Abschneiden oder nicht Abschneiden, das ist hier die Frage Zur Pflege der Taglilienhorste Christina Tamberg Um es gleich vorweg zu nehmen: Es gibt keine allgemein gültige Regel. Trotzdem kann man für die unterschiedlichen Einsätze von Taglilien in Gärten Empfehlungen geben. Dazu sollten wir uns bewusst machen, welche Eigenschaften die Blätter der Hemerocallis im Laufe ihres jährlichen Zyklus zeigen. Bei frühblühenden Sorten, die auch entsprechend frühblühende Wildformen in ihrem genetischen Hintergrund haben, verlieren die Blätter ihre Standfestigkeit nach der Blüte schnell und werden gelb. Gleichzeitig bilden diese Horste aber auch neue Blätter aus, sodass man an den Horsten eine Mischung von alten, absterbenden und neuen Blättern (siehe Foto) beobachten kann. Da das bereits Ende Mai bis Mitte Juni passiert, hat sicher mancher Hemmungen, die Pflanze radikal zu stutzen. Die Zurückhaltung ist jedoch nur dort angebracht, wo die Pflanze noch unbeeinträchtigte, grüne Blätter hat, die die Photosynthese zum Nutzen der Pflanze fortführen. Wer die Zeit hat, alte Blätter einzeln aus der Mischung mit frischen Blättern zu entfernen, sollte das ruhig tun. Für alle anderen Gärtner gilt: rechtzeitiges Abschneiden der alten Blätter führt zu neuen Blättern, die dem Aussehen des Beetes nur förderlich sind. Auch Taglilien der Hauptblütezeit, die von Ende Juni bis Anfang August dauert, können bald nach Abschluss der Blütezeit runtergeschnitten werden, auch sie produzieren neue Blätter. Lästig ist es dagegen, wenn die Blätter abknicken und dann auf den anderen Stauden in den Beeten liegen. In großen Beständen von Taglilien verhindern die Blätter häufig den ungehinderten Zugang zur weiteren Bearbeitung der Beete. Nach feuchten und regnerischen Perioden wird die Pflege dann besonders schwierig. Unerwünschte Kombination von alten und nachgewachsenen Blättern bei Taglilienhorsten Es ist interessant zu beobachten, dass kleinere Horste und frisch gepflanzte Taglilien den Abbau der Blätter nicht in diesem Ausmaß zeigen. Auch im Oktober standen bei uns Pflanzen mit grünen, aufrechten Blättern neben älteren Horsten mit oft flach auf der Erde liegendem Laub. Außer der Pflege der Taglilien während einer Gartensaison ist ihre Behandlung vor Eintritt des Winters ein Thema. Sollte man nicht bereits nach der Blüte, wie oben bereits empfohlen wurde, die Pflanzen runtergeschnitten haben, gibt es keinen Grund, die Blätter den ganzen Winter über mit ihrer gesamten feuchten Grünmasse liegen zu lassen. Einige Stauden können ja auch bei Schnee und Eis interessante Effekte liefern, die Taglilien gehören sicher nicht dazu. Bei unseren großen Beständen ist es uns meist nicht möglich, rechtzeitig alles zurück zu schneiden. Darum führen wir erst im Oktober eine radikale Aktion zum Abschneiden durch. Leider zu spät, denn die Blätter sind dann meist schon ziemlich matschig. Im September würde diese Arbeit besser und einfacher durchzuführen sein. Andere Züchter schneiden noch viel früher, mit viel Nutzen für die Horste. Sind die Austriebe nach der Entfernung der Blätter freigelegt, findet man meist eine unendliche Zahl von Schnecken, die wohl geplant hatten, hier zu überwintern und ihre Eier abzulegen. Sie rechtzeitig einzusammeln, erspart einigen Ärger und viel Mühe im kommenden Jahr. Ein anderer schädlicher Faktor, der Schimmel, der sich in den feuchten Blättern ansiedelt, wird durch das Abschneiden reduziert oder sogar vermieden. An dieser Stelle soll noch kurz auf andere Eigenschaften der Taglilie eingegangen werden. Der Blattaustrieb der Taglilien hat zur Unterscheidung zwischen „dormants“ (Schlafende oder Einziehende) und „evergreens“ (Immergrüne) geführt. Darüber hinaus spricht man auch über die Mittelstufe zwischen beiden Gruppen („semi-evergreens“). In der Praxis ist die Zuordnung zu dieser Gruppe aber sehr unverbindlich und man lässt sie besser außer Acht. Bei einem Rückschnitt der Blätter im Herbst werden die „dormants“ keine neuen Blätter austreiben. Anders sieht es bei den „evergreens“ aus. Sie treiben neue Blätter, die einem kalten Winter zum Opfer fallen werden. Der Winter 2013/14 war auf der milden Seite anzusiedeln. Trotzdem reichten die wenigen Tage mit Temperaturen um -10 Grad aus, um die Blätter matschig werden zu lassen. Wichtig ist auch die Beobachtung, wie zuverlässig die Winterhärte dieser Sorten, die meist in wärmeren Breitengraden gezüchtet wurden, tatsächlich ist. Um sich die Pflege nicht zu schwer zu machen, sollten die Taglilien je nach Pflanzentyp in dem Zeitraum nach der Blüte bis zum späten Herbst einmal bis 5 cm über dem Erdboden abgeschnitten werden. Diese Praxis, die nicht nur bei uns und anderen Züchtern, sondern auch im Park der Gärten angewandt wird, hat sich bewährt und ist darum zu empfehlen. Sollten Pflanzen nach dem Abschneiden neue Blätter geschoben haben, so kann man diese im folgenden Frühjahr leicht abzupfen.