CMD – das kranke Kiefergelenk - Zahnarztpraxis Dr. Nordmeyer aus

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CMD – das kranke Kiefergelenk
Die Kiefergelenke gehören zu den am stärksten belasteten Gelenken unseres Körpers. Unsere Nahrung
wird zwar immer weicher, aber der seelische Stress
nimmt immer mehr zu. Darum kauen wir unsere täglichen Probleme nachts noch einmal durch. Fehlende
oder falsch stehende Zähne verstärken diese
"schlechten Angewohnheiten". Die Folgen sind
Schäden an Zähnen, Muskeln und Kiefergelenken,
die für derartig starke Dauerbelastungen nicht
geschaffen sind.
Das Knackgeräusch im Kiefergelenk ist das erste
Zeichen für eine Veränderung, die unbehandelt meist
mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen
endet.
Eine gründliche Untersuchung – die Funktionsanalyse
– lässt das Ausmaß des Schadens erkennen. Eine
individuell angepasste Schiene kann helfen, bleibende
Schäden zu verhindern.
Unter "Cranio-Mandibulärer-Dysfunktion", abgekürzt
CMD, versteht man in der Medizin eine Reihe von
Symptomen, die ihren Ursprung im Bereich der
Muskulatur des Kopfes und Halses haben.
Ursprünglich sah man im wesentlichen eine
Problematik der Kiefergelenke: der Oberkiefer sitzt im
Schädel=Cranium, der Unterkiefer heißt Mandibula,
Dysfunktion bedeutet fehlerhafte Funktion. Heute hat
man die Muskulatur als die treibende Kraft dieser
Fehlfunktionen erkannt. Beteiligt ist dabei meist die
gesamte Muskulatur des Kopfes und des Halses, die
allerdings unterschiedlich stark und häufig angespannt wird.
Die Normalfunktion dieser Muskeln ist abhängig von
der Hauptaufgabe der jeweiligen Muskeln. Die
Muskeln die die Kiefer schließen, also beim Beißen
benötigt werden, können kurzzeitig sehr hohe Kräfte
aufbringen. Die Muskeln des Halses sind für die
Haltung des Kopfes da. Sie brauchen nicht so sehr
kräftig zu sein, müssen dafür ausdauernder sein,
denn diese Haltearbeit wird ja über lange Zeit
gebraucht. Die mimische Muskulatur, also die
Muskeln des Gesichts und die unter dem Haupthaar,
werden zum Signalisieren unserer Stimmung an die
Mitmenschen eingesetzt. Wenn wir glücklich sind und
uns freuen und lachen aber auch bei Angst, Ärger,
Wut oder im Trauerfall werden diese Stimmungen
durch die unterschiedlichen Gesichtsausdrücke wiedergegeben.
Allen diesen Muskeln ist eines gemein: bei Überbelastung verspannen sie und werden schmerzhaft. Der
Kopfschmerz nach einer durchfeierten Nacht ist zum
Beispiel eine Verspannung der Muskel auf dem Kopf,
die dann oft als kappenartiger Schmerz beschrieben
wird.
Die Steuerung der Muskeln erfolgt über die Nerven
durch das Gehirn. Da meist nicht ein einzelner
Muskel vom Gehirn "eingeschaltet" wird, sondern
mehrere, also Muskelgruppen und ein Muskel mehreren Gruppen angehören kann, kommt es oft auch zu
Schaltfehlern, die sich darin äußern, dass mehrere
Muskelgruppen gleichzeitig aktiv sind, obwohl das
eigentlich für den Zweck nicht nötig ist. Die Muskeln
des Kopfes, Halses und angrenzend auch der
Schultern, die ja bei der Kopfhaltung als Widerlager
eine wichtige Rolle spielt, sind sehr oft durch eigentlich unnötige Verspannungen betroffen. Dabei findet
sich als Zentrum der Aktivität sehr oft das
Kiefergelenk als zentraler Verknüpfungspunkt der
uralten "Lebenserhaltungszentrale". Fressen, Trinken,
Atmen, Kämpfen, Kommunizieren – fast alle lebenserhaltenden Funktionen sind mit den Kiefern verbunden.
Die Funktionsdiagnostik des Kiefergelenks und der
beteiligten Muskulatur ist eine erweiterte
Untersuchung, die sich aus verschiedenen
Teiluntersuchungen zusammensetzt. Im letzten
Vierteljahrhundert hat sich die Gewichtung der einzelnen Komponenten in der Beurteilung der Fachleute
sehr gewandelt.
Sprach man in den 70er- und 80er-Jahren noch von
der "Gnathologie" und legte fast ausschließlich auf
die Gestaltung der Kauflächen der Zähne wert, also
eine sehr technisch mechanische Sichtweise, rückte
in den 80er- und 90er-Jahren die Muskulatur als die
"treibende Kraft" der Haltung und Bewegung des
Unterkiefers und des Kopfes in den Vordergrund.
Folgerichtig wurden als Ursache der erhöhten
Muskelaktivität die psychosozialen Belastungen, die
uns alle vermehrt betreffen, in das zentrale Blickfeld
gerückt.
Man spricht heute von "Cranio-MandibulärerDysfunktion" (CMD) was übersetzt
"Kiefergelenksfehlfunktion" bedeutet.
aktuellen Rechtsprechung gewürdigt: auch wenn die
Kosten der Funktionsanalyse nicht von den
Gesetzlichen Krankenkassen getragen werden, ist
eine solche Untersuchung auf Kosten des Patienten
durchzuführen, wenn Zahnersatz, Kronen oder
Füllungen angefertigt werden sollen und durch die
Voruntersuchung der Verdacht auf eine
Funktionsstörung vorliegt. Auch hier erkennt man die
Bedeutung der Funktionsdiagnostik.
Die Kiefergelenksdiagnostik, wie sie mit der
Funktionsdiagnostik durch den weitergebildeten und
erfahrenen Zahnarzt möglich ist, kann also nur ein
Momentbild des Schadens aufzeigen, wie er sich zur
Untersuchungszeit darstellt. Sie allein ist keine
Untersuchung der Grundprobleme. Trotzdem ist sie
von größter Bedeutung, weil erst durch sie das
Ausmaß des Schadens ermessen werden kann und
durch geeignete zahnärztliche Maßnahmen eine weitere Schädigung bis hin zur Zerstörung empfindlicher
Gelenkstrukturen vermieden werden kann.
Die Funktionsdiagnostik gliedert sich in einzelne
Untersuchungsabschnitte auf, die je nach Schwere
des Befundes kaskadenartig abgearbeitet werden
müssen. Dabei ist nicht jeder Untersuchungsschritt
auch bei jedem Patienten notwendig oder sinnvoll.
Ausbildung und Erfahrung des Untersuchers ersparen
Unbequemlichkeiten und Kosten. Denn, obwohl
immer mehr Menschen von diesen psychosomatischen Problemen betroffen sind, wird ein großer Teil
der Untersuchung nicht von den Kostenträgern der
Gesetzlichen Krankenversicherung übernommen.
Die Funktionsdiagnostik beginnt eigentlich schon mit
der zahnärztlichen Grunduntersuchung. Hier sollte
jeder Zahnarzt die auffälligsten Befunde einer
Funktionsstörung erkennen und eine erweiterte
Diagnostik einleiten. Leider ist das nicht immer so.
Auch auffällige Befunde werden vielfach als "altersentsprechende Abnutzungserscheinung" oder
"bedeutungslose Normvariante" verkannt. Um so
gefährlicher wird es, wenn dann durch die zahnärztliche Behandlung, also durch Füllungen, Kronen oder
Zahnersatz, die Probleme des Patienten verstärkt
oder ausgelöst werden. Denn so weit gelten die
Regeln der Gnathologie auch heute noch, dass eine
ungünstige Gestaltung der Kauflächen eine
Funktionsstörung verstärken oder vermeintlich auslösen kann, wenn sie denn nur als unterschwellige,
also noch nicht schmerzhafte Schädigung, vorliegt.
Peinlich, wenn dann der neue Zahnersatz nur noch
für den Mülleimer taugt. Dieses wird auch von der
Sollte also die zahnärztliche Untersuchung den
Verdacht auf eine Funktionsstörung ergeben haben,
wäre als nächster Schritt eine klinische
Funktionsanalyse durchzuführen. Hierbei handelt es
sich um eine erweiterte Untersuchung, die aus der
Erhebung der speziellen Anamnese (Vorgeschichte),
eine einfache Vermessungen der Bewegungen des
Unterkiefers und das gezielte Abtasten der
Muskulatur und Gelenke.
Ein wichtiger Teil dieser klinischen Funktionsanalyse
ist die Manuelle-Struktur-Analyse. Dieses
Untersuchungsverfahren, gibt durch gezielte Druckund Zugbelastung mit den Händen des Untersuchers
Aufschluss über den Zustand der Kiefergelenke und
der Muskulatur, wie es kein anderes Verfahren vermag. Allerdings hängt das Ergebnis sehr von der
Ausbildung und der Erfahrung des Untersuchers ab.
Die räumliche Nähe der Kiefergelenke mit den Ohren
macht es erforderlich, ggf. auch einen Facharzt für
Hals-Nasen-Ohrenheilkunde hinzuzuziehen. Enge
Verknüpfungen der als "Kaumuskulatur" bezeichneten
Muskelgruppen mit der Muskulatur von Kopf und
Hals, Schultern, Wirbelsäule bis hin zum Becken
benötigen in vielen Fällen auch den Rat eines
Facharztes für Orthopädie und den Einsatz der
Physiotherapie. Da die Haltung von Kopf, Schultern
und Wirbelsäule von den Augen gesteuert wird, ist
eine mögliche Fehlsichtigkeit durch einen Facharzt für
Augenheilkunde und einen Augenoptiker zu korrigieren. Falls erforderlich kann durch einen Facharzt für
Radiologie ein Magnet-Resonanz-Tomogram (MRT)
als bildgebendes Verfahren angefertigt werden.
Möglicherweise sind die Ursachen von Schmerzen
und Fehlfunktionen aber auch in einer Erkrankung
des Gehirns oder der Nerven zu suchen, wofür ein
Facharzt für Neurologie zu Rate gezogen werden
muss. Letztendlich ist die Ursache von Schmerzen
und Funktionsstörungen in psychischen Überlastungen und Stress zu sehen, so dass auch die Hilfe
eines Facharztes für Psychotherapeutische Medizin
erforderlich wird.
Erste zahnärztliche Hilfe erfolgt in dieser Phase durch
den Einsatz von sogenannten Schienen, die bei
Schmerzen und Verspannungen der Muskulatur
Linderung und Entspannung bringen und für die weitere Untersuchung und Behandlung möglicher
Störungen in der Verzahnung der Zähne als
Grundlage dienen.
Zur Absicherung etwaiger unklarer Befunde kann eine
instrumentelle Funktionsanalyse sinnvoll sein. Damit
lassen sich die Bewegungen des Kiefergelenks präzise aufzeichnen und auswerten. Dieses Verfahren lässt
sich auch mit computergestützter Aufzeichnung verbinden.
Es wird deutlich, dass die Erkennung von
Funktionstörungen im Zusammenspiel von
Kopfmuskulatur, Kiefergelenken und Zähnen und
möglicher verschleiernder Ursachen sehr komplex ist
und eine gute Koordination erfordert. Da der häufigste erste Anlaufpunkt des Patienten die
Zahnarztpraxis ist, hat es sich ergeben, dass von hier
aus die Betreuung der Patienten erfolgt.
Bedauerlicherweise wird dieser Bereich allerdings
kaum in der Grundausbildung des Zahnarztes, also
Studium und Assistenzzeit, ausgebildet. Kenntnisse
können fast ausschließlich in Weiterbildungen an
Universitäten und zahnärztlichen
Fortbildungsinstituten erworben werden, was erheblichen Zeitaufwand und hohen finaziellen Einsatz erfordert. Die Ausbildung zum Kieferorthopäden, der
eigentlich korrekt "Orthodontist" heissen müsste,
umfasst diesen Bereich ebensowenig wie das vorhergegangene Studium der Zahnmedizin. Folglich gibt
es noch einen großen Mangel an in diesem
Fachgebiet weitergebildeten Zahnärzten.
Für weitere Informationen:
Dr. med. dent. Claus Nordmeyer
Rischweg 3
D-30559 Hannover (Anderten)
Tel.: 05 11 - 52 05 20
E-Mail: [email protected]
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