangsprodukte
§ Rhythmisierung auf den Schulalltag
oft nicht möglich (z.B. bei Unterrichtsausfall)
§ Großküche liefert oft an viele Gruppen; nicht immer schülergemäße
Angebote
Kommentar:
Zur Verbesserung der ernährungsphysiologischen Qualität wird eine Ergänzung durch frische Salate und Obst
empfohlen. Das System kann nur empfohlen werden, wenn kurze Warmhaltezeiten garantiert sind und die Speiseplangestaltung mit der Schule abgestimmt wird. Geringeren Essenskosten
steht eine geringere Essensqualität gegenüber. Darauf achten, dass das Speisenangebot auf Schüler/innen ausgerichtet ist.
§
§
Aufbereitungs- oder Regenerationsküche
Erläuterung: Schulen erhalten Speisen in
tiefgefrorener oder gekühlter Form von
industriellen Herstellern oder vom Caterer (meistens: Cook & Chill-Verfahren).
Aufwärmen der Lebensmittel findet vor
Ort statt.
Vorteile
§ gute sensorische Qualität möglich
§ attraktives Aussehen
§ geringe Nährstoffverluste
§ kurzfristige Reaktion auf geänderte
Zahl der Essensteilnehmer/innen
§ Rhythmisierung auf den Schulalltag
möglich (z.B. bei Unterrichtsausfall)
§ reduzierte Investitionen in die apparative und räumliche Ausstattung
Nachteile
§ erfordert spezielle Geräteausstattung
(z.B. Kühlgeräte, Konvektionsöfen
o.ä.)
§ mittlerer Personal- und Raumbedarf
§ eingeschränkte sensorische und optische Qualität bei empfindlichen Ge46
richten (z.B. Kurzgebratenes; Salzkartoffeln, Frittiertes)
§ gelegentlich treten Konsistenzprobleme der Speisen auf
§ hygienische Probleme möglich
§ höherer Planungsaufwand für Speiseplangestaltung, Einkauf, Lagerhaltung
etc.
§ Kontrolle der gelagerten Lebensmittel
§ mittlerer Mahlzeitenpreis
§ gelegentlich
Geschmacksermüdung
auf Grund geringer Variation der Menüs
Kommentar:
Zur Verbesserung der Qualität wird eine
Ergänzung durch frische Salate etc. empfohlen. Das Aufbereitungssystem ist unter
Umständen geeignet bei geringer bis mittlerer Essensteilnehmerzahl (< 100).
Mischküchensysteme
Erläuterung: Kombination von Fertigkomponenten plus selbstgemachte Ergänzungen.
Vorteile
§ gute sensorische Qualität möglich; geringere Nährstoffverluste
§ Ergänzung durch frische Salate und
Obst sowie Kartoffeln und Kurzgebratenes
§ kurzfristige Reaktion auf geänderte
Zahl der Essensteilnehmer/innen
§ Rhythmisierung auf den Schulalltag
möglich (z.B. bei Unterrichtsausfall)
§ teilweise Einfluss auf die Qualität der
Ausgangsprodukte
§ Schaffung einiger Arbeitsplätze (z.B.
für Eltern)
Nachteile
§ erhöhter Raumbedarf für Küche, Vorrat und Spülbereich
§ erfordert höhere Geräteausstattung
und erhöhten Personalbedarf
§ hygienische Probleme
§ erfordert Planungsarbeiten für Einkauf,
Lagerhaltung etc.
§ Kontrolle der gelagerten Lebensmittel
§ Entsorgung von Abfällen und nicht
verzehrter Lebensmitteln
Kommentar:
Ist aus wirtschaftlichen Gründen ein reines
Frischkostsystem nicht realisierbar, dann
ist zur Sicherstellung einer vollwertigen
Empfehlung das Mischkostsystem zu
empfehlen. Es gibt teilweise gute Anbieter,
die sich auf die Ernährung von Kindern/Jugendlichen spezialisiert haben und
eine hochwertige Essensversorgung anbieten. Auch eine Ergänzung kalter Speisen (z.B. Sandwichs etc.) erscheint sinnvoll (siehe auch Kaltküchenverpflegungs-
Verpflegungssysteme und Empfehlungen für Schulen
system). Hierdurch bieten sich größere
Möglichkeiten, differenzierte Preise anzubieten. Denn es muß das Ziel der Mittagsverpflegung sein, dass die Schüler/innen ein qualitativ hochwertiges Essen zu sozial ausgewogenen und attraktiven Preisen erhalten.
Erweiterter Kiosk
Erläuterung: Betrieb durch Schülermitverwaltung, Eltern oder Hausmeister.
Vorteile
§ geringer Verwaltungsaufwand
§ nicht unerheblicher Reinerlös für Betreiber
§ kurzfristige Reaktion auf geänderte
Zahl der Essensteilnehmer/innen
§ Rhythmisierung auf den Schulalltag
möglich (z.B. bei Unterrichtsausfall)
Nachteile
§ Milch und Milchprodukte müssen
kühl gelagert werden
§ Bevorzugung lagerfähiger Produkte
§ Bevorzugung
von
Fast-FoodGerichten (z.B. Bockwurst)
§ Dosengetränke und Schokoriegel
§ wenig Einfluss auf die Qualität der
Ausgangsprodukte
§ selten frisches Obst und Gemüse
§ selten vollwertige Mahlzeiten
Kommentar
Eine gute ernährungsphysiologische
Qualität der angebotenen Lebensmittel/Mahlzeiten ist nicht gewährleistet. Es
wird daher dringend davon abgeraten,
ein lediglich erweitertes Kioskangebot zu
akzeptieren.
Denkbar wäre allenfalls, dass ein optimiertes Kiosk-Speisenangebot geschaffen wird, das aber nicht in Konkurrenz zu
dem Standardangebot eines Schulkiosks
stehen darf („entweder oder“). Erfahrungen zeigen, dass Schüler/innen bei einem gleichzeitigem Angebot von Standardkioskprodukten und einem optimierten Speiseangebot, bevorzugt zu den
aus ernährungsphysiologischer Sicht
eher unerwünschtem Teil der Produktpalette greifen.
Belieferung durch Fast-Food-Kette
Erläuterung: Fast-Food-Betrieb übernimmt die gesamte Versorgung und Entsorgung.
Vorteile
§ kein besonderer Raum- und Gerätebedarf
§ geringer Verwaltungsaufwand
§ Lieferant übernimmt Ver- und Entsorgung
kein Bereitstellen und Spülen von Geschirr und Besteck
§ von Schülern und Schülerinnen mehrheitlich akzeptiertes Speisenangebot
§ akzeptables Preisniveau
§ kurzfristige Reaktion auf geänderte
Zahl der Essensteilnehmer/innen
§ Rhythmisierung auf den Schulalltag
möglich (z.B. bei Unterrichtsausfall)
Nachteile
§ Bevorzugung von Fast-Food-Gerichten
§ fettreiche, ballaststoffarme Lebensmittel
§ einseitige Ernährungsform
§ keine abwechslungsreiche Speiseplangestaltung
§ selten frisches Obst und Gemüse
§ keine vollwertige Mahlzeiten
Kommentar
Eine gute ernährungsphysiologische Qualität der angebotenen Mahlzeiten ist nicht
gewährleistet. Es wird daher dringend davon abgeraten, eine Fast-Food-Versorgung zu akzeptieren.
§
Kaltküchenverpflegungssystem
Erläuterung:
Es werden anstelle warmer Komplettmahlzeiten kalte Speisen angeboten, z.B. Sandwiches, Wraps, Salat,
Obst, Joghurt und andere Milchmischprodukte.
Vorteile
§ geringer Raum- und Gerätebedarf
§ kein Bereitstellen von Geschirr und
Besteck
§ von Schülern/innen gut akzeptiertes
Speisenangebot
§ akzeptables Preisniveau
§ keine höhere Qualifikation des Personals erforderlich
§ kurzfristige Reaktion auf geänderte
Zahl der Essensteilnehmer/innen
§ Rhythmisierung auf den Schulalltag
möglich (z.B. bei Unterrichtsausfall)
§ Schaffung von Arbeitsplätzen (z.B. für
Eltern)
Nachteile
§
weniger abwechslungsreiche Speiseplangestaltung
§
keine vollwertigen Mahlzeiten
§
mittlerer Personalbedarf
§
hygienische Probleme möglich
§
erfordert Planungsarbeiten für Einkauf, Lagerhaltung etc.
§
Kontrolle der gelagerten Lebensmittel
Kommentar
Ein Kaltverpflegungssystem kann ein
Frischküchensystem nicht ersetzen. Bei
phantasievoller Zusammenstellung ist aber
eine hinreichende ernährungsphysiologi47
Verpflegungssysteme und Empfehlungen für Schulen
sche Qualität der angebotenen Mahlzeiten durchaus erreichbar. Für eine Übergangszeit, z.B. bei Neueinführung einer
Ganztagsschule, ist ein Angebot an kalten Speisen akzeptabel. Dabei ist die
Gesamttagesernährung zu berücksichtigen und Eltern sollten zu einem warmen
Abendessen explizit ermuntert werden.
Das Akzeptieren einer kalten Mittagsmahlzeit dürfte viel Zündstoff aus innerschulischen Diskussionen nehmen. Außerdem bietet dies Verpflegungssystem
größere Möglichkeiten, qualitativ hochwertige Speisen zu attraktiven Preise anzubieten.
Mensavereine
In vielen Bundesländern haben sich
Mensavereine o.ä. unter der Leitung von
Eltern und/oder Lehrern/innen gebildet.
Diese übernehmen die gesamte organisatorische und manchmal auch wirtschaftliche Verantwortung der Mittagsverpflegung. Derartigen Aktivitäten verdienen unsere besondere Unterstützung
in ihrem Bestreben, den Schülern/innen
eine ernährungsphysiologisch hochwertige Mittagsverpflegung anzubieten. Um
aber ein kostengünstiges Mittagessen
anbieten zu können, müssen die Bestrebungen der Länderfinanzminister, die
Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes
48
aufzuheben, mit Nachdruck zurückgewiesen werden.
Essen und Trinken verstärkte Beachtung und Bedeutung zu verschaffen
Handlungs- und erlebnisorientiertes
Nachmittagsangebot einfließen lassen
Gesundheitsfördernder und kompetenter Umgang mit NM näher bringen
Obst und Gemüse als natürliche Fitmacher nützen
Milch und Milchprodukte als notwendige Versorgung praxisnah aufarbeiten
Überversorgung mit Zucker und Fett
verbalisieren
Eigenverantwortlicher Umgang mit den
persönlichen Ressourcen fördern
Alltagskompetenzen im Bereich Essen
und Trinken, wie z.B. Hygiene, Umgang mit Geld, Warenkunde, Tischund Esskultur üben
Erfahrungen, Bedürfnisse und Anforderungen aus der schulischen Praxis
gemeinsam erörtern und lösungsorientiert diskutieren.
Größere Unterrichtszufriedenheit,
Spaß am Unterricht,
die Förderung des sozialen Lernens:
wie eine positive emotionale Anbindung im Unterricht erleben, die nachhaltiges
Lernen fördert und neue
Lernherausforderungen öffnet.
Verpflegungssysteme und Empfehlungen für Schulen
4.2
Empfehlung für die Ernährung von
- Die Optimierte Mischkost optimiX -
Kindern
und
Jugendlichen
Dr. oec. troph. Kerstin Clausen, PD Dr. Mathilde Kersting
Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund
Das vom Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) entwickelte Konzept der
Optimierten Mischkost optimiX eignet
sich für Kinder und Jugendliche aller Altersgruppen. Dieses Konzept ist damit
nicht nur in Familien, sondern auch in
Schulen jeglicher Art uneingeschränkt
einsetzbar.
Optimiert heißt dieses Konzept, weil es
sowohl wissenschaftliche Kriterien, nämlich die aktuellen Empfehlungen für die
Nährstoffzufuhr und die Prävention ernährungsmitbedingter Krankheiten, als
auch praktische Kriterien wie Essensvorlieben von Kindern, die in Deutschland
typischen Mahlzeitengewohnheiten sowie
die Kosten der Lebensmittel berücksichtigt.
In der Optimierten Mischkost werden
Empfehlungen für die Menge und Auswahl der Lebensmittel insgesamt sowie
bei den einzelnen Mahlzeiten gegeben.
Für die Lebensmittelauswahl gelten
drei einfache Regeln:
• Reichlich: Getränke und pflanzliche
Lebensmittel
• Mäßig: Tierische Lebensmittel
• Sparsam: Fettreiche und zuckerreiche
Lebensmittel
Dabei ist ab und zu (≤ 10 % der Energiezufuhr) auch der Verzehr von Lebensmitteln mit niedriger Nährstoffdichte wie
z.B. Süßwaren geduldet.
Pro Tag werden 5 Mahlzeiten empfohlen:
2 kalte Hauptmahlzeiten, 1 warme Hauptmahlzeit und 2 Zwischenmahlzeiten. Die
unterschiedlichen Lebensmittel- und
Nährstoffprofile der Mahlzeiten ergänzen
sich in einem Baukastensystem zu einer
empfehlungsgerechten Tageszufuhr an
Nährstoffen. Das heißt, dass das Elternhaus und die Schule jeweils eine spezifische Verantwortung für eine kindgerechte Ernährung haben.
Die warme Hauptmahlzeit
Eine Hauptmahlzeit am Tag sollte eine
warme Mahlzeit sein. Die warme Mahlzeit hat eine besondere Lebensmittelund Nährstoffzusammensetzung und
kann deshalb nicht ohne weiteres durch
die üblichen kalten Mahlzeiten ersetzt
werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob
die warme Mahlzeit mittags oder abends
gegessen wird.
Täglicher Hauptbestandteil der warmen
Mahlzeit sind frisch gekochte Kartoffeln,
Naturreis oder Vollkornnudeln und Gemüse (roh oder gekocht) oder Salat. Dazu
kommt zwei- bis dreimal pro Woche eine
kleine Fleischbeilage oder -einlage, z.B. in
Soßen und einmal pro Woche Fisch. Einmal in der Woche sollte eine vegetarische
Mahlzeit aus Hülsenfrüchten oder Getreide, z.B. als Eintopf, Auflauf oder Bratling,
auf dem Speiseplan stehen. Zu jeder
Mahlzeit gehört ein energiefreies bzw. armes Getränk, wie z.B. Wasser, Früchtetee oder stark verdünnte Saftschorle.
1 warme Mahlzeit pro
(z. B. das
Tag
Mittagessen)
Öl
Fisch
(1x/W oche
)
Fleisch
(2-3x/W oche)
+
Gemüse, Salat
(täglich
)
Wasse
r Tee
Kartoffeln, Nudeln, Getreide, Hülsenfrüchte
(täglich)
Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund
Altersgemäße Lebensmittelmengen
Die Anteile der Lebensmittel in der Mahlzeit haben wesentlichen Einfluss auf die
ernährungsphysiologische Qualität der
Mahlzeit. Als Kalkulationsgrundlage für
Mittagsmahlzeiten in Schulen können die
nachfolgenden Richtwerte dienen.
Getränke
Beilagen1
Gemüse,
Salat
Fleisch,
Wurst
Fisch
Eier
Öle, Fette
Brot, Getreideflocken
Milch, Milchprodukte
Süßigkeiten,
Gebäck
7-9
Jahre
10-12
Jahre
1500
1100
815
13-14
Jahre
Jungen
1500
1300
950
13-14
Jahre
Mädchen
1500
1100
880
1250
930
650
150
180
240
200
100
1 Stck.
60
30
110
1 Stck.
75
35
150
1-2 Stck.
75
110
150
1-2 Stck.
75
100
30
35
40
40
40
50
70
70
Tab. 1: Richtwerte für Lebensmittelmengen der
Mittagsmahlzeit (in g in 5 Tagen)
1
Kartoffeln, Reis, Nudeln, Hirse, Hülsenfrüchte
49
Verpflegungssysteme und Empfehlungen für Schulen
Alternativen zur warmen Mittagsmahlzeit
Für Schulen, die keine warme Mittagsverpflegung anbieten können, sowie für
Kinder und Jugendliche, die aus verschiedenen Gründen nicht an den angebotenen warmen Mahlzeiten teilnehmen,
sollte zur Mittagszeit ein ernährungsphysiologisch geeignetes Alternativangebot
von Speisen und Getränken bereitgestellt
werden. Fehlt ein solches Angebot, ist
das Risiko erhöht, dass die Schüler auf
energiereiche, aber nährstoffarme Produkte, z. B. Fast Food, Gebäck, Süßigkeiten, gesüßte Erfrischungsgetränke,
ausweichen.
Als geeignete Alternative bieten sich
kalte Hauptmahlzeiten der Optimierten
Mischkost an. Hauptbestandteile sind
fettarme Milch (1,5 % Fett) oder Milchprodukte (z.B. als Trinkmilch oder Joghurt im Müsli), Obst oder Rohkost sowie
Brot (möglichst Vollkornbrot) oder Getreideflocken (als Müsli). Margarine oder
Butter als Brotaufstrich und magerer
Wurst- oder Käseaufschnitt runden in geringen Mengen die Brotmahlzeit ab.
Fett
2 kalte Mahlzeiten pro Tag
(z. B. Frühstück und Abendessen)
davon, ob es eine kalte oder warme Mahlzeit zu Hause gibt, ist wichtig, dass sie in
Ruhe mit der ganzen Familie eingenommen wird.
Zwei Mahlzeiten des Tages in der Optimierten Mischkost sind Zwischenmahlzeiten (Pausenfrühstück und Nachmittagsmahlzeit), die entweder von zu Hause mitgebracht werden oder in der Schule angeboten werden (z.B. Schulkiosk). Idealerweise bestehen die Zwischenmahlzeiten
aus Brot oder Müsli (möglichst Vollkornbrot, -flocken), ergänzt durch GemüseRohkost oder Obst. Wird bei anderen
Mahlzeiten wenig Milch verzehrt, sollte
Milch oder ein Milchprodukt (fettarm, 1,5%)
als Beigabe oder als eigenständige Zwischenmahlzeit angeboten werden. Es
spricht aber auch nichts dagegen, ab und
zu Gebäck, Kuchen oder Süßigkeiten als
Zwischenmahlzeit zu essen.
2 Zwischenmahlzeiten pro Tag
(z. B. vormittags und nachmittags)
Brot,
Getreide
(flocken)
Milch, Milchprodukte
+
oder
(selten)
Kuchen,
Süßigkeiten
+
Wasser
Tee
Obst, Rohkost
Wurst
Brot,
Getreide(flocken)
Obst, Rohkost
Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund
+
Wasser
Tee
Milch, Milchprodukte,
Käse
Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund
Wenn mittags kalt gegessen wird, ist es
wichtig, dass abends oder am späten
Nachmittag eine warme Mahlzeit eingenommen wird. Jede Familie kann für sich
entscheiden, wann der beste Zeitpunkt
für die warme Mahlzeit ist. Unabhängig
50
Die Optimierte Mischkost ermöglicht eine
ernährungsphysiologisch
ausgewogene
Mittagsverpflegung und Gesamternährung.
Wünschenswert wäre die Einbindung
der Mittagsverpflegung in Entwicklungsund Gesundheitsförderungskonzepte der
Schule. Dann bestünde die Chance, dass
ein gesundheitsförderndes Ernährungsverhalten bei Schülern aufgebaut und gefestigt wird.
Verpflegungssysteme und Empfehlungen für Schulen
4.3
Gesetzliche Grundlagen
In jeder Schule gibt es Regeln oder Vorschriften, an die sich die Beteiligten halten müssen, damit ein „sicherer, reibungsloser und effektiver“ Ablauf gewährleistet wird. Dies trifft auch für den
Bereich der Küche und im Speziellen der
Küchenhygiene zu. Das Ziel ist es, gesundheitlich unbedenkliche Speisen und
Getränke z. B. für Schüler und Lehrer
herzustellen und abzugeben.
In diesem Kapitel werden die wichtigsten
Gesetze und Verordnungen kurz vorgestellt.
1. Die Lebensmittelhygiene-Verordnung
(LMHV)
In der Lebensmittelhygiene - Verordnung
(LMHV) vom 5. August 1997 werden allgemeine hygienische Voraussetzungen
formuliert. Sie gilt für alle öffentlichen und
privaten Betriebe, die Lebensmittel herstellen, behandeln oder „in Verkehr“ bringen. Alle Verpflegungseinrichtungen in
der Schule (vom Schulkiosk bis zur Cafeteria oder Mensa) unterliegen der
LMHV. Die ersten beiden Paragraphen
beinhalten grundsätzliche Regelungen
über den Geltungsbereich und die verwendeten Begriffe. Die für die praktische
Schulverpflegung relevanten Bestimmungen finden sich in den §§ 3 und 4.
1.1 Allgemeine Hygieneanforderungen
(§ 3)
Im gesamten Produktionsablauf wird eine
„gute Hygienepraxis“ gefordert. Dafür finden sich in der Anlage zu diesem Paragraphen umfangreiche Erläuterungen.
Umgesetzt in die Praxis ergeben sich aus
diesen u. a. folgende Tipps:
Personalhygiene
1. Täglich frische Kleidung und Geschirrtücher verwenden!
2. Vor Arbeitsbeginn und nach jedem
Toilettenbesuch Hände waschen!
3. Fingernägel sauber und kurz geschnitten halten! Fingernägel nicht
lackieren! Vor Arbeitsbeginn Handschmuck und Armbanduhr ablegen!
4. Bei der Küchenarbeit immer eine
Kopfbedeckung tragen!
5. Nicht auf Lebensmittel husten oder
niesen!
6. Täglich duschen!
7. In der Küche und in den Vorbereitungsräumen nicht rauchen!
8. Erkrankungen wie Durchfall und Erbrechen sofort der Küchenleitung melden!
9. Wunden mit wasserdichtem Pflaster
oder mit Verband und Fingerling abdecken! Gegebenenfalls Gummihandschuhe anziehen!
Lebensmittelhygiene
1. Bei der Wareneingangskontrolle regelmäßig Qualitätskontrollen durchführen.
2. Beanstandete Ware nicht annehmen.
3. Reine und unreine Arbeit trennen.
4. Leicht verderbliche Lebensmittel immer gekühlt aufbewahren.
5. Gekühlte Lebensmittel nicht zu lange
lagern.
6. Lebensmittel erst unmittelbar vor der
Zubereitung vorbereiten.
7. Gegarte Zutaten vor der Weiterverarbeitung zwischenkühlen.
8. Zum schnellen Abkühlen Lebensmittel
in kleinere Behälter füllen.
9. Speisen immer abdecken.
10. Ganzes Schlachtgeflügel vor dem Zubereiten vollständig auftauen lassen.
11. Auftauflüssigkeit von Geflügel und
Fleisch wegschütten.
12. Speisen ausreichend erhitzen, d. h.
über 75 °C.
13. Speisen nur kurze Zeit (max. drei
Stunden) und nicht unter 65 °C warm
halten.
14. Lebensmittel vor Insekten und Schädlingen schützen.
15. Richtig abschmecken.
16. Speisen und Geschirrinnenflächen
nicht mit der Hand anfassen.
Küchenhygiene
1. Küche, Wirtschaftsräume und Arbeitsmittel sauber halten.
2. Arbeitsplatz zwischendurch immer
wieder reinigen. Saubere Wischtücher
(am besten Einwegtücher) verwenden.
3. Reinigungs- und Desinfektionsmittel
außerhalb der Küche aufbewahren.
4. Kühlräume nicht überfüllen.
5. Temperaturhöhe und Reinigungszeit
bei der Spülmaschine nicht verstellen,
nur damit es schneller geht.
1.2 Eigenes Kontrollsystem (nach dem
HACCP-Konzept)
In § 4 wird für die Einrichtungen ein eigenes Hygiene-Kontrollsystem gefordert. Ziel
des Kontrollsystems ist es, Gesundheitsgefährdungen zu identifizieren und auszu51
Verpflegungssysteme und Empfehlungen für Schulen
schließen, so dass die Lebensmittelsicherheit gewährleistet ist. Diese Kontrollmaßnahmen muss die Schule dokumentieren. Tritt ein Verdachtsfall ein, so
muss die Schule der Überwachungsbehörde beweisen, dass sie die Anforderungen der Lebensmittelhygieneverordnung erfüllt.
Die Einrichtung eines Eigenkontrollsystems kann nach dem HACCP-Konzept
erfolgen.
HACCP (Hazard Analysis and Critical
Control Point) bedeutet Risikoanalyse
und Beherrschung der kritischen Punkte
im Produktionsprozess. Das HACCPVerfahren bezieht sich in erster Linie auf
mögliche
§ biologische Beeinträchtigungen von
Speisen und Getränke durch Mikroorganismen
sowie
§ chemisch-physikalische Beeinträchtigungen durch Rückstände von Feststoffen. Lösungs- oder Reinigungsmitteln.
Bei der Durchführung des Verfahrens
nach HACCP können im Wesentlichen
sieben Schritte unterschieden werden:
1. Identifizierung auftretender Risiken
auf jeder Prozessstufe
2. Bestimmung der kritischen Kontrollpunkte
3. Definition der Verfahren zur Qualitätsprüfung
4. Durchführung des Monitorings
5. Durchführung von Korrekturmaßnahmen
6. Überprüfung des Systems
7. Festlegung des Umfangs der Dokumentation
1.3 Schulung von Mitarbeitern
Der § 4 der LMHV sieht außerdem eine
Schulung der Mitarbeiter, die mit Lebensmitteln umgehen, gemäß ihrer Tätigkeit und ihrer Bildung vor. Zu den Mitarbeitern zählen alle Personen, die regelmäßig im Verpflegungsbereich tätig
sind. Bei den Schulungsinhalten können
sie sich an der DIN 10514 orientieren,
welche Inhalte aus den Bereichen allgemeine Lebensmittelmikrobiologie und –
hygiene sowie spezielle Unterweisungen
in Hygiene bezogen auf den Arbeitsplatz
vorsieht.
2. Das Infektionsschutzgesetz (IfSG)
Seit Anfang 2001 ersetzt das Infektionsschutzgesetz das Bundesseuchengesetz.
Die Intension dieses Gesetzes liegt in ei52
ner Stärkung der Verantwortung des einzelnen Mitarbeiters und in einem vorbeugenden Gesundheitsschutz. Alle Personen, die im Küchenbereich arbeiten (z. B.
auch Cafeteriamitarbeiter, Eltern und
Schüler, die in Schulküchen tätig sind)
müssen vor Beginn ihrer Tätigkeit eine
Gesundheitsbelehrung über Krankheiten
mit Tätigkeits- und Beschäftigungsverbot
beim Gesundheitsamt oder einem autorisierten Arzt erfahren. Diese und die jährliche Wiederholungsbelehrung müssen dokumentiert werden.
3. Schulkiosk
Immer mehr Kinder kommen ohne Pausenfrühstück in die Schule und/oder haben
noch gar nicht zu Hause gefrühstückt. Oft
nutzen sie das Angebot eines öffentlichen
Kiosks oder der schulnahen Bäckerei.
Manche Schulen besitzen auch einen internen Schulkiosk, der sich oft nicht von
den öffentlichen Einrichtungen unterscheidet.
In einigen Bundesländern, darunter auch
Niedersachsen, existiert ein sogenannter
„Müslierlass“. Er regelt den Verkauf von
Getränken und Speisen in den Schulpausen. Ziel des Erlasses ist es, durch das
„empfohlene“ Angebot ein gutes Essverhalten anzuregen.
Im Folgenden werden einige Auszüge aus
dem Erlass exemplarisch dargestellt:
z.B. das Warenangebot (Lebensmittel anbieten, die zu einer vollwertigen Ernährung
beitragen):
§ Backwaren, möglichst aus Vollkorn
hergestellt
§ Käse- und Wurstsorten mit niedrigem
Fettgehalt (z.B. Käse unter 45 % Fett
in der Trockenmasse [i. Tr.] oder 17 %
Fett absolut; Aspik, Schinken ohne
Fettrand, Kasseler)
§ Frisches, saisonales Obst und Gemüse
§ Milch und Milcherzeugnisse mit red.
Fettgehalt und höchstens 3,5 % Zukkerzusatz; pasteurisierte Produkte ohne Bindemittel sind zu bevorzugen
§ Frucht- und Gemüsesäfte ohne Zusätze von Süße, Wasser, Früchte- und
Kräutertees
§ Weitere Angebote aus naturbelassenen Erzeugnissen oder Vollkornprodukten ohne Zusätze von Süße
Den ausführlichen Erlass kann man unter
www.nibis.de – Home – Themen –
Schwerpunktthemen – Gesundheit –
Schule + Gesundheit – Gesundheitsförderung – Erlasse: 3. Niedersachsen – „Ver-
Verpflegungssysteme und Empfehlungen für Schulen
kauf von Getränke und Essenwaren in
der Schule nachlesen“.
Weiterführende Literatur:
1. Auswertungs- und Informationsdienst
für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten (aid) e.V.*
§ Wichtige Bestimmungen des Lebensmittelrechts für Gastronomie
und – Gemeinschaftsverpflegung
2001, ISBN 3-8308-0188-2, 3,00 €
§ Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (aid) e.V.*
Küchenhygiene für Profis 2001,
ISBN 3-8308-0157-2, 3,50 €
§ Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (aid) e.V.*
Hygiene in der Küchen – Foliensatz mit 18 Farbfolien mit Begleitheft 1999, ISBN 3-89661-3197, 28,00 €
§ Auswertungs- und Informationsdienst für Ernährung, Landwirtschaft
und Forsten (aid) e.V.* Hygiene in
der Küchen-Gemein-schaftsverpflegung, soziale Einrichtungen,
Gastronomie 2002, ISBN 3-83080021-5, 15,50 € oder auf CD-ROM
ISBN 3-8308-0056-8, 15,50 €
2. Bund für Lebensmittelrecht und -kunde
(BLL), Leitfaden HACCP-Konzept,
1997
3. Diakonisches Werk der evangelischen
Kirche in Baden-Württemberg e.V.,
Handbuch Lebensmittelhygiene 1997
4. Bundesinstitut für gesundheitlichen
Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BGVV) heute: Bundesinstitut für
Risikobewertung (BfR)
Temperaturanforderungen und
-empfehlungen für Lebensmittel 1999,
53
Modelle guter Praxis
5
Modelle guter Praxis
5.1
Schulen beschreiben ihre Mittagsverpflegung
5.1.1
Theodor-W.-Adorno-Schule
Hauptschule mit Orientierungsstufe,
Heilswannenweg 32, 31008 Elze
Schülerzahl: rd. 280 dazu rd. 180 der
Gauß-Krüger-Realschule (im Hause)
Wie ist das Verpflegungskonzept entstanden?
Die Cafeteria wurde Anfang der
90er Jahre eingerichtet nach zahlreichen schulinternen Projekten
und Aktionen im Zusammenhang
mit dem Müsli-Erlass. Das Thema
„gesunde Ernährung“ war indes mit
viel Aufwand und z.T. nur geringem
Interesse bei der Schülerschaft
verbunden.
Der Mittagstisch für Schüler entstand im Jahr 1999. Der Schulleitung und Lehrerschaft war die zunehmende Anzahl nicht versorgter
Schüler aufgefallen. Mit der Einstellung eines Sozialpädagogen
(1/2 Stelle) konnten die Verpflegungsangebote in die schulische
Sozial- und Projektarbeit integriert
und eingebunden werden.
Frühstück und/oder Mittagsverpflegung
In der Cafeteria werden täglich rd.
100 Portionen verkauft.
Der Mittagstisch findet mittlerweile
an drei Tagen der Woche statt mit
rd. 20-30 Portionen, das bisher tägliche Angebot musste aufgrund von
personellen Restriktionen reduziert
werden.
Zahl der Essensteilnehmer
Im Cafeteriabereich sind dies täglich rd. 100 Schüler (in der Regel
nur Einzelabgabe)
Beim Mittagstisch rd. 20-30 Schülerinnen und Schüler sowie 4 bis 5
Lehrkräfte.
Akzeptanz des Essenangebots
Das Angebot wird sehr gut angenommen. In der Regel sind die
Produkte der Cafeteria nach 10 bis
15 Min. verkauft. Auch der Mittagstisch könnte im Hinblick auf die
Schülernachfrage ausgebaut werden.
54
Finanzierung/Sponsoren
Das Angebot und der Ersatzbedarf
in der Cafeteria wird durch den
Verkauf der Waren getragen.
Bei größeren Anschaffungen, wie
Bestuhlung der Cafeteria, steht ein
Förderverein hilfreich zur Seite. Es
finden regelmäßig Schulfeste (z. B.
Jahreszeitenfeiern, Projektpräsentationstage) statt, die auch mit Essensangeboten durchgeführt werden.
Räumlichkeiten
Es steht eine kleine Küche für die
Cafeteria und den Mittagstisch zur
Verfügung. Es können mit dem Sozialarbeiter höchstens 5 Schüler
mitarbeiten.
Die Schulcafeteria verfügt über ca.
30 Sitzplätze und etliche Stehtische.
Personaleinsatz
Sozialarbeiter: 1⁄2 Stelle; zeitweise
projektgebundene Zu- und Mitarbeit
von Lehrkräften;
Cafeteria-Betrieb: 4 Schüler täglich. Am Anfang des Schuljahres
verständigen sich Klassenlehrer
und Sozialarbeiter darauf, welche
Klassen sich am Cafeteria-Projekt
beteiligen wollen. Jede Klasse
übernimmt an einem Tag (ab 8.00
Uhr) die Versorgung und zwar immer jeweils 4 Schüler (rotierendes
System). Dies setzt voraus, dass
der Klassenlehrer an diesem Tag
die Klasse in den ersten drei Stunden betreut und unterrichtet. Der
Sozialarbeiter kauft die Lebensmittel vorher ein.
Mittagsverpflegung
Diese wird von Schülern (max. 5)
zusammen mit dem Sozialpädagogen vorbereitet, z.T. auch auf Projektebene gemeinsam mit den
Lehrkräften der Hauswirtschaft und
ihren Schülerinnen und Schülern.
Die Schüler melden sich freiwillig
hierfür an. Entweder haben sie
Freistunden oder sie haben für sich
eine „Auszeit“ genommen, dass
heißt aus dem Unterricht kurzfristig
abgemeldet. Es sind dies Schüler,
Modelle guter Praxis
die z.T. Schwierigkeiten haben, eine längere Lernphase physisch und
psychisch
durchzuhalten.
Die
Schule räumt ihnen diese Möglichkeit des persönlichen Rückzugs
ein.
Qualitätsmerkmale
Das Angebot soll nach Möglichkeit
warm sein (wird von den Schülern
sehr geschätzt); frische Produkte
und frisches Gemüse/Obst enthalten; finanzierbar für Hauptschüler
sein; auf Rücksichtnahme bei der
Ausgabe wird großer Wert gelegt.
Auszug aus dem Angebot
Cafeteria: Hot Dogs, Sandwich,
Toast, Obstsalat, belegte Brötchen
mit Käse etc., Pizzabrötchen, belegte Teller mit Schwarzbrot, Tomaten, Gurke, Lachs, Käse.
Mittagstisch: Aufläufe, Nudelgerichte, Indisch Curry mit Putenfleisch,
Gemüsesuppe,
Pizza
u.a.m.
Was läuft gut? Tipps!
Größere Fest zu veranstalten mit
entsprechender Verpflegung (Verkauf) ist unter Schülern sehr beliebt
und fördert die Attraktion des Essensangebotes im Schulbereich
sowie das Image der Mitarbeit von
Schülern. Im Cafeteriabereich sollte
ein Erwachsener den Verkauf mit
betreuen, da es bei den jüngeren
Schülern z.T. noch Schwierigkeiten
beim Verkauf und Wechseln von
Geld gibt. Dieser Bereich wird
nachdrücklich als Lernfeld verstanden.
Die Teilnahme von Lehrkräften am
Mittagstisch wird von den Schülern
sehr positiv aufgenommen, zum einen wegen der sozialen Aufwertung
und zum anderen aufgrund der bestehenden Gesprächsmöglichkeiten.
Publikationen/Ansprechpartner
Ansprechpartner: Herr Dipl.-Soz.
päd. Manfred Tetzlaff
FWU (Medieninstitut der Länder)
Video, VHS 42 02832: „Eine
Hauptschule macht Schule“, ein
Film von Lisa Hess. Sie hat das
Schulleben 6 Wochen lang begleitet.
Literatur: Dr. Norbert Hilbig, „Plädoyer für eine sozialpädagogische
Schule“, Olms Verlag, Hildesheim,
Zürich, New York 1993
5.1.2
IGS Roderbruch
Integrierte Gesamtschule, Rotekreuzstr. 23, 30627 Hannover
Schülerzahl: ca. 1.200
Wie ist das Verpflegungssystem entstanden?
Eine Mensa existiert seit 30 Jahren,
allerdings die meiste Zeit als reiner
Ausgabebetrieb für angelieferte Folienessen, die nicht gut angenommen wurden. (Umfang: 4 – 30 Essen täglich). Im Mai 2002 wurde auf
Initiative von Eltern und dem
Schulleiter Herrn Steinkamp der
Elternverein „Alles Banane“ e.V.
gegründet, um die Mittagsverpflegung zu optimieren. Nachdem die
alte Küche mit einigen Investitionen
wieder nutzbar gemacht wurde,
wird seither vor Ort für die Schüler
gekocht.
Mittagessen und andere Verpflegungsangebote
Neben der Mensa gibt es noch einen Kiosk und Schüler betreiben
einen „Biosk“, in dem z.B. belegte
Brötchen verkauft werden. Unter
der Leitung der Schülervertretung
wird noch eine Teestube / Cafeteria
bereitgestellt.
Auszug aus dem Angebot
Brokkolie-Nuß-Ecke mit Kartoffel
Gratin / Italienische Nudeln mit
Hackfleischsoße / Hausgemachte
Kartoffelpuffer mit Apfelmus / Chili
con Carne mit Reis, Dessert und
Salatteller
Qualitätsmerkmale
Der Mensaausschuss stimmt ab
über Preise und Qualität. Hier einige Kriterien:
-> Wenig Fertigprodukte; -> Alles
Komponentenessen (Beilagen sind
austauschbar); -> Ständiges Angebot von Salat und Dessert; -> Bei
Zubereitung des Essens Beachtung
der Saison; -> Täglich ein vegetarisches und ein Fleischgericht im
Angebot
Was läuft gut? Tipps!
Der Küchenleiter sucht das Gespräch mit den Schülern, fragt, ob
es ihnen schmeckt und erläutert
den Aufbau der Küchenstruktur.
55
Modelle guter Praxis
Das fördert eine vertrauensvolle
Beziehung zwischen Küche und
Schülern.
Die Getränkenachfrage wird durch
gezielte Preisbildung beeinflusst.
Säfte und Mineralwasser sind bei
gleicher Menge günstiger als Limonaden.
Zahl der Essensteilnehmer
Seit Beginn des neuen Mensabetriebs sind die Essenszahlen im 1.
Jahr um 60 –70 % gestiegen. In der
Woche werden ca. 1.000 Essen
verkauft.
Akzeptanz des Essensangebotes
Gut!
Räumlichkeiten für Essenszubereitung
und Essenseinnahme
Für die Zubereitung steht eine Gewerbeküche zur Verfügung. Das
Essen wird in der Mensa eingenommen. Sie verfügt über 300
Sitzplätze.
Personaleinsatz
Neben dem Küchenleiter sind 2
Auszubildende und 2 Küchenhilfen
fest beschäftigt. Die Aufgaben werden mit viel ehrenamtlicher Tätigkeit erledigt, u.a. auch durch den
Vorstand des Elternvereins.
Finanzen
Der Verein „Alles Banane“ e.V. erwirtschaftet keine Gewinne. Die
Preise sind gestaffelt. Bei vorheriger Bestellung ist der Preis für ein
Mittagessen günstiger: 2,- € für
Vorbestellung für eine ganze Woche, 2,30 € bei Bestellung bis 10.00
Uhr morgens für den gleichen Tag
und 2,50 € regulär. Lehrer zahlen
stets 0,50 € mehr.
Publikationen/ Ansprechpartner
Kontakt über Küchenleiter Andreas
Wozny erreichbar unter E-Mail:
[email protected]
Informationen über den Mensabetrieb sind auf der Internetseite der
IGS Roderbruch Hannover abzurufen.
56
5.1.3
Nikolaus Kopernikus Schule
Orientierungsstufe; Planetenring 13,
Garbsen
Schülerzahl: ca. 550
Wie ist das Verpflegungssystem entstanden?
Für die Bereitstellung von Essen
wurden verschiedenen Varianten
ausprobiert, meist in Form von Anlieferung und Ausgabe vor Ort. Diese Angebote fanden allerdings wenig Akzeptanz bei den Schülern.
Auf Initiative der Schulleitung und
starker Unterstützung durch engagierte Eltern wurde die Ori-Mensa
1996 ins Leben gerufen. Hier kochen nun zweimal pro Woche Eltern für Schüler. Zuerst gab es belegte Brötchen, dann mal eine Suppe und jetzt verschiedene warme
Mittagsmahlzeiten mit Dessert. An
den drei anderen Tagen der Woche
wird die Küche von Sozialpädagogen genutzt, die für / mit Schüler/n
kleine Snacks anbieten.
Auszug aus dem Angebot
Gefülltes Fladenbrot, Nudelauflauf,
Hähnchenkeulen, Pizza, Fischstäbchen mit Kartoffelbrei und viererlei Sorten Salat
Qualitätsmerkmale
Es gibt keine Vorgabe für die Erstellung des Essens. Alle Mütter
bereiten es in Eigenverantwortung
zu. Sie sind jedoch z.B. in Sachen
Hygieneanforderungen bei der Zubereitung eingewiesen worden. In
der Ori-Mensa wird viel Wert auf
Esskultur gelegt. Auf allen Tische
liegen Tischdecken und Servietten.
Gegessen wird immer mit Tischsets
und Besteck. Nur wer Essen verzehrt, darf in der Mensa Platz nehmen. Die Mütter achten darauf,
dass in ruhiger Atmosphäre gegessen wird.
Was läuft gut? Tipps!
Neben der Bereitstellung von Essen ist die hohe kommunikative und
integrative Wirkung der Ori-Mensa
ein positives Signal im Schulleben
und zwar sowohl für Schüler untereinander und in Beziehung mit Lehrern als auch für Mütter, insbesondere ausländischer Herkunft. Die
verschiedenen Kulturen werden
Modelle guter Praxis
über das Essen auf interessante
Weise einander näher gebracht.
Zahl der Essensteilnehmer
Je nach Angebot werden Mittags
60 – 100 Portionen verkauft.
Akzeptanz des Essensangebotes
Es haben sich sogenannte Stammesser herauskristallisiert, die das
Mittagsangebot regelmäßig nutzen.
Je nach Geschmack finden die Gerichte mal mehr mal etwas weniger
Anklang. Pizza ist der absolute
„Renner“. Die Schüler fühlen sich in
den Räumlichkeiten ihrer Schule
beim Essen am Wohlsten. Essensangebote aus nahe gelegenen
Schulen des Schulzentrums werden nicht genutzt.
Räumlichkeiten für Essenszubereitung
und Essenseinnahme
Das Essen wird in der Schule in einer dafür eingerichteten Küche zubereitet. Manche Komponenten
werden bereits zuhause vorbereitet.
Das Essen wird im gleichen Raum
eingenommen, wo es ausgegeben
wird. Dort stehen 18 Sitzplätze zur
Verfügung. In einem angrenzenden
Raum sind weitere 24 Plätze vorhanden.
Personaleinsatz
Ein Stamm von 30 Müttern kochen
umschichtig innerhalb eines Schuljahres. Pro Einsatz ist eine Mutter
i.d.R. mit Einkauf und Zubereitung
und eine Mutter mit der Ausgabe
des Essens betraut.
Finanzen
Die Kosten für die Warenbeschaffung werden durch den Verkauf der
Mittagessen gedeckt. Der Preis für
eine Mittagsmahlzeit beträgt konstant 1,- € plus 0,20 € für das Dessert. Durch Mischkalkulation können mal teurere, mal preiswertere
Waren eingekauft und verarbeitet
werden. Die Arbeit der Mütter erfolgt ehrenamtlich und unentgeltlich.
57
Modelle guter Praxis
5.2
Regionale Projekte
5.2.1
„Wir Frühstücken“
Kristine Kindler
Landesvereinigung der Milchwirtschaft
Niedersachsen, Hannover
Ausgangssituation
Immer weniger Schülerinnen und
Schüler essen gesund und ausgewogen. Das gemeinsame Frühstück am
familiären Frühstückstisch gerät zum
Einzelfall. Erlebnis und Dialog bei der
wichtigsten Mahlzeit des Tages sind
immer seltener Realität.
Viele Kinder und Jugendliche kommen
somit ohne bzw. mit ungeeignetem
Frühstück zur Schule – die Folgen
mangelhafter bzw. zweifelhafter Ernährung in gesundheitspolitischer Hinsicht sind immens. In erster Linie jedoch sind sie für den Schulalltag nicht
ausreichend ernährt!
Die Zielgruppenansprache soll weg
von „rational“ begründeter Ansprache
hin zu fitmachendem Lifestyle erfolgen. Gesunde Verhaltensweisen müssen mit Attributen wie Power und
Schönheit besetzt werden.
Zielsetzung
Die Wirksamkeit rein kognitiv ausgerichteter Wissensvermittlung über Gesundheit und Krankheit ist teilweise
stark umstritten, weil sie keineswegs
immer zu einer Verhaltensverbesserung führt. Zu den erfolgreichen Konzepten bei Kindern und Jugendlichen
gehören daher eher moderne Konzepte der Kompetenzförderung. Die
Motivation zur ausgewogenen Ernährung wird erhöht, wenn positive Erfahrungen mit gesunder Ernährung gemacht werden. Diesem Gedanken
möchte das Forum Schulfrühstück gerecht werden, die das positive Erlebnis
eines gesunden Frühstücks in den
Mittelpunkt stellt.
Besser frühstücken => besser lernen: Durch die Verbesserung von Ernährungsverhalten und –-situation erfolgt direkt eine Verbesserung der
Konzentrations- und Lernfähigkeit der
SchülerInnen. Denn ein ausgewogenes Frühstück ist die wichtigste
Grundlage für das Wohlbefinden und
die geistige Leistungsfähigkeit.
58
Beziehungen schaffen, Verantwortung entdecken: Während der Frühstücksaktion werden die SchülerInnen
zum Dialog untereinander motiviert. Im
Rahmen der „Wir AG“ lernen sie, im
Team zu agieren, Verantwortung zu
übernehmen und ein Ziel gemeinsam
zu verfolgen. Die Verbesserung des
Schulklimas trägt unmittelbar zum positiven Lernklima bei.
Den „weißen Riesen“ neu entdekken: Für die ausreichende Kalziumversorgung sind Milch und Milchprodukte unverzichtbarer Bestandteil. Der
Trend zugunsten hochkalorischer Erfrischungsgetränke kann aufgehalten
werden, wenn gesundes Essverhalten
Spaß macht, erlebnisorientiert geschult und gemeinsam erlebt wird.
• Zielgruppe: Schüler und Schülerinnen an weiterführenden Schulen
in Niedersachsen ab Klasse 7
(nach Wegfall der Orientierunsstufe ab Klasse 5).
• Initiierung von Frühstücksprojekten
an weiterführenden Schulen in
Niedersachsen
• Förderung der Sozialkompetenz
• Verbesserung des Schulklimas. =>
positives Lernklima
• Förderung der Dialogbereitschaft.
Adaption eines Erfolgskonzepts
• Die LVN führt seit rd 18 Jahren in
Zusammenarbeit mit der DGE,
Sektion Niedersachsen das bewährte Konzept
„Gemeinsam
schmausen in den Pausen“ in
Grundschulen durch. Dieses wird
von Lehrern, Schülern und Eltern
voll akzeptiert und gefördert - bildet daher die Basis der neuen
Kampagne.
• Die neue Kampagne ist anspruchsvoller, da sie präzise auf
weiterführende Schulen unterschiedlicher Form zugeschnitten
ist.
Nutzen von Potenzialen im Netzwerk
• Individuelle Ausgestaltung des
gemeinsamen Frühstücks steht im
Mittelpunkt der Kampagne.
• „Forum Schulfrühstück“ ist „nur“
Impulsgeber und hilft beim Aufbau
der notwendigen Struktur und gezielter Umsetzung der Ideen.
Modelle guter Praxis
•
Best-Practice-Beispiele:
Bereits erfolgreiche Maßnahmen
einer Schule innerhalb des Netzwerkes werden vorgestellt und
dienen der Optimierung.
Auszeichnung
• Bei erfolgreicher Implementierung
eines gemeinsamen Frühstücks
erfolgt die jährliche Auszeichnung
der Schulen mit einer Urkunde
und öffentlichkeitsstarkem Auftritt
• Zertifikat „Wir frühstücken“: Zertifikatinhaber dürfen das Logo der
Kampagne auf allen Eigenpublikationen verwenden nach dem Motto
„...seht her in unserer Schule wird
gemeinsam gefrühstückt“. Die
Öffentlichkeitsarbeit erfolgt über
das Forum Schulfrühstück.
•
Pausentreff
Der Pausentreff ist eine ständige Einrichtung, die an einem
leicht zugänglichen Raum innerhalb der Schulgebäudes
eingerichtet und an drei Tagen
pro Woche zur ersten großen
Pause geöffnet hat.
Der Pausentreff wird von der
„Wir AG“ bewirtschaftet und
bietet neben Milchprodukten
auch alternative Getränke und
geeignete Pausensnacks an.
Pausentreff wird unter Praxisbedingungen für Haupt- und
Realschule realisierbar sein.
•
Cafeteria
Das Modell Cafeteria setzt
voraus, dass die Schule bereits über eine funktionierende
Cafeteria verfügt, die Schülerinnen und Schüler bewirtschaften oder eine solche in
Kürze einrichten wird, die dann
– zum Beispiel im rahmen eines Projektkurses – von
Schülern betrieben werden.
Die Cafeteria muss an mind. 3
Tagen der Woche zu beiden
Pausen geöffnet und betriebsbereit ein. Ein entsprechende
Grundausstattung der Cafeteria wird vorausgesetzt. Sie
wird von der „Wir AG“ bewirtschaftet und bietet neben
Milch und Milchprodukten auch
alternative Getränke und geeignete Pausensnacks an.
Cafeteria wird unter Praxisbedingungen für Gymnasien realisierbar sein.
•
Gemeinsam Frühstück schaffen
Das
Modell
„Gemeinsam
Frühstück schaffen“ richtet
sich in erster Linie an Schulen
mit einem hohen Anteil von
ausländischen
Schülerinnen
und Schülern. Aufgrund anzunehmender sozialer Spannungen innerhalb einer sehr heterogenen Schülerschaft wird
den Initiatoren eine tragende
Rolle bei Aufbau und Betreuung der Aktion zukommen. Zur
Verstärkung der Personalressourcen einer Schule wird
kompetentes „Startup-Personal“ vom Forum bereitgestellt,
Integrativ: Die WIR AG
• Gründung einer „Wir AG“: Organisation des gemeinsamen Frühstücks. Bestehend aus SchülerInnen - je nach Anforderung erfolgt
Unterstützung von Lehrern, Eltern
und Assistenzpersonal.
• „Wir AG“ kann im Rahmen des
Fachunterrichts oder außerhalb
vom Unterricht erfolgen.
• Unterstützung der „Wir AG“ durch
Förderkreise und ähnliche Netzwerke - daher keine Mehrbelastung für Lehrkräfte. Bei Schulen
in sozialen Brennpunkten stellt der
Projektträger „Start up-Personal“
in Form von Diplomanden der
Fachrichtung Sozialpädagogik zur
Verfügung.
Drei Basismodelle für unterschiedliche Sozialkompetenzen
„Wir frühstücken“ erlaubt eine flexible
Ausgestaltung der Aktion durch jede
einzelne Schule. Die Initiatoren beabsichtigen, dass möglichst viele Schulen mit unterschiedlichsten Voraussetzungen und Möglichkeiten teilnehmen.
Um der Flexibilität Ausdruck zu verleihen, wurden 3 Grundmodelle entwikkelt.
Die nachfolgen Grundmodelle erläutern Mindeststandards, die von den
Schulen eingehalten werden müssen,
um die Auszeichnung zu erhalten.
59
Modelle guter Praxis
das die Einführung der Aktion
intensiv betreut.
Gemeinsam Frühstück schaffen wird unter Praxisbedingungen für Haupt- und Realschulen in sozialen Brennpunkten
realisierbar sein.
Schaffen von positiven Anreizen mit
Hilfe eines Internetbasierten Bonussystems
• Gesundes Essverhalten wird durch
unmittelbare Belohnung honoriert
• Pro verkauftem Milchprodukt gibt
es ein „Qbit“ auf das Aktionskonto
der Schule.
• Pro gekauftem Milchprodukt - bekommt SchülerIn ein „Qbit“- zum
Eigenbedarf oder Einzahlung auf
das Schulkonto.
• Je nach Anzahl der gesammelten
„Qbit“ gibt es tolle Prämien (Sponsoring Schulfest, free-SMS...)
• Konsum von Milchprodukten wird
dadurch attraktiver
Projektträger:
Landesvereinigung der Milchwirtschaft
Niedersachsen e.V.;
Seelhorststraße 4;
30175 Hannover,
Tel.: 0511 – 85 65 3-0,
www.milchwirtschaft.de
In Zusammenarbeit mit dem „Forum
Schulfrühstück“
60
Modelle guter Praxis
•
5.2.2
„Transparenz schaffen – von der
Ladentheke bis zum Erzeuger“
Ein niedersachsenweites Kooperations- und Bildungsprojekt.
In neunzehn niedersächsischen Regionen haben sich Umweltbildungseinrichtungen, Landwirte, Verbraucherschützer, Kommunen und landwirtschaftliche Museen zusammengefunden, um einen Dialog zwischen Konsumenten und Produzenten zu initiieren. Sie verfolgen das gemeinsame
Ziel, Transparenz in der Herstellung
und Verarbeitung von Lebensmitteln
zu schaffen - von der Ladentheke bis
zum Erzeuger. Gemeinsam führen sie
Bildungsprojekte, Unterrichtseinheiten
und Aktionstage im Themenfeld "Verbraucherschutz - Ernährung - Landwirtschaft" durch.
Die beteiligten Institutionen arbeiten
als "regionale Koordinationsstellen",
sie sind die Fixpunkte des Dialoges
wie der Informationsvermittlung in den
Regionen. Inzwischen haben sich über
die Koordinationsstellen regionale Kooperationsstrukturen vielfältiger Art
entwickelt, mit Beteiligung der Verbraucherzentrale, der landwirtschaftlichen Institutionen und einer großen
Zahl nahrungsmittelerzeugender und verarbeitender Betriebe. Das Projekt
ist in dieser Kombination von regionaler Kooperation und überregionaler
Koordination deutschlandweit bislang
einzigartig.
Das Freilichtmuseum am Kiekeberg
und das Regionale Umweltbildungszentrum in Schortens sind die Initiatoren des Projektes. Gemeinsam mit
den Regionalprojekten entwickeln sie
vielfältige Informationsangebote für
junge wie erwachsene Lebensmittelkonsumenten. Landwirte, Gastronomen und Verarbeiter von Lebensmitteln sind aktiv einbezogen und kommen mit ihren Kunden ins Gespräch.
Die Regionalprojekte verfolgen innerhalb des Projektrahmens individuelle
Wege der Vermittlungsmethoden und formen.
Gemeinsam wollen die beteiligten Institutionen folgende Ziele erreichen:
• die Herkunft, den Anbau und die
Verarbeitung von Lebensmitteln
durch eigenes Handeln nachvollziehbar machen
•
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•
unmittelbare Kontakte mit Menschen aus der Landwirtschaft ermöglichen
Interessenkonflikte aufzeigen und
diskutieren
Wege der Informationsgewinnung
aufzeigen
zum Überdenken von Konsumgewohnheiten und Ernährungsmustern anregen
Wissen für die Ausbildung von eigenen Qualitätsmaßstäben bereitstellen
eine neue Wertschätzung für Nahrungsgüter vermitteln
neue
Geschmackserlebnisse
schaffen
individuelle Einflussmöglichkeiten
auf Produktionsabläufe aufzeigen
Kulturgeschichtliche Hintergründe
bereitstellen
neues Vertrauen in die Produkte
der Landwirtschaft ermöglichen.
Das aktive Kennen lernen des Anbaus
wie der Weiterverarbeitung wird in den
Regionen
mit
unterschiedlichen
Schwerpunkten angeboten - der Weg
unserer Nahrung vom Acker auf den
Teller soll in möglichst vielen Dimensionen wieder verstehbar werden.
Kontaktaufnahme und Informationen
zu den Regionalprojekten unter
www.transparenz-schaffen.de .
61
Essvergnügen selbstgemacht
6 Essvergnügen selbstgemacht
6.1
Tipps aus der Praxis
Erfahrungen aus dem Modellprojekt „Selbst is(s)t der Mann“ - Kochen mit männlichen, sozial
benachteiligten Jugendlichen
Christiane Deneke, Hilke Bruns
Selbst is(s)t der Mann – Essen Kochen in der Jugendarbeit – Handbuch für die Praxis,
Lüneburg 2003
Eine vollwertige und bedarfsgerechte Ernährung ist für die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit und die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen von
großer Bedeutung. Eine optimale Ernährung enthält alle für das Wachstum sowie
die körperliche und geistige Entwicklung
notwendigen Nährstoffmengen. Eine unzureichende Ernährung führt nicht selten
zu gesundheitlichen Problemen. Auftreten können unter anderem:
Einschränkungen der schulischen
Leistungsfähigkeit, Konzentrationsschwäche und Müdigkeit, wenn nicht
gefrühstückt oder kein Mittagessen
eingenommen wurde;
Zahnschäden (Karies), z.B. bei hohem Süßigkeitenverzehr in Verbindung mit mangelhafter Mundhygiene
und
Übergewicht bei zu viel Fett und Bewegungsmangel.
Pädagogik
„Kochen kann jeder“ ist eine weit verbreitete Meinung, denn in jedem Haushalt wird gegessen und demzufolge auch
– zumindest gelegentlich – gekocht oder
eine warme Mahlzeit zubereitet. Kochen
ist jedoch für viele eine lästige Hausarbeit, die keinen Spaß macht. Zudem genießt das Kochen einen eher geringen
gesellschaftlichen Stellenwert und wird in
der Regel nicht von männlichen Haushaltsangehörigen übernommen.
Wenn Jugendliche Hunger haben, wollen
sie gern schnell essen. Sie bevorzugen
Hot Dogs, Pizza, Nudeln, Hamburger u.ä.
Meist fehlt Ihnen die Wertschätzung frischer Lebensmittel und der Bezug zu
Produktion bzw. Herkunft. Lebensmittel
sind Waren, die – wie Non-Food-Artikel –
beliebig zu kaufen sind.
Grundsätzlich können Kinder lernen, jedes Nahrungsmittel zu mögen - anders
wären die unterschiedlichen Verzehrgewohnheiten auf der Welt nicht zu erklären. Die Lernpsychologie hat herausgefunden, dass Kinder ein bestimmtes Geschmacksprofil um so lieber mögen, je
häufiger sie diesen Geschmack erleben.
Nur für die Vorliebe für süße Speisen gibt
es offenbar eine genetische Disposition.
Die Esskultur mit ihrem Speisenangebot
bestimmt demnach die Vorlieben, die sich
bei Kindern entwickeln. Eine besondere
Bedeutung hat dabei das Beobachtungslernen, da Kinder die Speisenvorlieben ihrer Eltern übernehmen.
Viele Menschen können heute nicht kochen. Die notwendigen Fertigkeiten oder
Kompetenzen werden nicht „automatisch“
weitergegeben. Immer weniger Kinder und
Jugendliche haben zu Hause die Chance,
Fertigkeiten zu üben, Lebensmittel kennen
zu lernen und Erfahrungen zu sammeln.
Auch in den Schulen wurde der Kochunterricht größtenteils abgeschafft. Durch das
gemeinsame Kochen können Erfahrungen
zu gesundem Essen spielerisch und mit
Spaß vermittelt werden. Grundlagen für ein
späteres positives Ernährungsverhalten
werden so gelegt. Kinder und Jugendliche
lernen durch Nachnahmen, Ausprobieren
und praktisches Tun.
Wer als Jugendlicher die Alltagskompetenz
erlangt, die eine oder andere Speise selbst
zuzubereiten, ist weniger auf Imbiss oder
Fertigmenüs angewiesen. Einfache Speisen, die auch ohne lange Einkaufsliste,
komplizierte Kochtechniken und ausgefeilte Küchenausstattung gelingen, stehen
im Vordergrund.
Es gilt also, Grundzubereitungsarten und
-rezepte zu vermitteln, die von den Jugendlichen nach Vorliebe abgewandelt
oder auf die spontan zur Verfügung stehenden Zutaten zugeschnitten werden
können. Beispiele sind Grundrezepte für
Auflauf, Eintopf, Nudelsoße, Salatsoße, ...
. Außerdem sind Grundtechniken wie das
Vorbereiten (waschen, schälen, schneiden) verschiedener Gemüsearten wichtig.
Es gilt, Speisen zu finden, die dem beschriebenen Ideal eines gesunden Essens
möglichst nahe kommen und von den Jugendlichen akzeptiert werden. Dabei wird
es sicherlich zu Abstrichen kommen.
63
Essvergnügen selbstgemacht
Ideenreichtum und Kochkenntnisse des
Mitarbeiters können dafür sorgen, gute
Kompromisse zu finden. Entscheidend ist
die Motivation des Anleiters, sowie seine
Fähigkeit, die Jugendlichen für’s Kochen
zu begeistern.
Erwartungen und Ansprüche
Die Erwartungen, die von den verschiedenen Beteiligten an ein Ernährungsprojekt gestellt werden, sind teilweise recht
unterschiedlich, weisen aber auch Überschneidungen auf.
Ansprüche der Jugendlichen:
§ Spaß erleben
§ Angenehme Atmosphäre
§ Gemeinschaftserlebnis
§ schnelles Essen
§ leckeres Essen
§ es sollte etwas zu trinken da sein
§ Sauberkeit bei der Verarbeitung und
Zubereitung der Lebensmittel
§ Verlässlichkeit und Regelmäßigkeit
des Angebotes
Grundsätzlich sollten Teilnehmerwünsche berücksichtigt werden, da nur so eine Identifikation mit dem Essen erreicht
werden kann („das ist unser Ding das
hier stattfindet – wir bestimmen wo´s
langgeht“).
Auch gruppendynamische Prozesse
können eine Rolle bei der Auswahl der
Gerichte spielen: In Hildesheim war für
den jeweiligen „Koch“ von erheblicher
Bedeutung, dass die Mahlzeit bei den
anderen „gut ankommt“ – aus diesem
Grund wurde oft auf stereotype Vorstellungen zurückgegriffen ( Ein Essen ohne
Fleisch ist keine gute/vollständige Mahlzeit; Gemüse ist „Ökofraß“; etc.). Der
Gesundheitsaspekt war zunächst absolut
sekundär. Erst im Laufe des Projekts
konnte ein Interesse (und Verständnis)
für eine bewusstere Ernährung bei den
Teilnehmern geweckt werden. Zum Beispiel konnten im Laufe der Zeit Salat und
Früchte als Beilagen zum Essen etabliert
werden.
Motivation der Jugendlichen
Von Außenstehenden wurden die MitarbeiterInnen der Projekte häufig gefragt,
wie sie es denn schaffen würden, die
männlichen Jugendlichen zum Kochen
zu motivieren. Aus einer Befragung der
Jugendlichen wurde deutlich, dass „Spaß
am gemeinsamen Kochen“ und „Hunger“
die häufigsten Gründe für die Beteiligung
am Projekt waren. Hunger war eine Ein64
stiegsmotivation der Teilnehmer. Im Verlauf der Projekte gewann der Spaß jedoch
immer mehr an Bedeutung, sowie der
Kontakt zum Anleiter.
Durch die Beteiligung der Jugendlichen an
allen Teilschritten ist häufig schon eine
persönliche Einbindung zu erreichen. Sie
können das Gefühl entwickeln, dass es für
sie positiv und gewinnbringend ist, mitzumachen. In der Küche sollte eine lockere
Atmosphäre herrschen, keine unnötigen
Regeln bestehen und kein Druck ausgeübt
werden. Mit Lob und Bestätigung sollte
nicht gespart werden.
Die Erfahrungen zeigen, dass ein selbst
zubereitetes Essen die Jugendlichen mit
sehr viel Stolz erfüllt. Dies ist ein Garant
dafür, dass der einzelne Jugendliche auch
in Zukunft motiviert sein wird, sich zu beteiligen. Wichtig für alle Teilnehmer ist,
dass am Ende ein Erfolgserlebnis steht,
wobei das Hauptkriterium für den Erfolg
der Geschmack des Essens ist und wie
dieser bei den „Meinungsmachern“ ankommt. Durch die Auswahl der Gerichte
kann Einfluss auf die Gruppendynamik genommen werden. Neue Gruppenmitglieder
oder Gruppenschwächere erhalten Unterstützung, indem bei der Auswahl bewährte
oder populäre Gerichte bevorzugt werden.
Auf der anderen Seite dürfen Gruppenstärkere Unbekanntes oder Exotisches
ausprobieren, und dann wird „...gegessen,
was auf den Tisch kommt – und damit basta.“ (Zitat eines gruppenstarken Teilnehmers). Einige Teilnehmer können auch ohne Unterstützung mit bisher verdecktem
Können glänzen und so große Anerkennung ernten.
Die Akzeptanz des Angebotes kann durch
die bewusste Gestaltung des Ambientes
verbessert werden. Es sollte eine ruhige
ausgeglichene Atmosphäre herrschen.
Musik kann sein – die Lautstärke sollte jedoch Gespräche noch zulassen. Auch
wenn Geschirr, Besteck und Gläser nicht
einheitlich und „top aktuell“ sind, kann ein
Tisch liebevoll gedeckt sein. Die Jugendlichen reglementieren sich teilweise selbst,
so dass Absprachen zum Rauchen beim
Essen, dem Händewaschen vorm Essen,
Aufstehen erst, wenn alle die Mahlzeit beendet haben, usw. zum Teil auch ohne
Aufforderung getroffen werden Die Beteiligung der Jugendlichen an Planung und
Durchführung steigerte sich mit der Dauer
der Projekte.
Auf Veränderungen wird allgemein mit viel
Skepsis reagiert, es sei denn, diese Ver-
Essvergnügen selbstgemacht
änderungen werden von den Teilnehmern selbst erarbeitet und beschlossen.
Daraus ergibt sich die unbedingte Notwendigkeit, die Teilnehmer in allen Bereichen an den Entscheidungen und der
Gestaltung zu beteiligen.
Das dauerhafte Ignorieren von Wünschen der Teilnehmer führt dazu, dass
sich die Jugendlichen seltener einbringen
und das Projekt nicht mehr als „ihr Ding“
ansehen. Wenn beispielsweise Currywurst mit Pommes Frites gewünscht
wird, sollte dies auch aufgegriffen werden. Es kann verhandelt werden: „O.k.,
dann machst du heute die Currywurst mit
Pommes, dafür gibt es morgen aber etwas Gesünderes“. So wird zum einen erreicht, dass die Jugendlichen sich ernst
genommen fühlen, zum anderen verdichtet sich bei den Teilnehmern die Erkenntnis, dass Currywurst mit Pommes
Frites nicht besonders gesund sind. Zusätzliches Thematisieren unterstützt dies
noch: „Wisst ihr eigentlich, wie viel Fett
wir gerade zu uns genommen haben?“
Es kann schon ein Erfolg sein, wenn Jugendliche für die Zubereitung einer Pizza
nicht mehr Fertigpizza sondern sog.
Convenience-Zutaten (z.B. Fertig-Teig,
Fertig-Sauce, usw.) verwenden. Oder sie
produzieren eine Pizza mit selbst hergestelltem Teig. Es lohnt sich, Geduld aufzubringen und das verfolgte Ziel im Auge
zu behalten.
Regeln und Absprachen
Das gemeinsame Kochen sollte nicht regelüberlastet sein. Ein Mindestmaß an
Regeln ist aber notwendig. In den Projektstellen wurden recht unterschiedliche
Erfahrungen mit Regeln und Absprachen
gemacht. Die Projektstellen empfehlen
aus ihrer Erfahrung folgende Regelungen:
Bei der Auswahl der Gerichte genießen Minderheiten Schutz, so dass
auch ihre Bedürfnisse Berücksichtigung finden.
Neue Teilnehmer und Gäste sind
gern gesehen. Die Teilnahme ist mit
den MitarbeiterInnen abzusprechen.
Über den Ausschluss von Teilnehmern entscheiden die MitarbeiterInnen.
Es sollten sich nicht mehr Teilnehmer
in der Küche aufhalten als die Räume zulassen oder die Zubereitung
des Gerichtes es erfordert.
In der Küche sollte nicht mit Messern
herumgelaufen oder herumgefuchtelt
werden.
-
Ein hygienischer Mindeststandard sollte
bestehen. Hierzu gehört das Händewaschen vor der Zubereitung der Mahlzeiten17, keine Zigarette rauchen beim Kochen, nicht mit den Fingern in den Kochtopf, keine stark erkältete
Teilnehmer am Herd, ein sauberer
Umgang mit Lebensmitteln, Sauberhalten des Arbeitsplatzes und das
sorgfältige Reinigen der benutzten
Utensilien.18
Streitende Jugendliche sollten die Küche verlassen und ihren Konflikt an einem anderen Ort im Hause austragen
oder die Zubereitung des Essens
muss unterbrochen werden, bis der
Konflikt gelöst ist.
Musik in der Küche ist möglich, die
Lautstärke sollte aber Gespräche zulassen.
Alle Teilnehmer beteiligen sich an
mindestens einem Arbeitsgang.
Teller mit Essensresten gehören nicht
in die Spülmaschine.
Für das gemeinsame Essen empfehlen
sich weitere Regelungen:
Der Tisch sollte ordentlich gedeckt
sein.
Gegessen wird gemeinsam am Tisch.
Gegessen wird in der Regel mit Besteck.
Das Auffüllen übernimmt ein Jugendlicher – er beginnt, wenn alle da sind.
Lieber eine kleine Portion nehmen und
dann nachnehmen.
Ein Teilnehmer übernimmt ggf. das
Aufteilen und füllt sich als letzter auf.
Erst probieren, dann ggf. meckern.
Kein „Rumschmieren“ mit dem Essen,
das Essen darf nicht unter dem Tisch
landen.
Eine ruhige Atmosphäre ist erstrebenswert:, kein Schreien, Rülpsen,
Pupsen, kein Rumpöbeln, kein Spukken, keine verbalen oder andere Attacken.
Nachspeise wird aufgefüllt, wenn alle
mit dem Hauptgericht fertig sind.
Jeder bleibt sitzen, bis alle aufgegessen haben.
Wenn Rauchen erlaubt ist, dann bitte
nach dem Essen, wobei die Kippen
nicht auf dem Essgeschirr ausgedrückt
werden.
17
18
Siehe auch hierzu die „persönliche Hygiene„
Ausführlich im Punkt „Hygiene in der Küche
65
Essvergnügen selbstgemacht
-
Jeder bringt sein Geschirr in die Küche (evtl. zur Spülmaschine)
Eine Grundsatzfrage sollte gestellt werden: Wie kommen die Regeln und Absprachen zustande? In einer Projektstelle
wurden gute Erfahrungen mit dem Aufstellen von Regeln durch die MitarbeiterInnen gemacht. In den anderen Einrichtungen wurden diese gemeinsam mit den
Jugendlichen erarbeitet und aufgestellt.
Wenn Sie sich auf diesen Weg machen
wollen, sollten Sie sich und Ihren KollegInnen die folgenden Fragen stellen, um
zielgerichtet vorgehen zu können:
• Welche Zielgruppe will ich erreichen?
• Um welche Zeit ist meine Zielgruppe
zu erreichen?
• Was genau möchte ich mit dieser
Zielgruppe erreichen?
• Wie sieht der optimale Mitarbeiter für
dieses Projekt bei uns aus?
• Welche Ausstattung benötigen wir?
• Woher bekommen wir das Geld dafür?
• Woher bekommen wir sonstige Unterstützung dafür?
• Wer könnte uns zur Seite stehen als
Verbündete?
Ausstattung
Die Größe der Küche ist in der Regel
vorgegeben. Eher selten kann mit 10-15
Personen gleichzeitig in einer Küche gearbeitet werden - die Gruppengröße
sollte den räumlichen Bedingungen angepasst und/oder die verschiedenen Arbeitsschritte auf die Teilnehmer verteilt
werden. Einzuplanen ist auch ein ausreichender Raum zum Essen.
Folgende Grundausstattung sollte vorhanden sein:
§ Spüle, Waschbecken
§ Herd mit Umluftbackofen (Umluft ist
wichtig, weil größere Portionen gebacken werden können)
§ Möglichst großer Kühlschrank, oder
mehrere Kühlschränke
§ Ausreichend große Arbeitsflächen
zum Vorbereiten der Speisen durch
viele Teilnehmer
§ Schränke für Geschirr und Arbeitsmittel
§ Lagermöglichkeiten (z.B. Schrank
oder Raum) für Trockenvorräte wie
Reis, Nudeln, usw.
§ Wünschenswert ist außerdem ein
Tiefkühlgerät.
66
Die Ausstattung sollte umfassen:
§ Geschirr, Besteck, Gläser/Becher, Karaffen oder Kannen
§ Verschieden große Töpfe , Bleche für
Backofen
§ scharfe Messer, Bretter, Sparschäler,
Bratenwender, Kochlöffel, Schneebesen, Kelle, Sieb, Dosenöffner, Schere,
Reibe
§ Waage oder Messbecher
§ Schüsseln, Behältnisse zum Lagern
§ Auflaufform und Backformen
§ Handrührgerät
§ Verschließbare Mülleimer
§ Außerdem sind nützlich: Küchenmaschine und Salatschleuder.
Nicht notwendig sind sämtliche Spezialmaschinen wie z.B. Eismaschinen, Brotbackautomat oder eine Friteuse.
Einkauf
Eine der Ernährungsfachfrauen unserer
Projekte rät, sich im Vorwege zu überlegen, welche Ziele mit dem Projekt verfolgt
werden sollen, da sich hieraus ergibt, worauf der Schwerpunkt bei der Organisation
des Einkaufs gelegt werden soll.
§ Sollen die Jugendlichen das Lebensmittel-Angebot kennenlernen? z.B.:
Was gibt es zu welcher Jahreszeit auf
dem Markt?
§ Sollen sie Qualitäts- bzw. Geschmacksunterschiede kennenlernen?
(z.B. frische Pilze, tiefgefrorene Pilze,
Pilze aus der Dose …)
§ Sollen sie Frische einschätzen können?
§ Sollen die Jugendlichen lernen, Preise
zu vergleichen oder
§ gewichtsbezogene Preise berechnen
lernen)?
§ Sollen die Jugendlichen einen eigenverantwortlichen Umgang mit Geld lernen?
( z.B. durch die Einteilung eines Wochenetats)
§ Sollen die Jugendlichen planvoll handeln lernen (durch die eigenständige
Planung des Einkaufs und das zielgerichtete Einkaufen für bestimmte Gerichte)?
Tipps für den Einkauf:
§ Einkaufsliste: Aufschreiben, was benötigt wird (z.B. Zutaten für Rezept).
§ Diese Liste mit dem Vorrat abgleichen.
§ Für den Fall, dass ein Produkt beim
Einkauf gar nicht oder nicht in erforderlicher Qualität angeboten wird,
sollten Ersatzmöglichkeiten überlegt
Essvergnügen selbstgemacht
§
§
§
§
§
werden, z.B. Blumenkohl statt Broccoli.
Was soll in welchen Geschäft gekauft
werden?
Kühltaschen immer wieder benutzen
=> Kostenersparnis.
Preise in verschiedenen Geschäften
vergleichen.
Auf Sonderangebote achten bzw.
Werbung gezielt auswerten.
Berücksichtigen Sie bei der Einkaufsplanung die zur Verfügung stehende
Zeit.
Die Jugendlichen brachten unterschiedliche Vorerfahrungen im Einkauf von Lebensmitteln mit. Meist erschöpften sich
diese Erfahrungen jedoch im Besuch von
Supermärkten. Auch im Projektverlauf
wurde überwiegend in Supermärkten in
der Umgebung eingekauft, wodurch die
Alltagstauglichkeit des Angebots betont
wurde. Auf Wochenmärkten wurde fast
nie eingekauft, da der zeitliche Rahmen
und das Finanzbudget dies nicht zuließen.
Eine der Projektstellen berichtete, dass
die Jugendlichen penibel auf die Kosten
achteten, ohne dass diese Notwendigkeit
besonders betont worden war. Die Jugendlichen entwickelten viele kreative
Ideen, zum Beispiel zerdrückte Paprikachips statt Semmelbrösel verwenden)
und brachten ihrerseits den MitarbeiterInnen verschiedene „nicht deutsche“
oder „exotische“ Zutaten nahe. Oft
mussten die Teilnehmer aber auch ermuntert werden, mit Unbekanntem zu
experimentieren (z.B. Süßkartoffel als
Beilage).
Hygiene
Wenn Lebensmittel verderben, ist dies in
der Regel mit den Sinnen wahrnehmbar
(sehen, riechen, schmecken, fühlen). Lebensmittelvergiftungen werden jedoch
durch Mikroorganismen ausgelöst und
können nicht rechtzeitig durch Sinneswahrnehmung erkannt werden. Deshalb
ist Vorsicht im Umgang mit Lebensmitteln
außerordentlich wichtig.
Hier die wichtigsten Hygieneregeln:
Persönliche Hygiene
§ Körper und Kleidung sauber halten!
Warum? Krankheitserregende Keime
können sich auf Körper und
Kleidung befinden.
Folge: Die
krankheitserregenden
Keime können in die Speisen gelangen, sich dort
vermehren und nach dem
Verzehr Krankheiten auslösen.
§ Vor jedem Arbeitsbeginn und nach jedem Toilettenbesuch Hände gründlich
waschen!
Warum? An den Hände befinden sich
meistens viele Keime. Gerade
nach dem Toilettenbesuch
können sich vermehrt FäkalBakterien an den Händen befinden.
Folge:
Krankheitsgefahr, wenn Fäkal-Bakterien mit Speisen in
Berührung kommen.
§ Beim Husten und Niesen rechtzeitig vom
Lebensmittel abwenden!
Warum? Im Mund und im Rachenraum
befinden sich auch bei gesunden
Menschen krankheitserregende
Keime.
Folge: Die Keime können sich auf die
Speisen übertragen und zu einer
Verbreitung von Krankheiten führen.
Lebensmittelhygiene
§ Rohe Eier bzw. nicht durchgegarte Eier
dürfen nicht serviert werden! Bei einem
Auflauf muss das Ei gestockt sein!
Warum? In Eiern können sich Salmonellen
befinden, die durch Erhitzen abgetötet werden.
Folge: Es kann zu einer Salmonelleninfektion kommen.
§ Sehr sauberes Arbeiten mit Geflügel!
Warum? Geflügel kann stark belastet sein
durch krankheitserregende Keime oder Salmonellen. Durch unsauberes Arbeiten (z.B. durch die
Benutzung desselben Brettes
oder Messers) können die krankheitserregenden Keime auf andere Speisen übertragen werden,
die sich in der Nähe befinden
oder gerade zubereitet werden.
Folge: Gefährliche Lebensmittelvergiftungen oder Salmonellenvergiftungen.
§ Leicht verderbliche Lebensmittel wie Milch
und Milchprodukte, Gemüse, Fleisch,
Hack, Fisch, Eier, Salate, Mayonnaise,
usw. immer gut gekühlt aufbewahren!
Warum? Diese Lebensmittel verderben
sehr schnell.
Folge: Die Lebensmittel sind dann nicht
mehr zum Verzehr geeignet. Es
67
Essvergnügen selbstgemacht
besteht die Gefahr einer Lebensmittelvergiftung.
• Beim Warmhalten von Speisen immer eine Temperatur von mindestens 65 °C
wählen!
Warum? Bei Temperaturen ab 65°C
sterben Krankheitserreger ab.
Bei warmen Temperaturen unter 65°C können sie sich dagegen besonders gut vermehren.
Folge: Bei warmer Aufbewahrung unter 65°C steigt die Infektionsgefahr.
§ Tätigkeiten in „reine“ und „unreine“ Bereiche trennen!
In unreinen (keimreichen) Bereichen erfolgt die Verarbeitung von rohem Fleisch,
Fisch, Geflügel, aber auch das Putzen
von Gemüse oder das Spülen von benutztem Geschirr. In reinen (keimarmen)
Bereichen erfolgt die Aufbewahrung von
fertig zubereiteten Speisen und von sauberem Geschirr.
Warum? Eine Übertragung von Keimen
aus dem unreinen Bereich auf
solche Speisen, die im weiteren
Verlauf nicht mehr gekocht oder
gebacken werden, soll vermieden werden.
Folge: Bei fehlender Trennung besteht
die Gefahr einer Lebensmittelvergiftung bei Keimübertragung.
Beispiel: Nicht beim Zubereiten von rohem Geflügel zwischendurch
den Kartoffelsalat umrühren
oder dasselbe Geschirr / Besteck benutzten.
Raumhygiene
§ Küche sauber und ordentlich halten!
Warum? Eine unordentliche Küche lässt
sich nur schwer sauber halten.
In schmutzigen Küchen können
sich Schädlinge (Ameisen, Silberfische, Schaben, usw.) besonders gut ausbreiten.
Folge: Verbreitung von Keimen, Ekel
erregende Zustände.
§ Kühlschrank sauber halten!
Warum? Häufig stellen viele Personen
Lebensmittel in den Kühlschrank und vergessen diese
dort. Schimmel verbreitet sich
68
Folge:
nach einer gewissen Zeit auch im
Kühlschrank.
Ein im schlimmsten Fall völlig
verschimmelter Kühlschrank, der
erst nach einer gründliche Reinigung, Schimmelbeseitigung und
Desinfektion wieder zur Aufbewahrung von Lebensmitteln benutzt werden kann.
§ Mülleimer täglich leeren!
Warum? Abfälle, insbesondere Küchenabfälle, sind ein idealer Nährboden für Keime.
Folge: Schädlinge und Keime breiten
sich unbemerkt in der Küche aus.
Trotz der Verwendung von Müllbeuteln fällt
gelegentlich etwas Müll direkt in den Eimer. Daher sollte auch dieser wie auch der
Deckel regelmäßig gereinigt werden.
Auch den Jugendlichen lag sehr an hygienischen Verhältnissen, wie ein Mitarbeiter
deutlich schildert: „Ich habe die Erfahrung
gemacht, dass die von mir betreuten
Gruppen sehr sensibel auf unhygienische
„Verdachtsmomente“ reagieren. ... Hier ist
es von entscheidender Bedeutung, dass
die Überwachung der korrekten Zubereitung durch den Anleiter über jeden Zweifel
erhaben ist.“
Praktische Umsetzung
Die Integration eines Ernährungsprojektes
in das Gesamtkonzept einer Einrichtung ist
von großer Bedeutung. Die Verbesserung
des Gesundheitsverhaltens und -bewusstsein der Klientel sollte in die Zielsetzung
aufgenommen werden, um der Gefahr zu
begegnen, dass das Ernährungsprojekt zu
einem reinen Versorgungsangebot oder
einem „Anhängsel“ an die bestehenden
Angebote wird.
Besteht ein umfassendes Interesse des
Trägers an „Gesundheit“ als Organisationsziel, hat dies Auswirkungen auf alle Bereiche und schließt auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein. Dies kann im
Rahmen einer Organisationsentwicklung
verfolgt werden. Bei einem Entwicklungsprozess, der auch als umfassende betriebliche Gesundheitsförderung zu verstehen
ist, können Krankenkassen oder andere
Organisationen helfen.
Essvergnügen selbstgemacht
6.2
Rezepte und Anregungen
Dieses Kapitel enthält einfache Rezepte,
die auch im Unterricht, in einem Projekt
oder einer AG zubereitet werden können.
Die Rezepte stammen aus dem „optimix
Kochbuch für Kinder“ nach den Empfehlungen des Forschungsinstituts für Kinderernährung und der Rezeptbroschüre der
Landesvereinigung der Milchwirtschaft
Niedersachsen e.V. „Shake it, baby!“.
Zur Grundausstattung zählen:
• Waage
• Messbecher
• Schneidbrett
• Gemüsemesser
• Sparschäler
• Kleines Küchenmesser
• Tomatenmesser
• Brotmesser
• Fleischmesser
• Küchenschere
• beschichtete Pfanne
• großer Topf (ca. 3,5l) mit Deckel
• kleiner Topf (ca. 2,5l) mit Deckel
• hohes Gefäß
• Dosenöffner
• Zitronenpresse
• Sieb
• Knoblauchpresse
• Vierkantreibe
• Schneebesen
• Pfannenwender Rührlöffel
• Eieruhr
• Schöpfkelle
• Salatbesteck
• mehrere Schüsseln
• Handrührgerät
• Mixer
• Wasserkocher
• Herdplatte (zwei Platten)
• Minibackofen
• Topflappen
• Handtücher
• Mülleimer (Tüten)
• Kühlboxen
• Frischhaltefolie
• Aufbewahrungsboxen
• Geschirr/Besteck/Becher
Bei der Zubereitung im Klassenraum,
darf die Sauberkeit nicht vergessen werden. Die Schultische sollten zuerst mit
heißer Seigenlauge gründlich abgewaschen werden. Einen Stapel Zeitungen
für den Müll bzw. zum Aufsaugen von
Flüssigkeit bereit stellen oder genügend
Küchenrollen hinlegen. Im vorherigen
Kapitel sind die wichtigsten Regeln genannt wurden.
Tipp:
• Nutzen Sie das Potential der Elternschaft ( Sponsoring, Mithilfe etc.).
Schwedenmüsli
Rezept für 1 Person
Du brauchst:
1 kl
Becher
1⁄2
Tasse
1 TL
1⁄2
1
3 TL
3-4 Sch.
150 g Naturjoghurt
(1,5%)
75 ml Milch (1,5%)
Stelle bereit:
kl. Rührschüssel
Tasse
10 g
100 g
60 g
20 g
Honig
Schneebesen
Banane
Müslischale
Mandarine
Esslöffel
Gehackte Mandeln oder Haselnüsse
45 g Vollkornknäkkebrot
Und so wird`s gemacht:
Verrühre zuerst den Joghurt mit der Milch
und dem Honig in der Rührschüssel.
Nimm dazu den Schneebesen.
Nun zum Obst!
Entferne die Schale der Banane. Halbiere die Banane längs und schneide sie in
dünne Scheiben.
Pelle die Mandarine und trenne ihre
Spalten voneinander.
Rühre das Obst unter den Joghurt. Dazu
nimmst du am besten einen Esslöffel.
Jetzt brichst du das Knäckebrot mit den
Fingern in sehr feine Brösel und mischst
sie unter den Früchtejoghurt. Schon ist
das Schwedenmüsli fertig.
Küchentipp:
Sollen die Knäckebrösel knusprig sein?
Dann gib sie erst kurz vor dem Essen in
den Früchtejoghurt. Magst du sie lieber
weich, lasse sie 5 Minuten ziehen!
Was Du verändern kannst:
Gibt es keine frischen Mandarinen, dann
nimm 3-4 aus der Dose. Anstelle des
Honigs kannst du den Mandarinensaft
zum Süßen nehmen.
Statt Knäckebrot kannst du 5 EL Müslimischung nehmen.
69
Essvergnügen selbstgemacht
Salatwraps mit Currydip
Rezepte für 1 Person
Du brauchst:
1⁄2
100 g Paprika
2 EL
40 g Kidneybohnen
aus der Dose
1⁄4 kl
80 g Eisbergsalat
2
100 g Tortillafladen
2 EL
1 EL
1 TL
1 Msp
1 TL
Je eine
Prise
Naturjoghurt
Saure Sahne
Zitronensaft
Currypulver
Kräuter
Jodsalz, Pfeffer
Minipizza Tex Mex
Rezept für 1 Person
Stelle bereit:
Sieb
kl. Teller
Pfanne
Pfannenwender
2 Rührschüsseln
Schneebesen
Dosenöffner
Und so wird`s gemacht:
Zuerst putzt und wäschst du die Paprika. Schneide sie in sehr feine Würfel.
Die Paprikawürfel kannst du schon mal
in die Rührschüssel geben.
Wasche die Kidneybohnen in dem Sieb
unter fließend kaltem Wasser. Gib sie
anschließend zu den Paprikawürfeln.
Schneide den Eisbergsalat in feine
Streifen. Wasche die Salatstreifen in
dem Sieb unter fließend kaltem Wasser. Lasse sie gut abtropfen und gib sie
ebenfalls in die Rührschüssel. Vermische alles gut miteinander.
Nun solltest du den Dip zubereiten.
Für den Dip gibt’s du alle Dipzutaten in
eine Rührschüssel und verrührst sie
miteinander.
Die Tortillafladen müssen von beiden
Seiten warm gemacht werden. Achte
darauf, dass die Pfanne nicht zu heiß
ist. Du brauchst kein Fett. Nimm zum
Wenden den Pfannenwender. Sobald
sich auf dem Fladen Blasen bilden,
nimm ihn aus der Pfanne. Dann bestreichst du ihn mit dem Dip und verteilst das Gemüse darauf. Zum Schluss
rollst du oder faltest du den Fladen zusammen.
Was Du verändern kannst:
Du kannst natürlich auch anderes Gemüse verwenden.
70
Du brauchst:
2 Sch. 100 g Vollkornbrot
4 TL
40 g Tomatenmark
oder Ketchup
1 TL
5 g Kräuter
z.B. Oregano
1/2
100 g Paprika
2 El
50 g Mais
2 El
40 g geriebener
Käse
Stelle bereit:
Backblech
Backpapier
Streichmesser
Sieb
Pfannenwender
Und so wird`s gemacht:
Bevor du dich an die Minipizzen begibst,
heize den Backofen auf 200 0C vor und
stelle den Rost auf die mittlere Schiene.
Nimm ein Backblech und belege es mit
Backpapier.
Nun sind die Pizzen an der Reihe. Bestreiche die Brote zuerst mit Tomatenmark. Darüber streust du die Kräuter . Du
kannst die Brote direkt auf das Backblech
legen.
Putze, wasche und würfle die Paprika.
Wasche den Mais in einem Sieb unter
fließendem Wasser.
Verteile das Gemüse kunterbunt aus die
Brotscheiben.
Jetzt bestreust du die Pizza noch mit Käse und ab mit ihnen in den Backofen.
In etwa 10 Minuten sind die Pizzen fertig.
Ist der Käse noch nicht geschmolzen,
musst du dich noch ein wenig gedulden.
Vorsicht! Tomatenmark brennt schnell
an.
Mit dem Pfannenwender lassen sich die
Pizzen gut vom Blech nehmen.
OPTITIPP:
Heute schon Milch getrunken oder Joghurt gegessen? Nein! Dann solltest du
das jetzt nachholen. Die Pizzen enthalten
keinerlei Milch. Trinke darum als Nachtisch ein Glas oder versuch es mal mit
den Milchmixgetränken.
Was Du verändern kannst:
Du kannst jedes Gemüse für diese Minipizzen nehmen.
Essvergnügen selbstgemacht
Gefülltes Fladenbrot
Rezept für 4 Personen
Du brauchst:
3-4 kl. 300 g Schweineschnitzel
2 EL
25 g Rapsöl
1⁄2
150 g Eisbergsalat
2
400 g Paprikas
2
200 g Tomaten
1 gr.
500 g Fladenbrot
Jodsalz,
Pfeffer
1 kl.
Magerquark
2 EL
Saure Sahne
4 EL
Milch (1,5 %)
3 TL
Zitronensaft
1⁄2 TL
Jodsalz
1 TL
Zucker
2 EL
Schnittlauch
Je eine
Pfeffer, PapriMsp.
kapulver
Erdbeertiramisu
Rezept für 1 Person
Stelle bereit:
Sieb, Tomatenmesser
Pfanne
Pfannenwender
Rührschüssel
Und so wird`s gemacht:
Zuerst bereitest du das Gemüse vor.
Halbiere den Eisbergsalat. Entferne den
Strunk und Schneide den Salat in Streifen. Wasche die Salatstreifen im Sieb
unter fließend kaltem Wasser. Lasse sie
gut abtropfen; sonst wird das Fladenbrot
matschig.
Putze und wasche die Paprikas und
schneide sie in dünne Streifen.
Wasche die Tomaten. Entferne den
Stielansatz und würfele sie.
Nun bereite den Dip zu. V ermische alle
Dipzutaten in einer Rührschüssel.
Nun ist das Fleisch an der Reihe.
Schneide es in dünne Streifen.
Erhitze das Öl in einer Pfanne. Brate das
Fleisch rundherum an und würze es mit
je 2-3 Prisen Jodsalz und Pfeffer.
Schneide das Fladenbrot über kreuz
zweimal durch, so dass du 4 Stücke erhältst.
Schneide die Fladenbrotdreiecke an der
Spitze auf. Vorsicht. Nicht durchschneiden. Du musst das Brot wie eine Tasche
öffnen können.
Jetzt werden die Fladenbrote gefüllt.
Streiche zunächst den Dip auf die beiden
Innenseiten. Dann fülle die Taschen mit
dem Gemüse und dem Fleisch.
Du brauchst:
4-5
80 g Erdbeeren
2 TL
1 kl.
Becher
1 TL
3
1 TL
10 g Erdbeersirup
150 g Naturjoghurt
(1,5%)
10 g Vanillezucker
15 g Löffelbiskuit
5 g Gehackte
Mandeln
Stelle bereit:
gr. Nachtischschalen
Rührschüssel
Und so wird`s gemacht:
Zuerst wäschst du die Erdbeeren. Entferne
die Stiele und Blätter und Schneide die
Erdbeeren in Achtel.
Die Erdbeerstücke gibst du zusammen mit
dem Sirup in eine Rührschüssel und lässt
sie 20-30 Minuten darin ziehen.
Rühre den Vanillezucker unter den Joghurt. Dazu kannst du den Joghurt in dem
Becher lassen.
Jetzt beginnt die Schichterei! Brösele zuerst eine Schicht Löffelbiskuits in die
Nachtischschale. Die Brösel müssen sehr
fein sein. Dann sind ein paar Erdbeeren an
der Reihe. Darauf kommt der Joghurt.
Je nach Größe der Schale schichtest du 23 weitere Lagen dazu. Aufhören solltest du
mit einer Erdbeerschicht.
Ganz zum Schluß bestreust du den Nachtisch mit den gehackten Mandeln.
Küchentipp:
Lässt du das Tiramisu 2-3 Stunden durchziehen, sind die Löffelbiskuits weich und
sie schmecken richtig erdbeerig.
OPTITPP:
Es ist sinnvoll, Obst der Saison zu essen.
Also keine Erdbeeren im Winter.
Was Du verändern kannst:
Satt der Erdbeeren kannst du auch frische
oder tiefgekühlte Himbeeren oder Beerenmix nehmen.
Was Du verändern kannst:
In dem Fladenbrot schmecken auch gut
Krautsalat, Mais, Kidneybohnen oder
Gurken. Statt des Schweinefleisches
kannst du auch Geflügelfleisch nehmen.
71
Essvergnügen selbstgemacht
Day Dream - Milchmixgetränk
Rezept für 1 Person
Du brauchst:
125 ml
Buttermilch
2 cl
Kokossirup
125 ml
Kirschsaft
1 TL
Vanillezucker
ggf geschlagene Sahne
als Dekohaube
Stelle bereit:
Shaker oder Glas
Löffel
Messbecher
Handrührgerät
hohes Gefäß
Und so wird`s gemacht:
Fülle die Buttermilch mit dem Kokossirup
in einen Shaker oder ein großes Glas.
Dann gibst du den Kirschsaft dazu.
Mit einem langen Löffel mischst du die
Zutaten ganz vorsichtig, bis sich ein
schönes Muster ergibt. Dann kannst du
den Vanillezucker darüber streuen. Noch
schöner sieht es aus und schmeckt noch
viel cremiger, wenn du eine kleine Haube
aus Sahne auf das Glas sprühst.
Lime Time - Milchmixgetränk
Rezept für 1 Person
Du brauchst:
250 ml
4 cl
Stelle bereit:
Shaker
oder
Glas
Limettensirup Löffel
Messbecher
ggf geschla- Handrührgerät
gene Sahne hohes Gefäß
als Dekohaube
Buttermilch
Und so wird`s gemacht:
Super einfach und schnell: gibt die zwei
Zutaten in den Shaker oder ein großes
Glas und ermisch sie zu einem Mixgetränk. Oben noch eine kleine Sahnehaube und schon ist das Getränk fertig.
72
LiquidFire - Milchmixgetränk
Rezept für 1 Person
Du brauchst:
125 ml
Vollmilch
2 cl
Limettensirup
125 ml
Multivitaminsaft
Maracujasirup
ggf geschlagene Sahne
als Dekohaube
2 cl
Stelle bereit:
Shaker oder
Glas
Löffel
Messbecher
Handrührgerät
hohes Gefäß
Und so wird`s gemacht:
Die Milch, den Maracuja- und den Limettensirup gibst du in den Shaker oder ein
großes Glas. Alles gut vermischen und mit
dem Multivitaminsaft auffüllen. Wie gehabt
als Deko eine kleine Sahnehaube
obendrauf – fertig ist der Cocktail.
Essvergnügen selbstgemacht
6.3
Essen mit allen Sinnen – „Das zergeht auf der Zunge“
Kathrin Bratschke
Verbraucher-Zentrale Niedersachsen, Hannover
Essen, das auf der Zunge zergeht,
spricht für ein Genusserlebnis. Leider
wird dieser Zustand im Alltag nicht mehr
all zu häufig erlebt. Grund ist eine
Schnelllebigkeit, die in breiten Kreisen
der Gesellschaft praktiziert wird. Das
spiegelt sich bei den Mahlzeiten wider.
Sie werden auch von Kindern und Jugendlichen als begleitende Beschäftigung eingenommen, z.B. während des
Fernsehens, beim Radiohören oder „auf
die Faust“ schnell auf dem Schul- oder
auf dem Heimweg. Bereits der Einkauf
und später auch das Essverhalten werden in der Regel nicht prioritär durch ernährungsphysiologisch sinnvolle Kriterien
bestimmt. Vielmehr stehen dabei stärker
psychosoziale Faktoren im Vordergrund.
Das riesige Lebensmittelangebot, sogar
frische Obst- und Gemüsesorten zu allen
Jahreszeiten, die zahlreichen, zeit- und
arbeitserleichternde Angebote an Fertigund Halbfertigerzeugnissen und die Aromenvielfalt, die in Geschäften und auf
den Straßen durch Fast Food im Außerhausverkauf auf die Kunden einströmt,
spricht die Sinne an. Die Werbung verstärkt diese Reizflut noch. Doch Genuss
erleben zu können braucht Zeit. Da ist es
nur sinnvoll, die Sinne der Schüler und
Schülerinnen zu mobilisieren. Sie sollten
• erfahren, welche Sinne bei der Nahrungsaufnahme eine Rolle spielen
• Nahrungsmittel mit allen Sinnen bewusst wahrnehmen
• unter Einbeziehung sensorischer
Faktoren Genusserlebnisse haben
und Geschmackspräferenzen erkennen
Und als letztes sollen sie versuchen,
darzustellen, was den Genuss ausgemacht hat. Sie werden merken, dass
es gar nicht einfach ist zu beschreiben,
wie etwas schmeckt.
Ø Ein Produkt kann schließlich ausgewählt werden, das von allen einmal
bewusst verkostet wird. Das kann ein
Apfel oder vielleicht eine Schokolade
sein. Hierbei sollen dann alle Sinne
ausgetestet werden.
Zuerst wird das Produkt nur angeschaut und zwar eine ganze Weile.
Nun wird es beschrieben.
Nun wird das Produkt befühlt und abgetastet. Auch hier folgt die Beschreibung, wie es sich anfühlt.
Es folgt das Riechen. Wie riecht das
Produkt? Hier ist es oftmals nicht ganz
leicht, den Geruch genau zu beschreiben.
Kann das Produkt gehört werden?
Zum Beispiel durch Schütteln einer
Packung, durch Abbrechen oder Abbeißen eines Stückchens. Und damit
ist auch schon
das Schmecken an der Reihe. Hier
sollte ganz, ganz langsam gegessen
werden, um wirklich etwas bewusst
wahrzunehmen; eben „etwas auf der
Zunge zergehen lassen“.
Beim Essen werden die Sinne des
Schmeckens, Riechens, Fühlens, Sehens und Hörens angesprochen. Dabei
ist der Geschmack- und Geruchssinn am
stärksten ausgeprägt. Hier sind zwei Ansätze dargestellt, um Schüler „auf den
Geschmack zu bringen“.
Ø Die Schüler sollen überlegen, wann
ihnen das letzte Mal, etwas „auf der
Zunge zergangen“ ist. „Beim Genuss
einer bestimmten Schokolade?“, „bei
einem Lieblings-Mittagessen, das die
Oma immer kocht?“, oder, oder ... Es
empfiehlt sich, dabei einmal die Augen zu schließen. Anschließend sollen sie erzählen, was sie mit dem
Gericht bzw. dem Produkt verbinden.
73
Medienübersicht
7 Medienübersicht
7.1
Grundsatzliteratur
ISBN 3-930007-18-5, 29,80 €,
Hintergrundwissen für Lehrer
aid Infodienst Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft e.V.; Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) e.V.; mit
Förderung durch das Bundesministerium
für Verbraucherschutz, Ernährung und
Landwirtschaft
Essen und Trinken in Schulen,
2003, ISBN: 3-33749-172-6, 25,- €
umfangreicher Ordner mit unverzichtbaren,
aktuellen Basisinformationen
Schlieper, C
„Ernährung heute“
Handwerk und Technik Verlag, ISBN 3582044742, 28,20 € ,
Nachschlagewerk mit zahlreichen Versuchen, Aufgaben und mehrfarbigen Abbildungen
Auswertungs- und Informationsdienst für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
(aid) e.V.*, Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE)
Optimix. Empfehlungen für die Ernährung von Kindern und Jugendlichen,
2001, ISBN 3-8308-0195-5, 2,00 €,
Basisinformationen; auch für Elternarbeit
Brockhaus Lexikonredaktion Hrsg.
Brochkaus-Ernährung
Brockhaus Verlag, 2001, ISBN 3-76530581-2, 49,95 €,
Allgemeines Nachschlagewerk
Deutsche Gesellschaft für Ernährung
(DGE)
Ernährungsbericht 2000,
ISBN 3-921606-40-3, 24,00 €,
Wissenschaftliche Darstellung der Ernährungssituation in Deutschland; u.a. Essverhalten u. Ernährungszustand von Kindern und Jugendlichen
Kast-Zahn, A. / Morgenroth, H.,
Jedes Kind kann richtig essen
Oberste Brink Verlag,
ISBN 3-9804493-9-4, 15,23 €,
Das Buch beschäftigt sich mit Ernährungserziehung und gibt viele Tipps mit denen
der "Esstisch nicht zum Stresstisch" wird.
Basisinformation für Elternarbeit
Pudel, V.
So macht Essen Spaß, Ein Ratgeber für
die Ernährungserziehung von Kindern,
Beltz 2002, ISBN 3-407-22846-5, 6,00 €,
Basisinformation für Elternarbeit
Schek, A.
Ernährungslehre kompakt – Kompendium der Ernährungslehre für Studierende
der Ernährungswissenschaft, Medizin und
Naturwissenschaften, Umschau Zeitschriftenverlag Breidenstein, 2002,
7.2
Weiterführende Literatur
Auswertungs- und Informationsdienst für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
(aid) e.V.*:
§ Hygiene in der Küche
1999, ISBN 3-89661-320-0, 2,50 €,
Bietet Hintergrundinformation über Mikrobiologie und Hygiene für Lehrkräfte.
• Hygiene in für Profis, Foliensatz auf
CD-Rom, 2003, ISBN 3-8308-0302-8,
25,00 €, Grundsätzliches Inhalte und
Notwendigkeiten für die Gemeinschaftsverpflegung bzgl. der Hygiene.
Bertelsmann Stiftung:
Aspekte der Ernährung im Kindes- und
Jugendalter. Ein Workshop der Expertenkommission „Ernährung und Gesundheit“,
Verlag Bertelsmann Stiftung, 2000, ISBN
3-89204-511-9, 8,00 €
Hintergrundinformationen für Lehrer und
Vorlagen für den Unterricht (CD-Format)
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA):
• Schulische Gesundheitserziehung
und Gesundheitsförderung 2
ISBN 3-933191-46-7 2002,
Broschüre kostenlos, Darstellung von
Ausgangslage, Rahmenbedingungen
und Umsetzungsstrategien bezgl. der
schulischen Gesundheitserziehungund Gesundheitsförderungen
• Das Ernährungsverhalten Jugendlicher im Kontext ihrer Lebensstile,
eine empirische Studie; Forschung
und Praxis der Gesundheitsförderung
Band 20, 2003, Broschüre kostenlos
• Ess-Störungen,
Bulimie – Magersucht – Ess-Sucht
Bestell-Nr.: 35231002, 2001, Broschüre kostenlos
Deutsche Gesellschaft für Ernährung
(DEG) e.V.
75
Medienübersicht
Essen und Trinken in Schulen, 2003
ISBN: 3-33749-172-6, 25,- Euro
umfangreicher Ordner mit unverzichtbaren,
aktuellen Basisinformationen
Forschungsinstitut für Kinderernährung
(FKE)
• optimiX Empfehlungen für die Ernährung von Kindern und Jugendlichen.
aid & DGE (Hrsg.), Bonn, (2001)
• Empfehlungen für das Mittagessen
in Kindertagesstätten und Ganztagsschulen
Bestellnummer: 9; 1997; 2,00 €
Broschüre, in der die optimierte Mischkost (optimix) vorgestellt wird. Praktische Vorschläge, kindgerechte Mittagsverpflegung und kalte Alternativen
in Kindertagesstätten und Ganztagsschulen ergänzen die Broschüre
Landesvereinigung für Gesundheit Nds.
e.V.:
• Balance halten ...
Chancen für ein gesundes Gleichgewicht im Lebensraum Schule
OPUS-Tagungsdokumentation vom
27.4.1999, 68 Seiten, Selbstkostenpreis 2,60 Euro + Versandkosten
• Aufwiedersehen, OPUS!
OPUS Niedersachsen, Dokumentation
der Fachtagung vom 04.04.2000 in der
Anna-Siemsen-Schule, 2,50 Euro +
Versandkosten
• Lust am Leben lernen
mit dem FZH Linden und dem NLI, 94
Seiten, 5,00 Euro + Versandkosten
• Gesunde Lebensräume schaffen –
Vernetzung fördern
Gemeinsam gesündere Lebensverhältnisse für Kinder und Jugendliche
entwickeln, Beiträge zur Schulentwicklung Nr. 12, Hrsg.: Landesvereinigung für Gesundheit Nds. e.V., NLI,
Hildesheim 1999, 72 Seiten, Versandkosten
76
Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit:
• Nudeldicker Hansel, spannenlange
Dirn,
Fachtagung zur Prävention von Essstörungen, Tagungsdokumentation
vom 06.03.2001, Versandkosten
Soziale Lage und Gesundheit:
Armut und Gesundheit - Praxisprojekte
aus Gesundheits- u. Sozialarbeit in Niedersachsen
Landesvereinigung für Gesundheit Nds.
e.V., Zentrum für Angewandte Gesundheitswissenschaften der Fachhochschule
Nordostniedersachsen und der Universität
Lüneburg (Hrsg.), 2000, ISBN: 3-93379106, Versandkosten
Suppenküchen im Schlaraffenland?!
Armut und Ernährung bei Familien und
Kindern in Deutschland
Landesvereinigung für Gesundheit Nds.
e.V., Akademie für ärztliche Fortbildung
der Ärztekammer Nds., DGE e.V., AOK –
Die Gesundheitskasse für Nds., Nds. Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten (Hrsg.)
Versandkostenpauschale, DIN A5, 97
Seiten
Medienübersicht
7.3
Materialien und Medien für die
Praxis
Auswertungs- und Informationsdienst für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
(aid) e.V.*
• Spiele rund um die Ernährungspyramide
2003, ISBN 3-8308-0324-9, 2,50 €;
Spielvorschläge für Kinder ab 5 Jahren
• Gesund essen und trinken in Kinderkrippen, Kindertagesstätten und
Schulen ISBN 3-89661-838-5, 3,00 €;
Informationen zu Grundlagen der Ernährung, sowie Rezeptvorschläge etc.
• 5 am Tag Spiel
2001, ISBN 3-8308-0206-4, 2,00 €,
Spielvorschläge zum Thema Obst und
Gemüse für Kinder ab 5 Jahren.
Auswertungs- und Informationsdienst für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
(aid) e.V., Ministerium für Ernährung und
ländlichen Raum
Baden-Württemberg
(MLR):
Esspedition Schule-Materialien zur Ernährung Klasse 1-6
Bestellnummer 3826, 25,00 €;
Materialsammlung für den Schulunterricht
(u.a. Grundlagenwissen, Arbeitsblätter,
Rezeptvorschläge)
Auswertungs- und Informationsdienst für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
(aid) e.V., Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE):
FoodNews Jugendmagazin
2002, ISBN 3-8308-0230-7, 3,00 €
Informative Broschüre (Fakten/Internetadressen/Experteninterviews);
für den Unterricht und Jugendarbeit geeignet.
Bertelsmann Stiftung:
Aspekte der Ernährung im Kindes- und
Jugendalter. Ein Workshop der Expertenkommission „Ernährung und Gesundheit“, Verlag Bertelsmann Stiftung,
2000, ISBN 3-89204-511-9, 8,00 €,
Hintergrundinformationen für Lehrer und
Vorlagen für den Unterricht (CD-Format)
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA):
• Ernährung und Gesundheit Materialien für das 5.-10. Schuljahr
Klett 1996. ISBN-Nr. 3-12-990582-0,
in begründeten Ausnahmefällen kostenlose Einzelexemplare (Bestell-Nr.
20310002) anfordern, Die Unterrichtsmaterialien widmen sich dem Problem
von Essgewohnheiten, die den Schüle-
•
rinnen und Schülern bewusst gemacht
werden sollen.
Spiele- Ideenhandbuch. Die Essbar
Best.-Nr. 35 434 000, kostenlos bei der
BZgA in Bonn, Gute und einfache
Spiele-Ideen rund ums Essen und Lebensmittel.
Niedersächsische Krebsgesellschaft e.V.:
Schulprojekt 5 am Tag für Kids
Foliensätze und Schulprojekt, Niedersächsische Krebsgesellschaft Königstr. 27,
30175 Hannover, 0511-388526263
Erlebniskiste: „Essen, Trinken & Co“:
www.erlebniskiste.de , 369 €,
Geeignete Medien, wie Handbücher, Arbeitshefte, Spiele und CD-ROMs für die
Ernährungserziehung in der Schule. Die
Materialien sind auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand, orientieren sich an
Lehrplänen und enthalten unzählige Vorschläge für spannende Unterrichtsstunden
Foodmedia 1999:
Fühlen wie`s schmeckt - Sinnesschulung
für Kinder und Jugendliche (6-14 Jahre),
Foodmedia, ISBN 3-9806481-3-3; 15,29 €,
Im Sandfeld 9, 36093 Künzell;
www.foodmedia.de
Verbraucher-Zentrale:
• Mittagsverpflegung in Schulen
1994; Verbraucher-Zentralen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen;
ISBN 3–923214-57-x Grundsätze, Argumente und konkrete Ansatzpunkte;
Broschüre kostenlos
• Was bedeuten die E-Nummern?
10/ 2003, ISBN 3-922940-16-1, 3,80 €,
Telefonisch bestellbar bei der Verbraucher-Zentrale unter 0511/ 91 19
60, Lebensmittel-Zusatzstoffliste mit
Bewertungen
• Biokost oder Hightech-Food?
2000, ISBN 3-933705-43-6, 7,16 € ,
Telefonisch bestellbar bei der Verbraucher-Zentrale unter 0511/ 91 19
60, Food-Design, Bioprodukte und
Gentechnik unter der Lupe
• Biokost oder Hightech-Food?
2000, ISBN 3-933705-43-6, 7,16 € ,
Telefonisch bestellbar bei der Verbraucher-Zentrale unter 0511/ 91 19
60, Food-Design, Bioprodukte und
Gentechnik unter der Lupe
• Gesundheitskost – gesunde Kost?
2001, ISBN 3-933705-82-7, 7,16 €,
Telefonisch bestellbar bei der Verbraucher-Zentrale unter 0511/ 91 19
77
Medienübersicht
•
60, Ein Wegweiser durch Werbung
und Wirklichkeit von „Gesundheitskost“
Fit für den Sport
2003, ISBN 3-936350-45-0, 5,80 €,
Telefonisch bestellbar bei der Verbraucher-Zentrale unter 0511/ 91 19
60, Richtige Ernährung für Freizeitsportler
Verbraucher-Zentrale Niedersachsen:
• Ernährungskiste
Materialien zur praktischen Umsetzung
des Themas „Essen und Trinken“ mit
Projekt- und Unterrichtsvorschlägen
sowie weiterführender Literatur und
Küchengerätschaften; Auskunft bei K.
Bratschke, Verbraucher-Zentrale Niedersachsen; Tel: 0511/ 91 19 643 oder
Fax: 0511/ 91 19 610; Ausleihkosten:
13,- € plus einer Kaution von 37,- €
• Gentechnikkiste
Unterrichts- und Projektmaterialien zur
Behandlung des Themas „Gentechnikeinsatz bei der Lebensmittelherstellung“; Auskunft bei K. Bratschke, Verbraucher-Zentrale Niedersachsen; Tel:
0511/ 91 19 643 oder Fax: 0511/ 91 19
610; Ausleihkosten: 13,- € plus einer
Kaution von 37,- €
• Grüne Pause – Praktische Ansätze
zur Förderung eines gesundheitsbezogenen Ernährungsverhaltens in
der Schule
12/ 1993; Pädagogisches Institut der
Landeshauptstadt Düsseldorf und VZ
NRW
ISBN 3–923214–46 4; Materialien für
die Sekundarstufe I und II; Broschüre
kostenlos
78
7.4
Kochbücher
Auswertungs- und Informationsdienst für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
(aid) e.V.
Kochen - das kann ich auch
ISBN 3-89661-205-0, 6,50 €, ab 8 Jahre,
Kochcomic; Schritt für Schritt Erklärung.
Von Cramm, Dagmar
Kinder Koch-Alphabet
Infos + Rezepte = Kochspaß mit Schritt für
Schritt Anleitung
Gräfe und Unzer Verlag, ISBN 3-77424916-4, 14,90 €,
Kochbuch und Informationsbuch in Einem.
Forschungsinstitut für Kinderernährung
Dortmund (FKE)
Das Optimixkochbuch für Kinder
Bestellnummer 20, 10,00 €,
Von Schülern erprobte einfache und leckere Rezepte in Anlehnung der OPTIMiXEmpfehlung.
Deifert, Dagmar
Das Peanuts-Kochbuch. Lieblingsrezepte von Charlie Brown und seinen
Freunden
Mary Hahn Verlag, ISBN 3-8728-7483-7
Verbraucher-Zentrale
Vollwertküche – schmeckt gut, tut gut,
schont die Umwelt
2003, ISBN 3-933705-47-9, 7,16 €,
Telefonisch bestellbar bei der Verbraucher-Zentrale unter 0511/ 91 19 60, Rezeptbroschüre mit Erläuterungen zur Vollwert-Ernährung
Medienübersicht
7.5
Medien-Kataloge
Auswertungs- und Informationsdienst für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
(aid) e.V.
2003/2004, kostenlos siehe Internetadresse
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Infodienst 2003, Kostenlos, siehe Internetadresse, erscheint alle 2 Monate
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Medienübersicht, Kostenlos, siehe Internetadresse
Central Marketing-Gesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft mbH (CMA)
Broschürenliste für die Ernährungsberatung 2003, Kostenlos, siehe Internetadresse
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
(DGE)
Medienverzeichnis, Kostenlos, siehe Internet, Medienpool
7.6
Internetadressen
Ø www.aid.de
Auswertungs- und Informationsdienst
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
(aid) e.V., , Umfangreiches Material
zum Themenbereich (u.a. Medienkatalog, Broschüren, Video, CD, Ausstellungen, Kassetten)
Ø http://www.bfe-ernaehrung.de/
Bundesforschungsanstalt für Ernährung, Forschungsergebnisse, Tagungsberichte, Datenbanken
Ø www.bmgs.bund.de
Bundesministerium für Gesundsheit,
Verbraucher-Info / Aufklärung, Themenschwerpunkte wählbar
Ø www.bgvv.de
Bundesinstitut für gesundheitlichen
Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV)
Kann spezielle Fragen beantworten
Ø www.bzga.de
Bundeszentrale für gesundheitliche
Aufklärung (BZgA), Sehr großes Serviceangebot, Kampagnen (Darstellung
etc.)
Ø www.cma.de
CMA Centrale Marketing-Gesellschaft
der deutschen Agrarwirtschaft mbH
Referat Wissenschafts-PR, Material für
den Unterricht; Siehe Bestellbogen für
Ernährungsinformation „richtig essen –
gesund genießen“; Arbeitet u.a. zusammen mit: DGE, Landesvereinigung
der Milchwirtschaft u.5-am-Tag.
Ø www.dainet.de
Deutsches Agrarinformationsnetz, Länderspezifischer und themenspezifischer
Aufbau
Ø www.dge.de
Deutsche Gesellschaft für Ernährung
e.V., Extraservice für Ganztagsschulen,
Publikationen für Verbraucher und
Fachkräfte (Fortbildungen, Medienservice, akt. Themen, Verbraucherinfo);
Spezielle Internetberatung bzgl. Ganztagsschulerpflegung
Ø www.dife.de
Deutsche Institut für Ernährungsforschung, Infopool für u.a. Publikationen,
Projektorstellungen, Veranstaltungen)
79
Medienübersicht
Ø www.ernaehrung.de
Deutsches Ernährungsberatungs- und informationsnetz (DEBInet), Hier findet
man Tipp`s u.a. für Adressen, Lexika,
Termine, Ernährung
Ø www.ernaehrung-undverbraucherbildung.de
Arbeitskreis für Ernährung und Schule
beim Bundesministerium für Verbraucherschutz. Ernährung und Landwirtschaft. Das Portal bietet den Zugang zu
strukturierten, umfangreichen Informationen. Der Zugriff auf folgende Angebote soll ermöglicht werden:
• Standards in der Ernährungs- und
Verbraucherbildung von der Eingangsklasse bis zum Ende der
Pflichtschulzeit,
• exemplarische, unterstützende Unterrichtsmaterialien,
• aktuelle Fachinformationen und
• eine kommentierte Sammlung fachlich fundierter Internetadressen.
Ø www.fke-do.de
Forschungsinstitut für Kinderernährung
Dortmund
Darstellung wissenschaftlicher Daten,
Ernährungsempfehlungen, Publikationen, Broschüren etc. rund um die Kinderernährung
Ø www.gesundheit-nds.de
Landesvereinigung für Gesundheit Niedersachsen e.V., Veröffentlichungen
Gesundheit Niedersachsen u.a. Veranstaltungen, Adressen, Datenbanken,
Netzwerke
Ø www.lagj-nds.de
Landesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Jugendzahnpflege in Niedersachsen, Lern- und Unterrichtseinheiten für Kindertagesstätten und Schulen,
Broschüren „ Zahngesundheit und Ernährung“, Demo-Gebisse mit Bürsten,
Zahnputzbrunnen, Kariestunnel, DiaSerien, Videos
Ø www.laves.niedersachsen.de
Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Aktuelle Informationen über
Lebensmittel- und Lebensmittelsicherheit
Ø www.ml.niedersachsen.de
Niedersächsiches Ministerium für den
ländlichen Raum, Ernährung, Landwirt80
schaft und Verbraucherschutz, Modellprojekt „Essen macht Schule“
Ø www.milchwirtschaft.de
Aktuelle Statistiken, Termine, Lehrmaterial, Schulungen, Ernährung, Ausstellung, Qualität, Umwelt
Ø www.powerkids.de
Info über das Programm „Power Kids“ –
Ein Programm für übergewichtige Kinder im Alter von 8-12 Jahren
Ø www.rki.de
Robert-Koch-Institut, Institutionen und
ihre Angebote von A – Z (u.a. Gesundheit, Gentechnik, Forschung, Gesundheitsberichtserstattung)
Ø www.talkingfood.de
Talking Food – InternetFactory – Kampagne für Jugendliche (Lebensmittelsicherheit, Fun Food, Brain Food)
Ø www.verbraucherzentraleniedersachsen.de
Verbraucher-Zentrale Niedersachsen,
Zahlreichen Medien, Infopool, Beratung
Ø www.verbraucherministerium.de
Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft
(BMVEL),
Verbraucherinformationen
,Aufklärung, Pressedienst, Welternährung
Ø www.was-wir-essen.de
alles über Lebensmittel, Erzeugung,
Verarbeitung, Einkauf, Kennzeichnung,
Gesund essen, Verbraucherschutz,
Spaß und Spiele
Medienübersicht
7.7
Ausstellungen
Ø Multimediale
Wanderausstellung:
Richtig essen und trinken mit Kasimir
Auswertungs- und Informationsdienst
für Ernährung, Landwirtschaft und
Forsten (aid) e.V., Kostenlose Ausstellungs-Kurzbeschreibung über Inhalte sowie Abbildungen der einzelnen
Elemente, Begleitmaterial. Auskunft
über die genauen Mietkonditionen erhalten Sie beim aid.
Ø Von Milchriegeln, Obstzwergen und
anderen Lachbonbons
Verbraucher-Zentrale; Eine Ausstellung über Ernährung für Kinder im
Spiegel der Werbung, Auskunft über
die Ausleihbedingungen erhalten sie
bei Kathrin Bratschke, VerbraucherZentrale Niedersachsen; Tel: 0511/ 91
19 643 oder Fax: 0511/ 91 19 610
Kostenlose Ausstellungs-Kurzbeschreibung über Inhalte auf Wunsch
erhältlich
Ø Ein Parcours der Sinne – Knackig,
duftig, bunt Erlebniswelt Essen
Verbraucher-Zentrale, Eine Mitmachausstellung zur Schärfung der Sinne
beim Essen und zur Förderung der
Esskultur; Auskunft über die Ausleihbedingungen erhalten sie bei Kathrin
Bratschke, Verbraucher-Zentrale Niedersachsen; Tel: 0511/ 91 19 643 oder
Fax: 0511/ 91 19 610 Kostenlose Ausstellungs-Kurzbeschreibung über Inhalte auf Wunsch erhältlich, Evt. neue
Rubrik?!
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Ansprechpartner in Niedersachsen
8 Ansprechpartnerinnen und -partner in Niedersachsen
Adressen
Hinweise
Deutsche Gesellschaft für Ernährung Sektion Niedersachsen
Berliner Allee 20
30175 Hannover
Schwerpunkte in Niedersachsen:
Konzeption / Durchführung von interdisziplinären Fortbildungsveranstaltungen,
z B. Niedersächsisches Ernährungsforum, Fachtagungen Kindergarten; Unterstützung u. Beteiligung an Projekten der
Gesundheitsförderung (u.a. in Schulen
Gemeinsam schmausen in den Pausen);
Durchführung von Aktionen und Ausstellungen in Kooperation mit anderen Institutionen.
Helga Strube und Dörthe Hennemann
Tel.: 0511-380-2466, Fax: 0511-380-2465
E-mail: [email protected]
Geschäftsstelle Oldenburg, Hanna Boklage
Hugo-Zieger-Str. 37
26133 Oldenburg
Tel: 0441/ 94 90 907
E-mail: [email protected]
Gesundheitszentrum Göttingen
Burgstraße 5
37073 Göttingen
Tel.: 0551–48 67 66, Fax: 0551-4 27 59
Gesundheitszentrum Osnabrück
Meller Straße 80
49082 Osnabrück
Tel.: 0541-58 90 44 oder 58 76 98,
Fax: 0541-57 19 19
E-mail: [email protected]
Internet:
www.osnanet.de/gesundheitszentrumos/
Interessengemeinschaft Gesundes Leben e.V.
(IGEL e.V.)
Gesundheitsladen Barnstorf
Kampstraße 19
49406 Barnstorf
Dienstleistungsangebote und Seminare
für verschiedene Träger (Krankenhäuser,
Senioreneinrichtungen; Schulen, KITAS)
Das GZ ist eine Koordinationsstelle und
Beratungseinrichtung im Gesundheitsund Selbsthilfebereich. Gesundheitsbezogene Aufklärung u. Selbsthilfeförderung stehen im Vordergrund der Arbeit.
Das Gesundheitszentrum bietet ein umfangreiches Kurs- und Veranstaltungsprogramm, wie z. B. zum Thema: „Herzkrankheiten“ und „Haltung und Bewegung“.
Die IGEL bietet Einzelnen und Gruppen
ein breitgefächertes Angebot an Kursen,
Beratung, Vernetzung und Selbsthilfe im
Gesundheitssektor.
Tel.: 05442–89 00, Fax: 05442–99 19 84
Landesvereinigung für Gesundheit Nds. e.V.
„Praxisbüro Gesunde Schule“
Fenskeweg 2, 30165 Hannover
Angelika Maasberg
Tel.: 0511-38 81 18 92, Fax: 3 50 55 95
E-mail:
[email protected]
Die Landesvereinigung für Gesundheit
Niedersachsen ist ein unabhängiger
Fachverband für Gesundheitsförderung, erziehung und Prävention in Niedersachsen, in dem verschiedene Einrichtungen
aus dem Gesundheits-, Sozial-, und Bildungssektor organisiert sind.
Der Verein koordiniert gesundheitsbezogene Maßnahmen, entwickelt innovative
Programme und Modellprojekte, vermittelt aktuelle Informationen für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in den ge83
Ansprechpartner in Niedersachsen
Adressen
Hinweise
nannten Sektoren und regt Vernetzungsaktivitäten an. Darüber hinaus organisiert
er Fortbildungen, Kongresse und gibt
Publikationen zu den Themenfeldern
Prävention, Gesundheitserziehung und
Gesundheitsförderung heraus.
Landesvereinigung der Milchwirtschaft Nds.
e.V.
Seelhorststraße 4
30175 Hannover
Dienstleistungen für Schulen:
Schulmilchberatung vor Ort
Unterrichtsangebote zum Thema „Gesundes Frühstück“ und „Vollwertige Ernährung“
Vermittlung von Hofbesichtigungen
E-mail: lv.nds@milchwirtschaft .de
Internet: www.milchwirtschaft.de
Ammerländer Heerstraße 121,
26129 Oldenburg
E-mail: lv.ol@milchwirtschaft .de
Ernährungsberatung:
Renate Gramberg, Oldenburg
Tel.: 0441-9 73 82 25
Urte Pernsch, Oldenburg
Tel.: 0441-9 73 82 26
Sylvia Hernicke-Reinhardt, Hannover
Tel.: 0511-8 56 53 32
Landesverband der Volkshochschulen Nds.
e.V.
Bödeckerstraße 16
30161 Hannover
Gesundheitsbildung / Ernährung:
Silvia Schröder (Sachbearbeiterin)
Tel.: 0511-3 48 41 -34
E-mail: [email protected]
Tel.: 0511-3 48 41 -0 Auskunft
0511-3 48 41 -25 Bestellungen
Fax: 0511-3 48 41
Internet: www.vhs-nds.de
Niedersächsisches Kultusministerium
Schiffgraben 12 (Postfach 161)
30159 Hannover
Verpflegung in Ganztagsschulen:
Georg Homburg
Tel.: 0511- 120-7319, Fax: -7459
E-mail:
[email protected]
Niedersächsische Krebsgesellschaft
Königstraße 27
30175 Hannover
Gesundheitskampagne der Dt. Krebsgesellschaft e.V. „5 am Tag“ – mit Obst und
Gemüse gegen den Krebs
Service-Telefon: 0511-3 88 52 62 63
Service-Fax: 0511-3 88 53 43
E-mail: [email protected]
Internet: www.nds-krebsgesellschaft.de
Internetprogramm zu Krebs und Ernährung „Gesund essen, gesund bleiben“
Welche Krebsarten können durch Ernährung beeinflusst werden
Infos zu Schutzstoffen in Obst & Gemüse
Niedersächsisches Ministerium für den ländlichen Raum, Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz
Calenberger Str. 2
30169 Hannover
Informations- und Aufklärungsmaßnahmen im Ernährungsbereich:
Dr. Dorothee Meyer-Mansour
Tel.: 0511-120-2239, Fax: -2385
E-mail: Dorothee.Meyer-Mansour@
ml.niedersachsen.de
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Ansprechpartner in Niedersachsen
Adressen
Hinweise
Niedersächsischer Landfrauenverband
Hannover e.V. (NLV)
Johannssenstraße 10
30159 Hannover
Interessensschwerpunkt des NLV liegt
u.a. in den Bereichen „Ländlicher Raum“,
„Hauswirtschaft“ und „Ernährung“. Der
NLV und der Landfrauenverband WeserEms sind schulpolitisch engagiert. Landfrauen fordern eine verbesserte Integration der Hauswirtschaft in den Schulalltag.
Aktionen z.B.:
„Haushalts(s)pass für Jungen“ – ein Alternativangebot für die Schüler am sog.
Girl`s Day.
Inhalt: Vermittlung von Hauswirtschaftlichen Fertigkeiten
Tel.: 0511-3 53 96 00, Fax: 0511- 35 39 60 15
E-mail: [email protected]
Internet: www.landfrauen-nlv.de
Landfrauenverband Weser-Ems e.V.,
Mars-la-Tour-Straße 6
26121 Oldenburg
Tel.: 0441-801-800, Fax: 0441-801-819
Verband der Diplom-Oecotrophologen e.V.
Örtliche Gruppen:
Braunschweig:
E-mail: [email protected]
Kerstin Labitzke
Tel.: 0531-2 14 16 24
Göttingen:
E-mail: [email protected]
Heidrun Klaus
Tel.: 0551-7 55 05
Silke Kröger
Tel.: 0511-79 8890 90
Oecotrophologinnen und Oecotrophologen sind aufgrund ihrer interdisziplinären
Ausbildung Ansprechpartner bei Ernährungs-, Verbraucher- und Haushaltsfragen. Sie arbeiten unter anderem im Bereich der Ernährungsberatung und schulung sowie in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Unternehmensberatung,
etc.
Hannover:
E-mail: [email protected]
Melanie Kröger
Tel.: 0511-3 94 32 60
Gesa Marsch
Tel.: 05166-9 10 63
Hildesheim:
E-mail: [email protected]
Anke Schönert-Dommnich Tel.: 05121-5 46 39
Lüneburg:
E-mail: [email protected]
Silke Hansen-Dau Tel.: 04131-3 87 01
Verbraucherzentrale Niedersachsen
(insgesamt 19 Beratungsstellen)
VZ Göttingen:
Theaterstraße 24, 37073 Göttingen
Heidrun Klaus Tel.: 0551/ 48 65 85
Fax: 0551/ 53 11 676
E-Mail:[email protected]
In 6 Beratungsstellen (s. linke Spalte)
gibt es spezielle Ansprechpartnerinnen
für die Ernährungsaufklärung für Kindertagesstätten, Schulen und Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen
VZ Hannover:
Herrenstraße 14, 30159 Hannover
Kathrin Bratschke Tel.: 0511/ 9 11 96 43
Fax. 0511/ 91 19 610
E-Mail: [email protected]
VZ Oldenburg
Julius Mosen Platz 5, 26122 Oldenburg
Renate Beckmann Tel.: 0441/ 12369
Fax: 0441/ 9 25 07 65
E-Mail: [email protected]
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Ansprechpartner in Niedersachsen
Adressen
VZ Osnabrück:
Große Straße 67, 49074 Osnabrück
Annette Liebner Tel.: 0541/2 10 95
Fax: 0541/ 20 26 502
E-Mail: [email protected]
VZ Stade:
Bahnhofsstraße 2, 21682 Stade
Susanne Bergmann Tel.: 04141/4 39 14
Fax: 04141/ 95 18 74
E-Mail: [email protected]
VZ Wolfsburg:
Schillerstraße 16, 38440 Wolfsburg
Tanja Bolm Tel.: 05361/60 99 81
Fax: 05361/ 29 18 23
E-Mail: [email protected]
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Hinweise
„Schule ist mehr ...“
Impulse für „Gesundheitsbildung
- Ernährungsbildung - Alltagskompetenz“
Schwerpunkte für den Sekundarbereich I
(5.-10. Schuljahr)
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