18 Design, Druck & Packaging Print und digitale Medien: Ist Druck schon tot? Gastkommentar Gerald Watzal Das Ende der gedruckten Werbung ist eine Wunschvorstellung der Internetindustrie. In der Werbebranche spricht es sich bereits herum, dass Kunden im Web alle Pop-ups wegklicken, während sie Kataloge und gedruckte Werbung wieder durchblättern und ganz bewusst wahrnehmen. Die ganze Branche befindet sich natürlich in einem gewaltigen Strukturwandel, denn die Art und Weise, wie Information aufgenommen wird, ändert sich deutlich – damit auch die Anforderungen an Druckereien. Wir merken derzeit beispielsweise einen Trend hin zu hochqualitativen Drucksorten, die auch aufwändig veredelt sind. Die Auflagen allerdings sinken. Auf der anderen Seite laufen immer mehr Bestellungen auch für Drucksachen über Internetplattformen. Die Druckindustrie hat hier viel getan – und wir haben auch in Österreich einige sehr erfolgreiche Druckportale. Beratung und Service vor Ort spielen aber bei komplexeren Druckprodukten eine besondere Rolle, hier können lokale Druckereien ihre Vorteile ausspielen. wichtige Rolle. Aber damit der Kunde kauft, muss man auch einen guten Preis anbieten können. Es gibt nur mehr wenige Exportbetriebe von Bedeutung in unserer Branche, und wir müssen diese fit für den Export machen. Gleichzeitig spüren wir natürlich den Druck aus dem umliegenden Ausland. Deshalb müssen die Rahmenbedingungen durch den Kollektivvertrag jetzt und sofort geändert werden. Wir fahren sonst sehenden Auges Betriebe gegen die Wand. Neuinvestitionen werden dann wohl nicht mehr in Österreich getätigt werden, sondern im umgrenzenden Ausland. Es gibt viele nicht mehr zeitgemäße Bestimmungen im Kollektivvertrag, die dringend gestrichen werden sollten. Ein Beispiel sind die „Paragraphentage der Zeitungsdrucker“, die zu elf Wochen Urlaub im Jahr führen. In der der- Druckereien zeitigen Form ist der Kollektivvertrag arbeitsplatzvernichtend. Die Zukunft der Druckereien Ich möchte als Präsident die Branche aktiv mitgestalten, damit auch die nächste Generation von Druckern in Österreich eine Zukunft hat. Es wird dazu notwendig sein, die Vorteile des regionalen Druckens zu betonen. Es ist wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, dass wir unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr gut bezahlen und diese dann das Geld wieder in Österreich ausgeben. Und dass wir in Österreich hohe Umweltstandards haben. Wir wollen bei den Druckereien, unseren Kunden und Auftraggebern mehr Bewusstsein für den Wert von Gedrucktem aus Österreich schaffen. Der Verband Druck & Medientechnik appelliert an Druckeinkäufer in Österreich: Anstatt für vermeintlich niedrigere Preise lange, energieintensive Transporte, die Herstellung der Druckwerke in bedenklichen sozialen Umfeldbedingungen und mit Papier aus zweifelhaften Quellen – z. B. Regenwaldraubbau – auf sich zu nehmen, sollte wieder vermehrt auf Gedrucktes aus Österreich geachtet werden. Die kurzen Transportwege im eigenen Land sorgen zusätzlich für die Vermeidung von unnötigen Treib­ hausgas-Emissionen. HORIZONT No 32–34 Der Druck bleibt bestehen Das laufende Geschäftsjahr entwickelt sich für heimische Druckereien solide – von Entspannung ist aber keine Rede Die Debatte über das vermeintliche Printsterben betrifft nicht nur die Medien, sondern auch die Druckereien. Die vergangenen Jahre waren für die Branche kein Zuckerschlecken, Betriebe mussten geschlossen werden, die Zahl der Beschäftigten sank, die abgesetzte Produktion sank, gemessen in Euro, ebenso. 2012 und 2013 war dann wieder mehr Optimismus zu spüren, der Wille, zu bestehen, war angeknackst, aber ungebrochen – durch Innovation, einen leistungsfähigen Maschinenpark, und die Positionierung als Anbieter für Komplettlösungen wollen sich die meisten am heimischen Markt weiterhin behaupten können. Der Verband Druck & Medientechnik Österreich zieht jedes Jahr Bilanz: Laut der „Brancheninfo Druckereien 2013“ gab es im abgelaufenen Jahr 614 Druckereien in Österreich – vier mehr als im Vergleichsjahr 2012. Parallel dazu ging die Zahl der Beschäftigten allerdings leicht zurück, von über 10.000 hinunter auf 9.864 Personen. Was die abgesetzte Produktion betrifft, so mussten die österreichischen Druckereien 2013 wieder ein Minus, und zwar um 0,9 Prozent, entgegennehmen, von 1,74 Milliarden auf rund 1,69 Milliarden Euro. Wie stehen die heimischen Druckereien zur wirtschaftlichen Entwicklung? Was tut man, um relevant zu bleiben? Zu Redaktionsschluss hatten viele der Branchengrößen leider keine Antwort darauf. Zwei Betriebe – Leykam Let’s Print und die Bösmüller Print Management GesmbH – standen HORIZONT allerdings Rede und Antwort, und auch austropapier-Geschäftsführerin Gabriele Herzog gewährte Einblicke in die Welt der Papiere, die mit der Druckerbranche in enger Verbindung steht. Gerald Watzal ist Präsident des Verbandes Druck & Medientechnik. © APA Fotoservice/Stiplovsec Reform, um Arbeitsplätze zu sichern Eine wesentliche Aufgabe meiner Präsidentschaft ist sicherlich die Reform des Kollektivvertrages, um Österreichs Druckereien exportfit zu machen.Denn Service, Innovationen und Qualitätsstandards spielen im Export natürlich eine Entspannung? Nicht wirklich Beate Appinger-Ziegler ist Vorständin für Vertrieb und Marketing bei Leykam Let’s Print und damit Teil des neuen Vorstandsteams, das seit Anfang Mai im Einsatz ist und neben ihr aus Gerhard Poppe in der Funktion des Vorsitzenden und Josef Scheidl als CFO besteht. Gemeinsam will man dafür sorgen, dass das Unternehmen seine Position in den nächsten Jahren festigt und weiter vorantreibt. Kleider machen Leute 10 Jahre Packaging-Design Über 1.000 Einzel-Packungen LDD® Communication GmbH SALZBURG 5020 Innsbrucker Bundesstraße 47A ldd.at Die Verlagerung von Print auf Online ist nicht nur für Medien, sondern auch für Druckereien ein Thema. © Fotolia/Goss Vitalij Beate AppingerZiegler ist Vorständin für Vertrieb und Marketing bei Leykam Let’s Print. © B. Appinger-Ziegler Doris WallnerBösmüller, Geschäftsführerin von Bösmüller Print Management. © Bösmüller Print Management AustropapierGeschäfts­ führerin Gabriele Herzog. © Austropapier/Herzog 22. August 2014 Druckereien Denn, so die Vorständin: „Von einer Entspannung der Krise ist in der Druck­branche wenig zu merken. Neben der nach wie vor schwierigen konjunkturellen Lage sind die strukturellen Probleme innerhalb der Druck­branche nach wie vor evident. Rückläufige Volumina im Magazinbereich sind dabei der auffälligste Trend.“ Für Leykam Let’s Print ist das laufende Geschäftsjahr soweit „zufriedenstellend, die Auftragslage des abgelaufenen ersten Halbjahrs ist vergleichbar mit jener des Jahres 2013, für den Rest des Jahres sind wir sehr zuversichtlich, da wir bereits sehr gut ausgelastet sind“, so die Bilanz Appinger-Zieglers im Gespräch mit HORIZONT. Und welche Trends lassen sich beobachten? Laut der Vorständin ist die Tendenz von Print zu Online weiterhin das große Thema, vor allem am Magazinmarkt sei eine Verlagerung der Werbevolumina weiterhin zu beobachten. Die großen Hoffnungsträger für die Branche sind einerseits Prospekte, die „insbesondere im Handelsbereich nahezu unverändert ihre wichtige Position behaupten und als Printwerbemittel auch in naher Zukunft das effizienteste Werbemittel im Handel bleiben werden“, meint AppingerZiegler, andererseits aber, und das überrascht, Kataloge. Sie ergänzt dazu: „Nach einem steten Rückgang in den letzten Jahren ist hier wieder eine Renaissance zu beobachten.“ weltweit einen starken Strukturwandel durch bestehende Überkapazitäten, vor allem im graphischen Bereich. Dieser Strukturwandel setzt sich auch nach der Krise fort. Betriebe, die nicht mehr wettbewerbsfähig sind, werden abgestellt. Die Situation ist dabei je nach Sortengruppe durchaus unterschiedlich. Bei den grafischen Papieren ist durch die Substituierung durch elektronische Medien bereits seit einigen Jahren weltweit ein Rückgang zu verzeichnen, vor allem bei Massenpapieren, wie zum Beispiel Zeitungspapier. Ein Ende dieser Entwicklung ist hier noch nicht absehbar. Experten schätzen, dass sich diese Entwicklung erst zwischen 2017 und 2022 einpendeln wird. Bei Verpackungspapieren und Spezialpapieren sieht die Situation deutlich besser aus, hier gibt es Gegen den Werteverfall Ebenso wie Leykam Let’s Print verzeichnete auch der Mitbewerber Bösmüller Print Management in den ersten zwei Quartalen 2014 „einen insgesamt soliden Geschäftsverlauf“, wie Geschäftsführerin Doris WallnerBösmüller berichtet. Die Veränderungen in der Branche – wie etwa Überkapazitäten, bedingt durch eine erhöhte Schnelligkeit der Maschinen und das Aufkommen von Online-Druckereien und damit verbundenen Billigproduktionen sind auch an Bösmüller nicht vorbeigegangen. Das Unternehmen kritisiert, dass „Druckerzeugnisse oftmals als Wegwerfprodukte betrachtet werden“, eine Entwicklung, der es entgegenzuwirken gilt. „Wir verfolgen das Ziel, eine neue Orientierung, weg vom Werteverfall, hin zu einer Wertschätzung der Leistung und der Qualität von Beziehungen zu forcieren. Gemeinsam besser zu produzieren ist nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern die Philosophie unseres Unternehmens“, betont Wallner-Bösmüller. Im stetigen Preiskampf und bedingt durch eben genannte Online-Druckereien sowie die Internationalisierung von Unternehmen sei der Trend zu beobachten, „dass Druckereien immer austauschbarer werden“, kritisiert die Geschäftsführerin. Man selbst wolle, um nicht selbst in dieser Anonymität unterzugehen, jedenfalls gegen den Strom schwimmen und auf „Werte wie persönliche Beratung, individuelle Lösungen und zielgerichtete Kundenorientierung“ setzen, denn, so WallnerBösmüller: „Gemeinsam ist der Aufstieg unaufhaltsam.“ Gemeinsam, das heißt auch gemeinsam mit den Mitarbeitern, betont die Geschäftsführerin, die selbst eine Ausbildung im Coaching-Bereich absolviert hat und der Überzeugung ist: „Es macht einen relevanten Unterschied, wenn Menschen mit Freude arbeiten. Begeisterung steckt an.“ Situation je nach Sorte anders Ohne Papier kein Druck, und so fragte HORIZONT auch bei austropapier-Geschäftsführerin Gabriele Herzog nach, wie es um ihre Branche steht. „Es gibt Design, Druck & Packaging Wachstum zu verzeichnen“, so die Bilanz Herzogs. Was viele nicht wissen: Die heimische Papierindustrie ist sehr export­ orientiert und verkauft derzeit 86 Prozent der Produktion ins Ausland, ein Status quo, der allerdings, so die Geschäftsführerin, durch „steigende Rohstoffkosten, hohe Energiepreise und eine wachsende Steuer- und Abgabenlast gefährdet ist“. Die Konkurrenz aus Asien oder Lateinamerika etwa betrachtet Herzog nicht als Bedrohung, sondern als Herausforderung. Eine Herausforderung, das scheint die Druck- und Papierbranche für ihre Vertreter auch heute, nach den Jahren der Krise immer noch zu sein – aber ­jedenfalls eine, der sie sich zu stellen wagen. gg 19 2013 musste die heimische Druckbranche, was die abgesetzte Produktion betrifft, ein Minus von 0,9 Prozent hinnehmen. © Fotolia/industrieblick Denken Sie beim Klima schlau ! Damit wir unser Klima schützen, druckt Berger CO2 - neutral und trägt stolz das Österreichische Umweltzeichen und das EU-Ecolabel. Senden Sie uns Ihre Druckanfrage mit einem guten Gefühl! Ferdinand Berger & Söhne GmbH Horn | +43 (0) 2982 4161 - 0 Wien | +43 (0) 1 31335 - 0 Vertretungen: OÖ | Tirol | Stmk. www.berger.at