Der Druck bleibt bestehen

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Design, Druck & Packaging
Print und digitale
Medien: Ist Druck
schon tot?
Gastkommentar
Gerald Watzal
Das Ende der gedruckten Werbung ist
eine Wunschvorstellung der Internetindustrie. In der Werbebranche spricht
es sich bereits herum, dass Kunden im
Web alle Pop-ups wegklicken, während
sie Kataloge und gedruckte Werbung
wieder durchblättern und ganz bewusst wahrnehmen.
Die ganze Branche befindet sich natürlich in einem gewaltigen Strukturwandel, denn die Art und Weise, wie
Information aufgenommen wird, ändert sich deutlich – damit auch die Anforderungen an Druckereien. Wir merken derzeit beispielsweise einen Trend
hin zu hochqualitativen Drucksorten,
die auch aufwändig veredelt sind. Die
Auflagen allerdings sinken.
Auf der anderen Seite laufen immer
mehr Bestellungen auch für Drucksachen über Internetplattformen. Die
Druckindustrie hat hier viel getan –
und wir haben auch in Österreich einige sehr erfolgreiche Druckportale.
Beratung und Service vor Ort spielen
aber bei komplexeren Druckprodukten eine besondere Rolle, hier können
lokale Druckereien ihre Vorteile ausspielen.
wichtige Rolle. Aber damit der Kunde
kauft, muss man auch einen guten Preis
anbieten können. Es gibt nur mehr wenige Exportbetriebe von Bedeutung in
unserer Branche, und wir müssen diese
fit für den Export machen. Gleichzeitig
spüren wir natürlich den Druck aus dem
umliegenden Ausland.
Deshalb müssen die Rahmenbedingungen durch den Kollektivvertrag
jetzt und sofort geändert werden. Wir
fahren sonst sehenden Auges Betriebe
gegen die Wand. Neuinvestitionen
werden dann wohl nicht mehr in Österreich getätigt werden, sondern im umgrenzenden Ausland.
Es gibt viele nicht mehr zeitgemäße
Bestimmungen im Kollektivvertrag, die
dringend gestrichen werden sollten.
Ein Beispiel sind die „Paragraphentage
der Zeitungsdrucker“, die zu elf Wochen Urlaub im Jahr führen. In der der-
Druckereien
zeitigen Form ist der Kollektivvertrag
arbeitsplatzvernichtend.
Die Zukunft der Druckereien
Ich möchte als Präsident die Branche
aktiv mitgestalten, damit auch die
nächste Generation von Druckern in
Österreich eine Zukunft hat.
Es wird dazu notwendig sein, die Vorteile des regionalen Druckens zu betonen. Es ist wichtig, immer wieder darauf
hinzuweisen, dass wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr gut bezahlen und diese dann das Geld wieder
in Österreich ausgeben. Und dass wir in
Österreich hohe Umweltstandards haben. Wir wollen bei den Druckereien,
unseren Kunden und Auftraggebern
mehr Bewusstsein für den Wert von Gedrucktem aus Österreich schaffen.
Der Verband Druck & Medientechnik appelliert an Druckeinkäufer in
Österreich: Anstatt für vermeintlich
niedrigere Preise lange, energieintensive Transporte, die Herstellung der
Druckwerke in bedenklichen sozialen
Umfeldbedingungen und mit Papier
aus zweifelhaften Quellen – z. B. Regenwaldraubbau – auf sich zu nehmen, sollte wieder vermehrt auf Gedrucktes aus Österreich geachtet
werden. Die kurzen Transportwege im
eigenen Land sorgen zusätzlich für die
Vermeidung von unnötigen Treib­
hausgas-Emissionen.
HORIZONT No 32–34
Der Druck
bleibt bestehen
Das laufende Geschäftsjahr entwickelt sich für
heimische Druckereien solide –
von Entspannung ist aber keine Rede
Die Debatte über das vermeintliche
Printsterben betrifft nicht nur die Medien, sondern auch die Druckereien.
Die vergangenen Jahre waren für die
Branche kein Zuckerschlecken, Betriebe mussten geschlossen werden,
die Zahl der Beschäftigten sank, die
abgesetzte Produktion sank, gemessen
in Euro, ebenso. 2012 und 2013 war
dann wieder mehr Optimismus zu
spüren, der Wille, zu bestehen, war angeknackst, aber ungebrochen – durch
Innovation, einen leistungsfähigen
Maschinenpark, und die Positionierung als Anbieter für Komplettlösungen wollen sich die meisten am heimischen Markt weiterhin behaupten
können.
Der Verband Druck & Medientechnik Österreich zieht jedes Jahr Bilanz:
Laut der „Brancheninfo Druckereien
2013“ gab es im abgelaufenen Jahr
614 Druckereien in Österreich – vier
mehr als im Vergleichsjahr 2012. Parallel dazu ging die Zahl der Beschäftigten
allerdings leicht zurück, von über
10.000 hinunter auf 9.864 Personen.
Was die abgesetzte Produktion betrifft,
so mussten die österreichischen Druckereien 2013 wieder ein Minus, und
zwar um 0,9 Prozent, entgegennehmen, von 1,74 Milliarden auf rund
1,69 Milliarden Euro.
Wie stehen die heimischen Druckereien zur wirtschaftlichen Entwicklung? Was tut man, um relevant zu
bleiben? Zu Redaktionsschluss hatten
viele der Branchengrößen leider keine
Antwort darauf. Zwei Betriebe – Leykam Let’s Print und die Bösmüller
Print Management GesmbH – standen
HORIZONT allerdings Rede und Antwort, und auch austropapier-Geschäftsführerin Gabriele Herzog gewährte Einblicke in die Welt der
Papiere, die mit der Druckerbranche in
enger Verbindung steht.
Gerald Watzal
ist Präsident des
Verbandes
Druck & Medientechnik.
© APA Fotoservice/Stiplovsec
Reform, um Arbeitsplätze zu sichern
Eine wesentliche Aufgabe meiner Präsidentschaft ist sicherlich die Reform des
Kollektivvertrages, um Österreichs Druckereien exportfit zu machen.Denn Service, Innovationen und Qualitätsstandards spielen im Export natürlich eine
Entspannung? Nicht wirklich
Beate Appinger-Ziegler ist Vorständin
für Vertrieb und Marketing bei Leykam
Let’s Print und damit Teil des neuen
Vorstandsteams, das seit Anfang Mai
im Einsatz ist und neben ihr aus Gerhard Poppe in der Funktion des Vorsitzenden und Josef Scheidl als CFO besteht. Gemeinsam will man dafür
sorgen, dass das Unternehmen seine
Position in den nächsten Jahren festigt
und weiter vorantreibt.
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Die Verlagerung
von Print auf Online ist nicht nur
für Medien, sondern auch für
Druckereien ein
Thema.
© Fotolia/Goss Vitalij
Beate AppingerZiegler ist Vorständin für Vertrieb und
Marketing bei
Leykam Let’s
Print.
© B. Appinger-Ziegler
Doris WallnerBösmüller, Geschäftsführerin
von Bösmüller
Print Management.
© Bösmüller Print Management
AustropapierGeschäfts­
führerin Gabriele Herzog.
© Austropapier/Herzog
22. August 2014
Druckereien
Denn, so die Vorständin: „Von einer
Entspannung der Krise ist in der
Druck­branche wenig zu merken. Neben der nach wie vor schwierigen konjunkturellen Lage sind die strukturellen Probleme innerhalb der Druck­branche nach wie vor evident. Rückläufige Volumina im Magazinbereich
sind dabei der auffälligste Trend.“
Für Leykam Let’s Print ist das laufende Geschäftsjahr soweit „zufriedenstellend, die Auftragslage des abgelaufenen ersten Halbjahrs ist vergleichbar
mit jener des Jahres 2013, für den Rest
des Jahres sind wir sehr zuversichtlich,
da wir bereits sehr gut ausgelastet
sind“, so die Bilanz Appinger-Zieglers
im Gespräch mit HORIZONT.
Und welche Trends lassen sich beobachten? Laut der Vorständin ist die
Tendenz von Print zu Online weiterhin
das große Thema, vor allem am Magazinmarkt sei eine Verlagerung der Werbevolumina weiterhin zu beobachten.
Die großen Hoffnungsträger für die
Branche sind einerseits Prospekte, die
„insbesondere im Handelsbereich nahezu unverändert ihre wichtige Position behaupten und als Printwerbemittel auch in naher Zukunft das
effizienteste Werbemittel im Handel
bleiben werden“, meint AppingerZiegler, andererseits aber, und das
überrascht, Kataloge. Sie ergänzt dazu:
„Nach einem steten Rückgang in den
letzten Jahren ist hier wieder eine Renaissance zu beobachten.“
weltweit einen starken Strukturwandel
durch bestehende Überkapazitäten,
vor allem im graphischen Bereich.
Dieser Strukturwandel setzt sich auch
nach der Krise fort. Betriebe, die nicht
mehr wettbewerbsfähig sind, werden
abgestellt. Die Situation ist dabei je
nach Sortengruppe durchaus unterschiedlich. Bei den grafischen Papieren ist durch die Substituierung durch
elektronische Medien bereits seit einigen Jahren weltweit ein Rückgang zu
verzeichnen, vor allem bei Massenpapieren, wie zum Beispiel Zeitungspapier. Ein Ende dieser Entwicklung ist
hier noch nicht absehbar. Experten
schätzen, dass sich diese Entwicklung
erst zwischen 2017 und 2022 einpendeln wird. Bei Verpackungspapieren
und Spezialpapieren sieht die Situation deutlich besser aus, hier gibt es
Gegen den Werteverfall
Ebenso wie Leykam Let’s Print verzeichnete auch der Mitbewerber Bösmüller Print Management in den ersten zwei Quartalen 2014 „einen
insgesamt soliden Geschäftsverlauf“,
wie Geschäftsführerin Doris WallnerBösmüller berichtet.
Die Veränderungen in der Branche – wie etwa Überkapazitäten, bedingt durch eine erhöhte Schnelligkeit
der Maschinen und das Aufkommen
von Online-Druckereien und damit
verbundenen Billigproduktionen sind auch an Bösmüller nicht vorbeigegangen. Das Unternehmen kritisiert,
dass „Druckerzeugnisse oftmals als
Wegwerfprodukte betrachtet werden“,
eine Entwicklung, der es entgegenzuwirken gilt. „Wir verfolgen das Ziel,
eine neue Orientierung, weg vom Werteverfall, hin zu einer Wertschätzung
der Leistung und der Qualität von Beziehungen zu forcieren. Gemeinsam
besser zu produzieren ist nicht nur ein
Lippenbekenntnis, sondern die Philosophie unseres Unternehmens“, betont
Wallner-Bösmüller.
Im stetigen Preiskampf und bedingt
durch eben genannte Online-Druckereien sowie die Internationalisierung
von Unternehmen sei der Trend zu beobachten, „dass Druckereien immer
austauschbarer werden“, kritisiert die
Geschäftsführerin. Man selbst wolle,
um nicht selbst in dieser Anonymität
unterzugehen, jedenfalls gegen den
Strom schwimmen und auf „Werte wie
persönliche Beratung, individuelle Lösungen und zielgerichtete Kundenorientierung“ setzen, denn, so WallnerBösmüller: „Gemeinsam ist der
Aufstieg unaufhaltsam.“ Gemeinsam,
das heißt auch gemeinsam mit den
Mitarbeitern, betont die Geschäftsführerin, die selbst eine Ausbildung im
Coaching-Bereich absolviert hat und
der Überzeugung ist: „Es macht einen
relevanten Unterschied, wenn Menschen mit Freude arbeiten. Begeisterung steckt an.“
Situation je nach Sorte anders
Ohne Papier kein Druck, und so fragte
HORIZONT auch bei austropapier-Geschäftsführerin Gabriele Herzog nach,
wie es um ihre Branche steht. „Es gibt
Design, Druck & Packaging
Wachstum zu verzeichnen“, so die Bilanz Herzogs.
Was viele nicht wissen: Die heimische Papierindustrie ist sehr export­
orientiert und verkauft derzeit 86 Prozent der Produktion ins Ausland, ein
Status quo, der allerdings, so die Geschäftsführerin, durch „steigende
Rohstoffkosten, hohe Energiepreise
und eine wachsende Steuer- und Abgabenlast gefährdet ist“. Die Konkurrenz aus Asien oder Lateinamerika
etwa betrachtet Herzog nicht als Bedrohung, sondern als Herausforderung.
Eine Herausforderung, das scheint
die Druck- und Papierbranche für ihre
Vertreter auch heute, nach den Jahren
der Krise immer noch zu sein – aber
­jedenfalls eine, der sie sich zu stellen
wagen. gg
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2013 musste die heimische Druckbranche, was die abgesetzte Produktion betrifft, ein Minus von 0,9 Prozent hinnehmen. © Fotolia/industrieblick
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