Kindertraumatologie Behandlung von Verletzungen und Fehlstellungen im Kindes-/Jugendalter und deren Folgen Unfallchirurgie und Orthopädie Klinik für Orthopädie, Unfall-, Handund Wiederherstellungschirurgie Direktor: Prof. Dr. Leonard Bastian E-Mail [email protected] Internet www.klinikum-lev.de Klinik für Kinder und Jugendliche Direktor: Priv.-Doz. Dr. Joachim G. Eichhorn Telefon 0214 13-48000 Telefax 0214 13-48390 E-Mail [email protected] Internet www.klinikum-lev.de Klinikum Leverkusen gGmbH Am Gesundheitspark 11 51375 Leverkusen B0065-10.2015-V1. Fotos/Zeichnungen: Klinikum Leverkusen. Telefon 0214 13-2151 Telefax 0214 13-2202 Der Mensch im Mittelpunkt unseres Handelns Kliniken für Orthopädie, Unfall-, Hand-, Wiederherstellungschirurgie Kinder und Jugendliche Vorwort | Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Patientinnen und Patienten, | Was wir bieten Verletzungen von Kindern stellen in jeder unfallchirurgischen Klinik eine Besonderheit dar, da es sich bei Kindern nicht um „kleine Erwachsene“ handelt. • Bevorzugte Behandlung verletzter Kinder in der Zentralambulanz im Rahmen einer Triage • Krankengymnastische Behandlung durch speziell ausgebildete Kinderphysiotherapeuten (Physio-Centrum MEDILEV) • In der Zentralambulanz Ruhigstellung der Verletzung und Gabe von Schmerzmitteln, so weit dies notwendig ist • Hausinterne Leitlinien nach aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen • Modernste Röntgengeräte mit minimaler Strahlenbelastung in Zusammenarbeit mit RNR • Narkoseärzte, die umfangreiche Erfahrung mit Kindernarkosen haben • Im Falle der stationären Aufnahme gemeinsame Behandlung durch Unfallchirurgen und Kinderärzte • Interne Fachfortbildungen gemeinsam mit der Klinik für Kinder und Jugendliche • Leitliniengerechte Erstversorgung als zertifiziertes regionales Traumazentrum im Traumanetzwerk Köln • Bei schwerem Schädeltrauma enge Kooperation mit der neurochirurgischen Uniklinik Köln Kindliche Verletzungen unterscheiden sich in der Art, der Diagnostik und der Therapie von denen erwachsener Patienten. Außerdem wird die spezielle Situation vor allem von den Eltern und Angehörigen als besonders belastend empfunden. Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung ist die spezielle Erfahrung der behandelnden Ärzte. Im Klinikum Leverkusen werden verletzte Kinder interdisziplinär von Unfallchirurgen, Kinderärzten und Narkoseärzten behandelt. Ist eine stationäre Aufnahme notwendig, erfolgt diese auf einer altersgerechten Kinderstation, wo erfahrene Kinderkrankenpflegekräfte die Kinder betreuen. Die ärztliche Behandlung erfolgt gemeinsam durch Kinderärzte und Unfallchirurgen. Das Westdeutsche Zentrum für Kindertraumatologie gewährleistet diese spezialisierte Ausrichtung rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. ••• Mit freundlichen Grüßen • Stationäre Unterbringung auf modernen, altersgerechten Kinderstationen • Behandlung allgemeinchirurgischer und urologischer Verletzungen durch die entsprechenden Fachkliniken im Hause • Mitaufnahme eines Elternteils bei Kindern bis einschließlich sechs Jahren • Ambulante Metallentfernung im Zentrum für ambulantes Operieren Prof. Dr. Leonard Bastian Priv.-Doz. Dr. Joachim G. Eichhorn Direktor der Klinik für Orthopädie, Unfall-, Direktor der Klinik für Kinder Hand- und Wiederherstellungschirurgie und Jugendliche 2 3 Inhalt | Kontakt | Inhalt Adresse Wichtige Telefonnummern Klinikum Leverkusen gGmbH Am Gesundheitspark 11 | 51375 Leverkusen Notarzt/Rettungsdienst 112 Notfallambulanz im Klinikum 0214 13-2000 Klinik für Orthopädie, Unfall-, Handund Wiederherstellungschirurgie Direktor: Prof. Dr. Leonard Bastian Tel. 0214 13-2151 | Fax 0214 13-2202 [email protected] Station C1 (Kleinkinder) 0214 13-48050 Station D0 (Kinder/Jugendl.) 0214 13-2229 Klinik für Kinder und Jugendliche Direktor: Priv.-Doz. Dr. Joachim G. Eichhorn Tel. 0214 13-48000 | Fax 0214 13-48390 [email protected] Vereinbaren Sie bitte Ihren persönlichen Termin über das Patientenmanagement der Klinik unter Telefon 0214 13-2571. ••• Kinderorthopädische Sprechstunde Kompetenz und Qualität 6 Verletzungen der unteren Extremitäten22 Patientensicherheit 8 Oberschenkelhalsfraktur22 Oberschenkelschaftfraktur22 Kniegelenksverletzungen24 Verrenkung der Kniescheibe (Patellaluxation)25 Unterschenkelfraktur26 Fußverletzungen27 Knochenbrüche (Frakturen) 12 Verletzungen der oberen Extremitäten14 Schlüsselbeinbruch (Klavikulafraktur)14 Verrenkung der Schulter (Luxation) 14 Oberarmkopfbruch15 Oberarmschaftbruch15 Ellenbogenverletzungen16 Unterarmfraktur20 Handverletzungen21 Weichteilverletzungen an der Hand 28 Verbrennungen/Verbrühungen29 Schädel-Hirn-Trauma30 Kinderorthopädie31 Hüfdysplasie31 Klumpfuß32 Plattfuß/Juveniler Knick-Senk-Fuß 33 4 5 Kompetenz und Qualität | Bei Unfall gut versorgt - Regionales Traumazentrum DGU® Jedes Jahr erleiden über 35.000 Erwachsene und Kinder in Deutschland schwere, oft lebensbedrohliche Verletzungen. Bei der Versorgung und Behandlung zählt dann jede Minute! | Auf gute Erfahrung vertrauen Die Kindertraumatologie im Klinikum Leverkusen zählt zu den größten spezialisierten Einrichtungen dieser Art in Nordrhein-Westfalen. Bei der Behandlung von Verletzungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates im Kindesalter gehen wir standardisiert und an Behandlungsleitlinien orientiert vor, um den Kindern/Jugendlichen eine sichere Heilung und rasche Rückkehr ins gewohnte Umfeld zu ermöglichen. Bei der Behandlung erreichen wir die Synthese von modernen Operationstechniken, ärztlich kontrollierter Nachbehandlung sowie dem Einsatz von individuell konzipierten physiotherapeutischen Anwendungen. Durch dieses Konzept ermöglichen wir den Kindern nach einem kurzen stationären Aufenthalt direkt in den Alltag zurückzukehren, zumindest aber stabilisiert in die ambulante Nachsorge zu gehen. Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie Ärzte (Fachärzte) 25 (16) Betten (gemäß KH-Plan) 98 Stationäre Patienten Ambulante Patienten 3.376 18.765 Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Ärzte (Fachärzte) 22 (10) Betten (gemäß KH-Plan) 70 Stationäre Patienten Ambulante Patienten 3.500 15.000 Unfallverletzungen bei Kindern/Jugendlichen Ambulante Behandlungen 10.245 Stationäre Behandlungen 630 Spezielle Kindernarkosen 1.257 Behandelte Knochenbrüche 1.023 - davon operativ therapiert 215 Behandelte Schädelverletzungen 380 Zahlen 2014. Das Behandlungsergebnis hängt maßgeblich von der Verletzungsart und -schwere, der zeitnahen präklinischen und klinischen Erstversorgung in einer kompetenten Traumaklinik und der ständigen fachgerechten Verfügbarkeit aller für die Versorgung von Schwerverletzten notwendigen medizinischen Disziplinen ab. Mit dem TraumaNetzwerk DGU® und der Datenbank TraumaRegister DGU® wurden von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie Konzepte zur flächendeckenden Standardisierung, Sicherung der Behandlungsqualität und Optimierung der Behandlung schwerverletzter Patienten etabliert. Seit 01.03.2012 ist das Klinikum Leverkusen unter der Leitung der Klinik für Orthopädie, Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie zertifiziertes regionales Traumazentrum des TraumaNetzwerk Köln der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie. Folgende strukturellen, personellen und apparativen Qualitätsmerkmale stehen für die optimale Versorgung Schwerverletzter in Leverkusen bereit: • 24-stündige Besetzung der Notfallambulanz und des Schockraumes mit qualifiziertem Ärzte- und Pflegepersonal • Intensivstation • 24-stündig verfügbare Computertomographie in Zusammenarbeit mit RNR • Enge Kooperation mit der Klinik für Neurochirurgie von Prof. Goldbrunner der Universität zu Köln • 24-stündige Anwesenheit von Urologen, Thorax-, Abdominal- und Gefäßchirurgen, Gynäkologen, Anästhesisten, Neurologen, sowie Internisten und Kinderärzten • Moderne Operationssäle • Regelmäßige Sitzungen der Polytrauma versorgenden Ärzte • Externe und interne Fortbildung im Rahmen der ATLS (Advanced Trauma Life Support) • Umsetzung des ATLS Konzeptes in der Polytraumaversorgung ••• 6 7 Kompetenz und Qualität | Hohe Patientensicherheit ist uns wichtig Patientensicherheit ist das Produkt aller Maßnahmen, die darauf ausgegerichtet sind, Patienten vor vermeidbaren Schäden in Zusammenhang mit der Heilbehandlung zu bewahren. Die Patientensicherheit ist einer der wichtigsten Bestandteile der Qualitätssicherung in der Medizin. Maßnahme zur Vermeidung von Eingriffverwechslungen (empfohlen durch das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V.) In den letzten Jahren ist immer deutlicher geworden, dass organisierte Strukturen und regelmäßige Abläufe die hohe Qualität im deutschen Gesundheitswesen zusätzlich verbessern können. Wir am Klinikum Leverkusen verstehen Patientensicherheit als einen Prozess, der täglich weiterentwickelt werden muss. Neue Erkenntnisse in der Hygiene müssen in die aktuellen Standards einfließen, Änderungen der Infrastruktur und des Personals müssen ebenso berücksichtigt werden wie neue medizinische Erkenntnisse. • Persönliche Identifikation des Patienten vor dem Aufklärungsgespräch, ausführliche persönliche Aufklärung über alternative Therapiemöglichkeiten und die allgemeinen und spezifischen Komplikationen (anhand spezieller Dokumentationsbögen) • Seitenmarkierung mit einem nicht abwischbaren Stift vor dem Eingriff •WHO-Checkliste: Identifikation des richtigen Patienten für den richtigen Saal unmittelbar vor dem Eingriff durch das einschleusende Personal und Dokumentation •Team-Time-Out des Behandlungsteams im Operationssaal unmittelbar vor dem Operationsbeginn Auch Ihre Mithilfe als Patientin/Patient ist uns wichtig. Ihre konstruktive Kritik führt zur Verbesserung der Patientensicherheit. Riskmanagement und Fehlerbeauftragte jeder einzelnen klinischen Abteilung unterstützen diese Prozesse. Weitere Maßnahmen im Operationsbereich In den folgenden Abschnitten stellen wir Ihnen dar, welche Maßnahmen bereits im Klinikum Leverkusen und im speziellen in der Abteilung für Orthopädie, Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie gelebt werden, um eine hohe Patientensicherheit zu gewährleisten. Operationsplanung und -vorbereitung •Vorstellung des Patienten in Spezialsprechstunden mit Erläuterung der Therapiealternativen (einschließlich Modellen und Informationsbroschüren) • Unterstützung des Patienten, eine Zweitmeinung einzuholen •Indikationsbesprechung jedes einzelnen Patienten im Rahmen der 2 x täglichen Röntgendemonstrationsbesprechungen mit den Oberärzten • Individuelle Prothesenplanung mit einem digitalen Planungsprogramm (MediCad) • Persönliche Vorstellung des Operateurs am Vortag oder am Tag der Operation •Haarentfernung im Bereich des Operationsgebietes (falls notwendig) unmittelbar vor der Operation im Operationssaal (Verminderung des Infektionsrisikos) • Präoperative Antibiotikaprophylaxe nach aktuellen Leitlinien • Zweite Gabe der Antibiotikaprophylaxe bei Operationsdauer > 2 Stunden • Intraoperative Lagerungsstandards (Festgehalten in einem Lagerungshandbuch) • Operationen meist ohne Blutsperre (Verminderung des Thromboserisikos) • Gabe von Tranexamsäure zur Verminderung des Blutverlustes bei Implantationen von künstlichen Gelenken • standardisierte Desinfektion vor der Operation nach internen Leitlinien, erstellt nach allgemein gültigen Hygienerichtlinien • Verwendung von antiseptischen Inzisionsfolien bei Implantation von künstlichen Gelenken •Verwendung doppelter Handschuhe und Handschuhwechsel vor dem Einsetzen eines künstlichen Gelenkes • Weichteilschonende Operationsmethoden • Jet-Lavage (gründliche Spülung des Operationsgebietes) • Zählkontrollen von Kompressen, Instrumenten und Nadeln am Ende jeder Operation durch 2 Personen des Pflegepersonals zur Vermeidung von vergessenen Fremdkörpern 8 9 Kompetenz und Qualität Maßnahmen nach dem operativen Eingriff Ausbildung des Personals • Standardisierte Nachbehandlungsschemata für verschiedene operative Eingriffe • Festlegung des weiteren Prozedere durch den Operateur (Dokumentation in Operationsbericht oder Patientenkurve) • Thromboseprophylaxe mit Tabletten nach geplanten Knie- und Hüftprothesen, ansonsten durch subkutane Spritzen • keine Saugdrainagen bei fast allen Operationen (Minderung des Infektionsrisikos) • frühzeitige Mobilisation nach Standards durch Physiotherapeuten und das Pflegepersonal • Einschätzung des Dekubitus-, Pneumonie- und Sturzrisikos • Einleitung standardisierter Maßnahmen zur Prophylaxe und Therapie, z. B. durch Ausgabe von Inforrmationsflyern zur Minimierung des Sturzrisikos •Regelmäßige interne Fortbildungen des ärztlichen Personals, des Pflegepersonals und des Patientenbegleitdienstes • Regelmäßige Fortbildungen zu Hygienemaßnahmen und Gerätetechnik • Unterstützung und Veranlassung von externer Fortbildung • Spezialisierung der Oberärzte • Ausbildung von Ärzten und Pflegepersonal Während des gesamten stationären Aufenthaltes • Verringerung der Schnittstellenprobleme durch Zusammenführung von Pflege und ärztlichem Personal unter einer Organisationsstruktur • Pfadkurven (standardisierte Behandlungsabläufe für bestimmte Erkrankungen/Behandlungen) •Berücksichtigung der Hygieneleitlinien nach Empfehlung des Robert-Koch-Instituts und der Hygienekommission des Klinikum Leverkusen • standardisiertes MRSA-Screening von Risikopatienten bei Notfällen und bei geplanten stationären Aufnahmen • Kooperation mit unseren Infektiologen/Antibiotic Stewards bei der Antibiotika-Therapie Strukturelle und organisatorische Maßnahmen Über 80 % aller unerwünschten Ereignisse lassen sich auf Organisations- und Kommunikationsmängel zurückführen. Durch die Einrichtung von Zentren und Zertifizierungen werden hohe Qualitätsstandards gesetzt, die regelmäßig durch interne und externe Überprüfungen („Audits“) kontrolliert werden. Als Fachärzte sind wir durch unseren Berufsverband verpflichtet, in einem bestimmten Umfang Fortbildungen zu absolvieren. Dies müssen wir in einem Abstand von 5 Jahren nachweisen. Darüber hinaus bilden wir uns intern fort und bemühen uns um die Ausbildung junger Mediziner. Täglich werden junge Kolleginnen und Kollegen mit unterschiedlichem Ausbildungsstand an die Aufgaben herangeführt, begleitet und in allen Bereichen unseres Fachgebietes geschult. Dies ist zwingend notwendig, um Ihnen als Patient auch in Zukunft eine qualitativ hochwertige Medizin anbieten zu können. Umgang mit Problemen • Riskmanagement • Internes Fehlermanagement (regelmäßige Sitzungen innerhalb der Abteilung) • Beschwerdemanagement für Patienten • tägliche Visiten mit Patientengesprächen • tägliche Möglichkeit des Angehörigengespräches Der Umgang mit Fehlern, Komplikationen und Beschwerden, die trotz vieler Maßnahmen nicht vollständig zu vermeiden sind, ist extrem wichtig. Neben strukturell-organisatorischen Maßnahmen ist die innere Einstellung, das Bewusstsein jedes einzelnen Mitarbeiters entscheidend. Neben der notwendigen medizinischen Behandlung ist vor allem das intensive Gespräch und die gute Kommunikation von großer Bedeutung. Weiterentwicklung Durch die Zusammenführung von ärztlichem Personal und der Krankenpflege unter der Leitung des Klinikdirektors werden Kommunikationsbarrieren verringert. Bei der Bildung von Zentren werden verschiedene Berufsgruppen zusammengeführt mit dem Ziel einer optimalen und sicheren Betreuung der Patienten. Auch wenn schon viele Maßnahmen für Ihre Sicherheit vorhanden sind und gelebt werden, wollen wir uns immer weiter verbessern. Aktuell arbeitet bei uns eine Arbeitsgruppe an der Einführung eines modernen Patientenidentifikationssystem. Dieses System soll Ihre Sicherheit als Patient in unserem Krankenhaus nochmals erhöhen. Auf entsprechenden Datenträgern können eine Vielzahl von Patientendaten gespeichert werden, um bei Untersuchungen und Eingriffen nach Einwilligung des Patienten oder Ihrer Betreuer abgefragt zu werden. 10 11 Knochenbrüche (Frakturen) im Kindesalter | Knochenbrüche (Frakturen) im Kindesalter Zu den Bowingfractures gehören gebogene und gestauchte Grünholzfrakturen. Die Biegungsfrakturen treten vor allem jenseits des 10. Lebensjahres auf. Hierbei kommt es entlang des überbogenen Knochens zu zahlreichen Einrissen im Bereich der Kortikalis, die im Röntgenbild kaum sichtbar sind. Diese Verletzung heilt meistens primär aus. Hier besteht keine Gefahr der Refraktur. Die gestauchte Grünholzfraktur (Wulstfraktur) tritt vor allem bei Kindern bis zum 5. Lebensjahr auf. Sie entsteht durch eine axiale Stauchung und weist im Röntgenbild lediglich eine Auftreibung des Knochens ohne Verschiebung auf. Diese Brüche schmerzen zwar, müssen aber nicht operiert werden. Auch besteht hier keine Gefahr der Refraktur. Bei der eigentlichen Grünholzfraktur ist der Knochen auf der einen Seite (Konvexseite) vollständig durchbrochen, während er auf der Gegenseite (Konkavseite) meist nur angebrochen ist. Bei dieser Verletzung besteht die Gefahr der Refraktur. Je geringer die Fehlstellung hierbei ist, desto größer ist die Gefahr der erneuten Fraktur. Diese Verletzungen müssen häufig operiert werden. Symptome Knochenbrüche entstehen in der Regel durch direkte Gewalteinwirkung, meistens durch einen Sturz. Nach dem Unfall besteht ein Ruhe- und Bewegungsschmerz, die betroffene Extremität kann nicht bewegt oder belastet werden. Es bildet sich häufig eine Schwellung bzw. ein Bluterguss, teilweise bestehen sichtbare Fehlstellungen. Die Besonderheit des kindlichen Knochens besteht in dem Vorhandensein von Wachstumsfugen (Epiphysenfugen). Je nach Alter sind diese noch komplett offen oder befinden sich schon im Stadion des Verschlusses. Ist die Wachstumsfuge komplett verschlossen, ist das Wachstum abgeschlossen. Ist die Wachstumsfuge mitverletzt, können daraus Wachstumsstörungen resultieren. Im Jugendalter verschließt sich die Wachstumsfuge schrittweise. Bei einem Unfall in diesen Stadien kann eine besondere Bruchform entstehen, die sogenannte Übergangsfraktur. Bei diesen Verletzungen kann bereits eine geringe Fehlstellung der Fragmente zu einer Wachstumsstörung des Knochens und damit zu einer bleibenden Funktionseinschränkung führen. Hier sollte eine exakte Stellung der Knochenteile erreicht werden. Aus diesem Grunde müssen Verletzungen der Wachstumsfugen in der Regel operiert werden. Eine weitere Besonderheit im Kindesalter ist das Auftreten von sogenannten Grünholzbrüchen und Stauchungsbrüchen. Bei einem Grünholzbruch bricht analog zu grünem Holz nur eine Seite des Knochens, während die andere Seite nur „anbricht“. Man unterscheidet aus prognostischer Sicht zwei Frakturformen: Biegungsbrüche (Bowingfractures) und die eigentlichen Grünholzfrakturen. Voraussetzungen für die Behandlung kindlicher Frakturen sind Kenntnisse der Wachstumsphänomene des Skeletts und der daraus resultierenden speziellen Verletzungs- und Ausheilungsmuster. Der kindliche Knochen kann im Gegensatz zum erwachsenen Knochen mehr Fehlstellungen spontan korrigieren. Aus diesem Grund muss in vielen Bereichen keine exakte Stellung der Knochenteile erreicht werden. Nachbehandlung Der kindliche Knochen heilt in der Regel innerhalb von vier Wochen ab, bei sehr kleinen Kindern sogar schneller. Kinder haben im Gegensatz zu Erwachsenen meistens keine Bewegungseinschränkung nach einer Ruhigstellung, so dass nur selten eine physiotherapeutische Behandlung notwendig ist. Sport Kinder verhalten sich intuitiv richtig. Solange Schmerzen nach einer Verletzung bestehen, schonen sie sich. Sobald sie sich voll belasten, kann von einer Ausheilung der Verletzung ausgegangen werden und sportliche Aktivitäten können wieder aufgenommen werden. Bowingfacture (oben), Grünholzfraktur (unten) 12 13 Verletzungen der oberen Extremitäten | Schlüsselbeinbruch (Klavikulafraktur) | Oberarmkopfbruch Klavikulafrakturen sind die häufigsten Verletzungen beim Neugeborenen. Es handelt sich meist um unverschobene Brüche im Bereich des Schaftes. Als Schmerzbekämpfung genügt es, den Oberarm für kurze Zeit an den Brustkorb zu fixieren, bis der Arm nach ungefähr einer Woche wieder frei bewegt werden kann. Verletzungen des Oberarmes sind im Kindesalter selten. Der Altersgipfel besteht zwischen dem 9. und 14. Lebensjahr. Am häufigsten entstehen subkapitale Schaftfrakturen (2/3 der Fälle), seltener kommt es zu Fugenschaftfrakturen (1/3 der Fälle). In diesem Bereich besteht eine erhebliche Fähigkeit zur Spontankorrektur, das bedeutet, dass in jeder Ebene eine höhergradige Fehlstellung toleriert werden kann. Bei größeren Kindern kommt es häufig zu stark verschobenen Frakturen. Da prinzipiell alle Fehlstellungen ausgeglichen werden können, ist fast immer eine konservative Therapie angezeigt. Sämtliche angelegte Verbände dienen lediglich der Schmerzlinderung und nicht der Stellungskorrektur. Röntgenologische Verlaufskontrollen erübrigen sich somit. Eine Operation ist nur bei schwer dislozierten Brüchen und bei älteren Jugendlichen indiziert bzw. bei erheblichen Weichteilverletzungen. Hier erfolgt in der Regel die Osteosynthese mittels Metallplatte. Ab dem 12. Lebensjahr nimmt die Fähigkeit zur Spontankorrektur ab. Im Falle einer deutlichen Verschiebung bzw. Instabilität sollte hier die geschlossene Reposition und Schienung durch Metalldrähte erfolgen. | Verrenkung der Schulter (Schulterluxation) | Oberarmschaftbruch Die Stabilität des Schultergelenkes wird vor allem durch den sog. Labrumkomplex (Knorpel im Bereich der Gelenkpfanne), die Gelenkkapsel, die Bänder und die Muskulatur gewährleistet. Im Kindesalter stellt die gelenknahe Wachstumsfuge den schwächsten Teil des Schultergelenks dar. Daher ist die häufigste Verletzung ein Bruch unterhalb des Oberarmkopfes meist mit Beteiligung der Wachstumsfuge. Während der Pubertät, wenn die Wachstumsfuge verknöchert, kommt es bei entsprechendem Unfallmechanismus eher zu einer Schulterluxation. Oberarmschaftbrüche sind im Kindesalter äußerst selten. In der Regel kann auch bei stark verschobenen Brüchen eine konservative Therapie erfolgen. Hier wird für vier Wochen ein Verband angelegt. Bestehen ausgedehnte Weichteilverletzungen oder ist die Verschiebung des Bruches zu groß, empfehlen wir die Operation. Hier erfolgt die Schienung des Markraums mittels elastischer Nägel. Eine Ruhigstellung ist dann nicht mehr erforderlich. Das Material wird in der Regel nach sechs Monaten entfernt. Die Diagnostik erfolgt in Form eines Röntgenbildes der Schulter. Nach Diagnosestellung sollte schnellstmöglich das Einrichten des Gelenkes in einer kurzen Narkose erfolgen. Da es häufig zu einer Verletzung des Labrumkomplexes an der Pfanne kommt und dies eine chronische Instabilität mit sich bringt, sollte ergänzend eine Kernspintomographie erfolgen. Bestätigt sich die Verdachtsdiagnose, empfehlen wir die Schulterarthroskopie und Stabilisierung des Gelenkes, um weitere Verrenkungen zu vermeiden. Oberarmfrakturen 14 15 Verletzungen der oberen Extremitäten | Ellenbogenverletzungen Verletzungen des Ellenbogens stellen eine sehr häufige Verletzung im Kindesalter dar. Aufgrund ihrer Nähe zu den Wachstumsfugen sowie der relativ hohen Gefahr, eine zunehmende Fehlstellung im Verlauf zu entwickeln, müssen diese Verletzungen in der Regel operiert werden. Suprakondyläre Humerusfraktur Am häufigsten tritt die suprakondyläre Humerusfraktur auf. Sie entsteht durch einen Sturz auf den Arm und führt zu starken Schmerzen und einer Bewegungseinschränkung im Ellenbogengelenk. Bei kaum verschobenen Brüchen kommt eine konservative Therapie in Betracht. Es erfolgt eine Ruhigstellung in einem Oberamgips für vier Wochen. Ein sekundäres Abkippen des Bruches muss durch regelmäßige Röntgenkontrollen ausgeschlossen werden. Suprakondyläre Fraktur Bei verschobenen Brüchen ist eine Operation indiziert. Eine starke Verschiebung der Fragmente kann zu einer begleitenden GefäßNervenverletzung führen. Hier erfolgt in Narkose das geschlossene, manchmal auch offene Einrichten des Bruches und die Stabilisierung mittels durch die Haut eingebrachter Drähte. Danach erfolgt eine vierwöchige Ruhigstellung des Ellenbogengelenks im Oberarmgips. Das Material wird in der Regel nach vier Wochen in einer kurzen Narkose entfernt. Kondylus radialis Fraktur Bei der Kondylus radialis Fraktur handelt es sich um die zweithäufigste Ellenbogenverletzung im Kindesalter. Die Wachstumsfuge ist stets mitbeteiligt, so dass in den meisten Fällen eine Operation erforderlich ist. Es kommt die offene Reposition und Osteosynthese mittels Schraube oder mit kleinen Drähten zur Anwendung. Danach wird das Ellenbogengelenk für vier Wochen im Oberarmgips ruhiggestellt. Die Materialentfernung erfolgt in der Regel nach vier Wochen. Ellenbogenluxation Eine Ellenbogenluxation ist eine seltene Verletzung im Kindesalter. Durch eine starke Dehnung der Weichteile kann es zu einer GefäßNerven-Verletzung kommen. Die Therapie besteht im schnellstmöglichen Einrichten des Gelenkes in Narkose. Noch in Narkose muss die Stabilität des Gelenkes überprüft werden. Ist das Gelenk stabil, erfolgt die kurzfristige Ruhigstellung für zwei Wochen. Besteht eine Instabilität oder eine verschobene knöcherne Begleitverletzung, sollte eine operative Stabilisierung des Gelenkes erfolgen. Kondylus radialis Fraktur (oben), Ellenbogenluxation (unten) 16 17 Verletzungen der oberen Extremitäten Monteggia Fraktur Bei der sehr seltenen Monteggia Fraktur kommt es gleichzeitig zu einem Bruch der Elle und einem Ausrenken des Speichenköpfchens. Diese Verletzung muss immer operiert werden. Die Elle wird reponiert und meist mit in den Markraum eingebrachten Nägeln stabilisiert. Dadurch kommt es zur Reposition des Speichenköpfchens. Nach der Operation wird der Ellenbogen für vier Wochen im Gips ruhiggestellt. Die Materialentfernung erfolgt in der Regel nach sechs Monaten. Chassaignac Lähmung Monteggia Fraktur nach Operation der Elle Die Chassaignac Lähmung tritt vor allem zwischen dem 1. und 4. Lebensjahr auf. Der Unfallmechanismus besteht im unerwarteten, plötzlichen Zug an der Hand. Am häufigsten werden die Kinder an der Hand gehalten und zum Beispiel vor einem Hindernis abrupt nach oben gezogen. Die Kinder klagen über Schmerzen im Ellenbogen und bewegen den Arm nicht mehr. Typischerweise wird der Arm mit gebeugtem Ellenbogen dicht am Körper gehalten und wirkt wie gelähmt. Bei typischer Anamnese erfolgt kein Röntgenbild und der Ellenbogen wird unter Schmerztherapie wieder eingerenkt. Danach kann der Arm sofort wieder frei bewegt werden. In seltenen Fällen gelingt ein Einrenken nicht sofort und es muss für wenige Tage ein Oberarmgips angelegt werden. Durch die Ruhigstellung und Entspannung der Muskulatur rutscht der Radiuskopf meist wieder in die richtige Position. Speziell ausgebildete Kinderphysiotherapeuten unterstützen die verletzten Kinder/Jugendliche 18 19 Verletzungen der oberen Extremitäten | Unterarmfraktur Diese Verletzungen gehören zu den häufigsten Verletzungen im Kindesalter. Man unterscheidet Unterarmschaftbrüche und handgelenksnahe Unterarmbrüche bzw. isolierte Brüche von Elle und Speiche. Bei den stark verschobenen Brüchen oder Brüchen mit Beteiligung der Wachstumsfuge empfehlen wir die geschlossene Reposition und Stabilisierung mittels durch die Haut eingebrachter Drähte. Danach erfolgt die Ruhigstellung im Unterarmgips für vier Wochen. Zeitgleich mit der Abnahme des Gipses werden die Drähte in einer kurzen Narkose entfernt. Selten, meist bei älteren Kindern, sind das offene Einrichten des Bruches und die Stabilisierung mit einer Platte notwendig. Bei Unterarmschaftbrüchen kommt es häufig zu sichtbaren Fehlstellungen, verbunden mit Schmerzen und Schwellung. Da es bei der konservativen Therapie häufig zu Einschränkungen bei der Drehbewegung des Unterarmes kommt und diese sekundär in der Regel nicht zu korrigieren sind, empfehlen wir in den meisten Fällen die operative Stabilisierung. Diese besteht in der geschlossenen, selten auch offenen Reposition und Stabilisierung mittels intramedullärer elastischer Nägel. Die Fraktur wird hierdurch übungsstabil versorgt, so dass eine Ruhigstellung nicht erforderlich ist. Das Material wird in der Regel nach sechs Monaten entfernt. Distale Unterarmfraktur | Handverletzungen Im Kindesalter treten Frakturen der Finger häufig auf, gefolgt von Verletzungen der Mittelhand. Verletzungen der Handwurzelknochen sind äußerst selten. Da im Bereich der Finger Fehlstellungen kaum spontan korrigiert werden können, ist meistens eine operative Therapie erforderlich. In der Regel erfolgt hier die geschlossene Reposition und Stabilisierung mittels über die Haut eingebrachter Drähte. Diese werden nach vier Wochen entfernt. Die Ruhigstellung erfolgt bis zur Materialentfernung im Unterarmgips mit Fingereinschluss. Unterarmschaftfraktur Bei den handgelenksnahen Unterarmbrüchen bzw. isolierten Speichenbrüchen richtet sich die Therapie nach dem Ausmaß der Dislokation. Wenig verschobene Brüche (Grünholzoder Wulstbrüche) können oft konservativ, das heißt im Unterarmgips für vier Wochen ausbehandelt werden. In diesem Fall müssen engmaschig Röntgenkontrollen erfolgen, um eine weitere sekundäre Verschiebung des Bruches rechtzeitig zu erkennen und zu korrigieren. Daumenfraktur 20 21 Verletzungen der unteren Extremitäten | Oberschenkelhalsfraktur Die Oberschenkelhalsfraktur ist vor allem eine Verletzung des älteren Menschen. Bei Kindern tritt sie nur sehr selten auf, meistens im Rahmen von Hochrasanztraumen wie Autounfällen oder Stürzen aus großer Höhe. Patienten mit einem Oberschenkelhalsbruch können das betroffene Bein nicht mehr belasten, häufig liegt eine Fehlstellung und Verkürzung des Beines vor. Das größte Risiko bei dieser Verletzung ist die Zerstörung der Blutgefäße und damit der Blutversorgung des Hüftkopfes. Aus diesem Grund sollte nach Diagnosestellung eine schnellstmögliche operative Stabilisierung erfolgen. Bei der Operation wird der Bruch entweder geschlossen oder offen eingerichtet und mit Schrauben oder einer Platte stabilisiert. Kleine Kinder bis zu einem Alter von ungefähr drei Jahren behandeln wir konservativ mittels einer sogenannten Overhead-Extension. Die Beine der Kinder werden für zwei bis drei Wochen „aufgehängt“ (siehe Abbildung unten). Nach drei Wochen ist der Bruch soweit überbaut, dass die Extensionsbehandlung beendet werden kann. Kinder in diesem Alter tolerieren diese Behandlung sehr gut. So kann auf eine operative Therapie verzichtet werden. Bei älteren Kindern führen wir meist die geschlossene Reposition und Stabilisierung mittels in den Markraum eingebrachter elastischer Nägel durch. Eine Ruhigstellung ist danach nicht erforderlich, das betroffene Bein kann schmerzabhängig belastet werden. Die Materialentfernung erfolgt in der Regel nach einem halben Jahr. Oberschenkelhalsbruch | Oberschenkelschaftfraktur Oberschenkelschaftbrüche sind sehr seltene Verletzungen der unteren Extremität. Die Ursache besteht meist in schweren direkten Traumen. Bei kleinen Kindern treten Oberschenkelschaftbrüche etwas häufiger auf. Bei direkten Traumen sollte immer auf Begleitverletzungen der Haut, der Muskulatur, der Gefäße und Nerven geachtet werden. Bei einem Bruch des Oberschenkelschaftes besteht meist eine ausgeprägte Schwellung des Oberschenkels, verbunden mit starken Schmerzen und der Unfähigkeit das Bein zu belasten. Oberschenkelbruch: Aufnahme am Unfalltag, nach 17 Tagen, nach einem Jahr, Bilder unten: „Overhead-Extension“ 22 23 Verletzungen der unteren Extremitäten | Kniegelenksverletzungen | Verrenkung der Kniescheibe (Patellaluxation) Kniegelenksverletzungen treten häufig beim Sport auf und sind in der Regel auf ein Verdrehereignis zurückzuführen. Hierbei kann es zu Bandverletzungen, Meniskusverletzungen, Knochenbrüchen oder zu einer Patellaluxation kommen. Band- und Meniskusverletzungen sind, verglichen mit Erwachsenen, sehr selten und treten vor allem bei Jugendlichen auf. Man unterscheidet habituelle (angeborene) und traumatische (aufgrund eines Unfalls entstandene) Patellaluxationen. Häufig sind die beiden Formen schwer voneinander zu unterscheiden. Insbesondere junge Mädchen weisen häufig eine abgeflachte Form der Kniescheibe, verbunden mit einem laxen Bandapparat auf, was ein Herausspringen der Kniescheibe begünstigt. Die Patienten klagen nach einer Kniegelenksverletzung zunächst über Schmerzen. Seltener wird ein Instabilitätsgefühl oder Einklemmungsgefühl mit einer Bewegungseinschränkung beschrieben. Oft entsteht erst im Verlauf ein Kniegelenkserguss als Zeichen für eine Verletzung des Gelenkes. Die Diagnose ist in der Regel leicht und ohne Röntgendiagnostik zu stellen, da die Kniescheibe gut tastbar nach außen steht und das Knie in gebeugter Stellung gehalten wird. Die Therapie hat drei Ziele. Zunächst die umgehende Reposition, die Reparation von Begleitschäden und das Verhindern erneuter Luxationen. Zunächst sollte eine Röntgendiagnostik erfolgen, um eine knöcherne Verletzung am Kniegelenk auszuschließen. Danach wird eine symptomatische Therapie zur Schmerzbehandlung mit Salbenverbänden und ggf. Unterarmgehstützen begonnen. Nach wenigen Tagen empfehlen wir eine klinische Kontrolle des Kniegelenkes. Sollten weiterhin Beschwerden bestehen oder zeigt sich bei der Untersuchung eine Bandinstabilität, wird in der Regel eine Kernspintomographie veranlasst. Durch Streckung des Kniegelenkes erfolgt die Reposition. Danach sollte immer eine Röntgenuntersuchung des Kniegelenkes mit Zielaufnahme der Kniescheibe und eine Kernspintomographie durchgeführt werden, um Begleitverletzungen auszuschließen. Meist kann die Erstluxation ohne operativen Eingriff behandelt werden. Liegt aber neben dem Ausriss des medialen Retinakulums ein Ausbruch eines Knorpelfragments aus der Kniescheibenrückfläche oder aus der Oberschenkelrolle, die die Kniescheibe führt, vor, so wird meistens eine Arthroskopie des Kniegelenks empfohlen, um ggf. den Knorpel zu refixieren. Selten muss das Retinakulum wieder genäht werden. Besteht eine Verletzung des vorderen Kreuzbandes oder der Menisken, sollte eine Operation erfolgen. Bei Kindern wird der eingerissene Meniskus im Rahmen einer Kniegelenksspiegelung genäht. Im Falle eines Kreuzbandrisses wird das Kreuzband durch körpereigene Sehnen in arthroskopischer Technik ersetzt. Dies zieht eine intensive krankengymnastische Nachbehandlung nach sich, die Rehabilitation dauert vier bis sechs Monate. Nur im Falle einer bestehenden chronischen Instabilität mit immer wieder auftretendem Herausspringen der Kniescheibe sollte eine operative Stabilisierung in Erwägung gezogen werden. Die Therapieform richtet sich hier nach der Ursache der rezidivierenden Luxation. Es kommen Weichteileingriffe am Muskelstreckapparat einschließlich Verschiebungen des knöchernen Muskelansatzes ebenso wie Korrekturen des knöchernen Gleitlagers in Betracht. Besteht ein relevanter Drehfehler im Oberschenkel oder im Bereich des Schienbeins, sollte möglichst kniegelenksnah eine Korrektur durchgeführt werden. Da alle Operationen eine mehr oder weniger hohe Rezidivquote aufweisen, sollte die Indikation zurückhaltend gestellt werden. 24 25 Verletzungen der unteren Extremitäten | Unterschenkelfraktur Isolierte Schienbeinbrüche treten vor allem bei kleinen Kindern auf, die gerade das Laufen erlernen (Toddler Frakturen). Häufig stolpern die Kinder über ihre eigenen Füße und treten danach nicht mehr auf. Die meisten Brüche sind kaum verschoben und können konservativ im Oberschenkelgips für vier Wochen behandelt werden. Dies gilt auch für die wenig verschobenen Unterschenkelbrüche (Bruch von Schienund Wadenbein). Da die Kinder in dieser Zeit meist nicht laufen können, kann ein Rollstuhl hilfreich sein. Eine Sonderform ist die im Jugendalter auftretende Übergangsfraktur, die am häufigsten im Bereich des Schienbeins auftritt. Die Wachstumsfugen sind zu diesem Zeitpunkt schon teilweise verschlossen, hieraus resultieren ganz bestimmte Bruchformen. | Fußverletzungen Unterschenkelfraktur Frakturen im Bereich des Fußskeletts sind eher selten und können meistens konservativ behandelt werden. Am häufigsten treten Brüche im Bereich der Zehen auf, die in der Regel mit einem Pflasterzügelverband behandelt werden. Bei älteren Kindern erfolgt bei verschobenen Unterschenkelschaftfrakturen meist die geschlossene Reposition und Stabilisierung mittels in den Markraum eingebrachter elastischer Nägel. Eine Gipsruhigstellung ist danach nicht erforderlich, das Bein kann schmerzabhängig belastet werden. Die Materialentfernung erfolgt in der Regel nach sechs Monaten. Bei kniegelenksnahen Brüchen bzw. sprunggelenksnahen Brüchen im Bereich des Unterschenkels mit Beteiligung der Wachstumsfuge oder der Gelenke muss meistens eine operative Therapie erfolgen. Hierbei gilt es, die Gelenkflächen bzw. die Wachstumsfuge anatomisch wieder herzustellen, um einen möglichen vorzeitigen Gelenkverschleiß (Arthrose) oder die Gefahr einer Wachstumsstörung zu verringern. Dies erfolgt meistens mit Drähten oder Schrauben, die dann nach wenigen Monaten wieder entfernt werden können. Sprungbeinfraktur 26 27 Weichteilverletzungen Verbrennungen und Verbrühungen | Weichteilverletzungen an der Hand | Verbrennungen und Verbrühungen Kinder verletzen sich häufig im Bereich der Hand. Um das genaue Ausmaß der Verletzung zu beurteilen, bedarf es viel Erfahrung. Sehnen-, Gefäß- oder Nervenverletzungen können primär oft nicht diagnostiziert werden, da die Schmerzen im Vordergrund stehen und die Kinder sich häufig noch nicht ausreichend artikulieren können. Die Rekonstruktion entsprechender Strukturen ist jedoch primär am besten möglich, da hier die Anatomie noch weitgehend erhalten ist. Durch heißes Wasser entstehen Verbrühungen im Bereich der Haut, durch offenes Feuer oder heiße Herdplatten entstehen Verbrennungen. Als Sofortmaßnahme sollte die betroffene Haut mit lauwarmem Wasser gekühlt werden und schnellstmöglich eine suffiziente Schmerztherapie erfolgen. Bei Verdacht auf eine Gefäß-, Nerven- oder Sehnenverletzung sollte deshalb die Wundversorgung in Narkose im OP erfolgen. Bestätigt sich die Verdachtsdiagnose, kann in gleicher Sitzung die mikrochirurgische Rekonstruktion erfolgen. Werden Weichteilverletzungen im Bereich der Hand zeitnah und gut versorgt, ist die Prognose für die vollständige Ausheilung bei Kindern sehr gut. Die weitere Behandlung richtet sich nach dem Ausmaß der betroffenen Hautfläche und der Ausdehnung und Tiefe der Gewebsschädigung. Die Verletzungen werden in drei Schweregrade eingeteilt: Grad 1: Oberflächliche Verletzung der Haut im Sinne einer Rötung, wie bei einem Sonnenbrand. Diese Verletzung heilt in der Regel folgenlos durch Salbenverbände aus und kann ambulant behandelt werden. Grad 2: Schädigung der oberen Hautschicht mit Blasenbildung. Hier dauert die Heilung etwas länger, eine kurzfristige stationäre Behandlung kann zur Schmerztherapie erforderlich sein, selten muss eine Wundversorgung im Operationssaal erfolgen. Weichteilverletzung am Daumen nach der operativen Versorgung Grad 3: Schwere Schädigung der Haut und Unterhaut, so dass häufig eine Hauttransplantation notwendig wird. Verbrühung (direkt nach der Erstversorgung und ausgeheilt nach 4 Jahren) 28 29 Kinderorthopädie Schädel-Hirn-Trauma | Schädel-Hirn-Trauma | Hüftdysplasie Kinder fallen sehr häufig und verletzen sich dabei am Kopf. Je nach Sturzintensität kommt es entweder zu einer Kopfprellung oder zu einer Gehirnerschütterung. Bei der Hüftdysplasie handelt es sich um eine angeborene Fehlstellung und Störung der Verknöcherung des Hüftgelenkes. Bei Mädchen kommt die Hüftdysplasie wesentlich häufiger als bei Jungen vor. Als Risikofaktoren gelten eine Beckenendlage, zu wenig Platz in der Gebärmutter, Fruchtwassermangel und Mehrlingsschwangerschaften. Bei einer Kopfprellung bestehen lediglich Kopfschmerzen im Bereich der Anprallstelle. Treten Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Schwindel oder Verwirrtheit auf, spricht man von einer Gehirnerschütterung. In seltenen Fällen kann es auch zu einer Gehirnblutung kommen. Kinder, die eine Prellung des Kopfes erleiden, können in der Regel ambulant behandelt werden. Kopfplatzwunden treten häufig als Begleitverletzung mit auf. Diese werden je nach Größe und Tiefe genäht oder mit einem speziellen Gewebekleber oder Klammerpflastern versorgt. Sehr selten, meistens bei sehr kleinen Kindern, ist eine Wundversorgung im Operationssaal in Narkose erforderlich. Kinder, bei denen eine Gehirnerschütterung diagnostiziert wird, werden bei uns zur Überwachung 48 Stunden stationär aufgenommen. Nur in seltenen Fällen besteht eine Indikation für eine primäre Computertomographie. Ist die Überwachung unauffällig, kann die Entlassung nach Hause erfolgen. Treten während des stationären Aufenthaltes stärkere Beschwerden auf, muss zum Ausschluss einer Gehirnblutung eine Computertomographie des Kopfes erfolgen. In den sehr seltenen Fällen einer Gehirnblutung (siehe Abb. rechts) erfolgt die umgehende Verlegung des Kindes zur weiteren Therapie in die Neurochirurgie der Universität Köln, mit der eine enge Kooperation besteht. Diagnostiziert wird die Fehlbildung durch die Untersuchung des Säuglings und eine Hüftgelenkssonographie, die spätestens bei der U3 durchgeführt werden muss. Bei Risikofaktoren erfolgt die Untersuchung bereits im Rahmen der U2 kurz nach der Geburt. Wird eine Hüftgelenksdysplasie nicht behandelt, kommt es zum vorzeitigen Verschleiß des Hüftgelenkes (Arthrose). Bei schweren Fehlbildungen kann es schon im Säuglingsalter zu einer Ausrenkung des Hüftgelenkes kommen. Die Behandlung erfolgt stadienabhängig. Bei leichten bis mittleren Stadien kann eine konservative Therapie mittels Spreizhose, Schiene oder Anlage eines Becken-BeinGipses durchgeführt werden. Schwere Fehlbildungen bzw. Luxationen müssen operativ korrigiert werden. Wir führen die Untersuchung und die konservative Behandlung in enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Kinder und Jugendliche im Hause durch. Hüftsonographie Computertomographie des Schädels mit Gehirnblutung 30 31 Kinderorthopädie | Klumpfuß | Plattfuß/Juveniler Knick-Senk-Fuß Unter einem Klumpfuß versteht man eine meist angeborene Fehlstellung des Fußes. Seltener ist der erworbene Klumpfuß, der infolge von Nervenerkrankungen ausgebildet wird. Der angeborene Klumpfuß setzt sich aus verschiedenen Fehlstellungen zusammen: Varusfehlstellung des Rückfußes, Sichelfußstellung des Vorfußes, Spitzfußstellung, Spreizfuß und Hohlfuß. Als Ursache der Klumpfußbildung gelten eine ungünstige Lage in der Gebärmutter und die Einnahme von bestimmten Medikamenten. Häufig tritt die Erkrankung beidseits auf. Die Abflachung des Längsgewölbes des Fußes (die Wölbung von der Ferse zum Vorfußballen) wird als Senkfuß bezeichnet. Typischerweise knickt dabei der Fuß nach innen ein. Es entsteht der Knickfuß. Die Diagnose wird bei der ersten Untersuchung nach der Geburt gestellt. Pädogramm normal Pädogramm platt Die Ursache des Senkfußes ist meist eine Schwäche der Fußmuskulatur, die das Fußgewölbe trägt. Die Kinder klagen über Schmerzen beim Gehen oder bei sportlicher Belastung. Es fällt ein deutliches nach-innen-Knicken der Füße auf. Die Therapie der Wahl ist heutzutage die Gipsbehandlung nach Ponseti. Diese beginnt in den ersten Lebenstagen nach der Geburt. Den Kindern wird ein Oberschenkelgips angelegt, der über einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen wöchentlich gewechselt wird. Die einzelnen Fehlstellungskomponenten können so schrittweise behandelt werden. Am Ende besteht meistens noch eine Spitzfußstellung, die auf eine Verkürzung der Achillessehne zurückzuführen ist und die Durchtrennung der Achillessehne notwendig macht. Dies führen wir in lokaler Betäubung durch. Danach erfolgt erneut eine dreiwöchige Gipsbehandlung. Im Anschluss an diese Therapie erfolgt über mehrere Jahre hinweg eine Behandlung mittels Schiene, um ein Wiederauftreten des Klumpfußes zu vermeiden. Die konservative Therapie umfasst das Barfußlaufen, Fußgymnastik und eine Versorgung mittels Einlagen. Hier können spezielle sensomotorische oder propriozeptive Einlagen verordnet werden. Eine Operation sollte erst nach Ausschöpfung aller konservativen Therapieoptionen und erst ab dem 10. bis 14. Lebensjahr durchgeführt werden. Operativ kommt die sogenannte Talusstop Operation zum Einsatz. Zwischen Sprungbeinrolle und Fersenbein wird eine spezielle Schraube eingesetzt, die den Knickfuß aufhebt und dadurch das Längsgewölbe wiederherstellt. Die Schraube wird für ungefähr zwei Jahre belassen und sollte spätestens nach Abschluss des Wachstums wieder entfernt werden. Klumpfußbehandlung Talusstop Operation 32 33 Unser Kinderklinik ist mit originellen, farbenfrohen und aufmunternden Bilder von Kindern aus Leverkusen und Umgebung dekoriert.