Ausgabe 3/2009 Befund MS Für ein besseres Leben mit MS Jetzt online: Das Portal für chronisch kranke Mensc hen > Titelthema: Hoffnung auf „maßgeschneiderte“ MS-Therapie > Strategien gegen die Nebenwirkungen neuer MS-Therapien > MS und Ernährung Ih r M z Exe itn u m eh m pl ar m en www.curado.d e Jetzt entscheide ich selbst! Das Persönliche Budget ist eine alternative Leistungsform zur Teilhabe und Rehabilitation von behinderten Menschen durch Geldbeträge oder Gutscheine. Sie können selbst entscheiden, wann, wo, wie und von wem Sie Teilhabeleistungen nehmen, um Ihren Hilfebedarf optimal abzudecken. Durch das Persönliche Budget haben Sie Einfluss auf die Art und Gestaltung der Leistung, die Sie erhalten. Das stärkt Ihre Selbstbestimmung und Selbstständigkeit. Weitere Infos: www.budget.bmas.de oder unter 01805 / 6767-15 (Mo.– Do. von 8 bis 20 Uhr; 0,14 €/Min. aus dem deutschen Festnetz). Das trägerübergreifende Persönliche Budget. Inhalt Foto: Shutterstock TITELTHEMA Eskalationstherapie: Hoffnung auf „maßgeschneiderte“ MS-Therapie mit Mitoxantron Hoffnung auf „maßgeschneiderte“ Therapie Foto: Shutterstock SEITE 4 Immuntherapien gegen MS Foto: Photodisc SEITE 8 MS und Partnerschaft SEITE 18 4 MEDIZIN & FORSCHUNG Mit starken Magnetfeldern Multiple Sklerose früher erkennen und behandeln Immuntherapien gegen Multiple Sklerose Live-Beobachtungen liefern neue Erkenntnisse T-Zellen als Serienkiller News-Ticker • Neuer Therapieansatz mit Wirkstoff gegen Diabetes Typ 2 • Herz-Kreislauf-Arzneien womöglich wirksam bei MS • Fluchen bei Schmerzen hilfreich • BMBF-gefördertes Kompetenznetz Multiple Sklerose startet • Sauna kann Wirkung von Medikamenten verändern u. v. m. 7 8 9 11 13 13 13 13 14 14 BEFUND MS AKTUELL Strategien gegen die Nebenwirkungen neuer MS-Therapien Fortschritte bei der MS-Therapie mit monoklonalen Antikörpern erhöhen Sicherheit Multiple Sklerose und Partnerschaft/Sexualität Immer mehr Menschen leiden an Multipler Sklerose: Forscher suchen nach neuen Therapien 20 NEUES AUS DER SELBSTHILFE Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) – Eine starke Partnerin im Kampf gegen MS Befund MS mitgestalten/Wichtige Adressen „eTrain MS basics“ liegt jetzt als Broschüre vor Aufbauwissen zur Multiplen Sklerose DMSG-Ratgeber erläutert Rechtsgrundlagen für MS-Erkrankte Was Kinder über Multiple Sklerose wissen möchten 22 23 24 24 25 25 LEBEN MIT MS Formen der Pflege und Betreuung bei MS Reisen mit Multipler Sklerose 26 29 16 17 18 SERVICE MS und Ernährung Fundierte MS-Gesundheitsratgeber im Internet Internetportal www.curado.de informiert über deutlich erweitertes Krankheitsspektrum „Beautiful Day“ – Der Film zum 1. Welt-MS-Tag Brain-Training: Die Rätselecke Bestellformular: Befund MS kostenfrei für Klinik, Arztpraxis, SHG 31 32 32 33 Impressum/Wissenschaftlicher Beirat Glossar 34 35 30 30 Befund MS 3/2009 3 TITELTHEMA Eskalationstherapie: Hoffnung auf „maßgeschneiderte“ MS-Therapie mit Mitoxantron Genetische Informationen ermöglichen individuelles Therapieschema Den Einsatz bewährter MS-Medikamente zu optimieren ist ein aktuelles Forschungsziel. Bochumer Neurologen aus der Arbeitsgruppe von PD Dr. Andrew Chan (RUB-Klinik für Neurologie, St. Josef Hospital, Direktor: Prof. Dr. Ralf Gold) verfolgen dabei einen pharmakogenetischen Ansatz. S ie konnten nachweisen, dass der genetische Bauplan bestimmter Transportproteine Rückschlüsse auf die individuelle Wirksamkeit und das Nebenwirkungsrisiko der hochwirksamen Substanz Mitoxantron zulässt. Sie hoffen, künftig anhand genetischer Informationen das optimale Therapieschema mit dem Wirkstoff für jeden einzelnen Patienten bestimmen zu können. Die Ergebnisse ihrer Arbeit wurden in der Fachzeitschrift Brain publiziert. Bis zu 10 % der deutschen MS-Patienten wurden laut Daten des nationalen MS-Registers der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft in den letzten Jahren mit Mitoxantron behandelt. Mitoxantron, das in mehreren Studien sehr effizient die Erkrankungsaktivität unterdrückte, wird dabei als sogenannte Eskalationstherapie bei Versagen anderer Therapeutika bzw. bei besonders schweren Verläufen eingesetzt. Gegen die hohe therapeutische Effizienz der Substanz, die ursprünglich aus der Onkologie stammt, sind potenzielle, teils dosisabhängige Nebenwirkungen am Herzen, in den Fortpflanzungsorganen, aber auch auf das Knochenmark abzuwägen. „Aus diesen Gründen ist die lebenslange Gesamtdosis des Mitoxantrons auf 140 mg je m2 Körperoberfläche begrenzt“, berichtet Prof. Gold. HINWEISE FÜR DIE BETEILIGUNG VON MEDIKAMENTENTRANSPORTERN AN DER EFFEKTIVITÄT Bereits in früheren Untersuchungen aus der Arbeitsgruppe von Dr. Chan und Prof. Gold war aufgefallen, dass verschiedene Immunzellen unterschiedlich auf Mitoxantron reagieren. Hieraus ergab sich die Hypothese, dass bestimmte Medikamententransporter-Proteine, die das Mitoxantron aus der Zelle hinausschleusen, in unterschiedlichen Zellen, aber auch bei unterschiedlichen Patienten die Wirkeffekte individuell beeinflussen. Diese Transportproteine, sog. ABC (ATP4 Befund MS 3/2009 Foto: Shutterstock MITOXANTRON: HOCHEFFIZIENTE ESKALATIONSTHERAPIE DER MULTIPLEN SKLEROSE binding-cassette)-Transporter, rückten also in den Mittelpunkt des Interesses. Die Forscher nahmen an, dass weniger leistungsstarke Transporter mit einer höheren Mitoxantronkonzentration in den Zellen und somit einer stärkeren Wirksamkeit einhergehen, und umgekehrt hochfunktionelle Transporter mit einer abgeschwächten Wirksamkeit verbunden sind. GENETISCHER BAUPLAN DER TRANSPORTER BEEINFLUSST DIE WIRKSAMKEIT Diese Hypothese prüften sie jetzt an einer Gruppe von MSPatienten aus ganz Europa (Kooperationen mit Kliniken in Dresden, Berg, Göttingen, Barcelona). Es zeigte sich, dass TITELTHEMA unterschiedliche genetische Baupläne von ABCTransportern tatsächlich mit dem therapeutischen Ansprechen auf Mitoxantron zusammenhängen. In der Patientengruppe mit der genetischen Veranlagung einer niedrigen Transporteraktivität war die Wahrscheinlichkeit, positiv auf das Mitoxantron anzusprechen, 3,5-mal höher als bei der Gruppe mit genetisch bedingter hoher Transporteraktivität. Die funktionellen Auswirkungen dieser Genotypen wurden zusätzlich in Zellkulturexperimenten und im Tiermodell der MS bestätigt. „Erste Daten deuten darüber hinaus auch auf einen Zusammenhang des genetischen Bauplans der Transportproteine mit MitoxantronNebenwirkungen hin“, sagt Dr. Chan, „zum Beispiel in vereinzelten Fällen mit Herznebenwirkungen.“ „Diese Ergebnisse wecken die Hoffnung auf individualisierte Mitoxantron-Behandlungsschemata, beispielsweise mit abgestimmten Einzeldosierungen“, kommentiert Dr. Chan. „Das könnte auch dazu führen, dass längere Gesamttherapiezeiten möglich werden, was besonders wichtig ist, weil entsprechende Anschlusstherapien zurzeit noch nicht eindeutig etabliert sind.“ Vorher aber müssen die Ergebnisse der retrospektiven Studie in prospektiver Form an einer größeren Gruppe von Patienten bestätigt werden. In der entsprechenden Studie im Rahmen des deutschlandweiten Kompetenznetzwerkes MS, das vom Bundesforschungsministerium (BMBF) gefördert wird, werden zudem noch weitere potenzielle pharmakogenetische Foto: Photodisc GROßE STUDIE IM KOMPETENZNETZWERK MS SOLL ERGEBNISSE BESTÄTIGEN Marker im Zusammenhang mit der Mitoxantron-Therapie untersucht. „Insgesamt wünschen wir uns in der Behandlung der MS möglichst maßgeschneiderte, auf die individuellen Besonderheiten des einzelnen Patienten abzielende Therapieschemata“, so Prof. Gold und Dr. Chan. „Diese Untersuchungen eröffnen die Möglichkeit, individuelle genetische Muster in Therapieentscheidungen mit einzubinden“. ■ Quelle: Ruhr-Universität Bochum @_i\jg\q`Xc`j`\ik\M\ijXe[Xgfk_\b\%=iD\ejZ_\ed`kDlck`gc\iJbc\ifj\% ;`\DJJ\im`Z\8gfk_\b\Y`\k\k@_e\e`e[`m`[l\cc\g_XidXq\l$ k`jZ_\9\iXkle^j$le[J\im`Z\c\`jkle^\e#[`\jg\q`\ccXl][\e 9\[Xi]Y\`DJql^\jZ_e`kk\ej`e[1 ;`jbi\k\le[qlm\icjj`^\D\[`bXd\ek\e$C`\]\ile^Xe@_i\ NlejZ_X[i\jj\ \^\ie% N`iY\iXk\eJ` ')))[ &(') '(/\e' lebXYn\`Z_\e k&D`e%ÆDfY`c] *#0: HlXc`kkj^\j`Z_\ik\iM\ijXe[mfeB_cnXi\d`kK\id`e$ XYjgiXZ_\ B\`e\M\ijXe[$le[Gfikfbfjk\eY\`[\iI\q\gkY\c`\]\ile^ 9`jql+'IXYXkkXl][Xje`Z_ki\q\gkgÕ`Z_k`^\8gfk_\$ b\e$Jfik`d\ek <`ebfjk\ecfj\j@e]f$GXb\k\i_Xck\eJ`\lek\i[\i Il]$Ei%'(/'&(')')))*#0:k&D`e%ÆDfY`c]lebXYn\`Z_\e[ f[\i`d@ek\ie\klek\innn%djj\im`Z\Xgfk_\b\%[\ DJ J\im`Z\8gfk_\b\ \`e8e^\Yfk[\i9\i^8gfk_\b\#K\Zbc\eYli^ =iD\ejZ_\ed`kDlck`gc\iJbc\ifj\% Bfdg\k\ek%J`Z_\i%;`jbi\k% DJJ\im`Z\8gfk_\b\×9\i^8gfk_\b\×Gfjk]XZ_×+0,+(K\Zbc\eYli^×=Xo1',+,(&,'.',,0 Befund MS 3/2009 5 Grenzenloser Fahrspaß zu jeder Jahreszeit Fahrspaß zu jeder Jahreszeit für Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, bietet der Rollster - ein absolut cleveres Gefährt: Per Knopfdruck lässt sich der Rollster absenken, so dass dieser mit dem Rollstuhl befahren werden kann. Nun wird der Rollstuhl angehoben und verriegelt - schon kann die Fahrt losgehen! Das Rollster-Team wünscht Ihnen und Ihren Liebsten eine gesegnete Weihnachtszeit und einen guten Rutsch in das Jahr 2010. Rollster® ROLLSTER GmbH Ammonstraße 72 01067 Dresden Tel.: (0351) 79 24 63 0 www.rollster-gmbh.com Unsere Patienten werden auf der Grundlage von gesicherten medizinischen Kenntnissen, insbesondere der Empfehlungen der Multiple Sklerose Therapie Konsensusgruppe (MSTKG) behandelt. Neben moderner Diagnostik, spezifischer und symptomatischer Akutbehandlung wurden alle Patienten in unsere multidisziplinäre Komplexbehandlung integriert. Bei ständiger Weiterentwicklung auch durch praxisbegleitende Forschung steht hier insbesondere die krankengymnastische Einzeltherapie auf neurophysiologischer Grundlage im Vordergrund. Im pflegerischen Bereich ist die jahrelange Erfahrung vieler Mitarbeiter im Umgang mit MS-Betroffenen von Bedeutung, nicht zuletzt auch für die Sauerlandklinik Hachen, Neurologische Spezialklinik für Multiple Sklerose mit 125 Betten, Einzugsgebiet Bundesrepublik Deutschland psychische Betreuung unserer Patienten. Eine familiäre Atmosphäre, kulturelle Veranstaltungen und eine anerkannt gute Küche ergänzen die ärztlichen, pflegerischen und therapeutischen Möglichkeiten. Sauerlandklinik Hachen Siepenstraße 44 59846 Sundern-Hachen 6 Befund MS 3/2009 Telefon: (0 29 35) 80 80 Telefax: (0 29 35) 49 51 E-Mail: [email protected] www.sauerlandklinik-hachen.de MEDIZIN & FORSCHUNG Mit starken Magnetfeldern Multiple Sklerose früher erkennen und behandeln Die Multiple Sklerose (MS) ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen im jungen Erwachsenenalter. Experten zufolge gibt es in Deutschland etwa 130.000 bis 150.000 Betroffene. Die Magnetresonanztomographie (MRT) hat sich in den letzten Jahren zum wichtigsten Baustein in der Diagnostik entwickelt. Sie ermöglicht es, die der MS zugrundeliegenden Entzündungsherde in Gehirn und Rückenmark früher und präziser nachzuweisen als zuvor. W FRÜHERE DIAGNOSE DURCH HOCHFELDGERÄTE „Durch die Magnetresonanztomographie konnten wir hier in den letzten Jahren große Fortschritte erreichen. Mittlerweile ist sie das wichtigste Diagnoseverfahren bei der MS.“ Auf den Bildern sind nicht nur die Läsionen in Gehirn und Rückenmark zu erkennen. Auch Störungen der Blut-HirnSchranke, zu denen es bei einer aktiven Entzündung kommt, lassen sich sichtbar machen. Für die Diagnose der MS ist der Nachweis von mehreren älteren und an anderer Stelle neu aufgetretenen Läsionen erforderlich. Das gelingt bereits mit den heute verbreiteten Geräten mit einer magnetischen Feldstärke von 1,5 Tesla. Besser sind nach Einschätzung des Experten aber Hochfeldgeräte mit 3 Tesla. „Im Einzelfall kann dies bedeuten, dass die Diagnose früher möglich ist“, sagte Forsting. Erst wenige Forschungsinstitute in Deutschland verfügen über Geräte, die ein Magnetfeld von 7 Tesla erzeugen. Dies sind zum Beispiel Institute in Essen, Magdeburg und Tübingen. In Essen untersuchen die Wissenschaftler, wie die 7-Tesla-MRT die Früherkennung der MS weiter verbessern kann. Erste Erfahrungen stimmen Forsting optimistisch. „Es gibt Patienten, bei denen man auch nach einer MRT- Foto: Shutterstock elche Fortschritte erreicht wurden, diskutierten Ärzte und Wissenschaftler im Rahmen der 44. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie (DGNR) im Oktober in Köln. In der Regel verläuft eine Multiple Sklerose in Krankheitsschüben. Dies erschwerte in der Vergangenheit die Diagnosestellung. Eine Therapie kam frühestens nach dem zweiten Schub zum Einsatz. Inzwischen stehen jedoch Medikamente zur Verfügung, die diesen hinauszögern können. „Deshalb ist es so wichtig, die Krankheit möglichst früh zu erkennen“, erläutert Prof. Dr. med. Michael Forsting, Direktor des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie und Neuroradiologie am Universitätsklinikum Essen. Untersuchung nur den Verdacht auf eine Multiple Sklerose aussprechen kann. Hier könnte uns ein stärkeres Magnetfeld Gewissheit verschaffen. Denn mit 7-Tesla-Geräten konnten wir spezifische Veränderungen des Gehirns deutlicher zeigen als mit 1,5- oder 3-Tesla-Geräten. Zudem konnten wir mit diesem starken Magnetfeld erstmals erkennen, dass sich die einzelnen Entzündungsherde in ihrem Signalverhalten stark unterscheiden“, erklärt Forsting. FRÜHERE UND MAßGESCHNEIDERTE THERAPIE ANGESTREBT Die Bedeutung dieses Phänomens sei derzeit noch nicht bekannt. Weitere Studien sollen Aufschluss bringen. „Eine mögliche Erklärung wäre, dass sich prognostisch günstigere von ungünstigen Verlaufsformen der MS auf den Bildern unterscheiden.“ Dies könnte die MS-Diagnostik grundlegend verändern und einer noch früheren und maßgeschneiderten Therapie den Weg ebnen. Bisher, so der Experte, sei es nicht vorhersehbar, ob Patienten in einigen Jahren im Rollstuhl sitzen oder ohne wesentliche Behinderungen bleiben. ■ Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie (DGNR) Befund MS 3/2009 7 MEDIZIN & FORSCHUNG Immuntherapien gegen Multiple Sklerose Ü KLINISCHE DATEN UND MOLEKULARE UNTERSUCHUNGEN Ziel der Bochumer Untersuchungen unter Leitung von Prof. Gold und PD Dr. Andrew Chan ist es, deutschlandweit langfristig über 1.000 Patienten mit Multipler Sklerose bereits ab frühen Phasen der Erkrankung systematisch zu erfassen. Klinische Daten sollen dabei mit Ergebnissen innovativer Untersuchungsmethoden in Beziehung gesetzt werden. Dazu gehören molekulare Untersuchungen der Gene und Proteine der Patienten sowie Kernspintomographie. Die Forscher wollen daraus Erkenntnisse gewinnen, die künftig helfen werden, individualisiert – also auf den Patienten abgestimmt – geeignete Immuntherapien auszuwählen. Foto: Shutterstock ber 1.000 Patienten mit Multipler Sklerose (MS) werden Bochumer Neurologen um Prof. Dr. Ralf Gold in zwei vom Bundesforschungsministerium geförderte Studien einschließen. Ziel ist es, anhand umfassender Datensammlungen herauszufinden, wie man individuell auf den einzelnen Patienten abgestimmte Immuntherapien auswählen kann. Die Studien werden im Kompetenznetzwerk MS des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit 900.000 Euro für die nächsten drei Jahre gefördert. Die Kompetenznetzwerke dienen der intensiven Erforschung wichtiger Erkrankungen. GUTE STELLUNG IM INTERNATIONALEN VERGLEICH Nach bundesweiter Ausschreibung Anfang 2008 wurden von den ursprünglich neun Anträgen vom BMBF nach internationaler Begutachtung nur zwei Verbundanträge zur Immuntherapie und Pathogeneseforschung sowie ein Einzelantrag zur kindlichen Multiple Sklerose ausgewählt, die nun in diesem Netzwerk vereint sind. Die Förderung des Netzwerks mit insgesamt 7 Mio. Euro läuft zunächst über drei Jahre, ist aber grundsätzlich auf zwölf Jahre angelegt. „Für die deutsche MS-Forschung stellt das BMBF-Netzwerk im internationalen Vergleich eine sehr gute Entwicklungschance dar“, freut sich Prof. Gold. ■ Quelle: Ruhr-Universität Bochum Die Fachklinik für Neurologie und Neurologische Psychosomatik • Aphasiezentrum Rheinland-Pfalz Wir behandeln • Neurologische Erkrankungen wie z. B. Schlaganfall, Schädel-HirnTrauma, Multiple Sklerose, Epilepsie, Sprach- und Schluckstörungen • Psychosomatische Erkrankungen mit neurologischem Schwerpunkt, wie z. B. Konversions- und Bewegungsstörungen, Schmerzsyndrom, Tinnitus u. a. Wir bieten • Anschlussheilbehandlungen/Anschlussrehabilitationen • Stationäre und ambulante Rehabilitationsmaßnahmen Sie haben Fragen? Wir antworten Ihnen gerne! 8 Befund MS 3/2009 Wir erbringen • Physiotherapie • Sporttherapie • Medizinische Trainingstherapie • Sprachtherapie • therapeutisch-aktivierende Pflege • Ergotherapie • Neuropsychologie • Physikalische Therapie • Einzel-/Gruppenpsychotherapie • Gestaltungstherapie • Musiktherapie • Bewegungstherapie • Ernährungsberatung • Sozialdienst Buchenstraße 6 56588 Waldbreitbach Telefon (02638) 898-0 Telefax (02638) 898 -276 www.westerwaldklinik.de [email protected] MEDIZIN & FORSCHUNG Live-Beobachtungen liefern neue Erkenntnisse Bei Krankheiten wie der Multiplen Sklerose dringen Zellen des Immunsystems in das Hirngewebe ein, wo sie großen Schaden anrichten. Lange Zeit war es ein Rätsel, wie diese Zellen den Blutstrom verlassen können, denn Blut- und Nervensystem sind normalerweise durch Blutgefäßwände voneinander getrennt. Dass die Immunzellen dennoch zu den Nervenzellen vordringen können, war bisher nur durch Gewebeschnitte belegt. Nun konnte ein Team aus Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Neurobiologie in Martinsried und der Universität Erlangen-Nürnberg die Bewegungen dieser Zellen erstmals live unter dem Mikroskop beobachten. abei kamen ganz neue Verhaltensweisen der Immunzellen ans Licht. Die Erkenntnisse, die in der Fachzeitschrift Nature publiziert wurden, tragen entscheidend zu unserem Verständnis der komplexen Krankheit bei. D Beobachtung der Zellbewegungen blieb jedoch lange unmöglich. Das Gehirn und das Rückenmark überwachen und steuern die Funktionen aller Körperteile und regeln die Bewegungen, die Sinne und das Verhalten des Organismus. Der Schutz des Gehirns und des Rückenmarks hat daher oberste Priorität. Schädelknochen und Wirbelsäule halten mechanische Verletzungen und äußere Einflüsse fern. Gefahren von innen, zum Beispiel im Blut zirkulierende Krankheitserreger, werden durch hoch spezialisierte Blutgefäße abgewehrt. Die Wände dieser Gefäße bilden eine Grenzbarriere, die Zellen und viele kleinere Partikel nicht passieren können – die empfindlichen Nervenzellen sind geschützt. Es gibt jedoch Ausnahmen. Bei Erkrankungen wie der Multiplen Sklerose (MS) gelingt es aggressiven Zellen des Immunsystems, die Barriere der Blutgefäße zu durchbrechen. Einmal in das Hirngewebe eingedrungen richten diese Zellen großen Schaden an: Sie lösen Entzündungsreaktionen aus und greifen Nervenzellen an. Das Ergebnis sind vielfältige Beeinträchtigungen, unter denen allein in Deutschland über 120.000 MS-Patienten leiden. Diese Hürde nahmen nun Wissenschaftler in dieser Studie. Sie markierten aggressive T-Zellen mit dem grün fluoreszierenden Protein (GFP) in Ratten, wodurch sie die Zellbewegungen im lebenden Gewebe durch ein Zwei- IDENTIFIZIERUNG DER TÄTER Foto: Universität Erlangen-Nürnberg Die Aufnahme zeigt die Bewegungen der kriechenden T-Zellen (grün) innerhalb der Blutgefäße (rot) über einen Zeitraum von ca. 20 Minuten. Deutlich zu erkennen ist, dass einige T-Zellen die Blutgefäße verlassen und ihre grüne Spur durch das umgebende Hirngewebe ziehen Photonen-Mikroskop verfolgen konnten. Diese gezielte Beobachtung der Zellen im Verlauf der Krankheit bescherte den Wissenschaftlern eine ganze Reihe von neuen Einblicken in das Verhalten dieser Zellen. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die aggressiven TZellen die Grenzbarriere zwischen Blut und Nervengewebe in mehreren Schritten überwinden. Außerhalb des Nervensystems bewegten sich die markierten Zellen wie erwartet: Die meisten Zellen ließen sich vom Blutstrom treiben. Nur vereinzelt blieben Zellen für kurze Zeit an den Gefäßwänden haften, bevor sie in Richtung des Blutstroms Befund MS 3/2009 9 ▲ Aufgrund der normalerweise sehr effektiven Trennung zwischen dem Zentralen Nervensystem, also Gehirn und Rückenmark, und dem Blutkreislauf, war es lange Zeit rätselhaft, wie die Immunzellen die Blut-Hirn-Schranke durchbrechen können – eine wichtige Frage zur Entstehung der Multiplen Sklerose. Erst in den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts konnten Wissenschaftler zeigen, dass unter bestimmten Bedingungen Immunzellen, sogenannte T-Zellen, Bestandteile des körpereigenen Hirngewebes erkennen und angreifen. Die Wanderung dieser Zellen von ihrem Entstehungsort bis hin zum Eindringen in das Hirngewebe und die resultierenden Schäden klärten Gewebeschnitte in den letzten Jahrzehnten immer weiter auf. Eine tatsächliche AGGRESSIVE ZELLEN LIVE BEOBACHTEN MEDIZIN & FORSCHUNG weiterrollten oder wieder mitgerissen wurden. Erreichten die T-Zellen jedoch die Gefäße des Nervensystems, so verhielten sie sich völlig anders. Immer häufiger beobachteten die Wissenschaftler, wie sich die Zellen an den Gefäßwänden festsetzten. T-Zellen auf eine der sogenannten Fresszellen stießen. Fresszellen sitzen an den Außenwänden der Blutgefäße und auf der Oberfläche des Nervengewebes, wo sie ihre Umgebung mit fingerartigen Zellausstülpungen systematisch abtasten. „Richtig spannend wurde es dann, als wir sahen, dass die Zellen kriechen – das war ein bisher gänzlich unbekanntes Verhalten für T-Zellen“, berichtet Ingo Bartholomäus von seinen Beobachtungen. Kriechen beschreibt hier eine aktive Bewegung der Zellen, die vor allem gegen den Blutstrom verläuft. Die Forscher beobachteten, wie die T-Zellen für mehrere Minuten bis Stunden an den Gefäßwänden entlangwanderten und ihre Kreise zogen. Am Ende dieser Suchbewegung wurden die Zellen entweder wieder vom Blutstrom mitgerissen oder sie zwängen sich durch die Gefäßwand. Traf eine der beweglichen T-Zellen auf solch eine Fresszelle, so bildeten die beiden ein eng verbundenes Paar. Einige dieser Paare blieben für mehrere Minuten unzertrennlich. Dass T-Zellen erst mit Fresszellen in Kontakt treten müssen, um ihre Immunfunktion auszuüben, ist seit Längerem bekannt. Völlig neu ist jetzt, dass Forscher erstmals solche Interaktionen direkt an der Blut-Hirn-Schranke beobachten. Und tatsächlich begannen die T-Zellen erst nach dem Kontakt mit den Fresszellen, entzündungsfördernde Botenstoffe auszuschütten und so den Angriff auf das Nervensystem einzuleiten. Als eine der Folgen durchquerten immer mehr T-Zellen die Wände der Blutgefäße. „Anscheinend ist die Aktivierung der T-Zellen an der Grenze zum Nervengewebe somit ein entscheidendes Signal für die Invasion der Immunzellen“, folgert Alexander Flügel, der Leiter der Studie. FOLGENSCHWERE BEGEGNUNGEN Hatten die Zellen die Barriere der Blut-Hirn-Schranke erfolgreich durchbrochen, setzten sie ihre Suche im Umkreis der Blutgefäße fort. So war es nur eine Frage der Zeit, bis die VORGÄNGE VERSTEHEN Und noch etwas fanden die Wissenschaftler durch die „LiveBeobachtungen“ heraus: Gaben sie spezielle Antikörper, die bereits in der MS-Therapie eingesetzt werden, ins Blut, so verschwanden die kriechenden Zellen. „Bisher wurde angenommen, dass diese Antikörper das Austreten der TZellen aus den Blutgefäßen blockieren“, so Ingo Bartholomäus. „Unsere Beobachtungen zeigen nun, dass sie bereits das Kriechen verhindern – also einen Schritt früher eingreifen als bisher angenommen.“ Die Beobachtungen der Wissenschaftler ergeben nun ein viel detaillierteres Bild von den Bewegungen und dem Eindringen der Immunzellen in das Zentrale Nervensystem. Leben mit multipler Sklerose Die Vorsorge-Reha-Klinik Haus Daheim ist ein interdisziplinäres Therapiezentrum in Bad Harzburg und bietet ganzjährig Vorsorgemaßnahmen für Frauen mit multipler Sklerose und ihre Kinder an. Gern schicken wir Ihnen Infomaterial über unser Angebot zu oder informieren Sie sich auf unserer Internetseite www.haus-daheim-kur.de Eine Einrichtung des Müttergenesungswerkes getragen von der Evangelischen Frauenhilfe Mit diesem Wissen lässt sich auch die ständige Immunüberwachung im gesunden Gewebe besser verstehen. Doch wie so oft werfen die Ergebnisse und das neue Wissen auch viele neue Fragen auf: Woran haften die Immunzellen auf den Gefäßoberflächen und wie erkennen sie eine geeignete Stelle für den Wechsel zwischen Blut- und Nervensystem? Was leitet die Zellen nach dem Durchbrechen der Blut-Hirn-Schranke? Dies sind einige der Fragen, denen die Wissenschaftler als Nächstes auf den Grund gehen wollen. Das langfristige Ziel ist es, neue Therapien und Medikamente für Krankheiten wie die Multiple Sklerose zu entwickeln. ■ Quelle: Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 10 Befund MS 3/2009 T-Zellen als Serienkiller Immunsystem schädigt nicht nur Myelinhülle, sondern auch Nervenzellen selbst Durch fehlgeleitete Aktivitäten schädigt das Immunsystem bei Multipler Sklerose auch die Nervenzellen selbst. Das passiert regelhaft beim gezielten Angriff des Immunsystems auf die Umhüllung der Nervenzellen, wie Forscher aus Würzburg und Zürich erstmals experimentell nachgewiesen haben. Foto: DAK Entzündungen im Zentralen Nervensystem können von Viren oder vom Immunsystem ausgelöst werden; Letzteres ist zum Beispiel bei der Multiplen Sklerose der Fall. Drastisch sind die Folgen: Es sterben diejenigen Zellen, die eine isolierende Hülle um die Nervenfasern herum aufbauen und intakt halten. Die Hüllen gehen verloren, und oft sterben schließlich auch die Nervenzellen selbst. TOD VON NERVENZELLEN URSACHE FÜR BLEIBENDE BEHINDERUNGEN ▲ „Bei Multipler Sklerose nimmt man an, dass nicht nur der Verlust der Myelinhüllen, sondern vor allem der Tod der Nervenzellen entscheidend für die bleibenden Behinderungen ist, mit denen viele Patienten zu kämpfen haben“, sagt Prof. Heinz Wiendl von der Neurologischen Klinik der Universität Würzburg. Dies seien z. B. Behinderungen wie Lähmungen oder eine eingeschränkte Sehfähigkeit. Auch vielfältige Begleiterscheinungen wie z. B. Blasenfunktionsstörungen oder sexuelle Funktionsstörungen können bei MS-Patienten auftreten. MEDIZIN & FORSCHUNG Foto: Shutterstock Oberfläche der myelinbildenden Zellen attackieren, verursachten innerhalb weniger Stunden auch einen signifikanten Untergang von Nervenzellen. Wie dieser indirekte Effekt zustande kommen könnte, erklärt der Würzburger Forscher Sven Meuth: „Möglicherweise setzen die T-Zellen lösliche Faktoren frei, wie Perforin oder Granzym-B, die dann zu den Nervenzellen wandern und sie schädigen.“ Geradezu wie Serienkiller gehen die aggressiven TZellen dabei vor: „Eine einzige davon kann bis zu 30 myelinbildende Zellen und gleichzeitig bis zu zehn Nervenzellen töten“, sagt Heinz Wiendl. Diese T-Zellen schneiden die Fortsätze von Nervenzellen regelrecht durch. Das konnte das Team von Prof. Norbert Goebels von der Universität Zürich (jetzt Düsseldorf) in einem ähnlichen experimentellen Ansatz mit Videoanalysen belegen. An lebenden Geweben aus der Gehirnrinde von Mäusen konnte gezeigt werden: Gibt man T-Zellen dazu, die auf die Zerstörung myelinbildender Zellen spezialisiert sind, sterben innerhalb von sechs Stunden auch Nervenzellen in signifikantem Ausmaß ab Zwei Arbeitsgruppen haben nun zeitgleich erstmals beschrieben, dass bestimmte T-Zellen des Immunsystems nicht nur die myelinbildenden Zellen direkt beeinträchtigen, sondern auch „Kollateralschäden“ bei Nervenzellen oder deren Fortsätzen hervorrufen. Veröffentlicht wurden die Arbeiten in den Fachblättern Glia und American Journal of Pathology. T-ZELLEN: INDIREKTER EFFEKT LÄSST NERVENZELLEN STERBEN MÖGLICHER ANGRIFFSPUNKT FÜR NEUE THERAPIEN „Diese Ergebnisse helfen uns, die Entstehung von akuten und chronischen Schäden bei Entzündungen des Zentralen Nervensystems besser zu verstehen“, erläutert Prof. Wiendl. Auch die Patienten profitieren in der Zukunft möglicherweise von den Erkenntnissen – schließlich eignen sich die aggressiven T-Zellen als Angriffspunkt für neue Therapien. Darum wollen die Würzburger Wissenschaftler noch möglichst viel Neues über die Serienkiller herausfinden. ■ Weil Individualität zählt Prof. Wiendls Team konnte in Hirngewebekulturen zeigen: T-Zellen, die ausschließlich eine bestimmte Struktur auf der 12 Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg Die Klinik Dr. Evers ist seit mehr als 40 Jahren ein Fachkrankenhaus für Neurologie. Das Spektrum der Indikationen umfasst das gesamte Gebiet der neurologischen Erkrankungen, insbesondere die Multiple Sklerose (u. a. Frührehabilitation bei MS). Beste medizinische Versorgung und individuelle Pflege in häuslicher Atmosphäre bilden die Grundlage des Behandlungsprozesses. Neben modernsten Therapie- und Diagnostikeinrichtungen verfügt unser Haus über 54 Akutbetten. Die Betreuung unserer stationären Patienten erfolgt durch ein interdisziplinäres, hochqualifiziertes Team. Dabei hat das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Patienten höchste Priorität. Lindenstraße 22 59846 Sundern Langscheid am Sorpesee Telefon 02935 807-0 Fax 807-200 [email protected] Befund MS 3/2009 Stationäre Aufnahme Akutkrankenhaus Gesetzliche und private Krankenversicherungen www.klinik-dr-evers.de MEDIZIN & FORSCHUNG Bonner Forscher haben einen neuen Ansatzpunkt zur Bekämpfung von Autoimmunkrankheiten identifiziert. Durch Aktivierung eines bestimmten Moleküls (PPAR-Gamma) konnten die Forscher den Krankheitsverlauf bei Mäusen erheblich verlangsamen. Dabei nutzten sie ein Medikament, das bereits zur Behandlung von Diabetes Typ 2 zugelassen ist. Auch in menschlichen Zellkulturen war die Methode erfolgreich. Die Ergebnisse wurden im Journal of Experimental Medicine veröffentlicht. Bei Autoimmunkrankheiten wendet sich das Immunsystem gegen körpereigene Strukturen. Verantwortlich dafür ist eine bestimmte Gruppe der sogenannten T-Helferzellen (TH17-Zellen). Sie produzieren den Entzündungsbotenstoff Interleukin 17. Auf ein spezifisches Signal hin werden Vorläuferzellen so programmiert, dass sie sich zu TH17-Zellen entwickeln. PPARGamma kontrolliert diesen Prozess. Aktiviert man es gezielt in Immunzellen, entstehen weniger TH17-Zellen. Mit bestimmten Diabetes-Medikamenten konnte im Mausmodell und in Zellkulturen von MS-Patienten ein starker Rückgang der TH17-Zellzahl erreicht werden. Die DiabetesMedikamente aktivierten PPAR-Gamma jedoch nicht stark genug, zudem beeinflussen sie die Wirkung von Insulin. Die Entwicklung hochspezifischer Wirkstoffe soll nun weiter vorangetrieben werden. ■ news Quelle: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn HERZ-KREISLAUF-ARZNEIEN WOMÖGLICH WIRKSAM BEI MS In Studien mit Tiermodellen haben Neurologen neue Hinweise darauf gefunden, dass Herz-Kreislauf-Medikamente womöglich auch gegen MS wirksam sein könnten. Im experimentellen Modell konnte der Krankheitsverlauf mit den Wirkstoffen Aliskiren, Enalapril und Losartan gelindert news ticker ++ werden, berichtet eine Arbeitsgruppe um Dr. Ralf Linker und Prof. Ralf Gold von der Neurologischen Klinik der RuhrUniversität Bochum (RUB) in der Fachzeitschrift PNAS. Vor allem habe man eine Wirkung der getesteten Arzneien auf sogenannte Fresszellen (Makrophagen) gefunden, die auch in den Entzündungsherden der MS eine gewichtige Rolle spielen. In einer gleichzeitig veröffentlichten Studie hat eine Gruppe um Prof. Lawrence Steinman von der Stanford Universität in Kalifornien ähnliche Effekte auf regulatorische Immunzellen beobachtet. „Diese Substanzen könnten nun auch in der Therapie der Multiplen Sklerose Einzug halten“, hofft Prof. Gold. Womöglich könnten sie mit bereits verfügbaren Basistherapeutika gegen die MS sogar eine synergistische Wirkung entfalten, so der Neurologe – und sie sollten im Gegensatz zu den neuen Antikörpertherapien bei der MS keine schwer abschätzbaren neuen Risiken mit sich bringen: „Allerdings müssen diese Hypothesen natürlich zuerst in klinischen Studien an Patienten überprüft werden“, so Prof. Gold. ■ Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie e. V. FLUCHEN BEI SCHMERZEN HILFREICH Schmerzen lassen sich besser ertragen, wenn man gleichzeitig schimpft, berichtet das Patientenmagazin HausArzt. Das Blatt beruft sich auf eine britische Studie, bei der die Schmerztoleranz getestet wurde. Verglichen wurde, wie lange die Probanden einen Kältereiz aushielten. Wenn sie fluchten, gelang ihnen das länger und sie empfanden die Kälte als weniger schmerzhaft. ■ Quelle: HausArzt – PatientenMagazin MÖCKEL Feinmechanik, Bornweg 13-15, 35418 Buseck, Tel. 06408 / 9004-0 Fax /2440 [email protected] 07.22 50 cm Hub, schwebend, mit gerader und neigbarer Platte Befund MS 3/2009 www.moeckel.com NEUER THERAPIEANSATZ MIT WIRKSTOFF GEGEN DIABETES TYP 2 +++ Foto: Shutterstock news ticker news news +++ 13 MEDIZIN & FORSCHUNG news ticker +++ +++ news ticker ++ Quelle: Neue Apotheken Illustrierte news WELTRANGLISTE DER VITAMIN-C-REICHSTEN FRÜCHTE Camu-Camu heißt die Frucht, die am meisten Vitamin C enthält und das im weltweiten Vergleich, berichtet die Neue Apotheken 14 Befund MS 3/2009 news Quelle: Telematikplattform für Medizinische Forschungsnetze e. V. (TMF) news Um Ursachen und Verlaufsformen der MS besser zu verstehen und Diagnostik und Therapie zu verbessern, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung das Kompetenznetz Multiple Sklerose. Dieses ist eines von 21 Kompetenznetzen in der Medizin, zu deren Kernaufgaben es gehört, Forscher zu spezifischen Krankheitsbildern bundesweit und interdisziplinär zusammenzubringen und den Austausch zwischen Forschung und Versorgung zu verbessern. Drei Verbünde wurden ausgewählt, die den Kristallisationspunkt des neuen Kompetenznetzes bilden: UNDERSTANDMS, CONTROLMS und CHILDRENMS. Zusammen bauen sie eine gemeinsame Infrastruktur auf und können um weitere Verbünde und Partner ergänzt werden. Eine Vernetzung mit dem Verbund UNDERSTANDMS soll u. a. die Übertragung von experimentellen, grundlagennahen Erkenntnissen in die klinische Anwendbarkeit gewährleisten. Ziel des Verbundes CONTROLMS ist es, Biomarker für die Diagnostik, Prognose und Therapie der Multiplen Sklerose zu etablieren. Der Verbund CHILDRENMS baut ein Patientenregister für Kinder mit MS auf. Ziel: Bestimmung der Häufigkeit der Erkrankung in Deutschland und des Spektrums der Krankheitsverläufe bei jungen MS-Patienten. ■ Illustrierte. Das Amazonasgewächs wartet mit stolzen zwei Gramm Vitamin C in 100 Gramm Frucht auf. Zahlen, von denen der Apfel als der Deutschen liebstes Obst nur träumen kann: In 100 Gramm Frucht stecken gerade mal zwölf Milligramm Vitamin C. Auch wenn es Camu-Camu im Gegensatz zum Apfel hierzulande nicht im Ganzen gibt, kann man von ihrem VitaminC-Gehalt profitieren: mittels in Apotheken erhältlichen Nahrungsergänzungsmitteln. Auf Platz zwei glänzt die Acerola-Kirsche. Mit 1,5 Gramm Vitamin C pro 100 Gramm Frucht schlägt sie den Klassiker Orange um das 40-Fache. Als Saft, in Tablettenform oder als Zusatz in Vitamindrinks bleibt der größte Teil des Vitamins erhalten. Mit ganz oben auf der Weltrangliste: die heimischen Früchte Hagebutte und Sanddorn. Aber bitte nicht in Form von Marmelade! Denn beim Kochen wird der größte Teil des Vitamin C zerstört. Besser: Hagebutten nach dem säuberlichen Entfernen der Kerne und Härchen frisch essen. Auch Sanddorn kommt am Vitamin-C-stärksten daher, wenn er ohne Wärme verarbeitet wurde. Exotisch und dennoch hier zu haben: die Guave. Mit 275 Milligramm Vitamin C in 100 Gramm Frucht steht sie auf Platz fünf. Und die Kiwi, als klassische Vitamin CBombe gehandelt? Sie garantiert nicht immer den gewünschten Vitamin C-Kick: Der Gehalt am Abwehrvitamin variiert je nach Erntezeit und Lagerung zwischen 20 und 300 Milligramm in 100 Gramm Frucht. ■ BMBF-GEFÖRDERTES KOMPETENZNETZ MULTIPLE SKLEROSE STARTET SAUNA KANN WIRKUNG VON MEDIKAMENTEN VERÄNDERN Patienten, die regelmäßig Medikamente anwenden, sollten vor dem Saunabesuch mit ihrem Apotheker sprechen. Die news ticker +++ news ticker +++ Wärme kann die Wirkung verschiedener Arzneimittel verändern, informiert die Bundesapothekerkammer. So geben zum Beispiel einige wirkstoffhaltige Pflaster in der Sauna mehr Arzneistoff in die Haut und das Blut ab. Ihre Wirkung kann sich dadurch verstärken. Das betrifft zum Beispiel Wirkstoffpflaster gegen Schmerzen oder zur Raucherentwöhnung. Andere Wärmequellen wie Heizkissen oder Wärmstrahler wirken ähnlich. Durch starkes Schwitzen kann in der Sauna zudem die Klebefähigkeit von Pflastern nachlassen, sie können sich leichter ablösen. Einige so genannte „Rheumasalben“ sollten vor dem Saunagang vermieden werden, da diese Kombination die Haut zu stark reizt. Auch Insulin verträgt keine Wärme. Diabetiker, die eine Insulinpumpe tragen, sollten diese vor dem Saunagang ablegen. Die Wärme in der Sauna empfinden viele Menschen als angenehm und entspannend. Aber bei einigen Krankheiten sollten Patienten vorsichtig sein, denn je nach Ausmaß der Krankheit kann die Wärme die Beschwerden verschlimmern. Dazu gehören unter anderem Fieber und akute Entzündungen. ■ Viele Menschen wissen nicht so genau, was sie als kranke Arbeitnehmer tun dürfen und was sie besser lassen sollten. Darf man zum Beispiel einkaufen gehen, wenn man krankgeschrieben ist? Die Antwort auf diese u. a. Fragen weiß Hans Haltmeier, Chefredakteur der Apotheken Umschau: „Wer krank ist und nicht arbeiten kann, darf natürlich trotzdem einkaufen gehen, wenn er niemand hat, der das für ihn erledigt. Er muss sich ja versorgen können. Grundsätzlich ist alles erlaubt, was die Genesung nicht verzögert oder gefährdet. Man sollte aber vorsichtig sein. Denn das eine ist die rechtliche Lage, das andere ist die Situation, in die man sich dadurch vielleicht begibt. Manches kann einfach Ärger geben.“ Darf man zu Verwandten fahren, um sich dort pflegen zu lassen? „Ärger sollte es eigentlich nicht geben, wenn man zu Verwandten fährt, um sich dort pflegen zu lassen – je nach Krankheit kann das sogar sehr sinnvoll sein, weil man dann ja schneller gesund wird. Allerdings sollte man nicht unbedingt ins Ausland fahren, denn dadurch kann man den Versicherungsschutz gefährden. Und auf alle Fälle mit dem Arzt vorher darüber reden, sich vielleicht sogar ein Attest geben lassen.“ ■ Quelle: ABDA Quelle: Apotheken Umschau KRANK ALS ARBEITNEHMER: WAS SIE DÜRFEN UND WAS NICHT Foto: DAK news ++ MEDIZIN & FORSCHUNG AHG Klinik für Neurologie Hilchenbach Durch gezielte neurologische Rehabilitation in den Alltag zurückfinden Zentrum für – Schlaganfall – Multiple Sklerose – Parkinson – Schädel-Hirn-Verletzungen K L I N I K I M V E R B U N D D E R Weitere Informationen sind erhältlich über: AHG Klinik für Neurologie Hilchenbach Ferndorfstraße 14 s 57271 Hilchenbach fon: 0 18 03.24 41 35-0* fax: 0 18 03.24 41 35-9 99* www.ahg.de/hilchenbach [email protected] * bundesweit 8 ct/min Befund MS 3/2009 15 BEFUND MS AKTUELL Strategien gegen die Nebenwirkungen neuer MS-Therapien Immunadsorption – Blutreinigungsverfahren gegen schwere Infektionen ZERSTÖRERISCHE WIRKUNG WEIßER BLUTZELLEN UNTERBINDEN Natalizumab ist ein monoklonaler Antikörper, der in der EU seit 2006 für die Behandlung von schwerer, schubförmiger MS zugelassen ist. Der Antikörper bindet an bestimmte Strukturen auf der Oberfläche von weißen Blutkörperchen und hindert sie so an ihrer Wanderung durch die Gefäßwand in entzündetes Gewebe. So unterbindet der Wirkstoff die zerstörerische Wirkung der weißen Blutzellen, die sich bei MS gegen die Isolierschicht der Nervenfaserbahnen richtet. Da die weißen Blutkörperchen eigentlich der Vernichtung schädlicher Fremdkörper wie Viren oder Bakterien dienen, muss man so allerdings auch eine Schwächung der Immunabwehr in Kauf nehmen. Schon in klinischen Studien hatte der Wirkstoff bei zwei MSPatienten zu progressiver multifokaler Leukenzephalopathie (PML) geführt. Diese schwere Gehirninfektion wird durch das JC-Virus ausgelöst, das 80 % aller Erwachsenen im Körper tragen, wobei es normalerweise durch das Immunsystem in Schach gehalten wird. Weniger Erfahrene können die Symptome einer PML mit einem MS-Schub verwechseln. „Da die beiden betroffenen Patienten allerdings zeitgleich mit dem ebenfalls immunwirksamen Interferon Beta behandelt wurden, bestand die begründete Hoffnung, dass die Monotherapie relativ gefahrlos sei“, erklärt Prof. Gold. Zudem hat die Hersteller-Firma zu Beginn der Zulassung im Sommer 2006 jeweils länderspezifisch umfassende Vorbereitungsseminare angeboten, in denen auch Vorsichtsund Therapiemaßnahmen erörtert wurden. Im Juli 2008 wurde dann fast gleichzeitig bei einem deutschen und einem schwedischen MS-Patienten eine PML diagnostiziert, nach 14 bzw. 16 Monaten Natalizumab-Therapie. Die Behandlungsstrategien gegen die Infektion sind Inhalt der beiden Arbeiten, die von den deutschen und schwedischen Autoren zeitgleich zur Publikation eingereicht wurden. Der deutsche Patient wurde bei Dr. Werner Wenning in Offenburg behandelt, die Therapie von Prof. Gold aus Bochum gesteuert. Foto: Shutterstock D ie Kehrseite neuer Immuntherapien gegen Multiple Sklerose (MS) sind u. a. schwere Infektionen, die u. U. in seltenen Fällen tödlich verlaufen können. So öffnet die Behandlung mit Natalizumab, das die Immunantwort herabsetzt, der progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML), einer schweren Gehirnentzündung, die Tür. Als Gegenstrategie setzten Prof. Dr. Ralf Gold (RUB-Klinik für Neurologie) und Dr. Werner Wenning (Offenburg-Gengebach) auf das Blutreinigungsverfahren Immunadsorption, um den Wirkstoff zu entfernen und die Immunantwort wieder zu stärken. Über ihre erfolgreiche Behandlungsstrategie berichten sie in der aktuellen Ausgabe des New England Journal of Medicine. IMMUNADSORPTION ENTFERNT DEN WIRKSTOFF Ziel der Therapie war die Wiederherstellung des körpereigenen Immunsystems des Patienten, das das JC-Virus bekämpfen sollte. Dazu mussten die Mediziner den Wirkstoff möglichst aus dem Körper des Patienten entfernen. Natalizumab zirkuliert sehr lange im Körper: Erst nach durchschnittlich 16 Tagen reduziert sich der Wirkstoffspiegel um etwa die Hälfte. Die Bochumer und Offenburger Forscher entschieden sich daher für ein Blutreinigungsverfahren. Spätere Messungen zeigten, dass der Medikamenten- Erfahrung und Kompetenz in Immunadsorption und Plasmaaustausch seit mehr als 25 Jahren! DIAMED Medizintechnik GmbH • Stadtwaldgürtel 77 • D-50935 Köln Telefon: 0221 – 940 5000 • www.diamed.de • E-Mail: [email protected] Ein Unternehmen des deutschen Mittelstandes 16 Befund MS 3/2009 BEFUND MS AKTUELL spiegel innerhalb einer Woche von 10,8 g/ml auf unter 0,25 g/ml reduziert wurde. Parallel verbesserten sich die Symptome vorübergehend. Vier Wochen später trat dann eine sekundäre Verschlechterung auf. In diesem Stadium der wiedererwachenden Immunantwort (IRIS = immune reconstitution inflammatory syndrome) wird das Virus im Gehirn durch Immunzellen (zytotoxische Lymphozyten) eliminiert. Dies führt zum Tod der virusinfizierten Oligodendrozyten, bestimmter Stützzellen des Gehirns, die für die Isolierung der Nervenzellverbindungen sorgen. Der Patient benötigte vier Wochen Intensivmedizin einschließlich Beatmung und künstlicher Ernährung, bis er in die Anschlussrehabilitation verlegt werden konnte. Die therapeutischen Maßnahmen werden im New England Journal of Medicine ausführlich beschrieben und diskutiert. Neurologen müssen den Umgang mit neuen Nebenwirkungen kennen, um die Chancen moderner Immunthera- Blutreinigungsverfahren – was steckt dahinter? pien optimal zu nutzen. „Neue MS-Medikamente haben uns leider auch neue Nebenwirkungen beschert“, sagt Prof. Gold. „Momentan steht Natalizumab weltweit im Mittelpunkt des Interesses, aber bald werden vielleicht andere wie Alemtuzumab oder anti-CD20-Antikörper folgen. Deshalb ist es wichtig, dass die behandelnden Neurologen mit den Komplikationen und deren Behandlung sehr gut vertraut sind. Nur so kann es uns gelingen, erfolgreich durch die therapeutischen Möglichkeiten zu navigieren und die Chancen moderner Immuntherapien zum Wohle unserer Patienten optimal zu nutzen. Vielleicht wird uns die Zukunft ein solches ,therapeutisches Navigieren’ durch moderne Immuntherapien ermöglichen, mit Zyklen von Eskalation und Deeskalation in Abhängigkeit von der Krankheitsaktivität.“ ■ Quelle: Ruhr-Universität Bochum Fortschritte bei der MS-Therapie mit monoklonalen Antikörpern erhöhen Sicherheit Man unterscheidet bei den hier eingesetzten Blutreinigungsverfahren, auch Therapeutische Apherese genannt, zwei Verfahren: den Plasmaaustausch und die Immunadsorption. Beide Verfahren werden bei einem Nicht-Ansprechen einer Steroidpulstherapie nach einem MS-Schub eingesetzt. Hierbei nutzt man aus, dass sich die krankmachenden Substanzen (Antikörper und Immunkomplexe) in der Blutflüssigkeit (Plasma) befinden. Beim Plasmaaustausch wird das eigene Plasma durch Fremdeiweiß ersetzt, d. h., es wird verworfen. Als Fremdeiweiß wird in der Regel FFP (Fresh Frozen Plasma) oder eine albuminhaltige Lösung (beides aus Spenderblut) eingesetzt. Das eigene Plasma enthält allerdings neben krankmachenden auch nützliche Substanzen. Deshalb wird im Gegensatz zum Plasmaaustausch bei der Immunadsorption das eigene Plasma ohne den Einsatz von Fremdeiweiß gereinigt. Es erfolgt die gezielte Entfernung der krankmachenden Substanzen. Der Patient erhält ausschließlich sein eigenes, gereinigtes Plasma zurück. Die Immunadsorption ist effizient, sehr sicher und nebenwirkungsarm. Mit neuen Empfehlungen reagieren deutsche Neurologen auf Neuerungen bei der Therapie der Multiplen Sklerose (MS). Die Behandlung dieser Nervenkrankheit sei in den letzten Jahren nicht nur effektiver geworden, sondern auch komplexer und risikobehafteter, heißt es in einem Manuskript zur Therapie der MS, das auf einer Arbeitstagung der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft (DMSG) entstanden ist. Der monoklonale Antikörper Natalizumab zur Therapie der MS steht weltweit im Interesse, weil er im Vergleich zur Standardbehandlung mit Interferon-BetaPräparaten jene „Schübe“ besser verringern kann, bei denen Zellen des Nervensystems über lange Zeit immer stärker geschädigt werden. Gleichwohl sind ernst zu nehmende Komplikationen in der Diskussion: Der monoklonale Antikörper schwächt offenbar unter nicht genau bekannten Umständen die Immunfunktion des Gehirns. Um die Arznei verwenden zu können, sind deshalb umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen notwendig, wie sie in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie dargestellt werden. Dazu gehört auch, dass die Anwendung auf besonders schwere Fälle beschränkt ist und auf Patienten, die trotz Anwendung von Interferon Beta mindestens einen weiteren Krankheitsschub erleiden. Dr. Christa Seipelt Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie e. V. (DGN) www.stolle24.de - Ihr kostengünstiger Online-Partner für Reha- und Medizinprodukte Tel. 040/645 96-264 Befund MS 3/2009 17 BEFUND MS AKTUELL Multiple Sklerose und Partnerschaft/Sexualität Die Diagnose „Multiple Sklerose“ bringt für Betroffene nicht nur Veränderungen im Hinblick auf die körperliche Verfassung mit sich, sondern gleichermaßen auch Veränderungen im Hinblick auf ihre Rolle innerhalb des sozialen Umfeldes. Insbesondere für die Partnerschaft und den Umgang miteinander ergibt sich eine neue Situation, die es gemeinsam zu bewältigen gilt. Ein offener Dialog mit dem Partner ist in dieser Situation unabdingbar. AM ANFANG STEHT DIE KRISE Die Diagnose Multiple Sklerose ist zunächst ein Schock – sowohl für die Betroffenen als auch für die Partner und Familien. Trauer, Wut und Ohnmachtsgefühle dominieren zunächst den Alltag und bergen ein hohes Konfliktpotenzial. Ein sinnvoller Umgang mit der veränderten Lebenssituation muss gemeinsam erarbeitet werden, damit das Zusammenleben auch in der neuen Situation harmonisch und für alle Seiten befriedigend gestaltet werden kann. GEMEINSAME NEUORIENTIERUNG ERFORDERLICH Hier ist eine grundsätzliche Neuorientierung im Zusammenleben erforderlich, die sich nur bewerkstelligen lässt, wenn offen kommuniziert wird. Zu einer gemeinsamen konstruktiven Bewältigung der Krankheit gehört auch die Überwindung von Konflikten und Krisensituationen. Hier helfen Offenheit und ein bewusster Umgang miteinander, der möglichst frei von Vorwürfen und unterschwelligen Aggressionen sein sollte. Ein offener Streit, der gemeinsam ausgetragen und bewältigt wird, ist in der Regel konstruktiver als unterdrückte negative Gefühle, die zu einer stillen Entfremdung führen können. Die Kommunikation zwischen den Partnern ist ein Schlüsselelement der gemeinsamen Krankheitsbewältigung. 18 Befund MS 3/2009 Foto: Photodisc Körperliche und psychische Probleme des Erkrankten haben direkte Auswirkungen auch auf das Leben der Partner und der Familien. Oftmals sind MS-Patienten erschöpft und überlastet durch Krankheit, Krankheitsfolgen (z. B. Fatigue) und Therapie. Dies hat z. B. zur Folge, dass die Rollenverteilung überdacht und angepasst werden muss und dass oftmals gemeinsame Aktivitäten in den Hintergrund rücken und die Krankheit die Lebensführung bestimmt. Dies kann für alle Beteiligten zu einer starken Belastungssituation führen. Wichtig ist es in dieser Lage, dass nicht nur die Bedürfnisse des Erkrankten berücksichtigt werden, sondern dass auch Partner und Familie eigene Bedürfnisse formulieren und dass diese auch beachtet werden. INDIVIDUELLE FREIRÄUME SIND NOTWENDIG Um Kraft zu schöpfen bzw. zu bewahren ist es wichtig, dass die Multiple Sklerose eines Partners nicht zum zentralen Lebensinhalt des gesamten sozialen Umfeldes wird. Insbesondere in einer Liebesbeziehung ist es von großer Bedeutung, dass beide Partner sich auch Freiräume für ihre persönliche Entwicklung und eigene Interessen bewahren. Nur so kann auch die Partnerschaft lebendig gestaltet werden. Klare Grenzen ziehen, Abläufe und Zuständigkeiten festlegen und erforderliche Hilfestellungen besprechen, grundlegende organisatorische Dinge regeln – all dies kann dazu beitragen, dass gesunder und erkrankter Partner weiterhin eine erfüllte und glückliche Partnerschaft führen. BEFUND MS AKTUELL ten und Unsicherheiten besetzt ist. Hier ist es wichtig, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, damit eine befriedigende Sexualität als wichtiger Bestandteil einer Partnerschaft gelebt werden kann. Foto: Shutterstock Ärztliche Unterstützung durch einen Gynäkologen bzw. Neurologen oder Urologen, psychologische Beratung für Paare, Medikamente und technische Hilfsmittel können Lösungsmöglichkeiten bieten. Wichtig ist es, das Thema Sexualität nicht zu tabuisieren, sondern gemeinsam zu einem aktiven Umgang damit zu finden. NEUE ASPEKTE DER SEXUALITÄT BERÜCKSICHTIGEN Je nachdem, welche Nervenbahnen betroffen sind, kann die Multiple Sklerose auch zu sexuellen Funktionsstörungen führen. Hierzu können z. B. Libidoverlust oder Orgasmusprobleme bei betroffenen Frauen oder bei Männern Erektions- und Ejakulationsstörungen* gehören. Insbesondere während eines Schubes können Beeinträchtigungen auftreten. Dies kann – sofern die Partner keinen sinnvollen Umgang mit der neuen Situation finden – die Partnerschaft zusätzlich belasten. Es ist daher wichtig, dass Betroffene dem Partner mitteilen, inwiefern die Erkrankung z. B. eine Sensibilitätsverminderung verursacht oder welche anderen Aspekte der Erkrankung dazu führen, dass die Sexualität sich u. U. verändert hat. MS-Symptome wie Fatigue, Inkontinenz oder Koordinationsstörungen können dazu führen, dass bei Betroffenen das Thema Sexualität eher in den Hintergrund tritt bzw. mit Ängs- NÄHE UND GEBORGENHEIT Die durch die körperlichen Einschränkungen eines an MS erkrankten Partners u. U. beeinträchtigte gemeinsame sexuelle Erlebnisfähigkeit kann durch einen vertrauensund liebevollen Umgang miteinander gefördert werden. Nähe, Geborgenheit und ein möglichst natürlicher, unbefangener Umgang mit der neuen Situation können dazu beitragen, Ängste und Unsicherheiten auf beiden Seiten zu überwinden. ■ at *Erektile Dysfunktion (ED) Gegen die ED sollte zunächst die Grunderkrankung – die MS – therapiert werden. Darüber hinaus kann der Arzt z. B. eine gezielte medikamentöse Behandlung einleiten. Auch die sog. Schwellkörper-Autoinjektion (SKAT), operative Verfahren oder der Einsatz von Vakuumpumpen können probate Wege sein, eine ED zu behandeln. Zur medikamentösen Behandlung stehen z. B. sog. PDE-5-Hemmer (u. a. Tadalafil, Sildenafil) als Arzneistoffe zur Verfügung. Alternativ kann mit dem Wirkstoff Prostaglandin E1 behandelt werden. Betroffene können sich jedoch z. B. auch mit einer Vakuumpumpe behelfen. Auch eine Operation kann in Erwägung gezogen werden. Hierbei wird dem Patienten ein aus Kunststoff gefertigtes Penisimplantat eingesetzt. Markus Felsmann IHR BLOG AUF CURADO! Sie sind Betroff ener,, Angehöriger oder Experte Betroffener Experte und möchten Ihre Ihre persönlichen Erfahrungen in Form Form eines Online-Tagebuchs Online-Tagebuchs an andere andere weitergeben? weitergeben? Das Portal für chronisch kranke Menschen w w w. c u r a d o. d e Curado stellt Ihnen dafür eine Plattform Plattform zur Verfügung. Info .de Info unter : info@curado [email protected] Befund MS 3/2009 19 BEFUND MS AKTUELL Immer mehr Menschen leiden an Multipler Sklerose Forscher suchen nach neuen Therapien Zehn Jahre lang hat Dirk Riepe seine Krankheit vor den Kollegen geheim gehalten. Selbst wenn er zeitweise mit Krücken zur Arbeit kam, wurden sie nicht stutzig. Rückenprobleme haben schließlich viele. Doch irgendwann war der Verfall seines Körpers nicht mehr zu verheimlichen, und er war auf den Rollstuhl angewiesen. Erst dann offenbarte sich der jetzt 46-Jährige seinem Chef. B MS ist in Mitteleuropa die häufigste chronisch-entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems. In der Bundesrepublik sind nach Angaben der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) bis zu 140.000 Menschen daran erkrankt. Frauen werden doppelt so häufig krank wie Männer. „Schlimm ist, dass es vor allem junge Menschen zwischen 20 und 35 Jahren trifft“, sagt der Direktor der Neurologischen Klinik der RuhrUniversität Bochum, Prof. Ralf Gold, der auch Vorstandsmitglied des Ärztlichen Beirats der DMSG ist. „Leider ist auch die Zahl der Kranken steigend.“ 90 % DER FÄLLE MIT SCHUBFÖRMIGEM VERLAUF MS kann jeden Teil des Nervensystems befallen, dementsprechend vielgestaltig ist die Krankheit. Bei Dirk Riepe begann der Leidensweg mit heftigen Rückenschmerzen, Taubheitsgefühl und Sehstörungen. Mit 29 Jahren, gerade mit dem Studium fertig, bekam er seine Diagnose. Die folgenden 17 Jahre waren eine gesundheitliche Achterbahn. Mal hatte er tage- oder wochenlang große Schmerzen, litt unter Drehschwindel und war zeitweise blind. Dann verschwanden die Beschwerden für unbestimmte Zeit wieder. Riepes Krankheit kam in Schüben. Die neurologischen Störungen treten kurzfristig auf und bilden sich anschließend ganz oder teilweise zurück. Bei rund 90 % der Betroffenen wird laut Prof. Gold ein schubförmiger Verlauf diagnostiziert, der sich unbehandelt nach etwa zehn Jahren schon bei der Hälfte in einen sekundär chronisch fort20 Befund MS 3/2009 Foto: Serono ei Riepe war 1992 Multiple Sklerose (MS) diagnostiziert worden. „Ich habe mich komplett geweigert, die Krankheit anzuerkennen“, erinnert er sich. Heute arbeitet der zweifache Familienvater noch immer als Elektroingenieur für die Umwelttechnologie in dieser Firma. Die Krankheitsherde liegen im Zentralen Nervensystem schreitenden Verlauf wandelt. Bei 10 % der Betroffenen schreitet die Krankheit von Anfang an ohne zwischenzeitliche Besserung immer weiter fort. Ihnen kann die Medizin nur wenig helfen. Neue Fortschritte in der Therapie gibt es ausschließlich für die schubförmigen Krankheitsverläufe. Ingesamt gesehen sind die Aussichten bei MS ohne Behandlung eher trübe. „Bei nur etwa 3 % der Patienten verläuft die Krankheit nach heutigem Verständnis gutartig“, sagt Prof. Gold. „Die restlichen können schon mit 30 oder 40 Jahren mit dem unheilbaren Verfall ihres Körpers konfrontiert werden.“ Die Symptome brechen dort aus, wo der Entzündungsherd im Zentralen Nervensystem sitzt. Ist der Sehnerv betroffen, kommt es zu Sehstörungen. Schäden am motorischen System werden durch Lähmungen der Füße und Hände sowie Verkrampfungen der Muskulatur offenbar. Sind die vegetativen Bahnen betroffen, leidet der Kranke unter Funktionsstörungen von Blase und Darm. Typisch ist auch eine zunehmende körperliche und psychische Ermüdbarkeit, unabhängig von Belastungen. BEFUND MS AKTUELL GENETISCHE FAKTOREN UND UMWELTEINFLÜSSE IM VERDACHT Obwohl seit Jahrzehnten geforscht wird und unzählige klinische Studien laufen, sind Ursachen und Verlauf der Krankheit immer noch weitgehend unklar. Die Krankheitsherde liegen im empfindlichen Hirngewebe und sind den Forschern nur schwer zugänglich. Vieles spricht dafür, dass die Multiple Sklerose durch eine Autoimmunstörung ausgelöst wird, bei der das fehlgeleitete Immunsystem die Markscheiden, eine isolierende Umhüllung der Nervenstränge, angreift und zerstört. Dadurch wird die Erregungsleitung in den Nervenfasern verlangsamt oder ganz unterbrochen. Es kommt zu neurologischen Ausfällen. Die Markscheiden können nach wiederholten Krankheitsschüben nicht mehr effizient nachgebildet werden, und auch die Nervenfasern selbst sterben dann ab. So entstehen schließlich irreversible Schäden und eine dauerhafte Behinderung. Was aber ursprünglich das Immunsystem in die Irre führt, bleibt weiter im Dunkeln. Die Forscher vermuten, dass viele verschiedene Faktoren zur Entstehung der Krankheit beitragen, darunter auch genetische Faktoren und Umwelteinflüsse. 4PWJFM)JMGFXJFOzUJH TPWJFMÃ4FMCTU²XJFNzHMJDI *OVOTFSFO&JOSJDIUVOHFO"MUFOCFLFO(UFSTMPIVOE-EFO TDIFJE¾OEFO.FOTDIFONJU.4&SLSBOLVOHHBO[IFJUMJDIF 'BDIQ¿FHFVOEMJFCFWPMMF#FHMFJUVOH 4QF[JFMM HFTDIVMUF NVMUJQSPGFTTJPOFMMF 5FBNT HFXjISMFJTUFO EBCFJEJF#FUSFVVOHHFNjEFO3FTTPVSDFOVOE#FESGOJTTFO EFT &SLSBOLUFO ;VS 6OUFSTUU[VOH EFS LzSQFSMJDIFO .PCJMJUjU ¾OEFO 4JF JO VOTFSFO )jVTFSO QIZTJPUIFSBQFVUJTDIF 1SBYFO TPXJF#FXFHVOHTCjEFS(UFSTMPI-EFOTDIFJE 6OTFSF)jVTFSCF¾OEFOTJDIJN*OOFOTUBEUCFSFJDIVOEFSNzH MJDIFO NJU ¿BOLJFSFOEFO LVMUVSFMMFO "OHFCPUFO FJOF 5FJMOBINF BN TUjEUJTDIFO VOE TP[JBMFO -FCFO NEUE THERAPIEN Neue Therapien können die schädliche Immunreaktion mittlerweile pauschal dämpfen und so das Fortschreiten der Krankheit verzögern. Je wirksamer eine Therapie jedoch ist, desto schwerer sind u. U. auch die Nebenwirkungen. In der Erprobung sind beispielsweise Substanzen, die die Entzündungslawine gar nicht erst ins Rollen kommen lassen, sowie Mittel, die den Wiederaufbau der zerstörten Nervenschutzschicht fördern. Internationale Forscher haben jetzt herausgefunden, dass bewährte Medikamente gegen HerzKreislauf-Erkrankungen die Entzündungsreaktion bei MS abmildern. Dirk Riepe lebt gerade recht gut zwischen zwei Krankheitsschüben. Er sagt, dass er sich „mit den Resten seines Körpers angefreundet“ habe. Über sein Leben mit der Krankheit hat Riepe ein Buch voll ironischer Geschichten geschrieben („Ernähren Sie sich salzlos!“, Mabuse-Verlag). Ein Ratgeberbuch für MS-Patienten ist in Planung. ■ Quelle: Associated Press neuroapotheke.de Fordern Sie kostenfr persönliches Infopak ei Ihr et an: gebührenfreie Serviceh otline (0800) 23 00 27 00 Gut leben mit MS und einem starken Partner > bis zu 50% günstiger* > zuverlässig, schnell, diskret > versandkostenfrei > sicher – auch gekühlt 4FOJPSFO[FOUSVN"MUFOCFLFO 4DIU[FOXFH1Á33184"MUFOCFLFOÁ5FM05255/ 93390 4FOJPSFO[FOUSVN(UFSTMPI "N#BDITDIFNN 2Á33330(UFSTMPIÁ5FM05241/ 925080 ,BSM3FFCFS4FOJPSFO[FOUSVN-EFOTDIFJE 4USBCVSHFS8FH52Á58511-EFOTDIFJEÁ5FM02351/98480 XXXSFJDITCVOEGSFJFSTDIXFTUFSOEF * im Vergleich zur UVP des Herstellers bei nicht preisgebundenen Artikeln professioneller Medikamentenversand speziell für Menschen mit MS Versand i.d.R. innerhalb von 24 Stunden nach Erhalt Ihrer Bestellung mehr Infos unter www.neuroapotheke.de oder schreiben Sie an: neuroapotheke.de, ein Service der Rosen Apotheke München, Postfach 12 40, 85766 Unterföhring Befund MS 3/2009 21 NEUES AUS DER SELBSTHILFE Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) Eine starke Partnerin im Kampf gegen MS Die DMSG, 1952 als Zusammenschluss medizinischer Fachleute gegründet, hat eine klar definierte Aufgabe: Sie vertritt die Belange von MS-Erkrankten und organisiert deren sozialmedizinische Nachsorge. Mit dem Bundesverband, 16 Landesverbänden und derzeit rund 920 örtlichen Kontaktgruppen ist die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft eine große Gemeinschaft von MS-Erkrankten, ihren Angehörigen und vielen engagierten ehrenamtlichen Helfern und hauptberuflichen Mitarbeitern. 83 % der ca. 47.000 Mitglieder sind an MS erkrankt. D Als aktives Mitglied sowohl in der Multiple Sclerosis Federation (MSIF) als auch in der European Multiple Sclerosis Platform (EMSP) setzt sich die DMSG für einen weltweit einheitlichen Qualitätsstandard in der Vorsorgung vom MS-Patienten und die weltweite Koordination der MS-Forschung ein. AKTIVITÄTEN DES BUNDESVERBANDES Neue Projekte im Internet: „eTrain MS“ ist ein innovatives dreistufiges Online-Lernprogramm, das MS-Erkrankten, Angehörigen und Interessierten die Möglichkeit bietet, profundes Wissen über MS zu erwerben und anhand von Testfragen zu überprüfen. Die erfolgreiche Teilnahme wird mit einer Urkunde belohnt. Der animierte Internetauftritt „Multiple Sklerose verstehen“ wurde durch das Tool „Symptome nachempfinden“ ergänzt. Sehstörungen, Tremor und Gangsicherheit werden simuliert. Das Infoportal für Kinder und Jugendliche erhielt ein Forum, in dem sich die jungen Nutzer untereinander austauschen, Tipps und Ideen weitergeben können. „Multiple Sklerose Wissen“ hält alle Information zur MS von den Ursachen bis zu Diagnose und Therapie online bereit. In Multiple Sklerose-TV geben MSExperten Auskunft zu Forschung und Therapie, Patienten und Angehörige berichteten über Strategien, mit MS zu leben. Insgesamt wurden 2008 elf Podcasts, 2009 bislang sechs Podcasts online geschaltet. 22 Befund MS 3/2009 Foto: Shutterstock ieser hohe Organisationsgrad von direkt betroffenen Menschen prägt die Verbandsarbeit sehr stark und stellt die tatsächlichen Anliegen in den Vordergrund. Durch die Arbeitsteilung zwischen den Landesverbänden und dem Bundesverband hat das Hilfsangebot eine enorme Bandbreite. Während die unmittelbare Beratungstätigkeit den Landesverbänden obliegt, liegen die Schwerpunkte des Bundesverbandes in der Entwicklung und Herausgabe der umfangreichen Aufklärungs- und Informationsmaterialien, der Erarbeitung von Stellungnahmen zu medizinischen und rechtlichen Sachverhalten sowie der Initiierung und Förderung von MS-Forschungsprojekten. NEUE BROSCHÜREN 2009 U. V. M. „Selbstheilungskräfte stärken“ beschreibt, wie und warum die alternativen Methoden Homöopathie, Visualisierung und Lachyoga zur Verbesserung der Lebensqualität MS-Erkrankter beitragen können. „Wege aus dem Tief“ beschäftigt sich mit seelischen Problemen bei MS und den Möglichkeiten ihrer Bewältigung. In den Broschüren „Familienleben mit MS“, „Aktiv im Beruf“ und „Pflege bei MS“ werden spezifische Problematiken, die vor allem den Alltag mit MS betreffen, thematisiert. So werden Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt, Tipps und Anregungen zur Verbesserung der Lebensqualität gegeben. Persönliche Erfahrungsberichte sollen Mut machen, eigene Wege zu finden und zu gehen. Sowohl 2008 wie auch 2009 hat sich die DMSG wieder an der weltweiten Spendenaktion zugunsten der MS-Forschung „MS Global Dinner Party“ sowie am 27. Mai 2009 am 1. WeltMS-Tag beteiligt. Die bereits in den vergangenen Jahren begonnenen Projekte „MS-Register für Deutschland“, Zertifikat „Anerkannte MS-Zentren“ und die Aus- bzw. Fortbildungen „Pflege bei MS“ und „MS-Therapiemanagement“ wurden erfolgreich weitergeführt. Informationen zu allen DMSGProjekten gibt es unter www.dmsg.de. ■ Quelle: DMSG NEUES AUS DER SELBSTHILFE Befund MS mitgestalten Dieses Patientenmagazin braucht Sie! Sie möchten Ihre Gruppe vorstellen? Wichtige Adressen Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e. V. Küsterstr. 8 30519 Hannover Tel.: 05 11/9 68 34-0 Fax: 05 11/9 68 34-50 E-Mail: [email protected] Internet: www.dmsg.de Institut für Multiple Sklerose Forschung am Universitätsklinikum Göttingen Waldweg 33 37073 Göttingen Tel.: 05 51/39-1 33 32 Sie möchten einen Termin bekannt geben? Sie möchten uns durch Ihren Bericht an Jubiläen, Festen, Workshops und Tagungen teilhaben lassen? Sie haben ein Gedicht oder eine Geschichte über Ihr Leben mit der Krankheit geschrieben? Sie wollen über bestimmte Themen mehr wissen? Dann schreiben Sie uns! Geben Sie anderen Betroffenen die Gelegenheit, Einblick in Ihre Arbeit zu gewinnen und geben Sie uns Anregungen, damit wir die Artikel auf Ihr Informationsbedürfnis abstimmen können. Idealerweise senden Sie uns Ihren Bericht oder Ihre Mitteilung als Word-Datei per E-Mail oder CD. Fotos, Bilder oder Abbildungen benötigen wir im Original bzw. als Datei in druckfähiger Auflösung (300 dpi). Originale gehen Ihnen nach der Bearbeitung umgehend wieder zu. GFMK GmbH & Co. KG · Postfach 25 02 24 51324 Leverkusen · E-Mail: [email protected] MS-Infozentrum Jürgen Mildner Jüdtstr. 32 91522 Ansbach E-Mail: [email protected] M.S.K. e. V. Schelmengrubweg 29 69198 Schriesheim Tel. & Fax: 0 62 03/6 58 31 E-Mail: [email protected] Sylvia Lawry Centre for Multiple Sclerosis Research Hohenlindener Str. 1 81677 München Tel.: 0 89/2 06 02 69 50 Fax: 0 89/2 06 02 69 51 E-Mail: [email protected] MS-THERAPIE im VITALIA Klinik Hotel Intensivierte Rehabilitationsbehandlung der MS Ziel der stationären Rehabilitationsbehandlung ist, die Auswirkungen der Erkrankung auf die körperliche und geistige Funktion, die persönlichen Aktivitäten und die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben zu minimieren. Dabei soll vor allem die Kompetenz der Patienten gestärkt werden, die Erkrankung besser zu bewältigen. Die Unterbringung erfolgt in Zimmern mit gehobenem Hotelcharakter, ggf. Kinderbetreuung (1 – 12 Jahre, 8.00 – 16.00 Uhr). Das Neurologische Zentrum der Segeberger Kliniken Gruppe ist als „Anerkanntes MS-Zentrum“ durch die DMSG zertifiziert. 2 Neurologisches Zentrum Station V3, VITALIA Klinik Hotel Am Kurpark 1, 23795 Bad Segeberg Tel. 04551/802-5801 · Fax 802-5905 www.segebergerkliniken.de Medizinische Fragen: Oberärztin Frau Anna Brandt, Tel. 04551 / 802-6857 Aufnahme: Tel. 04551 / 802-4920 Klinische Neuropsychologie und Psychotherapie · Physiotherapie · Ergotherapie · Physikalische Therapie · Pflege Befund MS 3/2009 23 NEUES AUS DER SELBSTHILFE „eTrain MS basics“ liegt jetzt als Broschüre vor Was bislang nur via Internet möglich war, ist jetzt auch in Papierform zugänglich: Die erste Stufe des innovativen Lernprogramms zum Krankheitsbild der Multiplen Sklerose – „eTrain MS basics“ – liegt nun als Broschüre vor. A lle Wissensinhalte, die die digitale Version bietet, vermittelt auch die Broschüre. Natürlich kann sie die Online-Animationen nicht abbilden, die im Internet das Lernprogramm auflockern. Dafür kann man aber in der gedruckten Fassung in Ruhe vor- und zurückblättern und das Heft natürlich auch überall mit hinnehmen. Wo kommt MS vor? Ist MS vererbbar? Was ist eine Lumbalpunktion? Antworten auf diese und viele andere Fragen gibt die Broschüre „eTrain MS basics“. Die wichtigsten Grundlagen zum Krankheitsverständnis wie Ursachen, Krankheitsverlauf und Symptome sowie ein erster Einblick in die gängigen Diagnoseverfahren und in die Grundzüge der Schub-, immunmodulatorischen und symptomatischen Therapie werden vermittelt. Neben den Unterstützungsmöglichkeiten durch die DMSG und ihre Landesverbände erfährt der Leser auch, was Betroffene selbst aktiv gegen ihre Erkrankung tun können. Selbstverständlich sind in der Broschüre auch alle Übungsfragen enthalten, mit denen das erworbene Wissen nach jedem der fünf Hauptkapitel überprüft werden kann. Auch der abschließende Testfragebogen liegt der Broschüre bei und kann nach der Bearbeitung per Post oder per Fax an den DMSG Bundesverband gesandt werden. Wer mindestens acht der zehn Fragen richtig beantwortet, erhält die Urkunde, die ein solides Basiswissen über MS bescheinigt. Mit der vom DMSG Bundesverband und der AMSEL, Landesverband der DMSG in Baden-Württemberg, erarbeiteten Broschüre werden Sie bequem zum Experten in eigener Sache. ■ Quelle: DMSG Aufbauwissen zur Multiplen Sklerose Eine gute Nachricht für alle, die beim Lernen lieber auf eine Papiergrundlage zurückgreifen, statt mit der Maus zu operieren: Die zweite Kursstufe des Lernprogramms „eTrain MS“, das Aufbauwissen „medium“, liegt jetzt auch als Broschüre vor. I n Aufbau, Text und Illustrationen identisch mit der InternetVersion, lädt auch die medium-Broschüre dazu ein, das Grundlagenwissen aus dem Basiskurs zu erweitern und zu vertiefen. Was sind SEPs? Ist eine Schwangerschaft mit MS möglich? Wann ist die eskalierende Therapie sinnvoll? Antworten auf diese und viele andere Fragen finden sich im Lernprogramm für Fortgeschrittene. Eine Reise ins Zentrale Nervensystem klärt über die zellulären Vorgänge auf, die sich an der Blut-Hirn-Schranke und den Myelinscheiden der Nervenzellen abspielen. LERNPROGRAMM FÜR FORTGESCHRITTENE Die Bedeutung der Magnetresonanztomographie für eine sichere Diagnosestellung nach den McDonald-Kriterien wird ausführlich dargestellt und umfassende Einblicke in die medikamentöse und symptomatische Therapie werden gewährt. Darüber hinaus wird erläutert, welche Entspannungstechniken sich für MS-Erkrankte eignen und was beispiels24 Befund MS 3/2009 weise ein „Anerkanntes MS-Zentrum“ ist. Natürlich hält auch die medium-Broschüre nach jedem der insgesamt sechs Lernkapitel wieder Übungsfragen zu den im jeweiligen Modul behandelten Inhalten bereit. Im abschließenden Testmodul sind zehn Fragen zur Überprüfung des gesamten neu erworbenen Wissens zu beantworten. Wer mindestens acht Fragen richtig beantwortet und den heraustrennbaren Testbogen einsendet, erhält die Urkunde, die ihm oder ihr ein solides Wissen zum Krankheitsbild der Multiplen Sklerose und die Qualifikation zur Teilnahme am dritten Kurs „eTrain MS special“ bescheinigt. Noch in diesem Jahr wird der dritte und letzte Teil – special – des Lernprogramms „eTrain MS“, sowohl digital im Internet als auch als Broschüre vorgelegt werden. Sowohl im Online-Shop als auch in den Geschäftsstellen der DMSG Landesverbände kann die Broschüre „eTrain MS medium“ bestellt werden. ■ Quelle: DMSG NEUES AUS DER SELBSTHILFE DMSG-Ratgeber erläutert Rechtsgrundlagen für MS-Erkrankte Sowohl auf der Homepage als auch in der Zeitschrift aktiv stellt der DMSG Bundesverband zwar regelmäßig Informationen zu Änderungen und Neuerungen im Sozialrecht, die für MS-Erkrankte und ihre Angehörigen von großer Relevanz sind, ein. Doch eine komprimierte Zusammenstellung sozialer Rechte, die insbesondere die Belange MSErkrankter mit ihren vielfältigen Symptomen und möglichen Behinderungen berücksichtigt, fehlte bislang. Diese Lücke hat der DMSG Bundesverband nun mit der Herausgabe der Broschüre „Ihr gutes Recht“ geschlossen. Der aktuelle Ratgeber informiert in gut verständlicher Form und in einem modernen Layout praxisnah über sozialrechtliche Inhalte. Er soll MS-Erkrankte und ihre Angehörigen dabei unterstützen, ihre Rechte zu erkennen, um bestehende Ansprüche besser einfordern zu können. Denn: Wer seine Rechtsposition durch aktive Mitwirkung an der Aufklärung bestehender Sachverhalte und durch Kenntnisse rechtlicher Rahmenbedingungen untermauern kann, kann Probleme bis hin zu Rechtsstreitigkeiten vermeiden oder aber entscheidend abkürzen. „Ihr gutes Recht“, geschrieben von der selbst an MS erkrankten Rechtsanwältin Marianne Moldenhauer, hilft, komplizierte Sachverhalte besser zu durchschauen. ■ Foto: Shutterstock M it der Broschüre „Ihr gutes Recht“ legt der DMSG Bundesverband einen Wegweiser durch ein schwieriges Terrain vor: Welche Rechte haben MS-Erkrankte eigentlich? Welche Leistungen übernehmen Krankenkassen noch? Wie sieht es mit Leistungen zur Rehabilitation und Teilhabe aus? Kommt das persönliche Budget infrage? Was muss im Umgang mit Behörden und Gerichten beachtet werden? Dies sind nur ein paar wenige Beispiele dafür, dass die rechtliche Situation für den Laien in der Regel sehr undurchsichtig ist und er sich im „Paragrafendschungel“ sehr schnell verirren kann. Quelle: DMSG Was Kinder über Multiple Sklerose wissen möchten A lles, was unbekannt und fremd ist, macht zunächst Angst. Wer sich aber ein wenig auskennt und die Dinge beim Namen nennen kann, ist gut gewappnet und braucht sich nicht länger zu fürchten. Und genau hier greift die aktuelle Kinderbroschüre „Ich hab’ keine Angst vor MS“. Denn sie erklärt anschaulich, „Was Kinder über Multiple Sklerose wissen möchten“ und was man als Kind tun kann, wenn jemand in der Familie MS hat. Mit zahlreichen Illustrationen und Fotos bunt und fröhlich gestaltet, bietet dieser kleine Ratgeber für Kinder zwischen 6 und 14 Jahren eine kindgerechte Aufklärung und Information. Foto: DMSG Besuchen Sie auch das Kinder- und Jugend-Internetportal www.kinder-und-ms.de. Die neue DMSG-Broschüre klärt kindgerecht auf. Anschrift: Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft Bundesverband e. V., Küsterstraße 8, 30519 Hannover, Internet: www.dmsg.de. ■ Befund MS 3/2009 25 LEBEN MIT MS Formen der Pflege und Betreuung bei MS Nicht jeder MS-Kranke wird zwangsläufig pflegebedürftig. Pflegebedürftig sind Personen, die wegen einer körperlichen, geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung für die gewöhnlichen und regelmäßig wiederkehrenden Verrichtungen im Ablauf des täglichen Lebens auf Dauer (voraussichtlich für mindestens sechs Monate) in erheblichem oder höherem Maße der Hilfe bedürfen. F Foto: Photos.com ür MS-Patienten ist der Blick auf den kranken, gebrechlichen und schmerzenden Körper das vorherrschende Ereignis. Er bedeutet u. U. lebenslange Angewiesenheit auf Hilfe und Pflege und damit gleichzeitig oft Abhängigkeit, wenn der körperlich Behinderte zu einem Pflegefall wird. Bei einer Pflege im Haushalt kommen auf die restlichen Familienmitglieder zum Teil physische und psychische Probleme zu. In Selbsthilfegruppen und bei Einzelgesprächen können den Angehörigen die auftretenden Probleme deutlich gemacht und ihnen verdeutlicht werden, wie sie darauf reagieren können bzw. im Vorfeld agieren, anstatt erst dann zu reagieren, wenn es zu spät ist. WELCHE PFLEGEMÖGLICHKEITEN GIBT ES? Die Unterbringung in der Familie sollte durch regelmäßige ärztliche und soziale Betreuung und unter Ausschöpfung aller finanziellen gesetzlichen Möglichkeiten durchgeführt werden. Ist die häusliche Pflege nicht möglich, muß ein Platz in einem geeigneten Pflegeheim ausgesucht werden. Die Einrichtung vernünftiger Unterbringungsmöglichkeiten ist gerade für MS-Betroffene notwendig. Die richtige Unterbringung von MS-kranken Pflegebedürftigen wirft oft Probleme auf, da es zu wenig spezielle MS-Pflegeeinrichtungen oder betreute Wohneinheiten gibt. MS-Betroffene, die von ihren Angehörigen oder ambulanten Kräften nicht mehr ausreichend gepflegt werden können, werden oft in Altenheime eingewiesen, um wenigstens die medizinische und hygienische Pflege zu gewährleisten. Die individuelle Arbeit mit dem Erkrankten kann dabei zu kurz kommen. Neben der medizinischen Versorgung ist die soziale Betreuung wichtig. Der MS-Patient und der Angehörige müssen die Möglichkeit haben, Probleme aller Art, die sich durch die Krankheit/Pflege ergeben, anzusprechen, und es sollte durch fachkundige Kräfte versucht werden, alle Möglichkeiten auszunutzen. 26 Befund MS 3/2009 Mobilität und Flexibilität gehört heute zum Bild unserer Gesellschaft, deshalb ist die Angst, einmal auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen zu sein, sehr groß. Frei nach dem Motto „Lieber nicht dran denken“, wird diese Angst oft schnell verdrängt. Pflegebedürftigkeit trifft die meisten unvorbereitet, viele schämen sich ihrer Hilfsbedürftigkeit, viele falsche Vorstellungen spielen da eine Rolle. Einer Situation, in der Menschen auf die Mithilfe anderer angewiesen sind, braucht man sich nicht zu schämen. Im Gegenteil sollte sich eine Gesellschaft schämen, die diese Menschen allein lässt. Häusliche Pflege Die häusliche Pflege hat Vorrang vor der stationären und erklärt sich schon durch den Begriff. Deshalb bilden die Leistungen zur Verbesserung der häuslichen Pflege den Schwerpunkt des Pflegegesetzes. Je nach Schweregrad der Pflegebedürftigkeit (I, II oder III) werden als Sachleistung Pflegeeinsätze durch ambulante Pflegedienste und Sozialstationen erbracht. Anstelle der Sachleistung kann ein Pflegegeld beansprucht werden. Das setzt voraus, dass der Pflegebedürftige mit dem Pflegegeld die erforderliche LEBEN MIT MS Grundpflege und hauswirtschaftliche Versorgung in geeigneter Weise selbst sicherstellt. Wird die Sachleistung nicht in voller Höhe in Anspruch genommen, kann ein entsprechend gemindertes Pflegegeld beansprucht werden. Das Wahlrecht zwischen Sach- oder Geldleistung sowie die mögliche Kombination von Sach- und Geldleistung ermöglicht dem Pflegebedürftigen eine seinen individuellen Bedürfnissen entsprechende Gestaltung der Hilfe. Ambulante Pflege Unter ambulanter Pflege versteht man Hilfe- und Unterstützungsleistungen, die vor Ort, also im Haushalt der Pflegebedürftigen, erbracht werden. Zum ambulanten Angebot gehört auch das „betreute Wohnen“, es ist stärker auf das Wohnen als auf die Pflege ausgerichtet. Pflegeleistungen können bei Bedarf eingekauft werden. Die Pflegedienste rechnen die Pflegesachleistungen entsprechend der Pflegestufe mit den Pflegekassen ab. Leistungen, die darüber hinausgehen, werden dem Pflegebedürftigen in Rechnung gestellt. Sofern die Sachleistungen nicht in voller Höhe vom Pflegebedürftigen ausgeschöpft werden, erhält der Versicherte noch prozentual ein anteiliges Pflegegeld ausbezahlt. Kurzzeitpflege Kann die häusliche Pflege zeitweise nicht, noch nicht oder nicht im erforderlichen Umfang erbracht werden und reicht auch teilstationäre Pflege nicht aus, besteht der Anspruch auf Kurzzeitpflege. Der Anspruch auf Kurzzeitpflege als Leistung der Pflegekassen ist allerdings auf vier Wochen im Kalenderjahr beschränkt. Die Pflegekasse übernimmt dabei Kosten für maximal vier Wochen in einer vollstationären Einrichtung. Tagespflege Falls die häusliche Pflege nicht in ausreichendem Umfang sichergestellt werden kann, haben Pflegebedürftige Anspruch auf Pflege in teilstationären Einrichtungen. Die Pflegekasse übernimmt pflegebedingte Aufwendungen und die Aufwendungen für die soziale Betreuung. Der Anspruch richtet sich nach der individuellen Pflegestufe. Auf den Anspruch der Tagespflege sind die Leistungen der ambulanten Pflegesachleistungen anzurechnen. men, dies allerdings nur bis zum jeweiligen Höchstbetrag der entsprechenden Pflegestufe. Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung sowie die Investitionskosten sind von den Bewohnern, den Pflegebedürftigen, selbst zu bezahlen. ■ Quelle: www.muskl.de Servicehäuser Das Service-Haus ist eine alternative Wohnform für körperbehinderte Menschen, die eigenständig die Organisation ihrer notwendigen Hilfen und deren Finanzierung regeln können. Servicehäuser ermöglichen ein selbstständiges Leben, wenn eine normale behindertengerechte Wohnung keine ausreichende Versorgung bietet und eine Heimbetreuung nicht angezeigt ist. Mehrere in einem Haus oder Gebäudekomplex vorhandene behindertengerechte Wohnungen sind mit einer Zentrale verbunden, von der Hilfestellung gegeben werden kann. Eigentümer der Wohnungen ist im allgemeinen eine Wohnungsbaugesellschaft oder ein Wohlfahrtsverband. Es werden normale Mietverträge über die Wohnungen abgeschlossen; das bereitstehende Service-Personal muss von den Mietern mitfinanziert werden. Alle täglich regelmäßig wiederkehrenden, planbaren Hilfestellungen im pflegerischen oder hauswirtschaftlichen Bereich werden über eine Sozialstation oder einen ambulanten Hilfsdienst geregelt. Die Hilfen der Sozialstationen müssen vom Mieter eigenständig organisiert und finanziert werden. Hierfür können als finanzielle Unterstützung Leistungen nach dem Bundessozialhilfegesetz (BSHG) oder dem SGB V beantragt werden. Die Leistungsangebote verschiedener Servicehäuser variieren, daher sollte man sich im Vorfeld genau darüber informieren. Quelle: DMSG-Landesverband NRW, www.dmsg-nrw.de Vollstationäre Pflege Im Pflegeheim erhalten kranke bzw. behinderte pflegebedürftige Menschen Unterkunft, Verpflegung und umfassende soziale Betreuung und Pflege. Alle Einrichtungen haben entsprechende vertragliche Vereinbarungen mit den Pflegekassen. Von den Pflegekassen werden nur die Kosten für den sogenannten pflegebedingten Aufwand übernomBefund MS 3/2009 27 LEBEN MIT MS Internettipp: www.manfred-sauer.de Spezifische Informationen für den Alltag mit MS Unter der Internet-Adresse www.manfred-sauer.de finden Rollstuhlfahrer ein kleines Portal mit vielen praktischen Informationen zu alltagsrelevanten Fragen. DIE UNTERBEREICHE DES PORTALS PRAKTISCH FÜR DEN ALLTAG Neben einem Beratungszentrum für Ernährung und Verdauung präsentiert sich hier die Manfred SauerStiftung, deren Ziel es ist, zu einem barrierefreien Miteinander von Menschen im Rollstuhl und Fußgängern beizutragen und Impulse für ein bewusstes Leben zu geben. Unter www.manfred-sauer.de finden Besucher auch einen Online-Shop für spezielle Bekleidung und Accessoires für Rollstuhlfahrer/-innen: Hosen, deren Schnitt der sitzenden Haltung im Rollstuhl angepasst ist, Sakkos, Freizeitbekleidung, Unt er wäsc he, Schuhe, Schlupfsäcke, Jacken und vieles mehr in funktioneller Ausführung. ■ LEBENSPHILOSOPHIE Der Stifter Manfred Sauer, selbst Rollstuhlfahrer, gibt hier seine Bewältigungsstrategien weiter. Er regt zu einer aktiven Lebensgestaltung an und fordert zu Leistungsbereitschaft auf. 28 Befund MS 3/2009 LEBEN MIT MS Reisen mit Multipler Sklerose Hochschule Niederrhein entwickelt touristisches Angebot für Menschen mit MS Für Menschen mit Multipler Sklerose (MS) hat die 26-jährige Dominica Buchelt an der Hochschule Niederrhein ein touristisches Angebot entwickelt, das es so bisher nicht auf dem Markt gibt. Zugleich liefert sie der Tourismusbranche zahlreiche Hinweise, durch barrierefreie Angebote neue Kunden anzusprechen und zu gewinnen. Mit der Studie beendete die Allgäuerin ihr Studium im Schwerpunkt Tourismus in Mönchengladbach bei Prof. Dr. Andreas Sandermann-Jain. Wie die Studie betont, ist der Entschluss für oder gegen eine Destination maßgeblich vom Klima des Ziellandes beeinflusst. Extreme Temperaturen wirken sich verschieden auf die Symptome der Krankheit aus. Feucht-heißes Klima kann die Schubbereitschaft des Körpers negativ beeinflussen, denn Wärme wirkt entzündungsfördernd. Bei zu kalten Temperaturen treten leichter Erkältungen auf, welche die Schubgefahr erhöhen können. Grundsätzlich werden kühle Temperaturen oder ein gemäßigtes Klima von den meisten MS-Betroffenen besser vertragen. In neun von zehn Fällen macht den Reisenden das Ermüdungs- und Erschöpfungs-Symptom zu schaffen. Betroffene mit Einschränkungen der oberen Extremitäten, Betroffene mit eingeschränkter Sehfähigkeit und Betroffene mit kognitiven Einschränkungen das touristische Angebot selbstständig nutzen können. Die Beeinflussbarkeit der Symptome wird genutzt und ein geeignetes zusätzliches therapeutisches Angebot erarEin touristisches Angebot beitet, um die Lebensfür Menschen mit MS entwickelte Dominica qualität nachhaltig zu steiBuchelt zum Abschluss gern. Sich anschließende ihres Studiums an der Studien, so Prof. SanderHochschule Niederrhein mann, sollen vor allem den Nutzen touristischer Angebote für die Verbesserung der Lebensqualität MS-kranker Menschen näher untersuchen. ■ Foto: Hochschule Niederrhein D ie Symptome der Erkrankung können durch geeignete sportliche Betätigung, eine gesunde vollwertige Ernährung und aktive körperliche und geistige Entspannung positiv beeinflusst werden, so die Absolventin. Dies ermöglicht eine Steigerung der allgemeinen Lebensqualität der MS-Kranken, von denen es in Deutschland mehr als 120.000 gibt. Ebenso wie Gesunde verbinden sie mit Reisen Urlaub, Entspannen und das Entdecken fremder Länder. Darauf müssen sie nicht verzichten, so Dominica Buchelt, zumal die krankheitsbedingten Einschränkungen durch einen Ortswechsel und das bewusste Wahrnehmen von Natur und Kultur in den Hintergrund treten. Quelle: Hochschule Niederrhein „Deswegen sollten streng organisierte Studien- und Erlebnisreisen vermieden werden. Vielmehr muss gewährleistet sein, dass der Reisende Ruhepausen einlegen kann, wann immer er sie benötigt“, sagt die Autorin. Zu ihren Erkenntnissen gelangte sie auch über die Befragung von Betroffenen in Fokusgruppen-Interviews. Auch wenn die Ergebnisse wissenschaftlich nicht repräsentativ sind, so Prof. Dr. Sandermann, liefern sie Reiseveranstaltern doch wichtige Hinweise auf die zielgruppengerechte Ansprache. Bei der Ausarbeitung des touristischen Angebots wurde darauf geachtet, dass MS-Betroffene mit Einschränkungen der Gehfähigkeit bis hin zur Angewiesenheit auf den Rollstuhl, Befund MS 3/2009 29 SERVICE MS und Ernährung Die Unterstützung körpereigener Kräfte, eine Verbesserung der Stoffwechselverhältnisse und eine Stabilisierung des Immunsystems sind wichtige Ziele der Ernährungsumstellung. Prof. Dr. med. Olaf Adam hat in dem Ratgeber: „Ernährungsrichtlinien bei MS“ die wesentlichen Punkte einer sinnvollen Ernährung für MSPatienten herausgearbeitet: Der Zusammenhang zwischen Ernährungsfaktoren, vor allem Nahrungsfetten, und Entzündungsprozessen im Körper ist seit Langem bekannt. Eine entscheidende Rolle spielt die nur in tierischen Fetten vorkommende Arachidonsäure. Sie wirkt im Körper entzündungsfördernd. Prof. Olaf Adam weist darauf hin, dass im Überfluss genossene tierische Nahrungsmittel den Entzündungsprozess bei der MS verstärken können. Eine vorwiegend lakto-vegetarische Ernährung senkt die Zufuhr an Arachidonsäure und führt zu einer geringeren Bildung von Entzündungsstoffen im Körper. Hochwertige „Fischöle“, die Omega-3-Fette, hemmen im Körper die Umwandlung von Arachidonsäure in die entzündungsfördernden Eicosanoide. Durch eine optimale Zufuhr an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen sowie sekundären Pflanzenstoffen wird der oxidative Stress im Körper reduziert. So werden möglicherweise immunologische Prozesse, wie sie bei der MS eine Rolle spielen, günstig beeinflusst. Bei Entzündungsprozessen im Körper entstehen aggressive Sauerstoffradikale, sogenannte freie Radikale, die für Gehirn und Rückenmark besonders schädlich sind. Die Vitamine A, C und E wirken als Radikalfänger und können so möglicherweise die Entzündung eindämmen. Selen, Kupfer und Zink verbessern die Wirksamkeit antioxidativer Enzyme. So kann die richtige Ernährung den Körper unterstützen. In klinischen Studien zeigte sich, dass zusätzliche Selenund Zinkgaben immunologische Erkrankungen positiv beeinflussen können. Selen hat hier eine besondere Bedeutung, da es die Wirkung von Vitamin E verstärkt. Die Einnahme von Nahrungsergänzungspräparaten sollte jedoch nur in Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen, der ggf. eine individuelle Empfehlung ausspricht. Foto: Digitouch E ine „Heilung“ der MS durch die Ernährung darf nicht erwartet werden. Dennoch lässt sich über eine ausgewogene, vollwertige Ernährung das Krankheitsgeschehen positiv beeinflussen. In Studien wirkten sich Vitamin B 12 und Folsäure günstig auf die Nervenfunktion aus. Da MS häufiger in nördlichen Breiten als in südlichen, sonnenreicheren Gebieten der Erde auftritt, wird ein Zusammenhang zwischen der Vitamin D-Versorgung und dem Auftreten von MS vermutet. Vitamin D kann der Körper unter Sonneneinfluss selbst bilden. In Studien zeigte sich, dass eine schlechte Versorgung mit Vitamin D das Auftreten der MS begünstigt und den Verlauf verschlechtert. Wichtig ist es also, den Spiegel an Vitamin D nicht absinken zu lassen – daher jeden Tag an die frische Luft! ■ Ute Volmert, Dipl.-Ökotrophologin Fundierte MS-Gesundheitsratgeber im Internet Wer es sich ersparen möchte, aus der Fülle an Auskünften, die das Internet zur Multiplen Sklerose und anderen neurologischen Krankheiten zur Verfügung stellt, selbst die relevanten Angebote und Fakten herauszufiltern, der kann hier zu ausgewählten Themen sehr gezielt seriöse und fundierte Informationen abrufen, die leser-/besucherfreundlich sowie optisch ansprechend in Ratgeberform bereitgestellt werden – ein Besuch lohnt sich! ■ www.multiplesklerose.com www.multiplesklerose24.de www.multiplesklerose-aktuell.de www.multiplesklerose-aktuell.net www.cluster-kopfschmerz.com www.migraene-aktuell.com www.migraene-info.net 30 Befund MS 3/2009 SERVICE Internetportal www.curado.de informiert über deutlich erweitertes Krankheitsspektrum M it einem deutlich erweiterten Themenspektrum und einem neuen Layout informiert das Chronikerportal www.curado.de ab sofort noch umfassender. Aufgrund zahlreicher Nachfragen finden Besucher hier nun Auskunft und Austausch zu mehreren hundert verschiedenen Krankheitsbildern. Neben den bereits etablierten Themenbereichen MS und anderen neurologische Erkrankungen, Krebs, Diabetes und Allergien können sich Interessierte auf Curado jetzt z. B. auch zu rheumatologischen Erkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und zu Krankheiten des Verdauungssystems, zu Infektionskrankheiten u. v. m. informieren. Neu: Vorschläge und Anregungen für weitere Themenbereiche können per E-Mail eingereicht werden unter [email protected]. www.curado.de bietet für chronisch kranke Menschen einen seriösen und kostenlosen Service, über den genau die Informationen gezielt abgerufen werden können, die Betroffene in ihrer individuellen Situation benötigen. Täglich besuchen immer mehr Menschen Curado, Tendenz steigend. Das Portal www.curado.de gehört somit inzwischen zu den gefragten Adressen, wenn es um die Belange von chronisch Erkrankten geht. ■ Lassen Sie sich gut behandeln! Komfortabel, sicher und zuverlässig Multiple Sklerose Amyotrophische Lateralsklerose Migräne Die EDAG Rollstuhlladehilfe für VW, OPEL, Skoda, Audi und Renault EDAG GmbH & Co. KGaA Geschäftsbereich Ladehilfe Reesbergstraße 1 · 36039 Fulda Tel.: ++49 (0) 6 61 60 00-2 40 Fax: ++49 (0) 6 61 60 00-1 16 30 10 E-Mail: [email protected] www.edag-rollstuhl-ladehilfe.de Infoguts chein kostenlo s und un verbindli ch S C H WA R Z WA L D NEUROLOGISCHE KLINIK SELZER Unsere Fachklinik für Erkrankungen insbesondere der Multiplen Sklerose und Migräne besteht bereits seit mehr als 50 Jahren. Auf dieser großen Erfahrung basiert das individuelle Therapieprogramm, welches wir nach ausführlicher Beratung und Analyse Ihres Gesundheitszustandes für Sie erstellen. Komfortable Zimmer und ein großzügiges Wohnambiente fördern zudem die positive Lebenseinstellung. Name, Vo rname Straße PLZ, Woh nort Telefon Murgtalstraße 656 72270 Baiersbronn- S C H Ö N M Ü N Z AC H Telefon 07447/27-0 · Telefax 07447/27-222 www.selzer.de Befund MS 3/2009 31 SERVICE „Beautiful Day“ –Der Film zum 1. Welt-MS-Tag Z um 1. Welt-MS-Tag hat die Hertie-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Internationalen Multiple Sklerose Vereinigung (MSIF) mit der Hamburger Filmproduktion „Production M“ einen Film realisiert. Die irische Rockband U 2 hat dafür eine Gratislizenz ihres Grammy-Hits „Beautiful Day” zur Verfügung gestellt. Der Film ist auf der Homepage der Hertie-Stiftung unter www.ghst.de abrufbar. schung (inims) in Hamburg. Seit 2002 werden jährlich 1,3 Mio. Euro für MS-Forschungsprojekte an deutsche Institute und ins benachbarte Ausland vergeben. Neben der Forschungsförderung unterstützt die Hertie-Stiftung die Aktivitäten von Selbsthilfegruppen, gewährt Einzelfallhilfen und fördert die Selbstorganisation der Erkrankten. Dazu wurden in den zurückliegenden 25 Jahren Fördermittel von insgesamt 11 Mio. Euro bereitgestellt. ■ Mit dem Film möchte die Hertie-Stiftung auf die Erkrankung Multiple Sklerose aufmerksam machen und zu einem differenzierteren Bild der Erkrankung in der Öffentlichkeit beitragen. Quelle: Hertie Stiftung BILDERRÄTSEL: Vogel ? ?? ? ? ?? ? Rätselauflösung 1 2 5 8 9 3 2 9 8 4 7 6 4 1 3 5 6 7 3 6 2 4 5 7 1 5 6 1 8 3 9 8 7 2 4 9 9 7 4 6 1 8 7 4 2 3 9 5 2 6 1 5 8 3 8 5 7 1 3 9 2 6 4 8 3 9 5 1 2 7 6 4 1 2 8 6 7 4 3 9 5 Gemäß dem Willen ihres Stifters setzt sich die Hertie-Stiftung seit 1978 für MS-Erkrankte ein. Seitdem flossen mehr als 33 Mio. Euro in die Forschungsförderung. In Göttingen gründete die Hertie-Stiftung 2004 das deutschlandweit erste Institut für Multiple-Sklerose-Forschung und 2007 das Institut für Neuroimmunologie und Klinische Multiple-Sklerose-For- SUDOKU Brain-Training – Die Rätselecke 7 9 4 1 2 2 1 6 3 6 1 9 2 7 5 7 8 3 8 5 7 6 1 4 9 3 6 2 Foto: Shutterstock Bilderrätsel – Was ist das? 32 Befund MS 3/2009 SERVICE Befund MS Für ein besseres Leben mit MS Kostenfreier Bezug für Praxis/Klinik/SHG GFMK GmbH & Co. KG Verlagsgesellschaft Postfach 25 02 24 51324 Leverkusen Tel.: 02 14/3 10 57-0 Fax: 02 14/3 10 57-29 • Themen, die bewegen • Dieses Magazin entsteht in redaktioneller Zusammenarbeit mit Betroffenen, Patientenorganisationen, Experten und Kliniken • Befund MS informiert, klärt auf, macht Mut Per Fax an: 02 14/3 10 57-29 oder per E-Mail an: [email protected] Wir möchten Befund MS (3 Ausgaben pro Jahr) kostenfrei zur Auslage in unserer Praxis/Klinik/SHG erhalten. Bitte senden Sie das Magazin an folgende Anschrift: (Institution: Name der Arztpraxis/Klinik oder SHG) (Zusatz, z. B. Abteilung) (Telefon-/Fax-Nummer) (Name des Ansprechpartners/der Ansprechpartnerin) (Straße, Hausnummer) (PLZ, Ort) Mit dieser Bestellung gehen Sie keinerlei Verpflichtungen ein. Eine Zuteilung kann aufgrund der begrenzten Auflage nicht garantiert werden. Es entstehen für Sie keine Kosten. I. d. R. werden jeweils ca. 30–50 Exemplare geliefert. Ergänzend zu unserem Magazin erscheinen in unserem Verlag in unregelmäßigen Abständen auch themenbezogene Ratgeberbroschüren, die Sie ebenfalls kostenfrei erhalten. Wenn Sie unsere Publikationen nicht mehr beziehen möchten, können Sie diese jederzeit telefonisch unter der Nummer 02 14/3 10 57-0 oder per Fax bzw. per E-Mail abbestellen (Nummer bzw. Adresse s. o.). Bitte sehen Sie von unfreien Rücksendungen ab. Information für Patienten Wenn Sie dieses Magazin gerne regelmäßig kostenfrei lesen möchten, legen Sie dieses Formular in Ihrer Arztpraxis, Ihrer Klinik oder Ihrer Selbsthilfegruppe vor und bitten Sie um Bestellung. Unsere Informationsschriften sind bei Bestellung über Arztpraxen, Kliniken und Selbsthilfegruppen kostenfrei. Befund MS 3/2009 33 IMPRESSUM/WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT IMPRESSUM Herausgeber & Verlag: GFMK GmbH & Co. KG Verlagsgesellschaft Gezelinallee 37-39 51375 Leverkusen Tel.: 02 14/3 10 57-0 Fax: 02 14/3 10 57-19 www.gfmk.com E-Mail: [email protected] Geschäftsführer: Holger F. Caspari Produktion: GFMK GmbH & Co. KG Holger F. Caspari (V.i.S.d.P.) Anke Tennemann (Ressortleiterin Produktion) Stefanie Zerres Anzeigenleitung: Lydia Schubert Tel.: 02 14/3 10 57-20 Gestaltung: del din design, Siegburg www.deldindesign.de Druck: Messedruck Leipzig GmbH Fotos/Abbildungen: DAK, Digitouch, Hochschule Niederrhein, Photodisc, Photos.com, Serono, Shutterstock, Universität Erlangen-Nürnberg Titelfoto: Photos.com Redaktionsschluss: für die Ausgabe 1/10: 15. Februar 2010 Befund MS erscheint dritteljährlich. Nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen bleiben alle Rechte dem Verlag vorbehalten. Der Verlag und die Redaktion übernehmen für unverlangt eingesandte Manuskripte keine Haftung. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wieder. Das Magazin und alle in ihm enthaltenen Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Bei Nachdruck, auch wenn Artikel auszugsweise verwendet werden, bedarf es der ausdrücklichen schriftlichen Zustimmung. Nach erfolgter Zustimmung wird um Angabe der Quelle und Zusendung eines Belegexemplars gebeten. Die Inhalte der Anzeigen müssen nicht zwangsläufig mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen. AP-Nachrichten – The Associated Press, alle Rechte vorbehalten. AP-Nachrichten dürfen ohne vorherige ausdrückliche Erlaubnis von Associated Press weder veröffentlicht, noch umgeschrieben oder weiterverarbeitet werden, sei dies zu gewerblichen oder anderen Zwecken. 34 Befund MS 3/2009 WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT PROF. DR. MED. M. BÄHR Universitätsklinik Göttingen Abteilung für Neurologie PROF. DR. MED. W. BRÜCK Universitätsklinik Göttingen Abteilung für Neuropathologie PROF. DR. MED. J. HAAN Kliniken Maria Hilf GmbH Abteilung für Neurologie Mönchengladbach PROF. DR. MED. F. HEIDENREICH Neurologische Klinik des Krankenhauses Henriettenstiftung Hannover PROF. DR. MED. T. HENZE Reha-Zentrum Nittenau Abteilung für Neurologie PROF. DR. MED. J. JÖRG Helios Klinikum Wuppertal Klinikum für Neurologie und klinische Neuropsychologie PROF. DR. RER. NAT. R. MARTINI Universitätsklinikum Würzburg Neurologische Klinik und Poliklinik und Institut für Klinische Neurobiologie PROF. DR. MED. A. MELMS Neurologische Universitätsklinik Tübingen PROF. DR. MED. A. MOSER Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein Lübeck PROF. DR. MED. P. OSCHMANN Krankenhaus Hohe Warte Bayreuth Neurologische Klinik DR. MED. D. PÖHLAU Kamillus-Klinik Abteilung für Neurologie Asbach DR. MED. S. K. SCHIMRIGK Klinikum Lüdenscheid Neurologische Klinik PROF. DR. MED. D. SEIDEL Augustahospital Anholt Klinik für Neurologie PROF. DR. MED. R. SEITZ Universitätsklinikum Düsseldorf Neurologische Klinik PROF. DR. MED. K. WESSEL Städtisches Klinikum Braunschweig und Technische Universität Braunschweig GLOSSAR ANTIGEN Substanz, die von einem Organismus als fremd erkannt wird und dadurch eine spezifische Immunantwort (Bildung von Antikörpern oder immunkompetenten Lymphozyten) auslöst APHASIE Sprachstörung nach abgeschlossener Sprachentwicklung, verursacht durch eine Hirnschädigung APRAXIE Störung von Bewegungsabläufen sowie Unfähigkeit, Gegenstände trotz Bewegungsfähigkeit und Wahrnehmung sinnvoll zu benutzen ATAXIE Gestörte Koordination von Bewegungsabläufen, z. B. schwankender Gang AUTOIMMUNERKRANKUNG Erkrankung, bei der sich das Immunsystem gegen körpereigene Strukturen (z. B. bestimmte Zellen oder Gewebe) richtet. Gattungsbegriff für eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Krankheiten AXON Fortsatz der Nervenzelle zur Erregungsweiterleitung COMPUTERTOMOGRAPHIE (CT) Röntgendiagnostisches, computergestütztes, bildgebendes Verfahren DEMYELINISIERUNG Entmarkung von Nervenzellen, Schädigung und Verlust von Myelin im Nervensystem DIFFERENTIALDIAGNOSE Ausschluss von Krankheitsbildern, die einer bestimmten Erkrankung ähnlich sind, um die Diagnose sicher stellen zu können DYSÄSTHESIE Sensibilitätsstörung, bei der Reize qualitativ anders empfunden werden, z. B. Kälte als Schmerz DYSMETRIE falsche Abmessung von Zielbewegungen, überschießende oder zu kurz bemessene Bewegungen EAE Experimentelle Autoimmune Enzephalopathie; MS im Tiermodell zu Versuchszwecken EDSS-SKALA engl. expanded disability status scale; Leistungsskala nach Kurtzke, die Auskunft über den Grad der Behinderung eines MS-Patienten gibt; die Skala reicht in 0,5er Schritten von 1 bis 10 ELEKTROENZEPHALOGRAPHIE (EEG) Verfahren zur Messung der Gehirnströme ENTMARKUNG siehe Demyelinisation EVOZIERTE POTENZIALE durch akustische, optische oder elektrische Reize ausgelöste Antwortpotenziale; diagnostisches Verfahren zur Testung der Reizleitung von bestimmten Nervenbahnen GANGATAXIE breitbeiniger, schwankender, unsicherer Gang (wie betrunken) IMMUNGLOBULINE best. Eiweißstoffe, die nach Kontakt des Organismus mit einem Antigen von weißen Blutkörperchen gebildet werden und als Antikörper im Blutserum, in Gewebeflüssigkeiten und Körpersekreten für eine best. Art der Immunität wichtig sind IMMUNMODULATION Beeinflussung des Immunsystems durch pharmazeutisch wirksame Stoffe IMMUNSUPPRESSION künstliche Unterdrückung des Immunsystems, z. B. bei Autoimmunerkrankungen oder nach Transplantationen IMMUNSYSTEM komplexes funktionelles System des Körpers mit der Fähigkeit, körperfremde Substanzen abzuwehren und anomale (z. B. maligne, entartete) Körperzellen zu eliminieren INTERFERONE ein Interferon (IFN) ist ein Protein oder Glykoprotein, das in menschlichen und tierischen Zellen gebildet wird und eine immunstimulierende Wirkung entfaltet NEURON Nervenzelle bzw. Nervenzellkörper OPTIKUSNEURITIS Sehnerventzündung, kann ein frühes Zeichen einer MS sein PARAPARESE unvollständige Lähmung zweier symmetrischer Extremitäten PARÄSTHESIE Missempfindung, meist Kribbeln oder Brennen, vorwiegend in den Extremitäten PARESE unvollständige Lähmung PERIPHERES NERVENSYSTEM PNS; der Teil des Nervensystems, der außerhalb von Gehirn und Rückenmark, also dem Zentralen Nervensystem, gelagert ist PERIMETRIE Verfahren zur Bestimmung des Gesichtsfeldes und evtl. vorhandener Gesichtsfeldausfälle PHYSIOTHERAPIE Verfahren der Bewegungstherapie sowie der physikalischen Therapie.Verschiedene Behandlungsmethoden mit unterschiedlichen therapeutischen Ansätzen sind möglich, für MS-Patienten kommt z. B. die Bobath-Therapie infrage KERNSPINTOMOGRAPHIE Magnetresonanztomographie (MRT); computergestütztes, bildgebendes Verfahren, bei dem die zu untersuchenden Körperbereiche einem Magnetfeld ausgesetzt werden und das z. B. detailgetreue Abbildungen des Nervensystems ermöglicht REMISSION Rückbildung, z. B. von neurologischen Symptomen KNIE-HACKEN-VERSUCH Prüfung der Koordination, bei der der Patient in Rückenlage zuerst bei geöffneten, dann bei geschlossenen Augen mit einer Ferse das Knie des anderen Beins berührt ROMBERG-VERSUCH Untersuchung zur Überprüfung der Standsicherheit. Der Patient steht mit geschlossenen Füßen, vorgestreckten Armen und geschlossenen Augen aufrecht im Raum KURTZKE-SKALA siehe EDSS-Skala SCHWANNSCHE ZELLEN Myelin bildende Zellen LHERMITTE-ZEICHEN Nackenbeugezeichen; Missempfindung in den Armen und Beinen bei starker Beugung des Kopfs nach vorne; häufig positiv bei MS-Patienten SKLEROSE Verhärtung von Gewebe oder eines Organs durch vermehrte Bildung von Bindegewebe. Eine Sklerose kann altersbedingt, z. B. als Arteriosklerose, oder bei entzündlichen Prozessen auftreten LIQUOR CEREBROSPINALIS Nervenwasser; Flüssigkeit, die Rückenmark und Gehirn umspült und vor Erschütterungen schützt LUMBALPUNKTION Entnahme von Nervenwasser im Bereich der Lendenwirbelsäule zu diagnostischen oder therapeutischen Zwecken MCDONALD-KRITERIEN Kriterien, die für die Diagnostizierung einer MS eine Kombination aus klinischen Untersuchungen, Labortests und MRT-Aufnahmen vorsehen RIGOR Steifigkeit der Muskulatur, verursacht durch erhöhte Muskelspannung SPASTIK krampfartig erhöhte Muskelspannung SYNAPSE Umschaltstelle für die Erregungsübertragung von einer Nervenzelle auf eine andere oder auf das Erfolgsorgan (z. B. Muskelzelle) TETRAPARESE inkomplette Lähmung aller vier Extremitäten MYELIN Substanz aus Fett, Eiweiß und Wasser, die die markhaltigen Nervenfasern isolierend umgibt TREMOR Zittern, verursacht durch unwillkürliche Kontraktion von entgegengesetzt wirkenden Muskeln FATIGUE chronische Müdigkeit oder Erschöpfung, die bei einer Reihe von Erkrankungen vorkommen kann MYELINSCHEIDE aus Myelin bestehende Umhüllung des Axons eines Neurons UHTHOFF-PHÄNOMEN Verschlechterung der neurologischen Symptome bei Wärmeeinwirkung FINGER-NASE-VERSUCH Test zur Prüfung der Koordination; Patient muss zuerst mit offenen, dann mit geschlossenen Augen eine weite Ausholbewegung ausführen und dann zügig den Zeigefinger an die Nasenspitze führen MYELOGRAPHIE radiologische Untersuchung der Wirbelsäule und des Spinalkanals ZENTRALES NERVENSYSTEM auch Zentralnervensystem, ZNS; Gehirn und Rückenmark bilden zusammen das Zentrale Nervensystem, die zentrale Schaltstelle des gesamten Nervensystems NACKENBEUGEZEICHEN siehe Lhermitte-Zeichen Befund MS 3/2009 35