DD_2009_06_10 16.02.2009 16:00 Uhr Seite 10 MARKT & MANAGEMENT Nur gut drucken zu können, reicht heute nicht mehr aus MARKETING IN DER DRUCKINDUSTRIE. Trotz wirtschaft- licher Flaute und negativer konjunktureller Vorzeichen gibt es Druckunternehmen, die eine sehr hohe Auslastung aufweisen und positive, schwarze Zahlen schreiben. Anderen fehlt das Gespür für die richtige eigene Positionierung. Höchste Zeit also, sich mit der Marktbearbeitung durch gezieltes Marketing zu beschäftigen. In einer neuen Serie möchte Deutscher Drucker hier praktische Anregungen und Tipps für den Betriebsalltag geben. Wenn man Druckereiunternehmer von der guten alten Zeit schwärmen hört, könnte man meinen, damals hätte es keine Probleme gegeben. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, als ob die Kunden früher alle Preise akzeptiert hätten, nie versucht hätten, einen Angebotspreis zu drücken und auch mit Reklamationen sehr zurückhaltend gewesen seien. Eine Liste aller Druckereien, die in den letzten Jahrhunderten vom Markt verschwunden sind, beweist uns das Gegenteil. Schon Gutenberg musste sein Unternehmen an Fust und Schöffer verkaufen, weil er nicht in der Lage war, für seine aufwändigen technischen Leistungen einen marktgerechten und kostendeckenden Preis zu erzielen. Insofern gibt es also eine Tradition, die sich durch über 500 Jahre Druckgeschichte zieht. Drucker konnten schon immer hervorragend setzen, lithografieren und drucken – sie konnten aber noch nie gut verkaufen! Das Problem mag in früheren Zeiten nicht so gravierend gewesen sein, heute aber tragen zu viele Faktoren dazu bei, dass der Markt sensibler, anspruchsvoller und ungeduldiger geworden ist. URSACHENFORSCHUNG. Eine Ursa- che für den Preiskampf ist sicherlich, dass die Druckindustrie sich ihren eigenen Markt verdorben hat, weil sich die Drucker permanent gegenseitig mit ihren Preisen unterbieten. Alle Untersuchungen innerhalb der Druckindustrie beweisen diese Tendenz. Bei einem großen Preis- und Kostenvergleich der letzten Jahre, an dem sich etwa 200 Druckereien beteiligten, lag der billigste Anbieter bei 2 000 Euro, der teuerste bei fast 12 000 Euro für einen identischen Druckauftrag, obwohl alle Beteiligten wussten, dass es sich nicht um einen echten Druckauftrag handelte, sondern dass hier nur Preise miteinander verglichen werden sollten. 10 EIN KONZEPT GEHÖRT DAZU. Wie sol- len Druckereikunden reagieren, denen ständig Niedrigstpreise angeboten werden? Sie wären dumm und kaufmännisch unklug, wenn sie nicht lernten, nun ihrerseits die Druckereien im Preis zu drücken. Druckereien, die sich konzeptlos als Waldund Wiesendruckereien auf dem Markt bewegen, haben besonders große Probleme. Andere Druckereien hingegen, die sich durch gezieltes und vernünftiges Marketing Marketing für grafische Betriebe DD-Serie 왎 Unser Autor Michael Hack ist Absolvent der Hochschule der Medien in Stuttgart und beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema Marketing für grafische Betriebe. Er Michael Hack ist Gesellschafter einer Druckerei in München und betreibt ein Beratungsunternehmen mit den Schwerpunkten Marketing für Druckereien, Sanierung/Restrukturierung von Druckereien, Kommunikation und Themen rund um die buchbinderische Verarbeitung. Tel. 0 89/78 01 80 42, Fax 0 89/78 01 80 46 [email protected] ganz anderer Meinung! Wenn moderne Anlagen und Maschinen eine Garantie dafür wären, dass Druckereien gewinnbringende Preise erzielten, müsste es fast allen Druckereien gut gehen, müssten ihre Gewinne entsprechend hoch sein. Die meisten Druckereien sind nämlich technisch sehr modern eingerichtet. Dass dennoch die meisten Druckereien am Markt Probleme haben, dass ihre Gewinne recht bescheiden sind, beweist doch, dass der neue Scanner, der neue Belichter, die neue Druckmaschine MarktProbleme nicht gelöst haben. Technik löst manches Problem, ersetzt eine gezielte Marketingstrategie aber nicht. auf dem Markt profiliert haben, leiden wesentlich weniger unter Preiskämpfen. Das ist in allen anderen Branchen so: Der namenund markenlose Anbieter muss immer Preiskämpfe ausfechten; der selbstbewusste Inhaber eines Markennamens kommt viel leichter davon. TECHNIK LÖST KEINE PROBLEME. Hersteller von Druckmaschinen und PrePress-Geräten behaupten zwar immer wieder in ihrer Werbung, alle Markt- und Preisprobleme seien durch neue technische Anlagen zu beseitigen. Marktfachleute sind da IMMER WICHTIGER. Nur Druckbetriebe, die erkennen, dass der Markt wichtiger ist als Technik, können mit Zuversicht in die Zukunft schauen. Betriebe, in denen die Technik nach wie vor die Priorität hat, sollten als Hobby-BastelLäden angesehen und geführt werden; das ist ihre einzige Existenzberechtigung. Wirtschaftlich arbeiten können sie in Zukunft auf dem Markt nicht mehr. Wenn Sie jetzt Lust bekommen haben, in Ihrem Betrieb nicht nur technisch etwas zu verändern, sondern auch Ihre Marktstellung durch gezieltes Marketing kontinuierlich zu verbessern, dann freuen Sie sich auf die Artikelserie, die ab jetzt monatlich im DD erscheint. Michael Hack MARKT Deutscher Drucker Nr. 6/19.2.2009